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Dieser Artikel behandelt naturliche Exoskelette zu kunstlichen Exoskeletten siehe Exoskelett Maschine Ein Exoskelett altgriechisch exo aussen und skeletos ausgetrockneter Korper Mumie auch Aussenskelett ist eine Stutzstruktur fur einen Organismus die eine stabile aussere Hulle um diesen bildet Es ist neben dem Endoskelett und dem Hydroskelett eine der drei grundlegenden Bildungsweisen von Skeletten im Tierreich Exoskelette sind zum Beispiel kennzeichnend fur die Gliederfusser den grossten Stamm des Tierreichs Auch andere Tierstamme wie Weichtiere Mollusca und Moostierchen Bryozoa tragen Exoskelette Inhaltsverzeichnis 1 Cuticula der Gliederfusser 2 Gehause der Weichtiere 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseCuticula der Gliederfusser Bearbeiten nbsp Kopf einer AmeiseIm Gegensatz zu den Wirbeltieren besitzen alle Gliederfusser Arthropoda wie Insekten Kieferklauentrager und Krebstiere statt eines Endoskeletts Innenskeletts primar ein stabilisierendes Aussenskelett Nur bei wenigen meist winzigen wasserlebenden Krebstieren wurde es sekundar zugunsten eines Hydroskeletts aufgegeben Die Cuticula der Gliederfusser die funktional als Aussenskelett wirkt ist eine von der aussersten Zelllage Epidermis nach aussen abgeschiedene Hulle Es handelt sich um einen flexiblen Hochleistungs Verbundwerkstoff aus mehreren Komponenten 1 2 Grundbestandteil sind Fasern aus Chitin einem stickstoffhaltigen Kohlenhydrat mit ahnlichen Eigenschaften wie Zellulose deshalb ungenau auch manchmal Chitinpanzer genannt Jeweils 19 Chitinfasern lagern sich anti parallel zueinander zu einem kristallinen Bundel von etwa 3 Nanometer Dicke und 0 3 Mikrometer Lange einer sogenannten Mikrofibrille aneinander Die Chitin Mikrofibrillen werden von Strukturproteinen umhullt die eine besondere Bindungsstelle fur Chitin besitzen 3 Diese Proteinkomponente wurde fruher als man ihren Aufbau noch nicht kannte Arthropodin genannt Dieser Ausdruck ist veraltet aber in alteren Buchern noch zu finden Je nach Anteil und Zusammensetzung der Proteinkomponente 4 entsteht entweder eine harte feste oder eine weiche biegsame Cuticula Die feste und harte Cuticula bringt ausgehartete Platten Sklerite Gliedmassen Haare Mundwerkzeuge und ahnliche Strukturen hervor Die weiche und biegsame baut z B die flexible Hulle von vielen Insektenlarven auf oder halt die harten Sklerite durch eingeschaltete Gelenkmembrane beweglich Flexible Cuticula enthalt um die zwanzig ausgehartete kann uber zweihundert verschiedene Proteine enthalten die in zwolf untereinander jeweils ahnliche Proteinfamilien eingeteilt werden Der Prozess des Aushartens der Cuticula Sklerotisierung genannt beruht auf zwei Prozessen die hormonell gesteuert 5 zueinander komplementar bei der Neubildung ablaufen Einerseits wird Wasser ausgeschieden wodurch sich die wasserabweisenden hydrophoben Bestandteile fester zusammenlagern Andererseits wird ein Teil des Proteins fest zu einer Netzstruktur gebunden Bei diesem Vorgang spielt Dopamin eine Schlusselrolle Die aus Dopamin synthetisierten Verbindungen N Acetyldopamin NADA und N beta Alanyldopamin NBAD werden in die Cuticula abgegeben und hier enzymatisch zu hochreaktiven Chinonen oxydiert Diese reagieren mit den Proteinen und bilden ein stabiles nicht mehr abbaubares Netz von kovalenten Bindungen aus Dabei bleibt von NADA sklerotisierte Cuticula farblos oder strohfarben wahrend von NBAD sklerotisierte dunkel gefarbt ist Ein Teil des Dopamins kann auch zu dem dunklen Farbstoff Melanin umgewandelt werden der vermutlich ebenfalls an der Vernetzung beteiligt ist und so das Aussenskelett weiter verstarkt Die je nach Lage und Funktion so unterschiedlich sklerotisierten Chitin Protein Komplexe bilden dann wiederum Fasern aus Diese grosseren Fasern schliessen sich zu plattenartigen