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Das Organon der Heilkunst griechisch ὄrganon organon lateinisch organum Werkzeug Instrument ist das Hauptwerk Samuel Hahnemanns und das Grundlagenwerk der Homoopathie Zu Hahnemanns Lebzeiten erschienen insgesamt funf deutsche Auflagen von denen jede teilweise erhebliche Uberarbeitungen aufwies Eine sechste durch Hahnemann noch personlich uberarbeitete Auflage erschien erst 1921 79 Jahre nach dessen Tod das erste Mal und erst 1992 in textkritischer Form Die funfte und sechste Auflage wurden mehrfach auf deutsch wiederaufgelegt Daneben wurde das Buch in mindestens zehn Sprachen darunter englisch franzosisch spanisch portugiesisch italienisch niederlandisch ungarisch schwedisch und russisch ubersetzt und hatte auch in diesen Sprachen mehrere Auflagen 1 Zusammen mit den indischen Versionen in Bengali Orija Hindi und Urdu wurden bis 1979 insgesamt 115 Ausgaben in 18 verschiedenen Landern Europas Amerikas und Asiens gezahlt 2 Titel der zweiten Auflage 1819In Anbetracht des dogmatischen Grundtons der spateren Auflagen wird das Organon oft als Bibel der Homoopathie bezeichnet 3 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Auflagen 3 Die textkritische Ausgabe 4 Quellen 5 Digitale Volltextausgaben 6 Literatur 7 WeblinksInhalt BearbeitenDas Organon der Heilkunst besteht in der sechsten Auflage von 1842 aus einem Vorwort Hahnemanns einer Einleitung und 291 Paragraphen in denen die Prinzipien des Heilens und der Homoopathie dargestellt werden In der Einleitung und zahlreichen Fussnoten zu den Paragraphen wird die Homoopathie der bisherigen Medizin gegenubergestellt und als die einzige rationelle Heilkunde dargestellt Den Begriff rationell verwendete Hahnemann allerdings nur in der ersten Auflage 1810 zur Charakterisierung seiner eigenen Methode oft als Synonym fur homoopathisch Ab der zweiten Auflage 1819 gebrauchte er ihn ausschliesslich dazu gegen den seines Erachtens nicht gerechtfertigten rationellen Anspruch der alten Schule Allopathie zu polemisieren Die Homoopathie bezeichnete Hahnemann seitdem als wahre Heilkunst und den Homoopathen als echten Heilkunstler 4 Der Hauptteil des Organons gliedert sich in eine Darstellung der theoretischen 1 70 und praktischen 71 291 Grundlagen der Homoopathie Zu den theoretischen Grundlagen gehoren laut Hahnemann die Aufgaben des Arztes 1 4 die unter anderem Krankheitserkenntnis 5 18 Kenntnis der Arzneikrafte 19 21 und die Wahl des angezeigten Arzneimittels 22 69 umfassen aber auch die Kenntnis etwa der Interaktion verschiedener Affektionen im gleichen Organismus 35 51 oder die Unterscheidung von Erstwirkung und Nachwirkung 63 69 Als praktische Grundlagen werden die Erforschung der Krankheiten also die Anamnese 72 104 die Erforschung der Arzneien also die Arzneimittelprufung an Gesunden 105 145 die Anwendung der Arzneimittel zur Heilung 146 285 das Vorgehen bei speziellen Krankheitsformen 172 244 sowie die Arzneitherapie 245 285 einschliesslich Herstellung der Arzneien und Potenzierung 264 271 dargestellt Abschliessend werden nicht arzneiliche Behandlungsformen beschrieben die ebenfalls homoopathisch wirken konnen 286 291 5 Auflagen BearbeitenDie erste Auflage erschien 1810 in Dresden noch unter dem Titel Organon der rationellen Heilkunde Nur in dieser Auflage enthalt das Titelblatt als Motto einen Vierzeiler von Gellert der fur den zeitgenossischen teleologischen Denkrahmen bezeichnend