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Troilit auch als Eisenkies oder Meteorkies bekannt ist ein relativ seltenes weil fast ausschliesslich in Meteoriten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Er kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung FeS und damit chemisch gesehen Eisen II sulfid TroilitTroilit Einschlusse im Sikhote Alin MeteoritAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Tro 1 Chemische Formel FeSMineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II B 09a II C 19 010 2 CC 10 02 08 09 01Kristallographische DatenKristallsystem hexagonalKristallklasse Symbol ditrigonal dipyramidal 6 m2 2 Raumgruppe P6 2c Nr 190 Vorlage Raumgruppe 190 2 Gitterparameter a 5 962 A c 11 750 A 2 Formeleinheiten Z 12 2 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 5 bis 4 5 3 Dichte g cm3 gemessen 4 67 bis 4 79 berechnet 4 85 3 Spaltbarkeit fehlt 4 Bruch Tenazitat unebenFarbe graubraun bronzegelb bis bronzebraun 4 unter Lichteinwirkung schnell dunkel anlaufend 3 Strichfarbe braunlichschwarz 4 Transparenz undurchsichtig opak Glanz MetallglanzTroilit entwickelt in Eisenmeteoriten mikrokristalline kornige bis derbe Aggregate von graubrauner oder bronzegelber bis bronzebrauner Farbe und einem metallischen Glanz auf den Oberflachen Unter der Einwirkung von feuchter Luft lauft das Mineral schnell dunkel an und wird trube 3 5 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Modifikationen und Varietaten 7 Bildung und Fundorte 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenTroilit wurde schon sehr fruh als auffallendes hellglanzendes Mineral in Meteoriten entdeckt und als Eisenkies oder auch Meteorkies bezeichnet Benannt wurde er schliesslich von Wilhelm von Haidinger nach dem italienischen Jesuiten Dominico Troili 1722 1792 6 der als Physiker in Modena wirkte und das gelbglanzende Mineral als einer der Ersten beschrieb Er fand es in dem Olivin Hypersthen Chondriten Albareto der am 6 Juli 1766 7 nahe der gleichnamigen Stadt in der italienischen Provinz Modena gefallen war 8 9 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Troilit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M S 1 1 NiAs Typus und Verwandte wo er zusammen mit Achavalit Breithauptit Freboldit Imgreit Jaipurit Kotulskit Langisit Nickelin Pyrrhotin Sederholmit und Smythit die NiAs Reihe mit der System Nr II B 09a bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II C 19 10 In der Lapis Systematik entspricht dies der ebenfalls Abteilung Sulfide mit Metall S Se Te 1 1 wo Troilit zusammen mit Achavalit Heideit Jaipurit Modderit Pyrrhotin Smythit und Westerveldit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 4 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Troilit ebenfalls in die Abteilung der Metallsulfide M S 1 1 und ahnliche ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung mit Nickel Ni Eisen Fe Cobalt Co usw zu finden ist wo es nur noch zusammen mit Pyrrhotin und Smythit die Pyrrhotingruppe mit der System Nr 2 CC 10 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Troilit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02 08 09 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 1 zu finden Chemismus BearbeitenDie idealisierte chemische Zusammensetzung von Troilit FeS besteht aus 63 53 Gew Eisen Fe und 36 47 Gew Schwefel S 11 Im Unterschied zum irdischen Pyrrhotin ergibt die chemische Analyse beim Troilit stets das Atomverhaltnis 50 Eisen Fe und 50 Schwefel S wobei geringe Mengen an Kobalt und Nickel dem Eisen zugeschlagen werden Beim Pyrrhotin zeigt sich immer ein Unterschuss von Eisen in der Formel bis Fe5S6 durchschnittlich Fe11S12 12 Die Ursache dafur ist dass sich beim meteoritischen Troilit Eisen und Schwefel stets im stochiometrischen Gleichgewicht befinden beim irdischen Pyrrhotin dagegen nicht 7 Kristallstruktur BearbeitenTroilit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P6 2c Raumgruppen Nr 190 Vorlage Raumgruppe 190 mit den Gitterparametern a 5 962 A und c 11 750 A sowie zwolf Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Eigenschaften BearbeitenReiner Troilit ist paramagnetisch 13 Troilit ist wie die anderen Minerale der Pyrrhotingruppe allgemein schwer in Sauren oder Laugen loslich So ist die Reaktion auf Salpetersaure HNO3 sehr schwach und auf Konigswasser eher gering Von Salzsaure HCl lasst er sich nur