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Als Chloritgruppe kurz Chlorite von griechisch chloros grun wird eine Gruppe von Schichtsilikat Mineralen aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate bezeichnet deren allgemeine chemische Zusammensetzung Fe Mg Al Zn 6 Si Al 4O10 OH 8 ist Chlorit Cookeit auf QuarzDie in Klammern stehenden Elemente konnen sich in beliebiger Mischung vertreten Substitution Diadochie stehen aber immer im selben Verhaltnis zu den in den anderen Klammern der Formel aufgezahlten Elementen Chlorit hat eine verhaltnismassig niedrige Harte von 2 bis 3 eine grune manchmal auch gelbbraune Farbe und eine weisse Strichfarbe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Einzelminerale und Varietaten 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung als Rohstoff 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie magnesiumreiche Chloritgruppe des Talks wurde erstmals 1862 durch Alfred Des Cloizeaux und das Mineral Klinochlor durch William Phipps Blake im Jahr 1851 wissenschaftlich beschrieben 1 In besonderen Fallen sind Chloritminerale gesteinsbildende Minerale Die wissenschaftliche Erstbeschreibung der Chloritgesteine stammt aus dem Jahr 1879 von Alexander Alexandrowitsch Inostranzew Studien uber die metamorphosirten Gesteine im Gouv Olonetz 2 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte die Chloritgruppe zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Schichtsilikate Phyllosilikate Mit pseudohexagonalen und hexagonalen Schichtstrukturen mit der System Nr VIII E 09 Die Chloritgruppe ist in die funf Untergruppen der Dioktaedrischen Chlorite Talk Chlorite Ferro Chlorite Ferro Ferri Chlorite Leptochlorite und Cr Chlorite unterteilt Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt die Chloritgruppe die System Nr VIII H 23 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Schichtsilikate 3 Auch die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 4 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet die Chloritgruppe in die Abteilung der Schichtsilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten so dass die Gruppe mit der System Nr 9 EC 55 entsprechend dem Aufbau der Gruppenmitglieder Baileychlor Borocookeit Chamosit Cookeit Donbassit Franklinfurnaceit Glagolevit Gonyerit Klinochlor Nimit Odinit Orthochamosit diskreditiert Pennantit und Sudoit in der Unterabteilung Schichtsilikate Phyllosilikate mit Glimmertafeln zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen zu finden ist Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet die Chloritgruppe ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale ein Hier ist sie als Chloritgruppe Tri Dioktaedrisch mit der System Nr 71 04 01 und den Mitgliedern Baileychlor Borocookeit Chamosit Cookeit Donbassit Klinochlor Nimit Pennantit und Sudoit innerhalb der Unterabteilung Schichtsilikate Schichten von sechsgliedrigen Ringen abwechselnd 1 1 2 1 und oktaedrisch zu finden Einzelminerale und Varietaten BearbeitenDas Eisenendglied der Chlorite wird mit Chamosit das Magnesiumendglied mit Klinochlor das Manganendglied mit Pennantit das Nickelendglied mit Nimit und das Zinkendglied mit Baileychlor bezeichnet Zusammensetzung der Chloritgruppen Minerale im Einzelnen 5 Baileychlor Zn Fe2 Al Mg 6 Si Al 4O10 OH 8 Borocookeit LiAl4 Si3B O10 OH 8 Chamosit Fe2 Mg Al Fe3 6 Si Al 4O10 OH O 8 Cookeit Al Li 3Al2 Si Al 4O10 OH 8 Donbassit Al2 Si3Al O10 OH 2 Al2 33 OH 6 Franklinfurnaceit Ca2Mn2 3Mn3 Fe3 Zn2Si2O10 OH 8 Gonyerit Mn2 5Fe3 Si3Fe3 O10 OH 8 Klinochlor Mg5Al AlSi3O10 OH 8 Manandonit Li2Al4 Si2AlB O10 OH 8 Nimit Ni Mg Al 6 Si Al 4O10 OH 8 Pennantit Mn2 5Al Si3Al O10 OH 8 Sudoit Mg2Al3 Si3Al O10 OH 8Folgende Varietaten von Chloritmineralen sind bisher bekannt Rhipidolith gilt entweder als magnesiumreicher Chamosit oder als eisenreicher Klinochlor 3 Delessit ist ebenfalls ein magnesiumreicher Chamosit 6 Thuringit gilt als eisenreicher Chamosit mit Al Fe3 3 Kristallstruktur BearbeitenChlorite ahneln in Struktur und Zusammensetzung den Glimmern Sie weisen ahnlich wie die Hell und Dunkelglimmer Tetraederschichten aus SiO4 und Oktaederschichten aus Mg Fe Al OH 6 auf in einer Periodizitat von T O T Zwischen den einzelnen T O T Gruppen befindet sich eine zusatzliche Oktaederschicht statt einer Kationenzwischenschicht wie bei den normalen Glimmern Dadurch konnen bevorzugt Mg Fe und Al tri vs dioktaedrisch in einer weiteren Oktaederschicht eingebaut werden Besteht diese Oktaederschicht aus Mg OH 2 wird sie auch als Brucit Schicht bezeichnet Somit variiert der Chemismus der Chlorite von Al armen eher trioktaedrischen Schichtsilikaten