ist 6 Hahnemann beanspruchte hier das homoopathische Naturgesetz bzw das ewige ausnahmelose Gesetz der Homoopathie aufgefunden zu haben Ab der zweiten Auflage verwendete Hahnemann als Motto auf dem Titelblatt nur noch Aude sapere also den Leitspruch der Aufklarung wie ihn Kant 1784 gepragt hatte Der Titel hiess fortan Organon der Heilkunst und der Begriff rationell den Hahnemann in der 1 Auflage noch 20 mal verwendet hatte war jetzt konsequent aus dem gesamten Werk entfernt 4 Die dritte Auflage war mit Ausnahme von vier neuen Paragraphen eine nahezu unveranderte Fassung der zweiten Die vierte Auflage erschien 1829 Sie integrierte erstmals die ein Jahr zuvor von Hahnemann veroffentlichte Theorie der chronischen Miasmen 7 Benutzte Hahnemann den Begriff Lebenskraft bislang hochst selten und nur in einem unspezifischen Sinn verwendete er ihn ab jetzt auffallend haufig in der vierten Auflage 70 mal in der funften 139 mal und in der sechsten 106 mal 4 Die letzte zu Hahnemanns Lebzeiten erschienene Auflage war die funfte von 1833 Sie enthalt im Kontext damaliger heftiger Grundsatz Diskussionen in Leipzig unter anderem Verbalinjurien Hahnemanns gegen Allopathen und Mischlings Homoopathen 8 Eine sechste und letzte Auflage hat Hahnemann handschriftlich fertiggestellt sie wurde aber erst lange nach seinem Tod veroffentlicht namlich 1921 von Richard Haehl auf Grundlage einer Abschrift von Hahnemanns Manuskript 9 Seitdem gilt die sechste Auflage des Organon als das massgebliche Grundlagenwerk der Homoopathie 1992 ist eine textkritische Ausgabe des Originalmanuskripts dieser letzten Auflage erschienen Danach entspricht Haehls Manuskriptabschrift aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Hahnemanns Vorstellungen Vermutlich wollte Hahnemann eine um die lange Einleitung gekurzte und wesentlich schlankere Fassung herausbringen 8 Schon fur die erste Auflage hatte Hahnemann Fragmente aus seinen bisher veroffentlichten Schriften benutzt Zur Vorbereitung der folgenden Auflagen nahm er jeweils ein Exemplar erganzte einige Satze strich andere und klebte Zettel mit ganzlich neuen Paragraphen ein Dabei hatte er nie genugend Zeit am Stuck um ein Werk aus einem Guss zu schaffen Daher hat das Organon in den spateren Auflagen eine Flickenteppich Struktur Innerhalb eines einzigen Satzes gibt es mitunter Teile die zwanzig Jahre alter sind als der Rest und unterschiedliche sich uberlappende Entwicklungsstrange wiedergeben Deswegen ist es moglich dass sich heutige Anhanger mit unterschiedlichen Ansichten auf ein und dasselbe Werk Hahnemanns berufen 8 Die textkritische Ausgabe Bearbeiten nbsp Manuskriptseite der 6 Auflage des Organon der Heilkunst erstellt 1842 von Samuel HahnemannZu seinen Lebzeiten veroffentlichte Hahnemann das Organon in funf Auflagen 1810 1819 1824 1829 1833 10 1842 vollendete er in Paris das Manuskript fur eine sechste lange erwartete Auflage deren Publikation er nicht mehr erlebte Uber seine Witwe Melanie Hahnemann und die Verheiratung ihrer Adoptivtochter mit dem Sohn von Clemens von Bonninghausen gelangte das unveroffentlichte Manuskript schliesslich in das Gut der Familie von Bonninghausen in Darup ohne dass es von den jeweiligen Erben zu einem erschwinglichen Preis zur Drucklegung freigegeben worden ware Erst in der Inflationszeit 1921 gelang es William Boericke aus San Francisco vermittelt durch Richard Haehl einen Stuttgarter Homoopathen das Organon Manuskript von