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Die Young Laplace Gleichung nach Thomas Young und Pierre Simon Laplace die sie unabhangig voneinander 1805 herleiteten beschreibt den Zusammenhang zwischen der Oberflachenspannung dem Druck und der Oberflachenkrummung einer Flussigkeit In der Physiologie ist sie als Laplace Gesetz bekannt und wird dort allgemeiner zur Beschreibung von Drucken in Hohlorganen verwendet unabhangig davon ob die Kraft an der Grenzflache von einer Oberflachenspannung herruhrt Inhaltsverzeichnis 1 Tropfen 2 Beliebig gekrummte Flache 3 Seifenblase 3 1 Mehrere Blasen 4 Herleitung 5 Physiologische Anwendungen 5 1 Lungenblaschen 5 2 Aneurysmen 5 3 Herz 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseTropfen BearbeitenIn einem kugelformigen Tropfen des Radius r displaystyle r nbsp beispielsweise einem kleinen Wassertropfen oder einer Gasblase in einer Flussigkeit herrscht aufgrund der Oberflachenspannung g displaystyle gamma nbsp an der Grenzflache Flussigkeit Gas ein um D p displaystyle Delta p nbsp erhohter Druck D p p innen p aussen 2 g r displaystyle Delta p p text innen p text aussen frac 2 cdot gamma r nbsp Der Druck innerhalb des Tropfens wird also umso grosser je kleiner der Kugelradius ist Die dadurch hervorgerufene nach aussen gerichtete Kraft wirkt somit der Oberflachenspannung entgegen Verkleinert man den Radius so weit dass er sich der Grossenordnung von Molekuldurchmessern annahert wird auch die Oberflachenspannung vom Radius abhangig sodass diese einfache Gleichung nicht mehr gilt Beliebig gekrummte Flache BearbeitenWenn es sich nicht um eine Kugel handelt sondern um eine beliebig gekrummte Flache so lautet die Gleichung D p g 1 r 1 1 r 2 displaystyle Delta p gamma left frac 1 r 1 frac 1 r 2 right nbsp Dabei sind r 1 displaystyle r 1 nbsp und r 2 displaystyle r 2 nbsp die beiden Hauptkrummungsradien an dem entsprechenden Punkt der Flache Seifenblase BearbeitenFur den Druck im Inneren einer Seifenblase ist die Druckdifferenz doppelt so gross weil die Seifenhaut zwei Oberflachen Gasphase Flussigkeit hat Kugelformige Blasen D p 4 g r displaystyle Delta p frac 4 cdot gamma r nbsp Nicht kugelsymmetrische Korper D p 2 g 1 r 1 1 r 2 displaystyle Delta p 2 gamma left frac 1 r 1 frac 1 r 2 right nbsp Mehrere Blasen Bearbeiten Wenn sich mehrere Seifenblasen ineinander geschachtelt befinden muss man jeweils die Summe der Druckbeitrage aller Seifenblasen addieren die sich auf dem Weg von ganz aussen zum betrachteten Hohlraum befinden Dies gilt auch wenn Blasen aneinanderkleben wie in Blasenketten lagen oder einem Schaumpaket Im einfachsten Fall kleben 2 identisch grosse Blasen aneinander Die sind kugelig die Trennwand ist plan Sind die 2 beteiligten Blasen unterschiedlich gross haben sie dem Kehrwert ihrer Radien entsprechend unterschiedliche Innendrucke die Trennwand wolbt sich unter der Druckdifferenz geringer also mit grosserem Radius Legt sich eine recht kleine Blase an eine vergleichsweise viel grossere so wird der Druck in der grosseren vernachlassigbar klein und die Trennwand wird die Kugelform der kleinen Blase ziemlich genau erganzen Schaumpakete aus gleich grossen Blasen tendieren in ihrem Inneren dazu plane Facetten als Trennwande zu haben die Kammern werden also Polyeder sein Da diese Blasen wie Molekule eines Kristallgitters ahnlich einer dichten Kugelpackung einrasten entwickelt Schaum eine gewisse Steife gegen die Blasenanordnung verschiebende Verformung Herleitung BearbeitenFur die Oberflache A displaystyle A nbsp einer Kugel gilt A 4 p r 2 displaystyle A 4 pi r 2 nbsp fur das Volumen V 4 3 p r 3 displaystyle V frac 4 3 pi r 3 nbsp Bei einer kleinen Anderung des Radius um d r displaystyle mathrm d r nbsp sind die Anderungen der Oberflache d A 8 p r d r displaystyle mathrm d A 8 pi r mathrm d r nbsp und des Volumens d V 4 p r 2 d r displaystyle mathrm d V 4 pi r 2 mathrm d r nbsp Die Arbeit die zur Veranderung der Oberflache benotigt wird ist damit d W g d A g 8 p r d r displaystyle mathrm d W gamma mathrm d A gamma cdot 8 pi r mathrm d r nbsp die zur Anderung des Volumens d W p d V p 4 p r 2 d r displaystyle mathrm d W p mathrm d V p cdot 4 pi r 2 mathrm d r nbsp Man erhalt die oben angegebene Formel wenn die beiden Arbeitsbeitrage