www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel beschreibt das Mineral fur das Gestein siehe Kaolin Das Mineral Kaolinit ist ein sehr haufig vorkommendes Schichtsilikat aus der Kaolinit Serpentin Gruppe mit der kristallchemischen Zusammensetzung Al4 OH 8 Si4O10 Es ist ein typischer Vertreter der Zweischicht Tonminerale Kaolinit kristallisiert im triklinen Kristallsystem und entwickelt meist blattrige schuppige erdige oder massige Aggregate selten aber auch pseudohexagonale Kristalle von uberwiegend weisser Farbe Durch Verunreinigungen kann seine Farbe aber auch ins rotliche braunliche oder blauliche spielen Seine Strichfarbe ist weiss Kaolinit kann gesteinsbildend als Kaolin auftreten KaolinitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1980 s p 1 IMA Symbol Kln 2 Chemische Formel Al4 OH 8 Si4O10 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und GermanateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII H 23 VIII H 25 010 9 ED 05 71 01 01 02Ahnliche Minerale Dickit Nakrit Halloysit Allophan ImogolitKristallographische DatenKristallsystem siehe KristallstrukturKristallklasse Symbol siehe KristallstrukturRaumgruppe siehe KristallstrukturGitterparameter siehe KristallstrukturFormeleinheiten Z 1 3 Haufige Kristallflachen 001 Zwillingsbildung sehr seltenPhysikalische EigenschaftenMohsharte 2 bis 2 5 4 5 Dichte g cm3 gemessen 2 61 bis 2 68 berechnet 2 63 4 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 Bruch Tenazitat unebenFarbe weiss auch mit rotlichem braunem oder blauem StichStrichfarbe weissTransparenz durchscheinend bis undurchsichtigGlanz erdigKristalloptikBrechungsindizes na 1 553 bis 1 563 5 nb 1 559 bis 1 569 5 ng 1 560 bis 1 570 5 Doppelbrechung d 0 007 5 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 24 bis 50 gemessen 44 berechnet 5 Pleochroismus sehr schwachWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten nicht loslich in SaurenBesondere Merkmale im Wasser plastisch verformbarKaolinit hat eine Mohs sche Harte von 2 bis 2 5 eine Dichte von 2 61 bis 2 68 g cm Im Wasser wird das Mineral plastisch verformbar Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Strukturumwandlungen 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDer Name Kaolinit ist aus dem Gestein Kaolin abgeleitet dessen Hauptbestandteil es ist Kaolin wiederum leitet sich aus dem ersten Fundort ab dem chinesischen Ort 高嶺 Gaoling von chin gao lĭng hoher Hugel Obschon die Herstellung von Stein und Tongut so alt ist wie das Sesshaftwerden der Menschen hat die Herstellung von Porzellan aus Kaolinit und Feldspat in einer primitiven Form wahrscheinlich erst im siebten nachchristlichen Jahrhundert in China stattgefunden Verwendet wurde das Mineral dort aber bereits im Jahre 105 als Fullstoffmineral bei der Papierherstellung 600 Jahre spater wurde es dann nahe dem oben genannten Hugel als Rohstoff fur die chinesische Keramik und Porzellanindustrie verwendet Die Entwicklung dieser Art von Keramik ging mit der Entwicklung von Hochtemperatur Brennofen einher die eine ausreichend hohe Temperatur von 1450 C fur die Verglasung Vitrifikation von Kaolinit und Feldspat zur Verfugung stellen konnten Chinaporzellan war denn auch anfangs eine der wichtigsten Handelswaren zwischen Europa und China Seit 1707 wurde nahe Meissen die erste Kaolinit Lagerstatte zur Porzellanherstellung in Europa ausgebeutet Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte Kaolinit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Schichtsilikatminerale Phyllosilikate wo es namensgebend zusammen mit Dickit Halloysit 7A und Nakrit die Kaolinit Gruppe VIII H 23 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Kaolinit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale Phyllosilicate ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Schichtbildung so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Schichtsilikate Phyllosilikate mit Kaolinitschichten zusammengesetzt aus tetraedrischen oder oktaedrischen Netzen zu finden ist wo es namensgebend zusammen mit Dickit Nakrit und Odinit die Kaolinit Gruppe mit der System Nr 9 ED 