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Naturstoff englisch natural product bezeichnet in der Chemie eine Verbindung die von Organismen gebildet wird um biologische Funktionen zu erfullen ein modernes Synonym fur Naturstoff im Sinn der Chemie ist Biomolekul Dabei werden nur Reinsubstanzen oder definierte Stoffgemische als solche verstanden Der Gesetzgeber definiert Biostoffe mittels der Biostoffverordnung Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Naturstoff ein weiter gefasster Begriff alle Stoffe die der Mensch nicht kunstlich hergestellt hat Dieser Artikel bezieht sich nur auf den zuvor definierten speziellen Begriff im Sinn der Chemie Danach zahlen nicht zu den Naturstoffen von Lebewesen gebildete komplexe nicht reine Stoffe Naturprodukte wie Federn Holz oder Baumwolle die zwar aus Naturstoffen aufgebaut jedoch uneinheitliche Stoffgemische sind alle naturlich vorkommenden anorganischen Stoffe wie Minerale oder GesteineObwohl es sich bei einem Naturstoff um eine definierte Verbindung handelt kommt er in Organismen in vielen ineinander uberfuhrbaren Modifikationen vor Durch die Modifikationen wird die biologische Funktion kontrolliert bzw gesteuert Nach der Extraktion und Reinigung erhalt man meist die stabile Grundstruktur die man den Naturstoffklassen zuordnen kann Naturstoffe werden in allen lebenden Organismen aufgebaut oder ineinander umgewandelt Ihre Synthese ist fur den Organismus mit einem Energieaufwand verbunden Ihre Aufgaben sind je nach Stoffklasse vielfaltig und reichen vom einfachen Stoffwechsel oder der Energiegewinnung uber Zellbestandteile und Baustoffe des Organismus bis zu komplexen Steueraufgaben In Bezug auf ihre Funktionen kann man zwischen primaren und sekundaren Naturstoffen unterscheiden Zu den primaren Naturstoffen werden alle Verbindungen gezahlt die fur den Organismus zur Lebenserhaltung und zum Wachstum benotigt werden Dazu zahlen vor allem die Fette und die Biopolymere der Kohlenhydrate und Proteine Die sekundaren Naturstoffe werden aus haufig noch unbekannten Grunden gebildet und unterteilen sich in die grossen Stoffklassen der Terpene der Aromaten und der Alkaloide Die Chemie der Naturstoffe ist eine interdisziplinare Wissenschaft die mit Methoden der organischen und analytischen Chemie Fragestellungen der Biologie Biochemie Physiologie und der Pharmazie aufklaren kann Die Naturstoffchemie hat eine grosse Bedeutung in der Pharmakologie bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe und generell bei der Methodenentwicklung in diesen Disziplinen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Definition im Chemikalienrecht 3 Definition aus der Biostoffverordnung 4 Bedeutung der Naturstoffchemie 4 1 Pharmakologie 4 2 Biologie 4 3 Organische Chemie 5 Klassifikation nach biologischer Funktion 5 1 Primare Naturstoffe 5 2 Sekundare Naturstoffe 6 Klassifikation nach chemischer Struktur 6 1 Aminosauren Peptide und Proteine 6 1 1 Peptide und Proteine 6 2 Kohlenhydrate 6 2 1 Monosaccharide 6 2 2 Cyclitole 6 2 3 Di und Oligosaccharide 6 2 4 Polysaccharide 6 3 Glycoside 6 4 Peptidoglycane 6 5 Lipide 6 5 1 Fettsauren 6 5 2 Eicosanoide 6 5 3 Fette 6 5 4 Wachse 6 5 5 Komplexe Lipide 6 6 Isoprenoide Verbindungen 6 6 1 Terpene 6 6 2 Steroide 6 6 3 Polyprenylhydrochinone 6 7 Aromatische Verbindungen 6 7 1 Phenylpropan Derivate 6 7 2 Flavonoide 6 7 3 Gerbstoffe 6 7 4 Polyketide 6 8 Heterozyklen 6 8 1 Pteridine 6 8 2 Pyridinderivate 6 8 3 Nucleoside 6 8 4 Porphyrine und Corrinoide 6 8 5 Alkaloide 6 9 Biogene Amine 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Friedrich WohlerDer ursprungliche Begriff Naturstoff wurde durch die historische Definition der organischen Chemie bestimmt sie umfasste die Gesamtheit der Stoffe die dem Aufbau von Tieren und Pflanzen dienen Noch Jons Jakob Berzelius nahm 1827 auf Grund des Wissenstandes und des komplizierten chemischen Aufbaus der Naturstoffe an dass es fur ihre Erzeugung eine Lebenskraft vis vitalis geben musse Die Unterscheidung zwischen selbstorganisierten und fremdorganisierten Stoffen wurde durch Friedrich Wohler 1828 revidiert der mit der Harnstoffsynthese bewiesen hatte dass aus der als anorganisch definierten Verbindung Ammoniumcyanat die als organisch definierte Verbindung Harnstoff hergestellt werden kann Emil Fischer 1902 Zur organischen Chemie gehort in der heutigen Definition praktisch die Gesamtheit der Kohlenstoffverbindungen Die Naturstoffchemie entwickelte sich im Laufe der Zeit zu deren Teilgebiet und beschaftigt sich mit der Isolierung Strukturaufklarung Synthese bzw Biosynthese und den Eigenschaften von Verbindungen die in Organismen wie Tieren Pflanzen und Mikroorganismen vorkommen Zunachst befasste sich die Naturstoffchemie nur mit Inhaltsstoffen pflanzlicher Herkunft da sie sehr von der Pharmakognosie Drogenkunde gepragt war Aus Pflanzenextrakten wurden Verbindungen zunachst meist Alkaloide isoliert und man versuchte deren Struktur aufzuklaren Justus Liebig weitete dann den Naturstoffbegriff zur Mitte des 19 Jahrhunderts auch auf Verbindungen tierischer Herkunft aus Emil Fischer wurde gegen Ende des 19 Jahrhunderts ein Pionier bei der Strukturaufklarung und Synthese der Kohlenhydrate und Proteine Bis Ende der 1930er Jahre wurden die wichtigsten Naturstoffklassen gefunden untersucht und deren Struktur aufgeklart Wichtige Meilensteine sind hier Terpene durch Otto Wallach aus atherischen Olen Steroide durch Adolf Windaus und Heinrich Otto Wieland Carotinoide durch Paul Karrer Porphinfarbstoffe durch Richard Willstatter und Hans Fischer Vitamine unter anderem durch Paul Karrer Adolf Windaus Robert R Williams Richard Kuhn und Albert von Szent Gyorgyi Nagyrapolt Hormone durch Adolf Butenandt und Edward Calvin KendallMit der Entdeckung des Penicillins im Jahr 1940 durch Alexander Fleming Ernst Boris Chain und Howard Walter Florey wurden auch Mikroorganismen als lohnende Quelle fur Naturstoffe erkannt Die Naturstoffchemie wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Entwicklung von neuen und sehr leistungsfahigen analytischen und physikalischen Methoden vorangetrieben Sowohl die Massenspektrometrie Rontgenstrukturanalyse und spater auch die NMR Spektroskopie ermoglichten bis dahin ungeahnte Moglichkeiten der Strukturaufklarung ohne Derivatisierung des Naturstoffes und bei geringen Mengen des Analyten Die erst jetzt langsam etablierten Methoden der Chromatographie und Elektrophorese erlaubten eine Trennung der Stoffgemische in bisher nicht erreichbarer Geschwindigkeit und Reinheit 1 2 Definition im Chemikalienrecht BearbeitenDer Begriff Naturstoff wird juristisch definiert als naturlich