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Tonminerale bezeichnet einerseits Minerale die uberwiegend feinstkornig Korngrosse lt 2 µm vorkommen andererseits jedoch die Schichtsilikate die nach ihrer schichtartigen Kristallstruktur aus Silizium und Sauerstoff sowie Wasserstoff und meist Magnesium und Aluminium benannt sind Beide Definitionen sind nicht deckungsgleich Manche uberwiegend feinstkornig vorkommende Minerale etwa Goethit oder Gibbsit sind keine Silikate Andererseits gibt es Schichtsilikate wie etwa Kaolinit die oft grosser als zwei Mikrometer sind Tonminerale bezeichnen daher in der Regel solche Minerale die beide Kriterien erfullen Quartarer Ton in EstlandSchichtgitter von Montmorillonit als Beispiel fur Schichtsilikate Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Struktur 3 Eigenschaften 4 Geologische Bedeutung 5 Technische Bedeutung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenTonminerale entstehen durch Verwitterung von anderen Mineralen bzw Glasern oder bilden sich neu aus ubersattigten Bodenlosungen oder hydrothermalen Wassern Bei der Diagenese kommt es zu Ordnungsprozessen in den Kristallstrukturen der Tonminerale die als Mass fur die Reife eines Sediments verwendet werden kann Struktur BearbeitenTonminerale bestehen aus zwei charakteristischen Bauelementen Tetraederschicht eckenverknupfte SiO4 Tetraeder zum Teil Si substituiert durch Al Oktaederschicht kantenverknupfte Al OH 6 Oktaeder zum Teil Al substituiert durch MgJe nach Anordnung dieser Schichten unterscheidet man 1 1 Tonminerale Zweischicht Tonminerale Tetraederschicht Oktaederschicht TO zum Beispiel Kaolinit oder Chrysotil 2 1 Tonminerale Dreischicht Tonminerale Tetraederschicht Oktaederschicht Tetraederschicht TOT zum Beispiel Illit Smectit oder Vermiculit 2 1 1 Tonminerale Vierschicht Tonminerale Tetraederschicht Oktaederschicht Tetraederschicht Oktaederschicht TOTO zum Beispiel ChloritDurch die Substitution v a von vierwertigem Si durch dreiwertiges Al in der Tetraederschicht oder von dreiwertigem Al durch zweiwertiges Mg in der Oktaederschicht entsteht eine negative Schichtladung die durch die Einlagerung von Kationen in der Zwischenschicht neutralisiert wird Die Schichtladung der 1 1 Tonminerale ist stets Null Die 2 1 Tonminerale werden nach ihrer Schichtladung x klassifiziert x 0 Talk Pyrophyllit Gruppe 1 x 0 25 0 6 Smektitgruppe zum Beispiel Montmorillonit Beidellit Nontronit Saponit oder Hectorit 1 x 0 6 0 9 Vermiculit Illit Gruppe x 1 2 Glimmergruppe 1 Tonminerale mit nicht ganzzahligen Schichtladungen besitzen die Fahigkeit zur Quellung das heisst zur temporaren und reversiblen Wasseraufnahme in ihren Zwischenschichten Alternativ kann die Schichtladung in der Oktaederschicht auch dadurch kompensiert werden dass nur zwei von drei Oktaedern besetzt sind Daher unterscheidet man dioktaedrische Tonminerale mit zwei besetzten Oktaederpositionen zum Beispiel Kaolinit trioktaedrische Tonminerale mit drei besetzten Oktaederpositionen zum Beispiel ChrysotilEigenschaften BearbeitenTonminerale sind sehr weich Mohs Harte 1 und reagieren plastisch auf mechanische Beanspruchung Sie wandeln sich beim Erhitzen in hartere und festere Minerale um Keramik Tonminerale besitzen eine grosse spezifische Oberflache an die Stoffe adsorbiert und desorbiert werden konnen Mit der grossen Oberflache ist eine hohe Kationenaustauschkapazitat verbunden Tonminerale haben eine geringe Wasserdurchlassigkeit Suspensionen von Tonmineralen reagieren thixotrop auf mechanische Beanspruchung Geologische Bedeutung BearbeitenDie Art und der Anteil der Tonminerale in Boden bestimmt massgeblich deren Fruchtbarkeit 2 1 Tonminerale besitzen eine hohere Kationenaustauschkapazitat als 1 1 Tonminerale und konnen daher mehr Nahrstoffe wie Kalium oder Ammoniumionen an Pflanzen abgeben wahrend sie die von den Wurzeln abgegebenen Hydroniumionen an deren Stelle in ihrer Zwischenschicht einlagern Der kristallographische Ordnungsgrad des Tonminerals Illit wird von Mineralogen verwendet um die Zeit zu bestimmen die seit der Ablagerung eines Sediments vergangen ist Er nimmt mit fortschreitender Diagenese zu Technische Bedeutung Bearbeiten nbsp Tongrube bei Mengerskirchen im WesterwaldTon ist der wichtigste und alteste Rohstoff fur die Herstellung von Keramik Als Bestandteil von Lehm wird er fur die Herstellung von Ziegeln benotigt Daneben wird er zusammen mit Kalkstein zur Produktion von Zement verwendet In der Bildenden Kunst dient er der Herstellung von Plastiken Tonminerale werden als Ionenaustauscher beispielsweise bei der Sauberung von Trinkwasser und zum Entfarben von Losungen eingesetzt Insbesondere Montmorillonit wird wegen seiner Wasseraufnahmefahigkeit genutzt zum Beispiel im Katzenstreu Kaolinit wird auch in der Papierindustrie als Appreturmittel verwendet glattet die Oberflache und nimmt Tinte auf Blahton stark poros gebrannter Ton dient als isolierender Baustoff und fur die Hydrokultur Andere Tone dienen als Abdichtung in Deponien sind Full Trenn und Zuschlagstoffe in Farben Lebensmitteln und pharmazeutischen Produkten oder werden als Katalysatoren eingesetzt Zum Einsatz als Fullstoff beispielsweise in Kunststoffen werden Tone zuvor mit organischen Modifikatoren modifiziert um sie organophil d h hydrophob zu machen Dadurch verlieren sie zwar ihre gute Wasseraufnahmefahigkeit lassen sich aber gut mit organischen Stoffen z B Polymerschmelzen mischen Sie konnen dann als Nanofullstoff eingesetzt werden Siehe auch BearbeitenTon Bodenart Systematik der Minerale Liste der Minerale Liste der GesteineLiteratur BearbeitenKarl Jasmund Gerhard Lagaly Hrsg Tonminerale und Tone Struktur Eigenschaften Anwendungen und Einsatz in Industrie und Umwelt Steinkopff Darmstadt 1993 ISBN 3 7985 0923 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ton und Lehm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiversity Institut fur Bodenkunde Kursmaterialien Uni Greifswald Tonminerale Tongewinnung Aufbereitung und Rekultivierung von Tongruben Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e V Einzelnachweise Bearbeiten a b c Ole Becker George P Simon Epoxy Layered Silicate Nanocomposites In Inorganic Polymeric Nanocomposites and Membranes Advances in Polymer Science Bd 179 Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 25325 4 S 29 82 doi 10 1007 b107204 Normdaten Sachbegriff GND 4185687 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tonminerale amp oldid 237849642