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Ein Elektronenmikroskop fruher auch Ubermikroskop ist ein Mikroskop welches das Innere oder die Oberflache eines Objekts mit Elektronen abbilden kann Wie bei klassischen Lichtmikroskopen ist auch hier das Auflosungsvermogen von der verwendeten Wellenlange abhangig Da die Materiewelle die schnellen Elektronen zugeordnet werden kann eine sehr viel kurzere Wellenlange besitzt als sichtbares Licht kann mit einem Elektronenmikroskop eine deutlich hohere Auflosung derzeit etwa 0 1 nm erreicht werden als mit einem Lichtmikroskop etwa 200 nm Wahrend die Auflosung von Lichtmikroskopen tatsachlich die durch Beugung bedingte physikalische Grenze erreicht verschlechtern bei Elektronenmikroskopen die deutlich geringere numerische Apertur und Aberrationen der elektronenoptischen Bauteile die nutzbare Auflosung um etwa eineinhalb Grossenordnungen gegenuber der Wellenlange die fur 100 keV Elektronenenergie etwa 0 0037 nm betragt Transmissions elektronenmikroskop TEM 2005 Es gibt verschiedene Typen von Elektronenmikroskopen die auf unterschiedliche Weise ein Bild des Objekts erzeugen Bei Transmissionselektronenmikroskopen werden elektronenoptische Linsen eingesetzt die mittels magnetischer oder elektrischer Felder die Elektronenbahnen ahnlich wie Licht beim Durchgang durch lichtoptische Sammellinsen ablenken Dadurch ergibt sich eine Analogie zwischen traditionellen Durchlichtmikroskopen und den Transmissionselektronenmikroskopen bis hin zum Strahlengang Sekundarelektronenmikroskope beschreiten einen anderen Weg der Bilderzeugung ahnlich den konfokalen Lichtmikroskopen Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Arten 2 1 Wirkprinzipien und Geometrien 2 2 Einige weitere spezielle Arten von Elektronenmikroskopen 3 Nahere Erlauterungen wichtiger Grundtypen 3 1 Rasterelektronenmikroskop 3 2 Transmissionselektronenmikroskop 4 Optische Aberrationen in Elektronenmikroskopen 5 Objektaufbereitung 6 Nachteile 7 Geschichte 8 Trivia 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 Einzelnachweise 13 AnmerkungenAufbau Bearbeiten nbsp Schottky Emitter als ElektronenquelleDie Hauptbestandteile eines Elektronenmikroskops sind Die Elektronenkanone die die freien Elektronen in einer Elektronenquelle erzeugt und in Richtung einer ringformig um die Strahlachse liegenden Anode beschleunigt Elektrisch liegt die Anode auf Erdpotential die Kathode auf einer negativen Hochspannung die je nach Mikroskop zwischen wenigen Kilovolt bis zu 3 Megavolt liegt Diese Spannung zwischen Kathode und Anode bestimmt die Energie der Elektronen Elektronenlinsen die die Flugbahnen der Elektronen ablenken konnen Meist werden magnetische Linsen verwendet in der Elektronenkanone zum Teil auch elektrostatische Elektronenlinsen haben die gleiche Funktion wie Glaslinsen im Lichtmikroskop Wahrend die Brennweite der Glaslinsen fest liegt ist sie bei Elektronenlinsen regelbar Deshalb enthalt ein Elektronenmikroskop im Gegensatz zu einem Lichtmikroskop keine austauschbaren oder verschiebbaren Linsen systeme wie die Objektive beziehungsweise das Okular eines Lichtmikroskops Neben Linsen kommen wie beim Lichtmikroskop auch Blenden zum Einsatz Das Vakuumsystem das dafur sorgt dass die Elektronenquelle effizienter arbeiten kann und die Elektronen auf ihrem Weg nicht durch Kollision mit Gasmolekulen behindert werden Die Objekthalterung die eine stabile Lage des Objekts garantieren muss Daneben sind oft Manipulationsmoglichkeiten erwunscht von denen je nach Art des Objekthalters unterschiedliche Kombinationen realisiert werden Verschiebung Drehung Kippung Heizung Kuhlung und anderes Detektoren die die Elektronen selbst oder sekundare Signale registrieren Die Mikroskopsaule engl column bildet den Rahmen fur alle elektronenoptischen Bauteile schirmt in der Regel