vorkommender Stoff als solcher unverarbeitet oder lediglich manuell mechanisch oder durch Gravitationskraft durch Auflosung in Wasser durch Flotation durch Extraktion mit Wasser durch Dampfdestillation oder durch Erhitzung zum Wasserentzug verarbeitet oder durch beliebige Mittel aus der Luft entnommen 3 4 Nach Anhang V Absatze 7 und 8 der REACH Verordnung EG 1907 2006 sind Naturstoffe von einer Registrierungspflicht ausgenommen wenn sie nicht chemisch verandert wurden Dies gilt nicht wenn sie nach den Kriterien der CLP Verordnung EG Nr 1272 2008 als gefahrlich eingestuft werden die Kriterien fur PBT bzw vPvB Stoffe erfullen oder ebenso besorgniserregend sind 4 Definition aus der Biostoffverordnung BearbeitenBiologische Arbeitsstoffe sind rechtlich nach der BioStoffV im Wesentlichen Mikroorganismen Proteinstrukturen welche Erkrankungen hervorrufen konnen und Zellkulturen 5 Die Biostoffverordnung setzt neben der europaischen Richtlinie 2000 54 EG Schutz der Arbeitnehmer gegen Gefahrdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Arbeit auch die europaische Richtlinie 2010 32 EU Vermeidung von Verletzungen durch scharfe spitze Instrumente im Krankenhaus und Gesundheitssektor in deutsches Arbeitsschutzrecht um Die Biostoffverordnung regelt berufsbedingte Tatigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen d h im weitesten Sinne mit Mikroorganismen Krankheitserregern Sie enthalt Regelungen zum Schutz der Beschaftigten bei diesen Tatigkeiten d h zum Schutz vor Infektionen sowie vor sensibilisierenden toxischen oder anderen die Gesundheit schadigenden Wirkungen Die Biostoffverordnung teilt biologische Arbeitsstoffe in vier Risikogruppen ein Auf dieser Basis erfolgt die Gefahrdungsbeurteilung und die Festlegung der erforderlichen Massnahmen Bedeutung der Naturstoffchemie BearbeitenPharmakologie Bearbeiten Naturstoffe sind spatestens seit der Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming 6 zu einer wichtigen Quelle fur Leitstrukturen pharmazeutischer Wirkstoffe geworden Man findet bei Naturstoffen pharmakologische Wirkungen als Antibiotika Immunsuppressiva Enzym Inhibitoren Rezeptor Antagonisten und Agonisten Toxine antitumorale und antivirale Wirkstoffe Eine ganze Reihe von Wirkstoffen leiten sich heute von Naturstoffen ab Dazu gehoren neben b Lactam Antibiotika auch Chemotherapeutika wie Paclitaxel aus der Pazifischen Eibe Taxus brevifolia 7 oder Epothilon aus dem Myxobakterium Sorangium cellulosum 8 Nucleoside wurden so modifiziert dass sie als Virustatika Verwendung finden wie etwa der HIV Wirkstoff Zidovudin 9 Die jahrhundertelange Erfahrung aus der Volksmedizin hat die Aufmerksamkeit auf viele Pflanzen und damit auf ihre Inhaltsstoffe als Leitstrukturen gelenkt So sind beispielsweise schon seit langem Ginseng Panax ginseng 10 11 Ginkgo Ginkgo biloba 12 oder der Niembaum Azadirachta indica 13 Objekt intensiver Untersuchungen Pazifische Eibe Taxus brevifolia Wurzeln des Ginsengs Panax ginseng Blatter des Ginkgos Ginkgo biloba Niembaum Azadirachta indica Die so erhaltenen Leitstrukturen dienen als Grundlage fur die pharmakologische Optimierung des Wirkstoffes Dabei werden Struktur Wirkungs Beziehungen QSAR aufgestellt und versucht die physikalischen Eigenschaften wie die Loslichkeit in wassrigen Medien zu optimieren Dazu werden haufig Techniken wie die Parallelsynthese oder die der kombinatorischen Chemie angewandt 14 15 Bei Naturstoffen wird pharmakologisch von privilegierten Strukturen gesprochen da sie unter physiologischen Bedingungen gebildet werden und vorteilhafte pharmakokinetische Eigenschaften zeigen 16 Die Tatsache dass etwa die Halfte der meistverkauften Wirkstoffe Naturstoffe oder deren Derivate sind zeigt die besondere Bedeutung der Naturstoffe fur die Pharmakologie auf 17 Biologie Bearbeiten Fur die Biologie ist die Aufklarung von physiologischen Zusammenhangen wichtig Dazu gehoren auf dem Gebiet der Naturstoffe die Biosynthese und die biologische Funktion in Organismen sei es als Enzym Botenstoff oder als Energielieferant bzw speicher Zu den Botenstoffen gehoren u a Hormone Neurotransmitter und Pheromone Energielieferanten und speicher sind in der Regel Fette Eiweisse und Kohlenhydrate Die Biosynthese von Naturstoffen ist so vielfaltig wie ihre Varianz in der Struktur Die Aufklarung eines Biosynthesewegs erfordert haufig grossen Aufwand Dabei werden verschiedene Techniken eingesetzt 18 19 Isotopentechnik Potentielle Vorlaufermolekule werden mit einem seltenen ggf auch radioaktiven aber nicht zu schnell zerfallenden Isotop wie zum Beispiel dem 14C Isotop Halbwertzeit 5736 Jahre markiert Nach dem Einschleusen in den Stoffwechsel z B durch Verfuttern oder Einspritzen wird der Verbleib des Isotops im Zielmolekul beobachtet Daraus kann auf den Weg der Biosynthese geschlossen werden Enzymatische Techniken Hier muss der Biosyntheseweg annahernd bekannt sein Man arbeitet an isolierten Enzymen oder mit Zellkulturen um Biosynthesewege unter Laborbedingungen und nicht mehr in vivo zu untersuchen Gentechnische Methoden Beispielsweise wird hier die Biosynthese durch Bakterien mit Hilfe von Genmutationen unterbrochen ein Intermediat einer Biosynthesesequenz reichert sich dabei an Organische Chemie Bearbeiten Robert B WoodwardFur die organische Chemie stellt die Naturstoffchemie in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar Zum einen auf dem Gebiet der Strukturaufklarung also der Analytik Nicht selten arbeiten an der Strukturaufklarung mehrere Arbeitsgruppen uber Jahre Komplexe Strukturen wie z B das Azadirachtin bedurften mehrerer Anlaufe bis die korrekte Struktur bewiesen wurde 20 Auch die Totalsynthese eines Naturstoffes beweist nicht immer die richtige Struktur wie sich am Patchulialkohol und der Synthese von Buchi gezeigt hat 21 22 Generell ist auch die Synthese eines komplexen Naturstoffes eine Herausforderung fur die organische Chemie Um als Pharmakon eine Bedeutung zu erlangen muss fur einen Naturstoff eine Totalsynthese oder Partialsynthese entwickelt werden Noch wichtiger ist dies im Rahmen der Strukturoptimierung denn dabei mussen tausende Verbindungen auf der Basis eines Naturstoffes synthetisiert werden um eine Struktur Wirkungs Beziehung aufstellen und die pharmakologischen Eigenschaften optimieren zu konnen 23 Naturstoffe sind in der Regel komplexe Verbindungen mit Chiralitatszentren welche in der gewunschten stereochemischen Konfiguration aufgebaut werden mussen Die verwendeten Reagenzien mussen kompatibel mit den funktionellen Gruppen im Molekul sein oder es muss zusatzlich eine entsprechende Schutzgruppenstrategie gewahlt werden Wie lange und arbeitsintensiv eine