www.wikidata.de-de.nina.az
Die Vitalitat von lateinisch vitalis zum Leben gehorig Leben enthaltend Leben erhaltend Lebenskraft habend oder gebend 1 genannt auch Lebenskraft eines Organismus wird dadurch bestimmt wie gut dieser es schafft sich an seine Umgebung anzupassen bzw seine Umgebung zu nutzen Man versteht dabei unter Vitalitat die Fahigkeit unter den vorgefundenen Umweltbedingungen zu gedeihen und zu uberleben 2 In der Okologie ist mit Vitalitat auch die Konkurrenzfahigkeit von Arten gemeint 3 Beim Menschen wird unter Vitalitat die geschlechts und alterstypische Funktionsfahigkeit und Befindlichkeit verstanden Es handelt sich um eine biopsychosoziale Perspektive die das Korperliche Mentale Emotionale und die soziale Bezogenheit erfasst 4 Inhaltsverzeichnis 1 Dimensionen der Vitalitat beim Menschen 2 Begriffsgeschichte 3 Lebenskraft in der Homoopathie 4 Vitalitat in Land und Forstwirtschaft 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDimensionen der Vitalitat beim Menschen BearbeitenDie Grunddimensionen der biologisch sozialen Existenz sind das Alter und die funktionale Gesundheit bzw Krankheit des Menschen Dabei umfasst die Dimension des Alters das kalendarische funktionale und das Rollenalter 5 Unter dem kalendarischen Alter versteht man das chronologische bzw das Ausweisalter 6 Funktionales Alter begreift das Altern nicht als defizitaren Prozess sondern legt die Betonung auf eine Verbesserung der Funktionskapazitaten bis weit in die zweite Lebenshalfte Zu diesen Funktionskapazitaten zahlen beispielsweise das Qualitats und Verantwortungsbewusstsein die Urteilsfahigkeit und die soziale Kompetenz die mit steigendem Alter zunehmen Das Rollenalter ergibt sich aus einer anforderungsdifferenzierten Bewertung klassischer Altersstereotype Obwohl im Allgemeinen jung mit unerfahren und alt mit leistungsschwach gleichgesetzt werden erlangen diese Altersklassen durch den Zusatz der sozialen Rolle eine andere Bedeutung Wahrend ein 40 jahriger Mittelsturmer als alt angesehen wird gilt ein 40 jahriger Fussballtrainer als jung Mit der Dimension der funktionalen Gesundheit bzw Krankheit des Menschen sind seine Belastbarkeit und Leistungsfahigkeit gemeint 7 Diese Dimension ist fur die Ressourcenmedizin von grundsatzlicher Bedeutung Die funktionale Gesundheit bzw Krankheit erschliesst sich uber die Fahigkeit zur Anpassung die sich lediglich bei biologischen Systemen findet 8 Begriffsgeschichte BearbeitenDer Begriff Lebenskraft lateinisch Vis vitalis war in seiner Entstehungszeit Ende des 18 Jahrhunderts sehr popular und wurde oft auch wenig spezifisch gebraucht als weit verbreiteter Platzhalterbegriff fur unverstandene korperliche Vorgange 9 Sprachlich und inhaltlich standen ihm das Principium vitalis mit forces radicales und forces agissantes oder agens vitalis im Vitalismus das Sentient principle Robert Whytt die vital power John Hunter die Lebenskraft bei Friedrich Casimir Medicus aus Mannheim der den Begriff 1774 10 einfuhrte oder Caspar Friedrich Wolffs vis essentialis nahe Spater benutzte Georg Groddeck in seiner Konzeption des vitalen Es auch den Ausdruck Lebenskraft In der mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Medizin wurde eine verborgene Kraft Heilkraft bzw Lebenskraft als virtus occulta 11 von lateinisch virtus hier als Bezeichnung fur das einem Arzneimittel innewohnende wirksame Prinzip 12 13 bezeichnet 14 Fur den britischen Mediziner und Naturforscher John Hunter war die Lebenskraft ein physiologischer Grundsatz und er entwickelte eine Lehre von der Vitalitat des Blutes 15 Die Vorstellung einer Lebenskraft wurde als Gesundheits und Krankheitskonzeption von Christoph Wilhelm Hufeland Ende des 18 16 und Anfang des 19 Jahrhunderts differenziert beschrieben Hufeland nahm Elemente aus dem