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kaolinit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale ein Hier ist er zusammen mit Dickit Nakrit Halloysit Endellit und Odinit in der Kaolinitgruppe mit der System Nr 71 01 01 innerhalb der Unterabteilung der 71 01 Schichtsilikate Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1 1 Lagen zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Struktur von Kaolinit H der OH O2 Al3 Si4 6 Die Kristallstruktur von Kaolinit besteht aus einer Tetraederschicht die mit einer Oktaederschicht verknupft ist Erstere besteht aus Tetraedern die uber basale Sauerstoffe verknupft polymerisiert und ausschliesslich mit Silizium besetzt sind Die Oktaederschicht besteht hingegen aus kantenverknupften Oktaedern die ausschliesslich mit Aluminium besetzt sind Diese aus Tetraeder und Oktaederschicht bestehende Struktur bezeichnet man als 1 1 Schichtpaket Kristallographische Daten der Kaolinit Polytype 3 Name Kaolinit 1A Kaolinit 1MKristallsystem triklin monoklinKristallklasse 1 nicht definiertRaumgruppe C1 nicht definiertGitterkonstanten derElementarzelle a 5 15 Ab 8 94 Ac 7 39 A a 91 9 b 105 0 g 89 8 a 5 16 Ab 8 93 Ac 7 39 A b 104 5 Zahl der Formeleinheiten in der Elementarzelle 1 1Kaolinit ist das am haufigsten auftretende Mineral der Kaolinitgruppe Dickit und Nakrit sind Polytype von Kaolinit das heisst sie sind chemisch identisch mit Kaolinit die Stapelung der 1 1 Schichtpakete erfolgt jedoch in unterschiedlichen regularen Abfolgen Dickit und Nakrit sind zum Beispiel double layer Polytype das heisst die Periodizitat entlang der kristallographischen c Achse betragt 2 mal 7 Angstrom entsprechend zwei 1 1 Schichtpaketen Halloysit auch als 10 A Halloysit bezeichnet ist ein hydratisierter Kaolinit das heisst zwischen den 1 1 Schichtpaketen befindet sich ein Zwischenschichtpaket aus Wassermolekulen Diese konnen die Struktur spontan oder durch vorsichtiges Erwarmen allmahlich bereits bei Raumtemperatur oder unter Vakuumbedingungen verlassen Entwasserter 10 A Halloysit wird auch als 7 A Halloysit bezeichnet Allophan und Imogolit sind schlecht geordnete wasserhaltige Alumosilikate Strukturumwandlungen BearbeitenDie Struktur von Kaolinit andert sich durch thermische Behandlung in Luft bei atmospharischem Druck Kalzinierung Bei 550 600 C beginnt eine Dehydratisierung die zu amorphem Meta Kaolinit auch Metakaolin mit der Summenformel Al2Si2O7 Oxidformel Al2O3 2SiO2 7 fuhrt Eine Dehydroxylierung wurde bis zu 900 C beobachtet Diese Phase ist nicht eine einfache amorphe Mischung aus SiO2 und Al2O3 sondern eine grossere amorphe Struktur die aufgrund ihrer hexagonalen Schichten eine gewisse Ordnung hat ohne kristallin im engeren Sinn zu sein 2 Al 2 Si 2 O 5 OH 4 2 Al 2 Si 2 O 7 4 H 2 O displaystyle ce 2 Al2Si2O5 OH 4 gt 2 Al2Si2O7 4 H2O nbsp Bei weiterer Erhitzung auf 925 950 C entsteht ein siliziumarmer Aluminium Silizium Spinell Si3Al4O12 der manchmal als vom Typ g Aluminiumoxid bezeichnet wird 2 Al 2 Si 2 O 7 Si 3 Al 4 O 12 SiO 2 displaystyle ce 2 Al2Si2O7 gt Si3Al4O12 SiO2 nbsp Bei Kalzinierung auf 1050 C wird die Spinellphase in Mullit und Cristobalit umgewandelt 3 Si 3 Al 4 O 12 2 Si 2 Al 6 O 13 5 SiO 2 displaystyle ce 3 Si3Al4O12 gt 2 Si2Al6O13 5 SiO2 nbsp Meta Kaolinit ist bisher nur synthetisch bekannt und konnte unter anderem bei Kohleverbrennungsexperimenten und in Keramik nachgewiesen werden Es wird allerdings fur moglich gehalten dass die Verbindung auch in naturlicher Umgebungen entstehen kann 7 Bildung und Fundorte BearbeitenKaolinit besteht aus submikroskopischen Kristallen mit blattrigem Habitus Erscheinungsbild Er ist zumeist Bestandteil derjenigen Tonmineralfraktion eines Sediments der per Definition ein Korndurchmesser unterhalb von zwei Mikrometern zugeordnet wird Das Mineral ist ein allgegenwartiges Aluminiumsilikat in den Boden feuchtwarmer Regionen und ein typisches Produkt der chemischen Verwitterung anderer Aluminiumsilikate durch Saure oder partielle Hydrolyse im Besonderen von Mineralen der Feldspat Gruppe Kaolinit ist Bestandteil verschiedener diagenetischer Abfolgen und kann als Fullmineral in