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Ribosomen sind die makromolekularen Komplexe in Zellen an denen Proteine hergestellt werden Hierbei wird die Nukleotidsequenz Basensequenz eines Messenger Ribonukleinsaure Einzelstrangs mRNA in die Aminosaurensequenz der Polypeptidkette eines Proteins ubersetzt Diese Umwandlung der in der RNA gespeicherten Information in eine Abfolge von verknupften Aminosauren heisst Translation lateinisch fur Ubersetzung und ist in allen Lebewesen ein zentraler Bestandteil der Proteinbiosynthese 1 Die dabei wirksame Ubersetzungsregel wird als Genetischer Code bezeichnet In der Zelle geschieht die Translation nachdem die in der Abfolge von Basenpaaren des DNA Doppelstrangs niedergelegte Erbinformation eines Gens in die Sequenz des mRNA Einzelstrangs umgeschrieben worden ist Organisation einer typischen eukaryotischen Tierzelle 1 Nucleolus Kernkorperchen 2 Zellkern Nukleus 3 Ribosomen 4 Vesikel 5 Raues Granulares ER Ergastoplasma 6 Golgi Apparat 7 Cytoskelett 8 Glattes Agranulares ER 9 Mitochondrien 10 Lysosom 11 Cytoplasma mit Cytosol und Cytoskelett 12 Peroxisomen 13 Zentriolen 14 ZellmembranUbergeordnetZytoplasmaEndoplasmatisches RetikulumMitochondriumChloroplastGene OntologyQuickGO Ribosomen sind aus Ribosomaler RNA englisch Ribosomal ribonucleic acid rRNA und Proteinen rProtein auch r Protein 2 3 4 aufgebaut und finden sich im Cytoplasma sowie in Zellorganellen die aufgrund ihres endosymbiotischen Ursprungs eine eigene Maschinerie zur Proteinbiosynthese besitzen wie den Mitochondrien und Chloroplasten Auch bei einigen Viren sind in den Viruspartikeln Ribosomen enthalten die von den Wirtszellen stammen ohne dass sie in diesen eine Funktion erfullen beispielsweise sorgen diese bei den Arenaviren fur das sandfarbige Aussehen lateinisch arena Sand Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Arten 1 1 Prokaryotische Ribosomen 1 2 Eukaryotische Ribosomen 1 3 Cytosolische Ribosomen 1 4 Mitoribosomen und Plastoribosomen 1 5 80S Ribosomen in komplexen Plastiden 1 6 Freie und membrangebundene Ribosomen 2 Funktionsweise 3 Ribophagie 4 Strukturaufklarung 5 Ursprung 6 Entstehung der DNA 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAufbau und Arten BearbeitenRibosomen sind granulare Partikel mit einem Durchmesser von etwa 20 25 nm Sie bestehen zu etwa zwei Dritteln aus RNA rRNA und einem Drittel aus ribosomalen Proteinen Sie setzen sich in allen Organismen aus zwei unterschiedlich grossen und funktionell verschiedenen Untereinheiten zusammen Die Masse der Ribosomen wird durch ihr Sedimentationsverhalten charakterisiert das in Svedberg Einheiten S angegeben wird Wahrend der Translation assemblieren sie zu einem funktionalen Komplex wobei die grosse Untereinheit in der Proteinbiosynthese die Aminosauren zur Kette verknupft Peptidyltransferaseaktivitat und die kleine Untereinheit fur die mRNA Erkennung verantwortlich ist Beide Untereinheiten bestehen aus Proteinen und rRNA wobei die Proteine fur den Zusammenhalt und die richtige Positionierung zustandig sind die eigentlichen Reaktionen hingegen werden durch die rRNAs vorgenommen Beide Untereinheiten werden bei Eukaryonten in den Nucleoli innerhalb der Zellkerne gebildet und werden dann durch die Kernporen ins Cytoplasma geleitet Prokaryotische Ribosomen Bearbeiten prokaryotische Ribosomen Escherichia coli 