Naturstoffsynthese sein kann zeigen beispielsweise die Totalsynthesen von Vitamin B12 durch Robert B Woodward und Albert Eschenmoser aus dem Jahr 1973 24 die Synthese von Palytoxin durch Yoshito Kishi aus dem Jahr 1994 25 oder der Wettlauf um die erste Totalsynthese von Taxol zwischen Robert A Holton Kyriacos C Nicolaou und Samuel J Danishefsky aus demselben Jahr 26 Die Synthese von Vitamin B12 hat etwa 20 Jahre Entwicklungsarbeit erfordert Hierfur mussten jeweils ganz neue Reaktionsschritte entwickelt werden und beim Vitamin B12 mit den Woodward Hoffmann Regeln sogar neue theoretische Grundlagen geschaffen werden Fur deren Entwicklung wurde Roald Hoffmann mit dem Nobelpreis gewurdigt 27 Robert B Woodward war schon im Jahr 1965 fur seine Arbeiten auf dem Gebiet der Naturstoffchemie ausgezeichnet worden 28 29 30 Eine weitere Bedeutung von Naturstoffen in der organischen Chemie ist ihre Nutzung als Quelle fur Synthesebausteine Sehr viele Naturstoffe wie z B Zucker oder Aminosauren sind chirale Verbindungen und konnen so als Vorlaufermolekule fur chirale Synthesen oder als Reagenzien benutzt werden Naturstoffe konnen aber auch einfach eine Quelle fur komplexe Ausgangsverbindungen und sogar fur industrielle Synthesen darstellen So stellt beispielsweise die Shikimisaure das Startmaterial fur die grosstechnische Synthese des Grippewirkstoffs Oseltamivir Tamiflu der Firma Roche dar 31 Klassifikation nach biologischer Funktion BearbeitenBei der Klassifikation von Naturstoffen nach biologischer Funktion unterscheidet man zwischen primaren Naturstoffen und sekundaren Naturstoffen Die Unterscheidung geht auf den Nobelpreistrager Albrecht Kossel zuruck 32 33 Diese Einteilung ist heute eher willkurlich und historisch bedingt wird jedoch immer noch in der Literatur verwendet Sowohl von der chemischen Struktur als auch von der biologischen Funktion ist diese Gliederung uberholt da ein Naturstoff sowohl eine lebenserhaltende Funktion im Sinne von Kossel haben kann aber auch klassische Funktionen der sekundaren Naturstoffe Transmittermolekule Pheromone Frassabwehr usw haben kann Primare Naturstoffe Bearbeiten Zu den primaren Naturstoffen zahlen nach der Definition von A Kossel alle Verbindungen die im Organismus fur den Lebenserhalt und das Wachstum notwendig sind Es handelt sich hierbei aber um keine streng abgegrenzte Klasse und die Ubergange zwischen den primaren und sekundaren Stoffwechselwegen sind fliessend 34 Primare Naturstoffe findet man beim Aufbau Wachstum von Lebewesen aber auch wahrend des Abbaus zu kleineren Molekulen was mit einem Energiegewinn fur den Organismus einhergehen kann Diese Energie kann wiederum zum Aufbau von anderen primaren oder sekundaren Biomolekulen verwendet werden Aufbau und Abbau von Naturstoffen sind die Grundlage fur den Energie und Massestoffwechsel in allen Organismen Sekundare Naturstoffe Bearbeiten Sekundare Naturstoffe werden aus vielen Grunden gebildet sind jedoch nicht essentiell fur den Lebenserhalt des Organismus Sie stellen insbesondere als sekundare Pflanzenstoffe eine sehr grosse Vielfalt an chemischen Strukturen und werden im sogenannten Sekundarstoffwechsel gebildet Dieser schliesst sich an den primaren Stoffwechsel an und kann daher nicht unabhangig von diesem stattfinden Der sekundare Stoffwechsel ist jedoch nicht am Energiestoffwechsel beteiligt und ist weder Bestandteil des anabolen aufbauenden noch des katabolen abbauenden Stoffwechsels Sekundare Naturstoffe werden nur in speziellen Zelltypen gebildet Die Ubergange von primaren Stoffwechselprodukten zu sekundaren Stoffwechselprodukten sind fliessend Die biologische Funktion von sekundaren Naturstoffen ist sehr vielfaltig und auch haufig nicht bekannt Klassifikation nach chemischer Struktur BearbeitenBei der Klassifikation von Naturstoffen nach chemischer Struktur Stoffklasse unterscheidet man die Biomolekule und Biomolekulgruppen nach ihren funktionellen Gruppen d h ihrem strukturellen Aufbau Bei Naturstoffen findet man sowohl kleine einfache Molekule wie z B Steroide Aromatische Verbindungen oder Fettsauren aber auch sehr komplexe Biopolymere wie Proteine DNA und Kohlenhydrate Auch diese Klassifizierung ist nicht als absolut anzusehen da komplex zusammengesetzte Stoffe z B ein hochgradig glycosyliertes Protein Glycoprotein nicht einer reinen chemischen Stoffklasse zugeordnet werden konnen Aminosauren Peptide und Proteine Bearbeiten Hauptartikel Aminosauren Die proteinogenen Aminosauren sind ausschliesslich a Aminosauren Es kommen jedoch auch b Aminosauren wie b Alanin b Aminobuttersaure oder g Aminobuttersaure naturlich vor Alle naturlich vorkommenden a Aminosauren mit Ausnahme des Glycins sind chiral Es handelt sich praktisch ausschliesslich um L Aminosauren 35 Die vollstandige Synthese aller 20 biogenen kanonischen Aminosauren findet man nur in Mikroorganismen und Pflanzen Tiere also auch der Mensch mussen bestimmte Aminosauren beim Menschen sind dies Valin Leucin Isoleucin Methionin Threonin Lysin Phenylalanin und Tryptophan 36 im Kindesalter zusatzlich Tyrosin als essentielle Aminosauren mit der Nahrung aufnehmen Fur Fische und Insekten sind zusatzlich auch noch Arginin und Histidin essentiell Grundlage fur alle Varianten von Aminosauren bilden die proteinogenen Aminosauren Weitere Aminosauren wie z B Ornithin oder Homoserin kommen in Proteinen und als Stoffwechselprodukte vor Weitere nicht proteinogene Aminosauren werden durch Hydroxylierung von proteinogenen Aminosauren gebildet Dazu gehort z B 4 Hydroxyprolin Des Weiteren findet man Produkte aus N Methylierungen oder Iodierungen In Mollusken wurden einige halogenierte Aminosauren gefunden Insgesamt wurden bisher uber 400 Aminosauren identifiziert die nicht in Proteine eingebaut werden Viele davon werden durch Hydroxylierung oder Methylierung von homologen proteinogenen Aminosauren gebildet Sie kommen in Peptidantibiotika oder als Toxine wie z B im Knollenblatterpilz vor Seltene Aminosauren wie Canavanin Fabaceae Mimosin Mimosen Arten und 2 Methylen cyclopropylglycin Sapindaceae wirken als Antagonisten der strukturverwandten Aminosauren Arginin Phenylalanin und Tyrosin bzw Leucin und sind daher toxisch Peptide und Proteine Bearbeiten Hauptartikel Peptid und Protein Sowohl Peptide als auch Proteine sind Ketten von Aminosauren welche uber eine Amidbindung miteinander verknupft sind Man unterscheidet hier Oligopeptide Peptide und Proteine je nach Anzahl der Aminosauren und der Molmasse Name Anzahl der Aminosauren MolmasseOligopeptid 2 10 AminosaurenPeptid gt 10 bis etwa 80 90 AminosaurenProtein ab etwa 80 90 Aminosauren ab 10 000 Da bzw 10 kDa Bandermodell der