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Metamorphes Gestein oder Metamorphit ist das gegenuber seinem Ursprungsgestein Protolith durch die Erhohung von Druck und oder Temperatur in der Erdkruste entstandene veranderte Gestein Bei dieser Umwandlung wurde der feste Zustand beibehalten Der Umwandlungsprozess wird als Metamorphose bezeichnet Bandergneis HandstuckGrobkristalliner Marmor im Aufschluss Pyrenaen Einige der Kristalle sind durch die Lichtreflexion deutlich zu erkennen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Nomenklatur 2 1 Ausgehend vom Protolith 2 2 Ausgehend vom Gesteinsgefuge 2 3 Ausgehend vom Mineralbestand 2 4 Sonstige Benamungen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten Hauptartikel Metamorphose Geologie Im Vergleich mit anderen gesteinsverandernden Prozessen wie der chemischen Verwitterung oder der Diagenese lauft eine Gesteinsmetamorphose unter deutlich erhohten Druck und Temperaturbedingungen ab Ursache hierfur sind oft Gebirgsbildungen oder andere mit der Plattentektonik mehr oder weniger eng in Zusammenhang stehende Prozesse Bei der Umwandlung entstehen neue Minerale und Mineralaggregate deren druck und temperaturabhangiger Bildungsbereich den Umgebungsbedingungen entspricht Die allgemeine chemische Zusammensetzung eines Gesteins andert sich bei der Metamorphose jedoch nicht andernfalls spricht man von Metasomatose Bei einer druckbetonten Metamorphose erfolgt oft eine Ausrichtung der Mineralkorner im Gestein die wiedergibt aus welchen Richtungen der grosste Druck erfolgte Hierdurch andert sich das Gesteinsgefuge z B Textur wodurch sich Metamorphite hinsichtlich ihres Gefuges von chemisch ahnlichen ebenfalls in der Erdkruste entstandenen plutonischen Gesteinen unterscheiden Nomenklatur BearbeitenIm Gegensatz zum magmatischen Gestein und Sedimentgestein gibt es fur metamorphes Gestein noch keine einheitliche Nomenklatur In der Praxis werden verschiedene Nomenklatursysteme nebeneinander verwendet Ausgehend vom Protolith Bearbeiten Ist das unmetamorphe Ausgangsgestein Protolith eines Metamorphites erkennbar wird dem Namen des Protoliths das Prafix Meta vorangestellt wie z B in Metabasalt oder Metagrauwacke die entsprechenden Uberbegriffe lauten Metavulkanit bzw Metasediment Ausgehend vom Gesteinsgefuge Bearbeiten nbsp Handstucke zweier metamorpher Gesteine Oben Glimmerschiefer unten Eklogit Das Gefuge und damit die entsprechenden Namen spiegeln wider ob die Metamorphose mit tektonischen Bewegungen verbunden war oder nicht Allerdings ist zum Teil auch der Gehalt an Mineralen einer bestimmten Mineralklasse ausschlaggebend fur diese Nomenklatur 1 Als Fels werden massige Metamorphite ohne bevorzugte Ausrichtung der Mineralkorner bezeichnet Eine Banderung ist zwar nicht ungewohnlich geht aber auf die primare Schichtung eines sedimentaren Protoliths zuruck Als Felse bezeichnete Metamorphite entstehen bei Kontakt und Versenkungsmetamorphosen Alle folgenden Begriffe bezeichnen Gesteine deren namensrelevantes Gefuge auf tektonische Deformation zuruckgeht Der Begriff Gneis kennzeichnet mittel bis grobkornige Metamorphite mit einem relativ weitstandigen Parallelgefuge Zusatzliches Kriterium ist ein hoher Anteil an Feldspaten mehr als 20 Bei Gneisen gibt es zudem eine Grobuntergliederung nach dem Ausgangsgestein Orthogneis fur ein nicht sedimentares Ausgangsgestein und Paragneis fur ein vergneistes nicht karbonatisches Sedimentgestein Granulit ist ein texturell dem Gneis eng verwandtes Gestein das sich jedoch im Mineralbestand durch die Prasenz von Hochdruckmineralen wie Granat und durch die Abwesenheit von Muskovit sowie generelle Glimmerarmut unterscheidet Schiefer ist ein Gestein mit einem relativ engstandigen lagigen Parallelgefuge Schieferung im Bereich lt 1 cm Hierbei wird im Englischen nomenklatorisch zwischen Slate und Schist unterschieden Slates sind sehr feinkornige Schiefer die nur