www.wikidata.de-de.nina.az
Eine Aldolreaktion ist in der organischen Chemie eine durch Sauren oder Basen katalysierte Reaktion von Aldehyden oder Ketonen Aldoladdition oder Aldolisation bezeichnet die Addition eines Enolats oder Enolations als Nukleophil an eine Carbonyl Komponente als Elektrophil Dabei entsteht ein b Hydroxyaldehyd oder b Hydroxyketon Bei einer Aldolkondensation erfolgt anschliessend eine Eliminierung von Wasser und es bildet sich ein a b ungesattigtes Carbonyl Die Aldolspaltung oder Retroaldolreaktion ist die Ruckreaktion in die Ausgangsverbindungen Der Name Aldehyd Alkohol Reaktion leitet sich vom Reaktionsprodukt im Falle einer Reaktion unter Aldehyden einem b Hydroxyaldehyd ab Aldolreaktionen sind wichtige Reaktionen fur die Bildung von Kohlenstoff Kohlenstoff Bindungen und ein grundlegendes Reaktionsprinzip in der organischen Chemie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ubersichtsreaktionen 2 1 Aldoladdition und Aldolkondensation 2 2 Gekreuzte Aldolreaktion 3 Stereoselektivitat 4 Anwendung 5 Biologische Bedeutung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Aldolreaktion wurde unabhangig voneinander von Charles Adolphe Wurtz und von Alexander Porfyrevich Borodin im Jahre 1872 entdeckt Borodin hat hier die Dimerisierung von Acetaldehyd zu 3 Hydroxybutanal andere Namen sind Aldol oder Acetaldol unter sauren Bedingungen beobachtet Ubersichtsreaktionen BearbeitenAldoladdition und Aldolkondensation Bearbeiten Hauptartikel Aldoladdition und Aldolkondensation Im Zuge einer Aldoladdition reagiert beispielsweise Acetaldehyd mit einem weiteren Molekul Acetaldehyd zu einem b Hydroxyaldehyd hier 3 Hydroxybutanal einem Aldol Im Gegensatz dazu ist das Produkt einer Aldolkondensation derselben Edukt e ein a b ungesattigter Aldehyd hier Crotonaldehyd trans 2 Butenal Die Reaktionen konnen sowohl sauren als auch basenkatalysiert ablaufen nbsp Die rot markierten Bindungen symbolisieren die neu geknupften Kohlenstoff Kohlenstoff Bindungen der Aldoladdition und Aldolkondensation Statt der Acetaldehyde konnen beliebige Ketone und Aldehyde eine solche Reaktion eingehen wenn mindestens in einem der Edukte in a Stellung zur Carbonylgruppe ein H Atom steht Das Produkt einer solchen Aldoladdition ist ein b Hydroxyaldehyd bzw ein b Hydroxyketon Bei der Aldolkondensation entsteht eine a b ungesattigte Carbonylverbindung Aldehyd oder Keton 1 Gekreuzte Aldolreaktion Bearbeiten Bei einer gekreuzten bzw gemischten Aldolreaktion reagieren zwei Carbonylverbindungen mit unterschiedlichen organischen Resten miteinander Besitzen die Edukte ahnliche Carbonylaktivitaten so kann ein Gemisch aus vier verschiedenen Aldolen entstehen nbsp Ubersichtsreaktion Gekreuzte Aldolreaktion Je nach Art der Reste R1 und R2 liegt wegen der Bildung von Stereoisomeren die Anzahl der gebildeten Aldole genau betrachtet noch hoher Die gekreuzte Aldolreaktion verlauft oft unselektiv Um unerwunschte Reaktionen zwischen den unterschiedlichen Carbonylverbindungen zu minimieren mussen starke Basen eingesetzt werden oder entsprechende Edukte ausgewahlt werden Man erhalt bisweilen weniger als vier Aldole wenn die Reaktivitat der Carbonylverbindungen unterschiedlich ist So ist etwa ein Aldehyd elektrophiler als ein Keton und reagiert somit in einer Mischung aus Aldehyd und Keton als Carbonylkomponente wahrend das Keton als Enol reagiert da dieses wegen des zusatzlichen I Effekts einer Alkylgruppe das Alken stabilisiert 2 Wenn eine der beiden als Edukt eingesetzten Carbonylverbindungen keine a standigen Wasserstoffatome enthalt z B Formaldehyd oder Benzaldehyd verlauft die gekreuzte Aldolreaktion einheitlich