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Wadsleyit ist ein Mineral aus der Abteilung der Gruppensilikate innerhalb der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Mg2 SiO4 3 und ist damit chemisch gesehen ein Magnesium Silikat WadsleyitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1982 012 1 IMA Symbol Wds 2 Chemische Formel Mg2 SiO4 3 b Mg Fe 2 SiO4 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Gruppensilikate Sorosilikate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII A 06 VIII A 06 010 09 BE 02 51 03 04 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 m 5 wasserhaltig monoklin prismatisch 2 m Raumgruppe Imma Nr 74 Vorlage Raumgruppe 74Gitterparameter a 5 71 A b 11 47 A c 8 28 A 4 Formeleinheiten Z 8 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte nicht definiertDichte g cm3 berechnet 3 84 6 Spaltbarkeit nicht definiertFarbe farblos bis blassbeige oder hellgrau dunkelgrunStrichfarbe weissTransparenz durchsichtigGlanz nicht definiertKristalloptikBrechungsindex n 1 76 6 Optischer Charakter zweiachsigWadsleyit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem entwickelt aber nur mikrokristalline Aggregate mit Korngrossen bis maximal 5 µm Bei Wasseraufnahme von mehr als 1 5 andert Wadsleyit sein Kristallsystem und wird monoklin In reiner Form ist Wadsleyit annahernd farblos und durchsichtig Bei naturlich vorkommenden Wadsleyiten kann allerdings bis zu 30 der Mg2 Ionen durch Fe2 Ionen ersetzt substituiert sein wodurch das Mineral eine dunkelgrune Farbe annimmt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie Vorstellung dass Olivin bei hohem Druck Phasentransformationen durchlauft geht auf Experimente des Kristallchemikers Victor Mordechai Goldschmidt in den 1920er Jahren und darauf aufbauende Uberlegungen von Harold Jeffreys und John Bernal aus den 1930er Jahren zuruck Der erste dieser Phasenubergange also der von Olivin zu Wadsleyit wurde jedoch experimentell erst 1966 von Ringwood und Major nachgewiesen Zwei Jahre spater bestatigten Akimoto und Sato Wadsleyit das zunachst als b Phase bezeichnet wurde als stabile Phase Das Mineral ist nach dem Mineralogen Arthur David Wadsley 1918 1969 benannt Klassifikation BearbeitenIn der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Wadsleyit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Inselsilikate Nesosilikate wo er zusammen mit Ringwoodit die unbenannte Gruppe VIII A 06 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Wadsleyit dagegen in die Abteilung der Gruppensilikate Sorosilikate ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Art der Silikatgruppenbildung der moglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Si2O7 Gruppen mit zusatzlichen Anionen Kationen in oktaedrischer 6 und grosserer Koordination zu finden ist wo es zusammen mit dem bisher nur hypothetisch bekannten Mineral Wadsleyit II die unbenannte Gruppe 9 BE 02 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wadsleyit wie die veraltete 8 Auflage der Strunz Systematik in die Abteilung der Inselsilikate ein wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 51 03 04 innerhalb der Unterabteilung Inselsilikate SiO4 Gruppen mit allen Kationen nur in oktahedraler 6 Koordination zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Molvolumen als Funktion des Drucks bei ZimmertemperaturWadsleyit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Imma Raumgruppen Nr 74 Vorlage Raumgruppe 74 mit den Gitterparametern a 5 71 A b 11 47 A und c 3 28 A sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Wadsleyit hat eine modifizierte Spinellstruktur Die Mg und Si Atome sind vollkommen geordnet Es gibt drei unterschiedliche oktaedrische Gitterpositionen M1 M2 und M3 und eine tetraedrische Position Von den vier unterschiedlichen Sauerstoffionen der Struktur ist das auf der O1 Position nicht an Silicium gebunden sondern liegt zwischen vier Mg2 Oktaedern Bei Hydrierung Wasseraufnahme kann