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WasserstoffbruckenbindungDie Wasserstoffbruckenbindung zwischen zwei Wassermolekulen die beteiligten Atome sind blau die eigentliche Bruckenbindung blau gepunktet dargestellt Die Wasserstoffbruckenbindung auch kurz Wasserstoffbrucke oder H Brucke genannt gehort zu den intermolekularen Anziehungskraften zwischen einem kovalent gebundenen Wasserstoffatom und einem freien Elektronenpaar eines Atoms das sich in einer Atomgruppierung befindet Die Wechselwirkung tritt nur dann auf wenn das anziehende Atom in der Atomgruppierung elektronegativer ist als Wasserstoff Wasserstoffbruckenbindungen wie in R1 X H Y R2 werden meist als gepunktete Linie dargestellt Als elektronegative Atome haben Stickstoff N Sauerstoff O und Fluor F besondere Bedeutung da sie die hochsten Elektronegativitatswerte EN aufweisen Die Wasserstoffbruckenbindung ist eine Form der Nebenvalenzbindung deren Starke in der Regel deutlich unter der Starke einer kovalenten Bindung oder einer ionischen Bindungen liegt Wasserstoffbruckenbindungen zwischen Molekulen fuhren zu einem im Verhaltnis zur Molmasse erhohten Schmelz und Siedepunkt der betreffenden Verbindung Solche Wechselwirkungen innerhalb grosser Molekule z B Peptide oder zwischen kleineren Molekulen z B Nucleinsauren bestimmen dann die Struktur dieser Molekule Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Struktur der Bindung 3 Klassifizierung von Wasserstoffbruckenbindungen 4 Auswirkungen von Wasserstoffbruckenbindungen 4 1 Wasserstoffbrucken in Biomolekulen 4 2 Wasserstoffbrucken von Wasser 5 Intramolekulare Wasserstoffbruckenbindungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntdeckung BearbeitenDas Konzept der Wasserstoffbrucken wurde erstmals 1919 von Maurice L Huggins 1 und 1920 von Wendell Mitchell Latimer und Worth H Rodebush zur Erklarung der hohen Dielektrizitatskonstante von Wasser beschrieben 2 Struktur der Bindung Bearbeiten nbsp In flussiger und fester Phase existieren zwischen den einzelnen Methanol Molekulen gestrichelt blau gezeichnete Wasserstoff bruckenbindungen nbsp Dimeres Assoziat der Essigsaure durch hier gestrichelt blau gezeichnete Wasserstoff bruckenbindungen Wasserstoffbrucken liegen vor wenn zwei funktionelle Gruppen uber Wasserstoffatome in Wechselwirkung stehen Dabei ist es unerheblich ob die Bindung zwischen zwei Molekulen oder zwei entfernten Abschnitten eines meist grossen Molekuls vorliegt Man unterscheidet bei den funktionellen Gruppen zwischen dem Protonendonator auch Donor Donator und dem Protonenakzeptor Der Donator ist ein elektronegatives Atom z B Stickstoff Sauerstoff oder Fluor an das ein Wasserstoffatom kovalent gebunden ist Der Akzeptor ist ein beliebiges anderes Atom mit freien Elektronenpaaren Die Bindung des Wasserstoffatoms zum Akzeptor ist in der Regel schwacher langer und wird als punktierte Linie symbolisiert Im Allgemeinen stellt man ein solches System wie folgt dar R 1 X H Y R 2 displaystyle mathrm R 1 mathord X mathord H cdots Y mathord R 2 nbsp Bestimmte funktionelle Gruppen konnen gleichzeitig als Donator und Akzeptor agieren Ein einfaches Beispiel ist die Wasserstoffbruckenbindungen zwischen Wassermolekulen Hier sind X und Y Sauerstoffatome H O H O H 2 displaystyle mathrm HO mathord H cdots vert overline O H 2 