www.wikidata.de-de.nina.az
Das Rastertunnelmikroskop abgekurzt RTM englisch scanning tunneling microscope STM gehort zu den Techniken der Rastersondenmikroskopie engl scanning probe microscopy SPM welche es ermoglichen die Flachen gleicher Elektronenzustandsdichte von Oberflachen abzubilden Das Funktionsprinzip des RTMs basiert auf dem quantenmechanischen Tunneleffekt Bei einer angelegten Spannung zwischen einer feinen Spitze und einer Oberflache fuhrt dies bei einem ausreichend kleinen Abstand zu einem messbaren Tunnelstrom Die Grundvoraussetzung fur diese Art der Rastersondenmikroskopie sind eine elektrisch leitende Probe und eine elektrisch leitende Tunnelspitze Rastert man nun zeilenweise uber die Oberflache und misst an jedem Messpunkt den Tunnelstrom erhalt man eine Hohentopographie konstanter Elektronendichte Diese erlaubt einen Ruckschluss auf die tatsachliche Oberflachenstruktur bis zur atomaren Auflosung Rastertunnelmikroskop auf SchwingungsisolationDas erste Rastertunnelmikroskop von Binnig und Rohrer Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Experimentelle Randbedingungen 3 Messmodi 3 1 Modus konstanter Hohe 3 2 Modus konstanten Tunnelstroms 3 3 Spektroskopiemodus 3 4 Video Rastertunnelmikroskopie 3 5 Line Scan 4 Abbildungsfehler 5 Manipulation 6 Geschichte 7 Abwandlungen der Rastertunnelmikroskopie 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseFunktionsweise Bearbeiten nbsp Funktionsprinzip des RTMBei der rastertunnelmikroskopischen Messung wird eine elektrisch leitende Sonde in Form einer feinen Spitze systematisch in einem Raster uber das ebenfalls leitende Untersuchungsobjekt gefahren Der Abstand zwischen Spitze und Objekt ist dabei ausserordentlich klein Nanometer aber nicht null Zwischen der Oberflache und der Spitze wird eine elektrische Spannung angelegt Aufgrund des Abstandes gibt es aber noch eine Potentialbarriere die die Elektronen nicht uberwinden konnen Aufgrund des auftretenden Tunneleffektes ist dennoch ein kleiner Strom messbar Dieser ist sehr empfindlich fur kleinste Abstandsanderungen da die Tunnelwahrscheinlichkeit mit dem Abstand exponentiell abnimmt Liegt nun auf der Oberflache eine topographische Erhohung vor kann diese durch ein Ansteigen im Tunnelstrom registriert werden Durch das Abrastern der Probe kann so ein zweidimensionales Bild erzeugt werden Der Tunneleffekt zwischen zwei Metallen die durch eine dunne Oxidschicht separiert sind wurde 1961 von John Bardeen mit Hilfe der zeitabhangigen Storungstheorie erster Ordnung Fermis Goldene Regel erklart 1 Ubertragt man diese Theorie auf die Rastertunnelmikroskopie so ist eine atomar genaue Kenntnis der Spitze notwendig um die gemessenen Bilder zu interpretieren Eine wesentliche Vereinfachung stellt die sogenannte Tersoff Hamann Theorie 2 dar die den Einfluss der Spitze auf die Messung vernachlassigt und Aussagen uber die elektronische Struktur der Probe liefert im Wesentlichen uber die lokale elektronische Zustandsdichte im Oberflachenbereich Die Spitze wird dabei als ein Metallatom mit linearer elektronischer Zustandsdichte und kugelsymmetrischen s Wellenfunktionen angenommen Eine Erweiterung dieser Theorie lieferte C Julian Chen 3 der komplexere Spitzengeometrien berechnete Eine wirklich dreidimensionale Theorie zum Rastertunnelmikroskop ist zwar analytisch aufstellbar jedoch in der Regel kaum losbar und damit von untergeordneter Bedeutung