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Chondrite bilden mit einem Anteil von etwa 86 Prozent die grosste Klasse der Meteoriten Ihr Name ruhrt von eingeschlossenen kleinen Silikatkugelchen her den Chondren die in eine feinkornige Grundmasse eingebettet sind Die mineralogische Zusammensetzung der Chondrite wird von den Mineralen Olivin Pyroxen und Plagioklas dominiert Sie enthalten aber auch mit wenigen Ausnahmen bei den kohligen Chondriten stets metallisches Nickeleisen siehe Bild Chondrit Holbrook und Eisensulfid Troilit Allende Meteorit L6 Chondrit Holbrook Hohe 5 cm Schnittflache die hellen Korner sind MetallChondrite konnen als kosmische Sedimentgesteine aufgefasst werden Oft werden sie auch undifferenzierte Meteoriten genannt da ihre chemische Zusammensetzung mit Ausnahme gasformiger und leichtfluchtiger Elemente wie Natrium und Kalium oder der Edelgase der Zusammensetzung der Photosphare der Sonne und damit der des ursprunglichen solaren Nebels entspricht Altersbestimmungen durch Messungen radioaktiver Isotope haben ergeben dass Chondrite bereits in der Fruhzeit des Sonnensystems vor 4 5 Milliarden Jahren entstanden sind 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Klassifikation 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Chondritenfall von Luce in Frankreich 1768 wurde durch den franzosischen Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier untersucht Damals wurde allerdings die Existenz von Meteoriten nicht allgemein anerkannt und Lavoisier erklarte den Stein fur eine Art Eisenkies Die auffalligen Chondren die in Steinen von den verschiedensten Fundplatzen beobachtet wurden fuhrten jedoch schliesslich dazu ihre ausserirdische Herkunft anzuerkennen Am 13 Oktober 1819 fiel bei dichtem Nebel auf einem Acker zwischen Pohlitz Bad Kostritz und Langenberg Gera im Gebiet des heutigen Chemiewerks Bad Kostritz ein rund drei Kilogramm schwerer Steinmeteorit vom Typ Chondrit L5 vom Himmel Der Meteorit wurde unter dem offiziellen Namen Pohlitz registriert 2 3 Das Ereignis interessierte auch Johann Wolfgang von Goethe und er erhielt drei kleine Stucke vom Pohlitzer Meteoriten fur seine Sammlung in Weimar Weitere Teilstucke sind mittlerweile in Sammlungen der ganzen Welt verteilt 4 Der beruhmte franzosische Chemiker Louis Pasteur untersuchte im Jahr 1864 ebenfalls einen Meteoriten der den kohligen Chondriten zugeordnet wurde Klassifikation Bearbeiten nbsp NWA 3118 kohliger Chondrit CV3Chondrite konnen nochmals in Unterklassen eingeteilt werden Nach Haufigkeit an erster Stelle stehen die gewohnlichen Chondrite Die kohligen Chondrite werden so genannt weil sie grossere Mengen Kohlenstoff auch als organische Verbindungen enthalten Ihre Bruchflache sieht daher mehr oder weniger kohlschwarz aus Neben Chondren sind in ihrer feinkornigen Matrix auch noch prasolare Minerale und Calcium Aluminium reiche Einschlusse zu finden Nach ihrer chemischen Zusammensetzung werden die Chondrite in folgende Unterklassen eingeteilt 5 Gewohnliche Chondrite Sie werden nach dem Gesamteisengehalt und dem Gehalt an Nickeleisen eingeteilt in H Chondrite fur High iron mit 22 30 Gesamteisen und 17 23 Metall L Chondrite fur Low iron mit 20 24 Gesamteisen und 4 9 Metall L L Chondrite fur Low iron Low metal mit 19 22 Gesamteisen und 0 3 3 Metall Bei der praktischen Bestimmung der Klasse wird der Eisenoxidgehalt im Olivin benutzt er ist umgekehrt proportional zum Gesamteisen und betragt Fur H chondrite 16 19 Fa Fayalit oder mol Fe Fe Mg fur L Chondrite 21 25 Fa fur LL Chondrite 26 32 Fa In den Olivinen der unequilibrierten Typ 3 