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RetrovirenHI Virus Grafik SystematikKlassifikation VirenRealm Riboviria 1 Reich Pararnavirae 1 Phylum Artverviricota 1 Klasse Revtraviricetes 1 Ordnung OrterviralesFamilie RetroviridaeTaxonomische MerkmaleGenom ssRNA linear dimerBaltimore Gruppe 6Symmetrie komplexHulle vorhandenWissenschaftlicher NameRetroviridaeLinksNCBI Taxonomy 11632ViralZone Expasy SIB 71ICTV Taxon History 201904979Retroviren Retroviridae sind eine grosse Familie behullter Viren mit Einzel strangigem RNA Genom deren Erbinformation ss RNA dementsprechend in Form von Ribonukleinsaure vorliegt Anders als bei normalen RNA Viren aber muss die RNA von Retroviren zunachst einmal mittels reverser Transkription in ein DNA Molekul umgeschrieben werden bevor sie als solches in das Genom der Wirtszelle eingebaut und dort aktiv werden kann Retroviren konnen grob in einfache und komplexe Retroviren unterteilt werden Des Weiteren unterscheidet man zwischen infektiosen exogenen Retroviren teilweise mit XRV abgekurzt und den endogenen Retroviren ERV die vertikal uber die Keimbahn vererbt werden und auf diese Weise Bestandteil des Wirtszell Genoms werden Retroviren infizieren vornehmlich tierische Zellen und sind bei Wirbeltieren allgegenwartig Sie infizieren Saugetiere Vogel Amphibien Reptilien und Fische sind dabei aber meist sehr wirtsspezifisch Zu ihnen gehoren die Erreger einiger weit verbreiteter Infektionskrankheiten die sowohl bei Menschen als auch bei Tieren pandemisch bzw epidemisch auftreten Als Ausloser von Krankheiten beim Menschen sind unter anderem HIV und HTLV 1 bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Taxonomie 1 1 Innere Systematik 1 2 Einfache und komplexe Retroviren 1 3 Aussere Systematik und Pararetroviren 2 Geschichte der Retrovirologie 3 Aufbau 3 1 Viruspartikel 3 2 Genom 4 Lebenszyklus 4 1 Eintritt in die Wirtszelle 4 2 Reverse Transkription 4 3 Uberwindung der Kernhulle 4 4 Integration ins Wirtsgenom 4 5 Expression und Partikelbildung 5 Endogene Retroviren und evolutionare Entwicklung 6 Durch Retroviren verursachte Krankheiten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseTaxonomie Bearbeiten nbsp Phylogenie der Retroviren Gattungen zu denen auch Endogene Retroviren gehoren sind mit Sternchen markiert 2007 wurde auch ein endogenes Lentivirus beschrieben 2 Historisch wurden die Retroviren zunachst nach ihrem elektronenmikroskopischen Erscheinungsbild in Typ A B C oder D Retroviren eingeteilt Spater folgte eine Klassifikation die auch biochemische Eigenschaften und den Zelltropismus berucksichtigte Die Klassifikation unterschied Onkornaviren Spumaviren und die Lentiviren Innere Systematik Bearbeiten Die aktuelle zurzeit verbindliche Taxonomie durch das International Committee on Taxonomy of Viruses ICTV unterteilt die Retroviren vor allem aufgrund ihrer genetischen Verwandtschaftsverhaltnisse wie folgt in zwei Unterfamilien und elf Gattungen Familie Retroviren Retroviridae Unterfamilie Orthoretroviren Orthoretrovirinae Gattungen Alpharetrovirus Betaretrovirus mit vorgeschlagener Species Humanes Mammatumorvirus Gammaretrovirus Deltaretrovirus mit Species Primate T lymphotropic virus 1 HTLV 1 Primate T lymphotropic virus 2 HTLV 2 Epsilonretrovirus Lentivirus mit Species HIV 1 HIV 2 SIV BIV FIV dd dd Unterfamilie Foamy oder Spumaretroviren Spumaretrovirinae Gattungen Bovines Foamyvirus Bovispumavirus Equines Foamyvirus Equispumavirus Felines Foamyvirus Felispumavirus Prosimiispumavirus Simiispumavirus dd dd Beim Menschen sind bisher funf Retroviren bekannt Humanes T lymphotropes Virus 1 HTLV 1 und Humanes T lymphotropes Virus 2 HTLV 2 beide Deltaretroviren Humanes Immundefizienz Virus 1 HIV 1 