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Die Oberflachenspannung ist die infolge von Molekularkraften auftretende Erscheinung bei Flussigkeiten ihre Oberflache klein zu halten Die Oberflache einer Flussigkeit verhalt sich ahnlich einer gespannten elastischen Folie Dieser Effekt ist zum Beispiel die Ursache dafur dass Wasser Tropfen bildet 1 und tragt dazu bei dass einige Insekten uber das Wasser laufen konnen oder eine Rasierklinge auf Wasser schwimmt Wasser bildet im freien Fall aufgrund der Oberflachenspannung Tropfen die annahernd kugelformig sind Wasserlauferpaar nutzt die OberflachenspannungDie Oberflachenspannung Formelsymbol s displaystyle sigma g displaystyle gamma ist also eine Grenzflachenspannung die zwischen Flussigkeiten und Gasphasen auftritt Gemessen wird sie in den SI Einheiten kg s2 gleichbedeutend mit N m Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Physikalischer Hintergrund 2 1 Mechanische Definition 2 2 Thermodynamische Definition 2 3 Molekulare Theorie zur Oberflachenspannung 3 Abhangigkeiten 4 Werte 5 Messung 5 1 Bugelmethode 5 2 Messung mit dem Kapillareffekt 5 3 Weitere Methoden 6 Historisches 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBedeutung Bearbeiten nbsp Links Querschnitt eines Flussigkeitstropfens An der gekrummten Stelle ist die Wirkungsrichtung der Oberflachenspannung eingezeichnet Rechts Das Resultat der Wirkung der Oberflachenspannung Der Tropfen hat infolge des Zuges an der Flussigkeitsoberflache kugelformige Gestalt angenommen Die Oberflachenspannung ist eine ziehende Kraft die an der Oberflache einer Flussigkeit lokalisiert ist und ihre Wirkungsrichtung ist parallel zur Flussigkeitsoberflache Demnach steht eine Flussigkeitsoberflache stets unter Spannung Eine Flussigkeitsoberflache kann somit mit einer leicht gespannten dunnen Folie verglichen werden bloss dass die Spannung nicht von der Dehnung abhangt nbsp Die Oberflachenspannung des Wassers tragt eine BuroklammerDie Oberflachenspannung verleiht einer Flussigkeitsoberflache spezielle Eigenschaften So konnen nichtbenetzte Objekte von einer Wasseroberflache getragen werden solange ihr Gewicht nicht ausreicht um die Oberflachenspannung zu uberwinden Anschaulich wird dies wenn man beispielsweise eine Buroklammer aus fettigem Eisendraht auf eine Wasseroberflache legt Sie wird nicht oder nur teilweise benetzt sinkt etwas unter den Wasserspiegel nimmt dabei aber die Oberflache mit dellt sie ein Die Oberflachenspannung greift mit vertikalen Kraftkomponenten an der Buroklammer an und tragt diese Dieser Effekt wird auch von Lebewesen wie dem Wasserlaufer ausgenutzt um auf einer Wasseroberflache laufen zu konnen Die Oberflachenspannung ist die Ursache dafur dass Flussigkeiten kugelformige Gestalt annehmen wenn keine anderen Krafte auf sie wirken Ein Beispiel dafur sind Flussigkeitstropfen in der Schwerelosigkeit einer Raumstation Nach Quecksilber als Spitzenreiter unter den Reinstoffen hat Wasser eine besonders hohe Oberflachenspannung Diese sinkt mit steigender Temperatur deutlich und kann durch Hinzufugen schon geringer Mengen oberflachenaktiver Stoffe Detergentien deutlich reduziert werden Ein praktisches Beispiel sind besonders kleine Wassertropfchen Zur Erklarung denke man sich eine Flussigkeit deren Gestalt nicht kugelformig ist Die Oberflachenspannung greift parallel zur Flussigkeitsoberflache an und gleicht lokal abweichende Krummungen aus Wenn andere Krafte auf einen Flussigkeitstropfen wirken so weicht dessen Gestalt von der kugelformigen ab Ein Beispiel dafur sind Regentropfen von mehr als 1 mm Durchmesser und Flussigkeitstropfen auf einer Festkorperoberflache wo zusatzlich anziehende Krafte zwischen Festkorper und Flussigkeit wirken Adhasion Je hoher die Adhasion zwischen Festkorper und Flussigkeit ist