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Die Transmissionselektronenmikroskopie TEM steht auch fur Transmissionselektronenmikroskop ist eine Betriebsart fur Elektronenmikroskope die eine direkte Abbildung von Objekten mithilfe von Elektronenstrahlen ermoglicht In den 1930er Jahren wurde erstmals das Auflosungsvermogen von optischen Mikroskopen durch die bahnbrechenden Arbeiten von Max Knoll und seinem damaligen Doktoranden Ernst Ruska uberschritten Letzterer wurde 1986 mit dem Nobelpreis fur Physik ausgezeichnet 1 Die derzeitige Auflosungsgrenze liegt bei 0 045 nm 2 Ein TEM Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Sonderverfahren 3 Probenaufbereitung 3 1 Typische anorganische Proben 3 2 Biologische Proben 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 QuellenFunktionsweise Bearbeiten nbsp Strahlengang im TEM mit kristalliner Probe vereinfacht dargestellt Die obere Beugungsebene entspricht der hinteren Brennebene des Objektivs nbsp Ein Wissenschaftler an einem TransmissionselektronenmikroskopDie Elektronen durchstrahlen das Objekt das ausreichend dunn sein muss Je nach Ordnungszahl der Atome aus denen das Objekt besteht der Hohe der Beschleunigungsspannung und der gewunschten Auflosung kann die sinnvolle Objektdicke von wenigen Nanometern bis zu einigen Mikrometern reichen Der Strahlengang verlauft im Vakuum damit die Elektronen nicht von Luftmolekulen abgelenkt werden Typische Beschleunigungsspannungen von TEM sind 80 kV bis 400 kV wobei der Bereich unter 200 kV eher fur die Untersuchung biologischer Materialien benutzt wird ublicherweise benutzt man hier 80 kV bis 120 kV wahrend materialwissenschaftliche Aufgaben eher mit 200 kV oder hoheren Spannungen gelost werden Die hochste benutzbare Beschleunigungsspannung ist ein wesentliches Leistungsmerkmal eines TEM Allerdings ist die hochstmogliche Beschleunigungsspannung nicht immer die geeignetste fur eine bestimmte Untersuchung Je hoher die Ordnungszahl und je niedriger die Beschleunigungsspannung sind desto dunner muss das Objekt sein siehe Abschnitt Probenaufbereitung Auch fur hochauflosende Abbildungen ist ein dunnes Objekt erforderlich Die von der Elektronenquelle gelieferten Elektronen werden vom Kondensor Linsensystem so abgelenkt dass sie den zu beobachtenden Objektabschnitt gleichmassig ausleuchten und alle etwa parallel zueinander auf das Objekt einfallen In der zu untersuchenden Probe andern die Elektronen ihre Bewegungsrichtung in Form einer Rutherford Streuung Teilweise verlieren sie dabei auch Bewegungsenergie inelastische Streuung Elastisch gestreute Elektronen die das Objekt unter demselben Winkel verlassen werden in der hinteren Brennebene der Objektivlinse in einem Punkt fokussiert Mit einer Blende Objektivblende beziehungsweise Kontrastblende kann man nun in dieser Ebene ausschliesslich die nicht gestreuten Elektronen passieren lassen Da Atome mit hoherer Ordnungszahl sowie dickere Objektbereiche starker streuen wird der entstehende Kontrast Massendickenkontrast genannt Dieser ermoglicht bei amorphen Festkorpern eine recht einfache Interpretation der erhaltenen Abbildungen Der Kontrast kristalliner Materialien folgt komplizierteren Gesetzmassigkeiten und wird als Beugungskontrast bezeichnet Da hierbei unter bestimmten Bedingungen die Bildintensitat bei geringen lokalen Anderungen der Kristallstruktur Neigung Atomabstand wie sie sich in der Umgebung von Kristallbaustorungen verschiedendimensionale Defekte durch innere Spannungen des Gitters ergeben starke Variationen zeigt lasst sich damit hervorragend die Realstruktur von Festkorpern untersuchen siehe auch Abb Versetzungslinien Das Projektiv Linsensystem wirft das vom Objektiv Linsensystem erzeugte erste Zwischenbild weiter vergrossert auf einen Detektor Als solcher kommt beispielsweise ein Leuchtschirm zur direkten Beobachtung in Frage der meistens mit fluoreszierendem Zinksulfid beschichtet ist Falls das Bild aufgezeichnet werden soll verwendet man fotografische Filme bzw Platten Speicherfolien oder eine CCD Kamera CCD Elemente wurden durch direktes Bombardement mit den recht hochenergetischen Strahlelektronen schnell zerstort werden daher wird die Elektronenintensitat zunachst mit einem Szintillator in Licht umgesetzt das dann uber eine Transferoptik meist Lichtleitfaserbundel zum CCD Chip gefuhrt wird Der Einsatz von Speicherfolien hat den Vorteil dass die hochenergetische Strahlung diese nicht beschadigt und das Bild direkt aufgezeichnet werden kann Oftmals werden Speicherfolien