gleichgesetzt werden Physiologische Anwendungen BearbeitenLungenblaschen Bearbeiten Die Lungenblaschen Alveolen sind auf ihrer Innenseite mit einem Flussigkeitsfilm bedeckt der nach dem Laplace Gesetz einen Uberdruck des alveolaren Gasgemisches gegenuber der Alveolarwand erzeugt Die Alveolen sind untereinander uber das Bronchialsystem verbunden wenn bei Ausatmung die Alveolen an Radius verlieren ware zu erwarten dass die Druckdifferenz an der Alveolarwand in den kleineren Alveolen starker zunimmt als in den grosseren Es kame zur Atelektase die kleinen Alveolen kollabierten indem sie sich in die grosseren entleerten Damit dies nicht eintritt enthalt der Flussigkeitsfilm Surfactant der die Druckdifferenzen konstant halt indem er die Oberflachenspannung umso mehr herabsetzt je weniger die Alveolen gedehnt sind Der Zug den der Flussigkeitsfilm auf die Alveolarwande ausubt erklart neben den elastischen Fasern das Bestreben der Lunge sich zusammenzuziehen Der Surfactant senkt insofern den elastischen Atmungswiderstand erhoht die Compliance der Lunge und verringert so die inspiratorische Atemarbeit Wenn Fruhgeborene noch nicht genug Surfactant produzieren fuhren die unerwunschten Konsequenzen des Laplace Gesetzes zum Atemnotsyndrom des Neugeborenen Aneurysmen Bearbeiten Das Wachstum von Aneurysmen kann ebenfalls uber das Laplace Gesetz erklart werden Bei gleich bleibendem Blutdruck steigt mit grosser werdendem Radius die Spannung der Gefasswand Da die grossere Spannung zu weiterer Dehnung fuhrt ergibt sich ein Circulus vitiosus der in das Reissen der Gefasswand mit lebensbedrohlicher Blutung munden kann Herz Bearbeiten Zum Verstandnis des Zusammenhangs zwischen Anspannung des Herzmuskels und Druck im Ventrikel ist es hilfreich sich das Herz als Kugel mit dem Radius r displaystyle r nbsp vorzustellen Teilt man die Kugel gedanklich in zwei Halften und betrachtet die Krafte senkrecht zu dieser Ebene ergibt sich fur das Kraftegleichgewicht zwischen komprimierender Muskelkraft und sprengender Druckkraft die Gleichung F Muskel F Druck A Muskel K A Lumen p 2 p r d K p r 2 p displaystyle begin aligned F text Muskel amp F text Druck A text Muskel cdot K amp A text Lumen cdot p 2 pi r cdot d cdot K amp pi r 2 cdot p end aligned nbsp in der K displaystyle K nbsp fur die Muskelspannung Kraft pro Querschnitt und d displaystyle d nbsp fur die Muskeldicke steht die Dicke wird als klein gegenuber dem Radius angenommen Umstellen nach dem Druck ergibt eine Darstellung des Laplace Gesetzes in der die Oberflachenspannung durch das Produkt von Muskelspannung und dicke ersetzt ist p 2 d K r displaystyle p frac 2 cdot d cdot K r nbsp Damit erklart sich warum in der Druckkurve des Ventrikels die hochsten Werte erst dann gemessen werden wenn das Myokard schon recht kontrahiert ist und die Muskelaktivitat ihr Maximum langst uberschritten hat Bei hoher Muskeldicke und niedrigem Radius genugt eine niedrigere Muskelspannung Im umgekehrten Fall wenn das Herz durch Fullung stark gedehnt wird muss es mit einer kraftigen Kontraktion reagieren bei der das uberschussige Volumen mit erhohtem Druck ausgeworfen wird Die Dehnung senkt aber den Muskeldurchmesser und vergrossert den Radius des Herzens sodass sich bei gleicher Muskelspannung der notige Druck nicht erzeugen liesse Die Losung dieses Problems besteht im Frank Starling Mechanismus Die Dehnung des Herzmuskels lasst den kontraktilen Apparat empfindlicher fur Calcium werden sodass die notwendige Kraft aufgebracht wird Bei der Herzinsuffizienz stellt die Dehnung des Herzmuskels unter Ausnutzung des Frank Starling Mechanismus einen Kompensationsmechanismus dar der jedoch langfristig den Herzmuskel schadigt und so zu einer fortschreitenden Dilatation fuhrt Auch bei der dilatativen Kardiomyopathie konnen die ungunstigen Folgen des Laplace Gesetzes immer weniger ausgeglichen werden 1 Siehe auch BearbeitenKapillaritat Oberflachenphsik Kelvin Gleichung Young GleichungEinzelnachweise Bearbeiten Robert Franz Schmidt Florian Lang Manfred Heckmann Hrsg Physiologie des Menschen 31 Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 01650 9 Kapitel 26 2 Frank Starling Mechanismus und Laplace Gesetz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Young Laplace Gleichung amp oldid 237338253