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Polyvinylalkohol Kurzzeichen PVAL oder PVOH ist ein thermoplastischer Kunststoff der als weisses bis gelbliches Pulver meistens durch Verseifung Hydrolyse von Polyvinylacetat PVAC hergestellt wird Der direkte Syntheseweg ist nicht moglich PVAL ist bestandig gegen fast alle wasserfreien organischen Losemittel 4 Teilverseifte Sorten von PVAL mit ca 13 PVAC Anteilen sind gut wasserloslich Mit sinkendem Verseifungsgrad nimmt die Wasserloslichkeit ab 5 StrukturformelAllgemeinesName PolyvinylalkoholAndere Namen E 1203 1 POLYVINYL ALCOHOL INCI 2 CAS Nummer 9002 89 5Monomer VinylalkoholSummenformel der Wiederholeinheit C2H4OMolare Masse der Wiederholeinheit 44 05 g mol 1Art des Polymers ThermoplastEigenschaftenAggregatzustand festSicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Herstellung und Gewinnung 3 Struktur und Eigenschaften 3 1 Chemischer Aufbau 3 2 Physikalische Eigenschaften 3 3 Chemische Eigenschaften 4 Verwendung Verarbeitung 5 Umweltaspekte amp Toxikologie 5 1 Toxikologie 5 2 Abwasser 6 Handelsnamen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPolyvinylalkohol wurde erstmals im Jahr 1924 von Willi Herrmann und Wolfram Haehnel durch Verseifung von Polyvinylestern mit stochiometrischen Mengen Natronlauge hergestellt Ein weiterer Fortschritt in der Herstellung von Polyvinylalkoholen gelang Herrmann Haehnel und Herbert Berg im Jahr 1932 Sie fanden heraus dass sich Polyvinylalkohol auch durch Umesterung von Polyvinylacetat mit absoluten Alkoholen in Gegenwart katalytischer Mengen von Alkalien herstellen lasst Dieser Vorgang gehort zu den polymeranalogen Reaktionen Herstellung und Gewinnung BearbeitenIm Gegensatz zu den meisten Vinylpolymeren kann Polyvinylalkohol nicht durch einfache Polymerisation des entsprechenden Monomers hergestellt werden Das dafur notwendige Monomer Ethenol existiert lediglich in seiner tautomeren Form als Acetaldehyd Die Synthese durch Polyaldolkondensation aus Acetaldehyd ist noch nicht gelungen da bisher nur niedermolekulare Polymere entstanden sind Polyvinylalkohole werden durch Umesterung oder durch alkalische Verseifung von Polyvinylacetat gewonnen 6 Die Hydrolyse ist gut steuerbar Daneben sind auch einige Polyvinylalkoholcopolymerisate von Bedeutung sie werden aus Polyvinylacetatcopolymeren gewonnen Struktur und Eigenschaften BearbeitenChemischer Aufbau Bearbeiten Ahnlich wie bei Polyvinylacetat uberwiegt in Polyvinylalkohol die Kopf Schwanz Anordnung der Monomere Der Gehalt an Bausteinen in Kopf Kopf Anordnung liegt unter 1 bis 2 Der Anteil dieser Anteile hat einen grossen Einfluss auf die physikalischen Eigenschaften des Polymers so auf die Loslichkeit in Wasser Polyvinylalkohol ist in der Regel leicht verzweigt bedingt durch Kettenubertragungen bei der Synthese von Polyvinylacetat Der Polymerisationsgrad betragt etwa 500 bis 2500 Der Hydrolysierungsgrad der technisch relevanten Typen schwankt je nach Einsatzzweck zwischen 70 und 100 Mol Wurde nur teilverseift konnen die Acetylgruppen in Abhangigkeit vom Verfahren statistisch oder blockartig im Polymer verteilt vorliegen Die Verteilung dieser Acetylgruppen beeinflusst wichtige Eigenschaften wie den Schmelzpunkt die Oberflachenspannung von wassrigen Losungen oder Schutzkolloideigenschaften Polyvinylalkohol der aus Polyvinylacetat gewonnen wurde ist ein ataktischer Kunststoff Er besitzt aber dennoch uber die Hydroxygruppen kristalline Bereiche Einfluss auf diese Kristallinitat des Polymers hat die Struktur und die Vorgeschichte also Verzweigung Hydrolysierungsgrad Verteilung der Acetylgruppen Je hoher der Hydrolysierungsgrad desto besser ist die Kristallisationsfahigkeit Durch Warmebehandlung von vollverseiften Produkten lasst sich die Kristallinitat noch erhohen dadurch verringert sich wiederum die Wasserloslichkeit Je hoher der Anteil von Acetylgruppen desto schwacher ist die Ausbildung von kristallinen Zonen Physikalische Eigenschaften Bearbeiten Polyvinylalkohol ist hervorragend schichtbildend emulgierend und adhasiv Es besitzt eine hohe Zugfestigkeit und Flexibilitat Diese Eigenschaften sind abhangig von der Luftfeuchtigkeit da der Kunststoff Wasser absorbiert Wasser wirkt als Weichmacher PVAL PVOH verliert bei hoher Luftfeuchtigkeit an Zugfestigkeit gewinnt allerdings an Elastizitat Der Schmelzpunkt liegt bei 230 C die Glasubergangstemperatur bei 85 C fur vollstandig hydrolysierte Formen Die