in der Elektronenbeugung Diffraktion eingesetzt Durch eine Anderung des Projektivlinsensystems kann anstatt des Zwischenbildes auch die Fokusebene der Objektivlinse vergrossert abgebildet werden Man erhalt so ein Elektronenbeugungsbild mit dessen Hilfe sich die Kristallstruktur der Probe bestimmen lasst Ein Transmissionselektronenmikroskop kann auch fur die Untersuchung der Oberflachenmorphologie von Objekten verwendet werden die selbst fur die direkte Durchstrahlung mit Elektronen zu dick sind Statt des Originalobjektes wird ein Oberflachenabdruck untersucht Sehr vorteilhaft ist sogar fur sehr raue Oberflachen ein Kohlenstoffabdruck nbsp Versetzungslinien Versetzungskontrast einer LegierungSonderverfahren BearbeitenBei der energiegefilterten Transmissionselektronenmikroskopie EFTEM wird die durch den Objektdurchgang geanderte Bewegungsenergie der Elektronen ausgenutzt um chemische Aussagen uber das Objekt etwa die Verteilung der Elemente treffen zu konnen Die hochauflosende Transmissionselektronenmikroskopie engl High Resolution Transmission Electron Microscopy HRTEM ermoglicht die Abbildung der Atomanordnung in kristallinen Objekten und beruht auf dem Phasenkontrast wobei die Koharenz der Elektronenwelle ausgenutzt wird Mit dem HAADF Signal HAADF steht fur engl High Angle Annular Dark Field des Raster Transmissionselektronenmikroskops lasst sich hingegen eine inkoharente hochauflosende Abbildung erzielen Weitere spezielle Verfahren der TEM sind z B Elektronenholographie differentieller Phasenkontrast Lorentzmikroskopie und Hochspannungsmikroskopie nbsp Beugungsbild von Austenit im TEMDas Beugungsbild englisch SAD im TEM entsteht ahnlich wie beim XRD jedoch mit Elektronen und einer hoheren Auflosung sodass es moglich wird Nanostrukturen zu beobachten In der Probe verhalten sich die Atome wie ein Beugungsgitter und ermoglichen es Phasenubergange im Detail zu untersuchen Es wird ein bestimmter Ausschnitt der Probe mit Blenden ausgewahlt um die gestreuten Elektronen aus dem Rest der Probe zu minimieren Zudem wird der Elektronenstrahl in der Intensitat reduziert um den Sichtschirm nicht zu beschadigen oder die CCD Kamera zu ubersattigen 3 Die Benutzung von Graphen als Objekttrager erleichtert die Ausnutzung der theoretischen Auflosung des TEM zur Abbildung einzelner Atome 4 Probenaufbereitung BearbeitenDie wesentliche Anforderung an eine TEM Probe ist dass der zu untersuchende Bereich etwa 10 100 nm dick ist fur manche Untersuchungen und Proben genugen auch Dicken von einigen 100 nm Typische anorganische Proben Bearbeiten Zur Untersuchung von Metallen im TEM werden aus dem Probenmaterial zunachst Scheibchen geschnitten und auf etwa 0 1 mm Dicke geschliffen In den meisten Fallen kann das Metall dann durch elektrolytisches Polieren so weit gedunnt werden dass sich ein kleines Loch in der Mitte des Scheibchens bildet Am Rand dieses Loches ist das Metall sehr dunn und mit Elektronen durchstrahlbar Metalle bei denen elektrolytisches Polieren keine zufriedenstellenden Resultate liefert sowie nicht oder schlecht leitende Materialien wie Silizium Keramiken oder Mineralien konnen durch Ionendunnung auch Ionenstrahlatzen engl ion milling transparent fur Elektronen gemacht werden Da die Abtragsrate dieses Verfahrens im Bereich von einigen Mikrometer pro Stunde liegt werden die Proben zunachst mechanisch abgedunnt Gebrauchlich sind hier sogenannte Dimpler mit denen in die Mitte des Probenscheibchens eine Mulde geschliffen wird sowie die sogenannte Dreibeinmethode engl tripod method der Name bezieht sich auf die Vorrichtung zum mechanischen Schleifen bei der das Probenmaterial manuell zu einem Keil geschliffen wird Mit Hilfe eines Focused Ion Beam Systems konnen Proben aus einem bestimmten Probenbereich gewonnen werden Hierzu wird aus dem interessanten Bereich der Probe mit einem Gallium Ionenstrahl eine Lamelle herausgeschnitten auf einen Probenhalter transferiert lift out und soweit gedunnt bis sie elektrontransparent wird Bei einer anderen Methode wird die Probe zunachst mechanisch gedunnt und dann in den Rand der Probe ein transparentes Fenster gedunnt H bar Nanopartikel die an sich elektronentransparent sind werden in einer Suspension auf einen ebenfalls transparenten Tragerfilm z B amorpher Kohlenstoff eventuell auch mit kleinen Lochern darin aufgetragen Beim Abtrocknen der Suspension bleiben die Partikel an dem Film haften Bei der Untersuchung werden dann entweder sowohl der Tragerfilm als auch ein Partikel durchstrahlt oder aber