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Integrase Inhibitoren Integrations Inhibitoren sind virustatisch wirkende Arzneistoffe Es handelt sich um Wirkstoffe die das Schlusselenzym Integrase von Retroviren wie HIV 1 hemmen und speziell dort im Rahmen einer antiretroviralen Therapie eingesetzt werden Substanzen dieser Klasse enthalten die Endsilbe tegravir im Namen Im Jahr 2000 wurde erstmals das Prinzip der Strangtransfer Inhibition aufgedeckt weswegen fur die Substanzklasse die Bezeichnung Integrase Strangtransfer Inhibitor INSTI verwendet wird 2005 begannen die ersten klinischen Studien nachdem die Entwicklung bis 2000 durch einen Mangel an geeigneten Testmethoden und durch die hohe Toxizitat einiger Wirkstoffe gebremst wurde 2007 wurde Raltegravir als erster INSTI zugelassen Inhaltsverzeichnis 1 HIV 1 Integrase 2 Wirkung 2 1 Strangtransfer Inhibitoren 2 2 Allosterische Integrase Inhibitoren 3 Pharmakokinetik 4 Nebenwirkungen 5 Anwendungsgebiete 6 Literatur 7 EinzelnachweiseHIV 1 Integrase Bearbeiten Hauptartikel Integrase Die Integrase IN ist neben der reversen Transkriptase und HIV Protease eines der drei Schlusselenzyme im Replikationszyklus von Retroviren wie HIV Sie vermittelt die Integration viraler DNA in die Wirts DNA im Zellkern und ist damit fur die Vermehrung von HIV essentiell Die HIV 1 Integrase entsteht aus dem Gal pol Polypeptid das nach Eindringen von HIV in die Wirtszelle gebildet wird Virionen enthalten aber bereits etwa 120 Kopien der Integrase die damit vor Bildung des Polypeptides im Cytosol zur Verfugung stehen 1 Das reife Enzym besteht aus etwa 300 Aminosauren und ist 32 kDa gross Kristallstrukturen sind verfugbar Die HIV 1 Integrase besteht aus drei Proteindomanen die durch flexible Linker verbunden sind einer katalytisch aktiven catalytic core domain CCD sowie einer C CTD und N terminalen NTD Domane 1 2 CCD ist unter Retroviren hoch konserviert hierbei bilden Asp64 Asp116 und Glu152 das katalytisches Zentrum die durch Metallionen koordiniert werden und fur die Interaktion mit der DNA wichtig sind Die Integration viraler DNA verlauft uber mindestens vier Schritte Jeder dieser Schritte konnte theoretisch inhibitiert werden 3 Zunachst bindet ein Multimer an HIV 1 Integrasen im Cytosol an die virale DNA es entsteht ein sogenanntes Intasome ein stabiler sogenannter Praintegrationskomplex 1 Pyranodipyrimidine konnen diesen Schritt hemmen Der Praintegrationskomplex wird im zweiten Schritt durch die Integrase prozessiert wodurch 3 Hydroxylenden bei der gebundenen DNA geschaffen werden Hierbei inhibieren Styrylchinolone oder Diketosauren diesen Prozessierungsschritt Der vorbereitete Praintegrationskomplex gelangt durch die Kernporen in den Zellkern es erfolgt der Strangtransfer durch die Integrase die virale DNA wird gelangt in die menschliche DNA Schliesslich erfolgt die Reparatur der dabei entstandenen Lucken durch wirtseigene Reparaturenzyme was mittels Methylxanthine gehemmt werden kann Wirkung BearbeitenStrangtransfer Inhibitoren Bearbeiten nbsp Pharmakophor Modell am Beispiel von Dolutegravir Zugelassene Integrase Inhibitoren behindern den Strangtransfer wodurch die Wirkstoffklasse auch als Integrase Strangtransfer Inhibitoren INSTIs bezeichnet wird 3 Substanzen dieser Klasse enthalten die Endsilbe tegravir im Namen 4 2007 wurde Raltegravir als erster INSTI zugelassen