Humanes Immundefizienz Virus Typ II HIV 2 beide Lentiviren sowie Xenotropic murine leukemia virus related virus XMRV ein Gammaretrovirus Die menschlichen Retroviren sind denen anderer Primaten so eng verwandt dass haufig beide Gruppen unter der Bezeichnung Primaten Retroviren zusammengefasst werden Es wird davon ausgegangen dass die entsprechenden menschlichen Retroviren durch Ubertragung von Affen Retroviren auf den Menschen entstanden sind Bei HTLV 1 und HTLV 2 hat diese Ubertragung wohl schon vor Jahrtausenden stattgefunden fur HIV 1 und HIV 2 wahrscheinlich im 20 Jahrhundert Die Foamyviren wurden in verschiedene Gattungen aufgespalten und bilden jetzt eine Unterfamilie der Retroviren ICTV Stand November 2018 Einfache und komplexe Retroviren Bearbeiten Die Unterteilung in einfache und komplexe Retroviren erfolgt nach der Genomorganisation bzw der Translation von akzessorischen Proteinen Dabei umfassen erstere Alpha Gamma Epsilon und die meisten Betaretroviren letztere die Deltaretroviren sowie Lenti und Foamyviren Aussere Systematik und Pararetroviren Bearbeiten Die Retroviridae gehoren mit weiteren Virusfamilien Belpaoviridae Metaviridae und Pseudoviridae zu den revers transkribierenden RNA Viren der Virusordnung Ortervirales die auch die Caulimoviridae als revers transkribierenden DNA Viren enthalt Die Caulimoviridae werden manchmal mit den nicht naher verwandten aber ebenfalls revers transkribierenden DNA Viren der Hepadnaviridae als Pararetroviren Baltimore Gruppe 7 klassifiziert Geschichte der Retrovirologie BearbeitenSeit dem 19 Jahrhundert waren bei Haustieren Krankheiten wie die Bovine Leukose oder Jaagsiekte bei Schafen bekannt ihre Ursache blieb jedoch unklar 1904 wurde fur die erste durch Retroviren verursachte Krankheit die Ansteckende Blutarmut der Einhufer durch zwei franzosische Tierarzte Vallee und Carre gezeigt dass sie sich mit einem Filtrat auf andere Pferde ubertragen liess Onkogene Tumoren auslosende Retroviren wurden seit 1908 untersucht als die danischen Pathologen Vilhelm Ellermann und Oluf Bang zeigten dass sich durch zellfreie Filtrate Huhnerleukamie auf andere Huhner ubertragen liess und die damit die erste ansteckende Krebserkrankung beschrieben 3 Dieses Virus ist heute als aviares Leukosevirus ALV bekannt zunachst wurde die Leukose jedoch nicht als echte Leukamie angesehen und Leukamien wurden nicht als echte Tumoren betrachtet Diese fruhen Untersuchungen blieben innerhalb der Wissenschaftsgemeinde weitgehend unbeachtet erst viel spater konnte ihre Bedeutung im Zusammenhang mit Retroviren erkannt werden Peyton Rous stellte 1911 fest dass mit zellfrei filtrierten Extrakten aus Huhnersarkomen gesunde Huhner infiziert werden konnten die daraufhin ebenfalls Tumoren entwickelten Auch Alexis Carrel und Montrose T Burrows forschten zwischen 1911 und 1914 uber dieses Gebiet 4 Das Virus wurde spater nach ihm Rous Sarkom Virus RSV genannt und Rous erhielt 1966 54 Jahre nach seiner Erstbeschreibung den Nobelpreis Erst 1961 wurde festgestellt dass Rous Sarkom Viren Ribonukleinsaure RNA enthalten sie wurden daher bis 1974 als RNA Tumorviren bezeichnet Die Entdeckung dass Viren Tumoren auslosen konnen bestatigte sich 1936 auch bei Saugetieren John J Bittner beschrieb das Maus Mammatumorvirus MMTV 1951 wurde das Murine Leukamievirus MLV isoliert und erstmals die vertikale Ubertragung von Eltern auf die Nachkommen beschrieben 1964 wurde von Howard M Temin die Provirus Hypothese vorgeschlagen da beobachtet wurde dass Zellen die durch RSV transformiert wurden Tumor Eigenschaften erhielten auch in Abwesenheit des Virus die transformierten Eigenschaften beibehielten Aus diesem Grund postulierte Temin in Anlehnung an temperente