Animismus oder Psychodynamismus Georg Ernst Stahls aus dem Vitalismus von Theophile de Bordeu und Paul Joseph Barthez und aus der Irritabilitatstheorie Albrecht von Hallers der um 1752 eine Lehre von der Irritabilitat und Sensibilitat 17 formuliert hatte auf Vom Brownianismus grenzte er sich ausdrucklich ab Hufeland sah als Grundursache aller Lebensvorgange und als Selbsterhaltungsprinzip des Organismus eine allgemeine Lebenskraft mit weiteren Teilkraften eine erhaltende Kraft eine regenerierende und neubildende Kraft eine besondere Lebenskraft des Blutes eine Nervenkraft eine Kraft die eine allgemeine Reizfahigkeit des Korpers bewirke sowie eine Kraft die eine spezifische Reizfahigkeit des Korpers bewirke Krankheit sei eine Beeintrachtigung der Lebenskraft beziehungsweise der Lebenskrafte durch krankmachende Reize Sichtbare Zeichen der Krankheit seien Heilreaktionen der Lebenskraft auf solche Krankheitsreize Die Heilkraft der Natur vis medicatrix naturae und die Lebenskraft seien wesensgleich wenn nicht identisch Jedes therapeutische Handeln des Arztes wie auch jede Selbstbehandlung durch den Patienten solle die individuelle Lebenskraft unterstutzen Insgesamt habe sich das arztliche Handeln am Prinzip des contraria contrariis zu orientieren Dabei empfahl Hufeland neben der vorsichtigen Anwendung von Medikamenten die Beachtung diatetischer Regeln und physikalische Therapien zum Beispiel als Wasseranwendungen Auf Hufelands Konzept gehen Impulse fur die Entwicklung der Naturheilkunde im 19 Jahrhundert zuruck Als um 1850 Physiologie und Pathologische Anatomie zu Leitwissenschaften der Medizin die sich zu einer angewandten den Gesetzen der Physik unterworfenen Naturwissenschaft entwickelt hatte wurden versiegten die Spekulationen uber die Existenz der Lebenskraft Vertreter der damals beginnenden Ara des materialistischen Reduktionismus waren der Berliner Physiologe Emil Du Bois Reymond und der Berliner Pathologe Rudolf Virchow 18 In spaterer Zeit wurde wieder von Lebenskraft oder Lebensenergie in vielen Bereichen der Alternativmedizin einschliesslich der Homoopathie mit unterschiedlichem Verstandnis gesprochen Lebenskraft in der Homoopathie BearbeitenAuch Samuel Hahnemann bezog sich in seinem homoopathischen Spatwerk auf einige der Grundthesen Hufelands gelangte aber zu anderen therapeutischen Konsequenzen Die von ihm in den letzten Auflagen des Organon beschriebene Verstimmung der Lebenskraft welche durch ein wie die immaterielle Lebenskraft ebenfalls geistartiges immaterielles Miasma 19 verursacht werde kann als Versuch gesehen werden das Ahnlichkeitsprinzip nach damaligem Stand wissenschaftlich zu erklaren 20 In der Klassischen Homoopathie spielt die Lebenskraft aber auch heutzutage eine zentrale Rolle In der Lehre der Klassischen Homoopathie kann Heilung nicht durch ein homoopathisches Arzneimittel erreicht werden sondern nur durch die Korrektur der Lebenskraft Das ahnliche Arzneimittel soll beim Erkrankten die Lebenskraft die unsichtbar und nur an ihren Wirkungen zu erkennen ist wieder in geordneten Bahnen fliessen lassen 21 22 Vitalitat in Land und Forstwirtschaft Bearbeiten nbsp Alte Baume als Lebensraum fur verschiedene ArtenDie Einflussfaktoren auf die Vitalitat von pflanzlichen und tierischen Nachkommen wurde grundlegend von Caspar Friedrich Wolff untersucht Die Prufung der Keimfahigkeit und Pflege von Saatgut fand schon im 18 Jahrhundert in der Agrarforschung Eingang die Regeln dafur werden international von der ISTA festgelegt und weiterentwickelt Seit der Einfuhrung der Hybridzucht in der Pflanzen und Tierzucht ist die Prufung der Vitalitat von Nachkommen fur die Selektion von Inzuchtlinien und Zuchtung erfolgreicher Hybriden obligatorisch Siehe auch BearbeitenPflanzenphysiologie Vitalismus Animalischer