desto mehr weicht die Form des Tropfens von der kugelformigen ab er wird flacher oder es bildet sich ein durchgehender Flussigkeitsfilm der die Festkorperoberflache benetzt Ein anderes Beispiel fur die Wirkung der Oberflachenspannung ist die sechseckige Form von Wabenzellen der Honigbienen Die Zellen werden zuerst rund aus Bienenwachs gebaut Das Material gibt aber durch die im Bienenstock herrschenden Temperaturen nach fliesst und bildet dabei plane Grenzflachen Minimalflachen zwischen den einzelnen Zellen Physikalischer Hintergrund Bearbeiten nbsp Flussigkeit eingespannt in einem Bugel Eine Kraft zieht parallel zum Flussigkeitsfilm und vergrossert dessen Oberflache vorder und ruckseitig um d A 2 L d x displaystyle mathrm d A 2L mathrm d x nbsp Es gibt zwei Definitionen der Oberflachenspannung die konsistent sind Einerseits die mechanische Definition nach der die Oberflachenspannung eine Kraft pro Lange ist und die thermodynamische wonach die Oberflachenspannung eine Energie pro Flache ist Mechanische Definition Bearbeiten Die mechanische Definition lasst sich anhand eines Bugels mit der Breite L displaystyle L nbsp erklaren in dem ein Flussigkeitsfilm eingespannt ist Wenn der Flussigkeitsfilm durch eine Kraft F displaystyle F nbsp parallel zur Oberflache und senkrecht zu L displaystyle L nbsp um d x displaystyle mathrm d x nbsp auseinandergezogen wird so wird am Film die Arbeit d W F d x displaystyle mathrm d W F mathrm d x nbsp verrichtet und die Oberflache wachst um d A 2 L d x displaystyle mathrm d A 2L mathrm d x nbsp Faktor 2 wegen Vorder und Ruckseite des Films Die Oberflachenspannung ist das Verhaltnis g d W d A F 2 L displaystyle gamma frac mathrm d W mathrm d A frac F 2L nbsp Demnach handelt es sich bei der Oberflachenspannung um eine Kraft pro Lange die parallel zur Flussigkeitsoberflache gerichtet ist Die Richtigkeit der Vorstellung der Oberflachenspannung als Kraft parallel zur Oberflache zeigt sich in zahlreichen Messmethoden und Effekten wie der Bugelmethode der Kapillaritat oder dem Kontaktwinkel 2 Thermodynamische Definition Bearbeiten Die thermodynamische Vorstellung der Oberflachenspannung als Energie pro Flache ruhrt von dem Bild her dass an der Flussigkeitsoberflache die Symmetrie der Flussigkeitsmolekule gestort ist Das Fehlen von Flussigkeitsmolekulen vertikal zur Flussigkeitsoberflache und die somit fehlende Bindungsenergie muss durch eine positive Energie E displaystyle E nbsp kompensiert werden Um die Oberflache einer Flussigkeit zu vergrossern benotigt man Energie wobei die Oberflachenspannung g displaystyle gamma nbsp definiert ist als Energie die man benotigt um die Flussigkeitsoberflache um eine Einheitsflache zu vergrossern Somit folgt g d E d A d W d A F 2 L displaystyle gamma frac mathrm d E mathrm d A frac mathrm d W mathrm d A frac F 2L nbsp womit die Analogie der Vorstellung fehlender Bindungsenergie zur mechanischen Definition gezeigt ist Diese anschauliche Interpretation ist jedoch noch nicht ausreichend um die Oberflachenspannung thermodynamisch zu definieren Um dies zu tun geht man von der Anderung der freien Enthalpie G displaystyle G nbsp bei konstanter Temperatur T displaystyle T nbsp und konstantem Druck p displaystyle p nbsp aus welche durch Gleichung 1 beschrieben wird wobei H displaystyle H nbsp die Enthalpie T displaystyle T nbsp die Temperatur und S displaystyle S nbsp die Entropie kennzeichnet d G d H T d S 1 displaystyle mathrm d G mathrm d H T mathrm d S qquad 1 nbsp Man kann diese Gleichung umschreiben indem man die Definition der Enthalpie H U p V displaystyle H U pV nbsp einsetzt und berucksichtigt dass d p 0 displaystyle mathrm d p 0 nbsp gilt d G d U p d V T d S 2 displaystyle mathrm d G mathrm d U p mathrm d V T mathrm d S qquad 2 nbsp nbsp Durch die Oberflachenspannung