magnetisch ab um die Einflusse ausserer Magnetfelder auf die Messungen abzuschwachen und dichtet das im Inneren aufrechterhaltene Vakuum ab Arten BearbeitenWirkprinzipien und Geometrien Bearbeiten Elektronenmikroskope lassen sich nach zwei grundsatzlichen Gesichtspunkten einteilen Der erste ist die Art der Bilderzeugung Rasterelektronenmikroskope REM oder fur engl scanning electron microscope SEM erzeugen mit einem elektronenoptischen System elektromagnetischer und elektrostatischer Linsen einen feinen Elektronenstrahl auf dem Objekt der zeilenweise uber den zu untersuchenden rechteckigen Objektbereich gefuhrt wird gerastert Das Bild kommt dabei durch die synchrone Registrierung eines vom Elektronenstrahl ausgelosten oder beeinflussten Signals zustande Ruhebildmikroskope bestrahlen einen Objektbereich mit einem feststehenden breiten Elektronenstrahl Das Bild wird hier erzeugt indem ein Teil der vom Objekt ausgehenden Elektronen zur Bilderzeugung mittels eines elektronenoptischen Systems verwendet wird Wichtig ist hier dass die Elektronen im Objekt anders als Licht stark inelastisch gestreut werden und Energie verlieren Die elektronenoptischen Abbildungssysteme weisen aber starke chromatische Aberrationen auf daher storen die inelastisch gestreuten Elektronen das optisch erzeugte Bild Generell kann der Ruhebildmodus nur genutzt werden wenn nach der Wechselwirkung des Elektronenstrahls mit dem Objekt genugend Elektronen mit einer hinreichend schmalen Energieverteilung zur Verfugung stehen und gleichzeitig nicht zu viele Elektronen mit abweichenden Energien auftreten Dies ist naturgemass gegeben fur hinreichend dunne Objekte Die untersuchbare Objektdicke lasst sich steigern wenn mittels Elektronenenergiefilter Elektronen eines geeigneten Energiebereichs zur Abbildung ausgewahlt werden Die zweite Einteilungsmoglichkeit bezieht sich auf die Geometrie der Anordnung In Transmission wird gearbeitet indem die schnellen Strahlelektronen nach Durchgang durch das Objekt zur Bilderzeugung verwendet werden wobei in der Regel nur sehr kleine Streuwinkel erfasst werden Transmissionselektronenmikroskope TEM arbeiten meistens nach der Ruhebildmethode gelegentlich wird hierbei die Rastermethode angewendet Raster Transmissionselektronenmikroskop STEM von englisch scanning transmission electron microscopy microscope Die untersuchten Objektbereiche mussen sehr dunn sein man spricht von Elektronentransparenz fur heute ubliche Beschleunigungsspannungen bzw Elektronenenergien maximal einige 100 nm fur sehr grobe Auflosung typisch unter 100 nm fur Hochauflosung maximal einige 10 nm Werden zur Bilderzeugung hauptsachlich andere Signale als die transmittierten Elektronen eingesetzt so gibt es dafur keine feststehende Bezeichnung In der folgenden Tabelle die die gegebene Einteilung verdeutlicht steht dafur o B d A Ruckstreuung an dieser Stelle ist nicht der physikalische Begriff gemeint Will man kompakte Objekte untersuchen so ist dies die einzige Moglichkeit Die benutzten Signale sind meist Sekundarelektronen seltener Ruckstreuelektronen In der Regel kann hierfur nur im Rasterverfahren s o gearbeitet werden Eine Ausnahme bildet der streifende Einfall von Elektronen auf nahezu ebene Festkorperoberflachen hier wird ein hinreichender Anteil von Elektronen elastisch reflektiert so dass man im Ruhebildmodus arbeiten kann Die Kombination der genannten Einteilungen liefert folgende Matrix die bei weitem haufigsten Typen sind fett gesetzt Ruhebild EM Raster EMTransmission TEM STEMRuckstreuung Reflexionsmikroskop REM engl SEM Die nach der Anzahl von installierten Geraten haufigsten Elektronenmikroskope sind die REM SEM gefolgt von TEM Noch weniger findet man STEM wobei besonders in den seit etwa Mitte der 1990er Jahre entwickelten TEM Geraten aber haufig der STEM Modus als Betriebsart moglich