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Grauwacken sind graue bis grungraue Sandsteine mit einem hohen Anteil an Feldspat und Matrix Der Begriff wird meist nur fur Gesteine verwendet die dem Palaozoikum entstammen oder noch alter sind 1 Probe einer Grauwacke aus dem Oberdevon oder Unterkarbon des Harzes ausgestellt in der Geologischen Schausammlung des Alpinen Museums in Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Begrifflichkeit und Abgrenzung 2 Entstehung 3 Zusammensetzung Textur und Struktur 4 Nutzung 5 Natursteinsorten 6 Sonstiges 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBegrifflichkeit und Abgrenzung BearbeitenDer Begriff Grauwacke stammt aus der Bergmannssprache der Harzregion Die Verwendung ist seit mindestens 1780 belegt 1 In Deutschland ist Grauwacke daruber hinaus ein veralteter stratigraphischer Name fur Gesteine des Unterkarbons der Kulmfazies Grauwacken finden sich in Mitteleuropa zum Beispiel in den alten Rumpfgebirgen wie Harz Rheinisches und Thuringisches Schiefergebirge Etwa gleich alte Grauwacken treten in den Alpen als schmaler Streifen nordlich der Zentralalpen zu Tage wobei diese sogenannte Grauwackenzone uberwiegend Sandsteine aufweist die nicht als Grauwacken im eigentlichen Sinne anzusprechen sind Unter sedimentpetrographischem Aspekt insbesondere hinsichtlich des Mineralbestandes gilt die Bezeichnung Grauwacke als schlecht definiert Feldbezeichnung So unterscheidet sich der Mineralbestand der Sandfraktion einer Grauwacke abgesehen vom Feldspatanteil kaum von dem einer Arkose Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen beiden Gesteinen sind die Tonminerale der Matrix bei Arkosen hauptsachlich Kaolinit bei Grauwacken vor allem Chlorit und Glimmer Jedoch konnen diagenetische Vorgange dazu fuhren dass Kaolinit in Chlorit umgewandelt wird und die Feldspate einer Arkose in Glimmer ubergehen Daher ist fur die Unterscheidung zwischen Arkose und Grauwacke auch der gesamte geologische Kontext wichtig Grauwacken sind marine Gesteine und Bestandteil von Flyschserien wahrend Arkosen typische kontinentale Molasseablagerungen sind Entstehung Bearbeiten nbsp Machtige Grauwackenbanke einer proximalen Flyschserie des Unterkarbons in einem Strassenaufschluss im Harz Deutlich zu erkennen ist dass die Ablagerungen nachtraglich gefaltet wurden Grauwacken sind marine klastische Sedimente die bevorzugt in Sedimentbecken abgelagert werden die einem in Entstehung begriffenen Faltengebirge vorgelagert sind sogenannte Gebirgsvortiefen Das Ausgangsmaterial entstammt einem relativ kleinen aber geologisch sehr abwechslungsreichen Liefergebiet Es wird von Flussen ins Meer transportiert und zunachst auf dem Kontinentalschelf abgelagert Durch Uberschreiten des stabilen Hangwinkels oder durch Erdbeben konnen die noch nicht verfestigten Ablagerungen instabil werden und in einem Trubestrom den Schelfhang hinab rutschen wobei das abgerutschte Material mehr als 100 Kilometer zurucklegen kann Durch Trubestrome abgelagerte Sedimente bzw die daraus hervorgegangenen Gesteine werden generell als Turbidite bezeichnet Eine einzelne Grauwackenbank reprasentiert einen proximalen Turbidit d h Material das noch relativ nahe am Ausgangspunkt des Trubestroms abgelagert wurde Wie fur turbiditische Ablagerungen allgemein typisch weist eine Grauwackenbank im Vertikalschnitt oft eine gradierte Schichtung auf Jedoch ist zu beachten dass nicht jeder proximale Turbidit eine Grauwacke ist sondern nur solche die in einer Gebirgsvortiefe zur Ablagerung kamen Grauwackenreiche Turbiditserien werden auch unter der Bezeichnung Flysch zusammengefasst Zusammensetzung Textur und Struktur BearbeitenDie stark verfestigten meist dunklen Gesteine bilden eine Untergruppe der Sandsteine Ihre Sandfraktion besteht uberwiegend aus Quarz und Feldspat meist Plagioklas wobei ein nicht geringer Teil dieser Minerale innerhalb sandkorngrosser Bruchstucke vulkanischer Gesteine vorkommt Weitere Gesteinsbruchstucke stammen von Kiesel und Tonschiefern Die Sandfraktion ist mittel bis feinkornig teilweise auch grobkornig wobei die