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Der Kohlenstoffabdruck ist eine bewahrte Variante des Oberflachenabdrucks fur die Untersuchung der Oberflachenmorphologie massiver Objekte mit einem Transmissionselektronenmikroskop TEM 1 Detail einer Bruchflache von PE HD TEM Foto von einem Kohlenstoff abdruck hergestellt mit metallischer Stutz schichtDer Kohlenstoffabdruck besteht aus einer dunnen ca 10 bis 20 nm Schicht aus Kohlenstoff die in einer Aufdampfapparatur im Hochvakuum hergestellt wird Dazu werden zwei Elektroden aus Spektralkohle entweder durch Federdruck oder durch Bewegung mit einer vakuumdichten Drehdurchfuhrung miteinander in Beruhrung gebracht und mit 20 bis 50 A Wechselstrom an der Beruhrungsstelle so weit erhitzt dass der Kohlenstoff verdampft Als vorteilhaft erweist es sich wenn die Elektroden wahrend des Stromflusses auf geringen Abstand voneinander getrennt werden so dass die Verdampfung aus einem Lichtbogen erfolgt Mit langeren Unterbrechungen nach kurzen Verdampfungsstossen konnen hitzeempfindliche Proben geschont werden Die zu bedampfende Probe wird so angeordnet dass die Kohlenstoffatome diese im Abstand von etwa 10 cm uberwiegend auf direktem Weg ohne Zusammenstosse mit den noch vorhandenen Molekulen der Luft erreichen und dort zu einer amorphen mechanisch und chemisch sehr widerstandsfahigen Schicht kondensieren Um das Relief der zu untersuchenden Probe abzubilden erfolgt die Bedampfung unter einem bestimmten Neigungswinkel z B 45 Es entsteht eine Kohlenstoffschicht mit einer das Relief wiedergebenden Dickenverteilung analog zur Schattengebung bei Lichtbestrahlung Bei in Bedampfungsrichtung ansteigenden Flachen ist die Dicke grosser als bei abfallenden Flachen Auf dem Bildschirm des Elektronenmikroskopes und im fotografischen Positivbild erscheinen dickere Objektstellen dunkler als dunnere Steil ansteigende Stufen erscheinen je nachdem ob sie in Bedampfungsrichtung ansteigen oder abfallen dunkel oder hell einzelne Erhebungen ergeben an der Seite die von der Bedampfungsquelle abgewandt war einen hellen Schlagschatten Der Aufdampfprozess lasst sich gut kontrollieren wenn neben dem zu bedampfenden Objekt ein Stuck Papier mit einem rechtwinklig aufgeknickten Rand so angeordnet wird dass vom aufgebogenen Rand ein Teil des Papiers abgeschattet wird so dass die Entstehung eines Bedampfungsschattens beobachtet werden kann Um die Kohlenstoffschicht als Oberflachenabdruck in ein Elektronenmikroskop zu bringen muss sie vom Originalobjekt abgelost werden Die Ablosung der Kohlenstoffschicht vom Originalobjekt stellt das eigentliche Problem dar und erfordert je nach den stofflichen Eigenschaften des Originalobjekts eine unterschiedliche Herangehensweise Im einfachsten Fall lasst sich die Kohlenstoffschicht durch vorsichtiges Hineinschieben des mit Kohlenstoff bedampften Objektes in Wasser ablosen wenn das Wasser infolge seiner Oberflachenspannung zwischen Objektoberflache und Aufdampfschicht eindringt In anderen Fallen wird das Originalobjekt in einem passenden Losungsmittel oder im Falle von Metallen in verdunnter Salpetersaure oder Salzsaure aufgelost und die abgeloste Schicht mit einem Glasstab aufgefischt und auf Wasser ubertragen Von der Wasseroberflache wird der von Zwischenprodukten des Ablosevorgangs gereinigte Kohlenstoffabdruck mit einer Netzblende aufgefischt und nach dem Trocknen auf Filterpapier in den Objektraum des Elektronenmikroskops eingesetzt Die kreisrunden Netzblenden mit einem Durchmesser von 2 mm bestehen entweder aus einem Gewebe aus Bronzedraht von 20 Mikrometer Durchmesser oder werden galvanisch aus Kupfer mit Stegen von etwa der gleichen Breite hergestellt Die Maschenweite der Netzblenden liegt bei 0 1 mm Fur diese Arbeiten benotigt man kleine Petrischalen ein binokulares Prapariermikroskop eine spitze Uhrmacherpinzette und eine ruhige Hand Wenn das Originalobjekt aus einem Polymer wie Polyethylen besteht kommt es vor dass der Versuch des direkten Auflosens daran scheitert dass das Originalobjekt beim Auflosen quillt und dabei die Kohlenstoffschicht zerstort Die Losung des Problems fand sich in Gestalt des eigenbeschatteten Kohlenstoffabdrucks mit metallischer Stutzschicht 2 3 fur sehr raue Bruchflachen von Polyethylen Bei diesem Verfahren wird nach dem Aufdampfen des Kohlenstoffs Gold etwa 20 nm dick unter Drehung des Objektes so aufgedampft dass alle Vorsprunge der Originaloberflache von allen Seiten mit Gold eingehullt werden Anschliessend wurde das Objekt galvanisch mit einer etwa 0 1 mm dicken Kupferschicht uberzogen so dass die Kohlenstoffschicht bei der anschliessenden Auflosung des Polyethylen in siedendem Xylol sicher geschutzt war Danach wurde das Kupfer mit Salpetersaure und das Gold nach Hinzufugen von Salzsaure aufgelost Im Ergebnis konnten mit dem Transmissionselektronenmikrosp auch extrem raue Oberflachen abgebildet werden wie dies eigentlich nur mit dem Rasterelektronenmikroskop gelingen kann siehe Foto Haufig erweist es sich als zweckmassig den Kohlenstoffabdruck nicht direkt vom Originalobjekt herzustellen sondern von einer Lackmatrize Diese wird hergestellt indem die Oberflache des Originalobjekts mit einer Losung von Nitrozellulose in Amylazetat bedeckt wird so dass nach dem Verdunsten des Losungsmittel eine dunne Lackschicht entsteht Diese Lackschicht wird vom Originalobjekt abgezogen Der Kohlenstoffabdruck wird danach wie oben beschrieben von der Kontaktseite des Lackabdrucks gewonnen Es handelt sich dann um einen zweistufigen Kohlenstoffabdruck oder Matrizenabdruck Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Muller Praparation von technisch physikalischen Objekten fur die elektronenmikroskopische Untersuchung Akademische Verlagsgesellschaft Geest amp Portig Leipzig 1962 Heinz H W Preuss Bruchflachenmorphologie und Charakter des Bruches von Polyathylenkorpern Doktordissertation Universitat Leipzig Leipzig 1963 H H W Preuss Ein morphologischer Beitrag zum sproden Bruch von Polyathylen In Plaste und Kautschuk 10 Jg Heft 6 VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1963 S 330 335 u 338 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kohlenstoffabdruck amp oldid 225168151