eine sehr niedriggradige oder uberhaupt gar keine Metamorphose durchlaufen haben und daher faktisch noch ihren ursprunglichen Mineralbestand besitzen Typisches Beispiel sind die meist dunklen palaozoischen Tonschiefer vieler deutscher Mittelgebirge Sie sind nicht zu verwechseln mit schiefrig ausgebildeten Tonsteinen die ausschliesslich diagenetischen Prozessen ohne nennenswerte tektonische Deformation ausgesetzt waren wie z B dem Posidonienschiefer des Schwarzjura oder dem Kupferschiefer des Zechsteins diese heissen auf Englisch shale als Schist werden mittel bis grobkornige Schiefer kristalline Schiefer mit einem relativ hohen Metamorphosegrad und daher umfassenden Mineralumwandlungen bezeichnet Phyllit bezeichnet einen sehr feinkornigen Metamorphit mit sehr engstandigem lagigem Parallelgefuge und seidig glanzenden Spaltflachen die oft runzelartige Unebenheiten aufweisen Mylonit bezeichnet einen feinkornigen Metamorphit dessen schiefrige Textur in einer duktilen Scherzone entstanden ist Die Gesteinsnamen speziell der Gneise und kristallinen Schiefer werden weiter prazisiert durch die Voranstellung der Namen von Mineralen die das entsprechende Gestein in grosseren Anteilen enthalt Dabei werden die Minerale nach aufsteigender Haufigkeit sortiert So enthalt beispielsweise ein Sillimanit Granat Glimmerschiefer mehr Glimmer als Granat und mehr Granat als Sillimanit Migmatit ist die Bezeichnung fur ein Gestein das durch ein Fliessgefuge infolge einer partiellen Aufschmelzung Anatexis gekennzeichnet ist Da Metamorphose per definitionem ohne partielle Aufschmelzung ablauft leiten Migmatite zu den magmatischen Gesteinen uber Ausgehend vom Mineralbestand Bearbeiten Die am haufigsten gebrauchten Bezeichnungen sind hierbei Amphibolit ein uberwiegend aus Amphibolen und Plagioklas bestehendes Gestein Eklogit ein durch einen hohen Granat und Klinopyroxenanteil gekennzeichnetes Hochdruck und Hochtemperaturgestein Marmor metamorphe Karbonatgesteine die entsprechend uberwiegend aus Kalzit oder Dolomit bestehen Quarzit metamorphe Quarzsandsteine die entsprechend uberwiegend aus Quarz bestehen Serpentinit ein uberwiegend aus Serpentinmineralen bestehender MetamorphitSonstige Benamungen Bearbeiten Daruber hinaus existieren noch weitere Bezeichnungen die weder der Gefuge noch der Mineralbestandsklassifikation eindeutig zugeordnet werden konnen So bezeichnet der Begriff Fruchtschiefer ein kontaktmetamorphes Gestein dessen schiefriges Gefuge nicht wie bei echten Schiefern durch tektonische Durchbewegung erzeugt wurde sondern ein Relikt der primaren Schichtung des Gesteins ist Siehe auch BearbeitenMetamorphe Fazies Liste der Gesteine Liste der Gesteine nach Genese GeothermobarometrieLiteratur BearbeitenMyron G Best Igneous and Metamorphic Petrology W H Freemann amp Company San Francisco 1982 ISBN 0 7167 1335 7 S 341 ff Douglas Fettes amp Jacqueline Desmons Metamorphic Rocks A Classification and Glossary of Terms Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 0 521 86810 6 Wolfhard Wimmenauer Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine Enke Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 432 94671 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Metamorphe Gesteine Album mit Bildern Videos und Audiodateien Geologieinfo Klassifikation der Metamorphite Metamorphe Gesteine im Mineralienatlas Metamorphite E Learning Portal der FU Berlin Download BGS Classification Scheme Klassifikationsschema des British Geological SurveyEinzelnachweise Bearbeiten Kate Brodie et al Structural terms including fault rock term Recommendations by the IUGS Subcommission on the Systematics of Metamorphic Rocks Web version 01 02 07 PDF 304 kB Verwendung von Strukturbegriffen laut Empfehlung der IUGS Subkommssion fur Metamorphe Gesteine In bgs ac uk Abgerufen am 6 April 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Metamorphes Gestein amp oldid 227784910