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Als Olivingruppe kurz der Olivin wird eine Gruppe von Mineralen ahnlicher Zusammensetzung und Struktur aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate bezeichnet Definitionsgemass gehoren dieser Gruppe Inselsilikate mit der allgemeinen Zusammensetzung A22 SiO4 an wobei A als Platzhalter fur die chemischen Elemente Blei Calcium Cobalt Eisen Magnesium Mangan und Nickel dient 1 Korniges Olivin Aggregat vom Mount Erebus Ross Insel AntarktisOlivin Kristallstufe Forsterit aus der Olivin Lagerstatte Sapat North West Frontier PakistanAlle Mitglieder der Olivingruppe kristallisieren im orthorhombischen Kristallsystem Einzige Ausnahme ist der Laihunit der in monokliner Symmetrie kristallisiert Die Gruppenmitglieder entwickeln meist durchsichtige bis durchscheinende Kristalle mit einem tafeligen bis prismatischen Habitus und einem fett bis glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Die Farbe variiert meist zwischen hell und dunkelgrun kann aber auch gelbbraun bis schwarz und selten auch farblos sein Auf der Strichtafel hinterlasst Olivin immer einen weissen Strich Mit einer Mohsharte von 6 bis 7 gehoren die Olivine zu den mittelharten Mineralen die sich wie das Referenzmineral Orthoklas Harte 6 gerade noch mit einer Stahlfeile ritzen lassen oder wie Quarz Harte 7 selbst in der Lage sind Fensterglas zu ritzen Olivin Kristalle sind nach der c Flache 001 sehr deutlich und nach der b Flache 010 gut bis unvollkommen spaltbar Zerbrichen die Kristalle nach anderen Raumrichtungen sind die Bruchflachen unregelmassig und muschelformig Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Einzelminerale und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie Kurzbezeichnung Olivin stammt aus lateinisch oliva fur Olive Abraham Gottlob Werner wahlte 1790 diesen Namen aufgrund der uberwiegend oliv bis flaschengrunen Farbe dieser Mineralgruppe 2 Die Edelsteinvarietat Peridot wird schon seit dem 15 Jahrhundert v Chr auf der Insel Zebirget Zabargad im Roten Meer abgebaut Er wurde in Europa hauptsachlich durch die Kreuzzuge bekannt Erst im Jahre 1772 wurden normale Olivine als eigenstandige Minerale erkannt ausgerechnet in einem Meteoriten Klassifikation BearbeitenBereits in der seit 1977 veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte die Olivingruppe hier Olivin Reihe mit der System Nr VIII A 03 zur Abteilung der Inselsilikate Nesosilikate und bestand aus den Mitgliedern Fayalit auch Hortonolith Forsterit dem zu dieser Zeit noch als ein Mineral angesehenen Olivin und Tephroit sowie den inzwischen diskreditierten Varietaten der Fayalit Tephroit Serie Knebelit und Eisenknebelit Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt die Olivingruppe auch Olivin Gruppe die System Nr VIII A 04 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Inselsilikate mit SiO4 Gruppen wo die Gruppe sich aus den Mitgliedern Fayalit Forsterit Laihunit Liebenbergit und Tephroit zusammensetzt Stand 2018 3 Auch die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 4 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet die Olivingruppe in die Abteilung der Inselsilikate Nesosilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen so dass die Olivingruppe mit der System Nr 9 AC 05 entsprechend der Zusammensetzung der Mitglieder Fayalit Forsterit Glaukochroit Kirschsteinit Laihunit Liebenbergit und Tephroit in der Unterabteilung Inselsilikate ohne zusatzliche Anionen Kationen in oktaedrischer 6 er Koordination zu finden ist Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet die Olivingruppe ebenso in die Abteilung der Inselsilikatminerale ein Hier erhielt sie die System Nr 51 03 01 besteht aus den Mitgliedern Olivin Fayalit Forsterit Liebenbergit Tephroit und Laihunit und ist innerhalb der Unterabteilung Inselsilikate SiO4 Gruppen mit allen Kationen nur in oktahedraler 6 Koordination zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von a Olivina Achse waagerechtb Achse senkrechtc Achse zeigt zum BetrachterM Metall Ionen Mg oder Fe nbsp Kristallflachen bei OlivinDie Struktur der Olivine ahnelt der einer hexagonal dichtesten Kugelpackung bei der die Sauerstoffatome