www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Nukleolus oder Nucleolus von lateinisch nucleolus Kernchen Plural nucleoli auch Kernkorperchen genannt ist ein lichtmikroskopisch auffalliger etwa kugelformiger Bereich des Nukleoplasmas innerhalb des Zellkerns Nukleus einer eukaryotischen Zelle Nukleoli gehen aus bestimmten Chromosomenregionen hervor den Nukleolusorganisatorregionen NOR Sie sind nach einer Kernteilung Mitose typischerweise in der Interphase zu finden und dienen dem Aufbau ribosomaler RNA Im Nukleolus findet auch deren Zusammenbau mit ribosomalen Proteinen zu den Vorstufen von Ribosomen statt sie ermoglichen die Proteinbiosynthese im Cytoplasma Organisation einer typischen eukaryotischen Tierzelle 1 Nucleolus Kernkorperchen 2 Zellkern Nukleus 3 Ribosomen 4 Vesikel 5 Raues Granulares ER Ergastoplasma 6 Golgi Apparat 7 Cytoskelett 8 Glattes Agranulares ER 9 Mitochondrien 10 Lysosom 11 Cytoplasma mit Cytosol und Cytoskelett 12 Peroxisomen 13 Zentriolen 14 ZellmembranUbergeordnetZellkernKaryoplasmaUntergeordnetRibosomale DNAPars granulosaPars fibrosaPraribosomenProteinkomplexeGene OntologyQuickGO Ein Nukleolus ist ein besonderer Bereich im Zellkern Nukleus Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Vorkommen 1 1 Humangenetik 1 2 Allgemeine Genetik 1 3 Chromosomen mit Nukleolusorganisator NOR 1 4 Anzahl der Transkriptionseinheiten fur rRNA 1 5 Gene fur 5S rRNA 2 Proteine fur die rRNAs 2 1 Zwei Polymerasen fur die rRNAs 2 2 Prozessproteine fur die rRNAs 2 3 Zwei Ribosomen Bauteile 3 Funktion des Nukleolus 4 Struktur 5 Farbbarkeit 6 Geschichte 7 Krankheit und Nukleolen 8 Viren und Nukleolen 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksLage und Vorkommen BearbeitenIn jedem eukaryotischen Genom gibt es mindestens ein Chromosom das einen Nukleolus entstehen lasst 1 Liegen innerhalb der Kernhulle mehrere solcher Nukleusorganisatoren vor so konnen deren Nukleoli getrennt bleiben oder sich vereinen Bei menschlichen Zellen verschmelzen die zehn zunachst gebildeten Nukleolen meist zu einem grossen Nukleolus im Interphase Kern In Zellen mit intensiver Proteinsynthese ist der Nukleolus stets besonders gross 2 Jeder Nukleolus enthalt Chromosomenabschnitte mit aneinandergereihten Genen sogenannter ribosomaler DNA rDNA an denen mit hoher Genaktivitat die Transkription ablauft Mit Hilfe der RNA Polymerase I wird dabei jeweils ein RNA Einzelstrang 45S pra ribosomale RNA aufgebaut Dieser wird anschliessend so zerlegt dass drei verschiedene Molekule ribosomaler RNA rRNA entstehen 18S sowie 5 8S und 28S rDNA Gemeinsam mit 5S rRNA sind dies die funktionell grundlegenden Bausteine von Ribosomen Sie bilden zusammen mit einer Reihe unterschiedlicher ribosomaler Proteine die Vorstufen der kleinen 40S und grossen 60S Untereinheiten eukaryotischer Ribosomen Humangenetik Bearbeiten nbsp Nukleolus im Nukleus einer HeLa Zelle elektronenmikroskopische Aufnahme Im menschlichen Genom liegen die rDNA Gene fur rRNA jeweils auf den kurzen p Armen der akrozentrischen Chromosomen an den Genorten 13p12 14p12 15p12 sowie 21p12 und 22p12 Die repetitiven DNA Sequenzen der entsprechenden Nukleolusorganisatoren dieser Regionen weisen jeweils etwa 50 Sequenzwiederholungen pro NOR auf In einem diploiden menschlichen Zellkern liegen also insgesamt zehn Chromosomen mit Nukleolus Organisator Regionen vor Die in der Telophase zunachst gebildeten bis zu zehn kleinen Nukleolen 3 vereinigen sich im Laufe der Interphase in vielen Zellkernen nicht selten zu einem grossen gemeinsamen Nukleolus Dabei ist kaum zu entscheiden ob noch alle NOR gleichermassen