RNase A Actinomycin D ein Antibiotikum das zwei cyclische Peptide enthalt Die Unterteilung zwischen Peptid und Protein beruht darauf dass Proteine infolge ihrer hohen Molmasse keine Dialysemembranen passieren konnen Da die Molekulmassen von Proteinen recht gross sind benutzt man hier gebrauchlicherweise die Masseinheit Kilodalton Einheitenzeichen kDa welches der normalen gebrauchlichen Masseneinheit fur Atome und Molekule entspricht jedoch um das Prafix Kilo und damit um den Faktor 103 erweitert ist Aufgrund der vektoriellen Verknupfung eines acylischen Peptides oder Proteins unterscheidet man zwischen den beiden Enden dem N Terminus dem Ende mit freier oder modifizierter Aminogruppe und dem C Terminus dem Ende mit freier Carboxylatgruppe Peptide welche nur aus Aminosauren aufgebaut sind werden als homoomere Peptide bezeichnet Peptide die auch Pseudoaminosauren enthalten werden als heteromere Peptide bezeichnet Zu den Pseudoaminosauren werden z B Hydroxycarbonsauren gerechnet welche die alternierende Amidstruktur eines Peptides durch eine Esterbindung unterbrechen Cyclische Peptide werden auch Peptolide genannt Je nachdem ob in einem Peptid die Aminosauren nur uber Amidbindungen untereinander verknupft sind oder ob noch weitere Bindungen vorhanden sind wie beispielsweise Disulfid Brucken spricht man im ersten Fall von homodeten Peptiden und sonst von herodeten Peptiden Sehr viele Peptide sind streng linear aufgebaut aber es gibt auch verzweigte Peptide die durch Reaktionen an den Seitenketten gebildet werden Die Ribonukleasen sind ein Beispiel fur verzweigte Peptide 37 Aufgrund ihres modularen Aufbaus sind Proteine und Peptide sehr variabel in ihren physikalischen Eigenschaften und haben deshalb in Organismen sehr spezielle und sehr unterschiedliche Funktionen Zu den wichtigen Aufgaben von Proteinen gehoren die als Enzym das heisst sie katalysieren biochemische Reaktionen sind Toxine zur Abwehr feindlicher Organismen sind wichtiger Bestandteil des Immunsystems sie bilden Korperstrukturen wie Muskeln aus und sind Transmittermolekule Kohlenhydrate Bearbeiten Hauptartikel Kohlenhydrate Man unterscheidet innerhalb der Kohlenhydrate zwischen Monosacchariden Oligosacchariden und Polysacchariden nach folgendem Schema Name Anzahl derMonosaccharid Einheiten BeispieleMonosaccharide 1 Glucose FructoseOligosaccharide 2 9 Saccharose Maltose RaffinosePolysaccharide gt 10 Starke CelluloseBei den Polysacchariden unterscheidet man zwischen Homopolysacchariden wie Starke die aus einer alternierenden Zuckereinheit aufgebaut ist und Hetereopolysacchariden die verschiedene Zucker enthalten Kohlenhydrate haben vielfaltige Funktionen im Organismus Sie sind ein Energiespeicher welcher sehr schnell mobilisiert werden kann bilden in Form der Chitine das Exoskelett der Gliederfusser Arthropoden sind als Cellulose ein wichtiger Baustein der Zellwande von Pflanzen und sind mit der Starke ein Energiespeicher fur Pflanzen und damit auch ein wichtiger Energielieferant fur die tierische und menschliche Ernahrung Monosaccharide Bearbeiten Hauptartikel Monosaccharide Die verbreitetsten Monosaccharide sind die Aldohexosen und pentosen sowie deren 2 Ketovarianten Davon hat die Glucose eine zentrale und wichtige Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel und damit auch im Energiehaushalt der Organismen Der Abbau von Monosacchariden zur Energiegewinnung in Form von Adenosintriphosphat ATP wird Glycolyse genannt Sie findet in praktisch allen Organismen in gleicher Form statt Alle Monosaccharide sind chirale Verbindungen und praktisch alle naturlich vorkommenden Monosaccharide entstammen der D Reihe Wurde im Stoffwechsel eine Hydroxygruppe entfernt so spricht man von Desoxy Zuckern Die Desoxy Zucker sind meist Desoxylaldosen die normalerweise glycosidisch gebunden vorkommen Ein Beispiel dafur ist die Desoxyribose als Baustein der Desoxyribonukleinsaure DNA Verzweigte Desoxyzucker werden auch als Methylosen bezeichnet und haben Bedeutung als Blutgruppensubstanz oder in den Herzglycosiden Sie werden im Organismus durch Kohlenstoffubertragung oder Umlagerungsreaktion gebildet 38 Neben den Monosacchariden die ausser Sauerstoff kein weiteres Heteroatom aufweisen sind die Aminozucker von Bedeutung Sie sind glycosidisch gebunden Bestandteil von Antibiotika Bestandteil des Mureins in den Zellwanden von Bakterien und Bausteine von Chitin Panzern Desoxyribose als Beispiel eines Desoxy Zuckers Cladinose ein Beispiel einer MethyloseMonosaccharide kommen in der Natur frei aber auch gebunden als Kohlenhydrate als Zuckeranteil eines Glycosides und als Ester von anorganischen Sauren wie Phosphorsaure oder Monoschwefelsaure vor Sie werden im Calvinzyklus des Photosyntheseprozesses aus Kohlendioxid und Wasser in Pflanzen aufgebaut Tiere und der Mensch mussen im Fall einer mangelnden Zufuhr von Kohlenhydraten auf Aminosauren zuruckgreifen um hieraus Monosaccharide zu synthetisieren Dieser Vorgang ist jedoch mit einem erhohten Energieaufwand verbunden Die verschiedenen Monosaccharide konnen von allen Organismen ineinander umgewandelt werden so dass im Gegensatz zu den Fettsauren und Aminosauren keine essentiellen Zucker bekannt sind 39 Cyclitole Bearbeiten Struktur von myo InositolEng verwandt mit den Monosacchariden sind die Cyclitole Man versteht darunter Cycloalkane mit mindestens drei Hydroxygruppen Die verbreitetsten Vertreter sind hier die Hexahydroxycyclohexane die auch Inosite genannt werden Sie kommen in freier Form oder phosphoryliert vor 40 In neuerer Zeit wurde ihre Rolle als sekundarer Botenstoff second messenger erkannt Durch die Substitution einer oder mehrerer Hydroxygruppen durch eine Aminogruppe erhalt man Aminodesoxyinosite Di und Oligosaccharide Bearbeiten Hauptartikel Disaccharide und Oligosaccharide Oligosaccharide sind aus zwei oder mehr Zuckereinheiten aufgebaut und werden entsprechend als Di Tri Tetrasaccharide usw bezeichnet Das bei weitem haufigste Disaccharid ist die Saccharose Rohr oder Rubenzucker welche aus einer Glucose und einer Fructose Einheit besteht Saccharose kommt in vielen Pflanzen vor Industriell wird sie aus Zuchtformen des Zuckerrohrs Saccharum officinarum 14 20 Gehalt und der Zuckerrube Beta vulgaris 16 20 Gehalt gewonnen Ein weiteres sehr wichtiges Disaccharid ist die Lactose die in der Ernahrung Neugeborener von Saugetieren Mammalia praktisch die einzige Kohlenhydratquelle darstellt Lactose besteht aus 1 4 verknupfter Galactose mit Glucose Weitere wichtige Vertreter der Disaccharide sind Trehalose Insekten Pilze Hefen Algen Bakterien und Moose Gentiobiose bspw als Zuckerrest des Amygdalins das Glycosid der Bittermandel