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Dieser Artikel stellt von der Polarisation abhangige Absorption dar Fur Bauteile mit einer von der Wellenlange abhangenden Reflektivitat siehe Dichroitischer Spiegel Fur mehrfarbiges Glas das auf einem anderen Effekt beruht siehe Dichroitisches Glas Der Dichroismus vom griechischen Wort dichroos fur zweifarbig ist in der Physik die Eigenschaft bestimmter Materialien Licht in Abhangigkeit von der Polarisation unterschiedlich stark zu absorbieren Kupfer II acetat Monohydrat dichroitischBei dichroitischen Materialien gibt es eine optische Achse so dass beim Betrachten durch einen Polarisationsfilter in der einen Polarisationsrichtung aufgrund der unterschiedlichen Absorption eine andere Farbe zu erkennen ist als in der anderen ordentlicher und ausserordentlicher Strahl Fur dazwischenliegende Polarisationswinkel erhalt man Mischfarben weshalb der Dichroismus insbesondere in der Mineralogie auch als Pleochroismus bezeichnet wird altgr pleon pleon mehr und xrῶma chroma Farbe bzw xrws chros Farbung also Mehrfarbigkeit Beim Auftreten von zwei optischen Achsen gibt es drei Hauptbrechachsen die Absorption ist in drei Polarisationsrichtungen unterschiedlich und man spricht von Trichroismus 1 Die Mehrfarbigkeit aussert sich in einer unterschiedlichen Farbtiefe Beispiel der Wechsel von dunkleren Farben zu blasseren Farben bei manchen Turmalinen oder in einem kompletten Farbwechsel Beispiel synthetischer Alexandrit der ohne Polarisationsfilter einen Farbwechsel gelbgrun violett rotbraun aufweist 2 Der Dichroismus wirkt sich auch auf das Reflexionsverhalten der Materialien aus Weiterhin gibt es rontgenspektroskopische Effekte die auf der Kopplung von Photonen im Rontgenbereich an bestimmte Elektronenorbitale beruhen und unter dem Begriff Rontgendichroismus zusammengefasst werden Dichroismus ist mit der Doppelbrechung verwandt bei welcher der Realteil des komplexen Brechungsindex von der Polarisation abhangt Der Imaginarteil ist der Absorptionskoeffizient und dessen Abhangigkeit von der Polarisation bewirkt gerade den Dichroismus Ein anderer verwandter Effekt ist der Alexandrit Effekt bei dem die Absorption nicht von der Polarisation sondern von der Wellenlange des Lichts abhangt Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Grad des Dichroismus 3 Linearer und zirkularer Dichroismus 4 Anwendung und Materialien 5 Pleochroismus in der Mineralogie 6 Magnetischer Dichroismus 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenEinige Materialien hauptsachlich Kristalle haben eine oder mehrere ausgezeichnete optische Achsen Bei optisch einachsigen Materialien wird einfallendes Licht in Abhangigkeit seiner Polarisation immer bezogen auf den Vektor der elektrischen Feldstarke in zwei Teilstrahlen aufgespalten den ordentlichen und den ausserordentlichen Strahl Zeigt das Material unterschiedliches Absorptionsverhalten bezuglich dieser Achse d h wird der ordentliche Strahl starker bzw schwacher absorbiert als der ausserordentliche so spricht man von einem dichroitischen Kristall Bei einem entsprechend dicken Kristall wird daher einer der beiden Teilstrahlen bis unter eine Schwellwert absorbiert und nur der andere transmittiert Der Effekt ist stark wellenlangenspezifisch und tritt nur in einem schmalen Spektralbereich auf d h bei einer anderen Wellenlange des Lichts kann der Effekt der Absorption nicht auftreten man spricht dann von Doppelbrechung oder sich sogar umkehren In der Regel sind dichroitische Kristalle doppelbrechend und doppelbrechende dichroitisch Ausnahmen bestehen beim Vorliegen ganz bestimmter Randbedingungen z B Einschrankungen des Spektralbereichs 3 Betrachtet man normales d h