aktiv sind Die DNA Sequenzen fur die 5S rRNA liegen beim Menschen im langen q Arm des Chromosoms 1 Auch bei anderen Spezies befinden sich die Gene fur die 5S rRNA ausserhalb von Nukleolusorganisatorregionen Allgemeine Genetik Bearbeiten nbsp Chironomus halophilus polytanes Chromosomenpaar 4 lichtmikroskopisch L links R rechts N Nukleolus BR Balbiani Ring Massstab 10 µmAnders als etwa bei Pflanzen oder Wirbeltieren mit ihren kleinen Zellkernen der Interphase sind Nukleolen verhaltnismassig leicht an Polytanchromosomen zu beobachten wie sie in Fliegen Maden und Mucken Larven vorkommen Diese Insekten entwickeln in Speicheldrusen und in Malpighi Gefassen riesige Zellkerne In diesen ist eindeutig zu erkennen welches der entsprechend grossen Chromosomen eine NOR besitzt Als Beispiel dient hier die Abbildung des polytanen Chromosompaares 4 aus einer larvalen Speicheldruse der Zuckmucke Chironomus halophilus Am linken Ende sind die elterlichen Chromatidenbundel getrennt und tragen unterschiedlich grosse Nukleolen dunkel gefarbt mit Uranylacetat Als Diagnose bietet sich an Die beiden elterlichen NOR sind unterschiedlich aktiv sie zeigen heterozygote Transkription Obwohl sie nahe beieinander liegen sind die beiden Nukleolen voneinander getrennt Chromosomen mit Nukleolusorganisator NOR Bearbeiten Die folgende Tabelle zeigt dass die Zahl nuklelolusorganisierender Regionen von Art zu Art verschieden sein kann Spezies Karyotyp Chromosom mit NOR AutorenZea mays 2n 20 6 Silva et al 2018 4 McClintock 1929 5 Drosophila melanogaster 2n 8 XY X bzw Y Warsinger Pepe et al 2020 6 Chironomus commutatus 2n 6 FEG Element Keyl 1960 Tafel 8 7 Chironomus halophilus 2n 8 4 Keyl amp Keyl 1959 Tafel 9 8 Chironomus obtusidens 2n 8 G Beermann 1962 9 Chironomus plumosus 2n 8 4 Keyl amp Keyl 1959 Tafel 10 Chironomus tentans 2n 8 1 2 Pelling 1964 10 Pseudodiamesa branickii 2n 8 4 Zacharias 1984 11 Sus scrofa Hausschwein 2n 38 XY 8 10 Mellink et al 1994 12 Ronne et al 1987 13 Bos taurus Hausrind 2n 62 XY 2q 3q 4q 11q 25q Andraszek amp Smalec 2012 14 Homo sapiens 2n 46 XY 13p 14p 15p 21p 22p Mangan amp McStay 2021 15 Van Sluisa et al 2020 16 Fur Chironomus commutatus ist aus seinem polytanen Chromosomensatz ein fur diese Gattung ungewohnlicher Karyotyp 2n 6 abzuleiten Der Nukleolus ist an ein langes Chromosom gebunden das durch Translokation aus den chromosomalen Untereinheiten F E G zusammengesetzt ist Die NOR liegt im Teil G der ehemals wie bei C obtusidens ein selbstandiges Chromosom war Um den Karyotyp zu formulieren darf man sich nicht immer auf den polytanen Satz berufen Davor warnt die Zuckmucke Pseudodiamesa branickii Auf den ersten Blick besitzt sie drei polytane Chromosomenpaare Doch keinem ist ein Nukleolus zuzuordnen Tatsachlich zeigen mitotische Metaphasen 2n 8 Chromosomen Mit verschiedenen Methoden wurde die multiplizierte NOR in Riesenkernen als unabhangiges Chromatinnetz neben den Polytanchromosomen nachgewiesen Die Transkription in der NOR ist so stark dass die multiplizierten Chromatiden der beiden kleinen Chromosomen 4 nicht zusammenbleiben sich nicht bundeln konnten Diese Besonderheit bestatigt die NOR als den machtigsten unter den aktiven Genorten die in polytanen Elementen als Puffs pʌfs engl charakterisiert sind Anzahl der Transkriptionseinheiten fur rRNA Bearbeiten Auf der ribosomalen DNA rDNA von nukleolusorganisierenden Regionen wiederholen sich identische DNA Sequenzen mehrfach bis tausendfach im Genom Diese repetitiven Sequenzen konnen als verschiedene Transkriptionseinheiten fur den Aufbau von rRNA gleichzeitig abgelesen werden Bei dem