Prunus amygdalus amara und das Primaverin aus Primeln Primula 41 Saccharose LactosePolysaccharide Bearbeiten Hauptartikel Polysaccharide Polysaccharide sind allgegenwartige Naturstoffe Ein bedeutendes Polysaccharid ist die Starke ein pflanzlicher Reservestoff der eine grosse Bedeutung fur die menschliche und tierische Ernahrung hat Polysaccharide dienen als Reservestoff oder sind Strukturbildner von Zellen oder Organismen So bilden sie auch die Grundlage fur die Zellwande die die Zellen von Bakterien und Pflanzen umgeben Als Zellwandbestandteil der Pflanzen ist Cellulose von herausragender Bedeutung welcher auch eine wichtige Funktion bei der Ernahrung der Wiederkauer zukommt Weitere wichtige Polysaccharide die in Pflanzen als Zellwandbaustein dienen sind Pektine und Hemicellulosen Polysaccharide welche Aminozucker enthalten kommen bei Tieren und Pilzen in Form von Chitin vor welches ein Homopolysaccharid vom N Acetyl glucosamin darstellt Eine Reihe von Polysacchariden besitzen nativ oder chemisch modifiziert Bedeutung als Zusatze in der Lebensmittel pharmazeutischen Textil und Kosmetikindustrie Sie werden entweder aus pflanzlichem Material oder biotechnologisch gewonnen Dazu gehoren Xanthan Dextran Levan und Pullulan 42 Cellulose ChitinGlycoside Bearbeiten Hauptartikel Glycoside Glycoside sind Konjugate von Mono oder Oligosacchariden mit Alkoholen Thiolen Aldehyden oder Amiden welche uber das anomere Kohlenstoff Atom direkt oder uber ein Heteroatom verknupft sind Man kennt auch C Glykoside bei denen eine reine Kohlenstoff Kohlenstoff Bindung vorliegt weil die anomere Hydroxygruppe vor der Verknupfung entfernt wurde Je nach Bindungstyp spricht man von O S N oder C Glycosiden Streng genommen sind Oligo und Polysaccharide auch Glycoside aber der Begriff Glycosid wird in der Regel nur fur Konjugate mit Nicht Kohlenhydratresten benutzt Dieser Rest wird als Aglycon bezeichnet Fur das Aglycon wurde eine Vielzahl von Verbindungen gefunden Hier werden nur einige wichtige Vertreter exemplarisch aufgefuhrt 43 Funktionelle Gruppe des Aglycons mit Bindung zum Zucker Name Struktur VorkommenPhenol Arbutin Arbutin ist ein einfaches Glycosid und kommt in verschiedensten Fruchten vor Das Aglycon ist hier ein Hydrochinon und der Zuckerrest eine b Glucose Alkohol Oleandrin Oleandrin ist ein Inhaltsstoff des Oleanders Nerium oleander und hat als Aglycon ein SteroidAlkohol Digitoxin Digitoxin ist ein Inhaltsstoff des Roten Fingerhutes Digitalis purpurea und hat als Aglycon ein SteroidThiocarbonsaureamid Sinigrin Sinigrin ist ein Inhaltsstoff des Schwarzen Senfs Brassica nigra und des Meerrettichs Armoracia rusticana und tragt als Aglycon ein AllylthiocarbonsaureamidAldehyd Cyanhydrin Amygdalin Amygdalin ist das cyanogene Glycosid der Bittermandel Prunus amygdalus amara und tragt das Cyanhydrin von Benzaldehyd als AglyconStickstoffheterocyclus Adenosin Adenosin ist ein Baustein der DNA und hat als Aglycon eine PurinbaseAnthrachinon Barbaloin Barbaloin kommt unter anderen in verschiedenen Aloe Arten Aloe vor und tragt als Aglycon ein AnthrachinonderivatGlycoside finden pharmazeutisch vor allem als Herzglycoside Digitoxin oder als Antibiotikum Erythromycin Verwendung und werden aus naturlichen Quellen gewonnen Biologisch sind sie als Bausteine der DNA und RNA von unverzichtbarer Bedeutung Die Bildung von Glycosiden dient in Organismen haufig dazu ein eher apolares Aglykon in eine wasserlosliche Form zu bringen Peptidoglycane Bearbeiten Hauptartikel Peptidoglycane Peptidoglycane auch Murein genannt sind Konjugate von Polysacchariden mit Peptiden Sie geben den Zellwande von Bakterien ihre Festigkeit Sie bestehen aus einem Disaccharid N Acetylglucosamin b 1 4 verknupft mit der N Acetylmuraminsaure welches ein Polysaccharid bildet und uber kurze Peptidketten quervernetzt ist Die Vernetzung wird durch eine Transpeptidase gebildet welche durch Antibiotika gehemmt werden kann und damit den Aufbau stabiler Zellmembranen verhindern kann 44 Lipide Bearbeiten Hauptartikel Lipide Lipide ist eine Sammelbezeichnung fur unpolare und mit unpolaren organischen Losungsmitteln wie Ether Petrolether oder Chloroform aus organischem Material extrahierbare Verbindungen Diese Bezeichnung ist rein historisch begrundet da hier Verbindungen extrahiert werden die strukturell keine Ahnlichkeit zueinander haben wie etwa Terpene oder Steroide andere dagegen ahneln strukturell den Fetten wie die Glycolipide Heute versteht man unter Lipiden solche Verbindungen die sich von den Fetten ableiten also Ester von Fettsauren mit ein oder mehrwertigen Alkoholen sind 45 Fettsauren Bearbeiten Myristinsaure gesattigt und Myristoleinsaure ungesattigt sind Fettsauren Myristoleinsaure weist im Gegensatz zur Myristinsaure eine Doppelbindung auf Hauptartikel Fettsauren Die haufigsten naturlichen Fettsauren sind langkettige Carbonsauren mit einer geradzahligen Anzahl an Kohlenstoffatomen Man unterscheidet zwischen gesattigten und ungesattigten Fettsauren also ohne oder mit einer oder mehreren Doppelbindungen in der Alkylkette Die Doppelbindungen von naturlichen Fettsauren sind immer Z konfiguriert cis Konfiguration Ein Teil der ungesattigten Fettsauren sind fur den Menschen essentiell da sie vom Korper nicht synthetisiert werden konnen und daher mit der Nahrung aufgenommen werden mussen Sie werden teilweise als Vitamin F bezeichnet Fettsauren liegen in der Natur nur selten frei vor sondern sind in der Regel uber eine Esterbindung mit Alkoholen verknupft Die haufigste Alkoholkomponente ist Glycerin Glycerolipide Man kennt aber auch Ester mit Aminoalkoholen Sphingolipide Monosacchariden Glycolipide von Diolen Diollipide und vom myo Inositol 46 Verzweigte langerkettige aliphatische Carbonsauren werden infolge ihrer vollig verschiedenen Biosynthese nicht zu den Fettsauren sondern zu den Terpenen gezahlt Eicosanoide Bearbeiten Hauptartikel Arachidonsaure und Prostaglandine Ungesattigte Fettsauren bilden die Ausgangsverbindungen fur eine Vielzahl von Regulierungsstoffen Die Basis hierfur bildet die Arachidonsaure welche eine ungesattigte Fettsaure ist und zwanzig Kohlenstoffatome enthalt Daher leitet sich der Name Eicosanoide ab Die Arachidonsaure wird im Organismus aus der essentiellen Linolsaure durch Kettenverlangerung und Dehydrierung gebildet Das Gerust der Prostaglandine die die wichtigsten Eicosanoide darstellen leitet sich von der Prostansaure ab Sie bestehen immer aus einem Funfring mit zwei zueinander benachbarten Seitenketten Sowohl die Seitenketten als auch der Funfring konnen verschiedene funktionelle Gruppen tragen Die analogen Verbindungen mit einem Sechsring werden