ist reine STEM Gerate engl dedicated STEM sind ausgesprochen selten Reflexionsmikroskope sind nur als Laborbauten in einigen Instituten zu finden aber nicht kommerziell erhaltlich Reflexionsmikroskopie lasst sich aber auch in einem normalen TEM praktizieren wenn die Objektoberflache nahezu parallel zum Elektronenstrahl gestellt werden kann Die Reflexionsmikroskopie d h elektronenoptische Abbildung von Oberflachen wird beispielsweise bei Kurzzeitexperimenten bei denen der Elektronenstrahl nur fur sehr kurze Zeiten zur Verfugung steht eingesetzt die kurze Zeitspanne wurde nicht ausreichen das Bildfeld in einer Weise wie beim REM mit einem Elektronenstrahl abzufahren Daruber hinaus gibt es noch das Feldelektronenmikroskop auch als Feldemissionsmikroskop bezeichnet das ohne eine abbildende Optik arbeitet und in dem das Objekt selbst die Kathode bildet aus der die Elektronen austreten Einige weitere spezielle Arten von Elektronenmikroskopen Bearbeiten Abgesehen von der prinzipiellen Unterscheidung gibt es noch eine Vielzahl von Bezeichnungen die mehr oder weniger systematisch sind und sich meist nach dem Einsatzgebiet installierten Zusatztechniken oder bestimmten Besonderheiten der jeweiligen Gerate richtet Im Folgenden sind einige davon gegeben Analytisches Transmissions Elektronenmikroskop ANTEM Ausrustung mit EELS und EDS Spektrometern oftmals auch im STEM Modus betreibbar energiegefiltertes Transmissionselektronenmikroskop EFTEM mit abbildendem In column oder Post column EELS Spektrometer Environmental Scanning Electron Microscope ESEM speziell zur Untersuchung bei atmospharenahnlichen Umgebungen aberrationskorrigierte TEM STEM und REM Reflexionselektronenmikroskop ein TEM in dem das Objekt so gekippt werden kann dass seine Oberflache unter streifendem Elektroneneinfall abgebildet wird Nahere Erlauterungen wichtiger Grundtypen BearbeitenRasterelektronenmikroskop Bearbeiten Hauptartikel Rasterelektronenmikroskop nbsp REM Aufnahme einer Tarsuskralle einer Pfirsichblattlaus in einem Philips XL 20Beim Rasterelektronenmikroskop REM oder englisch scanning electron microscope SEM wird ein dunner Elektronenstrahl uber das ublicherweise massive Objekt gerastert Dabei werden aus dem Objekt wieder austretende oder ruckgestreute Elektronen oder auch andere Signale synchron detektiert der detektierte Strom bestimmt den Intensitatswert des zugeordneten momentan vom Elektronenstrahl bestrahlten Bildpunktes Meist werden die Daten auch sofort auf Monitoren dargestellt sodass man den Bildaufbau in Echtzeit verfolgen kann Bei alten REM ohne Rechneranbindung wurde mit der Signalintensitat eine Kathodenstrahlrohre direkt angesteuert zur Bildspeicherung wurde dann das auf dem Leuchtschirm dieser Rohre geschriebene Bild mit einer Fotokamera bei entsprechend langer Verschlussoffnungszeit fotografiert Die wichtigsten im REM zur Abbildung der Objektoberflache genutzten Signale sind Sekundarelektronen SE und Ruckstreuelektronen BE oder BSE vom engl back scattered electrons Das Kathodolumineszenz KL Signal oder englisch cathodoluminescence CL ist von untergeordneter Bedeutung und wird nur in speziellen Untersuchungen angewandt Bei den SE handelt es sich um niederenergetische Elektronen die durch den Primarelektronenbeschuss freigesetzt werden Damit ist eine sehr hohe Auflosung moglich Die SE werden durch eine Saugspannung in Richtung des Detektors beschleunigt und erzeugen dort eine ihrer Menge entsprechende Anzahl von elektrischen Impulsen Je nach Positionierung des Detektors in der Objektkammer wird ein unterschiedliches Bild erzeugt Der Standard SE Detektor ist seitlich uber dem Objekt angebracht und liefert ein sehr naturliches raumlich wirkendes Bild weil die dem Detektor zugewandte Seite heller ist als die abgewandte Fruher nannte man ein REM das nur in dieser Betriebsart