es ging aus den Vorarbeiten mit einer Diketosaure hervor Der Pharmakophor von INSTIs bestehen aus einem Kernbereich der Chelatkomplexe mit Metallionen bildet in der Regel einer planeren Anordnung von drei Sauerstoffatomen 1 Die Seitenkette ist ein Halogenaromat Nur wenn die HIV 1 Integrase bereits ein Komplex mit der viralen DNA gebildet hat binden INSTIs an dessen aktivem Zentrum und konkurrieren mit der Wirts DNA Auf die erste Generation der INSTIs Raltegravir Elvitegravir folgte die zweite Generation Cabotegravir Dolutegravir und Bictegravir deren Vertreter uber eine hohere Resistenzbarriere verfugen besser in das aktive Zentrum hineinpassen und ferner noch weitere Bindungen mit der IN ausbilden Daher verweilen diese INSTIs auch langer im aktiven Zentrum so betragen die Dissoziationshalbwertszeiten von Dolutegravir und Bictegravir etwa 100 bzw 160 Stunden 1 Raltegravir und Cabotegravir sind nicht als Eintablettenregime verfugbar Cabotegravir wird zudem als Depotpraparat ausschliesslich zusammen mit dem nichtnukleosidischen Reverse Transkriptase Inhibitor Rilpivirin verabreicht Cabotegravir plus Rilpivirin Long Acting CARLA In vitro wirken INSTIs bereits in nanomolaren Bereich so liegt der IC50 von Bictegravir und Dolutegravir bei 0 2 ng ml von Ralegravir bei 2 2 5 3 ng ml 5 INSTIs liegen uberwiegend proteingebunden vor beispielsweise an Albumin was den IC50 erheblich erhoht Allosterische Integrase Inhibitoren Bearbeiten Im Gegensatz zu INSTIs binden allosterische Integrase Inhibitoren ALLINIs nicht am katalytisch aktiven Zentrum sondern an einer davon weit entfernten konservierten Bindungstasche der CCD Diese steht naturlicherseits fur die Bindung des zellularen Coaktivators LEDGF p75 human lens epithelium derived growth factor zur Verfugung der Cofaktor unterstutzt u a die virale Replikation 3 ALLINIs verursachen eine abnormale Hypermultimerisation der IN Aufgrund des Namens der Coaktivators werden diese Inhibitoren auch LEDGINs bezeichnet alternativ NCINI nicht katalytische INIs INLAIs Integrase LEDGF allosterische Inhibitoren oder MINIs multimerische INIs 1 Substanzen dieser Klasse teilen drei Strukturmerkmale ein Carboxygruppe eine kompakte aliphatische Seitenkette typischerweise tert Butoxy sowie eine relativ sperrige hydrophobische Gruppe wie ein substituierter Aromat 1 Die Carboxygruppe bildet Wasserstoffbruckenbindungen mit den Amiden von Glu170 und His171 der Integrase aus was bei LEDGF p75 durch Asp366 erfolgt ware Die Seitenkette fullt die Basis der Bindungstasche wahrend der Aromat mit zahlreichen hydrophoben Resten beider Untereinheiten der Integrase interagiert dies entsprache Ile365 bei LEDGF p75 ALLINIs wie z B Pirmitegravir befinden sich in klinischer Prufung und sind daher noch nicht zugelassen Pharmakokinetik BearbeitenINSTIs konnen mit oder ohne Nahrung aufgenommen werden Eine Ausnahme stellt das Eintablettenregime Dolutegravir Rilpivirin dar wegen Rilpivirin muss es mit dem Essen eingenommen werden 5 Die Substanzen werden kaum uber die Nieren ausgeschieden stattdessen in der Leber verstoffwechselt So werden Dolutegravir Raltegravir und Cabotegravir durch UDP Glucuronosyltransferasen UDP GT wie 1A1 umgesetzt Bictegravir durch Cytochrom P450 3A4 CYP3A4 sowie UDP GT 1A1 und Elvitegravir insbesondere durch CYP3A4 5 Daher muss Elvitegravir zusammen mit den Pharmakoenhancer Cobicistat