unpolarisiertes Weisslicht des gesamten sichtbaren Spektrums so fuhrt die polarisationsabhangige Absorption dichroitischer Materialien zur Schwachung bestimmter Spektralbereiche was als Anderung der Lichtfarbe wahrnehmbar ist Besonders deutlich wird der Dichroismus wenn man linear polarisiertes Licht auf einen optisch einachsigen Kristall mit zwei Resonanz bzw Eigenfrequenzen Extremfarben im sichtbaren Spektralbereich einstrahlt und das durchfallende Licht betrachtet Andert man nun die Polarisationsrichtung so werden die Extremfarben sichtbar wenn die Polarisation senkrecht bzw parallel zur optischen Achse des Kristalls liegt Fur eine Polarisation dazwischen treten Mischfarben aus diesen beiden Farben auf weswegen in der Mineralogie haufig allgemein von Pleochroismus gesprochen wird Hinsichtlich der tatsachlichen Beobachtung ist diese Begriffswahl gerechtfertigt 1 Komplexeres Absorptionsverhalten liegt bei optisch mehrachsigen Kristallen vor optisch zweiachsige Kristalle erzeugen zwei ausserordentliche Strahlen sie zeigen den Trichroismus ein Einkristall kann hochstens zwei optische Achsen haben analog dazu zeigen Poly Kristalle mit mehr als zwei optischen Achsen den Pleochroismus mit vielen Farben solche Kristalle konnen nur durch Aneinanderkitten vieler Einkristalle zustande kommen polykristallines Material Grad des Dichroismus BearbeitenDer Grad des Dichroismus D displaystyle D nbsp wird bestimmt durch das Verhaltnis der Differenz der Absorptionskoeffizienten fur die parallele bzw senkrechte Polarisation K displaystyle K parallel nbsp bzw K displaystyle K perp nbsp zu ihrer Summe 4 D K K K K displaystyle D frac K parallel K perp K parallel K perp nbsp Linearer und zirkularer Dichroismus Bearbeiten nbsp Zirkulardichroismus rechts und linkszirkular polarisiertes Licht wird in einer Schicht die ein Enantiomer eines optisch aktiven chiralen Stoffes enthalt verschieden beeinflusst Beim Dichroismus wird hinsichtlich der Art der Polarisation des einfallenden Lichts unterschieden linearer Dichroismus bezeichnet das Phanomen dass bei linear polarisiertem Licht in Abhangigkeit von der Wellenlange entweder der ausserordentliche Strahl starker absorbiert wird als der ordentliche oder umgekehrt Dieser Effekt wurde Anfang des 19 Jh erstmals bei Einkristallen des Schmucksteins Turmalin gefunden 4 analog zur zirkularen Doppelbrechung gibt es auch den Effekt des zirkularen Dichroismus auch Zirkulardichroismus genannt der das unterschiedliche Absorptionsverhalten rechts und linksdrehend polarisierter Strahlung in einem optisch aktivem Material beschreibt Dieser Effekt wurde erstmals 1896 von Aime Auguste Cotton beschrieben vgl Cotton Effekt 4 Anwendung und Materialien BearbeitenAngewendet werden dichroitische Materialien z B als dichroitischer Polarisator im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums Hier konnen einfache Drahtgitterpolarisatoren nicht mehr eingesetzt werden denn mit geringer werdender Wellenlange wird auch der erforderliche Gitterabstand geringer Dieser ist schon im Bereich des nahen Infrarot nur noch schwer zu realisieren im sichtbaren Bereich sind Strukturen in der Grossenordnung von Molekulen notwendig Dem US amerikanischen Physiker Edwin Herbert Land gelang 1932 erstmals die Herstellung dichroitischer Folien Dazu richtete er die langlichen Kohlenwasserstoffmolekule in Polyvinylalkohol durch Erhitzung und Dehnung des Materials entsprechend aus Solche Polarisationsfolien Polaroidfilter oder folie genannt werden sehr haufig eingesetzt und sind vergleichsweise gunstig 5 Sie konnen vergleichsweise grossflachig hergestellt werden und erreichen einen Polarisationsgrad von uber 99 4 Ihre Qualitat z B hinsichtlich des