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Ein Virostatikum auch Virustatikum lateinisch virus und altgriechisch stasis stasis Stillstand oder antiviraler Wirkstoff genannt ist ein Stoff der die Vermehrung von Viren hemmt Virostatika werden vielfach als Arzneistoffe in der Behandlung von durch Viren verursachten Infektionskrankheiten Virusinfektionen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Entwicklung antiviraler Wirkstoffe 3 Anwendung antiviraler Wirkstoffe 4 Einteilung antiviraler Wirkstoffe 5 LiteraturGrundlagen BearbeitenViren haben keinen eigenen Stoffwechsel was eine kausale Behandlung von viralen Infektionskrankheiten erschwert Oft ist keine Behandlung notwendig da Virusinfektionen haufig spontan ausheilen Virostatika werden vor allem fur solche Infektionen eingesetzt bei denen das Immunsystem des Patienten alleine nicht zur Eradikation des Virus in der Lage ist Ein Einsatz in der Breite ist derzeit unter Berucksichtigung des Nebenwirkungspotentiales und des Bestrebens Resistenzbildung zu vermeiden nicht vorgesehen Die arzneilich eingesetzten Stoffe gegen Viren haben ausschliesslich virostatische Wirkung Das bedeutet dass sie lediglich die Vermehrung der Viren durch verschiedene Wirkmechanismen verhindern Viruzide Arzneimittel also Virus abtotende Arzneimittel gibt es derzeit nicht wohl aber viruzide Desinfektionsmittel Entwicklung antiviraler Wirkstoffe BearbeitenDa die Vermehrung der Viren im Inneren von normalen Zellen stattfindet und sich dort sehr eng an die zentralen biochemischen Zellmechanismen ankoppelt mussen die in Frage kommenden antiviralen Wirkstoffe entweder das Eindringen der Virionen in die Wirtszellen verhindern in den Zellstoffwechsel zum Nachteil der Virusvermehrung eingreifen oder nach einer moglichen Virusvermehrung in den Zellen das Austreten der neuen Viren aus den Zellen unterbinden Andererseits mussen diese gesuchten Wirkstoffe jedoch auch fur den Korperstoffwechsel den Zellverband und oder den internen Zellstoffwechsel insgesamt vertraglich sein da sonst nicht nur beispielsweise die Virusvermehrung in den Zellen zum Erliegen kommt sondern schlimmstenfalls auch das Zell Leben des gesamten behandelten Organismus Weil diese Bedingungen sehr schwer zu vereinbaren sind sind die bisher entwickelten antiviralen Medikamente auch oft mit schweren Nebenwirkungsrisiken verbunden Diese Gratwanderung stellte die Medizin vor schwierige Aufgaben die bislang meist ungelost blieben Verscharft wird die Entwicklung von effektiven antiviralen Wirkstoffen ausserdem durch die Resistenzentwicklung von Seiten der zu bekampfenden Viren gegenuber einem einmal gefundenen brauchbaren Wirkstoff zu der sie auf Grund ihres extrem schnell ablaufenden Vermehrungszyklus und der biochemischen Eigenart dieser Replikation gut in der Lage sind Anwendung antiviraler Wirkstoffe BearbeitenEin Beispiel fur einen sehr erfolgreichen Einsatz von Virostatika ist die moderne HIV Therapie die in der Lage ist durch gezielte Wirkstoffkombinationen und ein strukturiertes Nebenwirkungsmanagement den Patienten uber viele Jahre unter medizinischer Behandlung ein nahezu normales Leben zu ermoglichen Die Uberlebenszeit wird im Vergleich zu untherapierten Patienten oder Patienten mit klassischer HIV Therapie deutlich verlangert Einteilung antiviraler Wirkstoffe BearbeitenVirostatika haben unterschiedliche Angriffspunkte in den Vermehrungsstadien eines Virus Verhinderung des Andockens der Viruspartikel an der Zellmembran des Wirtsorganismus Verhinderung des Eindringens in die