wolbt sich das Getrank uber dem Glas Fur die Anderung der inneren Energie wird d U d q d W displaystyle mathrm d U mathrm d q mathrm d W nbsp eingesetzt wobei d W displaystyle mathrm d W nbsp fur die verrichtete Arbeit steht Fur die Warmemenge gilt d q T d S displaystyle mathrm d q T mathrm d S nbsp Daraus folgt d G d W p d V 3 displaystyle mathrm d G mathrm d W p mathrm d V qquad 3 nbsp Der Ausdruck fur die Arbeit kann in einen Term fur die Volumenarbeit d W v o l p d V displaystyle mathrm d W mathrm vol p mathrm d V nbsp und nicht expansive Arbeit d W n e displaystyle mathrm d W ne nbsp zerlegt werden d G d W n e p d V p d V d W n e 4 displaystyle mathrm d G mathrm d W ne p mathrm d V p mathrm d V mathrm d W ne qquad 4 nbsp Bei konstanter Temperatur und konstantem Druck entspricht die Anderung der freien Enthalpie der nicht expansiven Arbeit Dieser Ausdruck kann nun in Verbindung mit der Oberflachenspannung g displaystyle gamma nbsp gebracht werden Sofern nur Arbeit aufgewendet wird um die Oberflache einer Flussigkeit zu vergrossern so entspricht diese dem Ausdruck d W n e displaystyle dW ne nbsp Da nun die Oberflachenspannung als Arbeit pro Einheitsflache definiert ist muss noch die Oberflache A displaystyle A nbsp der Flussigkeit berucksichtigt werden Somit folgt g G A T p W n e A T p 5 displaystyle gamma left frac partial G partial A right T p left frac partial W ne partial A right T p qquad 5 nbsp Die Oberflachenspannung ist somit thermodynamisch als partielle Ableitung der freien Enthalpie nach der Oberflache bei konstanter Temperatur und konstantem Druck definiert 3 Molekulare Theorie zur Oberflachenspannung Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung des Lennard Jones Potentials in Abhangigkeit von der Distanz r Die Vorstellung der fehlenden Flussigkeitsmolekule an der Oberflache verleitet intuitiv zu der Annahme dass die Oberflachenspannung eine Kraft vertikal zur Flussigkeitsoberflache sei Dies stimmt jedoch nicht mit der mechanischen Definition der Oberflachenspannung uberein Um die mechanische Definition hierbei in Einklang mit der thermodynamischen zu bringen muss man berucksichtigen dass innerhalb einer Flussigkeit sowohl anziehende als auch abstossende Krafte auf ein Molekul wirken Wahrend in einem Festkorper lokal entweder anziehende oder abstossende Krafte wirken da sich die Teilchen an fixierten Platzen befinden so sind in einer Flussigkeit die Molekule beweglich Die Abstande zwischen den Flussigkeitsmolekulen konnen sich verandern und somit konnen auf ein Flussigkeitsteilchen abstossende und auch anziehende Krafte wirken Dieser Sachverhalt kann auch in einem Lennard Jones Potential veranschaulicht werden Dieses beschreibt allgemein das Potential zwischen zwei ungeladenen Teilchen in Abhangigkeit von deren Distanz Geraten die Teilchen bei kurzen Distanzen in Kontakt so stossen sie sich ab wahrend sie sich bei grosseren Distanzen anziehen Wahrend in einem Festkorper der Abstand zwischen zwei Teilchen fixiert ist kann sich dieser in einer Flussigkeit aufgrund der thermischen Bewegung andern was anziehende und auch abstossende Krafte auf ein Flussigkeitsmolekul ermoglicht Im Bild rechts ist eine schematische Darstellung eines Lennard Jones Potentials abgebildet das die Krafte zwischen Flussigkeitsmolekulen erklart Haben die Flussigkeitsmolekule Kontakt so stossen sie sich ab oranger Bereich wahrend sie sich bei grossen Distanzen anziehen blauer Bereich In einer Flussigkeit andern sich die Abstande zwischen den Teilchen standig aufgrund der Warmebewegung was durch den schwarzen Doppelpfeil in der Abbildung dargestellt ist Somit konnen auf ein Flussigkeitsmolekul sowohl anziehende als auch abstossende Krafte wirken Man kann die abstossenden Krafte als Kontaktkrafte interpretieren Aufgrund dessen