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Die Kristalloptik beschaftigt sich mit der Wechselwirkung elektromagnetischer Strahlung in der Regel im sichtbaren Wellenlangenbereich mit kristallinen oder anderweitig anisotropen Festkorpern aber verallgemeinernd auch mit optisch aktiven Flussigkeiten Sie ist ein Teilgebiet der Optik der Festkorperphysik und der Mineralogie Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Mathematischer Formalismus 3 Literatur 4 WeblinksHintergrund BearbeitenDie optischen Eigenschaften von Kristallen die u a fur Reflexion Refraktion und Absorption des Lichtes verantwortlich sind sind durch ihren regelmassigen inneren Aufbau bestimmt Anders als bei den optisch isotropen Glasern findet man bei Kristallen in der Regel das Phanomen der Anisotropie Wichtige Eigenschaften wie z B der Brechungsindex sind von der Ausbreitungsrichtung des Lichts im Kristall und seiner Polarisation abhangig genauer gesagt gilt dies fur alle Kristalle die nicht das kubische Kristallsystem aufweisen Zur Veranschaulichung tragt man in einem dreidimensionalen Diagramm fur jede mogliche Wellennormalenrichtung von Licht im Kristall den Wert der Brechungsindizes in den beiden Schwingungsrichtungen senkrecht zu dieser Richtung ein Dadurch ergibt sich immer ein Ellipsoid mit im Allgemeinen drei ungleichen senkrecht aufeinander stehenden Hauptachsen das man auch als Indexellipsoid Fletcher Ellipsoid oder Indikatrix bezeichnet Ist der Kristall kubisch dann reduziert sich das Ellipsoid auf den Spezialfall einer Kugel da alle drei Hauptachsen dieselbe Lange haben Die Lichtausbreitung ist in diesem Falle isotrop nbsp Doppelbrechung an einem Kalkspat Kristall ordentlicher und ausserordentlicher Strahl sind durch rote Fluoreszenz im Kristall sichtbarIm Falle des wirteligen Kristallsysteme hexagonal trigonal und tetragonal sind nur zwei der Hauptachsen gleich lang Rotationsellipsoid man spricht dann von optisch einachsigen oder uniaxialen Kristallen Die in der Bezeichnung angesprochene optische Achse steht senkrecht auf den beiden gleich langen Hauptachsen Nur bei Lichteinfall parallel zu dieser Achse findet keine Doppelbrechung statt Drei unterschiedlich lange Hauptachsen dreiachsiges Ellipsoid finden sich fur das orthorhombische monokline und trikline Kristallsystem der Kristall heisst nun optisch zweiachsig oder biaxial Diese beiden Achsen fallen nicht mit Hauptachsen des Ellipsoids zusammen vielmehr sind sie eindeutig dadurch definiert dass sie senkrecht auf den beiden einzigen Kreisen stehen die sich durch den Schnitt einer Ebene mit dem Ellipsoid durch seinen Mittelpunkt erzeugen lassen alle anderen Schnitte ergeben keine Kreise sondern Ellipsen Der Radius dieser Kreise entspricht der von der Lange her mittleren der drei Hauptachsen Eine wichtige Folge der Anisotropie von Kristallen ist die Doppelbrechung d h die Aufspaltung von Licht das auf den Kristall trifft in einen ordentlichen und einen ausserordentlichen Strahl die eine unterschiedliche Polarisation aufweisen Auch die optische Aktivitat von Kristallen lasst sich auf ihre Anisotropie zuruckfuhren Dabei wird die Polarisationsebene linear polarisierten Lichtes um einen Winkel gedreht der proportional ist zur im Kristall zuruckgelegten Strecke Je nachdem ob die Ebene im Uhrzeiger oder im Gegenuhrzeigersinn gedreht wird wenn man genau gegen die Ausbreitungsrichtung des Lichtes schaut unterscheidet man rechts und linksdrehende Kristalle die auch als optische Modifikationen bezeichnet werden Beispiele sind Links und Rechtsquarz Eine dritte spezifisch auf Kristalle zutreffende optische Erscheinung ist der Pleochroismus Das bedeutet dass Licht je nach Ausbreitungs und Polarisationsrichtung unterschiedlich stark absorbiert wird Da die Absorption zusatzlich noch von der Wellenlange abhangt zeigt sich der Pleochronismus in einer richtungsabhangigen Farbanderung des durchstrahlten Lichtes