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Die Dichtefunktionaltheorie DFT ist ein Verfahren zur Bestimmung des quantenmechanischen Grundzustandes eines Vielelektronensystems das auf der ortsabhangigen Elektronendichte beruht Die Dichtefunktionaltheorie wird zur Berechnung grundlegender Eigenschaften von Molekulen und Festkorpern wie beispielsweise von Bindungslangen und energien verwendet 1 2 Die grosse Bedeutung dieser Theorie liegt darin dass sie keine Losung der vollstandigen Schrodingergleichung fur das Vielelektronensystem erfordert Sie benotigt erheblich weniger Rechenleistung und macht Berechnungen von Systemen mit deutlich mehr als zehn Elektronen uberhaupt erst moglich Fur die Entwicklung der Dichtefunktionaltheorie wurde 1998 der Nobelpreis fur Chemie an Walter Kohn vergeben 3 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1 1 Die Kohn Sham Funktionen 1 2 Das Austausch Korrelations Potential 2 Rechenverfahren am Computer 3 Anwendungen in der Chemie 4 Erweiterungen 5 Forschung amp Entwicklung 6 Modellierung und Software 7 Literatur 7 1 Einstieg 7 2 Monografien und weiterfuhrende Literatur 7 3 Klassiker und altere Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenGrundlage der Dichtefunktionaltheorie ist das Hohenberg Kohn Theorem 4 Der Grundzustand eines Systems von N displaystyle N nbsp Elektronen als Wellenfunktion von 3 N displaystyle 3N nbsp Raumkoordinaten abhangig ist durch die ortsabhangige Elektronendichte r r displaystyle rho vec r nbsp eindeutig festgelegt In der Dichtefunktionaltheorie wird nun die Elektronendichte im Grundzustand bestimmt Daraus konnen im Prinzip alle weiteren Eigenschaften des Grundzustandes bestimmt werden Diese Eigenschaften beispielsweise die Gesamtenergie sind Funktionale der Dichte Das Kernproblem der Dichtefunktionaltheorie besteht folglich darin das entsprechende Funktional zu finden Die Gesamtenergie kann geschrieben werden als Summe der kinetischen Energie T r displaystyle mathbf T rho nbsp der Elektron Kern Wechselwirkung E n e r displaystyle mathbf E ne rho nbsp und der Elektron Elektron Wechselwirkung E e e r displaystyle mathbf E ee rho nbsp E r T r E n e r E e e r displaystyle mathbf E rho mathbf T rho mathbf E ne rho mathbf E ee rho nbsp Die Elektron Elektron Wechselwirkung E e e r displaystyle mathbf E ee rho nbsp selbst wird ebenfalls als Summe geschrieben aus einem Term fur die elektrostatische Abstossung zwischen den Elektronen J r displaystyle mathbf J rho nbsp und einem Term fur die nicht klassischen Effekte das heisst fur die Austauschwechselwirkung E X C r displaystyle mathbf E XC rho nbsp von englisch Exchange Correlation mit x displaystyle x nbsp fur exchange und c displaystyle c nbsp fur correlation 5 E e e r J r E X C r displaystyle mathbf E ee rho mathbf J rho mathbf E XC rho nbsp Die Funktionale fur die Elektron Kern Wechselwirkung E n e r displaystyle mathbf E ne rho nbsp und die elektrostatische Abstossung J r displaystyle mathbf J rho nbsp der Elektron Elektron Wechselwirkung E e e r displaystyle mathbf E ee rho nbsp der sogenannte Coulomb Teil konnen aus den entsprechenden klassischen Ausdrucken abgeleitet werden Fur die kinetische Energie T r displaystyle mathbf T rho nbsp und den Austausch Teil E X C r displaystyle mathbf E XC rho nbsp der Elektron Elektron Wechselwirkung ist dies nicht moglich 1 Fur diese Terme mussen deshalb Naherungen gesucht werden Da die kinetische Energie einen erheblichen Anteil an der Gesamtenergie hat konnen zu grobe Naherungen drastische Auswirkungen haben Fruhere Ansatze mit Funktionalen die ausschliesslich auf der Dichte r displaystyle rho nbsp basierten wie das Thomas Fermi Modell waren fur die Beschreibung von Molekulen ungeeignet Tatsachlich sagt das Thomas Fermi Modell keine stabilen Molekule mit chemischen Bindungen vorher 6 Die Kohn Sham