Dreidimensionale Systeme konnen nur naherungsweise numerisch berechnet werden meist unter der Zuhilfenahme mehrerer abgeschatzter Parameter Simulationen von RTM Bildern von organischen Molekulen auf Oberflachen sind durch Uberlagerungen von besetzten bzw unbesetzten Molekulorbitalen der Molekule im Vakuum moglich die man z B aus der Dichtefunktionaltheorie erhalt Der Tunnelstrom an der Spitze ergibt sich in erster Naherung durch folgende Gleichung 4 I tun exp 2 d 2 m e F ℏ 2 exp 1 025 F d displaystyle I scriptstyle text tun propto exp left 2d sqrt 2m text e Phi hbar 2 right approx exp left 1 025 cdot sqrt Phi cdot d right nbsp Der Tunnelstrom I tun displaystyle I scriptstyle text tun nbsp ist abhangig vom Abstand d displaystyle d nbsp zwischen Probe und Spitze und der Austrittsarbeit F displaystyle Phi nbsp der Elektronen Hier ist m e displaystyle m text e nbsp die Elektronenmasse und ℏ displaystyle hbar nbsp das reduzierte Plancksche Wirkungsquantum im letzten Ausdruck ist d displaystyle d nbsp in Angstrom und F displaystyle Phi nbsp in Elektronenvolt einzusetzen Daraus ergibt sich eine starke Abhangigkeit des Tunnelstrom von Abstand Bei einer Abstandsanderung um 1 A 0 1 nm etwa 1 3 bis 1 2 Atomdurchmesser andert sich der Strom um etwa einen Faktor 10 Die Ortsabhangigkeit des Tunnelstroms spiegelt die Faltung der realen Topographie mit elektronischen Eigenschaften wider Eine dreidimensionale Auftragung suggeriert dabei einen Blick auf die Oberflachentopografie bildet aber exakterweise die Hohentopografie konstanter Elektronendichte ab source source source source source source track track Video Erklarung des Rastertunnelmikroskops Englisch Experimentelle Randbedingungen Bearbeiten nbsp RTM Messung einer rekonstruierten 100 Flache eines Au Einkristalls nbsp RTM Aufnahme einer Graphitoberflache in atomarer Auflosung nbsp RTM Aufnahme von selbstassemblierten Molekulketten nbsp Rastertunnelmikroskopische Aufnahme von Verunreinigungen einer Eisenkristalloberflache mit Chromatomen kleine Spitzen Da das Prinzip der Rastertunnelmikroskopie auf der Messung eines Stromflusses zwischen der Probe und der Spitze des Rastertunnelmikroskops beruht konnen nur elektrisch leitende Proben Metalle Halbleiter oder Supraleiter direkt untersucht werden Nicht leitende Proben zeigen zwar ebenfalls Tunnelphanomene der Tunnelstrom kann jedoch nicht durch die Probe an die Gegenkathode gelangen und gemessen werden Daher mussen sie vorher mit einer feinen elektrisch leitenden Schicht bedampft werden Graphit Chrom oder Gold welche am Rand der Probe Kontakt zur Probenhalterung hat Eine weitere Moglichkeit ist die Untersuchung sehr dunner Schichten eines Nichtleiters auf einem leitenden Substrat Da ein sehr kleiner Tunnelstrom typ 1 pA bis 10 nA sensitiv schon auf Anderungen von hundertstel Nanometer reagiert muss der Spitze Probe Abstand von typ 0 5 1 nm auf weniger als 1 Abweichung stabilisiert werden Daher finden je nach gewunschter Prazision verschiedene Techniken zur Isolation Verwendung Thermische Isolation Temperaturvariationen fuhren aufgrund der verschiedenen thermischen Ausdehnungskoeffizienten verwendeter Materialien zu storenden Modulationen des Spitze Probe Abstandes Im CCM constant current mode fuhren diese zu Verzerrungen In Modi bei denen keine Regelschleife zur Regulation des Abstandes verwendet werden wie im CHM constant height mode oder wahrend der