als Thromboxane bezeichnet Fette Bearbeiten Hauptartikel Fette Allgemeine chemische Struktur von Triglyceriden Darin sind R1 R2 und R3 Alkylreste ca 20 oder Alkenylreste ca 80 mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen Fette und Ole sind ein Gemisch von Triestern des Glycerins Fette sind die Ester von Fettsauren mit Glycerin Dabei handelt es sich meist um Triglyceride denn Mono und Diglyceride spielen nur als Stoffwechselintermediat eine Rolle und kommen selten frei vor Da Glycerin ein dreiwertiger Alkohol ist findet man neben Estern von drei Molekulen der gleichen Fettsaure auch gemischte Ester Wenn der Glycerinrest dadurch ein Asymmetriezentrum bekommt sind Fette chirale Verbindungen und durch die Biosynthese uber das L Glycerin 3 phosphat G3P optisch aktiv Fette kommen in allen Tieren als Energiespeicher in spezialisierten Geweben vor adiposes Gewebe kann bis zu 80 Fett enthalten Auch die Samen verschiedener Pflanzen speichern Fette Eine Trennung verschiedener Fette ist normalerweise nicht moglich da es sich um multiple Stoffgemische handelt die sehr ahnliche chemische und physikalische Eigenschaften aufweisen Wachse Bearbeiten Hauptartikel Wachs LiposomWachse sind unpolare Ester von Fettsauren und cyclischen oder langkettigen aliphatischen Alkoholen Naturlich vorkommende Wachse sind in der Regel schwer trennbare Stoffgemische welche eher von technischer Bedeutung sind Wachse dienen in der Regel als Strukturbildner wie etwa bei den Bienenwaben und konnen meist wahrscheinlich nicht mehr dem Stoffwechsel zugefuhrt werden Eine Ausnahme bilden bestimmte Meerestiere die Wachse als Reservestoffe herstellen wie z B Walrat Cetaceum Bei Pflanzen bilden Wachse die Cuticula als Verdunstungsschutz Der Alkylrest der Alkoholgruppe kann verzweigt oder unverzweigt sein Bei Saugetieren besteht die Alkoholgruppe meist aus Cholesterin 47 Komplexe Lipide Bearbeiten Als komplexe Lipide oder membranbildende Lipide werden solche Lipide bezeichnet die am Aufbau von Zellmembranen beteiligt sind Diese Lipide tragen ausser den unpolaren Fettsaureresten polare Gruppen Durch diese polaren Gruppen erhalten sie die Fahigkeit zur Selbstorganisation in wassrigen Medien Dies lasst sich unter Laborbedingungen durch die Bildung von Liposomen zeigen 48 Einen ahnlichen Aufbau findet man in Zellmembranen In wassrigen Medien organisieren sich die polaren Gruppen in Richtung des polaren Wassers und die unpolaren Gruppen bilden eine Lipiddoppelschicht aus mit Wasser ausserhalb und innerhalb der Lipiddoppelschicht 49 Schematische Darstellung einer Zellmembran Die rot gezeichneten Anteile sind die komplexen Lipide welche eine Lipiddoppelschicht bilden Struktur der Glycolipide sowie der Untergruppen Glycero und Sphingo Glycolipide als Zucker a D Glucopyranose Phospholipide Sphingolipide und Glycolipide sind zellmembranbildende Lipide Sie unterscheiden sich durch ihre polaren Reste Im Fall der Phospholipide handelt es sich um einen Phosphorsaureester des Diglycerides Am Phosphatrest befinden sich noch polare Reste wie Cholin Lecitin oder Ethanolamin Kephalin Sphingolipide leiten sich im Gegensatz zu den Phospholipen vom Sphingosin ab Uber eine Amidbindung ist die Fettsaure an das Sphingosin gebunden das wiederum uber einen Phosphatrest durch Esterbindungen mit einer polaren Gruppe wie Serin Ethanolamin oder Cholin verbunden ist Glycolipide hingegen sind verschiedene Fettsaurederivate mit einer Zuckergruppe als polarem Rest Diese konnen entweder vom Glycerid Typ vom Sphingolipid Typ oder einfache Fettsaureester der Monosaccharide sein 50 Isoprenoide Verbindungen Bearbeiten Isoprenoide Verbindungen leiten sich vom Isopren ab und sind formal Oligomere oder Polymere des Isoprens Dieses Prinzip wurde vom Nobelpreistrager Leopold Ruzicka erkannt 51 Daraus wird die Naturstoff Gruppe der Terpene und Steroide gebildet Letztere sind im eigentlichen Sinne ebenfalls Terpene werden aber aufgrund ihrer besonderen biologischen Bedeutung separat betrachtet Allen Terpenen ist gemeinsam dass sie aus der Mevalonsaure und uber den gleichnamigen Mevalonsaureweg aufgebaut werden Terpene Bearbeiten Hauptartikel Terpene Die Stoffgruppe der Terpene besitzt eine riesige Vielfalt an Kohlenstoff Gerusten Allen gemeinsam ist jedoch dass sie sich vom Isopren ableiten und Vielfache dieses Molekuls darstellen Man unterscheidet die Terpene nach der Anzahl ihrer Kohlenstoffatome Praktisch alle Terpengeruste tragen Trivialnamen und sind nach ihrer biologischen Quelle benannt Funktionelle Gruppen werden dabei haufig als Prafix oder Suffix zum Namen des Kohlenstoffgerustes hinzugefugt Name Anzahl der Kohlenstoffatome Anzahl der Isopreneinheiten BeispieleIsopren 5 1 IsoprenMonoterpene 10 2 Menthol Carvon Thujanon CampherSesquiterpene 15 3 Farnesol Sesquisabinen Cadalenol ArtemisitenDiterpene 20 4 Retinal Vitamin A Paclitaxel Rosan Nimbion GibberellanSesterterpene 25 5 Neomanoalid Scalarin HyrialTriterpene 30 6 Squalen Protostan Lanosterol OleananTetraterpene 40 8 Carotine Provitamin A XanthophyllePolyterpene gt 40 gt 8 Naturkautschuk GuttaperchaZu den Monoterpenen zahlen auch die Iridoide welche sich durch den Grundkorper Iridodial auszeichnen 52 IridodialDie Sesterterpene stellen eine quantitativ kleine Gruppe an Terpenen dar Wenn wahrend des Stoffwechsels Kohlenstoffatome entfernt werden dann bekommen die Verbindungen das Prafix Nor wie etwa das Sesquiterpen Norpatchoulenol bei welchem aus dem ursprunglichen Patchoulialkohol formal ein Methan Molekul entfernt wurde Terpene erfullen eine Vielzahl von biologischen Funktionen die von Aromen und Duftstoffen uber Pheromone bis zu Vitaminfunktionen Vitamin A und Hormonvorlaufern Steroidhormone reichen 53 Ihre technischen Anwendungen reichen von Pharmaka Taxol oder Steroiden uber Insektizide Pyrethroide bis zu den Geruchsstoffen fur die Kosmetikindustrie Steroide Bearbeiten Hauptartikel Steroide Steroide sind in der Tier und Pflanzenwelt weit verbreitete Naturstoffe Sie leiten sich alle vom Triterpen Squalen ab welches zum tetracyclischen Steran Gerust cyclisiert Bei den naturlich vorkommenden Steroiden sind die Ringe B und C sowie die Ringe C und D jeweils trans verbunden und diese werden Gonane genannt Die Ringe A und B des Gonans konnen entweder cis 5b Gonan oder trans 5a Gonan verbunden sein Bei den naturlichen Steroiden sind diese stets cis verbunden also 5b Gonane Das wichtigste Steroid bei Menschen und Tieren ist das Cholesterin welches in Pflanzen nicht vorhanden ist Aus Cholesterin werden Lipoproteine und Steroidhormone aufgebaut wie die Hormone der Nebennierenrinde Corticosteroide Die Sexualhormone von Saugetieren also