Porenraumen von Sedimenten angetroffen werden Es wird bei Temperaturen unterhalb von 300 C niedrigem Druck und bei pH Werten zwischen 3 und 5 sowie bei geringen Kalium Konzentrationen gebildet Bei hoheren Konzentrationen entsteht stattdessen das Phyllosilikat Illit Das Ausgangsgestein ist zumeist ein saurer Magmatit wie zum Beispiel Granit oder Rhyolith Ausgangsminerale sind sowohl Feldspate als auch Muskovit Die Umsetzung von Kalifeldspat zu Kaolinit unter Oberflachenbedingungen wird bei einem pH Wert unter 5 als Saurehydrolyse oder partielle Hydrolyse bezeichnet 4 KAlSi 3 O 8 s 6 H 2 O l Si 4 Al 4 O 10 OH 8 s 8 SiO 2 s 4 K OH aq displaystyle ce 4 KAlSi3O8 s 6 H2O l gt Si4Al4O10 OH 8 s 8 SiO2 s 4K OH aq nbsp Kalifeldspat setzt sich mit Wasser zu Kaolinit Quarz und Kaliumhydroxidlosung um Kalium muss abtransportiert werden da sich sonst anstelle von Kaolinit Illit bildet Unter tropischen Bedingungen mit hohen Niederschlagsraten schneller Entwasserung niedrigem Grundwasserstand und adaquatem Wasserfluss zum Abtransport der loslichen Komponenten sind Granit und Rhyolith leicht zu Kaolinit und Quarz verwitterbar Die immobilen Komponenten sind Aluminium und Silizium wahrend hingegen die Alkali und Erdalkalielemente als mobil bezeichnet werden konnen Bei noch intensiverer Verwitterung wird aus Kaolinit Silizium gelost und Gibbsit Hydrargillit gebildet Plagioklase verwittern im Allgemeinen vor Kalifeldspat und Muskowit nbsp Blattriger Kaolinit mit Zinkenit aus der Itos Mine Oruro Bolivien Grosse 6 9 4 9 3 0 cm nbsp Quarzdruse mit Calcit und weissem Kaolinit Uberzug aus St Francisville Clark County Missouri USA Geodengrosse 4 3 2 5 entspricht 10 16 7 62 6 35 cm nbsp Pseudomorphose von Kaolinit nach Orthoklas Zwilling Grosse 4 5 2 6 1 1 cm nbsp REM Aufnahme mit blattrigem pseudohexagonalem Kaolinit nbsp REM Aufnahme von radialstrahlig faserigem Kaolinit aus Hot Springs Plumas County Kalifornien USAVerwendung BearbeitenKaolinit respektive Kaolin findet uberwiegend in der Herstellung von Porzellan als Fullmaterial in Farben und Plastik als Fullmaterial und Appretur in der Papierherstellung sowie bei der Ziegelherstellung und als feuerfestes Material Anwendung Wichtigstes Verwendungsgebiet ist heutzutage die Beschichtung von Papier wofur rund 60 des Kaolins aufgewendet werden Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der MineraleLiteratur BearbeitenSteffen Guggenheim A Alietti V A Drits Milton L L Formoso Emilio Galan H M Koster H Paquet T Watanabe u a Report of the Association Internationale Pour L Etude des Argiles AIPEA Nomenclature Committee for 1996 In Clays and Clay Minerals Band 32 Nr 3 September 1997 S 493 495 doi 10 1180 claymin 1997 032 3 11 englisch Haydn H Murray Wayne M Bundy Colin C Harvey Kaolin Genesis and Utilization Special Publication No 1 The Clay Minerals Society 1993 ISBN 978 1 881208 38 9 S 341 ff doi 10 1346 CMS SP 1 englisch Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 257 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaolinite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Kaolinit Wiki David Barthelmy Kaolinite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 4 Juni 2019 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Kaolinite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 4 Juni 2019 englisch Rohstoffe in Bayern PDF 1894 kB In www lfu bayern de Bayerisches Staatsministerium fur Wirtschaft Verkehr und Technologie 23 April 2019 S 44 abgerufen am 4 Juni 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 675 englisch a b Kaolinite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 78 kB abgerufen am 4 Juni 2019 a b c d e f Kaolinite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 4 Juni 2019 englisch David L Bish Rietveld refinement of the kaolinite structure at 1 5 K Locality Keokuk Iowa USA In Clays and Clay Minerals Band 41 Nr 6 1993 S 738 744 englisch pdfs semanticscholar org abgerufen am 4 Juni 2019 a b Meta Kaolinite Metakaolin In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 4 Juni 2019 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaolinit amp oldid 230947053