Funktionen Bearbeiten Dieser Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Schwer verstandlich ohne grosses Vorwissen nicht nachvollziehbar Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Ein Problem der fruhen rein dichtebasierten DFT Ansatze wie dem Thomas Fermi Modell waren die Naherungen im Funktional der kinetischen Energie T r displaystyle mathbf T rho nbsp Durch die Verwendungen eines Determinantenansatzes mit Orbitalen Einelektronen Wellenfunktionen analog zur Hartree Fock Theorie umgeht der Kohn Sham Ansatz 7 benannt nach Walter Kohn und Lu Jeu Sham dieses Problem da die genaue Form des Funktionals der kinetischen Energie fur eine Slater Determinante einer Gesamt Wellenfunktion die aus einzelnen Orbitalen zusammengesetzt ist exakt berechnet werden kann T S D i 1 N f i 1 2 2 f i displaystyle mathbf T SD sum i 1 N langle varphi i frac 1 2 nabla 2 varphi i rangle nbsp Es werden somit N displaystyle N nbsp Orbitale die sogenannten Kohn Sham Funktionen f j displaystyle varphi j nbsp angesetzt Die Elektronendichte erhalt man aus der Summe der Elektronendichten der Kohn Sham Funktionen r r j 1 N f j r 2 displaystyle rho vec r sum j 1 N left varphi j vec r right 2 nbsp Mit diesem Ansatz lassen sich auch J r displaystyle mathbf J rho nbsp und E n e r displaystyle mathbf E ne rho nbsp leicht berechnen Die Verwendung einer Slater Determinante bringt jedoch auch ein Problem mit sich Die Berechnung wird nun fur ein wechselwirkungsfreies System durchgefuhrt das durch eine Slater Determinante beschrieben wird man spricht vom Referenzsystem und nicht fur das reale System Da die Energie ein Funktional der Dichte ist und somit ausschliesslich von der Dichte abhangt kann die genaue Energie prinzipiell aus jedem Referenzsystem gewonnen werden sofern ihre Elektronendichte mit der des realen Systems identisch ist Somit ist die Verwendung eines nicht interagierenden Kohn Sham Systems gultig solange seine Dichte gleich der tatsachlichen Dichte ist Naturlich stellt sich hierbei die prinzipielle Frage ob die Dichte jedes realen Systems durch eine einzige Slater Determinante reproduziert werden kann 1 Unter der Annahme dass die genaue Dichte durch das Kohn Sham System reproduziert werden kann besteht jedoch immer noch das Problem dass das genaue Funktional benotigt wird Die Differenz zwischen der exakten kinetischen Energie und der mit der Determinantenwellenfuktion berechneten Energie zusammen mit der Differenz zwischen der exakten Elektron Elektronen Wechselwirkung und der klassischen Coulomb Interaktion bildet das sogenannte Austausch Korrelations Funktional E x c r displaystyle mathbf E xc rho nbsp in der Kohn Sham Theorie E x c r T r T S D r E e e r J r displaystyle mathbf E xc rho mathbf T rho mathbf T SD rho mathbf E ee rho mathbf J rho nbsp Das gesamte Kohn Sham Funktional lasst sich somit schreiben als 1 E K S r T S D r E n e r J r E x c r displaystyle mathbf E KS rho mathbf T SD rho mathbf E ne rho mathbf J rho mathbf E xc rho nbsp Damit finden sich alle nicht exakt bestimmbaren Terme im Austausch Korrelations Funktional und es uberrascht daher nicht dass sich die einzelnen Ansatze der modernen Dichtefunktionaltheorie vor allem in der Festlegung des Austausch Korrelations Funktionals unterscheiden Da die genaue Form von E x c r displaystyle mathbf E xc rho nbsp nicht bekannt ist und es entsprechend angenahert werden muss scheint der Kohn Sham Ansatz das Problem auf den ersten Blick nur zu verschieben Dies tauscht jedoch denn wahrend bei den ursprunglichen orbital freien Ansatzen das Funktional der kinetischen Energie approximiert werden musste was zu schweren Fehlern fuhrte siehe oben wird im Kohn Sham Ansatz die kinetische Energie fur das nicht interagierende Referenzsystem genau berechnet und nur die Korrektur der kinetischen Energie und des Austausches mussen