den Bonninghausen Nachkommen gegen harte Devisen 1000 US Dollar zu erwerben und daraus die erste amerikanische Ubersetzung zu erstellen 11 Haehl konnte den dabei miterworbenen Nachlass Hahnemanns zu dem auch eine Abschrift des Organon Manuskripts gehorte behalten und auf deren Grundlage die erste deutsche Ausgabe von Hahnemanns sechster Auflage des Organons herausgeben 12 Hahnemann hatte in der sechsten Auflage des Organons zum ersten Mal eine veranderte Art des Potenzierens angegeben die sogenannten Q Potenzen die in der Homoopathie viel diskutiert wurde Angesichts der Bedeutung dieser Arzneipraparationsanweisung fur die homoopathische Praxis war eine Sichtung des ursprunglichen Manuskripts wunschenswert 1992 konnte der Medizinhistoriker Josef M Schmidt im Rahmen eines Auslandsstipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der University of California San Francisco in deren Library Special Collections sich Hahnemanns Organon Manuskript mittlerweile befindet die erste textkritische Ausgabe davon erstellen und im Haug Verlag publizieren 13 Damit lag nach 150 Jahren erstmals der deutsche Text von Hahnemanns letzter Hand der interessierten Offentlichkeit vor Auf der heute massgeblichen textkritischen Ausgabe beruhen auch die Standardausgabe von 1996 14 die Organon Synopse von 2001 15 die Neufassung mit Systematik und Glossar von 2003 16 sowie alle neueren Ubersetzungen etwa ins Englische 17 Polnische 18 Spanische 19 oder Franzosische 20 Alle ubrigen auf dem Markt kursierenden Organon Ausgaben von Marix Narayana Barthel amp Barthel Hippokrates usw sind ausnahmslos Nachdrucke des veralteten Haehlschen Textes von 1921 Quellen Bearbeiten Laut Ergebnis bei Worldcat Jaques Baur Ein Buch geht um die Welt Die kleine Geschichte des Organon des Dr Ch F Samuel Hahnemann Ubers von Wolfgang Schweitzer Haug Heidelberg 1979 Robert Jutte Geschichte der Alternativen Medizin Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute C H Beck Verlag Munchen 1996 ISBN 3 406 40495 2 S 181 a b c Josef M Schmidt Hahnemanns Homoopathie zwischen rationaler Heilkunde und Heilkunst In Schweizerische Zeitschrift fur Ganzheitsmedizin Band 23 Nr 4 2011 S 224 232 doi 10 1159 000330190 PDF 304 kB Josef M Schmidt Taschenatlas Homoopathie in Wort und Bild Grundlagen Methodik und Geschichte Haug Verlag Heidelberg 2001 ISBN 3 8304 7089 4 S 22 71 PDF 29 MB Die Wahrheit die wir alle nothig haben die uns als Menschen glucklich macht ward von der weisen Hand die sie uns zugedacht nur leicht verdeckt nicht tief begraben Samuel Hahnemann Die chronischen Krankheiten ihre eigenthumliche Natur und homoopathische Heilung Erster Theil Arnoldische Buchhandlung Dresden und Leipzig 1828 a b c Matthias Wischner Kleine Geschichte der Homoopathie Forum Homoopathie KVC Verlag Essen 2004 ISBN 3 933351 41 3 Samuel Hahnemann Organon der Heilkunde Aude sapere Nach der handschriftlichen Neubearbeitung Hahnemanns fur die 6 Aufl hrsg und mit Vorwort versehen von Richard Haehl Leipzig 1921 Neudruck hrsg von Herbert Sigwart und Ulrich Welte Blansingen 1984 Nachdruck deklariert als 2 Aufl ebenda 1987 Josef M Schmidt Bibliographie der Schriften Samuel Hahnemanns Siegle Verlag Rauenberg 1989 ISBN 3 9802320 0 X S 13 f PDF 6 MB Samuel Hahnemann Organon of Medicine Sixth edition after Hahnemann s own written revision for the sixth edition translated with preface by William Boericke Boericke amp Tafel Philadelphia 1922 Samuel Hahnemann