die Packungsebenen darstellen Das Silicium fullt dabei die entstehenden Tetraederlucken Magnesium und Eisen entsprechend die Oktaederlucken Im oberen Mantel durchlaufen Olivine aufgrund des steigenden Drucks und steigender Temperatur zwei Phasenumwandlungen In etwa 410 km Tiefe 410 km Diskontinuitat entsteht die Hochdruck Modifikation Wadsleyit modifizierter Spinell auch als b Olivin bezeichnet und ab etwa einer Tiefe von 520 km 520 km Diskontinuitat geht dieser in Ringwoodit Spinell auch als g Olivin bezeichnet uber 5 Neben diesen stabilen Polymorphen existiert mit Poirierit e Phase auch eine metastabile Form die strukturell zwischen a Olivin Wadsleyit und Ringwoodit liegt Sie wurde in Form mikroskopisch kleiner Lamellen in Ringwoodit Kornern in schockmetamorph uberpragten Meteoriten nachgewiesen 6 7 8 Die Bezeichnung Spinell bezieht sich hier nur auf die Kristallstruktur und ist nicht mit dem eigentlichen Mineral Spinell zu verwechseln An der Grenze zwischen oberem und unterem Mantel in 660 km Tiefe zerfallt Ringwoodit schliesslich in Bridgmanit Mg Fe SiO3 Perowskit Struktur und Magnesiowustit Mg Fe O Insbesondere die Phasengrenzen bei 410 und 660 km werden mit markanten seismischen Diskontinuitaten an denen Erdbebenwellen reflektiert bzw gebrochen werden in Verbindung gesetzt und definieren somit die Mantelubergangszone Einzelminerale und Varietaten BearbeitenIm engeren Sinne wird als Olivin zwar uberwiegend ein Mischkristall der Reihe Forsterit Fayalit gesehen allerdings bilden diese Minerale auch mit Tephroit Mischkristalle so dass die Olivinreihe eigentlich aus drei Endgliedern besteht 9 dem dichteren eisenhaltigen Fayalit Fe2 SiO4 Molmasse 203 78 Schmelzpunkt 1490 K dem magnesiumhaltigen Forsterit Mg2SiO4 Molmasse 140 71 Schmelzpunkt 2163 K dem manganhaltigen Tephroit Mn2SiO4Benannte Zwischenglieder sind Hyalosiderit und Hortonolith die aber keine eigenstandigen Minerale darstellen Klare und grosse Olivinkristalle sind geschatzte Schmucksteine und werden als Peridot oder Chrysolith bezeichnet Bildung und Fundorte BearbeitenOlivine sind die haufigsten Silikate und gesteinsbildende Minerale Sie bilden den Hauptbestandteil des oberen Erdmantels wo die Magnesium und Eisenanteile des Olivins etwa im Verhaltnis 9 1 stehen und entstehen in basischen und ultrabasischen intrusiven magmatischen Gesteinen wie Gabbro und Peridotit aber auch in extrusiven wie dem Basalt Dunit ist ein intrusives Gestein das fast ausschliesslich aus Olivin besteht und in dem bis zu 15 cm grosse Forsteritkristalle gefunden wurden Durch Metamorphose entsteht Olivin als Forsterit aus dolomitreichem Kalkstein umgekehrt bilden sich durch Verwitterungsprozesse und durch Kontakt mit mineralreichen hydrothermalen Losungen Serpentine aus Olivin Serpentinisierung Die Erosion von Basaltlava fuhrt an manchen Stellen zur Entstehung dunkelgruner Olivinsande Schliesslich kommt Olivin auch in einer Gruppe der Stein Eisen Meteorite den Pallasiten und den meisten Chondriten sowie einigen Steinmeteoriten wie den Ureiliten vor Die Olivinkristalle sind hier in eine Nickel Eisen Matrix eingebettet Anfang Marz 2007 wurde berichtet dass im Bereich der Fifteen Twenty Fracture Zone FTFZ des Mittelatlantischen Ruckens auf halbem Wege zwischen Barbados und Teneriffa ein ungewohnliches Loch in der Erdkruste entdeckt wurde durch das man direkt auf den Fels des Erdmantels aus grun schimmerndem Olivin sehen konne 10 11 nbsp Lava mit Olivin Azoren nbsp Olivinbasalt vergrossert nbsp Gruner Olivinsand auf Hawaii nbsp Olivin Korn in einer mikroskopischen Dunnschliffaufnahme gekreuzte Polarisatoren des magmatischen Tiefengesteins GabbroIm April 2011 meldete ein US amerikanisches Forscherteam die Entdeckung von Olivinkristallen Forsterit in der protostellaren Wolke des Protosterns HOPS 68 mit Hilfe des Spitzer Weltraumteleskops Die Wissenschaftler nehmen an dass das zunachst amorphe Material nahe dem Protostern getempert wird und dabei kristallisiert bevor es durch Transportvorgange in den kuhleren ausseren Bereich der Staubhulle befordert wird 12 Auch in zahlreichen weiteren kosmischen Umgebungen wurde Olivin mit Methoden der Infrarot Spektroskopie nachgewiesen in mehreren