Spektroskopie konnen auch oberflachenzerstorende Spitze Probe Kontakte stattfinden Akustische Isolation Durch Schallwellen konnen mechanische Teile zum Schwingen angeregt werden die entweder den Spitze Probe Abstand modulieren oder durch Kapazitatsanderungen im stromfuhrenden Kabel das Messsignal storen Durch Verwendung von Schallisolierung oder Schallboxen kann dieser Einfluss reduziert werden Mechanische Isolation Ein stark storender Einfluss sind mechanische Schwingungen die durch das Gebaude uber den Aufbau ins System getragen werden Diese Schwingungen konnen durch den Einsatz von aktiven und passiven Luftfeder Fussen durch Federaufhangung oder einer magnetischen Wirbelstrombremse reduziert werden Oft werden Kombinationen aus verschiedenen Techniken verwendet da die Filtereigenschaften variieren Wirbelstrombremsen eignen sich zur Dampfung schneller Schwingungen gt 1 kHz wahrend aktiv geregelte Dampfungsaufbauten insbesondere bei Aufbauten in hoheren Etagen hoher Gebaude geeignet sind niederfrequente lt 1 Hz Storungen durch Gebaudeschwingungen zu minimieren Die Tunnelspannungen zwischen Spitze und Probe betragen in der Regel wenige Millivolt bis zu einigen Volt Die untere Grenze ist dabei durch die Temperatur bzw durch das thermische Rauschen bestimmt Raumtemperatur ca 50 mV Bei Raumtemperatur ist zudem die maximale Spannung durch gasformige Teilchen bestimmt die in die Tunnelbarriere eintreten konnen So treten ab ca 2 V kurzzeitige Stromspitzen auf die die Oberflache nachhaltig zerstoren Bei tiefen Temperaturen und innerhalb eines Vakuumsystems konnen aber problemlos auch sehr hohe Spannungen jenseits von 100 V angelegt werden wobei der Ubergang des Tunnelstroms in einen Feldemissionstrom beobachtet werden kann Sowohl die zu untersuchende Oberflache als auch die benutzte Spitze mussen an der Oberflache elektrisch leitend sein Besteht die zu untersuchende Oberflache aus Metallen die an Luft oxidieren konnen z B Kupfer Silizium oder Silber ist die Rastertunnelmikroskopie im Ultrahochvakuum durchzufuhren was einen nicht zu unterschatzenden technischen Aufwand bedeutet Als Oberflachen die dagegen unter Normalbedingungen verwendet werden konnen kommen leitfahige Schichtkristalle wie Graphit oder Vertreter der schichtkristallinen Ubergangsmetall Dichalkogenide wie Molybdandisulfid MoS2 Tantal IV sulfid TaS2 oder Tantal IV selenid TaSe2 in Frage Eine frische atomar glatte Oberflache lasst sich bei diesen Schichtkristallen einfach durch Abziehen der obersten Schichten mit einem Klebeband erreichen da die einzelnen Schichten nur uber relativ schwache Van der Waals Wechselwirkungen verbunden sind Die Bewegung der Spitze relativ zur Probenoberflache wird mit Hilfe von piezoelektrischen Keramiken bewerkstelligt Diese lassen eine hochprazise Kontrolle im Sub Nanometer Massstab uber angelegte elektrische Spannungen zu Die Sonde selbst besteht meist aus Wolfram Platinlegierungen oder Gold wobei die Spitze durch elektrolytisches Atzen hergestellt wird Messmodi BearbeitenEin Rastertunnelmikroskop arbeitet mit einem Abstand der Spitze von der Probe bzw mit einer Auflosung die geringer als die Wellenlange der Tunnelelektronen vergleiche Materiewelle sind Wird eine elektrische Spannung englisch bias oder tunneling bias zwischen dem Untersuchungsobjekt und der Spitze angelegt so kann ein Strom der so genannte Tunnelstrom fliessen Den drei im folgenden beschriebenen