Sortierung generell schlecht ist Die Korner sind zudem meist schlecht gerundet Die Mineralkorner und Gesteinsbruchstucke sind eingebettet in eine feinkornige Grundmasse Matrix die einem Tonstein entspricht und meist aus Chloriten und Glimmern besteht Wie hoch genau der Matrixanteil sein muss damit eine Grauwacke vorliegt ist nicht einheitlich geregelt Der deutsche Geologe Hans Fuchtbauer schlug einen Matrixanteil von mehr als 15 vor Die Matrix ist hauptverantwortlich fur die meist dunkel grun graue Farbung des Gesteins Aufgrund des sehr heterogenen Mineralbestandes und der schlechten Kornsortierung und rundung einschliesslich des relativ hohen Matrixanteils spricht man bei einer Grauwacke auch von einem Sandstein sehr niedriger kompositioneller und struktureller Reife Im Gegensatz dazu besitzen Sandsteine in Turbiditserien passiver Kontinentalrander eine deutlich hohere Reife Wie fur Turbidite allgemein typisch sind machtigere Grauwackenbanke oft gradiert und in ihrem oberen Teil fein laminiert Nach Hans Gerhard Huckenholz 1963 2 bestehen Grauwacken aus 28 53 Quarz 25 47 Feldspat 0 4 21 Glimmer 0 4 25 Chlorit 0 0 0 6 Karbonaten 0 1 0 3 akzessorischen MineralenGrauwacken lassen sich in Quarzwacken Quarz dominiert Feldspatwacken mit Quarz Feldspat und geringen Mengen an Gesteinsbruchstucken und lithische Wacken hoher Anteil von Gesteinsbruchstucken unterscheiden Daruber hinaus ist fur tektonisch beanspruchte feinsandige dunkle marine Tonsteine deren Sandfraktion ahnlich heterogen zusammengesetzt ist wie die einer Grauwacke der Ausdruck Grauwackenschiefer gebrauchlich Nutzung Bearbeiten nbsp Grauwacke Mauerwerk in der Sperrmauer des Mohnesees im SauerlandGrauwacke findet als Grauwackeschotter verbreitet Verwendung als Oberbaustoff fur Eisenbahntrassen sowie als Pflasterstein Sie wird zudem auch als Mauerstein auch bei Wasserbauten Staumauern u a eingesetzt In Deutschland wird das Gestein 2023 noch in uber 20 Steinbruchen abgebaut 3 Natursteinsorten BearbeitenRheinisches Schiefergebirge Lindlarer Grauwacke Bergisches Land Devon Mosel Grauwacke Treis Karden Devon Edersee Grauwacke Waldeck Unterkarbon Harz Oberharzer Grauwacke Unterkarbon Sudharzer Grauwacke Selker Grauwacke Sonstige Lausitzer Grauwacke Neoproterozoikum Sonstiges BearbeitenGrauwacke ist in Deutschland im Jahr 2023 das Gestein des Jahres 3 Literatur BearbeitenHans Fuchtbauer Sedimente und Sedimentgesteine 4 Auflage E Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1988 ISBN 3 510 65138 3 Francis J Pettijohn Paul Edwin Potter Raymond Siever Sand and Sandstone 2 Auflage Springer Verlag New York 1987 ISBN 3 540 96350 2 Heinrich Bahlburg Christoph Breitkreuz Grundlagen der Geologie 2 Auflage Elsevier Verlag Munchen 2004 ISBN 3 8274 1394 X Manuel Lapp Andreas Gunther Plones Heiner Siedel u v a Grauwacke Gestein des Jahres 2023 1 Auflage Unternehmerverband Mineralische Baustoffe UVMB e V Leipzig 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grauwacke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Grauwacke Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Lindlarer Grauwacke uber Grauwacke aus dem Bergischen LandEinzelnachweise Bearbeiten a b Hans Murawski Wilhelm Meyer Geologisches Worterbuch 12 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2010 ISBN 978 3 8274 1810 4 S 66 f Hans Gerhard Huckenholz Der gegenwartige Stand in der Sandsteinklassifikation Fortschritte der Mineralogie Bd 40 1963 S 151 192 auch auf Englisch erschienen unter dem Titel A Contribution to the Classification of Sandstones Geologiska Foreningen i Stockholm Forhandlingar Bd 85 Nr 1 1963 S 156 172 doi 10 1080 11035896309448877 zitiert in Hans Murawski Wilhelm Meyer Geologisches Worterbuch 12 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2010 ISBN 978 3 8274 1810 4 S 66 f a b Quelle https geoberuf de der bdg gestein des jahres https nachrichten idw online de 2023 01 24 ueberall auf der welt ein begriff grauwacke ist das gestein des jahres 2023Normdaten Sachbegriff GND 4158103 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grauwacke amp oldid 236995445