approximiert werden was weniger schwerwiegend ist und viel bessere Ergebnisse liefert 1 Die Kohn Sham Orbitale lassen sich als N displaystyle N nbsp Losungen eines Gleichungssystems mit einer effektiven Potentialfunktion v e f f displaystyle v mathrm eff nbsp erhalten 7 Diese Rechenweise ist analog zur Hartree Fock Theorie wesentlich weniger aufwandig als die Losung der Schrodingergleichung mit N displaystyle N nbsp Elektronen zugleich weil es sich um voneinander unabhangige Losungen einer Schrodingergleichung handelt Diese Einelektronen Schrodingergleichungen werden auch als Kohn Sham Gleichungen bezeichnet 1 2 2 v e f f r ϵ j f j r 0 displaystyle left frac 1 2 nabla 2 v mathrm eff vec r epsilon j right varphi j vec r 0 nbsp Das effektive Potential ist von der Dichte abhangig v e f f r v r r r r r d 3 r v x c r displaystyle v mathrm eff vec r v vec r int frac rho vec r left vec r vec r right mathrm d 3 r v mathrm xc vec r nbsp Hierbei ist der erste Term v r displaystyle v vec r nbsp das externe Potential das im Wesentlichen die Anziehung der Elektronen durch die Atomkerne beschreibt und der zweite Term beschreibt die elektrostatische Wechselwirkung der Elektronen untereinander Hartree Term Der dritte Term v x c r displaystyle v mathrm xc vec r nbsp das sogenannte Austausch Korrelationspotential x displaystyle x nbsp fur englisch exchange c displaystyle c nbsp fur correlation lasst sich aus dem Austausch Korrelations Funktional berechnen v x c d E x c d r displaystyle v xc frac delta mathbf E xc delta rho nbsp Da das effektive Potential v e f f r displaystyle v mathrm eff vec r nbsp einerseits in den Kohn Sham Gleichungen vorkommt andererseits von der Dichte r r displaystyle rho vec r nbsp und somit von den Losungen dieser Gleichungen abhangt mussen die Losungen iterativ gefunden werden Es wird also mit dem neu gefundenen Potential oder einer Linearkombination des vorigen und des neuen Potentials die Kohn Sham Gleichung wieder gelost daraus ein neues Potential bestimmt usw bis eine stabile selbstkonsistente Losung gefunden wird siehe auch Self Consistent Field Methode Streng genommen sind die Kohn Sham Funktionen reine Rechengrossen und haben fur sich alleine keine physikalische Bedeutung In der Praxis konnen sie jedoch oft als Naherung fur tatsachliche Elektronenzustande herangezogen werden und ihre Energien ϵ j displaystyle epsilon j nbsp werden zum Beispiel zur Berechnung der Bandstruktur herangezogen Auch werden ihre Form und Eigenenergie fur qualitative Betrachtungen herangezogen z B als Grenzorbitale Das Austausch Korrelations Potential Bearbeiten Mit dem Kohn Sham Formalismus wurde das Problem des Vielelektronensystems eigentlich nur auf den Austausch Korrelationsterm v x c r displaystyle v xc vec r nbsp verlagert und noch nicht gelost Streng genommen hangt v x c r displaystyle v xc vec r nbsp von der Elektronendichte an allen Orten und nicht nur am Punkt r displaystyle vec r nbsp ab und lasst sich nur fur sehr wenige triviale Falle genau berechnen Es zeigt sich aber dass es oft ausreicht eine genaherte Losung fur diesen Term zu finden Lokale Dichtenaherung engl local density approximation LDA Bei dieser Naherung wird angenommen dass die v x c r displaystyle v xc vec r nbsp eine Funktion der Elektronendichte an diesem Ort r r displaystyle rho vec r nbsp ist Diese Methode liefert in vielen Fallen bereits eine ausreichend genaue Losung vor allem dann wenn die Dichte ohnehin uberall naherungsweise gleich ist etwa fur die Leitungselektronen in einem Metall LDA Rechnungen fuhren oft zu einer Uberschatzung der Bindungsstarken die berechneten Bindungslangen sind um etwa ein bis zwei Prozent zu kurz engl overbinding verallgemeinerte Gradientennaherung engl generalized gradient approximation GGA Es werden nicht nur die Dichte r r displaystyle rho vec r nbsp sondern auch