Transkriptionsvorgang mittels RNA Polymerase I wird jeweils als erstes Genprodukt ein langerer RNA Einzelstrang aufgebaut die sogenannte 45S pra rRNA Diese wird anschliessend verandert und so in mehrere Teile zerlegt dass daraus je ein 18S 5 8S und 28S rRNA Molekul hervorgehen die Grundbausteine spaterer Ribosomen Die Sedimentationszahl S ist ein Mass fur die Grosse der RNA Molekule unter Beschleunigung in einer Ultrazentrifuge Die folgende Tabelle fuhrt exemplarisch inzwischen uberholte Schatzungen der Gesamtzahl an Transkriptionseinheiten fur 45S pra rRNA in verschiedenen einfachen 1n 1c Genomen auf 17 18 nbsp Transkriptionseinheiten von rDNA fur rRNA im Nukleolus einer Zuckmucke Chironomus pallidivitatus elektronenmikroskopische Aufnahme etwa 40 000fache Vergrosserung Die Praparationsmethode veroffentlichte der Autor 1993 19 Spezies deutscher Name rRNA GeneSaccharomyces cerevisiae Backhefe 140Allium cepa Zwiebel 6950Pisum sativum Erbse 3900Triticum aestivum Weizen 6350Bombyx mori Seidenspinner 240Drosophila melanogaster Taufliege 200Salmo salar Atlantischer Lachs 710Gallus domesticus Haushuhn 200Mus musculus Hausmaus 100Homo sapiens Mensch 200Gene fur 5S rRNA Bearbeiten Nicht in der rDNA der Nukleolusorganisatoren sind die repetitiven DNA Sequenzen von Genen fur die 5S rRNA zu finden Im menschlichen Genom liegen diese auf dem langen q Arm des grossen Chromosoms 1 Die Mehrzahl dieser Transkriptionseinheiten wurde in der Region 1q42 11 13 nachgewiesen 20 21 etwa ein Viertel der Gene liegen in der Region 1q31 22 Bei der Taufliege Drosophila melanogaster enthalt das Chromosom 2 in Region 56EF die etwa 200 Kopien des Gens fur 5S rRNA Getrennt davon enthalt das X Chromosom wie in der obenstehenden Tabelle gelistet die Region des Nucleolusorganisators mit den Genen fur 18S und 28S rRNA 23 Ahnlich ist das Genom der Zuckmucke Chironomus thummi organisiert Die DNA Sequenzen fur die 5S rRNA wurden im rechten Arm des polytanen Chromosoms 2 aufgespurt und zwar in der Region B3c e 24 Auch bei dieser Art gehort der Nukleolus zum kleinen Chromosom 4 Proteine fur die rRNAs BearbeitenDie Gene fur alle Proteine liegen in den Chromosomen Von den Genen werden die entsprechenden mRNAs als Informationsboten abgeschrieben die dann durch die Kernporen ins Zytoplasma gelangen An den Ribosomen erfolgt entsprechend der genetischen Information einer mRNA die Biosynthese eines Proteins Im Falle der Polymerasen fur rRNA werden diese durch die Kernporen zuruck in den Zellkern befordert um an den fur sie bestimmten Genorten von der rDNA die rRNA abzuschreiben Zwei Polymerasen fur die rRNAs Bearbeiten Die rDNA in einer NOR wird von der RNA Polymerase I abgelesen Das DNA abhangige Enzym synthetisiert die 45S pra rRNA Dieses Vorprodukt wird im Nukleolus in mehreren Schritten zu den rRNAs 28S 18S und 5 8S prozessiert 25 26 Die Genorte fur die 5S rRNAs liegen jedoch ausserhalb der NORs Die RNA Polymerase III besorgt die Transkription der 5S rRNA welche vom ursprunglichen Genort abwandert und in den Nukleolus gelangt 27 Prozessproteine fur die rRNAs Bearbeiten Das nukleolare pra rRNA prozessierende Protein NIP7 sei als Beispiel vorgestellt Es ist notig um fur die Biosynthese der kleinen Ribosomen Untereinheiten reife 18S rRNA herzustellen Das Adjektiv im Namen betont dass der Wirkbereich des NIP7 auf den Nukleolus beschrankt bleibt 28 Das Gen fur das NIP7 liegt im langen Arm des menschlichen Chromosoms 16 und zwar in 16q22 1 29 Zwei Ribosomen Bauteile Bearbeiten Die ribosomalen Proteine werden aus dem Zytosol durch die Kernporen zum Nukleolus geschleust und dort fur