kann deren Wirkung im Raum als richtungsunabhangig also isotrop angesehen werden Die anziehenden Krafte innerhalb einer Flussigkeit wirken bei weiteren Entfernungen sind bedingt durch die Struktur der Molekule und konnen als richtungsabhangig im Raum also anisotrop angesehen werden nbsp Darstellung der Krafte die auf ein Molekul an der Flussigkeitsoberflache und im Flussigkeitsinneren wirken An der Phasengrenzflache zwischen Flussigkeit und Gasphase andert sich die Dichte der Flussigkeit sprunghaft im Bereich weniger Molekullangen bis sie konstant auf dem Wert des Flussigkeitsinneren bleibt Dies bewirkt dass auch die abstossenden Krafte in der Flussigkeit sprunghaft an der Oberflache grosser werden bis sie den konstanten Wert des Flussigkeitsinneren erreichen wobei dieser Anstieg in alle Raumrichtungen gleich gross ist aufgrund der isotropen Natur der abstossenden Krafte Zur weiteren Erklarung dient das Bild rechts in dem die Krafte auf ein Flussigkeitsmolekul an der Oberflache und im Inneren veranschaulicht sind An der Flussigkeitsoberflache ist die Symmetrie gestort das heisst die Molekule dort haben in vertikaler Richtung keine benachbarten Molekule Somit wirken in vertikaler Richtung nur von unten abstossende Krafte grauer Pfeil auf die Molekule Um das Kraftegleichgewicht zu wahren werden die abstossenden Krafte in vertikaler Richtung durch anziehende Krafte oranger Pfeil ausgeglichen In horizontaler Richtung also parallel zur Oberflache ist dies nicht notwendig da die Symmetrie nicht gestort ist Das heisst dass in horizontaler Richtung von allen Seiten abstossende Krafte auf die Flussigkeitsmolekule an der Oberflache wirken Zusatzlich zu den abstossenden Kraften wirken auch anziehende Krafte in horizontaler Richtung Diese sind jedoch nicht notwendig um das Kraftegleichgewicht zu wahren und konnen daher und aufgrund ihrer anisotropen Natur in ihrem Betrag grosser sein als die abstossenden Krafte Das bedeutet dass an der Flussigkeitsoberflache in horizontaler Richtung die anziehenden Krafte auf die Flussigkeitsmolekule grosser sind als die abstossenden Krafte Im Flussigkeitsinneren sind die anziehenden und abstossenden Krafte auf ein Molekul gleich gross nbsp Veranschaulichung der Oberflachenspannung als Kraft parallel zur Flussigkeitsoberflache nbsp Schematische Darstellung der Anderung der Dichte und der Oberflachenspannung an einer Flussigkeitsoberflache Um die Oberflachenspannung nun als Kraft parallel zur Oberflache weiter zu verstehen ist es anschaulich die Flussigkeit in zwei Halften zu teilen wie es im Bild rechts abgebildet ist Dort sieht man eine gepunktete und eine nicht gepunktete Halfte wobei diese lediglich zur Markierung der beiden Teile dienen Man betrachtet die Krafte die von dem nicht gepunkteten Teil auf den gepunkteten Teil der Flussigkeit ausgeubt werden a Erst legt man die Trennlinie zwischen den Flussigkeitshalften parallel zur Flussigkeitsoberflache In Richtung des Flussigkeitsinneren nimmt die Dichte zu daher werden auch die abstossenden Krafte grau auf den gepunkteten Teil grosser Diese werden durch anziehende Krafte orange ausgeglichen b Legt man nun die Trennlinie zwischen den Halften in vertikaler Richtung so kann man wiederum die abstossenden Krafte die auf den gepunkteten Teil wirken einzeichnen Diese sind aufgrund ihrer isotropen Natur in ihrem Betrag gleich gross wie in vertikaler Richtung Die anziehenden Krafte auf den gepunkteten Teil sind jedoch nicht isotroper Natur und konnen in ihrem Betrag grosser sein als die abstossenden Krafte Man erkennt auch dass sich dieser Unterschied verkleinert je weiter man ins Flussigkeitsinnere fortschreitet Bereits nach ein paar Molekullangen gleichen sich anziehende und abstossende Krafte in horizontaler Richtung aus da die Dichte in Richtung des