verabreicht werden das CYP3A4 inhibiert Bis auf Elvitegravir sind INSTIs keine starken Inducer oder Inhibitoren metabolisierender Enzyme Elvitegravir verstarkt die Aktivitat von Cytochrom P450 2C9 CYP2C9 das durch das gleichzeitig verabreichte Cobicistat wieder inhibiert wird Arzneimittelwechselwirkungen konnen daher bei parallel verabreichten Arzneimitteln auftreten die sich auf UDP GT oder CYP3A4 auswirken INSTs bilden Chelate mit polyvalenten Kationen aus und vermindern deren Absorption Beispielsweise sollen Calcium enthaltende Antazida bei Raltegravir vermieden werden wenn dieses einmal taglich eingenommen wird Generell soll die Einnahme Calcium Aluminium oder Magnesium enthaltender Antazida dosis und zeitversetzt zu INSTIs erfolgen Die Halbwertszeiten oral aufgenommener INSTIs liegt bei 9 bis knapp 40 Stunden 5 Beim intramuskular applizierten Cabotegravir betragt diese als Depotpraparat bis zu knapp 15 Wochen 5 Nebenwirkungen BearbeitenDie haufigsten gt 10 unerwunschten Ereignisse wahrend der klinischen Studien an derzeit bekannten Wirkstoffen waren Diarrhoe Ubelkeit Kopfschmerzen und Fieber Die Therapieabbruchrate aufgrund von unerwunschten Ereignissen lag bei mit Raltegravir behandelten Patienten bei zwei Prozent im Vergleich zu 1 4 Prozent bei Placebo Anwendungsgebiete BearbeitenSie werden zur Bekampfung der Replikation eines Virus eingesetzt Literatur BearbeitenAndrea Savarino A historical sketch of the discovery and development of HIV 1 integrase inhibitors In Expert Opinion on Investigational Drugs Band 15 Nr 12 Dezember 2006 S 1507 1522 doi 10 1517 13543784 15 12 1507 PMID 17107277 englisch Yue Wang et al Advances in the development of HIV integrase strand transfer inhibitors In European Journal of Medicinal Chemistry Band 225 5 Dezember 2021 S 113787 doi 10 1016 j ejmech 2021 113787 PMID 34425310 englisch Nokuzola Mbhele et al HIV 1 integrase strand transfer inhibitors a review of current drugs recent advances and drug resistance In International Journal of Antimicrobial Agents Band 57 Nr 5 Mai 2021 S 106343 doi 10 1016 j ijantimicag 2021 106343 PMID 33852932 englisch Kimberly K Scarsi et al HIV 1 Integrase Inhibitors A Comparative Review of Efficacy and Safety In Drugs Band 80 Nr 16 November 2020 S 1649 1676 doi 10 1007 s40265 020 01379 9 PMID 32860583 PMC 7572875 freier Volltext englisch Goedele N Maertens Alan N Engelman Peter Cherepanov Structure and function of retroviral integrase In Nature Reviews Microbiology Band 20 Nr 1 Januar 2022 S 20 34 doi 10 1038 s41579 021 00586 9 PMID 34244677 PMC 8671357 freier Volltext englisch Christian Hoffmann Substanzklassen Medikamentenubersicht In Jurgen Rockstroh Christian Hoffmann Hrsg HIV 2022 2023 Medizin Fokus Verlag Hamburg 2022 ISBN 978 3 941727 28 1 S 80 88 hivbuch de PDF Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Goedele N Maertens et al Structure and function of retroviral integrase In Nature Reviews Microbiology Band 20 Nr 1 Januar 2022 S 20 34 doi 10 1038 s41579 021 00586 9 PMID 34244677 PMC 8671357 freier Volltext englisch Andrea Savarino A historical sketch of the discovery and development of HIV 1 integrase inhibitors In Expert Opinion on Investigational Drugs Band 15 Nr 12 Dezember 2006 S 1507 1522 doi 10 1517 13543784 15 12 1507 PMID 17107277 englisch a b c Christian Hoffmann 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