zu Al reichen Chloriten eher dioktaedrischen Schichtsilikaten 7 Bildung und Fundorte BearbeitenChlorit im Mikroskop nbsp Chlorit Dunnschliff linear polarisiertes Licht Erkennbar sind auch in dunner Schicht die grune Farbung sowie der Aufbau aus einem Stapel plattchenformiger Kristalle nbsp Chlorit Dunnschliff gekreuzte Polarisatoren Auffallige anomale Interferenzfarben entenblau Chlorit tritt sowohl massiv als auch fein gekornt auf auch Kristalle kommen vor die oft in schuppigen Aggregaten vereinigt sind Das Mineral findet sich in magmatischen Gesteinen schwach metamorphosierten Gesteinen den Chloritschiefern und Chloritfelsgesteinen sowie tonigen Sedimentgesteinen Ein bekanntes Beispiel ist der Marxgruner Marmor aus dem Frankenwald Ferner sind Glieder der Chloritgruppe neben Kaolinit feindisperse Begleitminerale von Bauxitlagerstatten Das Sudoit und Donbassit tritt in den franzosischen Bauxitvorkommen der Pyrenaen vom Gasconade County im US Bundesstaat Missouri sowie in manchen Lagerstatten Ungarns auf Weiterhin sind weitere Chloritminerale wie Klinochlor und Chamosit in anderen Bauxitvorkommen anzutreffen 8 Unter dem Mikroskop erscheinen Vertreter der Chloritgruppe meist als Stapel tafeliger bzw schuppiger Kristalle wobei die Farbe in Abhangigkeit vom Eisengehalt von farblos uber grunlich bis hin zu braun schwanken kann Der Pleochroismus ist nur schwach ausgepragt die Farbe andert sich daher beim Drehen des Praparats nur wenig Unter gekreuzten Polarisationsfiltern treten regelmassig anomale entenblaue Farben auf 9 Verwendung als Rohstoff Bearbeiten nbsp Chloritgefass gefunden bei Tepe Giyan seit 2003 im Louvre ausgestelltAuf ein Alter von rund 40 000 Jahren wurden Bruchstucke eines mutmasslichen Armreifs aus poliertem Chlorit indirekt datiert die 2008 in der fur ihre steinzeitlichen Funde beruhmten Denisova Hohle im Altai Gebirge entdeckt wurden Es handelt sich damit um den bislang altesten bekannten Schmuck aus diesem Material 10 Ab dem dritten vorchristlichen Jahrtausend sind verzierte Chloritgefasse uberliefert Ein Zentrum fur diese fruhgeschichtliche Produktion war Tepe Yahya 11 im heutigen Iran wo Chlorit reichlich zu finden war 12 Chamosit und dessen besonders eisenreiche Varietat Thuringit treten als Ooide in Sedimentgesteinen auf vergesellschaftet mit u a Magnetit Siderit und Calcit Solche Gesteine werden als Eisenerz abgebaut Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der MineraleLiteratur BearbeitenMartin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandig uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 104 ff Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 588 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chlorite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Chlorit Gruppe In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 10 Juli 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 590 F J Loewinson Lessing E A Struve Petrografitscheski Slowar Moskwa 1937 S 367 a b c Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 10 Juli 2021 englisch Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated July 2021 PDF 3 52 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Juli 2021 abgerufen am 10 Juli 2021 englisch Delessit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 10 Juli 2021 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandig uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 104 Gyorgy Bardossy Die Tonminerale der Bauxitlagerstatten In R Lauterbach et al Hrsg Tonminerale Genese Lagerstatten industrielle Bedeutung und Nutzung Akademie Verlag Berlin Berlin 1976 S 11 12 H Pichler C Schmitt Riegraf Gesteinsbildende Minerale im Dunnschliff 2 Auflage Enke Stuttgart 1993 ISBN 3 8274 1260 9 S 118 121 Anna Liesowska Stone bracelet is oldest ever found in the world The Siberian Times 7 Mai 2015 abgerufen am 10 Juli 2021 Erika Bleibtreu Iran von prahistorischer Zeit bis zu den Medern Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte In Wilfried Seipel Hrsg 7000 Jahre persische Kunst Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran Kunsthistorisches Museum Wien 2001 ISBN 3 85497 018 8 S 40 53 hier S 48 49 Vgl auch Erika Bleibtreu Iran in prahistorischer und fruhgeschichtlicher Zeit In Wilfried Seipel Hrsg 7000 Jahre persische Kunst Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran Kunsthistorisches Museum Wien 2001 S 76 185 hier S 136 140 Gefasse des 3 Jahrtausends v Chr aus grauem grunem und schwarzem Chlorit aus einem Grab in Schahdad in Kerman Normdaten Sachbegriff GND 4563744 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chloritgruppe amp oldid 234001084