Kometen in den Staubhullen pulsierender Roter Riesensterne in Planetarischen Nebeln sowie in protoplanetaren Scheiben 13 Verwendung Bearbeiten nbsp Peridot 1 49ct und 1 36ct ChinaDie besonders reine transparent grune Variante des Olivins der Peridot der auch als Chrysolith bezeichnet wird findet als Schmuckstein Verwendung Normaler Olivin wird bei der Herstellung hitzeresistenter Glaser und feuerfester Werkstoffe genutzt ferner fur die Herstellung von Eisenerzpellets als Schlackenbildner Olivinsand wird als Formsand in der Metallgiesserei sowie als Abrasiv verwendet 14 Ausserdem dient es als Katalysator bei Holzvergasungsprozessen etwa in der Pilotanlage in Gussing Osterreich Zusatzlich eignet sich Olivin als Warmespeicher etwa in Nachtspeicherheizungen und auch sehr gut als Aufgussstein fur die Sauna Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der MineraleLiteratur BearbeitenHans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 454 460 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 654 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Olivine Sammlung von Bildern und Audiodateien Olivin Gruppe In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 17 Mai 2021 Jurgen Kuhnle Mineralien Lexikon Olivin In wissen im netz info Wissen im Netz archiviert vom Original am 5 Marz 2016 abgerufen am 17 Mai 2021 GeoLexikon Olivin In geodz com GeoDataZone 27 Mai 2018 abgerufen am 17 Mai 2021 Michael R W Peters Peridot Forsterit und Dunilit Varietaten des Minerals Olivin In realgems org RealGems 30 November 2016 abgerufen am 17 Mai 2021 mit Bildern geschliffener Olivine bzw Peridot Forsterit Dunilit und Pallasit Olivine group In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 17 Mai 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 454 Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 285 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 17 Mai 2021 englisch Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandig uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 420 421 Naotaka Tomioka Takuo Okuchi A new high pressure form of Mg2SiO4 highlighting diffusionless phase transitions of olivine In Scientific Reports Band 7 2017 S 1 9 doi 10 1038 s41598 017 17698 z englisch nature com PDF 2 6 MB abgerufen am 17 Mai 2021 Art Nr 17351 Naotaka Tomioka Luca Bindi Takuo Okuchi Masaaki Miyahara Toshiaki Iitaka Zhi Li Tsutomu Kawatsu Xiande Xie Narangoo Purevjav Riho Tani Yu Kodama Poirierite a dense metastable polymorph of magnesium iron silicate in shocked meteorites In Nature Communications Earth amp Environment Band 2 2021 S Art Nr 16 doi 10 1038 s43247 020 00090 7 englisch nature com PDF 2 0 MB abgerufen am 17 Mai 2021 Naotaka Tomioka Takuo Okuchi Toshiaki Iitaka Masaaki Miyahara Luca Bindi Xiande Xie IMA Commission on New Minerals Nomenclature and Classification CNMNC Newsletter 54 In Mineralogical Magazine Band 84 2020 S 359 365 doi 10 1180 mgm 2020 21 englisch rruff info PDF 180 kB abgerufen am 17 Mai 2021 Poirierite IMA 2018 026b ab S Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 455 Markus Becker Forscher untersuchen riesiges Loch in der Erdkruste In spiegel de Der Spiegel 6 Marz 2007 abgerufen am 22 Januar 2019 Drilling the Mid Atlantic Ridge RRS James Cook cruise JC007 5 March 2007 17 April 2007 In classroomatsea net Classroom Sea archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 22 Januar 2019 Charles A Poteet S Thomas Megeath Dan M Watson Nuria Calvet Ian S Remming Melissa K McClure Benjamin A Sargent William J Fischer Elise Furlan Lori E Allen Jon E Bjorkman Lee Hartmann James Muzerolle John J Tobin Babar Ali A Spitzer IRS Detection of Crystalline Silicates in a Protostellar Envelope In Astrophysical Journal Letters Band 733 Nr 2 10 Mai 2011 doi 10 1088 2041 8205 733 2 L32 arxiv 1104 4498v1 englisch arxiv org PDF 277 kB abgerufen am 22 Januar 2019 Thomas Henning Astromineralogy 2 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 13258 2 W Pohl Mineralische und Energie Rohstoffe 5 Auflage Schweizerbart Stuttgart 2005 ISBN 3 510 65212 6 S 273 Normdaten Sachbegriff GND 4172557 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olivingruppe amp oldid 237842195