arbeitete Sekundarelektronenmikroskop Ein weiterer bei modernen REM vorhandener SE Detektor ist der sogenannte Inlens Detektor der ringformig oberhalb des Objekts im Inneren der Saule angebracht ist Er ermoglicht aufgrund des sehr geringen Arbeitsabstands sehr hoch aufgeloste Bilder wenige Nanometer bei geringen Beschleunigungsspannungen des Primarstrahls einige hundert Volt Die BE oder BSE sind Elektronen aus dem Primarstrahl die an den getroffenen Atomkernen an oder bis zu einige zehn Nanometer unterhalb der Objektoberflache elastisch gestreut werden Die Energie der Elektronen liegt dabei im Bereich der eingestrahlten Primarelektronen die Bildauflosung liegt je nach Primarenergie im Mikrometerbereich Der BSE Detektor ist in der Regel als 4 Quadranten Halbleiter Detektor direkt oberhalb des Objekts platziert Abhangig von der Beschaltung der Halbleiterkristalle erhalt man unterschiedliche Topographiekontraste wobei tiefliegende Bereiche des Objekts dunkel erscheinen Die Eigenschaft dass schwere Elemente die Elektronen starker reflektieren als leichte macht man sich mit dem sogenannten Z Kontrast Z Ordnungszahl der Elemente zunutze So lasst die Helligkeit des Bildbereichs Ruckschlusse auf die chemische Natur der Objektoberflache zu Als Kathodolumineszenz KL bezeichnet man die durch Elektronenbeschuss ausgeloste Lumineszenz der Objektoberflache Das KL Signal das heisst das vom Objekt emittierte Licht wird uber spezielle Spiegel und Lichtleiter aus der Objektkammer herausgefuhrt mittels Monochromator spektral zerlegt und uber einen Photomultiplier oder einen CCD Detektor detektiert Eine weitere derzeit stark an Bedeutung gewinnende Untersuchungsmethode am REM aber auch am Transmissionselektronenmikroskop die jedoch nicht die Objektoberflache abbildet benutzt die Elektronenruckstreubeugung Mit ihrer Hilfe kann man die kristallographische Orientierung von Kristallen an der Objektoberflache bestimmen Dies ist zum Beispiel zur Charakterisierung von Materialeigenschaften in der Werkstoffwissenschaft und Geologie von grosser Bedeutung Hierzu werden die von den Kristallflachen des Objekts reflektierten Elektronen auf einen Detektorschirm projiziert und die so entstehenden Kikuchi Linien mit Hilfe eines Computers analysiert und kristallographischen Richtungen zugeordnet Die Elektronenmikrosonde Elektronenstrahlmikrosonde ist ein spezielles Rasterelektronenmikroskop das darauf optimiert ist chemische Analysen an Oberflachen im Mikrometer Bereich durchzufuhren Hier kommen die wellenlangendispersive WDX oder die energiedispersive EDX Rontgenanalyse zur Anwendung Ein ESEM englisch environmental scanning electron microscope erlaubt es mit einem relativ hohen Gasdruck einige Dutzend Millibar in Objektnahe zu arbeiten Dadurch ist es moglich auch feuchte Objekte beispielsweise lebende Zellen oder wachsende Kristalle zu untersuchen Transmissionselektronenmikroskop Bearbeiten Hauptartikel Transmissionselektronenmikroskop nbsp Strahlengang im TEM mit kristallinem Objekt vereinfacht dargestellt Das Abbildungssystem ist zweistufig Objektiv und ein Projektiv und erzeugt daher im Abbildungsmodus zwei Beugungs und zwei Ortsraumbilder Wird die Projektivlinse geringer angeregt Erhohung der Brennweite verschiebt sich das zweite Beugungsbild nach unten und kann am Detektor registriert werden Beugungsmodus Beim Transmissionselektronenmikroskop TEM durchstrahlen die Elektronen das Objekt das zu diesem Zweck entsprechend dunn sein muss Je nach Ordnungszahl der Atome aus denen das Objektmaterial besteht der Hohe der Beschleunigungsspannung und der gewunschten Auflosung kann die geeignete Objektdicke von wenigen Nanometern bis zu einigen Mikrometern reichen Je hoher die Ordnungszahl und je niedriger die Beschleunigungsspannung ist desto dunner muss das Objekt sein Durch eine Anderung des