die in extremen Fallen schon mit blossem Auge feststellbar ist Die optischen Eigenschaften eines Kristalls lassen sich beeinflussen durch mechanische Belastung aber auch durch aussere elektrische Felder elektrooptischer Effekt aussere magnetische Felder magnetooptischer Effekt Umgekehrt konnen diese Effekte zur Diagnose der externen Einflusse herangezogen werden Mathematischer Formalismus BearbeitenGrundlage des mathematischen Formalismus ist die Tatsache dass die elektrische Feldstarke E displaystyle vec E nbsp und die elektrische Verschiebungsdichte D displaystyle vec D nbsp nicht mehr gleich gerichtet sind Damit kann die dielektrische Funktion e displaystyle varepsilon nbsp welche die beiden Formelgrossen verknupft nicht mehr als Skalar aufgefasst werden sondern muss als Tensor zweiter Stufe behandelt werden Die Beziehung zwischen D displaystyle vec D nbsp und E displaystyle vec E nbsp schreibt sich nun D x D y D z e 0 e x x e x y e x z e y x e y y e y z e z x e z y e z z E x E y E z displaystyle begin pmatrix D x D y D z end pmatrix varepsilon 0 begin pmatrix varepsilon xx amp varepsilon xy amp varepsilon xz varepsilon yx amp varepsilon yy amp varepsilon yz varepsilon zx amp varepsilon zy amp varepsilon zz end pmatrix cdot begin pmatrix E x E y E z end pmatrix nbsp wobei e 0 displaystyle varepsilon 0 nbsp die Dielektrizitatskonstante des Vakuums darstellt Wie sich eine elektromagnetische Welle im anisotropen Medium ausbreitet lasst sich durch Losen der Wellengleichung fur anisotrope Korper berechnen e E n 2 E k E k displaystyle varepsilon cdot vec E n 2 vec E vec k vec E cdot vec k nbsp mit dem Brechungsindex n einem Einheitsvektor k displaystyle vec k nbsp der in Ausbreitungsrichtung der Welle zeigt Algebraisch ist die Wellengleichung ein System aus drei gekoppelten Gleichungen aus dem sich die zwei Brechungsindizes fur die beiden verschiedenen Polarisationsrichtungen ableiten lassen Das Gleichungssystem ist jedoch im Allgemeinen in Bezug auf die Polarisationsrichtung nicht eindeutig Deshalb wird ein Verfahren benutzt um die drei Gleichungen auf zwei zu reduzieren Dazu konstruiert man zunachst ein System aus drei paarweise senkrecht aufeinander stehenden Vektoren Zwei davon sind die Ausbreitungsrichtung k displaystyle vec k nbsp und Verschiebungsdichte D displaystyle vec D nbsp der dritte ist die magnetische Feldstarke H displaystyle vec H nbsp Da k displaystyle vec k nbsp nicht mehr wie im isotropen Festkorper im 90 Grad Winkel zu E displaystyle vec E nbsp stehen muss ist die Wellengleichung nicht geeignet um den Polarisierungscharakter der Wellen zu bestimmen Nun wird ausgenutzt dass D displaystyle vec D nbsp senkrecht auf der Ausbreitungsrichtung k displaystyle vec k nbsp steht Es ist E e 1 D displaystyle vec E varepsilon 1 cdot vec D nbsp wobei e 1 displaystyle varepsilon 1 nbsp der zu e displaystyle varepsilon nbsp inverse Tensor ist Durch Wahl eines neuen Koordinatensystems mit den Koordinaten a b c das so gewahlt ist dass die c Richtung parallel zu k displaystyle vec k nbsp liegt kann man das Gleichungssystem von drei auf zwei Gleichungen reduzieren D a n 2 e a a 1 D a n 2 e a b 1 D b displaystyle D a n 2 varepsilon aa 1 D a n 2 varepsilon ab 1 D b nbsp D b n 2 e b a 1 D a n 2 e b b 1 D b displaystyle D b n 2 varepsilon ba 1 D a n 2 varepsilon bb 1 D b nbsp Durch Losen dieses Gleichungssystems erhalt man die beiden Brechungsindizes und den Polarisationscharakter fur jede beliebige Richtung Literatur BearbeitenWerner Doring Einfuhrung in die Theoretische Physik Band III Optik Sammlung Goschen Berlin 1957 Weblinks BearbeitenH G Stosch Skript zur Kristalloptik II Mineralmikroskopie PDF 21789 kB In agw kit edu Uni Freiburg 14 Oktober 2009 abgerufen am 23 September 2019 Interferenzfiguren an doppelbrechenden optisch aktiven Kristallplattchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kristalloptik amp oldid 225907327