erreichbaren Transmissions oder Polarisationsgrades liegt jedoch unter der von anderen Polarisatoren Des Weiteren zeigen sie Nachteile beim Anwendungen mit hohen Lichtleistungen Die Polarisation aufgrund von Absorption im Material fuhrt zu einer Erwarmung und kann negative Einflusse auf die Eigenschaften des Polarisators haben ihn im Extremfall sogar zerstoren Es gibt aber auch Korper aus mehreren Materialien die dichroitisches Verhalten zeigen So konnen Nadeln aus schwefelsaurem Jodchinin Herapathit in Zellulose eingebettet und als dichroitischer Polarisator Polarisationsfolie genutzt werden 3 In gleicher Weise kommen auch dichroitischen Farbstoffe in Kunststofffolien zum Einsatz Die dazu notwendige einheitliche Ausrichtung der Farbstoffmolekule wird beispielsweise durch magnetische oder elektrische Felder erreicht 6 In der Analytischen Chemie kann der Zirkulardichroismus zur Strukturanalyse optisch aktiver chiraler Molekule eingesetzt werden Zur Verwendung in der Mineralogie siehe folgendes Kapitel Pleochroismus in der Mineralogie BearbeitenIn der Mineralogie wird der Dichroismus bei der Charakterisierung von Mineralien verwendet und dabei meist Pleochroismus genannt Die pleochroitischen Eigenschaften eines Minerals konnen mit Hilfe eines Dichroskops festgestellt und zur Bestimmung und Prufung vor allem bei Schmucksteinen genutzt werden Seine Wirkung auf die Farbtiefe ist vor allem fur Edelsteinschleifer von Bedeutung bei der Auswahl des Schliffs um zu dunkle oder helle blasse Farben zu vermeiden Pleochroismus tritt bei durchsichtigen farbigen Steinen ebenso auf wie bei undurchsichtigen So wird bei der Transmission von naturlichem Licht durch eine ca 1 mm dicke Platte aus grunem Turmalin Verdelith der ordentliche Strahl praktisch vollstandig absorbiert der ausserordentliche Strahl hingegen nur geschwacht 6 Sonderformen des Pleochroismus sind der Dichroismus zeigt zwei verschiedene Hauptfarbungen und tritt in uniaxialen Kristallen auf d h in Kristallen mit einer optischen Achse der Trichroismus zeigt drei verschiedene Hauptfarbungen und tritt in biaxialen Kristallen auf d h in Kristallen mit zwei optischen Achsen Keinen Pleochroismus zeigen Mineralien des kubischen Kristallsystems und amorphe Stoffe Je nachdem wie sich ordentlicher und ausserordentlicher Strahl farblich unterscheiden kann man dem Objekt bestimmte Eigenschaften hinsichtlich seiner Kristallstruktur zuweisen dabei kann es vorkommen dass bei bestimmten Kristallen bis zu drei verschiedene Farben sichtbar werden wenn man ihn wahrend der Prufung dreht Farben optische Eigenschaft Kristallstruktureine FarbeIsotrop amorph Glas mikrokristallin Kubischzwei FarbenAnisotrop doppelbrechend optisch einachsig Trigonal Tetragonal Hexagonaldrei Farben bei zwei verschiedenen RichtungenAnisotrop doppelbrechend optisch zweiachsig Triklin Monoklin RhombischTheoretische Grundlagen und Begrundungen dafur ob ein solcher Effekt auftreten kann werden in einem Teilbereich der theoretischen Kristallographie abgehandelt Alexandrit Hiddenit Kunzit Rubin Saphir und Turmalin lassen schon mit blossem Auge die Mehrfarbigkeit erkennen Weitere Beispiele Andalusit gelb olivgrun rotbraun bis dunkelrot 7 Benitoit farblos purpur bis indigoblau oder grunlichblau Cordierit hellgelb bis grun violett bis blauviolett hellblau Malachit fast farblos gelblichgrun tiefgrun Tansanit purpur blau und braun oder gelb 8 Magnetischer Dichroismus BearbeitenAnalog zu magnetooptischen Effekten der Doppelbrechung kann auch der Dichroismus bestimmter Materialien also die Anderung der Intensitat oder der Polarisationszustand des Lichts beim Durchgang durch das Material durch magnetische Felder beeinflusst werden magnetisch induzierter