Flussigkeitsinneren zunimmt c Der nicht gepunktete Teil der Flussigkeit ubt eine anziehende Kraft auf den gepunkteten Teil aus die in Richtung des Flussigkeitsinneren abnimmt Zusammenfassend kann gesagt werden dass sich im Bereich weniger Molekullangen die Dichte an der Flussigkeitsoberflache rote Kurve im Bild rechts andert bis sie den konstanten Wert des Flussigkeitsinneren erreicht Dies hat zur Folge dass an der Flussigkeitsoberflache eine ziehende Kraft in horizontaler Richtung wirkt Die blaue Kurve im Bild rechts beschreibt die Differenz zwischen anziehender und abstossender Kraft die von dem nicht gepunkteten Teil der Flussigkeit auf den gepunkteten Teil in horizontaler Richtung ausgeubt wird Sie entspricht der Oberflachenspannung und ist im Bereich weniger Molekuldurchmesser an der Oberflache lokalisiert 4 Abhangigkeiten Bearbeiten nbsp Temperaturabhangigkeit der Oberflachenspannung am Beispiel des Wassers nbsp Temperaturabhangigkeit der Oberflachenspannung am Beispiel des BenzolsFur Wasser gilt ausgehend von dem Wert bei 20 C und der gewunschten Temperatur T die folgende Naherungsgleichung vgl Eotvossche Regel g 0 072 75 1 0 002 T K 291 6 displaystyle gamma 0 07275 cdot left 1 0 002 cdot left frac T mathrm K 291 right right qquad 6 nbsp in SI Einheit N m In einem Flussigkeitstropfen herrscht aufgrund der Oberflachenspannung ein erhohter Druck ebenso wie im Inneren einer Seifenblase Die Druckerhohung im Flussigkeitstropfen wird durch die Young Laplace Gleichung beschrieben Bei Bildung von Flussigkeitspartikeln an Kondensationskernen tritt der Krummungseffekt auf Es zeigt sich dabei dass uber den gekrummten Oberflachen der entstehenden Flussigkeitstropfen ein hoherer Sattigungsdampfdruck auftritt als im Vergleich zu einer ebenen Wasseroberflache Grenzflachenaktive Substanzen wie Tenside setzen die Oberflachenspannung herab Ihr Effekt kann durch einen der Oberflachenspannung entgegengesetzten Lateraldruck p displaystyle pi nbsp beschrieben werden p displaystyle pi nbsp ist kein Druck sondern hat dieselbe Einheit wie die Oberflachenspannung Die angrenzende Luftschicht ist vom Dampf der Flussigkeit gesattigt Das Eindringen anderer Dampfe von aussen kann die Oberflachenspannung erheblich verandern Die Oberflachenspannung ist temperaturabhangig und nimmt im Allgemeinen mit steigender Temperatur ab Am kritischen Punkt ist sie gleich null Die Temperaturabhangigkeit wird durch die Eotvossche Regel beschrieben die oben bereits angegebene Gleichung ist ein fur Wasser geltender Spezialfall dieser Regel Werte BearbeitenWertetabelle fur die Oberflachenspannung bei 20 C Flussigkeit Oberflachenspannungin mN m 10 3 N mn Pentan 16 00n Hexan 18 40Ethanol 22 55Methanol 22 60Aceton 23 30Benzol 28 90Ethylenglycol 48 4Wasser bei 80 C 62 6Glycerin 63 4Wasser bei 50 C 67 9Wasser bei 20 C 72 75Quecksilber bei 18 C 471 00Quecksilber bei 20 C 476 00Galinstan bei 20 C 718 0 5 Wasser hat also eine vergleichsweise hohe Oberflachenspannung siehe auch Drucktabellen Wasser in WikiBooks Messung BearbeitenMan kann die Oberflachenspannung zum Beispiel mit Hilfe der Ring von Lecomte De Nouy Platten von Wilhelmy oder Bugel Methode von Lenard mit einem Tensiometer oder durch den Kapillareffekt messen Auch kann man uber eine optische Auswertung den liegenden oder hangenden Tropfen vermessen und so die Oberflachenspannung der Flussigkeit ermitteln Bugelmethode Bearbeiten nbsp Messung der Oberflachenspannung mit der Bugelmethode nbsp Bugel in der FlussigkeitBei der Bugelmethode auch als Abreissmethode bekannt wird ein Bugel mit einem darin eingeloteten extrem dunnen Draht meist aus Platin in die Flussigkeit gehangt sodass dieser gerade in die Flussigkeit eintaucht und von dieser benetzt wird Mit einer Prazisionsfederwaage wird dann die Zugkraft am Bugel nach