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Die Morphologie aus altgriechisch morfh morphe Gestalt Form und logie aus logos logos Lehre als Teilbereich der Biologie ist die Lehre von der Struktur und Form der Organismen Morphologische Beschreibungen haben sich zunachst nur auf makroskopisch sichtbare Merkmale wie Organe oder Gewebe bezogen zum Teil wurde die Morphologie auch unterteilt in Anatomie als Lehre vom Bau der inneren Organe und Eidonomie zur Beschreibung der ausseren Gestalt Mit der Verbesserung der Mikroskope und mit Anfarbungsmethoden konnten entsprechende Untersuchungen im 19 Jahrhundert 1 bis auf die zellulare und subzellulare Ebene ausgedehnt werden Ultrastrukturforschung Im angloamerikanischen Sprachraum wird auch von molecular morphology gesprochen also der Gestaltbeschreibung von Makromolekulen wie ribosomaler DNA 2 In deutschsprachigen Landern ist der Morphologiebegriff ublicherweise fur Strukturen oberhalb der molekularen Ebene reserviert Der Begriff Morphologie wurde von Johann Wolfgang von Goethe der ihn in seinem Tagebuch bereits am 25 September 1796 verwendete dessen Uberlegungen aus den Jahren 1796 bis 1807 dazu jedoch erst 1817 bis 1824 in der von Goethe begrundeten Zeitschrift Zur Morphologie publiziert 3 wurden und 1800 vom deutschen Anatomen und Physiologen Karl Friedrich Burdach in der Schrift Propadeutik zum Studium der gesamten Heilkunst gepragt 4 Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Ruckblick 2 Disziplinen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHistorischer Ruckblick BearbeitenMorphologen fruherer Zeiten verstanden die von ihnen aufgestellten Klassifikationssysteme noch nicht als Beschreibung eines abgestuften Hervorgehens aus einem gemeinsamen Vorlaufer Stattdessen war von einem Idealtypus oder Urbild die Rede die bestimmten Organismengruppen zugeordnet werden konnen In den Organismen sah man zum Teil auch die platonischen Ideen 5 Das bekannteste Beispiel fur ein solches Bestreben ist Goethes Versuch aus dem Aussehen aller bekannten Pflanzenformen auf eine idealtypische Urpflanze zu schliessen Diese Denkrichtung gilt heute als erster Schritt zur modernen Evolutionsbiologie und wird historisch als idealistische Morphologie eingeordnet 6 Disziplinen BearbeitenMorphologische Untersuchungen konnen unterschiedliche Ziele haben je nach Ziel sind im Laufe der Forschungsgeschichte verschiedene Disziplinen entstanden Man kann z B vergleichende funktionelle und experimentelle Morphologie unterscheiden Bei der vergleichenden Morphologie wie sie etwa zuerst von Thomas Huxley und Karl Gegenbaur 7 angewendet wurde versucht man in der Formenvielfalt der Individuen bestimmte Grundmuster bzw Merkmale einer Organismengruppe zu erkennen und gegebenenfalls eine Klassifikation der Organismen anhand von charakteristischen Merkmalen abzuleiten Ziel der funktionellen Morphologie ist es eine Struktur im Hinblick auf eine bestimmte Funktion zu untersuchen Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf einzelne Elemente eines Organismus die fur eine bestimmte Funktion relevant sind Eine Struktur wird daher als Spezialisierung an eine bestimmte Funktion d h die Angepasstheit eines Organismus an seine Lebensweise verstanden Die Gesamtheit bzw das Zusammenspiel der Einzelfunktionen kann in eine sogenannte konstruktionsmorphologische Beschreibung einfliessen In der experimentellen Morphologie wird meist die Entwicklung eines Organismus untersucht Dabei werden z B die Umgebungsbedingungen im Experiment verandert um Entwicklungsgesetze im Sinne einer kausalen Morphologie zu ermitteln Vergleich zwischen normalem und gestortem Entwicklungsprozess ursachliche Begrundung der beobachteten Unterschiede Morphologische Untersuchungen konnen demzufolge Grundlage sehr verschiedener Forschungsrichtungen sein Die rein beschreibende Erfassung von Gestalten und Gestaltanderungen in der Entwicklung mundet in der modernen Biologie haufig in eine bestimmte Klassifikation von Organismen Somit bildet die Morphologie die Grundlage fur die Systematik und die Evolutionstheorie siehe auch Phylogenetik Bestimmte Aspekte der Morphologie hangen mit der geographischen Region zusammen siehe Okogeographische Regel Siehe auch BearbeitenHabitus Biologie Anatomie Phytotomie Pflanzenanatomie Histologie Morphologische Integration Phanotyp Andreas VesaliusLiteratur BearbeitenEva Axer Eva Geulen Alexandra Heimes Aus dem Leben der Form Studien zum Nachleben von Goethes Morphologie in der Theoriebildung des 20 Jahrhunderts Wallstein Gottingen 2021 ISBN 978 3 8353 3880 7 A Ender Bernd Schierwater Placozoa are not derived cnidarians Evidence from molecular morphology In Molecular Biology and Evolution 20 2003 S 130 134 englisch Wolfgang Lefevre Die Entstehung der biologischen Evolutionstheorie Ullstein Frankfurt Berlin Wien 1984 ISBN 3 548 35186 7 Manfred Wenzel Morphologie In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin und New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1010 f Weblinks BearbeitenSkript Morphologie Histologie und Anatomie der Pflanzen Th Schopke Morphologie der hoheren Pflanzen Beispiele zur Morphologie der Pflanzen Bilddatenbank Mechanik die bewegt Der Bau des Bewegungsapparats aller Tiere vom Vogel uber den Vierbeiner bis hin zum Fisch gehorcht einheitlichen Gesetzen Auf wissenschaft de vom 30 Dezember 2005 IB HU Berlin Semiotischer Thesaurus Morphologie MorphBank Datenbank Florida State UniversityEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 40 42 Etwa 1858 1878 Vorherrschen der Zellularpathologie des morphologischen Denkens der mechanistischen Biologie und der Deszendenztheorie und S 45 46 Etwa 1878 1900 Das morphologische Denken wird durch das humoral serologische erganzt In der Pathologie erweitert sich die morphologisch anatomische Forschung nach der experimentellen Seite Ender amp Schierwater 2003 vgl Abschnitt Literatur Manfred Wenzel 2005 S 1010 Karl Magdefrau Geschichte der Botanik 2 Auflage Gustav Fischer Verlag Jena 1992 ISBN 3 437 20489 0 Adolf Remane Die Grundlagen des naturlichen Systems der vergleichenden Anatomie und der Phylogenetik Theoretische Morphologie und Systematik I Akademische Verlagsgesellschaft Leipzig 1954 Lefevre 1984 vgl Abschnitt Literatur Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 41 Normdaten Sachbegriff GND 4407742 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Morphologie Biologie amp oldid 231354532