es eine Bindung mit einem Wasserstoffion also einem Proton eingehen und dabei eine Mg Fehlstelle auf der M3 Position erzeugen Ubersteigt der Wassergehalt etwa 1 5 ordnen sich die M3 Fehlstellen so dass sich die normale orthorhombische Symmetrie des Kristalls zu einer monoklinen mit einem Winkel b von bis 90 4 verringert Eigenschaften BearbeitenAufgrund der Anisotropie des orthorhombischen bzw monoklinen Kristallstruktur zeigen die Kristalle Doppelbrechung Modifikationen und Varietaten BearbeitenWadsleyit ist die Hochdruckmodifikation von Forsterit dem magnesiumhaltigen Endglied der Olivin Mischreihe Anders als bei der a Modifikation Forsterit und der g Modifikation Ringwoodit gibt es beim als b Phase bezeichneten Wadsleyit keine durchgangige Mischreihe mit bis zu 100 Eisen anstelle von Magnesium siehe auch Fayalit Modifikationen und Varietaten Bildung und Fundorte BearbeitenWadsleyit tritt auf der Erde vor allem im oberen Teil der Ubergangszone des Erdmantels zwischen etwa 410 und 520 km Tiefe auf und bildet dort die dominierende Mineralphase Das Vorhandensein uberzahliger Bindungselektronen des Sauerstoffs in den Si2O7 Gruppen der Wadsleyit Kristallstruktur erlaubt den relativ leichten Einbau von bis zu drei Massenprozent Wasser in das eigentlich wasserfreie Mineral Dadurch wird Wadsleyit potenziell zu einem wichtigen Wasserspeicher im Erdinneren 7 Ausserdem ist das Mineral mitunter auch als Produkt von Stosswellenmetamorphose in Meteoriten gefunden worden Die erste bekannte naturliche Probe stammt von einem Steinmeteorit Chondrit der nahe dem Peace River in der kanadischen Provinz Alberta gefunden wurde 8 Weitere Meteoriten in denen Wadsleyit nachgewiesen werden konnte sind der Tenham Steinmeteorit in der australischen Provinz Queensland die Chondriten Boxian und Sixiangkou in den chinesischen Provinzen Anhui und Jiangsu der Chassigny Marsmeteorit im franzosischen Departement Haute Marne der kohlige Chondrit Gujba im nigerianischen Bundesstaat Yobe und der Chondrit Dhofar 922 in der gleichnamigen Region des Sultanats Oman 9 Daneben fand man Wadsleyit noch in den ultramafischen Gesteinen des Maowu Komplexes im Kreis Qianshan in der chinesischen Provinz Anhui sowie auf den Schlackefeldern der Richelsdorfer Hutte im gleichnamigen hessischen Gebirge in Deutschland 9 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenG D Price A Putnis S O Agrell D G W Smith Wadsleyite natural b Mg Fe 2SiO4 from the Peace River Meteorite In The Canadian Mineralogist Band 21 Nr 1 2 Januar 1983 S 29 35 rruff info PDF abgerufen am 3 Januar 2016 Annette K Kleppe Andrew P Jephcoat Joseph R Smyth High pressure Raman spectroscopic studies of hydrous wadsleyite II In American Mineralogist Band 91 2006 S 1102 1109 rruff info PDF 381 kB abgerufen am 3 Januar 2016 Takaaki Kawazoe Johannes Buchen Hauke Marquardt Synthesis of large wadsleyite single crystals by solid state recrystallization In American Mineralogist Band 100 2015 S 2336 2339 doi 10 2138 am 2015 5400 Weblinks BearbeitenMineralienatlas Wadsleyit Mindat Wadsleyite RRUFF Database of Raman spectroscopy Wadsleyite American Mineralogist Crystal Structure Database WadsleyiteEinzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b IMA CNMNC List of Mineral Names November 2015 PDF 1 6 MB a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 539 Webmineral Wadsleyite Mineral Data a b Wadsleyite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 63 6 kB Joseph R Smyth b Mg2SiO4 A potential host for water in the mantle In American Mineralogist Band 72 Nr 11 12 12 Januar 1987 S 1051 1055 minsocam org PDF abgerufen am 25 Oktober 2014 G D Price A Putnis S O Agrell D G W Smith Wadsleyite natural b Mg Fe 2SiO4 from the Peace River Meteorite In The Canadian Mineralogist Band 21 Nr 1 2 Januar 1983 S 29 35 rruff info PDF abgerufen am 3 Januar 2016 a b Fundortliste fur Wadsleyit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wadsleyit amp oldid 230949141