ihre Ableitungen nach dem Ort Gradient berucksichtigt 8 Es gibt dafur mehrere unterschiedliche Verfahren die meist nach den Autoren der Methode benannt sind zum Beispiel PW91 9 fur das von Perdew und Wang 1991 vorgestellte Verfahren Das PBE Funktional 10 das nach den Physikern Perdew Burke und Ernzerhof benannt ist sollte dieselbe Form wie das PW91 haben jedoch mit erheblich weniger Parametern auskommen Das PBE ist heutzutage immer noch eines der meist verwendeten Funktionale obwohl es bereits Weiterentwicklungen wie beispielsweise das revPBE oder das RPBE gibt Hybrid Methoden Hier wird nur ein Teil des Austausch Korrelations Potentials entsprechend der Dichtefunktionaltheorie berechnet z B mit GGA ein Teil wird als Austauschenergie der Kohn Sham Funktionen wie in der Hartree Fock Methode berechnet Diese Verfahren sind vor allem bei Molekulen genauer als reine GGA Rechnungen allerdings ist der Aufwand fur die Rechnungen wesentlich hoher als bei GGA Das verbreitetste Hybridverfahren ist als B3LYP 11 12 13 bekannt Die meisten Einschrankungen und Probleme bei der Verwendung der Dichtefunktionaltheorie hangen mit dem Austausch Korrelations Potential zusammen So liefern beispielsweise die verschiedenen GGA Potentiale Bindungsenergien von einfachen Molekulen die sich voneinander und von den experimentellen Werten um mehr als 20 Prozent unterscheiden konnen Van der Waals Bindungen werden von den semilokalen Funktionen wie GGA uberhaupt nicht beschrieben weil sie auf langreichweitigen Korrelationen der Ladungsverteilung beruhen Dieses Problem kann zum Beispiel mit Hilfe von angepassten Funktionalen gelost werden 14 Ein weiteres Problem liegt darin dass die Bandlucken und HOMO LUMO Energiedifferenzen die aus den Kohn Sham Funktionen berechnet werden bei LDA und GGA generell zu niedrig sind Die Rechnungen mit der Dichtefunktionaltheorie werden normalerweise in der Born Oppenheimer Naherung durchgefuhrt es werden also nur die Elektronen quantenmechanisch behandelt Rechenverfahren am Computer BearbeitenBerechnungen der Eigenschaften komplexer Molekule oder Kristalle mittels Dichtefunktionaltheorie sind aufwandig die Effizienz der Rechnungen spielt daher eine grosse Rolle Die Rechenverfahren konnen nach den Basisfunktionen fur die Kohn Sham Gleichungen eingeteilt werden Atomare Wellenfunktionen engl muffin tin orbitals in einer kugelformigen Umgebung um den Atomkern sog Muffin Tin Bereich sind gut zur Beschreibung der Elektronen in Kernnahe geeignet Der Vorteil der atomaren Wellenfunktionen ist dass bei fur ihre Anwendung geeigneten Problemen meist sehr kleine Basissatze eine Funktion pro Elektron und Drehimpulscharakter zur Beschreibung genugen Allerdings ergeben sich Probleme die fast freien Elektronen zwischen den Atomen z B Leitungselektronen in Metallen Elektronen an Oberflachen etc beziehungsweise den Uberlappungsbereich zwischen den Atomen konsistent zu beschreiben Ebene Wellen sind gut zur Beschreibung der Valenzelektronen und Leitungselektronen in Festkorpern geeignet jedoch konnen die raumlich wenig ausgedehnten Wellenfunktionen nahe an den Atomkernen schlecht beschrieben werden Ebene Wellen haben den Vorteil dass effiziente Algorithmen zur Fouriertransformation eingesetzt werden konnen und dadurch die Losung der Kohn Sham Gleichungen sehr rasch erfolgen kann Zudem sind sie sehr flexibel da zum Beispiel auch fast freie Elektronen an Oberflachen gut beschrieben werden konnen Vor allem fur Berechnungen in der Festkorperphysik werden daher diese Verfahren kombiniert indem man ebene Wellen verwendet fur den Bereich nahe den Atomkernen aber zusatzliche Massnahmen trifft Dieser Bereich kann entweder vollstandig getrennt behandelt engl augmented plane waves es konnen dort zusatzliche Wellenfunktionen addiert engl projector augmented waves oder es kann ein sogenanntes