den Zusammenbau der Ribosomenvorstufen gebraucht Zusammen mit diesen Proteinen bilden die rRNAs 28S 5 8S und 5S die grossen Untereinheiten die 18S RNA ist das rRNA Molekul fur die kleine Untereinheit der kunftigen Ribosomen Die grossen 60S und die kleinen 40S Ribosomen Untereinheiten werden anschliessend wieder ins Zytosol transportiert Dort stehen sie fur ihren Zusammenschluss zu 80S Ribosomen zu Verfugung die frei im Zytosol oder an das raue Endoplasmatischen Reticulum gebunden als Translationseinheiten tatig werden siehe Ribosom Funktion des Nukleolus BearbeitenHauptsachliche Aufgabe eines Nukleolus ist diese Biogenese praribosomaler Partikel die schliesslich durch die Kernporen transportiert im Cytosol die Proteinbiosynthese ermoglichen als freie Ribosomen oder membrangebunden am rauen Endoplasmatischen Retikulum Als Produktionsort der Ribosomen Untereinheiten ist ein Nukleolus in der Interphase des Zellzyklus aktiv In dieser Zeit ist das Kernkorperchen mit einem Lichtmikroskop zu beobachten Das ist naheliegend weil die Interphase die Hauptzeit des zellularen Stoffwechsels ist gekennzeichnet von Proteinsynthese die massenhaft Ribosomen erfordert In Zellen mit intensiver Proteinsynthese ist der Nukleolus besonders gross 30 Allerdings sind die Bildungsorte der Nukleolen wahrend der mitotischen Interphase nicht ohne weiteres zu erkennen weil die Chromosomen derweil vollig aufgelockert sind Organe mit Polytanchromosomen bieten diesbezuglich einen diagnostischen Vorteil Bis zum Begin der Kernteilung werden die Nukleolen meist aufgebraucht Ihre Struktur verschwindet und ist folglich auch nicht mehr anfarbbar Die Nukleolen sind in der Mitose inaktiv weil die Zellen zur Metaphase und Anaphase fast keine Proteine herstellen und deswegen vom Zellkern keine neue genetische Information brauchen 31 Sollte wahrend der Interphase eine NOR besonders aktiv gewesen sein mag sie in manchen Metaphasen nicht so stark kondensieren wie das ubrige Nukleolus Chromosom Diese Chromosomen Stelle geringer Verpackung wird als sekundare Konstriktion bezeichnet Als primare Konstriktion gilt die Zentromer Region Nach der Telophase nehmen die NORs der Tochterkerne die Transkription auf und bilden neue Nukleolen Keine Lehrbuchregel ohne Ausnahme In manchen Arten bleiben die Nukleolen wahrend der Mitose erhalten und teilen sich in der Anaphase Fur dieses Ausnahmephanomen steht das Stichwort Nukleolenpersistenz ein Beispiel bieten die Wurzelspitzen der Gewohnlichen Sonnenblume Helianthus annuus 32 Struktur BearbeitenDie Vorgange der Transkription von rDNA der Prozessierung zu rRNA Molekulen und deren Assoziation mit spezifischen Proteinen zu komplexen Ribonukleoproteinen laufen im Nukleolus in aufeinanderfolgenden Zonen ab und pragen so dessen Struktur Mit einem Elektronenmikroskop lassen sich faserartige und kornige Zonen im Kernkorperchen unterschieden Pars fibrosa und Pars granulosa genannt Die Pars fibrosa kann weiterhin in fibrillare und dicht fibrillare Komponenten untergliedert werden Die fibrillaren Komponenten werden als mehrere rundlich aufgehellte Bereiche im Nucleolus erkennbar Hier findet durch die RNA Polymerase I die Transkription von 45S Pra rRNA statt Die dicht fibrillaren Komponenten liegen meist schalenformig als dunkle Anteile um diese Transkriptionsbereiche angeordnet Hier finden Zerschneidungen der 45S rRNA in 28S 18S und 5 8S rRNA statt Die Pars granulosa stellt den grossten Teil des Nucleolus dar Ihr gekorntes Erscheinungsbild wird hauptsachlich durch die Synthese praribosomaler Partikel gepragt Diese bestehen aus den verschiedenen rRNA Formen