nbsp Durch die Elektronegativitatsdifferenz der kovalent gebundenen Atome und durch die Wasserstoffbruckenbindung selbst bilden sich Teilladungen aus Eine positive Teilladung d sitzt am Wasserstoffatom der Wasserstoffbruckenbindung und negative Teilladungen d sitzen am Donator X und am Akzeptor Y R 1 X d H d Y d R 2 displaystyle mathrm R 1 mathord X delta mathord H delta cdots Y delta mathord R 2 nbsp Die Atome X H Y sind haufig linear angeordnet Bindungswinkel nahe 180 und man kann die Bindung als 2 Elektronen 3 Zentren Bindung betrachten Die Bindung ist also nicht nur elektrostatisch ionisch selbst der schwache H Y Bindungsteil hat eine Wirkungsrichtung ahnlich wie kovalente Bindungen sie haben Die Ausrichtung der freien Elektronenpaare des Akzeptors Y lenkt den Winkel zwischen H Y R2 der daher meist nicht linear ist Eine Wasserstoffbruckenbindung kann man als einen gefrorenen Teilschritt eines Protonentransfers betrachten Die Starke der Bindung steigt mit der Saurekonstanten von R X H und der Basenkonstanten von Y R Bei einer Wasserstoffbruckenbindung zwischen einem Oxoniumion H3O und einem Wassermolekul bildet sich ein Dimer H OH2 2 mit starker Bindung bei dem die beiden Bindungen des verbruckenden H Atoms gleich lang sind H 2 O H O H 2 displaystyle mathrm H 2 O mathord H mathord OH 2 nbsp mit 138 kJ mol Liegen Wasserstoffbruckenbindungen zwischen schwer polarisierbaren Bindungspartnern mit schwachem Saure Base Verhalten vor sind die H Brucken sehr schwach und ungerichtet In diesem Fall wird die Starke der Wechselwirkung von Van der Waals Kraften bestimmt Klassifizierung von Wasserstoffbruckenbindungen Bearbeiten nbsp 1 4 Glycosidische Verknupfung in Cellulose ausgewahlte Wasserstoffbruckenbindungen sind blau gestrichelt George A Jeffrey 3 hat eine Klassifikation bezuglich der Starke von Wasserstoffbruckenbindungen eingefuhrt Starke Bindungen 63 167 kJ mol Beispielsweise die Wasserstoffbruckenbindung von Fluorwasserstoff Mittlere Bindungen 17 63 kJ mol Beispielsweise die Wasserstoffbruckenbindungen in Wasser oder in Kohlenhydraten Schwache Bindungen lt 17 kJ mol Beispielsweise C H O Wasserstoffbruckenbindungen in Proteinen 4 Auswirkungen von Wasserstoffbruckenbindungen BearbeitenWasserstoffbruckenbindungen als zwischenmolekulare Krafte wirken zwischen Molekulen einer Verbindung oder der Verbindung mit protischen Losungsmitteln wie Wasser Sie fuhren zu der Mischbarkeit von kurzkettigen Alkoholen mit Wasser und der guten Loslichkeit von Gasen wie Ammoniak in Wasser der Wasserloslichkeit von einfachen Sacchariden Monosaccharide Disaccharide und Polymeren wie Polyethylenglycol erhohten Siede und Schmelzpunkten sowie erhohten Verdampfungsenthalpien vieler Verbindungen die Hydroxy oder Aminogruppen tragen nbsp nbsp Vergleich der Siedepunkte und molare Masse M von Alkanolen und Alkanen Alkanole haben im Vergleich zu Alkanen ahnlicher Masse einen hoheren Siedepunkt Vergleich der Siedepunkte und molare Massen von Wasserstoffverbindungen der 4 Hauptgruppe und der 6 Hauptgruppe der Elemente Wasser hat einen auffallig hohen Siedepunkt Bei Schwefelwasserstoff H2S sind die Wasserstoffbruckenbindungen schon sehr schwach und wirken kaum auf den Siedepunkt Wasserstoffbrucken in Biomolekulen Bearbeiten Wasserstoffbrucken sind verantwortlich fur die speziellen