Verbanden zusammen Die fertige Cuticula besteht aus sehr vielen solchen Schichten in denen die Fasern stets mehr oder weniger parallel ausgerichtet sind In den aufeinander gestapelten Platten ist dann die Richtung der Fasern stets etwas zueinander versetzt so dass die Gesamtstruktur aus schraubenformig zueinander versetzten Faserplatten zusammengesetzt ist nach ihrem Entdecker Bodigand Struktur genannt Dadurch erhoht sich die Festigkeit wesentlich ahnlich der Konstruktion von Sperrholzplatten aus Holzlamellen nur dass im Sperrholz die Einzellamellen rechtwinklig zueinander und nicht schraubenformig verdreht liegen Entgegen weit verbreiteten Vorstellungen besteht die Cuticula der Arthropoden also nicht uberwiegend aus Chitin sondern aus Chitin und Proteinen und anderen Komponenten in etwa gleichen Anteilen Der Chitinanteil liegt typischerweise zwischen etwa 50 in flexibler Cuticula und 15 bis 30 in ausgeharteter Cuticula von Skleriten der Trockenmasse Bei vielen Krebstieren und Tausendfussern wird die Harte der Cuticula durch Mineralstoffeinlagerungen weiter erhoht 6 7 sehr selten auch bei Insekten 8 und Spinnentieren 9 Diese Panzerung besteht zum grossten Teil aus Calciumcarbonat mit gewissen Anteilen von Phosphat und Magnesium Der uberwiegende Anteil dieser Substanz liegt amorph und nichtkristallin vor ein geringerer Anteil vor allem in der obersten am starksten beanspruchten Lage kristallin als Calcit Da Calciumcarbonat eigentlich spontan kristallisieren wurde ist es nur durch speziell gesteuerte Abscheidung moglich es in amorphem Zustand zu halten Dabei spielen der Magnesium und der Phosphatanteil eine Rolle aber auch spezielle organische Liganden die die Kristallisation unterdrucken Dadurch liegt auch der Phosphatanteil unkristallin vor die kristalline Phase Apatit genannt kommt als Biomineral nur in anderen Organismengruppen vor Moglicherweise bestanden die Aussenskelette einiger ausgestorbener Gliederfusser daraus Der Kalk anteil des Panzers wird bei der Hautung zum Teil aufgelost im Korper zwischengespeichert und wird in den neuen Panzer wiedereingebaut Erst seit wenigen Jahren ist bekannt dass einige Gliederfusser mit einem solchen Panzer diesen an besonders stark beanspruchten Stellen wie an Mundwerkzeugen Scheren und Stacheln durch Einlagerungen von Schwermetallen wie Zink und Mangan und durch Halogene wie Chlorid und Bromid weiter verstarken 10 Dabei wurde nachgewiesen dass die Harte durch Zinkeinlagerung auf das Dreifache gesteigert werden kann In welcher Form die Einlagerung erfolgt ist noch nicht entdeckt worden Andere Bereiche des Aussenskeletts sind nicht auf Harte sondern auf Dehnbarkeit oder Biegsamkeit optimiert Besondere Eigenschaften verleiht eine Familie von Gummi artigen Proteinen Resilin genannt die durch ihre Elastizitat z B zum Sprungvermogen von Flohen entscheidend beitragen Wie immer bei biologischen Konstruktionen ist das Aussenskelett durch feinste Abstimmung von Materialeigenschaften und Form der Komponenten weiter optimiert Stark beanspruchte Sklerite tragen innen rippenartige Verstarkungen die sich aussen z T durch Linien Suturen genannt verraten Auch die Ansatzstellen der Muskeln sind oft durch Einsenkungen hier Apodeme genannt besonders verstarkt Ausserdem tragt die Cuticula eine Vielzahl von Schuppen Haaren und Auswuchsen darunter Sinneshaare von komplexestem innerem Aufbau Die Festigkeit des Aussenskeletts ist je nach Aufbau in unterschiedlichen Partien sehr verschieden Starker sklerotisierte Bereiche konnen die Festigkeit von Hartholz oder Aluminium erreichen einzelne Kanten konnen diejenige von Stahl erreichen Im Mittel sind die starker sklerotisierten Aussenpanzer auch recht kleiner Gliederfusser harter als die menschliche Haut erreichen aber nicht die Werte von Knochen Da in diesem besonderen Fall eine vollstandige Korperumhullung