und nach erhoht Der Draht wird dann aus der Flussigkeit gezogen und zieht einen Flussigkeitsfilm mit An einem bestimmten Punkt reisst dieser Film ab Durch das Ziehen am Bugel wird Arbeit gegen die Oberflachenspannung verrichtet Aus der maximal moglichen Zugkraft am Bugel bevor der Flussigkeitsfilm abreisst den Abmessungen des Bugels und der Dichte der Flussigkeit kann dann die Oberflachenspannung berechnet werden Bei Flussigkeiten wie Ethanol und Drahtlangen von 2 3 cm bei einem Radius von 0 1 mm liegt der Erwartungswert fur die Masse im zwei bis dreistelligen Milligramm Bereich Es sind also sehr prazise Waagen notig Bei einer Messunsicherheit der Waage von 5 mg und einer Vermessung des Drahtes auf 1 µm genau betragt der grosste Fehler des Endergebnisses bereits 8 bis 12 Messung mit dem Kapillareffekt Bearbeiten nbsp Kapillare in der MessflussigkeitBei dieser Messmethode macht man sich den Kapillareffekt zunutze also dass Flussigkeiten in dunnen Rohren nach oben steigen Man benotigt ein Gefass etwa eine Kuvette und eine moglichst dunne Kapillare Diese wird dann einfach in die Flussigkeit gestellt und die Steighohe wird gemessen Da die Flussigkeit theoretisch unendlich lange braucht um ihren Endstand zu erreichen zieht man die Flussigkeit zunachst in der Kapillare etwa mit einer Spritze nach oben und lasst sie anschliessend wieder absinken Die Oberflachenspannung kann dann direkt aus der Steighohe abgelesen werden wenn die Dichte der Flussigkeit und der Kapillarradius bekannt sind Da dessen Messung recht schwierig ist nimmt man Einmalmikropipetten und misst deren Lange Da das Volumen bekannt ist lasst sich so der Innenradius berechnen Wasser erreicht in Kapillaren mit einem Radius von 0 2 mm Steighohen von bis zu 7 cm Fur die moglichst exakte Messung der Steighohe eignet sich beispielsweise ein Kathetometer Ist die Dichte der Flussigkeit genau bekannt und kann man die Steighohe auf 0 1 mm genau ablesen liegt der Fehler im unteren einstelligen Prozentbereich Weitere Methoden Bearbeiten Du Nouy Ringmethode klassische Methode zur Messung der Grenzflachenspannung und Oberflachenspannung Unkritisch auch bei schwierigen Benetzungsverhaltnissen Gemessen wird die Kraft einer vom Ring hochgezogenen Flussigkeitslamelle Wilhelmy Plattenmethode Universalmethode speziell geeignet fur Oberflachenspannungsmessungen uber einen langeren Zeitbereich Gemessen wird die Kraft die sich durch die Benetzung der senkrecht aufgehangten Platte ergibt Kontaktwinkelmessung Gibt auch Aufschluss uber die Benetzbarkeit eines Stoffes Uber die Youngsche Gleichung lasst sich aus dem Cosinus des Kontaktwinkels die Oberflachenspannung berechnen Spinning Drop Methode zur Bestimmung von Grenzflachenspannungen Besonders geeignet fur niedrige bis extrem niedrige Messbereiche Gemessen wird der Durchmesser eines rotierenden Tropfens in der schweren Phase Pendant Drop Methode geeignet fur Grenz und Oberflachenspannungsmessungen Messmoglichkeiten auch bei extremen Drucken und Temperaturen Optische Erfassung der Tropfengeometrie Grosse der Tropfen die von einer Kapillare abtropfen ist proportional zur Oberflachenspannung Sessile Drop Methode Bestimmung von Grenz und Oberflachenspannungen aus dem Profil eines auf einem Substrat ruhenden Tropfens In der Vergangenheit beliebte Methode zur Messung an flussigen Metallen und Legierungen da die Messung unter hohen Temperaturen und oder extremen Drucken mit dieser Methode verhaltnismassig leicht zu realisieren ist Blasendruck Methode geeignet zur messtechnischen Erfassung der dynamischen Oberflachenspannung Messung in Abhangigkeit vom Oberflachenalter Gangige Messverfahren sind das Maximaldruckverfahren und das Differenzdruckverfahren Tropfen Volumen Methode uberlegene Methode zur dynamischen Messung von Grenzflachenspannungen