Methoden CHM CCM und STS Bilder mit Ausnahme der Punktspektroskopie ist gemein dass die Messspitze linienhaft uber die Probe bewegt wird bevor sie seitlich versetzt eine benachbarte Linie erfasst Hieraus ergibt sich ein Linienraster auf der Oberflache Modus konstanter Hohe Bearbeiten nbsp Die Hohe der Spitze wird konstant gehalten die Variation des Tunnelstroms wird aufgezeichnet Es besteht Crash Gefahr durch grobe Strukturen Durch CHM engl constant height method folgt die Spitze einem vorher vorgegebenen Hohenprofil ohne dass der Probe Spitze Abstand durch eine Regelschleife nachreguliert wird Parallel wird zu jedem Rasterpunkt der Tunnelstrom aufgezeichnet Dadurch sind direkte Ruckschlusse auf Hohenabhangigkeiten des Tunnelstroms moglich als auch Messartefakte durch die Ruckkopplungsschleife im CCM vermeidbar Die wesentliche Starke von CHM liegt in der hohen Abtastrate die nun nicht mehr durch die Bandbreite der Ruckkopplungsschleife sondern durch die Bandbreite zum Auslesen des Tunnelstroms begrenzt ist Vorteilhaft ist die Verwendung von CHM bei der Studie von thermisch induzierter Mobilitat von Einzelatomen chemischen Prozessen oder von Molekulen bei hohen Prozessgeschwindigkeiten In all diesen Fallen andert sich die lokale Geometrie und kann innerhalb von Differenzbildern von schnell aufeinanderfolgenden Aufnahmen Video RTM leicht identifiziert werden Nachteilig ist dass hohere Anforderungen an den experimentellen Aufbau hinsichtlich der Langzeitstabilitat gestellt sind Langsame mechanische Storungen zum Beispiel Gebaudeschwingungen Creep und Drift des Piezoantriebs konnen zu deutlichen Uberhohungen im Tunnelstrom fuhren bis hin zu Spitze Probe Beruhrungen die lokal die Oberflache storen Modus konstanten Tunnelstroms Bearbeiten nbsp Der Tunnelstrom wird konstant gehalten die Spitze folgt der Oberflache Eine andere Methode der Abbildung constant current method abgekurzt CCM oder constant gap width mode abgekurzt CGM beruht darauf die Hohe der Spitze fortlaufend so zu verandern dass der Strom konstant bleibt Dies geschieht uber einen elektronischen Regelkreis zur Abstandsregelung Somit lasst sich nun uber die Position der Spitze das dreidimensionale Bild der Oberflache direkt bestimmen Die Auflosung ist bei diesem Verfahren so hoch dass die atomare elektronische Struktur der Oberflache sichtbar wird Der Bildkontrast darf jedoch nicht direkt als atomare Struktur verstanden werden Inzwischen sind mindestens neun verschiedene Kontrastmechanismen bekannt die die Bildentstehung beeinflussen und bei der Interpretation beachtet werden mussen Allerdings ist die Methode durch den Regelkreis in ihrer Messgeschwindigkeit begrenzt die Aufnahme eines Bildes dauert in der Regel das Mehrfache von zehn Sekunden bis zu Stunden In der Praxis wird meistens dieser Modus benutzt Spektroskopiemodus Bearbeiten Siehe auch Rastertunnelspektroskopie engl scanning tunneling spectroscopy STS Da man mit dem Rastertunnelmikroskop uber den Tunneleffekt vermittelt zunachst die lokale elektronische Struktur der Probenoberflache misst kann man es auch direkt zur Bestimmung dieser ausnutzen Zum Beispiel erscheint ein einzelnes Sauerstoffatom auf einer Oberflache des Halbleitermaterials Galliumarsenid mal als Mulde und mal als Hugel je nachdem ob man positive oder negative Spannung zwischen Spitze und Probe anlegt Man kann das ausnutzen um entweder die energetischen