auch von Menschen sind Steroide 54 Strukturformel von Steran 5b GonanPolyprenylhydrochinone Bearbeiten Das Vitamin K des Menschen sowie mehrere andere ahnliche Stoffe in allen Lebewesen haben die Gemeinsamkeit eines Hydrochinonrests sowie einen angehangten Polyprenylrest Bekannteste Beispiele und ihre Abkurzungen sind Ubichinone beim Menschen Ubichinon 10 Coenzym Q 10 Phyllochinon Vitamin K Menachinone MK Plastochinon PQ und Tocochinon Zum sicheren Nachweis dieser Substanzen sind relativ aufwandige Probenvorbereitungen und Analysenverfahren erforderlich wie z B beim Tocochinon 55 56 57 58 59 60 Sie fungieren als Elektronentransporter in der mitochondriellen und bakteriellen Atmungskette Coenzym Q 10 Phyllochinon Menachinon Grundstruktur PlastochinonAromatische Verbindungen Bearbeiten In Organismen kommen grundsatzlich drei Biosynthesewege vor die zu aromatischen Verbindungen fuhren der Shikimatweg der Malonatweg und der Mevalonatweg 61 Der Shikimatweg beruht auf dem Kohlenhydratstoffwechsel und verlauft uber die Shikimisaure zu den aromatischen Naturstoffen Dieser Weg findet vor allem in hoheren Pflanzen statt Charakteristisch fur diese Naturstoffe sind haufig hoch oxidierte phenolische Aromaten mit einer linearen Seitenkette mit funktionellen Gruppen Die phenolischen Gruppen befinden sich meist in 3 4 und 5 Stellung der Seitenkette Biosynthese von 4 Hydroxybrenztraubensaure als Beispiel fur den ShikimatwegDer Malonatweg Polyketidweg beruht auf dem Fettsaurestoffwechsel Durch Aneinanderlagerung von Acetat Einheiten entsteht eine Polycarbonylverbindung die in einer oder mehreren Aldolkondensationen zu ein oder mehrkernigen Aromaten cyclisieren kann Charakteristisch fur diese Verbindungen sind hoch oxidierte Aromaten die haufig auch Chinone oder Hydrochinone enthalten jedoch ohne langere Seitenketten Die Sauerstoffgruppen stehen also in 1 4 Stellung Den Malonatweg findet man vor allem in Mikroorganismen Biosynthese der Orsellinsaure als Beispiel fur den MalonatwegAuch der Mevalonatweg fuhrt zu aromatischen Naturstoffen den Terpenen Ein Beispiel ist die Biosynthese von Thymol Die auf diesem Weg hergestellten Aromaten tragen haufig die fur Terpene charakteristischen Isopropylgruppen Schematische Biosynthese von Thymol als Beispiel fur den Mevalonatweg 62 Tierische Organismen stellen aromatische Verbindungen selten selbst her Diese sind daher normalerweise essentielle Nahrungsbestandteile aromatische Aminosauren und Vitamine 63 Phenylpropan Derivate Bearbeiten Hauptartikel Phenylpropanoide Phenylpropan Derivate sind aromatische Verbindungen mit einer Propyl Seitenkette Der Aromat tragt dabei haufig Hydroxy oder Methoxy Gruppen Die Propyl Seitenkette kann sowohl gesattigt oder ungesattigt sein einen Cyclus bilden oder verschiedene funktionelle Gruppen tragen Diese Verbindungsklasse wird in Pflanzen und Mikroorganismen uber den Shikimat Biosyntheseweg gebildet Phenylpropanoide bilden neben den Terpenen den zweithaufigsten Bestandteil der atherischen Ole Bekannte Phenylpropane sind der Zimtaldehyd das Anethol und das Estragol Die Lignine sind als Baustoff der Holzer ein Polymer der Phenylpropan Derivate Coniferylalkohol UmbelliferonFlavonoide Bearbeiten Hauptartikel Flavonoide Grundstruktur aller FlavonoideFlavonoide gehoren zu den Pflanzenfarbstoffen und leiten sich strukturell von den Phenylpropanoiden ab Daher findet man hier auch haufig Phenole oder Methoxyphenole Sie sind haufig mit Kohlenhydraten glycosidisch gebunden und bilden das Aglycon Je nach funktioneller Gruppe am heterocyclischen Ring unterscheidet man zwischen Flavan Flavon Flavonol Flavonon und Flavonolol Flavonoide sind vor allem als Pflanzenfarbstoffe von Bedeutung und bilden die Mehrzahl aller Blutenfarbstoffe 64 Gerbstoffe Bearbeiten Hauptartikel Gerbstoffe Unter dem Oberbegriff Gerbstoffe werden anorganische und organische Verbindungen bezeichnet die in der Lage sind tierische Haute in Leder zu uberfuhren Den organischen Gerbstoffen ist gemeinsam dass sie phenolische Gruppen enthalten aber sie bilden keine einheitliche Stoffklasse Der wichtigste und bekannteste Gerbstoff welcher zu den Naturstoffen zahlt ist das Tannin und ist ein Polyhydroxyphenol Zu den Gerbstoffen zahlen auch einige phenolische Flavone und deren dimere Kondensationsprodukte Haufig liegen diese wie auch die Flavone selbst als Aglycon von Glycosiden vor 65 Polyketide Bearbeiten Hauptartikel Polyketide Die Polyketide sind eine grosse und sehr heterogene Naturstoffgruppe Sie umfasst sowohl aliphatische cyclische acyclische und aromatische Verbindungen Ihre biologischen Funktionen sind haufig unbekannt Sie haben sehr grosse strukturelle Unterschiede aber gehoren alle der gleichen Naturstoffklasse an Polyketide zeichnen sich durch einen gemeinsamen Biosyntheseweg aus Allen ist gemeinsam dass sie ein Kohlenstoffruckgrat enthalten welches aus Essigsaure und Propionsaure aufgebaut ist Wie bei den Terpenen unterscheidet man bei den Polyketiden nach Anzahl der Acetateinheiten Name Anzahl der Acetate BeispieleTriketide 3 Tetraketide 4 Pentaketide 5 Heptaketide 7 Polyketidalkaloide Einbau von Ammoniak Anthrachinone 8 Tetracycline 8 Malonateinheiten Polyketocarbonsauren bilden den Ausgang aller Ketide Grundsatzlich findet man in der Biosynthese von Polyketiden die Reaktionen der Claisen Esterkondensation der Aldolkondensation und der Dieckmann Kondensation Biosynthese von PolyketidenAls Folgereaktionen kennt man Aldolreaktionen die Bildung von Enolestern oder ethern Methylierungen Chlorierungen oder Hydroxylierungen aber auch Reduktionen der Carboxyl oder Carbonylgruppen zu Alkoholen bzw Methylengruppen Auch die Decarboxylierung der b Ketosaure Gruppe wird beobachtet Heterozyklen Bearbeiten Pteridine Bearbeiten Pteridin GrundstrukturDie Pteridine leiten sich von der Grundstruktur des Pteridin ab so beispielsweise die Vitamine Riboflavin Vitamin B2 und Folsaure die Coenzyme FAD und FMN 66 sowie die Molybdan Cofaktoren die sich alle vom Molybdopterin ableiten Ihre Funktionen als Cofaktoren sind vielfaltig Riboflavin Folsaure FAD Molybdan CofaktorPyridinderivate Bearbeiten Insbesondere Nicotinsaure Vitamin B3 und Pyridoxalphosphat mit seinen Vorstufen Pyridoxin Pyridoxal und Pyridoxamin Vitamin B6 fallen in diese Substanzklasse 67 Nicotinsaure Pyridoxalphosphat Pyridoxin PyridoxaminNucleoside Bearbeiten Hauptartikel Nucleoside Als Nucleoside werden N Glycoside von heterocyclischen Systemen bezeichnet Im engeren Sinn werden besonders die Bausteine der DNA und RNA als Nucleinsauren so bezeichnet Bei diesen Nucleinsauren ist der Zuckerrest immer eine Ribose RNA oder Desoxyribose DNA In der DNA