und assoziierenden Proteinen wobei der grossen ribosomalen Untereinheit 49 der kleinen 33 zusatzliche Proteine zugeordnet werden Farbbarkeit BearbeitenFur die Nukleolen Diagnose mit dem Lichtmikroskop mischt man einen Teil 1 Ameisensaure und 2 Gelatine mit zwei Teilen 50 Silbernitrat In dem dunkelgestellten Gemisch bleiben die Zellpraparate 30 Minuten bevor sie zusatzlich die May Grunwald Farbung erhalten 33 Bevorzugt ist der Nukleolus mit Uranylacetat darzustellen 34 Siehe polytanes Chromosom 4 in Chironomus halophilus Ein Fluoreszenzmikroskop erlaubt in Zellkernen mit einem anti rA dT IgG die molekularen Hybride von rRNA rDNA in der NOR nachzuweisen 35 Geschichte BearbeitenIm Jahr 1835 hatte Rudolf Wagner den Keimfleck das Kernkorperchen der Eizelle entdeckt 36 Als Pioniere der Nukleolen Forschung werden der Botaniker Matthias Jacob Schleiden 1938 und der Anatom Theodor Schwann 1939 vorgestellt 37 Doch anfangs war lediglich klar dass der Zellkern mit seinem Kernkorperchen zum Inventar einer Zelle gehort Dann erkannte man am Institut fur Allgemeine Botanik der Universitat Hamburg dass die Nukleolen an festen Genorten in bestimmten Chromosomen entstehen 38 39 40 Doch die Chemie der Nukleolen und ihre Funktion blieben weiterhin ratselhaft Wegen seiner auffalligen Grosse wurde der Nukleolus manchmal als Organell bewertet Da dieses nukleolare Gebilde weder eine doppelte noch eine einfache Membran umhullt ist eine solche Benennung unangebracht wie die molekulargenetischen Befunde bestatigen Beim Krallenfrosch Xenopus laevis gibt es eine heterozygote Mutante die lediglich einen Nukleolus bildet wahrend der normale Wildtyp zwei Nukleolen besitzt Die homozygote Mutante hat gar keinen Nukleolus solche Individuen produzieren keine rRNA und mussen fruh als Larven sterben Die heterozygote Mutante produziert nur halb soviel rRNA wie der Wildtyp 41 Anschliessend zeigten Max Birnstiel und Hugh Wallace mit molekularen Hybridisierungsexperimenten dass Nukleolen tatsachlich ribosomale DNA enthalten 42 Das bewies zwingend dass die Anzahl der Nukleolen und die synthetisierte rRNA Menge ursachlich zusammenhangen Krankheit und Nukleolen BearbeitenDer Nukleolus reguliert nicht nur die Biogenese der Ribosomen sondern beeinflusst auch andere Zellfunktionen Dazu zahlen Antworten auf Stress Alterung und Lebensdauer sowie die Genom Organisation Was menschliche Krankheiten anbelangt spielen Nukleolus Defekte eine Rolle so beim vorzeitigen Altern im Hutchinson Gilford Syndrom oder bei der Blutarmut des Diamond Blackfan Syndroms 43 44 Nicht zuletzt verdachtigt man den Nukleolus Krebsentstehung anzuzeigen oder ursachlich dabei mitzuwirken 45 46 Die Huntington Krankheit ist eine dominant vererbte unheilbare Krankheit des Gehirns Als Ursache gilt das veranderte Huntingtin Gen im menschlichen Chromosom 4p16 3 Diese Mutation stort die allgemeine Transkription erheblich Davon ist auch das Gen fur Nucleophosmin NPM1 in Chromosom 5q35 1 betroffen Das Protein NPM1 verliert seinen Bezug zum Nukleolus und zeigt damit den Fortschritt der Krankheit an 47 Bei der Taufliege gibt es eine rezessive Mutation bobbed bb die die Zahl der rDNA Sequenzen im Nukleolusorganisator vermindert Dieser Mangel verlangsamt das allgemeine Maden Wachstum und verursacht bei der Fliege auffallig kurze dunne Ruckenborsten Schlimme homozygote bb Falle sind todlich 48 Von dieser genetischen Mangelkrankheit konnen sich jedoch Mannchen uber wenige Generationen erholen indem zwischen den Chromosomen X und Y mehrmals Crossing over erfolgt Solche meiotische Rekombinationen ergeben eine Vergrosserung