Lagen der Oberflachenzustande an einem Ort der Probe TS Spektren an einem Ort sogenannte Punktspektroskopie oder die Orte an denen sich Elektronen bei einer bestimmten Energie entspricht der Tunnelspannung aufhalten durfen STS Bilder bei konstanter Tunnelspannung zu bestimmen Man muss dazu der Tunnelspannung eine kleine hochfrequente Wechselspannung uberlagern und kann dann aus der Ableitung des Stromes nach der Spannung die sogenannte Zustandsdichte errechnen Die Rastertunnelspektroskopie wird oft bei tiefen Temperaturen von wenigen Kelvin durchgefuhrt da die energetische Auflosung uber die Fermi Verteilung von der Temperatur abhangt Der Spektroskopiemodus ist weiterhin in diverse Untermodi unterteilt Video Rastertunnelmikroskopie Bearbeiten Bei Scanraten ab einem Bild pro Sekunde spricht man von Video Rastertunnelmikroskopie Die Bildrate reicht dabei bis zu 50 Hertz Mit dieser Methode konnen je nach System Diffusionsprozesse oder Oberflachenreaktionen in Echtzeit beobachtet werden 5 6 7 Line Scan Bearbeiten Beim Scannen in einer Linie uber einer Phasengrenze oder atomaren Stufe die sich im dynamischen Gleichgewicht mit ihrer Umgebung befindet kann man sogenannte Pseudobilder auch X t Scan messen Aus diesen Messdaten bei denen die x Achse eine zeitliche Angabe und die y Achse eine Ortsangabe ist kann man wiederum die Stufenkorrelationsfunktion berechnen aus der sich Informationen uber die Diffusionsprozesse an der entsprechenden Stelle ergeben Abbildungsfehler BearbeitenEine Reihe von Einflussen kann die Abbildungsqualitat der rastertunnelmikroskopischen Aufnahmen beeintrachtigen oder begrenzen 8 Besonders muss auf die Vermeidung von exogenen Vibrationen geachtet werden wozu beispielsweise Schwingungsisolierungen eingesetzt werden konnen Aber auch die Stellglieder fur die Rasterung konnen interne Vibrationen verursachen die durch die geeignete Wahl der Eigenfrequenzen reduziert werden konnen Des Weiteren neigen die eingesetzten piezoelektrischen Materialien sowohl zum Kriechen als auch zur Hysterese was Ungenauigkeiten bei der Positionsbestimmung verursacht Diese Materialien haben in der Regel auch eine relativ hohe Temperaturdrift so dass die Temperatur der gesamten Anordnung wahrend einer Messung moglichst hinreichend konstant gehalten werden sollte Das Rauschen des Tunnelstroms begrenzt die Genauigkeit der Hohenbestimmung Daher werden moglichst rauschfreie Strom Spannungs Wandler mit der erforderlichen Bandbreite fur die auftretenden Frequenzen eingesetzt Auch die Ablenkspannungen der Aktoren mussen die erforderlichen Genauigkeiten in Hinsicht auf Linearitat und Verzogerungszeit aufweisen nbsp Geisterbild bei einer rastertunnelmikroskopischen Aufnahme einer 75 nm 75 nm grossen KupferoberflacheBeim Einsatz von doppelten und mehrfachen Tunnelspitzen kann der Punkt an dem der Tunnelstrom fliesst zwischen einzelnen Spitzen wechseln was dann zum Beispiel auch zum mehrfachen aber versetzten Rastern derselben Probenflache fuhren kann Die gegebenenfalls entstehenden Geisterbilder zeichnen sich durch parallele Strukturen aus Manipulation Bearbeiten nbsp RTM Nanomanipulation einer selbstassemblierten PTCDA Molekullage auf Graphit in die das Logo des Center for NanoScience CeNS geschrieben wurde Eine weitere Anwendung des Rastertunnelmikroskops ist die gezielte Veranderung eines Objektes Hierbei ist zwischen verschiedenen Veranderungen zu unterscheiden