Magnetismus Prana im Hinduismus Qi in der Traditionellen Chinesischen Medizin Orgon nach Wilhelm Reich Schule von Montpellier VitalfunktionenLiteratur BearbeitenWolfgang Eckart Geschichte der Medizin Springer Verlag Berlin Heidelberg 1990 ISBN 3 540 51982 3 H Haas Ursprung Geschichte und Idee der Arzneimittelkunde Band 1 B I Wissenschaftsverlag Mannheim 1981 Karin von Roon Verjungte Lebenskraft durch neue Wege der Entspannung Ein praktisches Handbuch Dusseldorf 1952 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Vitalitat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Georges 1913 Peter Klug Vitalitat und Entwicklungsphasen bei Baumen In ProBaum Heft 1 2005 S 1 dtv Atlas zur Biologie Band 1 dtv 3011 Munchen 1967 S 207 Dagmar Meissner Pothing et al Ubersichtsarbeit Anti Aging und Vitalitat In J Menopause Heft 3 2005 S 5 Europaische Vereinigung fur Vitalitat und Aktives Altern e V EVAA Operationale Definition von Vitalitat Meissner Pothing et al op cit S 4 EVAA Altersaspekt der Vitalitat 1 2 Vorlage Toter Link www evaaa de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis EVAA Gesundheitsaspekt der Vitalitat 1 2 Vorlage Toter Link www evaaa de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Matthias Wischner Kleine Geschichte der Homoopathie Forum Homoopathie KVC Verlag Essen 2004 S 21 Brigitte Lohff Lebenskraft In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 832 Graziella Federici Vescovini La concezione della virtus occulta nella dottrina medica di Anraldo di Villanova e di Pietro d Abano In Hommage Colette Sirat 2006 S 107 135 doi 10 1484 M TEMA EB 3 4159 Rudolf Schmitz Der Arzneimittelbegriff der Renaissance In Rudolf Schmitz Gundolf Keil Humanismus und Medizin Acta humaniora Weinheim 1984 Deutsche Forschungsgemeinschaft Mitteilungen der Kommission fur Humanismusforschung Band 11 ISBN 3 527 17011 1 S 1 21 hier S 12 18 Die Virtus Idee Vgl auch Dietlinde Goltz Zu Begriffsgeschichte und Bedeutungswandel von vis und virtus im Paracelsistenstreit In Medizinhistorisches Journal Band 5 1970 S 169 200 Gundolf Keil virtus occulta Der Begriff des empiricum bei Nikolaus von Polen In August Buck Hrsg Die okulten Wissenschaften in der Renaissance Wiesbaden 1992 Wolfenbutteler Abhandlungen zur Renaissanceoforschung Band 12 S 159 196 Georg Fischer Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie Verlag von F C W Vogel Leipzig 1876 Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie uber das 18 Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1978 ISBN 3 540 08751 6 S 290 291 Christoph Wilhelm Hufeland Ideen uber Pathogenie und Einfluss der Lebenskraft auf Entstehung und Form der Krankheiten als Einleitung zu pathologischen Vorlesungen Jena 1795 vgl Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 29 Axel W Bauer Was ist der Mensch Antwortversuche der medizinischen Anthropologie In Fachprosaforschung Grenzuberschreitungen 8 9 2012 2013 ISBN 978 3 86888 077 9 S 437 453 hier S 446 Medizin als angewandte Physik nach 1850 Der Mensch als Maschine Sonke Drewsen Hahnemanns Streit mit der bisherigen alten Arzneischule als Streit um wissenschaftliche Methoden Versuch einer Rekonstruktion und Wurdigung seines Ansatzes zur Grundlegung der Heilkunde als eines methodenkritischen Ansatzes In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 11 1993 S 45 58 hier S 50 Roger Rissel Welchen Stellenwert hat die Lebenskraft in der Homoopathie Hahnemanns Norbert Enders Maria Steinbeck Eberhard Gottsmann Homoopathie Eine Einfuhrung in Bildern Seite 56 bis 60 Karl F Haug Verlag 1996 ISBN 3 7760 1559 4 Edeltraut und Peter Friedrich Charaktere homoopathischer Arzneimittel Band 3 Seite 9 Traupe Vertrieb 1999 ISBN 3 9802834 3 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vitalitat amp oldid 233534538