Projektivlinsensystems kann anstatt des Zwischenbildes auch die Fokusebene Brennebene der Objektivlinse vergrossert abgebildet werden siehe Abbildung Man erhalt ein Elektronenbeugungsbild mit dessen Hilfe sich die Kristallstruktur des Objekts bestimmen lasst Das Transmissionselektronenmikroskop kann sinnvoll mit verschiedenen Analysemethoden erweitert werden besonders verbreitet sind energiedispersive Rontgenanalyse energy dispersive X ray analysis EDX auch energiedispersive Rontgenspektroskopie EDS genannt sowie Elektronen Energieverlust Spektroskopie englisch electron energy loss spectroscopy EELS Beide Verfahren konnen zur Bestimmung der Konzentration und Verteilung chemischer Elemente im Objekt benutzt werden wobei auch hier die kleinen erzielbaren Durchmesser des Elektronenstrahls prinzipiell die Untersuchung sehr kleiner Objektbereiche gestattet Man spricht beim Einsatz dieser Methoden oft von analytischer Transmissionselektronenmikroskopie Eine Weiterentwicklung der Elektronen Energieverlust Spektroskopie Verfahren im TEM stellt die energiegefilterte Transmissionselektronenmikroskopie EFTEM dar bei der meist Bilder aus inelastisch gestreuten Elektronen bestimmter charakteristischer Energien aufgezeichnet werden Damit kann die Verteilung von chemischen Elementen im Bildfeld oft sehr schnell und effektiv bestimmt werden Analog dazu konnen auch energiegefilterte Elektronenbeugungsbilder aufgenommen werden Wird der Primarelektronenstrahl fein gebundelt uber das Objekt gerastert die durchgelassenen Elektronen detektiert und der jeweiligen Strahlposition auf dem Objekt zugeordnet so bezeichnet man dieses Verfahren als Raster Transmissionselektronenmikroskopie STEM englisch scanning transmission electron microscope Optische Aberrationen in Elektronenmikroskopen BearbeitenReale optische Linsenelemente sowohl in der Licht als auch in der Elektronenoptik zeigen Abweichungen vom idealen Verhalten In der Strahlenoptik werden zum Beispiel parallele Strahlen die durch eine ideale Sammellinse laufen so abgelenkt dass sie sich nach der Linse allesamt im Brennpunkt schneiden Bei einer realen Linse ist dies nicht der Fall Im Bild der Wellenoptik wird eine Schar paralleler Lichtstrahlen durch eine ebene Welle reprasentiert Die Wirkung der Sammellinse transformiert diese ebene Welle in eine einlaufende Kugelwelle Die Aberrationen realer Sammellinsen aussern sich in diesem Modell durch eine relative Phasenverschiebung verschiedener Anteile so dass die Wellenform nicht mehr der einer exakten Kugelwelle entspricht Wahrend man Linsensysteme in der Lichtoptik durch geeignete Materialwahl und Formgebung zumindest fur bestimmte Bereiche der Lichtwellenlangen nahezu aberrationsfrei gestalten kann ist dies in den Linsenelementen der Elektronenoptik nicht moglich Die Linsen haben ein rotationssymmetrisches magnetisches Dipolfeld die Symmetrieachse ist die optische Achse der Linse Die Feldform ist damit prinzipiell vorgegeben und O Scherzer zeigte bereits 1936 dass solche Linsen zwangslaufig starke spharische Aberrationen aufweisen 1 Mit Hilfe von Kombinationen magnetischer Multipolelemente die zusatzlich in den Strahlengang gebracht werden lassen sich solche Aberrationen bis zu einem gewissen Grade korrigieren Cs Korrektor Stigmator dies hat eine gewisse Ahnlichkeit mit der Korrektur optischer Fehler in hochwertigen Photoobjektiven spharische Aberration CS bzw menschlicher Stabsichtigkeit Astigmatismus durch Zylinderglas Brillen siehe hierzu auch Abbildungsfehler Da die Aberrationen allerdings vom augenblicklichen Zustand der Linse abhangen hier spielen Temperaturverteilung elektronenoptische Justage und andere Parameter eine grosse Rolle mussen die Aberrationen jeweils zeitnah gemessen und die Korrekturelemente entsprechend angesteuert werden Ein Messverfahren fur die optischen