ausgehartet wurde die auch passiv nicht mehr mitwachsen kann muss das Exoskelett wahrend des Wachstums komplett abgeworfen und wieder erneuert werden Hautung Neuerdings gibt es Hinweise darauf dass nicht nur die Gliederfusser sondern auch andere sich hautende Wirbellose deren Cuticula jedoch meist relativ unverhartet geblieben ist eine evolutionare Abstammungsgemeinschaft bilden Hautungstiere Die Cuticula der Gliederfusser bildet in der dargestellten Form beinahe uberhaupt keinen Schutz gegen Wasserverluste und Austrocknung sie ist fur Wasserdampf durchlassig Vor allem Insekten besitzen dafur als ausserste Umhullung eine extrem dunne Schicht aus wachsartigen Substanzen z B langkettigen Kohlenwasserstoffen Epicuticula genannt Diese wird durch Poren der Cuticula nach deren Bildung ausgeschieden Tausendfusser Krebstiere und die meisten Kieferklauentrager besitzen keine solche Epicuticula Landlebende Formen meiden deshalb in der Regel direkte Sonneneinstrahlung Vor allem nachtaktive und bodenlebende Formen dieser Gruppen konnen aber in extrem trockenen ariden Gebieten wie z B Wusten vorkommen wenn ihnen tagsuber Schlupfwinkel zur Verfugung stehen Gehause der Weichtiere BearbeitenBei Weichtieren konnen Muschelschalen Schneckenhauser oder gekammerte Gehause wie bei Perlbooten oder Ammoniten vorkommen siehe auch Aufbau Wachstum und Funktion der Schale der Schalenweichtiere Andere besitzen phylogenetisch daraus hervorgegangene Innenskelette wie Nacktschnecken oder manche Kopffusser einen Schulp oder entsprechende Rudimente Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Exoskelett Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Julian F V Vincent Ulrike G K Wegst Design and mechanical properties of insect cuticle In Arthropod Structure amp Development Band 33 2004 S 187 199 doi 10 1016 j asd 2004 05 006 D Raabe A Al Sawalmih S B Yi H Fabritius Preferred crystallographic texture of aa chitin as a microscopic and macroscopic design principle of the exoskeleton of the lobster Homarus americanus In Acta Biomaterialia Band 3 2007 S 882 895 doi 10 1016 j actbio 2007 04 006 John E Rebers Judith H Willis A conserved domain in arthropod cuticular proteins binds chitin In Insect Biochemistry and Molecular Biology Band 31 Nr 11 2001 S 1083 1093 doi 10 1016 S0965 1748 01 00056 X Judith H Willis Structural cuticular proteins from arthropods annotation nomenclature and sequence characteristics in the genomics era In Insect Biochemy and Molecular Biology Band 40 Nr 3 2010 S 189 204 doi 10 1016 j ibmb 2010 02 001 Hans Willi Honegger Elizabeth M Dewey John Ewer Bursicon the tanning hormone of insects recent advances following the discovery of its molecular identity In Journal of Comparative Physiology A Band 194 2008 S 989 1005 doi 10 1007 s00359 008 0386 3 Alexander Becker Structural characterisation of biominerals and biomimetic crystallisation of calcium carbonate Diss Universitat Duisburg Essen 2005 Ali Al Sawalmih Chenghao Li Stefan Siegel Helge Fabritius Sangbong Yi Dierk Raabe Peter Fratzl Oskar Paris Microtexture and chitin calcite orientation relationship in the mineralized exoskeleton of the American lobster In Advanced Functional Materials Band 18 2008 S 3307 3314 doi 10 1002 adfm 200800520 R A B Leschen B Cutler Cuticular calcium in beetles Coleoptera Tenebrionidae Phrenapetinae In Annals of the Entomological Society of America Band 87 Nr 6 1994 S 918 921 Roy A Norton Valerie M Behan Pelletier Calcium carbonate and calcium oxalate as cuticular hardening agents in oribatid mites Acari Oribatida In Canadian Journal of Zoology Band 69 Nr 6 1991 S 1504 1511 doi 10 1139 z91 210 Robert M S Schofield Metal halogen biomaterials In American Entomologist Band 51 Nr 1 2005 S 45 47 Normdaten Sachbegriff GND 4256955 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Exoskelett amp oldid 237041907