Bakteriophagen von denen man bereits wusste dass sie ins Genom ihres Wirts integrieren konnen dass die RNA Tumorviren dies ebenfalls tun Bereits 1960 war von Andre Lwoff vorgeschlagen worden dass DNA Tumorviren Polyomaviren in das Genom ihres Wirts integrieren konnen 1968 wurde gezeigt dass diese Annahme zutrifft Dass auch RNA Tumorviren uber die Keimbahn vererbt werden konnen wurde weiterhin als bizarr betrachtet 5 Endogene Retroviren wurden gegen Ende der 1960er Jahre entdeckt Die Vermutung dass ganze virale Genome durch ihre Wirte nach den Mendelschen Regeln weitervererbt werden war eine vollig neue Vorstellung und die Provirus Hypothese von Temin wurde immer noch nicht allgemein akzeptiert teilweise sogar fur unmoglich gehalten Die Reverse Transkriptase durch die RNA in DNA umgeschrieben wird wurde 1970 nachgewiesen und die Familie der RNA Tumorviren als Folge 1974 in Retroviren umbenannt Temins Provirus Hypothese erwies sich nach der Entdeckung der Reversen Transkriptase endgultig als zutreffend Zu Beginn der 1970er Jahre wurden auch die ersten viralen Proteine beschrieben und im Verlauf der darauffolgenden Jahre der Replikationszyklus der Retroviren nach und nach in groben Zugen aufgeklart 1978 wurden die LTR Regionen Long Terminal Repeats im Genom der Retroviren entdeckt zwei Jahre spater wurde ein Jumping scheme fur den komplexen Vorgang der reversen Transkription vorgeschlagen Die Technik der DNA Sequenzierung die Anfang der 1980er Jahre aufkam fuhrte 1981 zur ersten Publikation der vollstandigen genomischen Sequenz eines Retrovirus des Moloney murine leukemia virus 1980 erfolgte die Erstbeschreibung des humanen T Zell Leukamie Virus Typ 1 HTLV 1 des ersten Retrovirus das den Menschen infiziert nachdem viele Jahre lang erfolglos in allen moglichen Tumorgeweben des Menschen nach Retroviren gesucht wurde Kurze Zeit darauf entdeckten Luc Montagnier und Francoise Barre Sinoussi Nobelpreis fur Medizin 2008 das HIV 1 HIV 2 folgte 1986 Spatestens seitdem 1988 klar wurde dass HIV die Ursache der Immunschwacheerkrankung AIDS ist entwickelte sich die Retrovirologie von einer eher exotischen Grundlagenforschung zu dem am intensivsten beforschten Gebiet in der Virologie mit grosser Bedeutung fur die Gesundheitswissenschaften Aufbau Bearbeiten nbsp Virusproduktion und Aktivitat des Verpackungssignals ps nbsp Schema eines typischen Retrovirusgenoms von 5 nach 3 Viruspartikel Bearbeiten Infektiose Retrovirus Partikel haben einen Durchmesser von etwa 100 nm Sie besitzen ein Kapsid das von einer Virushulle umgeben ist die aus der Zytoplasmamembran der Wirtszelle abgeschnurt wurde und mit viralen Glykoproteinen durchsetzt ist sowie einen Kern innerhalb des Kapsids aus weiteren Proteinen und einem Ribonukleinsaure Komplex Genom Bearbeiten Das einzelstrangige RNA Genom der Retroviren ist linear und 7 12 Kilobasenpaare kb gross Retroviren sind die einzigen RNA Viren die diploid angelegt sind d h jedes Retrovirus hat eine zusatzliche Kopie seines Genoms Sie werden von den wirtseigenen Transkriptions Enzymen ubersetzt und synthetisiert und benotigen eine spezifische zellulare tRNA Das provirale Genom eines einfachen Retrovirus enthalt in der Regel drei Gene und zwei Long Terminal Repeats LTRs die sich am Anfang und am Ende befinden und Informationen zur Steuerung der Expression der viralen Gene enthalten Bei den drei Genen handelt es sich um gag Gruppenspezifisches Antigen pol Polymerase und env envelope gag codiert die Matrix Kapsid und Nukleokapsidproteine pol codiert die viralen Enzyme Protease Reverse Transkriptase mit RNase H und Integrase Bei den Beta und Deltaretroviren hat die Protease ein eigenes Leseraster pro und bei den Alpharetroviren befindet