Organon der Heilkunst Nach der handschriftlichen Neubearbeitung Hahnemanns fur die 6 Auflage herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Richard Haehl Willmar Schwabe Leipzig 1921 Samuel Hahnemann Organon der Heilkunst Textkritische Ausgabe der von Samuel Hahnemann fur die sechste Auflage vorgesehenen Fassung Bearbeitet herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Josef M Schmidt Haug Heidelberg 1992 ISBN 3 7760 1253 6 PDF 6 MB Samuel Hahnemann Organon der Heilkunst Standardausgabe der sechsten Auflage Auf der Grundlage der 1992 vom Herausgeber bearbeiteten textkritischen Ausgabe des Manuskriptes Hahnemanns 1842 herausgegeben von Josef M Schmidt Haug Heidelberg 1996 ISBN 3 7760 1590 X Vorwort des Herausgebers PDF 760 kB Samuel Hahnemann Organon Synopse Die 6 Auflagen von 1810 1842 im Uberblick Bearbeitet und herausgegeben von Bernhard Luft und Matthias Wischner Haug Heidelberg 2001 Samuel Hahnemann Organon der Heilkunst Neufassung der 6 Auflage mit Systematik und Glossar von Josef M Schmidt Elsevier Munchen 2003 ISBN 3 437 56621 0 Vorwort des Herausgebers PDF 2 MB Samuel Hahnemann Organon of the Medical Art The sixth edition of Samuel Hahnemann s work of genius based on a translation by Steven Decker Edited and annotated by Wenda Brewster O Reilly Birdcage Press Redond Washington 1996 Samuel Hahnemann Organon sztuki uzdrawiania Krytycna edycja manuskryptu 1842 r opracowana przez Josefa M Schmidta w 1992 r Transl by Ewa M Grott Wydawnictwo DiG Warszawa 2004 Samuel Hahnemann El Organon del arte de curar En busqueda del pensamiento original de Hahnemann Transl by Raul Gustavo Pirra RGP Editiones Buenos Aires 2008 Samuel Hahnemann Organon de l Art de guerir 6e edition Traduction Sylvie Gendre Editions Dynamis Quebec Canada 2015 Digitale Volltextausgaben BearbeitenOrganon der Heilkunst 3 Auflage 1824 Organon der Heilkunst 4 Auflage 1829 Organon der Heilkunst 5 Auflage 1833 Organon der Heilkunst 6 Auflage 1921 von R Haehl herausgegebene Fassung Online Version Organon der Heilkunst 6 Auflage 1992 textkritische Ausgabe hrsg von Josef M Schmidt Organon der Heilkunst 6 Auflage 1996 Standardausgabe hrsg von Josef M SchmidtLiteratur BearbeitenSamuel Hahnemann J M Schmidt Hrsg Organon der Heilkunst Standardausgabe der 6 Auflage Haug Heidelberg 1996 1999 Samuel Hahnemann B Luft M Wischner Hrsg Organon Synopse Die 6 Auflagen von 1810 1842 im Uberblick Haug Heidelberg 2001 Jacques Baur Wolfgang Schweitzer Ein Buch geht um die Welt Die kleine Geschichte des Organon des Dr Ch F Samuel Hahnemann Haug Heidelberg 1979 Kommentare Matthias Wischner Organon Kommentar KVC Verlag Essen 2001 2005 James Tyler Kent Kent s Organon Kommentar Ubersetzt von Max Tiedemann Verlag des Niedersachsischen Institut fur homoopathische Medizin e V Celle 1994 Sprachliche Bearbeitungen Theo Raspe Hahnemann s Organon Kurzgefasst in heutiger Sprache Barthel amp Barthel Schaftlarn 1996 Ulrich Kohler Hilfe zu Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst Hahnemann Institut Greifender 1999 Josef M Schmidt Organon der Heilkunst Neufassung mit Systematik und Glossar Elsevier Munchen 2003 Gunter Macek Organon 6 der Heilkunst Lern und Arbeitsbuch Gesamtausgabe Irl Verlag 2007 Georg Haehn Samuel Hahnemanns Einfuhrung in die Homoopathie Norderstedt 2008 Weblinks BearbeitenGeschichte und Aufbau des Organon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Organon der Heilkunst amp oldid 236086388