es gelingt Partikel zu finden die am Tragerfilm haften jedoch frei uber einem Loch liegen in diesem Fall stort der Tragerfilm die Untersuchung uberhaupt nicht Auf ahnliche Weise konnen auch Metalle untersucht werden Dazu wird die Probe mit einem dunnen Kohlenstofffilm uberzogen der dann durch Atzen abgelost wird Die resultierende Replik gibt nicht nur die Topografie der Probe wieder sondern bei entsprechender metallografischer Vorbereitung bleiben auch nichtmetallische Einschlusse und Ausscheidungen daran haften Biologische Proben Bearbeiten nbsp DNA Plasmide in verschieden Konformationen im TEM Bild nach BAC Spreitung Uran Negativkontrastierung 60 000 80 kVBiologische Proben die im TEM betrachtet werden sollen mussen eine Reihe von Vorbereitungen durchlaufen Dabei hangt es von der wissenschaftlichen Fragestellung ab welche Methode verwendet wird Fur die hochauflosende Strukturanalyse von Biomolekulen in Losung mittels Kryoelektronenmikroskopie wurde 2017 der Nobelpreis fur Chemie vergeben 5 Fixierung um die Probe realistischer darstellen zu konnen Verwendet werden Glutaraldehyd zur Vernetzung und damit Verhartung der Proteine und Osmiumtetroxid welches Lipide schwarz farbt und gleichzeitig fixiert Cryo Fixierung die Probe wird in flussigem Ethan bei weniger als 135 C schockgefroren Dabei kristallisiert das Wasser nicht sondern bildet vitrifiziertes glasartiges Eis Bei dieser Methode wird die biologische Probe mit der geringsten Artefaktbildung fixiert Allerdings ist der Kontrast sehr gering Dehydratisierung Wasser wird entfernt und schrittweise durch Ethanol oder Aceton ersetzt Einbettung um Gewebe sektionieren zu konnen Hierzu werden meist Acrylharze genutzt Sektionierung Aufteilen der Probe in dunne Scheiben Ultradunnschnitte Diese konnen auf einem Ultra Mikrotom mit einer Diamant oder Glasklinge geschnitten werden Immungoldfarbung Gelegentlich wird mit Goldpartikeln markierten Antikorpern einzelne Epitope angefarbt Kontrastierung ist fur Ultradunnschnitte unentbehrlich um die Strukturen der eingebetteten Objekte deutlich zu machen Schwere Atome wie Blei oder Uran Atome streuen Elektronen starker als leichte Atome und erhohen so den Kontrast Massendickenkontrast Hier werden Reagenzien wie Uranylacetat Osmiumtetroxid Rutheniumtetroxid Wolframatophosphorsaure oder Bleicitrat verwendet Negativkontrastierung hat sehr erfolgreiche Anwendung gefunden um die Feinstruktur von Makromolekulen und kleinsten biologischen Objekten vor allem Viruspartikeln darzustellen Sie erfolgt durch Einbettung in eine amorphe Schicht eines Schwermetallsalzes Dabei treten ohnedem nicht sichtbare Details hervor Bezeichnend ist dass die Objekte nicht nur hell auf dunklem Untergrund erscheinen sondern auch noch mehr Elektronen zur Abbildung beitragen als die gleichartigen freiliegenden 6 High Pressure Freezing HPF bei dieser Methode werden sehr kleine Probenmengen unter hohem Druck schockgefroren Diese Methode eignet sich besonders fur die Immun Elektronenmikroskopie da die Oberflachenstruktur der Probe nur minimal verandert wird Siehe auch BearbeitenRasterelektronenmikroskop REM Rasterkraftmikroskop AFM Rastertunnelmikroskop RTM bzw STM Rastertransmissionselektronenmikroskop STEM Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Transmissionselektronenmikroskop Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Transmissionselektronenmikroskop Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen ETH Zurich electron microscopy sehr gute Grafiken und Abbildungen die verschiedene Verfahren illustrieren Dartmouth College Dartmouth Electron Microscope Facility Zahlreiche biologische Praparate in hoher AuflosungQuellen Bearbeiten Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1986 an Ernst Ruska Hidetaka Sawada Naoki Shimura Fumio Hosokawa Naoya Shibata and Yuichi Ikuhara Resolving 45 pm separated Si Si atomic columns with an aberration corrected STEM 2015 abgerufen am 16 November 2016 englisch C Barry Carter David B Williams Transmission Electron Microscopy A Textbook for Materials Science 2nd Auflage Springer New York 2009 ISBN 978 0 387 76501 3 Durchbruch dank Graphen idealer Objekttrager fur TEM In Spektrum der Wissenschaft Nr 1 2009 S 21 22 The Nobel Prize in Chemistry 2017 Abgerufen am 4 Oktober 2020 amerikanisches Englisch G Muller K Meyerhoff Anomalous Contrast in Electron Micrographs of Negative Stained Specimens Nature 201 4919 1964 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Transmissionselektronenmikroskop amp oldid 225720769