5 Ribosom Untereinheit rRNAs r Proteine70S 50S 23S 2904 nt 315S 120 nt 30S 16S 1542 nt 21Die Anzahl von Ribosomen je Zelle liegt bei Prokaryoten in der Grossenordnung von 10 000 beispielsweise besitzt ein einzelnes E coli Bakterium etwa 20 000 Ribosomen 5 Die Ribosomen haben einen Sedimentationskoeffizienten von 70S und eine molare Masse von etwa 2 5 MDa Bei Magnesiumkonzentrationen unter 1 mmol l zerfallt das 70S Ribosom zu einer 50S und einer kleineren 30S Untereinheit Die 30S Untereinheit 0 9 MDa ist aus 21 verschiedenen ribosomalen Proteinen und einer ribosomalen RNA 16S rRNA zusammengesetzt In der 50S Untereinheit 1 6 MDa finden sich 31 verschiedene Proteine und zwei rRNAs 23S und 5S rRNA Die Proteine der kleinen Untereinheit werden mit s englisch small klein die der grossen Untereinheit mit L engl large gross gekennzeichnet Ihre Aminosauresequenzen besitzen keine besonderen Gemeinsamkeiten sind aber reich an positiv geladenen Aminosauren wie L Lysin oder L Arginin Dies erlaubt eine bessere Interaktion mit den negativ geladenen rRNAs Das grosste bakterielle ribosomale Protein ist S1 mit 61 2 kDa und 557 Aminosauren das kleinste ist L34 mit 5 4 kDa und 34 Aminosauren Eukaryotische Ribosomen Bearbeiten In eukaryotischen Zellen befinden sich die Ribosomen im Cytoplasma nicht im Karyoplasma des Zellkerns Daneben kommen spezielle Ribosomen auch in einigen Organellen vor wenn diese uber eigene DNA verfugen in den Mitochondrien oder ersatzweise in Hydrogenosomen wenn mit DNA sowie in fast allen Chloroplasten und anderen Plastiden falls wie bei den Pflanzen vorhanden Cytosolische Ribosomen Bearbeiten eukaryotische cytosolische Ribosomen Rattus norvegicus 6 Ribosom Untereinheit rRNAs r Proteine80S 60S 28S 4718 nt 495 8S 160 nt 5S 120 nt 40S 18S 1874 nt 33Man schatzt die Zahl cytosolischer Ribosomen je Zelle auf zwischen 105 und uber 107 womit eukaryotische Zellen weitaus mehr Ribosomen besitzen als prokaryotische Die Anzahl ist vom Zelltyp abhangig und zwar von der Proteinsyntheserate der Zelle So ist die Ribosomenanzahl in Leberzellen besonders hoch Ausserdem sind die eukaryotischen Ribosomen des Cytosols auch grosser sie haben einen Durchmesser von etwa 25 nm 7 Diese haben eine molare Masse von etwa 4 2 MDa der Sedimentationskoeffizient betragt 80S Bei der grossen Untereinheit liegt er bei 60S 2 8 MDa und bei seiner kleinen Untereinheit bei 40S 1 4 MDa 8 Die kleine Untereinheit besteht in Saugern aus 33 Proteinen und einer rRNA 18S rRNA die grosse Untereinheit aus 49 Proteinen und drei rRNAs 28S 5 8S und 5S Cytosolische Ribosomen hoherer Eukaryoten sind komplexer als die niederer Eukaryoten So ist die 28S rRNA in Backhefe 3 392 Nukleotide lang in Saugern wie der Ratte dagegen 4 718 Nukleotide Auch die 18S rRNA ist in Backhefe kleiner als in der Ratte 1799 gegenuber 1 874 Nukleotide Die eigentliche katalytische Funktion besitzt die rRNA wohingegen die Proteine eher am Rand des Ribosoms sitzen In Eukaryoten gibt es ausser den freien cytoplasmatischen Ribosomen auch membrangebundene Ribosomen die an die Membran des rauen Endoplasmatischen Retikulums ER gebunden sind s u Die Bildung der ribosomalen Untereinheiten findet im Nucleolus statt Zellen mit hoher Proteinsyntheserate haben deshalb besonders gut ausgepragte Nucleoli Freie und membrangebundene Ribosomen haben die gleiche Struktur und konnen