Wirtszelle Verhinderung des uncoating Freisetzung von Kapsid und Genom aus der Virushulle Storung Hemmung der Synthese viraler Nukleinsauren und Proteine z B Kapsidproteine Hemmung der Assemblierung Zusammenfugung der synthetisierten Virusbestandteile zu neuen Viren Unterdruckung der Freisetzung der neu gebildeten Viren aus der WirtszelleStadium fur den virostatischen Angriff Wirkstoffgruppe Virostatisch wirksame Stoffe Ziel Virus Andocken Adhasion Entry Inhibitoren Ancriviroc Aplaviroc Cenicriviroc Enfuvirtid Fostemsavir Maraviroc Vicriviroc HIV FGI 106 LJ 001Eindringen Uncoating Penetrations Inhibitoren Amantadin Rimantadin Influenza A Pleconaril Picornaviren Nukleinsauresynthese Proteinsynthese DNA Polymerase Inhibitoren Nukleosidische nukleotidische Idoxuridin HSV Aciclovir Brivudin Famciclovir Penciclovir Sorivudin Valaciclovir HSV VZV Cidofovir Brincidofovir Ganciclovir Valganciclovir Vidarabin CMV andere Foscarnet HSV CMV DNA RNA Polymerase Inhibitoren Ribavirin Taribavirin HRSV HCV und andere Filibuvir Nesbuvir Sofosbuvir Tegobuvir HCV Fosdevirin HIV RNA Polymerase Inhibitoren Baloxavirmarboxil Favipiravir JK 05 Influenza A Galidesivir EboV ERDRP 0519 Masernvirus Remdesivir EboV SARS CoV 2 Reverse Transkriptase Inhibitoren Nukleosidische NRTI und nukleotidische NTRTI Abacavir Amdoxovir Didanosin Elvucitabin Emtricitabin Fosalvudintidoxil Fozivudintidoxil Stavudin Zalcitabin Zidovudin HIV Lamivudin Lagociclovir Tenofovir HIV HBV Adefovir Alamifovir Clevudin Entecavir Pradefovir Telbivudin HBV Nichtnukleosidische NNRTI Delavirdin Efavirenz Emivirin Etravirin Lersivirin Nevirapin Rilpivirin HIV Inosinmonophosphat Dehydrogenase Hemmer Merimepodib HCV Proteaseinhibitoren HIV Proteaseinhibitoren Amprenavir Atazanavir Brecanavir Darunavir Fosamprenavir Indinavir Lopinavir Mozenavir Nelfinavir Ritonavir Saquinavir Tipranavir HCV Proteaseinhibitoren Asunaprevir Balapiravir Boceprevir Ciluprevir Danoprevir Grazoprevir Narlaprevir Paritaprevir Telaprevir Simeprevir Vaniprevir HRV Proteaseinhibitoren RupintrivirIntegrase Inhibitoren Elvitegravir Dolutegravir Raltegravir HIV Antisense Oligonukleotide Fomivirsen CMV RekombinasenHelikase Primase Inhibitoren Amenamevir HSV VZV NS5A Inhibitoren Daclatasvir Elbasvir Ombitasvir Samatasvir HCV Cyclophilin Inhibitoren Alisporivir HCV Assemblierung Maturationsinhibitoren Bevirimat HIV Tecovirimat Pockenvirus Terminase Inhibitoren Letermovir CMV Freisetzung Neuraminidase Inhibitoren Laninamivir Oseltamivir Peramivir Zanamivir Influenza A B Neben solchen Stoffen die unmittelbar in bestimmte Stadien der Virenvermehrung eingreifen und dabei primar virusspezifische Strukturen zum Ziel haben gibt es Stoffe die Strukturen des Wirts zum Ziel haben und uber die Aktivierung spezifischer und unspezifischer immunologischer Abwehrmechanismen antiviral wirken Dazu zahlen Zytokine wie das alpha Interferon IFN a und beta Interferon IFN b ferner monoklonale Antikorper Immunglobuline wie das Varizella Immungloblin und andere immunmodulatorische Mittel wie z B Imiquimod und Resiquimod Literatur BearbeitenErnst Mutschler G Geisslinger Heyo K Kroemer P Ruth M Schafer Korting Arzneimittelwirkungen Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie 9 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8047 1952 1 Fritz Hermann Kayser Medizinische Mikrobiologie Immunologie Bakteriologie Mykologie Virologie Parasitologie 8 uberarbeitete Auflage Thieme Stuttgart 1993 ISBN 3 13 444808 4 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Virostatikum amp oldid 237265198