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Die Perlboote Nautilidae sind eine Familie der Kopffusser Cephalopoda die in den Gattungen Nautilus und Allonautilus die letzten funf heute noch lebenden Arten der Uberordnung der Nautiloideen zusammenfasst eines Taxons das fossil in einer grossen Artenfulle nachgewiesen ist PerlbooteNautilus pompilius im Aquarium BerlinSystematikKlasse Kopffusser Cephalopoda Unterklasse Altkopffusser Palcephalopoda Uberordnung NautiloideaOrdnung Nautiliden Nautilida Uberfamilie NautilaceaeFamilie PerlbooteWissenschaftlicher NameNautilidaeBlainville 1825Die Perlboote unterscheiden sich von den anderen heute lebenden Kopffussern den Tintenfischen Coleoidea durch eine Reihe von Merkmalen die jedoch grosstenteils als ursprungliche Merkmale also Merkmale der Stammart aller Kopffusser angesehen werden Inhaltsverzeichnis 1 Bau 2 Verbreitung und Verhalten 3 Gefahrdung und Nutzung 4 Systematik 5 Kunst Mathematik und Symbolkraft 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBau Bearbeiten nbsp Schematischer Langsschnitt durch ein Perlboot Der Weichkorper fullt die Wohnkammer aus die Kammern des Phragmokons in Blautonen dargestellt sind grosstenteils mit einem luftahnlichen Gasgemisch gefullt nbsp Ansicht eines Perlbootes von vorn mit Blick auf Kopfkappe Cirren und Trichteroffnung Man beachte die beiden zur Seite gestreckten vorderen Okulartentakel nbsp Seitliche Nahaufnahme des Cephalopodiums von Nautilus pompilius Deutlich zu erkennen sind die fleischigen Scheiden der Digitaltentakel mit weitgehend eingezogenen Cirren Auch die Okulartentakel sind kaum ausgestreckt nbsp Serie mit CT Langsschnitten einer Nautilus Schale Der sechste Schnitt verlauft in der Symmetrieebene der Schale Medianebene und zeigt die Durchtrittsstellen des Siphos durch die Kammerscheidewande Siphonalduten nbsp Langsschnitt der Schale ausserhalb der MedianebeneEines der auffallendsten Merkmale das die Nautiliden von den ubrigen Kopffussern den Tintenfischen Coleoidea unterscheidet ist die spiralig aufgerollte meist weisslich und braunlich quergestreifte aussere Schale auch Gehause genannt deren Innenraum gekammert ist Die Kammern sind durch uhrglasartig gewolbte Zwischenwande Kammerscheidewande Septen voneinander getrennt Zentral durch den gekammerten Teil der Schale der als Phragmokon bezeichnet wird verlauft ein dunner von Blutgefassen durchzogener Gewebeschlauch Sipho oder Siphunculus uber den zur Regulation des Auftriebs Flussigkeit aus den Kammern abgepumpt und ein luftahnliches mit Stickstoff und Kohlenstoffdioxid angereichertes Gasgemisch in die Kammern hinein abgegeben werden kann Die Schale ist dreischichtig unter dem ausseren Periostracum dem Schalenhautchen aus dem organischen Material Conchin liegt eine dunne aussere Prismenschicht Ostracum aus prismatischem Aragonit Die innere Schicht das Hypostracum ist relativ dick und besteht wie die Septen aus Perlmutt Mit ihren ausseren Schalen zahlen Perlboote zu den sogenannten Ectocochleaten wie auch die ausgestorbenen Ammoniten Die Ammoniten waren den Nautiliden ausserlich relativ ahnlich da sie ebenfalls Gehause besassen die in Wohnkammer und Phragmokon gegliedert und fast immer auch spiralig aufgerollt waren Nach dem was ihre Fossilien uber die Ammoniten verraten unterscheiden sie sich aber auch in relativ vielen Details von Nautiliden und es wird angenommen dass sie mit den Tintenfischen die aufgrund ihrer