Pseudopotential das nur im Bereich der Aussenelektronen korrekte Wellenfunktionen ergibt aber nicht in der Nahe der Atomkerne verwendet werden Zur Behandlung molekularer Systeme werden in der Regel atomzentrierte Gauss Funktionen als Basis fur die zu generierenden Kohn Sham Orbitale verwendet Diese Funktionen werden fur jedes Atom voroptimiert und orientieren sich an den analytisch bekannten Losungen der elektronischen Wellenfunktionen des Wasserstoffatoms Die Eigenschaft dass ein Produkt zweier Gauss Funktionen wieder eine Gauss Funktion darstellt ist bei der Losung der Zwei Elektronen Integrale hilfreich Diese Atomorbitale Einelektronenwellenfunktionen werden unter Berucksichtigung ihrer Symmetrie durch geeignete Linearkombinationen zur Konstruktion von Molekulorbitalen herangezogen LCAO Ansatz Durch selbstkonsistentes Losen der KS Gleichungen effektive Ein Elektronen Schrodingergleichungen erhalt man einen Satz an KS Orbitalen als Eigenfunktionen der KS Operatoren der in Form einer antisymmetrischen Slater Determinante zusammengefasst wird Diese Slater Determinante dient lediglich zur Konstruktion der korrekten Elektronendichte und stellt keine vernunftige Wellenfunktion dar Hieraus lassen sich die kinetische Energie der Elektronen das externe Potential sowie die klassische Coulomb Wechselwirkung der Elektronen berechnen Bis hierhin unterscheidet sich die DFT Methode nicht wesentlich von einer Wellenfunktions Methode Die moderne KS DFT profitiert demnach von der bereits lang umforschten und effizient implementierten Hartree Fock Maschinerie Der bedeutende Unterschied der DFT liegt in der Berechnung der Austausch Korrelations Energie Diese wird in der Regel numerisch fur ausgewahlte Gitterpunkte berechnet da moderne Dichtefunktionale teilweise sehr abstruse Formen annehmen und eine analytische Behandlung sich demnach sehr schwierig gestaltet Mit leistungsfahigen Computern konnen heute Systeme von bis zu rund 1000 Atomen mittels DFT Rechnungen behandelt werden Fur grossere Systeme mussen andere Naherungsverfahren wie die Tight Binding Methode oder auf DFT Ergebnissen basierende Naherungsverfahren verwendet werden Anwendungen in der Chemie BearbeitenDFT Verfahren konnen genau wie traditionelle quantenchemische ab initio Verfahren zur Strukturbestimmung von mehratomigen Systemen herangezogen werden Sind Atompositionen Kernladungen und Zahl der Elektronen bekannt so kann man mithilfe des Kohn Sham Formalismus fur eine gegebene Kerngeometrie die Totalenergie des Systems berechnen Auf diese Weise lassen sich Potentialenergieflachen abbilden und uber eine sogenannte Geometrie der Minima oder Ubergangszustande charakterisieren Da die Dichtefunktionaltheorie jedoch in der Praxis lediglich eine Naherung zur Losung der exakten Schrodingergleichung darstellt entstehen dabei zwangslaufig Fehler Diese sind im Allgemeinen aber einerseits weitgehend systematisch abhangig von der Art der Bindung und des gewahlten Funktionals und andererseits gut dokumentiert bzw quantifizierbar Auch wenn die systematische Verbesserbarkeit der Genauigkeit weniger stark ausgepragt ist als bei Ab initio Verfahren hat sich mit der sogenannten Jakobsleiter dennoch eine Art Hierarchie der DFT Methoden etabliert 15 Weiterhin konnen eine Reihe von spektroskopischen Eigenschaften von Molekulen berechnet oder gar ganze Spektren vorhergesagt werden Sorgfaltige experimentelle Daten dienen unter anderem zur Kalibrierung von DFT Methoden Die Dichtefunktionaltheorie kann also zur Verifizierung oder Interpretation von bestehenden Daten oder sogar zur Vorhersage genutzt werden Letzteres verlangt jedoch oftmals die Verwendung empirischer Korrekturschemata um verlassliche Ergebnisse zu erzielen Der nachfolgenden Liste konnen einige beispielhafte spektroskopische Anwendungen der DFT entnommen werden Da das Prinzip der