sind mit Hilfe der Desoxyribonucleinsauren die Erbinformationen gespeichert Die RNA kann mit Hilfe der Ribonukleinsauren biochemische Reaktionen katalysieren und als Signalubertrager bzw als Informationsspeicher dienen Man kennt naturliche Nucleoside mit Purinbasen Adenin Guanin und mit Pyrimidinbasen Cytosin Thymin und Uracil 68 Aufbau von Nukleotiden und NukleosidenPurine Pyrimidine Adenin A Cytosin C Guanin G Thymin T Uracil U Strukturformeln der Nukleobasen in DNA A G C T und RNA A G C U Die N glycosidische Bindung zu Ribose oder Desoxyribose in DNA findet jeweils an der in den Abbildungen nach unten zeigenden NH Gruppe statt Das Porphyrin GerustPorphyrine und Corrinoide Bearbeiten Corrin Grundkorper von Vitamin B12 Hauptartikel Porphyrine und Corrinoide Zu den primaren Naturstoffen zahlen noch eine Reihe weiterer Verbindungsklassen wie die Tetrapyrrole welche aus vier Pyrrol Resten die uber eine Methin Brucke verbunden sind gebildet werden Die grosste Bedeutung hier haben die ringformigen Tetrapyrrole die Porphyrine und Chlorine Die Phorphyrine bilden die Grundlage fur das Chlorophyll Cytochrom und Hamoglobin und sind der Komplexligand fur ein Eisen II Atom Die Chlorine sind in den Chlorophyllen der Komplexligand fur Magnesium II als Zentralatom Sie haben vielfaltige Aufgaben im Organismus die von Sauerstofftransport bzw speicherung Hamoglobin und Myoglobin uber den Elektronen und Energietransfer bis zur Katalyse biochemischer Reaktionen Vitamin B12 und Cytochrom P 450 als Coenzym reichen 69 Alkaloide Bearbeiten Hauptartikel Alkaloide Bereits im Jahre 1806 wurde Morphin vom deutschen Apotheker Friedrich Serturner als erstes Alkaloid isoliert Der Begriff Alkaloide wurde 1819 von Carl Friedrich Wilhelm Meissner gepragt der darunter alle basischen Naturstoffe verstand Spater wurde der Begriff auf andere stickstoffhaltige Naturstoffe erweitert Heute fasst man unter dieser Bezeichnung alle stickstoffhaltigen Naturstoffe zusammen auch wenn es bis heute keine einheitliche Definition gibt Alkaloide haben oft biologische Wirkungen und bilden wichtige Grundlagen als Leitstrukturen fur pharmazeutische Wirkstoffe Es gibt verschiedene Bezeichnungen fur die Alkaloid Klassen die in der Literatur nicht einheitlich gehandhabt werden Zum einen werden Alkaloide nach ihrer botanischen Herkunft Solanum Papaver Angostura Lobelia Alkaloide usw bezeichnet aber zum anderen auch durch ihre chemische Stammverbindung in Pyridin Chinolin oder Steroid Alkaloide unterteilt Haufig werden als Alkaloide nur Verbindungen bezeichnet die sich von den proteinogenen Aminosauren ableiten und aromatische Stickstoff Heterocyclen enthalten Nach dieser Definition allerdings sind verschiedene stickstoffhaltige Naturstoffe wie Coniin Piperin und Coffein keine Alkaloide Auch die systematische Einteilung der Alkaloide ist nicht einheitlich Zum einen gibt es die Einteilung nach ihrer chemischen Struktur also nach der Art des Stickstoff Heterocyclus So gibt es dann beispielsweise Steroid Indol Pyridin oder Tropan Alkaloide Auch die Einteilung nach dem Ursprung ist verbreitet Mutterkorn Alkaloide Curare oder Opiate In der heutigen chemischen Literatur 70 71 werden Alkaloide in folgende Gruppen die nach ihrer chemischen Struktur geordnet sind zusammengefasst Alkaloide mit Piperidin Pyrrol Pyrrolidin und Pyridin Gerust Alkaloide mit Isochinolin Chinolin Chinazolin und Indol Gerust Alkaloide mit Indolizin Pyrrolizidin und Chinolizidin Gerust Purin Alkaloide Steroid AlkaloideBiogene Amine Bearbeiten Hauptartikel Biogene Amine Biogene Amine sind Verbindungen die durch einfaches Decarboxylieren einer Aminosaure gebildet werden und als wichtiger Bestandteil von Lipiden als Coenzym oder als Neurotransmitter Acetylcholin Tryptamin Serotonin oder Histamin eine Rolle spielen Pharmazeutisch spielt hier vor allem das L Dopa als Parkinson Medikament eine wichtige Rolle Weitere bekannte Vertreter sind das Adrenalin Ephedrin oder Mescalin Beispiele fur die Biosynthese von Biogenen AminenSiehe auch BearbeitenNaturstoff NomenklaturLiteratur BearbeitenGerhard Habermehl Peter E Hammann Hans C Krebs W Ternes Naturstoffchemie 3 vollst uberarb und erw Auflage Springer Verlag 2008 ISBN 978 3 540 73732 2 Peter Nuhn Naturstoffchemie Mikrobielle pflanzliche und tierische Naturstoffe 4 Auflage S Hirzel Verlag Stuttgart 2006 ISBN 978 3 7776 1363 5 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Naturstoff Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Peter Nuhn Naturstoffchemie Mikrobielle pflanzliche und tierische Naturstoffe 2 Auflage S Hirzel Verlag Stuttgart 1990 S 20 23 ISBN 3 7776 0473 9 Otto Kratz 7000 Jahre Chemie Nikol Verlagsgesellschaft Hamburg 1999 ISBN 3 933203 20 1 Erklarung der Begriffe und Abkurzungen In REACH Helpdesk 24 Juni 2013 abgerufen am 29 Juli 2019 a b Verordnung EG Nr 1907 2006 zur Registrierung Bewertung Zulassung und Beschrankung chemischer Stoffe REACH in der konsolidierten Fassung vom 2 Juli 2019 BMAS Gesetze Biostoffverordnung Memento vom 15 August 2014 im Internet Archive A Fleming On the antibacterial action of cultures of a penicillium with special reference to their use in the isolation of B influenzae 1929 In Bull World Health Organ Band 79 Nummer 8 2001 S 780 790 PMID 11545337 PMC 2566493 freier Volltext Mansukhlal C Wani Harold Lawrence Taylor Monroe E Wall Philip Coggon Andrew T McPhail Plant antitumor agents VI Isolation and structure of taxol a novel antileukemic and antitumor agent from Taxus brevifolia in J Am Chem Soc 1971 93 S 2325 2327 doi 10 1021 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Previously Undescribed D7 Phytosterol Oxidation Products and Tocopherylquinone Adducts in Pumpkin Seed Oil during Roasting Screw Pressing and Simulated Culinary Processing at Elevated Temperatures J Agric Food Chem 2022 Sep 21 70 37 11689 11703 PMID 36094395 Shichiri M Harada N Ishida N Komaba LK Iwaki S Hagihara Y Niki E Yoshida Y Oxidative stress is involved in fatigue induced by overnight deskwork as assessed by increase in plasma tocopherylhydroqinone and hydroxycholesterol Biol Psychol 2013 Dec 94 3 527 33 PMID 24121154 Gerhard Michal Biochemical Pathway Spektrum Akademische Verlagsgesellschaft Heidelberg 1999 S 59 60 85 86 und 192 ISBN 3 86025 239 9 Mikio Yamazaki Taeko Usui Shoji Shibata The Biogenesis of Plant Products II The Biogenesis of Thymol in Chemical amp Pharmaceutical Bulletin 1963 11 S 363 365 doi 10 1248 cpb 11 363 Volltext Peter Nuhn Naturstoffchemie S 522 Peter von Sengbusch Paul von Sengbusch Phenolische Substanzen In Der Sekundarstoffwechsel der Pflanzen 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