zwischen der Verschiebung laterale und vertikale Manipulation und der Modifikation von Objekten Dissoziation und strukturelle Modifikation insbesondere fur molekulare Systeme Dabei werden folgende Prozesse verwendet Aufbrechen von Bindungen durch lokales Erhitzen und Verschiebung durch Potentialanderung Lokales Erhitzen Insbesondere bei Systemen mit kovalenten Bindungen z B innerhalb von Molekulen oder Silizium Wasserstoff Bindungen konnen Schwingungsmoden durch die tunnelnden Elektronen angeregt werden Durch die Akkumulation dieser Energie kann letztendlich eine Bindung aufgebrochen werden bzw auch geschlossen werden Da die Lebensdauer entsprechender Anregungen meistens sehr gering sind fs ms kann eine Energieakkumulation durch entsprechend hohe Strome erreicht werden Anm 1 nA 0 1 ns zeitlicher Abstand zweier tunnelnder Elektronen Potentialanderung Zur Verschiebung von Objekten reicht aber auch schon die attraktive oder repulsive Wechselwirkung der Spitze zum Objekt durch dessen Potential Dabei kann das Potential zusatzlich durch die angelegte Tunnelspannung moduliert werden Entsprechend kann man bei attraktiver Wechselwirkung Objekte ziehen bei repulsiver schieben Bei hinreichender Annaherung der Spitze an das Objekt kann zusatzlich ein Transfer des Objektes von der Probenoberflache an die Spitze erzeugt werden In einigen Fallen ist auch der Rucktransfer uber eine zusatzliche Verwendung der Tunnelspannung moglich und man spricht von vertikaler Manipulation Mit Hilfe dieser Methoden wurde das so genannte atomare Schreiben durchgefuhrt das Schriftzuge wie IBM Logos einzelner Hochschulen oder Landkartenskizzen mit einzelnen Atomen auf Oberflachen darstellt Auf dem Gebiet der magnetischen Datenspeicherung hat IBM ein Scanning Tunnelmikroskop entwickelt das bei sehr niedrigen Temperaturen funktioniert 4 K Damit sollen erfolgreiche Versuche durchgefuhrt worden sein einzelne Atome in ihrer Spin magnetischen Ausrichtung in einer Magnetschicht zu verandern und gezielt zu beeinflussen Die Methode wird Spin Anregungs Spektroskopie Spin Excitation Spektroskopie genannt Geschichte BearbeitenDas erste erfolgreiche Experiment zum Nachweis eines abstandsabhangigen Tunnelstromes konnte am 18 Marz 1981 im IBM Forschungslabor in Ruschlikon CH durchgefuhrt werden Die beiden Physiker Gerd Binnig Deutschland und Heinrich Rohrer Schweiz die das Experiment durchfuhrten und das Rastertunnelmikroskop letztlich auch zum einsetzbaren Instrument machten erhielten hierfur 1986 den Nobelpreis fur Physik Ferner waren auch Christoph Gerber und Edmund Weibel an der Entwicklung beteiligt Es gibt aber schon fruhere Arbeiten auf diesem Gebiet in denen die wesentlichen Aspekte eines RTM STM demonstriert wurden insbesondere das Auftreten eines Tunnelstromes Dieses Gerat wurde von Russel Young John Ward und Fredric Scire Ende der 1960er Jahre als sog Topografiner 9 entwickelt Es gab jedoch burokratische und technische Schwierigkeiten beispielsweise storten die Vibrationen der Klimaanlage die Messungen Das Nobelpreiskomitee erkannte jedoch spater ihre Leistungen an Das Rastertunnelmikroskop ist der Vater aller anderen Rastersondenmikroskope In der Folgezeit wurden vor allem das Rasterkraftmikroskop atomic force microscope AFM und das optische Rasternahfeldmikroskop scanning near field optical microscope SNOM entwickelt welche sich einer anderen atomaren Wechselwirkung bedienen