Dichtefunktionaltheorie auch auf angeregte elektronische Zustande erweiterbar ist time dependent density functional theory TDDFT konnen auch Potentialenergieflachen elektronisch angeregter Zustande und somit elektronische Anregungsenergien fur die optische Spektroskopie berechnet werden Aus der Elektronendichte lasst sich fur eine feste Kerngeometrie unmittelbar das elektrische Dipolmoment ermitteln das fur die Rotationsspektroskopie von Bedeutung ist Die zweite Ableitung der Energie nach einer internen Koordinate ergibt die Kraftkonstante die in Bezug auf die Auslenkung steht Hieraus lassen sich Schwingungsfrequenzen berechnen Auch magnetische Eigenschaften lassen sich mit modernen Programmen auf Grundlage der DFT darstellen somit sind auch EPR und NMR Spektren zuganglich Uber die elektronische Struktur sind auch Ionisierungsenergien sowie Elektronenaffinitaten berechenbar die beispielsweise zur Vorhersage von Photoelektronenspektren benotigt werden Uber statistische Modelle basierend auf den Ergebnissen einer DFT Rechnung sind zudem thermodynamische Grossen wie etwa die Enthalpie oder Entropie eines Systems zuganglich Daruber hinaus konnen thermochemische Grossen wie Atomisierungs Reaktions und Bindungsenergien berechnet werden Eine weitere Anwendung finden DFT Methoden in der Car Parrinello ab initio Molekulardynamik zur Simulation von Struktur und Dynamik komplexer Systeme in kondensierten Phasen wie beispielsweise die Bestimmung von Molekulstrukturen in Festkorpern welche zur rechengestutzten Kristallstrukturanalyse genutzt werden konnen In der Festkorperphysik und Festkorperchemie ermoglicht die Dichtefunktionaltheorie Diffusionsmechanismen zu berechnen In der nuklearen Festkorperspektroskopie konnen mit ihr elektrische Feldgradienten und Magnetismus berechnet werden die direkt mit Messungen aus Mossbauer Spektroskopie gestorter Gamma Gamma Winkelkorrelation Kernspinresonanzspektroskopie oder Myonenspinspektroskopie verglichen werden konnen um Modelle fur die lokale Struktur in funktionellen Materialien zu entwickeln Erweiterungen BearbeitenEs gibt zahlreiche Erweiterungen der Theorie z B Spindichte oder Stromdichtefunktionaltheorien oder etwa sog dynamische Dichtefunktionaltheorien die zwar alle erwahnenswert sind aber hier im Einzelnen nicht besprochen werden konnen zumal das Gebiet nach wie vor sehr im Fluss ist Forschung amp Entwicklung BearbeitenWeltweit existieren eine Vielzahl an Instituten die Computergestutzte Chemie Quantenchemie und DFT entwickeln oder einsetzen Beispiele sind Max Planck Institut fur Festkorperforschung Mulliken Center for Theoretical Chemistry 16 der Universitat BonnModellierung und Software BearbeitenEs existieren eine Vielzahl an nicht als auch kommerziellen DFT Software bzw Modellierungspaketen Dabei ist DFT Teil anderer Funktionalitaten bzw Umfange der Software Die Lizenzmodelle unterscheiden sich und mussen im Einzelfall gepruft werden Einige bekannte Beispiele sind CASTEP 17 18 FLEUR ein full potential linearized augmented planewave code FLAPW 19 GAUSSIAN ORCA QuantumATK VASP Vienna Ab initio Simulation Package Literatur BearbeitenEinstieg Bearbeiten Kyle A Baseden Jesse W Tye Introduction to Density Functional Theory Calculations by Hand on the Helium Atom In Journal of Chemical Education Band 91 Nr 12 9 Dezember 2014 S 2116 2123 doi 10 1021 ed5004788 englisch Klaus Capelle A bird s eye view of density functional theory In Brazilian Journal of Physics Band 36 4a Dezember 2006 S 1318 1343 doi 10 1590 S0103 97332006000700035 englisch Frank Jensen Introduction to Computational Chemistry 3 Auflage John Wiley amp Sons Chichester UK Hoboken NJ 2017 ISBN 978 1 118 82599 0 englisch W Kohn Nobel Lecture Electronic structure of matter wave functions and density functionals In Reviews of 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