Fehler Aberrationen eines Transmissions Elektronenmikroskops TEM ist das Zemlin Tableau Dabei werden im TEM Bilder von Folien aus amorphem Material meist amorpher Kohlenstoff unter verschiedenen Strahlkippungen aufgenommen Die Power Spektren dieser Bilder werden entsprechend dem Azimut der Strahlkippung in einem Tableau angeordnet Mit Hilfe dieses Tableaus konnen alle paraxialen Aberrationen gemessen werden Das Zemlin Tableau dient somit der exakten Justierung des Elektronenmikroskops und der Korrektur der optischen Fehler 2 Zunachst wurde die Aberrationskorrektur nur benutzt um die raumliche Signalauflosung das Informationslimit von TEMs und STEMs zu verbessern vor der Einfuhrung der Korrektur Mitte der 1990er Jahre bei etwa 0 11 0 15 nm Das Auflosungsvermogen von REMs ist aufgrund ihrer Wirkungsweise meist nicht durch den geringstmoglichen Elektronenstrahldurchmesser gegeben da der Elektronenstrahl durch das Objekt selbst stark gestreut wird Allerdings erlaubt der Einsatz von Aberrationskorrektoren in REMs zum einen hohere Strahlstrome also schnellere Bildaufnahme und zum andern die Kompensation von verringerten Elektronenenergien was ja zunachst aufgrund der Wellenlangenvergrosserung zu einem grosseren Strahldurchmesser fuhrt Objektaufbereitung BearbeitenFur die Untersuchung im normalen REM sollte die Probe leitfahig oder mit einer leitfahigen Schicht uberzogen sein solange nicht spezielle Techniken benutzt werden siehe Rasterelektronenmikroskop Fur die Transmissionselektronenmikroskopie sowohl CTEM als auch STEM mussen die Objekte mit geeigneten Verfahren auf eine maximale Dicke von meist 10 100 nm in besonderen Fallen genugt etwa 1 µm gebracht werden siehe Transmissionselektronenmikroskop Die Oberflachenmorphologie massiver Objekte kann mit dem Transmissionselektronenmikroskop untersucht werden indem von diesem Objekt ein durchstrahlbarer Kohlenstoffabdruck hergestellt und mit Hilfe eines Tragernetzes in das Elektronenmikroskop eingebracht wird 3 Am besten eignen sich dafur dunne Schichten aus Kohlenstoff der aus einem Lichtbogen im Hochvakuum unter einem bestimmten Neigungswinkel z B 45 Grad aufgedampft wird und anschliessend von der zu untersuchenden Oberflache abgelost wird Nachteile BearbeitenDie aufwendige Vorbereitung der Objekte kann zu Artefakten fuhren Strukturen die nur durch die Vorbereitung entstanden sind und nichts mit dem eigentlichen Objekt zu tun haben was die Auswertung der Bilder erschwert Daruber hinaus konnen im REM die Materialeigenschaften von denen kompakter Objekte abweichen durch den uberproportionalen Anteil oberflachennaher Bereiche am Analytvolumen Ein weiteres Problem ist die Schadigung der Objekte durch den Elektronenstrahl beispielsweise durch Erwarmung oder Wegstossen ganzer Atome nach Kollision mit den schnellen Elektronen aber auch Einschuss von Fremdatomen aus dem Vakuum in die Probe Das im Inneren des Mikroskops herrschende Vakuum die zum Herstellen eines Praparates notige Trocknung und Fixierung sowie das unverzichtbare ausserst feine Schneiden des Praparates machen es ausser mit dem ESEM unmoglich ein lebendes Objekt zu mikroskopieren Als weiterer Nachteil konnen die sehr hohen Anschaffungs und Unterhaltskosten fur Elektronenmikroskope angesehen werden die es Privatunternehmen oft nicht erlauben eigene Gerate zu betreiben Daher sind Elektronenmikroskope uberwiegend in Forschungsinstituten und in Dienstleistungsunternehmen anzutreffen Geschichte Bearbeiten nbsp Das erste STEM von Manfred von Ardenne 1937 nbsp Das 1949 von Ernst Ruska bei Siemens gebaute Ubermikroskop UM100 im Foyer des Ernst Ruska Gebaudes der Technischen Universitat BerlinDie erste auf magnetischen Kraften beruhende Linse wurde 1926 von Hans Busch entwickelt Als erstes Elektronenmikroskop seinerzeit auch als Ubermikroskop Anm 1 bezeichnet 4 wurde 