Eigenschaften vieler fur Lebewesen wichtiger Molekule Proteine Stabilisierung von Sekundarstrukturelementen wie a Helix 5 und b Faltblatt 6 sowie der Tertiarstruktur und Quartarstruktur es treten bei Proteinen zusatzlich auch noch andere Bindungstypen auf RNA komplementare Basenpaarung innerhalb von ncRNA Molekulen oder zwischen RNA und DNA Molekulen DNA komplementare Basenpaarung innerhalb der Doppelhelix die beiden DNA Strange werden von den Wasserstoffbruckenbindungen zusammengehalten Sie lassen sich jedoch beim Kopiervorgang durch Helikasen losen Reissverschluss Prinzip Wirkstoffe Die Bindungsaffinitat von Wirkstoffen an ihre Zielstrukturen hangt massgeblich von den gebildeten Wasserstoffbrucken ab 7 nbsp nbsp nbsp Darstellung eines b Faltblattes R steht fur den Rest der jeweiligen Aminosaure Wasserstoffbruckenbindungen sind gestrichelt gezeigt Das Basenpaar GC Guanin G und Cytosin C enthalt drei gepunktet blau gezeichnete Wasserstoffbruckenbindungen Das Basenpaar AT Adenin A und Thymin T enthalt zwei gepunktet blau gezeichnete Wasserstoffbruckenbindungen Wasserstoffbrucken von Wasser Bearbeiten nbsp Ideale Tetraederstruktur innerhalb eines Wasserclusters nbsp Raumliche Vernetzung der WassermolekuleDurch die hohere Elektronegativitat des Sauerstoffs mit 3 4 gegenuber der des Wasserstoffes mit 2 2 weist das Wassermolekul Partialladungen auf Der Sauerstoff ist dadurch partiell negativ d die Wasserstoffatome partiell positiv d Die Wasserstoffbrucken bilden sich zwischen den unterschiedlichen Partialladungen aus Wasserstoffbrucken sind fur eine Anzahl wichtiger Eigenschaften des Wassers verantwortlich Darunter sind der flussige Aggregatzustand bei Normalbedingungen die Kohasion der relativ hohe Siedepunkt und die Dichteanomalie des Wassers Die typische Bindungslange von Wasserstoffbruckenbindungen in Wasser ist 0 18 nm Es treten dabei zwei Typen von Bindungen auf Sogenannte lineare Bindungen mit einem Bindungswinkel von 180 und nichtlineare 180 20 wobei die lineare Bindung uberwiegt Wohingegen ein rein tetraedrisches Netzwerk Bindungswinkel 180 zu jeweils 4 nachsten Nachbarn fuhren musste Koordinationszahl 4 ist die durch Rontgenstreuung gemessene Koordinationszahl unter Normalbedingungen 4 5 Bei abnehmender Dichte verringert sich dieses Ordnungsmass im Gegensatz zu einer Erhohung der Koordinationszahl bei den meisten anderen Flussigkeiten auf 4 und damit auf den Wert fur eine ideale tetraedrische Struktur Beim Verdampfen mussen die Wasserstoffbruckenbindungen getrennt werden hierdurch erklart sich der im Vergleich zu anderen Substanzen hohe Energieaufwand um flussiges Wasser von 100 C in Dampf von 100 C umzuwandeln siehe Verdampfungsenthalpie Intramolekulare Wasserstoffbruckenbindungen Bearbeiten nbsp Pseudocyclische Struktur der Ricinolsaure mit der blau gepunktet gezeichneten intramolekularen WasserstoffbruckenbindungLiegen in einem Molekul mehrere Donatoren Akzeptoren vor kann es innerhalb des Molekuls zu Wasserstoffbruckenbindungen kommen wie etwa bei der Ricinolsaure Dort ist sowohl eine Hydroxygruppe als auch eine Carboxygruppe vorhanden Eigentlich musste die Hydroxygruppe den Schmelz bzw Siedepunkt erhohen Allerdings ist der Siedepunkt der Ricinolsaure sogar niedriger als der der Olsaure die sich nur durch die fehlende Hydroxygruppe unterscheidet