Gemessen wird die Tropfenanzahl in die sich ein vorgegebenes Flussigkeitsvolumen teilt Pruftinten Methode ein in der Industrie z B bei der Verklebung von Selbstklebefolien auf Kunststoffen angewandter Test Auf die zu prufende Oberflache wird mittels Pinsel eine gefarbte Flussigkeit Tinte mit definierter Oberflachenspannung aufgetragen Wenn die Oberflache von der Tinte benetzt wird d h der Pinselstrich bleibt fur gt 3 Sekunden bestehen ohne sich zusammenzuziehen ist die Oberflachenspannung der gepruften Oberflache gleich oder grosser als die der Pruftinte Zieht sich der Pinselstrich dagegen binnen 3 Sekunden zusammen ist die Oberflachenspannung der gepruften Oberflache kleiner als die der Pruftinte Expanding Oscillating Drop Methode EDM ODM Methode zur Erfassung der oberflachenrheologischen Eigenschaften von Flussigkeiten Beschrieben wird die Abhangigkeit der Oberflachenspannung vom Grad und von der Geschwindigkeit der Flachenausdehnung eines Tropfens der entweder schnell ausgedehnt wird und dann stillsteht EDM oder einer sinoidal oszillierenden Schwingung unterliegt ODM Mit Hilfe dieser Messtechnik kann die Schaumstabilitat und die Emulsionsstabilitat beschrieben werden Methode mit einem Gemisch aus Ethylenglycolmonoethylether und Formamid Beide Flussigkeiten werden in einem bestimmten Verhaltnis miteinander vermischt Dadurch erhalt man einen definierten Dyn Wert zur Oberflachenspannungsbestimmung Hergestellt wird das Gemisch mittels eines Tensiometers Stalagmometer Methode beruht auch auf der Tropfenform Historisches BearbeitenDer Begriff der Oberflachenspannung wurde erstmals 1629 von Niccolo Cabeo verwendet und 1751 von Johann Andreas von Segner klarer gefasst Zur Theorie wurde 1805 von Thomas Young 1806 von Pierre Simon Laplace 1830 von Simeon Denis Poisson siehe auch Young Laplace Gleichung Youngsche Gleichung und 1842 bis 1868 von Joseph Plateau Wertvolles beigetragen Siehe auch BearbeitenDortmunder Datenbank und DETHERM Sammlung experimentell bestimmter Oberflachenspannungen DIPPR 801 Parameter fur die Berechnung von Oberflachenspannungen zumeist per Polynom Literatur BearbeitenCyril Isenberg The Science of Soap Films and Soap Bubbles Tieto Clevedon 1978 ISBN 0 905028 02 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oberflachenspannung Album mit Bildern Videos und Audiodateien Oberflachenspannung von Flussigkeiten und Messmethoden Oberflachenspannung Hintergrund technische Bedeutung Messmethoden Prozessmessgrosse Oberflachenspannung Video Oberflachenspannung und die Folgen Sind Oberflachen immer Minimalflachen Jakob Gunter Lauth SciFox 2013 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 15671 Einzelnachweise Bearbeiten Charles E Mortimer Ulrich Muller Johannes Beck Chemie Das Basiswissen der Chemie Stuttgart 2015 ISBN 978 3 13 484312 5 S 174 B Lautrup Physics of Continuous Matter CRC Press Boca Raton 2011 ISBN 978 1 4200 7700 1 V Ribitsch Vorlesungsskriptum der Universitat Graz PDF Kapitel 3 Nicht mehr online verfugbar In kfunigraz ac at Karl Franzens Universitat Graz ehemals im Original abgerufen am 3 Februar 2014 1 2 Vorlage Toter Link physchem kfunigraz ac at Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Antonin Marchand Joost H Weijs Jacco H Snoeijer Bruno Andreotti Why is surface tension a force parallel to the interface In American Journal of Physics Band 79 Nr 10 1 Oktober 2011 S 999 1008 doi 10 1119 1 3619866 arxiv 1211 3854 Ch Karcher V Kocourek D Schulze Experimental Investigations of Electromagnetic Instabilities of Free Surfaces in a Liquid Metal Drop In International Scientific Colloquium Modelling for Electromagnetic Processing 24 26 Marz 2003 2003 S 105 110 sci toys com PDF abgerufen am 28 Marz 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberflachenspannung amp oldid 237167825