Die Entwicklung aller dieser Rastersondenmikroskope war ein wesentlicher Schritt in Richtung der Nanowissenschaften da man mit ihnen auf recht einfache und vergleichsweise preiswerte Art und Weise nanoskopische Objekte Objekte die kleiner sind als die Lichtwellenlange von 400 bis 800 nm beobachten und daruber hinaus auch manipulieren kann Ferner hat die Rastertunnelmikroskopie wesentlich zur Veranschaulichung der Quantenmechanik beigetragen Anfang der 1990er Jahre wurden sogenannte Quantum Corrals erzeugt und gemessen Quantum Corrals sind einfache geometrische Quantensysteme auf Oberflachen Anhand dieser Quantum Corrals konnte extrem anschaulich die Analogie zwischen Elektronenwellen und Wasserwellen dargestellt werden was eine bis dahin nicht vorhandene direkte Bestatigung der Quantenmechanik im Realraum ist Die Abbildungen dieser Quantum Corrals gehen inzwischen um die Welt Sie sind die am meisten dargestellten RTM Bilder in Buchern und daruber hinaus auch in Tageszeitungen zu finden Solche Bilder ihre Interpretation und Wirkung sind inzwischen sogar Forschungsgegenstand der Bildwissenschaften vergleiche Horst Bredekamp und der Kunstgeschichte Die Rastertunnelmikroskopie ist wie die optische Mikroskopie oder die Rasterelektronenmikroskopie eine im Realraum abbildende Technik die sich nur in der Reichweite der dabei ausgenutzten physikalischen Prozesse unterscheidet Daher eignet sich die Rastertunnelmikroskopie insbesondere um atomare Prozesse der Oberflachenphysik und der Oberflachenchemie Nobelpreis fur Chemie 2007 Gerhard Ertl zuganglich zu machen Die Rastertunnelmikroskopie unterscheidet sich wesentlich von bisherigen Techniken der Oberflachenphysik und chemie die auf Streuprozesse angewiesen waren wie zum Beispiel der Streuung von Elektronen RHEED Streuung hochenergetischer Elektronen Low Energy Electron Diffraction Ruckstreuung niederenergetischer Elektronen oder der Heliumstreuung Letztere sind durch die Wellenlange der genutzten Teilchen begrenzt und bilden durch konstruktive und destruktive Interferenz nur periodische Strukturen ab Dabei ist insbesondere der Zugang zu Effekten an nichtperiodischen Strukturen insbesondere Defekten an Storstellen oder atomaren Stufen wie sie gerade fur katalytische Prozesse eine wesentliche Rolle spielen sehr unvollstandig Abwandlungen der Rastertunnelmikroskopie BearbeitenBallistische Elektronenemissionsmikroskopie Elektrochemische Rastertunnelmikroskopie Lichtemissions Rastertunnelmikroskopie Rastertunnelpotentiometrie Spinpolarisierte RastertunnelmikroskopieSiehe auch BearbeitenTransmissionselektronenmikroskop TEM Rastertransmissionselektronenmikroskop STEM Literatur BearbeitenRussell Young John Ward Fredric Scire The Topografiner An Instrument for Measuring Surface Microtopography In Review of scientific instruments with physics news and views American Institute of Physics Lancaster PA 43 1972 ISSN 0034 6748 S 999 Patent CH643397 Scanning apparatus for surface analysis using vacuum tunnel effect at cryogenic temperatures Gerat zur rasterartigen Oberflachenuntersuchung unter Ausnutzung des Vakuum Tunneleffekts bei kryogenischen Temperaturen Angemeldet am 20 September 1979 Anmelder IBM Erfinder Gerd Binnig Heinrich Rohrer G Binnig H Rohrer Ch Gerber E Weibel Tunneling through a controllable vacuum gap In Applied Physics Letters Band 40 Nr 2 15 Januar 1982 S 178 180 doi 10 1063 1 92999 G Binnig