1931 ein TEM von Ernst Ruska und Max Knoll gebaut wenngleich zunachst keine elektronentransparenten Objekte sondern testweise kleine Metallgitter abgebildet wurden 5 Fur diese Arbeit erhielt Ruska 1986 den Physik Nobelpreis Er und Bodo von Borries entwickelten daraus 1938 das bald darauf zur Ubermikroskopie in die Medizin und Biologie eingefuhrte 6 erste kommerzielle Elektronenmikroskop Etwa zeitgleich mit Ruska und Knoll baute Reinhold Rudenberg ein elektrostatisches Elektronenmikroskop fur das er 1931 ein Patent bekam Die Kontrastierung biologischer Objekte mit Osmiumsaure schlug Ladislaus Marton 1934 vor Das erste STEM wurde 1937 von Manfred von Ardenne gebaut 7 Das erste sowjetische Elektronenmikroskop wurde 1940 von Wiktor Werzner gebaut Wahrend in den fruhen Jahren die Aufklarung lichtmikroskopisch unsichtbarer Krankheitserreger Viren eine bedeutende Triebfeder fur die Entwicklung des Elektronenmikroskops war erweiterte sich das Interesse spater besonders auf die Materialwissenschaft nachdem Robert D Heidenreich 1949 die Praparation dunner durchstrahlbarer Metallfolien gelang In den 1960er Jahren entwickelte man TEM mit immer hoherer Beschleunigungsspannung bis zu 3 MV um 1965 in Toulouse 1970 in Osaka vor allem um dickere Objekte durchstrahlen zu konnen In diesem Jahrzehnt wurde auch erstmals atomare Auflosung erreicht Ende der 1960er Jahre fuhrte Albert Crewe den Feldemitter fur STEM ein und verhalf dieser Technik damit erst zu ihrer Bedeutung Ende der 1980er Jahre wurde das ESEM entwickelt Seit Ende der 1980er Jahre werden Schottky Feldemitter in TEM eingesetzt Seit Anfang der 1990er Jahre kommen FESEM mit Schottky Feldemitter zum Einsatz Erwahnenswert ist auch der zunehmende Einsatz von Computern seit den 1990er Jahren So lassen sich beispielsweise komplizierte Linsensysteme automatisch durch Analyse der Aufnahmen einer CCD Kamera justieren was den Benutzer des Mikroskops deutlich entlastet Unabdingbar ist der Einsatz von Computern zur Kompensation von Aberrationen der elektronenoptischen Linsen mit magnetischen Multipollinsen eine Technik die in den letzten Jahren sowohl im REM TEM wie auch im STEM Bereich immer mehr Bedeutung erlangt Anfang 2008 wurde ein neues Transmissionselektronenmikroskop mit Aberrationskorrektur TEAM genannt angekundigt 8 Es weist eine Auflosung von 0 05 nm auf 9 10 Im Dezember 2008 wurde vom Forschungszentrum Julich der Bau eines 15 Millionen Euro kostenden Labors mit Elektronenmikroskop am Ernst Ruska Centrum fur Mikroskopie und Spektroskopie angekundigt Mit einer Auflosung von ebenfalls 0 05 nm wird es zu den auflosungsstarksten Mikroskopen der Welt gehoren 11 12 Anlasslich der Verleihung des Kavli Preises fur Nanotechnologie 2020 an Maximilian Haider et al wurde eine Rekordauflosung von 43 Pikometer genannt weniger als der Atomdurchmesser von Wasserstoff Haider leitet die 1996 gegrundete Firma CEOS Corrected Electron Optical Systems die Abbildungselemente fur Elektronenmikroskope herstellt 13 Haider erhielt mit Harald Rose Physiker und Knut Urban 2011 den Wolf Preis in Physik fur Verbesserung der Auflosung von Elektronenmikroskopen und alle drei erhielten mit Ondrej Krivanek 2020 den Kavli Preis fur Leistungen auf dem Gebiet der Elektronenmikroskopie Krivanek entwickelte Aberrationskorrektoren bis 3 Ordnung Methoden der Elektronenenergieverlustspektroskopie EELS demonstrierte Sub Angstrom Elektronenmikroskopie und die Kopplung mit Vibrationsspektroskopie zum Beispiel in der Biologie und analytischen Chemie Der Nobelpreis wurde fur das Gebiet der Elektronenmikroskopie ausser an Ruska auch an Jacques Dubochet Richard Henderson und Joachim Frank verliehen Kryo Elektronenmikroskopie Nobelpreis fur Chemie 2017 Trivia BearbeitenNoch 1970 wurde geschatzt dass insgesamt weniger als ein Kubikmillimeter Material elektronenmikroskopisch