Magnifikation der rDNA bis zum 20 Fachen In der Modellvorstellung bildet die rDNA Ringe die in den chromosomalen Genort eingefugt werden 49 50 Viren und Nukleolen BearbeitenViele Viren deren Replikation in Zellkernen ablauft losen auch Wechselwirkungen mit den Nukleolen aus Einige RNA Viren die im Zytoplasma repliziert werden verursachen die Produktion gewisser Proteine die in den Zellkern eindringen und dort den Nukleolus ansteuern 51 Dadurch werden Nukleolus Proteine in andere Bereiche der Wirtszelle umverteilt So kommt es zu schwerwiegenden Auswirkungen auf Transkription und Translation Die Veranderungen des zellularen Stoffwechsels dienen der Viren Produktion 52 53 Viren sind gelebtes Leben 54 Literatur BearbeitenKonstantin I Panov Katherine Hannan Ross D Hannan Nadine Hein The ribosomal gene loci The power behind the throne In Genes 12 2021 763 PMC 8157237 freier Volltext Renate Lullmann Rauch Esther Asan Taschenbuch Histologie Thieme Stuttgart 6 Auflage 2019 ISBN 3 13 242533 8 Ganzes Buch fur personliche Verwendung 68MB PDF Attila Nemeth Ingrid Grummt Dynamic regulation of nucleolar architecture In Curr Opin Cell Biol 52 2018 105 111 Jane B Reece Lisa A Urry Michael L Cain Steven A Wasserman Peter V Minorsky Robert B Jackson Campbell Biologie 2015 Buch Download 280 MB PDF Thoru Pederson The nucleolus In Coldspring Harb Perspect Biol 3 3 2011 a000638 PMC 3039934 freier Volltext Nemeth A Conesa A Santoyo Lopez J et al Initial genomics of the human nucleolus In PLoS Genet 6 Jahrgang Nr 3 2010 S e1000889 doi 10 1371 journal pgen 1000889 PMID 20361057 PMC 2845662 freier Volltext Otto Bucher Hubert Wartenberg Cytologie Histologie und mikroskopische Anatomie des Menschen 12 vollstandig uberarbeitete Auflage Huber Stuttgart 1997 ISBN 3 456 82785 7 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Beermann Der Nukleolus als lebenswichtiger Bestandteil des Zellkerns In Chromosoma 11 1960 263 296 Eintrag Nucleolus im Lexikon der Biologie auf spektrum de Walther Traut Chromosomen Klassische und molekulare Cytogenetik Springer Berlin Heidelberg 1991 189 193 ISBN 3 540 53319 2 Seite 191 Die maximale Zahl der Nukleolen entspricht der Zahl der aktiven NORs eines Zellkerns Jessica Coutinho Silva Carlos Roberto Carvalho Wellington Ronildo Clarindo Updating the maize karyotype by chromosome DNA sizing In PLoS ONE 13 1 2018 e0190428 PMC 5749775 freier Volltext Barbara McClintock Chromosome morphology in Zea mays In Science 69 1798 1929 629 doi 10 1126 science 69 1798 629 Natalie Warsinger Pepe Duojia Li Yukiko M Yamashita Regulation of nucleolar dominance in Drosophila melanogaster In Genetics 214 2020 991 1004 PMC 7153946 freier Volltext Hans G Keyl Die cytologische Diagnostik der Chironomiden II Diagnosen der Geschwisterarten Chironomus acidophilus n sp und Ch uliginosus n sp In Arch Hydrobiol 57 1960 187 195 Tafel 8 Hans G Keyl Ilse Keyl Die cytologische Diagnostik der Chironomiden I Bestimmungstabelle fur die Gattung Chironomus auf Grund der Speicheldrusen Chromosomen In Arch Hydrobiol 56 1959 43 57 Tafel 9 Wolfgang Beermann Riesenchromosomen Springer Wien 1962 S 21 Claus Pelling Ribonukleinsaure Synthese der Riesenchromosomen Autoradiographische Untersuchungen an Chironomus tentans In Chromosoma 15 1964 71 122 Helmut Zacharias Allocyclic behaviour and underreplication of the nucleolus chromosome in Pseudodiamesa Chironomidae In Chromosoma 89 1984 263 273 Clemens H Mellink A A Bosma N A De Haan Variation in size of Ag NORs and fluorescent rDNA in situ hybridization signals in six breeds of domestic pig In Hereditas 120 2 1994 141 149 Mogens