sich die Information fur die Protease im gag Gen env codiert die Proteine der Hulle An regulatorischen Sequenzen gibt es im 5 Bereich eine mit ps psi bezeichnete Sequenz die ein Signal fur das Verpacken der RNA in die Viruspartikel ist eine Primerbindungsstelle PBS an die sich die jeweilige tRNA anlagern kann und einen Promotor Im 3 Bereich finden sich ein oder mehr Polypurintrakte die bei der reversen Transkription essentiell sind Komplexe Retroviren wie z B das zu den Lentiviren gehorende HI Virus das zu den Deltaretroviren gehorende HTLV oder die Foamyviren enthalten noch weitere regulatorische Gene die als akzessorische Gene bezeichnet werden Bei HIV 1 sind dies tat rev vif nef vpu und vpr bei HTLV 1 rex rof tax tofund bei den Foamyviren tas und bet Lebenszyklus BearbeitenDer Lebenszyklus eines Retrovirus besteht aus mehreren Schritten Infektion der Zelle Reverse Transkription Uberwindung der Kernhulle Integration ins Wirtsgenom Expression der viralen Proteine und des RNA Genoms und die Bildung neuer Viruspartikel Eintritt in die Wirtszelle Bearbeiten Nachdem das Glykoprotein der Virushulle spezifisch an seine n zellularen Rezeptor en gebunden hat verschmilzt die virale Membran mit der Membran der Zelle und entlasst das Kapsid in das Innere der Zelle das Cytoplasma Was mit dem Kapsid im Cytoplasma geschieht ist noch nicht in allen Einzelheiten geklart vermutlich zerfallt es in seine einzelnen Bausteine und gibt die beiden ssRNA Strange und die im Inneren enthaltenen Proteine wie zum Beispiel die Reverse Transkriptase ins Cytoplasma der Wirtszelle frei Reverse Transkription Bearbeiten Hauptartikel Reverse TranskriptaseRetroviren sind die einzigen einstrangig plusstrangorientierten RNA Viren bei denen das Genom nicht sofort als Matrize mRNA bei der Infektion benutzt werden kann Wenn das Virus diese RNA in die zu befallende Zelle eingebracht hat muss die RNA in doppelstrangige DNA umgeschrieben werden Dieser Vorgang wird reverse Transkription genannt Dazu bringt das Virus die Reverse Transkriptase in seinen Viruspartikeln mit Diese schreibt die einzelstrangige RNA des Virus zuerst in einzelstrangige DNA und anschliessend in doppelstrangige DNA um Bei der reversen Transkription werden die beiden LTR Sequenzen generiert die fur den weiteren Ablauf der Infektion essenziell sind Normalerweise verlauft die Transkription an der DNA als Matrize wobei ein komplementarer RNA Strang synthetisiert wird eine Ausnahme stellen die Retroviren und die Retroelemente auch Klasse I Transposons genannt dar Da der Prozess durch die fehlende Korrekturlese Fahigkeit der Reversen Transkriptase relativ ungenau ist erfolgen haufige Mutationen des Virus Diese ermoglichen eine schnelle Anpassung des Virus an antivirale Medikamente und damit eine Ausbildung von Resistenzen Uberwindung der Kernhulle Bearbeiten Einige Gattungen der Retroviren beispielsweise Gammaretroviren konnen die Kernhulle nicht aktiv uberwinden Sie infizieren daher nur Zellen die sich in Teilung befinden und nutzen den Moment der Zellteilung zur Integration wenn das Genom nicht durch die Kernhulle geschutzt ist Andere Gattungen wie beispielsweise die Alpharetroviren und vor allem die Lentiviren konnen die Kernhulle aktiv uberwinden und damit auch ruhende Zellen infizieren Der Eintritt in den Zellkern erfolgt nach der Bildung des Praintegrationskomplexes PIC im Cytoplasma Da die Kernporen kleiner sind als der PIC der etwa die Grosse eines Ribosoms hat muss es sich um einen aktiven Transportprozess handeln An diesem noch nicht vollstandig verstandenen Prozess sind sowohl zellulare als auch virale Proteine beteiligt Ein weithin akzeptiertes Modell beschreibt den Eintritt in den Zellkern durch die