zwischen den Funktionen wechseln nbsp Elektronenmikroskopisches Bild des rauen Endoplasmatischen Retikulums mit membrangebundenen RibosomenDie Schreibweise eukaryotischer ribosomaler Proteine ist nicht ganz einheitlich In Backhefe werden Proteine der grossen Untereinheit mit Rpl die der kleinen mit Rps bezeichnet Bei den entsprechenden Proteinen der Sauger verwendet man auch die Grossschreibung RPL bzw RPS Mitoribosomen und Plastoribosomen Bearbeiten Die Ribosomen aus Mitochondrien und Chloroplasten sind den prokaryotischen Ribosomen ahnlich was die Endosymbiontenhypothese stutzt Die mitochondrialen Ribosomen des Menschen und anderen Saugern bestehen aus vielen Proteinen von denen 21 nur in Mitochondrien vorkommen und erzeugen nur mitochondriale Membranproteine 9 10 80S Ribosomen in komplexen Plastiden Bearbeiten Im Gegensatz dazu konnen die komplexen Plastiden etwa der Chlorarachniophyten mit einem zusatzlichen Zellkern Nucleomorph eigene eukaryotische 80S Ribosomen enthalten 11 Die komplexen Plastiden werden als Resultat einer sekundaren Endosymbiose gedeutet sekundare Plastiden Freie und membrangebundene Ribosomen Bearbeiten Ribosomen konnen in eukaryotischen Zellen nach dem Ort ihrer Synthesetatigkeit unterschieden werden Freie Ribosomen liegen im Cytoplasma verstreut und erzeugen Proteine die ihre Aufgabe meistens ebenfalls im Zellplasma wahrnehmen Membrangebundene Ribosomen sind mit der Membran des Endoplasmatischen Retikulums verbunden Die dort synthetisierten Proteine werden mittels des cotranslationalen Proteintransportes in das Lumen des Endoplasmatischen Reticulums geleitet Membrangebundene Ribosomen findet man gehauft in sekretbildenden Zellen wie z B in der Bauchspeicheldruse Funktionsweise Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung eines Polysoms Die Funktionsweise des Ribosoms wahrend der Translation kann durch das Dreistellenmodell charakterisiert werden Demnach besitzt das Ribosom drei tRNA Bindungsstellen die A Aminoacyl P Peptidyl und E Exit Stelle Wahrend des Elongationszyklus oszilliert das Ribosom zwischen zwei Zustanden dem pra und dem post translationalen Zustand wobei zwei der drei tRNA Bindungsstellen mit einer tRNA besetzt sind Im pratranslationalen Zustand sind die A und P Stelle besetzt wobei die P Stelle die tRNA mit der Polypeptidkette tragt und die A Stelle von der neu hinzugekommenen Aminoacyl tRNA besetzt ist Im Ribosom wird nun die Polypeptidkette mittels Peptidyltransferase von der P Stellen tRNA auf die A Stellen tRNA ubertragen Danach wechselt das Ribosom in den posttranslationalen Zustand und wandert um drei Basen auf der mRNA weiter wodurch die vorherige A Stellen tRNA zur P Stellen tRNA wird und die nun leere ehemalige P Stellen tRNA uber die E Stelle Exit aus dem Ribosom geschleust wird Dabei ist eine Translokase EF G beteiligt Die beiden Hauptzustande des Ribosoms pra und posttranslational sind durch eine hohe Aktivierungsenergie Barriere voneinander getrennt Die zentrale Rolle der beiden Elongationsfaktoren besteht darin diese Energiebarriere zu erniedrigen und so das Ribosom in den jeweils anderen Zustand zu versetzen Manchmal formieren sich mehrere prokaryotische Ribosomen an demselben mRNA Molekul perlschnurartig zu einem Polysom Nachdem ein Peptid im Ribosom verknupft wurde durchwandert es einen ribosomalen Tunnel Dieser besteht