Dichroismus Hierbei werden unterschieden 9 der lineare magnetische Dichroismus selten auch magnetischer Lineardichroismus genannt engl magnetic linear dichroism MLD der zirkulare magnetische Dichroismus auch magnetischer zirkularer Dichroismus oder magnetischer Zirkulardichroismus genannt engl magnetic circular dichroism MCD Der zirkulare magnetische Dichroismus tritt als Folge der unterschiedlichen Spinbesetzung gewisser Orbitale bei magnetischen oder magnetisierten Materialien auf bei denen die Magnetisierung parallel zur Ausbreitungsrichtung des zirkular polarisierten Lichtes ausgerichtet ist Dabei unterscheidet man eine polare Geometrie bei welcher die Magnetisierung senkrecht zur Oberflache liegt eine longitudinale Geometrie bei welcher die Magnetisierung parallel zur Oberflache in der Einfallsebene liegt Hier wird die unterschiedliche Absorption fur die beiden Polarisationsrichtungen ausgenutzt die proportional zum Imaginarteil des Brechungsindex ist Der gemessene Effekt entspricht somit I m n n I m e x x i e x y e x x i e x y R e e x y e x x displaystyle begin aligned mathrm Im n n amp mathrm Im left sqrt varepsilon xx mathrm i varepsilon xy sqrt varepsilon xx mathrm i varepsilon xy right amp approx mathrm Re left frac varepsilon xy sqrt varepsilon xx right end aligned nbsp Beide Formen des magnetischen Dichroismus treten auch im Rontgenbereich auf magnetischer Rontgendichroismus der lineare magnetische Rontgendichroismus engl X ray magnetic linear dichroism XMLD der starkere zirkulare magnetische Rontgendichroismus engl X ray magnetic circular dichroism XMCD auch magnetic x ray circular dichroism MXCD Besonders interessant ist MCD im weichen Rontgenbereich engl soft X ray magnetic circular dichroism S X MCD wo die unbesetzte Valenzband Elektronenstruktur spinaufgelost gemessen werden kann Literatur BearbeitenHerbert Daniel Physik Optik Thermodynamik Quanten Walter de Gruyter 1998 ISBN 3 11 014630 4 S 192 Ludwig Bergmann Heinz Niedrig Clemens Schaefer Optik Wellen und Teilchenoptik Walter de Gruyter 2004 ISBN 3 11 017081 7 S 557 559 Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten der Welt 1600 Einzelstucke 13 uberarbeitete und erweiterte Auflage BLV Verlags GmbH Munchen u a 2002 ISBN 3 405 16332 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dichroismus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Dichroismus Wiki Prof Leopold Rosslers Schmucklexikon PleochroismusEinzelnachweise Bearbeiten a b Ludwig Bergmann Heinz Niedrig Clemens Schaefer Optik Wellen und Teilchenoptik Walter de Gruyter 2004 ISBN 3 11 017081 7 S 558 GIA Gemological Institute of America Inc Jeniffer Stone Sundberg Challenges in Orienting Alexandrite The Usambara and Other Optical Effects in Synthetic HOC Grown Russian Alexandrite Abgerufen am 10 Juli 2016 a b Herbert Daniel Physik Optik Thermodynamik Quanten Walter de Gruyter 1998 ISBN 3 11 014630 4 S 192 a b c d Manfred von Ardenne Effekte der Physik und ihre Anwendungen Harri Deutsch Verlag 2005 ISBN 3 8171 1682 9 S 777 778 Rainer Dohlus Photonik Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2010 ISBN 978 3 486 58880 4 a b Ekbert Hering Rolf Martin Martin Stohrer Physik fur Ingenieure Springer 2008 ISBN 978 3 540 71855 0 S 584 Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 194 Siehe diese Webseite des California Institute of Technology Pasadena California USA fur ein anschauliches Bild W Roy Mason Magnetic Linear Dichroism Spectroscopy In A practical guide to magnetic circular dichroism spectroscopy Wiley Interscience 2007 ISBN 978 0 470 06978 3 S 188 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dichroismus amp oldid 206445274 Pleochroismus in der Mineralogie