Kernporen mit Hilfe von karyophilen Signalen der im PIC enthaltenen Proteine 6 Integration ins Wirtsgenom Bearbeiten Hauptartikel Integrase nbsp Integration des viralen Genoms in das WirtsgenomDie Integration des viralen Genoms in das Wirtsgenom ist ein essentieller Schritt im Replikationszyklus des Virus Er wird katalysiert durch ein Enzym namens Integrase das in allen Retroviren und Retrotransposons vorkommt Die Integrase bindet an die virale und die Wirts DNA und bildet mit diesen einen Komplex der als Praintegrationskomplex PIC von engl preintegration complex bezeichnet wird Theoretisch kann die Integration an jedem Ort im Wirtsgenom erfolgen je nach Art des Retrovirus zeigen sich jedoch bestimmte bevorzugte chromosomale Bereiche Was genau den Ort der Integration beeinflusst ist noch nicht vollig geklart sicher ist jedoch dass die Aminosauresequenz der Integrase eine Rolle spielt wodurch sich spezifische Interaktionsmoglichkeiten zwischen Integrase und Faktoren im Chromatin ergeben In der Abbildung rechts ist die Abfolge der DNA Strangbruche und anschliessender Neuzusammensetzung bei der Integration des viralen Genoms dargestellt In grau sind die Integrase Monomere in rot die virale DNA und in schwarz die Wirts DNA abgebildet die roten Punkte schliesslich die 5 Enden der viralen DNA Die virale cDNA ist an die Integrase gebunden und Teil des Praintegrationskomplexes Die Integrase entfernt zwei Nukleotide von den 3 Enden der viralen DNA so dass 5 Uberhange entstehen Die Integrase schneidet die Wirts DNA an einer zufalligen Stelle so dass 5 Uberhange von 4 6 Nukleotiden entstehen und verbindet die verkurzten 3 Enden der viralen DNA mit der Wirts DNA Die Basenpaarung der Wirts DNA wird im betroffenen Bereich aufgelost DNA Reparaturenzyme erganzen die 4 6 Basen des jeweils anderen Strangs der Wirts DNA und Ligasen verbinden ihre beiden noch freien Enden schliesslich mit denen der viralen DNA Wahrend des Vorgangs verliert das Virusgenom die beiden endstandigen Nukleotide die 4 6 Basen der Wirts DNA dagegen werden verdoppelt und flankieren anschliessend das entstandene Provirus Expression und Partikelbildung Bearbeiten Nach der Integration werden zellulare Transkriptionsfaktoren und die RNA Polymerase II der Zelle rekrutiert um die Provirus DNA zu transkribieren Die dafur notwendigen Promotor und Enhancer Strukturen liegen in der LTR des Provirus Bei komplexen Retroviren wirken manche viralen Proteine z B tat zusatzlich als Transkriptionsverstarker Es entstehen verschiedene mRNAs durch alternatives Spleissen Die entstehenden mRNAs werden ins Cytoplasma transportiert Dort werden die verschiedenen viralen Proteine translatiert Die Synthese der Env Proteine erfolgt an der Membran des Endoplasmatischen Retikulums so dass die Env Proteine direkt in der Zellmembran verankert werden wo sie sich zu Trimeren zusammenlagern Alle anderen Virusproteine werden an freien Ribosomen synthetisiert Die Gag und Gag Pol Vorlauferproteine werden aminoterminal myristyliert und lagern sich an der Zellmembran an An der Zellmembran findet dann die Partikelbildung statt Gag und Gag Pol Vorlauferproteine akkumulieren sich und interagieren ausser miteinander auch mit Glykoproteinen der Zelle Nur die ungespleissten mRNAs von denen Gag und Pol translatiert wurden besitzen das Verpackungssignal Psi und die Leader Sequenz Mit Hilfe des Psi Signals binden die mRNAs an die Zinkfingermotive der Nucleokapsidproteine so wird sichergestellt dass nur ungespleisste und damit vollstandige Genome in das Viruspartikel verpackt werden Bei Kontakt mit den mRNAs stulpt sich die Membran an der Zelloberflache ein und schnurt ein unreifes Viruspartikel ab Erst innerhalb dieses Partikels