Ceiling Temperatur liegt bei 200 C Die Temperaturangaben variieren mit der Molekulmasse Chemische Eigenschaften Bearbeiten Es ist bestandig gegenuber Olen Fetten und organischen Losungsmitteln Verwendung Verarbeitung Bearbeiten nbsp Klebstoff auf PolyvinylalkoholbasisAdhasions und Verdickungsmittel in Latexlacken Haarsprays Shampoos und Klebstoffen Bestandteil der Folie von wasserloslichen Einzelverpackungen von Maschinengeschirrspulmittel Tabs Barriereschicht fur Kohlenstoffdioxid in PET Flaschen Bestandteil von Spielknete und sogenanntem Slime Bestandteil von Aquabeads einem Bastelmaterial fur Kinder Bestandteil zur Dichtung von Hygieneprodukten wie Damenhygiene oder Inkontinenzprodukten Formentrennmittel bei der Herstellung von Faser Kunststoff Verbundwerkstoffen Leimungsmittel in der Papierherstellung Als wasserlosliche Folie fur die Herstellung von Verpackungsbeuteln Als Schutzhandschuhmaterial fur den Umgang mit wasserfreien chlorierten Kohlenwasserstoffen Als wasserlosliches Tragermaterial fur einen Wassertransferdruck Film Tragerspray fur Handarbeitsartikel Selektive Embolisation von Tumorgefassen etwa im Rahmen der praoperativen Behandlung des juvenilen Nasenrachenfibroms Benetzungs und Adhasionsmittel in kunstlicher Tranenflussigkeit 7 Eintages Hydrogel Kontaktlinsen mit geringer Sauerstoffdurchlassigkeit 8 Einschlussimmobilisierung von Zellen und Enzymen in der Mikrobiologie Kunstdarme fur Wurstwaren Schlichtemittel in der Textilindustrie Textilfaser Vinalon Vinylal oder Vinylon Faser gegebenenfalls quervernetzt als Innenlackierung von Benzintanks als wasserlosliches Material fur Stutzstrukturen im 3D Druck als wasserlosliche Stickfolie im Bereich der Luftstickerei 9 Umweltaspekte amp Toxikologie BearbeitenToxikologie Bearbeiten Untersuchungen auf Haut und Schleimhautvertraglichkeit im Tierversuch LD50 orale und dermale Applikation zeigten keine negativen Auswirkungen Sowohl bei Aufnahme mit der Nahrung als auch uber die Haut werden keine gesundheitlichen Gefahren erwartet EinatmenUnter bestimmten Voraussetzungen kann es zur Staubbildung kommen Bei Erhitzung uber 200 C entstehen Rauchgase welche Augen Nase und Hals reizen konnen Es konnen ebenso Tranenfluss Veratzungen rote Augen oder Brennen in Nase und Rachen auftreten Uber weitere gesundheitliche Beeintrachtigungen fur Menschen gibt es keine Daten Tierversuche zeigten ein Absinken der Hamoglobin und Erythrozytenanzahl mit gelegentlicher vollstandiger Gerinnungshemmung Einige Tierversuche deuten auch auf die Moglichkeit einer Kanzerogenitat hin Abwasser Bearbeiten Polyvinylacetat als Vorprodukt kann in Form von Dispersionen leicht ins Abwasser gelangen ist aber nicht toxisch Jedoch wird es im wassrigen Milieu nur schlecht abgebaut Die Aufbereitung dispersionshaltiger Abwasser in Klaranlagen ist in der Regel kein Problem sie sind leicht auszufallen und lagern sich im Klarschlamm ab mit dem sie dann entsorgt werden Handelsnamen BearbeitenMowiol Kuraray Poval Celvol Exceval Polyviol Elvanol MonoSolSiehe auch BearbeitenListe der Kunststoffe Polyethylen VinylacetatLiteratur BearbeitenErnst Bartholome Ernst Biekert Hrsg Ullmanns Enzyklopadie der Technischen Chemie Band 19 4 Auflage Verlag Chemie Weinheim 1980 ISBN 3 527 20019 3 Weblinks BearbeitenTechnisches Datenblatt PVA bei Kuraray Europe GmbHEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu E 1203 Polyvinyl alcohol PVA in der Europaischen Datenbank fur Lebensmittelzusatzstoffe abgerufen am 29 Dezember 2020 Eintrag zu POLYVINYL ALCOHOL in der CosIng Datenbank der EU Kommission abgerufen am 22 Oktober 2021 Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden Bodo Carlowitz Kunststoff Tabellen Carl Hanser Verlag Munchen Wien 1995 ISBN 3 446 17603 9 S 93 Karl Oberbach Hrsg Saechtling Kunststoff Taschenbuch Carl Hanser Verlag Munchen Wien 2004 ISBN 3 446 22670 2 S 458 Europaisches Arzneibuch Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 6 Ausgabe 2008 S 3726 3727 ISBN 978 3 7692 3962 1 Polyvinyl Alcohol drugs with same active ingredients Tech Info Fachinformationen Dailies Memento vom 2 Juli 2010 im Internet Archive PDF 3 2 MB Patent DE4343230C2 Verfahren zur Herstellung reliefartiger Stickereien Angemeldet am 17 Dezember 1993 veroffentlicht am 14 August 1996 Anmelder Mei Chuan Embroidery Enterprises Co Ltd Erfinder Ching Chuan Lin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polyvinylalkohol amp oldid 233115096