Solche Carbonylverbindungen konnen keine Enolate bilden und deshalb nicht mit sich selbst reagieren 3 Besonders selektiv verlauft die gekreuzte Aldolreaktion wenn man das Keton z B Aceton bei tiefer Temperatur mit Lithiumdiisopropylamid LDA ins Lithiumenolat uberfuhrt und mit einer zweiten Carbonylverbindung z B Acetaldehyd umsetzt 3 nbsp Ubersichtsreaktion Gekreuzte Aldolreaktion GEZIELT mit LDAStereoselektivitat Bearbeiten Hauptartikel Zimmerman Traxler Modell Bei der Aldoladdition kann Stereoselektivitat in Form von so genannter einfacher Diastereoselektivitat auftreten Das bedeutet dass die zwei zuvor sp2 hybridisierten Kohlenstoff Atome des Enolats und der Carbonyl Komponente die im Produkt eine gemeinsame Bindung aufweisen und jeweils ein Stereozentrum bilden zueinander dieselbe Relativkonfiguration einnehmen Dies wird anhand des Zimmerman Traxler Modells des Ubergangszustands erklart in dem eine pseudo Sesselkonformation angenommen wird Anwendung BearbeitenDie Aldolreaktion ist ein sehr weit verbreitetes Verfahren und hat seine Anwendung sowohl im Labormassstab als auch in der grosstechnischen Produktion Die Aldolreaktion hat in der Synthese besonders von Naturstoffen grosse Bedeutung erlangt In engem Zusammenhang mit der Aldolreaktion stehen Namensreaktionen wie die Claisen Kondensation die Henry Reaktion und die Knoevenagel Reaktion Eine asymmetrische Aldolreaktion unter milden Bedingungen ist die Hajos Parrish Eder Sauer Wiechert Reaktion Biologische Bedeutung BearbeitenDie Aldolreaktion und ihre Umkehrung sind bei vielen enzymatisch katalysierten biochemischen Reaktionen an der Veranderung des Kohlenstoffgerustes von Naturstoffen beteiligt Beispielsweise wird beim aeroben Kohlenhydratabbau am Anfang des Citratzyklus das Citrat aus Oxalessigsaure und Acetyl CoA in einer Aldoladdition gebildet Erfolgt die Biosynthese der Isoprenoide uber die Mevalonsaure dann ist dort die Verknupfung von Acetyl CoA und Acetacetyl CoA zu 3 Hydroxy 3 methylglutaryl CoA eine Aldolreaktion Zwei Molekule Acetyl CoA reagieren zu Acetacetyl CoA Esterkondensation Dieses wird mit einem dritten Molekul Acetyl CoA zu 3 Hydroxy 3 methylglutaryl CoA verknupft Aldolreaktion Anschliessend fuhrt die Abspaltung von CoA und gleichzeitige Reduktion der Carboxygruppe zu Mevalonsaure nbsp Bei der Gluconeogenese reagieren die beiden isomeren Ketotriosen Glycerinaldehyd 3 phosphat und Dihydroxyacetonphosphat im Sinne einer Aldolreaktion zu Fructose 1 6 bisphosphat Die fruhere Annahme von Adolf von Baeyer und anderen dass eine Aldolkondensation ein wichtiger Schritt der pflanzlichen Starkesynthese ist ist durch neuere Erkenntnisse uberholt Literatur BearbeitenThomas Laue Andreas Plagens Namen und Schlagwort Reaktionen der Organischen Chemie 5 durchgesehene Auflage unveranderter Nachdruck Vieweg Teubner Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 8351 0091 6 Jurgen Falbe Manfred Regitz Hrsg Rompp kompakt Basislexikon Chemie Thieme Stuttgart u a 1998 ISBN 3 13 115711 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Aldolreaktion Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Aldolreaktion Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Joachim Buddrus Grundlagen der organischen Chemie 4 uberarbeitete und aktualisierte Auflage Walter de Gruyter Berlin New York 2011 ISBN 978 3 11 024894 4 S 616 ff Ulrich Luning Organische Reaktionen 2 Auflage Elsevier Munchen 2007 ISBN 978 3 8274 1834 0 S 114 a b Joachim Buddrus Grundlagen der Organischen Chemie 4 Auflage de Gruyter Berlin New York 2011 ISBN 978 3 11 024894 4 S 620 622 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aldolreaktion amp oldid 237544527