beginnt die virale Protease sich zu Dimeren zusammenzulagern sich in einem autokatalytischen Schnitt aus den Vorlauferproteinen herauszuschneiden und dann die Gag und Gag Pol Vorlauferproteine in die einzelnen Komponenten Matrix Kapsid Nukleokapsid Reverse Transkriptase und Integrase zu spalten Innerhalb des Partikels lagern sich die Kapsidproteine zu einem konischen Kapsid zusammen Erst am Ende dieses Reifungsprozesses ist der Partikel infektios Endogene Retroviren und evolutionare Entwicklung Bearbeiten source source source source source source source source track Video RetrovirenHauptartikel Retroelement Retrotransposon Endogenes RetrovirusDer genaue Entstehungszeitpunkt der ersten retrovirusartigen Partikel ist unklar die altesten Sequenzen legen ein Alter von mindestens 250 Millionen Jahren nahe vermutlich sind sie noch wesentlich alter 7 Retroviren haben sich wahrscheinlich aus Retrotransposons entwickelt Das bedeutet dass sie eine infektiose weiterentwickelte Form der Retroelemente darstellen Demnach ware die reverse Transkription einer der altesten Mechanismen in der Retrovirusentwicklung der moglicherweise bereits in der RNA Welt entstanden ist Grosse Ahnlichkeit besteht jedenfalls zwischen Retroviren und den Transposons aus verschiedenen Lebewesen beispielsweise den Ty Elementen der Backerhefe und den Copia und Ulysses Elementen aus Drosophila melanogaster Diese Retrotransposons codieren eine Reverse Transkriptase und haben eine ahnliche Struktur wie die Retroviren Hinweise dass die Organisation der DNA bei Bakterien fundamental von der bei Archaeen und komplexen Zellen Eukaryoten abweicht geben Anlass zu der These dass deren zellulare Urvorfahren LUGA oder LUCA noch der RNA Welt angehort haben Die Speicherung der Erbinformation in der DNA wird dann als eine Fahigkeit angesehen die zunachst von Retroviren erfunden wurde und die dann zellulare Organismen mehrmals durch Ubertragung von solchen erworben haben Daraus resultieren die Bakterien einerseits die Archaeen und Eukaryoten andererseits Der grundsatzliche Aufbau der Ribosomen als Eiweissfabriken und der Genetische Code stimmen dagegen bei allen zellularen Organismen so gut uberein dass bereits der LUCA daruber verfugt haben muss 8 Die Integration in das Genom ihres Wirts ist eines der ungewohnlichsten und bemerkenswertesten Merkmale von Retroviren Die Vielzahl an ahnlichen Sequenzen in Wirbeltieren und Retroviren zeigt dass Retroviren in der Vergangenheit schon sehr oft auch die Zellen der Keimbahn ihrer Wirte infiziert haben Derart an die Nachkommen vererbte Retroviren werden als endogene Retroviren ERV bezeichnet um sie von den horizontal weitergegebenen exogenen Retroviren zu unterscheiden Durch die zunehmende Zahl sequenzierter Organismen wurden auch immer mehr endogene Retroviren entdeckt Die Menge retroviraler DNA schwankt bei Wirbeltieren zwischen 5 und 10 das menschliche Genom besteht zu etwa 8 aus retroviralen Sequenzen Diese Daten geben einen Einblick in die lange Wirts Virus Coevolution 9 Mit den Endogenen Retroviren wurden aus den infektiosen Viren die aus Transposons entstanden wieder Teile der Genome Bisher wurden im menschlichen Genom 31 verschiedene ERV Familien beschrieben die wahrscheinlich auf 31 verschiedene Falle von Keimbahninfektionen durch Retroviren zuruckgehen im Englischen als genome invasion event Genominvasionsereignis bezeichnet Diesem Ausgangsereignis folgte eine Erhohung der ERV Kopienzahl entweder durch Reinfektion der Keimbahnzellen oder durch Retrotransposition innerhalb der Zelle Im Lauf der Generationen nimmt die Aktivitat der ERVs immer weiter ab da sich Mutationen ansammeln und ganze Abschnitte der ERVs verloren gehen konnen bis schliesslich