Chondrite siehe unten ist der Fa Gehalt variabel zwischen 0 und 50 Fa Enstatit Chondrite Sie enthalten keinen Olivin und im Pyroxen hier Enstatit ist der Fs Gehalt Ferrosilit oder mol Fe Fe Mg kleiner als 1 EH Chondrite EL Chondrite Kohlige Chondrite Primitive Chondrite CI Ivuna Gruppe CO Ornans Gruppe CV Vigarano Gruppe CM Mighei Gruppe CK Karoonda Gruppe CR Renazzo Gruppe CH Metallreich CB Bencubbinite R Chondrite Rumuruti Chondrite K Chondrite Kakangari Chondrite F Chondrite Forsterit Chondrite Eine Ubersicht uber die Haufigkeit der Elemente in den verschiedenen Chondritenklassen kann bei Kallemyn et al Geochemistry of ordinary chondrites Geochimica et Cosmochimica Acta 1989 Seite 2747 gefunden werden Neben der chemischen Klassifizierung werden Chondrite nach einem Schema das 1967 von den Wissenschaftlern Van Schmus und Wood vorgeschlagen wurde in die petrologischen Typen 1 bis 6 manchmal auch 1 bis 7 eingeteilt Chondrite vom petrologischen Typ 3 werden unequilibriert genannt weil sie Material reprasentieren das nach der Entstehung des Mutterkorpers durch Akkumulation aus dem solaren Nebel nahezu unverandert blieb Im Gegensatz dazu wurden Chondrite vom Typ 4 bis 6 zunehmend thermisch metamorphosiert Diese Chondrite sind dabei rekristallisiert Als Folge verwischen sich in Typ 6 Chondriten die Grenzen zwischen Chondren und Matrix siehe das Bild des L6 Chondriten Holbrook Meteoriten vom Typ 1 und 2 sind zwar nicht thermisch verandert worden haben aber eine wasserige Metamorphose erfahren und enthalten kristallwasserhaltige Silikate Tonminerale Wahrend Chondrite vom Typ 3 bis 6 maximal 3 Gewichtsprozent Wasser enthalten konnen Typ 2 Chondrite bis zu 18 Gewichtsprozent und Typ 1 Chondrite mehr als 20 Gewichtsprozent Wasser enthalten Typ CI1 Chondrite enthalten keine Chondren wobei nicht klar ist ob sie jemals Chondren hatten oder ob diese durch die wassrige Alteration zerstort wurden Bei gewohnlichen Chondriten und Enstatit Chondriten kommen die petrologischen Typen 3 bis 7 und bei kohligen Chondriten die petrologischen Typen 1 bis 6 bis CK5 6 vor Chondrite mit unterschiedlichem petrologischen Typ konnen durchaus vom gleichen Mutterkorper stammen So wurde fur die H Chondrite das Zwiebelschalenmodell fur den Mutterkorper vorgeschlagen Nach diesem Modell ware der Mutterkorper der H Chondrite ein undifferenzierter Asteroid der nach seiner Entstehung vor 4 56 Milliarden Jahren durch Zerfall radioaktiver Nuklide nochmals erhitzt wurde ohne jedoch zu schmelzen Dabei wurde er im Kern stark nach aussen hin aber weniger stark erhitzt H3 Chondrite wurden dann von der Oberflache des Mutterkorpers stammen wahrend die H4 H5 und H6 Chondrite aus zunehmend grosseren Tiefen stammen wurden Siehe auch BearbeitenListe der GesteineWeblinks BearbeitenChondrite Website von Haberer Meteorite Kinderstube der Planeten Geochemische Untersuchungen an H4 und H6 Chondriten Bedeutung der Chondriten fur die Erforschung der Geschichte des Sonnensystems Christoph Seidler Wie ein Deutscher das Himmelsfeuerwerk entschlusselte In Spiegel Online 16 Marz 2009 abgerufen am 6 Dezember 2020 Fund eines im Januar 2009 gefallenen kohligen Chondriten in Danemark Einzelnachweise Bearbeiten Chondrit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 4 August 2018 Pohlitz Meteoritical Bulletin abgerufen am 13 Juni 2020 Pohlitz meteorite mindat org abgerufen am 13 Juni 2020 www otz de Meteorit macht Pohlitz weithin bekannt F Heide F Wlotzka Kleine Meteoritenkunde 3 Auflage Springer Verlag 1988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chondrit amp oldid 233170151