Ronne Vera Stefanova Dino di Bernardino Birger Strandby Poulsen The R banded karyotype of the domestic pig Sus scrofa dornestica L In Hereditas 106 1987 219 231 Katarzyna Andraszek Elzbieta Smalec Structure of the nucleoli in domestic cattle spermatocytes In Folia Histochem Cytobiol 50 3 2012 346 351 PDF Hazel Mangan Brian McStay Human nucleoli comprise multiple constrained territories tethered to individual chromosomes In Genes Dev 35 7 8 2021 483 488 PMC 8015717 freier Volltext Marjolein van Sluisa Chelly van Vuurena Hazel Mangana Brian McStay NORs on human acrocentric chromosome p arms are active by default and can associate with nucleoli independently of rDNA In Proc Natl Acad Sci USA 117 19 2020 10368 10377 PMC 7229746 freier Volltext Adrian T Sumner Chromosomes Organisation and function Blackwell Oxford UK 2003 ISBN 0 632 05407 7 Tab 11 1 S 134 Harris Busch Lawrence Rothblum eds The cell nucleus Vol X rDNA part A Academic Press New York 1982 Hans H Trepte Ultrastructural analysis of Balbiani ring genes of Chironomus pallidivittatus in different states of Balbiani ring activity In Chromosoma102 1993 433 445 Pernille Dissing Sorensen B Lomholt Sune Frederiksen N Tommerup Fine mapping of human 5S rRNA genes to chromosome 1q42 11 q42 13 In Cytogenet Cell Genet 57 1991 26 29 Abstract Pernille Dissing Sorensen Sune Frederiksen Characterization of human 5S rRNA genes In Nucleic Acids Res 19 15 1991 4147 4151 PMC 328554 freier Volltext B Lomholt Sune Frederiksen J Nederby Nielsen C Hallenberg Additional assignment of the human 5S rRNA genes to chromosome region 1q31 In Cytogenetics and Cell Genetics Band 70 1995 S 76 79 Abstract James D Procunier Kenneth D Tartof Genetic analysis of the 5S RNA genes in Drosophila melanogaster In Genetics Band 81 Nr 3 1975 S 515 523 PMC 1213417 freier Volltext Helmut Baumlein Ulrich Wobus Chromosomal localization of ribosomal 5S RNA genes in Chironomus thummi by in situ hybridization of iodinated 5S RNA In Chromosoma 57 1976 199 204 Ingrid Grummt Regulation of mammalian ribosomal gene transcription by RNA polymerase I In Progr Nucleic Acid Res Mol Biol 62 1999 109 154 Walter Traut Chromosomen Klassische und molekulare Cytogenetik Springer Berlin Heidelberg1991 ISBN 3 540 53319 2 Seite 192 Abb 8 18 Tandem Repeats aktiver ribosomaler Transkriptionseinheiten aus dem Nukleolus einer Oocyte des Molches Pleurodeles Ian M Willis RNA polymerase III Genes factors and transcriptional specificity In Eur J Biochem 212 1993 1 11 Luis G Morello Cedric Hesling Patricia P Coltri Beatriz A Castilho Ruth Rimokh Nilson I T Zanchin The NIP7 protein is required for accurate pre rRNA processing in human cells In Nucleic Acids Res 39 2 2011 648 665 PMC 3025556 freier Volltext Matthew B Gross Personliche Mitteilung an OMIM 2021 PDF Eintrag Nucleolus im Lexikon der Biologie auf spektrum de Walter Traut Chromosomen 1991 S 189 Georg Tischler Handbuch der Pflanzenanatomie Band II Allgemeine Pflanzenkaryologie 2 Halfte Kernteilung und Kernverschmelzung Naturwissenschaftlicher Verlag Berlin 1951 Fig 113 Seite 201 Yu Furusawa Masashi Takahashi Mariko Shima Sawa Osamu Yamamoto Akira Yabuki Argyrophilic nucleolar organizer regions staining for cytology smears in dogs and cats In J Vet Med Sci 82 9 2020 1267 1270 PMC 7538313 freier Volltext Juan C Stockert Uranyl EDTA Hematoxylin A new selective staining technique for nucleolar material In Histochem 43 1975 313 322 Werner Busen J M Amabis Orillio Leoncini B D Stollar F J S Lara Immunofluorescent characterization of DNA RNA hybrids on polytene chromosomes of Trichosia pubescens Diptera