grosstenteils aus rRNA und tritt aus der grossen ribosomalen Untereinheit aus Er hat eine Lange von ca 100 A 10 nm und einen durchschnittlichen Durchmesser von 15 A 1 5 nm An dessen engster Stelle wird der Kanal durch zwei konservierte ribosomale Proteine begrenzt L4e und L22 Ribophagie BearbeitenDer Abbau von Ribosomen ist noch nicht vollstandig verstanden Er wird in der Regel unter Nahrstoffmangel eingeleitet Fur Bakterien wie E coli wurde vorgeschlagen dass intakte 70S Ribosomen zunachst in beide Untereinheiten zerfallen 12 Unter Mangelbedingungen wird die Translation in der Zelle heruntergefahren so dass viele Ribosomen inaktiv sind Die beiden Untereinheiten sind wesentlich empfindlicher gegenuber Ribonukleasen RNasen als ein intaktes Ribosom da sie eine grossere Angriffsflache bieten Danach konnten auch Exonukleasen die ribosomale RNA weiter abbauen Fur Backhefe einen Eukaryot wurde ein mit Ribophagie bezeichneter Autophagieweg vorgeschlagen 13 Dieser lehnt an die Begriffe Mitophagie Abbau von Mitochondrien 14 Pexophagie Abbau von Peroxisomen 15 und Reticulophagie Abbau des Endoplasmatischen Retikulums 16 an Unter Nahrstoffmangel baut Hefe Ribosomen auf einem Weg ab der ahnlich wie bei Prokaryoten beginnt Zunachst werden die beiden Untereinheiten getrennt Eine Ubiquitinligase entfernt dann Ubiquitin an der 60S Untereinheit welche dann in einem Vesikel zur Vakuole transportiert wird Dies erscheint zunachst paradox da Ubiquitin ein allgemeines Abbausignal fur die meisten Proteine ist Von den Autoren wurde vorgeschlagen dass eine Ubiquitinligase die 60S Untereinheit zunachst fur den Abbauweg markiert der Prozess aber erst durch die Ubiquitinprotease endgultig ablaufen kann Strukturaufklarung Bearbeiten nbsp Die grosse Untereinheit LSU in rot und die kleine SSU in blau passen zusammen Ribosomen wurden durch den Forscher Albert Claude Mitte des 20 Jahrhunderts entdeckt 17 18 1940 hatte er mit Hilfe der Dunkelfeldmikroskopie RNA enthaltende Granula aus dem Cytosol tierischer Zellen identifiziert die kleiner als Mitochondrien waren 19 Er bezeichnete diese als Mikrosomen spatere Analysen zeigten dass sie Komplexe aus Phospholipiden und Ribonukleinproteinen waren Heutzutage werden Fragmente des ERs als Mikrosomen bezeichnet Durch Fortschritte in der Elektronenmikroskopie gelang es 1955 George Emil Palade jene Mikrosomen eindeutig als Bestandteile einer Zelle und nicht bloss als Artefakte von Zelltrummern zu identifizieren 20 Es gab immer mehr Hinweise darauf dass diese Ribonukleinproteinpartikel etwas mit der Translation zu tun hatten 1959 wurde auch der Beweis in E coli erbracht dass Ribosomen fur die Biosynthese von Polypeptiden notwendig sind 21 1958 griff Richard B Roberts in einem Symposium den Vorschlag auf den Namen Mikrosom bzw mikrosome Partikel auf den besserklingenden und einfachen Namen so Roberts Ribosom zu andern 22 Diese Abkurzung verweist auf die Art der Partikel Komplexe aus RNA und Proteinen Ribonukleopartikel Die Bezeichnung Ribosom konnte sich durchsetzen und wird im heutigen Sprachgebrauch ausschliesslich verwendet nbsp Molekulare Struktur der 30S Untereinheit von Thermus thermophilus Die Proteine sind in Blau und die einzelne RNA Kette in Braun dargestellt Wegen ihrer Kleinheit konnten erst in jungerer Zeit hochauflosende Strukturen von Ribosomen gewonnen werden wenngleich der