H Rohrer Ch Gerber E Weibel Surface Studies by Scanning Tunneling Microscopy In Physical Review Letters Band 49 Nr 1 5 Juli 1982 S 57 61 doi 10 1103 PhysRevLett 49 57 G Binnig H Rohrer Ch Gerber E Weibel 7 7 Reconstruction on Si 111 Resolved in Real Space In Physical Review Letters Band 50 Nr 2 10 Januar 1983 S 120 123 doi 10 1103 PhysRevLett 50 120 C Hamann M Hietschold Raster Tunnel Mikroskopie Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 3 05 501272 0 C Julian Chen Introduction to Scanning Tunneling Microscopy Oxford University Press Oxford 1993 ISBN 0 19 507150 6 englisch Roland Wiesendanger Scanning Probe Microscopy and Spectroscopy Methods and Applications Cambridge University Press Cambridge 1994 ISBN 0 521 42847 5 englisch B Voigtlander Scanning Probe Microscopy Springer 2015 ISBN 978 3 662 45239 4 doi 10 1007 978 3 662 45240 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rastertunnelmikroskop Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikibooks Betriebsanleitung fur ein RTM insbesondere im Schulunterricht Lern und Lehrmaterialien Nobelpreistrager und Erfinder des Rastertunnelmikroskops Gerd Binnig uber Funktionsweise Entwicklungsprozess und Anwendungen vom 18 August 2010 Nobelvorlesung von G Binnig und H Rohrer englisch Rasterelektronenmikroskop filmt Rastertunnelmikroskop beim Scannen MPG AVI Zooming in Nanometerstrukturen Animation aus RTM Bildern Linkkatalog zum Thema Hersteller von Rastertunnelmikroskopen bei curlie org ehemals DMOZ englisch 3D Animation einer RTM Spitze die eine Oberflache scannt Bildergalerie zu den Quantum Corrals Video Experiment der Woche Was ist ein Rastertunnelmikroskop Leibniz Universitat Hannover 2011 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 394 Einzelnachweise Bearbeiten J Bardeen Tunnelling from a Many Particle Point of View In Physical Review Letters Band 6 Nr 2 15 Januar 1961 S 57 59 doi 10 1103 PhysRevLett 6 57 J Tersoff D R Hamann Theory of the scanning tunneling microscope In Physical Review B Band 31 Nr 2 15 Januar 1985 S 805 813 doi 10 1103 PhysRevB 31 805 C Julian Chen Origin of atomic resolution on metal surfaces in scanning tunneling microscopy In Physical Review Letters Band 65 Nr 4 23 Juli 1990 S 448 451 doi 10 1103 PhysRevLett 65 448 Wandelt K Klaus 1944 Encyclopedia of interfacial chemistry surface science and electrochemistry Volume 1 1 1 experimental methods 1 2 surface science under environmental conditions Amsterdam Netherlands ISBN 978 0 12 809894 3 elsevier com abgerufen am 10 Januar 2020 Hochgeschwindigkeits Rastertunnelmikroskopie Video RTM Memento vom 11 Juni 2007 im Internet Archive Organische Molekule abgebildet mit Video RTM englisch Thomas Waldmann Daniela Kunzel Harry E Hoster Axel Gross R Jurgen Behm Oxidation of an Organic Adlayer A Bird s Eye View In Journal of the American Chemical Society Band 134 Nr 21 30 Mai 2012 S 8817 8822 doi 10 1021 ja302593v Markus Bautsch Rastertunnelmikroskopische Untersuchungen an mit Argon zerstaubten Metallen Kapitel 3 5 Abbildungsfehler Verlag Koster Berlin 1993 ISBN 3 929937 42 5 Russell Young John Ward Fredric Scire The Topografiner An Instrument for Measuring Surface Microtopography In Review of Scientific Instruments Band 43 Nr 7 Juli 1972 S 999 1011 doi 10 1063 1 1685846 nbsp Dieser Artikel wurde am 17 Marz 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rastertunnelmikroskop amp oldid 237094299