Sciaridae In Chromosoma 87 1982 247 262 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 35 Ilse Jahn Rudolf Lother Konrad Senglaub Wolfgang Heese Hg Geschichte der Biologie Theorien Methoden Institutionen Kurzbiographien VEB Gustav Fischer Jena 1985 S 360 Emil Heitz Nukelolen und Chromosomen in der Gattung Vicia In Planta 15 1932 495 505 Seite 504 Folgendes steht jetzt fest Immer wenn SAT Chromosomen vorhanden sind mussen an ihnen Nukleolen entstehen Barbara McClintock 1934 The relationship of a particular chromosomal element to the development of the nucleoli in Zea mays In Z Zellforsch Mikr Anat 21 1934 294 398 McClintock verbrachte 1933 in Berlin und in Freiburg Breisgau Flavio Resende Uber die Ubiquitat der SAT Chromosomen bei den Blutenpflanzen In Planta 26 1937 757 807 Donald D Brown John B Gurdon Absence of ribosomal RNA synthesis in the anucleolate mutant of Xenopus laevis In Proc Natl Acad Sci U S A 51 1964 139 146 PMC 300879 freier Volltext Hugh Wallace Max L Birnstiel Ribosomal cistrons and the nucleolar organizer In Biochim Biophys Acta 114 2 1966 296 310 doi 10 1016 0005 2787 66 90311 x Ursula Stochaj Stephanie C Weber Nucleolar organization and functions in health and disease In Cells 9 2020 526 PMC 7140423 freier Volltext Kai Yang Jie Yang Jing Yi Nucleolar Stress Hallmarks sensing mechanism and diseases In Cell Stress 2 6 2018 125 140 PMC 6551681 freier Volltext Pietro Carotenuto Annalisa Pecoraro Gaetano Palma Giulia Russo Annapina Russo Therapeutic approaches targeting nucleolus in cancer In Cells 8 9 2019 1090 PMC 6770360 freier Volltext Davide Ruggero Revisiting the nucleolus From marker to dynamic integrator of cancer signaling In Sci Signal 5 241 2012 pe38 PMC 4390046 freier Volltext Aynur Sonmez Rasem Mustafa Salome T Ryll Francesca Tuorto Ludivine Wacheul Donatella Ponti Christian Litke Tanja Hering Kerstin Kojer Jenniver Koch Claudia Pitzer Joachim Kirsch Andreas Neueder Grzegorz Kreiner Denis L J Lafontaine Michael Orth Birgit Liss Rosanna Parlato Nucleolar stress controls mutant Huntington toxicity and monitors Huntington s disease progression In Cell Death Dis 12 12 2021 1339 PMC 8655027 freier Volltext Roberto Weinmann Regulation of ribosomal RNA and 5S RNA synthesis in Drosophila melanogaster I Bobbed mutants In Genetics 72 1972 267 276 PMC 1212826 freier Volltext Ferruccio Ritossa Crossing over between X and Y chromosomes during ribosomal DNA magnification in Drosophila melanogaster In Proc Natl Acad Sci USA 70 7 1973 1950 1954 PMC 433640 freier Volltext Lino C Polito Daniela Cavaliere Anna Zazo Maria Furia A study of rDNA magnification phenomenon in a repair recombination deficient mutant of Drosophila melanogaster In Genetics 102 1982 39 48 PMC 1201923 freier Volltext Stephen M Rawlinson Gregory W Moseley The nucleolar interphase of RNA viruses In Cell Microbiol 17 8 2015 1108 1120 Anna Greco Involvement of the nucleolus in replication of human viruses In Rev Med Virol 19 2009 201 214 PMC 7169183 freier Volltext Julian A Hiscox The nucleolus a gateway to viral infection In Arch Virol 147 2002 1077 1089 PMC 7087241 freier Volltext Unbekannter Autor Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cell nucleolus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alexander Schlaak Organisationsprinzip des menschlichen Genoms identifiziert Universitat Regensburg Pressemitteilung vom 13 April 2010 beim Informationsdienst Wissenschaft idw online de abgerufen am 15 September 2015 Normdaten Sachbegriff GND 4212008 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nucleolus amp oldid 236980373