grobe molekulare Aufbau seit den 1970er Jahren bekannt ist Einige Details ribosomaler Proteine konnten mittels Affinitatsmarkierung und chemisches Quervernetzen crosslinking aufgeklart werden 23 Ende 2000 wurde zum ersten Mal die 50S Untereinheit des Archaeon Haloarcula marismortui in einer Auflosung von 2 4 A aufgeklart 24 In dieser Auflosung kann man einzelne Molekule auflosen Zeitgleich wurde auch die Strukturen der kleinen ribosomalen Untereinheit aus Thermus thermophilus in einer atomaren Auflosung von 3 A publiziert 25 26 Da zu diesem Zeitpunkt keine Strukturdaten des kompletten Ribosoms vorlagen wurden die vorhandenen Daten genutzt um das prokaryotische Ribosom zu rekonstruieren 27 Wahrend die A und P Stelle schon langer bekannt waren wurde die E Stelle erst 1981 entdeckt Knud Nierhaus und Kollegen Alpha Epsilon Theorie der Bindung der tRNA im Ribosom 2005 wurden zum ersten Mal die kristallographischen Strukturdaten eines intakten Ribosom aus E coli in einer Auflosung von 3 5 A vorgestellt 28 Nahezu zeitgleich konnte eine andere Forschergruppe eine Struktur prasentieren die mit Hilfe der Cryoelektronenmikroskopie gewonnen wurde 29 Die Auflosung war mit uber 10 A vergleichsweise gering zeigte aber eine Momentaufnahme der Translation am Translokon Spater wurden immer mehr Strukturdaten von prokaryotischen Ribosomen veroffentlicht die gerade mRNAs oder tRNAs gebunden hatten und damit einen besseren Einblick auf die Prozesse der Translation gewahrten 30 31 Fur das eukaryotische Ribosom 80S gibt es noch keine vergleichbaren Strukturdaten Eine dreidimensionale Rekonstruktion ist indes aus den gesammelten Daten der Kryoelektronenmikroskopie der Rontgenkristallographie einzelner ribosomalen Komponenten sowie Homologievergleiche mit prokaryontischen Ribosomen moglich 32 33 34 35 Die kleine Untereinheit SSU zeigt beim Vergleich von Bakterien Archaaen und Eukaryoten Cytosol charakteristische Unterschiede die SSU der Bakterien besteht aus einem sog Korper englisch body einer Platte en platform und einem Kopf en head bei den Archaeen kommt noch ein Schnabel en bill genannte Ausstulpung am Kopf hinzu bei Eukaryoten Cytosol daruber hinaus noch zweibenachbarte Lappen en lobes am Korper Insgesamt wird die Struktur von Bakterien uber Archaeen bis hin zu Eukaryoten immer komplexer 36 37 Thomas A Steitz Ada Yonath und Venkatraman Ramakrishnan erhielten fur ihre Arbeit an der Strukturaufklarung 2009 den Nobelpreis fur Chemie 38 Ursprung BearbeitenDer Ursprung der Ribosomen wird in der RNA Welt vermutet in der ein selbstreplizierender Komplex erst spater die Fahigkeit zur Proteinsynthese entwickelte als dafur ausreichend Aminosauren zur Verfugung standen 39 Die katalytischen Fahigkeiten der RNA Ribozym sind ein zentraler Bestandteil der RNA Welt Hypothese Untersuchungen legen nahe dass diese Ribosomen Vorlaufer die ausschliesslich aus rRNA aufgebaut waren die Fahigkeit zur Bildung von Peptidbindungen entwickelt haben konnten 40 41 42 Daruber hinaus gibt es eine starke Evidenz dass ursprungliche Ribosomen selbstreplizierende Komplexe waren in denen die rRNA informationelle strukturelle und katalytische Zwecke hatte da sie tRNA und Proteine fur die ribosomale Selbstreplikation codiert haben konnte 43 Die hypothetischen DNA freien zellularen Organismen die mit solcher selbstreplizierender RNA ausgestattet waren