da die Hydroxygruppe mit der Carboxygruppe eine Wasserstoffbruckenbindung eingeht Die Carboxygruppe kann also nicht mehr in gleichem Ausmass intermolekulare Wasserstoffbruckenbindungen eingehen als wenn die intramolekulare Hydroxygruppe nicht vorhanden ware Auch die raumliche Struktur verandert sich es entstehen aufgrund der Anziehungskrafte zwischen den polaren Gruppen pseudocyclische Strukturen Literatur BearbeitenAllgemeine Lehrbucher Physikalische Chemie Literatur Theoretische Chemie LiteraturSpezielle Bucher George A Jeffrey An Introduction to Hydrogen Bonding Oxford University Press 1997 ISBN 0 19 509549 9 George C Pimentel A L McClellan Hydrogen Bond W H Freeman amp Co San Francisco 1960 ISBN 0 7167 0113 8 Anthony J Stone A J Stone The Theory of Intermolecular Forces Oxford University Press Oxford 1997 ISBN 0 19 855883 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wassermolekul Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Huggins 50 Jahre Theorie der Wasserstoffbruckenbindung Angewandte Chemie Band 83 1971 S 163 168 Er nimmt darin fur sich in Anspruch das Konzept als Erster eingefuhrt zu haben in seiner Abschlussarbeit in Anorganischer Chemie fur Fortgeschrittene in Berkeley 1919 Als Unterstutzung fuhrt er seinen Lehrer Gilbert Newton Lewis Valence and the Structure of Atoms and Molecules New York 1923 S 109 an der dies bestatigt The idea was first suggested by Dr M L Huggins and was also advanced by Latimer and Rodebush Huggins veroffentlichte daruber aber erst 1922 Science Band 55 1922 S 459 Phys Rev Band 19 1922 S 346 J Phys Chem Band 26 1922 S 601 Latimer und Rodebush selbst verweisen auf Huggins in ihrer Originalarbeit J Am Chem Soc Band 42 1920 S 1419 Huggins Latimer und Rodebush waren Kollegen in Berkeley Wendell M Latimer Worth H Rodebush Polarity and Ionization from the Standpoint of the Lewis Theory of Valence In Journal of the American Chemical Society Band 42 1920 S 1419 1433 doi 10 1021 ja01452a015 Volltext George A Jeffrey An Introduction to Hydrogen Bonding Oxford University Press 1997 ISBN 0 19 509549 9 Lin Jiang Luhua Lai CH O Hydrogen Bonds at Protein Protein Interfaces In Journal of Biological Chemistry Band 277 Nr 40 2002 S 37732 37740 doi 10 1074 jbc M204514200 L Pauling R B Corey H R Branson The Structure of Proteins Two Hydrogen Bonded Helical Configurations of the Polypeptide Chain In Proceedings of the National Academy of Sciences 1951 S 205 211 L Pauling R B Corey Configurations of polypeptide chains with favored orientations of the polypeptide around single bonds Two pleated sheets In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 37 1951 S 729 740 M A Williams J E Ladbury Hydrogen Bonds in Protein Ligand Complexes In H J Bohm G Schneider Hrsg Protein Ligand Interactions Wiley VCH Weinheim 2005 ISBN 3 527 30521 1 S 137 161 doi 10 1002 3527601813 ch6 Arten der chemischen Bindung Intramolekulare Wechselwirkungen Ionische Bindung Kovalente Bindung Metallische Bindung Koordinative BindungIntermolekulare Wechselwirkungen Wasserstoffbrucken Dipol Dipol Wechselwirkungen Van der Waals Krafte Delokalisierte p Bindung Delokalisierte s Bindung Dreizentrenbindung Vierzentrenbindung Normdaten Sachbegriff GND 4064787 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserstoffbruckenbindung amp oldid 230131751