erforscht worden sei bedingt durch die dunnen Schichten und die starke Vergrosserung 14 Siehe auch BearbeitenRastertunnelmikroskop STM bzw RTM Feldionenmikroskop FIM Rasterkraftmikroskop AFM Photoemissionselektronenmikroskopie PEEM Boersch EffektLiteratur BearbeitenStanley L Flegler John W Heckman jr Karen L Klomparens Elektronenmikroskopie Grundlagen Methoden Anwendungen Spektrum Heidelberg Berlin Oxford 1995 ISBN 3 86025 341 7 Ludwig Reimer Gerhard Pfefferkorn Raster Elektronenmikroskopie 2 Auflage Springer Berlin 1999 ISBN 3 540 08154 2 David B Williams and C Barry Carter Transmission Electron Microscopy A Textbook for Material Sciences Plenum Press New York London 1996 ISBN 0 306 45247 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Electron microscopes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Elektronenmikroskop Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Das Elektronenmikroskop Die ganze Geschichte The Electron Microscopy Site Webseite der ETH Zurich sehr gute Grafiken und Abbildungen die verschiedene Verfahren illustrieren Elektronenmikroskopischer Atlas von Zellen Organen und Geweben von SaugetierenEinzelnachweise Bearbeiten O Scherzer Uber einige Fehler von Elektronenlinsen In Zeitschrift fur Physik 101 Nr 9 10 1936 S 593 603 F Zemlin K Weiss P Schiske W Kunath K H Herrmann Coma free alignment of high resolution electron microscopes with the aid of optical diffractograms In Ultramicroscopy Band 3 1978 S 49 60 doi 10 1016 S0304 3991 78 80006 0 Heinz Muller Praparation von technisch physikalischen Objekten fur die elektronenmikroskopische Untersuchung Akademische Verlagsgesellschaft Geest amp Portig K G Leipzig 1962 Bodo v Borries Ernst Ruska Das Ubermikroskop als Fortsetzung des Lichtmikroskops In Verhandlungen d Ges dt Naturforscher und Arzte 95 Versammlung zu Stuttgart vom 18 21 September 1938 S 72 77 Online im Ernst Ruska Archiv Ernst Ruska Das Elektronenmikroskop In Zeitschrift fur Physik 78 1932 S 318 339 Online im Ernst Ruska Archiv Memento vom 18 Januar 2012 im Internet Archive Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 63 Wolfgang Gloede Vom Lesestein zum Elektronenmikroskop VEB Verlag Technik Berlin 1986 ISBN 3 341 00104 2 S 199 TEAM meets 0 5 A milestone In The TEAM Project Archiviert vom Original am 10 Marz 2011 abgerufen am 11 Juli 2012 Das starkste Mikroskop der Welt Memento vom 21 Dezember 2015 im Internet Archive weltderphysik de 24 Januar 2008 TEAM Project Achieves Microscopy Breakthrough Nicht mehr online verfugbar FEI Company archiviert vom Original am 11 Dezember 2007 abgerufen am 25 Marz 2008 englisch Wolfgang Muller Starkstes Mikroskop der Welt In focus de FOCUS Online abgerufen am 20 Februar 2016 Starkstes Mikroskop der Welt kommt nach Julich In fz juelich de Forschungszentrum Julich GmbH abgerufen am 20 Februar 2016 Osterreichischer Physiker Haider erhalt Kavli Preis orf at 27 Mai 2020 abgerufen 27 Mai 2020 Limas Quelle Nummer 473 Manfred v Heimendahl Einfuhrung in die Elektronenmikroskopie Friedrich Vieweg amp Sohn Braunschweig 1970 S 1 ff Memento vom 29 November 2014 im Internet Archive Korpora org abgerufen am 15 November 2014 Anmerkungen Bearbeiten Die Bezeichnung Ubermikroskop war bereits vorher fur andere Gerate verwendet worden z B im Jahre 1903 siehe Das Uebermikroskop In Ostdeutsche Rundschau Wiener Wochenschrift fur Politik Volkswirthschaft Kunst und Literatur Ostdeutsche Rundschau Deutsches Tagblatt 26 September 1903 S 8 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung odrMikroskopie Lichtmikroskop Rontgenmikroskop Elektronenmikroskop Neutronenmikroskop Helium Ionen Mikroskop Ultraschallmikroskop Rastersondenmikroskop Elektronenholographie Normdaten Sachbegriff GND 4014327 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektronenmikroskop amp oldid 236436077