nennt man Ribozyten 44 Als sich in der RNA Welt unter noch prabiotischen Bedingungen allmahlich Aminosauren anreicherten 45 46 konnte ihre Wechselwirkung mit der katalytischen RNA sowohl deren Wirkungsbereich als auch ihre Effizienz erhoht haben 39 Der selektive Druck Proteine in die selbstreplizierenden Mechanismen der Ribosomen einzubauen konnte die treibende Kraft fur die Evolution der Ribosomen von einer ursprunglich selbstreplizierenden Maschine in ihre heutige Form als Translationsmaschine gewesen sein da dies die Kapazitat der Selbstreplikation erhoht hatte 43 Entstehung der DNA BearbeitenDie Speicherung des Genoms in Form der DNA Doppelhelix erscheint als eine erst spatere Zutat DNA Replikation und Transkription sind bei Bakterien auf der einen und Archaeen und Eukaryoten Neomura auf der anderen Seite so stark verschieden dass die Annahme eines gemeinsamen Ursprungs Homologie unwahrscheinlich erscheint Stattdessen konnten diese beiden Gruppen ausgehend von primitiven zellularen Organismen mit Ribosomen die Fahigkeit zur Speicherung der Erbinformation in DNA jeweils fur sich erworben haben mutmasslich mit Hilfe von DNA Viren 47 Nach dieser Annahme hatten sich zuvor die DNA Viren aus den ursprunglicheren RNA Viren entwickelt um ihr Genom besser vor Attacken durch die Wirtszellen zu schutzen was das Ende der reinen RNA Welt bedeutete 48 49 Literatur BearbeitenDonald Voet und Judith G Voet Biochemie Wiley VCH 1994 ISBN 3 527 29249 7 S 917ff Alexander S Spirin Ribosomes Cellular Organelles Springer Berlin 1999 ISBN 0 306 46145 5 Reginald Garrett und Charles M Grisham Biochemistry International Student Edition Cengage Learning Services 4 Auflage 2009 ISBN 978 0 495 11464 2 S Klinge et al 2012 Atomic structures of the eukaryotic ribosome In Trends Biochem Sci 37 5 189 198 PMID 22436288 doi 10 1016 j tibs 2012 02 007 D N Wilson und J H Doudna Cate 2012 The structure and function of the eukaryotic ribosome In Cold Spring Harb Perspect Biol 4 5 1 17 PMID 22550233 PDF freier Volltextzugriff engl S Melnikov et al 2012 One core two shells bacterial and eukaryotic ribosomes In Nat Struct Mol Biol 19 6 560 567 PMID 22664983 doi 10 1038 nsmb 2313Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Ribosom Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Proteopedia Ribosome Ribosomal Database Datenbank uber ribosomale Proteine Video Erklarung der Ribosomstruktur und ihre Entdeckung Video Proteinbiosynthese am Ribosom Kenyon College englisch MP4 39 8 MB Einzelnachweise Bearbeiten Hans G Kloepfer Struktur und Funktion von Ribosomen In Chemie in unserer Zeit Band 7 Nr 2 1973 S 49 58 doi 10 1002 ciuz 19730070204 Salini Konikkat Dynamic Remodeling Events Drive the Removal of the ITS2 Spacer Sequence During Assembly of 60S Ribosomal Subunits in S cerevisiae Februar 2016 doi 10 1184 r1 6716126 v1 Carnegie Mellon University Elmar W Weiler Lutz Nover Allgemeine und molekulare Botanik Georg Thieme Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 13 152791 2 S 532 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Jesus de la Cruz Katrin Karbstein John L Woolford Jr Functions of Ribosomal Proteins in Assembly of Eukaryotic Ribosomes In Vivo In Annual review of biochemistry Band 84 2015 S 93 129 doi 10 1146 annurev biochem 060614 033917 PMID 25706898 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