nach innen verlagerten oder reduzierten Schale auch als Endocochleaten bezeichnet werden naher verwandt sind als mit den Nautiliden Der grosste Teil des Weichkorpers der Nautiliden der Eingeweidesack Visceralmasse befindet sich immer in der Kammer die sich unmittelbar an die Offnung der Schale Mundung oder Apertur genannt anschliesst und die zugleich auch die jungste und die mit Abstand grosste Kammer ist Sie wird auch als Wohnkammer bezeichnet und als solche vom Phragmokon unterschieden Jede Kammer des Phragmokons reprasentiert den hinteren Abschnitt einer vormaligen Wohnkammer Zieht das Tier eine neue Kammerscheidewand ein so ist diese neue Wohnkammer infolge des Wachstums des Weichkorpers um den Faktor 1 08 grosser als es die Wohnkammer nach Einziehung der zweitjungsten Kammerscheidewand war So entsteht unter anderem die Spiralform Dabei wird annahernd kontinuierlich am Mundungsrand Peristom Schalenmaterial angefugt Der Eingeweidesack ist vom Mantel Pallium umschlossen der auch das Material der Schale abscheidet Der Mantel bildet einen Hohlraum im unteren ventralen Teil der Wohnkammer die sogenannte Mantelhohle in die die Kiemen Ctenidien hineinragen und in die auch der Darm sowie die Ausgange der Keimdrusen einmunden Ein weiteres Merkmal das die Nautiliden von den Tintenfischen unterscheidet ist dass sie vier zwei Paar statt zwei Kiemen besitzen Daher werden Nautiliden auch als Tetrabranchiaten Vierkiemer bezeichnet und Tintenfische als Dibranchiaten Zweikiemer Auch ein Tintenbeutel das namensgebende Merkmal der Tintenfische ist bei Nautiliden nicht vorhanden Bei Gefahr kann der gesamte Weichkorper in die Wohnkammer zuruckgezogen werden wobei die sogenannte Kopfkappe wie eine Falltur herunterklappt und die Mundung verschliesst Der Teil des Weichkorpers der sich fur gewohnlich ausserhalb der Schale befindet umfasst das Cephalopodium den Kopffuss Trichter Komplex Am Kopf der Perlboote sitzen ungefahr 45 Armpaare Die hohe Anzahl der Arme unterscheidet die Perlboote deutlich von den Tintenfischen die nur 8 oder 10 Arme besitzen Auch sind anders als bei den Tintenfischen die Arme der Perlboote nicht mit Saugnapfen bestuckt Stattdessen sondern sie ein klebriges Sekret ab das dabei hilft die Beute oder sich selbst an glatten Oberflachen festzuhalten Wegen der deutlichen Unterschiede zu den Armen der Tintenfische werden die Arme der Nautiliden auch als Cirren oder Tentakel bezeichnet Hierbei werden die kurzen Labialtentakel die unmittelbar um die Mundoffnung herum angeordnet sind von den langeren Digitaltentakeln unterschieden die aussen um die Labialtentakel herum angeordnet sind Bei den stets 38 Digitaltentakeln sind die Cirren in fleischigen Scheiden verankert in die sie vollstandig zuruckgezogen werden konnen Die einzelnen Scheiden der Cirren gehen an ihrem Ansatz in die Kopfscheide uber Jeweils ein sogenanntes Okulartentakel befindet sich an beiden Kopfseiten unmittelbar vor und unmittelbar hinter dem Auge Diese Tentakel sondern kein Klebsekret ab und dienen wahrscheinlich als reine Tastorgane 1 2 Die grossen Augen der Perlboote liegen seitlich am Kopf Im Unterschied zu den Tintenfischen handelt es sich hierbei nicht um Linsenaugen sondern um relativ primitive Lochkameraaugen das heisst um mit lichtempfindlichen Sinneszellen ausgekleidete Einstulpungen der Aussenhaut Epidermis die nur von einer Lochblende abgedeckt sind ohne Linsen und Glaskorper Auch weist die