losen wenn sie erhitzt wurde oder in Dampfform vorliegt Durch die Einwirkung von Kaliumhydroxid KOH laufen die Oberflachen schillernd an 5 Modifikationen und Varietaten BearbeitenTroilit ist die Hochtemperaturmodifikation des Eisensulfids und erst oberhalb von etwa 300 C stabil Bildung und Fundorte BearbeitenTroilit kommt als Nebengemengteil in fast allen Meteoritenarten vor und tritt dort meistens in Paragenese mit Taenit und Kamacit auf Chondrite die haufigste Meteoritenklasse enthalten rund 5 Troilit in Form kleiner bis etwa 1 mm unregelmassiger Korner In Eisenmeteoriten kommt Troilit in cm grossen Einschlussen vor oft zusammen mit Graphit Auch Achondrite enthalten Troilit als kleine Korner Gefunden wurde das Mineral unter anderem in folgenden Meteoriten bzw deren Einschlagkratern 14 HOW 88403 Ataxit Meteorit LAP 02205 Mondmeteorit ALH 77283 und ALH 84008 Allan Hills Eisfeld Viktorialand in der Antarktis Campo del Cielo Pampa del Infierno und El Sampal in Argentinien Erevan in Armenien Henbury Tenham Little Minnie Creek und North Haig in Australien Quijingue und Ibitira in Brasilien Neuschwanstein und Ramsdorf in Deutschland Cilimus und Tambakwatu in Indonesien Albareto Barbianello Fermo Lago Valscura und Malenco in Italien Benton und Saint Robert in Kanada Ras Tanura in Saudi Arabien Witwatersrand in Sudafrika Tataouine in Tunesien Bukhara in Usbekistan Der Vulkan Nyiragongo nahe Goma in der Demokratischen Republik Kongo ist einer der wenigen rein irdischen Fundorte fur Troilit 15 Als der Komet C 2006 P1 McNaught im Januar 2007 sehr dicht an der Sonne vorbeiflog konnte durch die Raumsonden STEREO erstmals ein gekrummter Schweif beobachtet werden der wahrscheinlich aus neutralen Eisenatomen bestand Als Quelle dafur wurde ein bei den hohen Temperaturen in Sonnennahe aus dem Kometenkern verdampfendes eisenhaltiges Mineral wie Troilit angenommen 16 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenRichard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 74 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Troilite Sammlung von Bildern Mineralienatlas Troilit Wiki Troilite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 30 April 2019 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Troilite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 30 April 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Howard T Evans Jr Lunar Troilite Crystallography In Science Band 167 Nr 3918 Februar 1970 S 621 623 doi 10 1126 science 167 3918 621 bibcode 1970GeCAS 1 399E englisch a b c d Troilite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 58 kB abgerufen am 30 April 2019 a b c d Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b Paul Ramdohr Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen 4 bearbeitete und erweiterte Auflage Akademie Verlag Berlin 1975 S 635 Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 335 a b Marco E Ciriotti Lorenza Fascio Marco Pasero Italian Type Minerals 1 Auflage Edizioni Plus Universita di Pisa Pisa 2009 ISBN 978 88 8492 592 3 S 271 M W Haidinger Der Meteorit von Albareto im k k Hof Mineraliencabinet vom Jahre 1766 und der Troilit In Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Band 47 1863 S 283 298 online verfugbar bei rruff info PDF 1 2 MB abgerufen am 30 April 2019 Meteoritical Bulletin Database Albareto In lpi usra edu The Meteoritical Society abgerufen am 30 April 2019 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 30 April 2019 englisch David Barthelmy Troilite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 30 April 2019 englisch Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 445 Erstausgabe 1891 Paul Ramdohr Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen 4 bearbeitete und erweiterte Auflage Akademie Verlag Berlin 1975 S 635 Fundortliste fur Troilit beim Mineralienatlas und bei Mindat Typlokalitat Mt Nyiragongo Goma Kivu Democratic Republic of Congo Zaire In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 April 2019 englisch M Fulle F Leblanc R A Harrison C J Davis C J Eyles J P Halain R A Howard D Bockelee Morvan G Cremonese T Scarmato Discovery of the Atomic Iron Tail of Comet McNaught Using the Heliospheric Imager on STEREO In The Astrophysical Journal Band 661 Nr 1 2007 S L93 L96 doi 10 1086 518719 PDF 385 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Troilit amp oldid 239328739