die Aktivitat der Viren ganz aufhort Das Alter der einzelnen ERV Familien oder ERV Linien kann anhand der Grosse und Form der Phylogenetischen Stammbaume der Linien abgeschatzt werden Die meisten der humanen ERV Linien HERV entstanden demnach vor der evolutionaren Entwicklung von Altwelt und Neuweltaffen vor etwa 25 bis 30 Millionen Jahren Durch Retroviren verursachte Krankheiten BearbeitenVon Retroviren werden sehr viele verschiedene Lebewesen infiziert Die betroffenen Spezies reichen von Muscheln bis zum Menschen wobei die meisten unter den Wirbeltieren zu finden sind Retroviren verursachen in ihren Wirten eine grosse Zahl verschiedenartiger Krankheiten darunter Tumoren Lymphome Sarkome Neurologische Erkrankungen und Immunschwachen Einige dieser Erkrankungen verursachen grosse Schaden in der Landwirtschaft weil Nutztiere betroffen sind oder sind die Ursache fur menschliche Pandemien AIDS Andere Infektionen bleiben symptomlos weshalb diese Retroviren als apathogen angesehen werden Manche durch Retroviren induzierte Krankheiten von Nagetieren stellen Modellsysteme dar anhand derer die Infektionsmechanismen der Retroviren sowie die Entstehung der durch manche Retroviren verursachten Tumoren im Detail untersucht werden konnen Die moderne Tumorbiologie fusst teilweise auf Daten die aufgrund dieser Modelle erzeugt werden konnten Sehr viele heute bekannte Onkogene wurden zunachst bei Experimenten mit tierischen Retroviren die diese Onkogene in ihr Genom aufgenommen hatten entdeckt Beispiele sind 10 11 12 SRC Rous Sarkom Virus RSV en Rous sarcoma virus ABL Abelson Murines Leukamievirus Ab MLV en Abelson murine leukemia virus KRAS Kirsten Murines Sarkomavirus Ki MSV auch Kirsten Murines Leukamievirus Ki MLV genannt en Kirsten murine sarcoma virus andere Spezies als Ab MLV 13 HRAS Harvey Murines Sarkomavirus Ha MuSV en Harvey murine sarcoma virus 14 KIT HZ4 feline sarcoma virus HZ4 FeSV ERBB Erythroblastosis Aviares Leukosevirus Erythroblastosis ALV ALV en Avian leucosis virus MYC MC29 Myelocytoma Aviares Leukosevirus MC29 ALV en Avian myelocytomatosis virus 29 CRK CT10 Aviares Sarkomavirus CT10 ASV en Avian sarcoma virus CT10 Literatur BearbeitenReinhard Kurth Norbert Bannert Hrsg Retroviruses Molecular Biology Genomics and Pathogenesis 1 Auflage Caister Academic Press Norfolk UK 2010 ISBN 978 1 904455 55 4 John M Coffin Stephen H Hughes Harold Elliot Varmus Hrsg Retroviruses 1 Auflage Cold Spring Harbor Laboratory Press 1997 ISBN 0 87969 497 1 online zuganglich bei NCBI Bookshelf Jay A Levy Hrsg The Retroviridae Volume 1 4 Springer US ISBN 0 306 44074 1 Susanne Modrow Dietrich Falke Uwe Truyen Molekulare Virologie 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1086 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Retroviridae Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d ICTV ICTV Taxonomy history Commelina yellow mottle virus EC 51 Berlin Germany July 2019 Email ratification March 2020 MSL 35 Aris Katzourakis Michael Tristem Oliver G Pybus Robert J Gifford Discovery and analysis of the first endogenous lentivirus In Proc Natl Acad Sci U S A 2007 Apr 10 104 15 S 6261 6265 PMID 17384150 V Ellermann O Bang Experimentelle Leukamie bei Huhnern In Zentralbl Bakteriol Parasitenkd Infectionskr Hyg Abt Orig 46 1908 S 595 609 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 56 Robin A Weiss The discovery of endogenous retroviruses In Retrovirology 2006 Oct 3 3 S 67 Review PMID 17018135 Y Suzuki R Craigie The road to chromatin nuclear entry of retroviruses In Nat Rev Microbiol 2007 Mar 5 3 S 187 196 Review PMID 17304248 Patric Jern Goran O Sperber Jonas Blomberg Use of Endogenous 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