Epidermis der Nautiliden im Gegensatz zu jener der Tintenfische keine Chromatophoren auf Perlboote bewegen sich wie fur Kopffusser allgemein typisch mit Hilfe des Ruckstoss prinzips fort Hierbei wird durch einen unter dem Kopf liegenden schlauchartigen Fortsatz hindurch den Trichter Hyponom unter Druck Wasser aus der Mantelhohle ausgestossen Die Erzeugung des Druckes in der Mantelhohle erfolgt allerdings anders als bei Tintenfischen namlich durch abwechselndes geringfugiges Vorschieben und Zuruckziehen des Cephalopodiums im Gehause Durch Vorschieben des Cephalopodiums wird das Volumen der Mantelhohle vergrossert und Wasser in diese eingesaugt durch Zuruckziehen wird das Volumen der Mantelhohle verkleinert und so Wasser aus dieser herausgepresst Bei dieser Methode der Ruckstosserzeugung kann jedoch nur ein vergleichsweise geringes Volumen an Wasser ausgestossen werden wodurch auch der Druck unter dem es ausgestossen wird eher gering ist Daher erreichen Perlboote keine besonders hohen Geschwindigkeiten zumal die grosse gasgefullte Schale im Wasser eine relativ starke Bremswirkung entfaltet Infolge des Ruckstossantriebs rotiert wippt das Tier bei der Fortbewegung leicht in der Symmetrieebene engl rocking 3 Bei Experimenten in Aquarien zeigten Perlboote im Gegenstrom kurzzeitige relative Hochstgeschwindigkeiten von deutlich uber 30 Zentimetern pro Sekunde in ruhigem Wasser schwammen sie aber absolut nie schneller als 12 Zentimeter pro Sekunde 4 Ausgewachsene Perlboote erreichen einen Gehausedurchmesser von bis zu 23 cm und ein durchschnittliches Gewicht einschliesslich Gehause von bis zu 1675 g Nautilus belauensis Adulte Mannchen sind stets breiter und grosser als adulte Weibchen Das maximale Alter kann bis zu 20 Jahre betragen Verbreitung und Verhalten BearbeitenDie rezenten Arten leben im westlichen Pazifik und in einigen Bereichen des Indischen Ozeans ausschliesslich im tropischen Bereich und vor allem am Hang von Riffen Sie sind Teil des Benthos und sind in Meerestiefen von 0 bis 500 m zu finden Optimal scheint eine Tiefe zwischen 150 m und 300 m zu sein Die Tiefe wird bestimmt durch Pradatoren und die Temperatur eine Wassertemperatur von uber 25 C scheint fur sie todlich zu sein Theoretisch liegt die untere Grenze der Verbreitung bei rund 800 m wo die Schale implodieren wurde Perlboote ernahren sich als nachtliche Rauber vor allem von kleinen Krebsen aber auch von Aas und selten von kleinen Fischen Tagsuber verstecken sich die Tiere in der Regel Die Zahl der Mannchen ist grosser als die der Weibchen Gefahrdung und Nutzung BearbeitenPerlboote sind vor allem durch das Sammeln der Schale gefahrdet die ein beliebtes Souvenir und Sammlerstuck u a in Indonesien und Fidschi darstellt Mindestens zwei Arten der Perlboote dienen als Lebensmittel und werden mittels Fallen gefangen Systematik BearbeitenPerlboote werden als die letzten Vertreter einer ehemals sehr verbreiteten Gruppe haufig als lebende Fossilien bezeichnet ein irrefuhrender Begriff da naturlich auch die heutigen Perlboote eine Reihe von Veranderungen in ihrer eigenen Evolution durchgemacht haben Allerdings belegen Funde aus dem Eozan dass es sehr ahnliche Tiere die der gleichen Artengruppe zugerechnet werden bereits vor 38 Millionen Jahren gab andere gehen von den ersten Nautilus Arten bereits zum Ende der Kreide vor etwa 60 Millionen Jahren aus Allgemein werden bei den Perlbooten ein bis zwei Gattungen mit insgesamt drei bis sieben Arten unterschieden nbsp Allonautilus scrobiculatusAllonautilus Allonautilus perforatus Allonautilus scrobiculatus Nautilus Nautilus belauensis Nautilus macromphalus Nautilus pompilius Nautilus repertus Nautilus stenomphalusNautilus scrobiculatus wurde erst 1997 aufgrund auffallender morphologischer Unterschiede Weite des Nabels und Form des Gehausequerschnittes von Ward und Saunders zur Typusart einer eigenen Gattung Allonautilus erhoben wobei die von Conrad im Jahr 1849 beschriebene Art Nautilus perforatus wegen seiner starken morphologischen Ahnlichkeit ebenfalls in diese neue Gattung gestellt wurde A perforatus der nur von leeren Schalen bekannt ist unterscheidet sich von A scrobiculatus lediglich durch eine deutliche Querrippung das heisst durch zahlreiche Riefen die vom Nabel aus uber die gesamte Schale zum Nabel der gegenuberliegenden Seite ziehen Kunst Mathematik und Symbolkraft Bearbeiten nbsp Nautilus Pokale im Castello Sforzesco in Mailand nbsp Wappen NeukaledoniensZur Zeit der Renaissance waren Prunkgefasse aus Perlbootschalen gefasst in Gold und andere Edelmetalle als Nautiluspokale beliebt Eine Perlbootschale ist zudem in dem offiziellen Hoheitszeichen des franzosischen Uberseegebietes Neukaledonien enthalten Die Perlboote sind ein bekanntes Beispiel fur mathematische Formen in der Natur Der Ventralrand des Kalkgehauses vieler Nautiliden und insbesondere der Gattung Nautilus entspricht im Langsschnitt einer logarithmischen Spirale Auch in der Literatur sind Perlboote gerade wegen ihrer hohen Symbolkraft weit verbreitet So tragt ein U Boot das in mehreren Romanen von Jules Verne vorkommt und unter dem Kommando von Kapitan Nemo steht den Namen Nautilus Inspiriert von Jules Verne trugen auch mehrere Schiffe der US Navy den Namen Nautilus darunter die USS Nautilus SSN 571 das erste nukleargetriebene U Boot der Welt Literatur BearbeitenP Jereb C F E Roper Hrsg Cephalopods of the world An annotated and illustrated catalogue of cephalopod species known to date Volume 1 Chambered nautiluses and sepioids Nautilidae Sepiidae Sepiolidae Sepiadariidae Idiosepiidae and Spirulidae FAO Species Catalogue for Fishery Purposes Vol 1 Nr 4 Rome 2005 ISBN 92 5105383 9 Kapitel 2 Chambered Nautiluses S 51 ff fao org PDF 611 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Perlboote Nautilidae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Perlboot Nautilus pompilius auf weichtiere atEinzelnachweise Bearbeiten Yoshio Fukuda Histology of the long digital tentacles S 249 256 in W Bruce Saunders Neil H Landman Hrsg Nautilus The Biology and Paleobiology of a Living Fossil Nachdruck mit Erganzungen Springer 2009 ISBN 978 90 481 3298 0 William M Kier The functional morphology of the tentacle musculature ofNautilus pompilius S 257 269 in W Bruce Saunders Neil H Landman Hrsg Nautilus The Biology and Paleobiology of a Living Fossil Nachdruck mit Erganzungen Springer 2009 ISBN 978 90 481 3298 0 John A Chamberlain Jr Locomotion of Nautilus S 489 525 in W Bruce Saunders Neil H Landman Hrsg Nautilus The Biology and Paleobiology of a Living Fossil Nachdruck mit Erganzungen Springer 2009 ISBN 978 90 481 3298 0 S 501 ff R K O Dor J Wells M J Wells Speed Jet Pressure and Oxygen Consumption Relationships in Free Swimming Nautilus Journal of Experimental Biology Bd 154 Nr 1 1990 S 383 396 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Perlboote amp oldid 231775719