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Die Photoelektronenspektroskopie PES oder Photoemissionsspektroskopie beruht auf dem ausseren Photoeffekt bei dem Photoelektronen durch elektromagnetische Strahlung aus einem Festkorper gelost werden In einem vereinfachten Modell verlauft der Prozess der Photoemission in drei Schritten Zunachst erfolgt die Anregung des Elektrons durch das einfallende Photon danach der Transport des angeregten Elektrons zur Oberflache und als dritter Schritt der Austritt des Photoelektrons Die Austrittsrichtung und die kinetische Energie dieser Elektronen erlaubt Ruckschlusse auf die chemische Zusammensetzung und die elektronische Beschaffenheit des untersuchten Festkorpers Typisches PES System mit Halbkugelanalysator Rontgenrohren und diversen PraparationsmethodenIn der Festkorperphysik und in benachbarten Gebieten wie der Oberflachenphysik der Oberflachenchemie und der Werkstoffforschung spielt die Photoelektronenspektroskopie eine zentrale Rolle bei der Untersuchung besetzter elektronischer Zustande Die apparative Weiterentwicklung seit dem Jahr 2000 erschloss der Photoelektronenspektroskopie neue Felder der Grundlagenforschung Die Photoelektronenspektroskopie unterteilt sich in die Bereiche der Ultraviolettphotoelektronenspektroskopie UPS engl ultraviolet PES der Rontgenphotoelektronenspektroskopie XPS engl X ray PES auch ESCA engl electron spectroscopy for chemical analysis und der winkelaufgelosten Photoelektronenspektroskopie ARPES engl angle resolved PES Die Ultraviolett Photoelektronenspektroskopie trifft vorwiegend Aussagen uber chemische Verbindungen und elektronische Eigenschaften eines Materials Die Rontgenphotoelektronenspektroskopie liefert Informationen uber die Elementzusammensetzung der Oberflache und uber den chemischen Bindungszustand dieser Elemente Die Informationstiefe entspricht der Ausdringtiefe der ungestreuten bzw elastisch gestreuten Elektronen und betragt in der Regel bis zu drei Nanometer Mit winkelaufgeloster Photoelektronenspektroskopie wird die elektronische Struktur eines Festkorpers untersucht Diese Messmethode eignet sich zum Vergleich der theoretisch gerechneten mit dem realen Verlauf der Spektralfunktion des Elektronensystems Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Theoretische Beschreibung 3 Messmethoden der Photoelektronenspektroskopie 3 1 Rontgenphotoelektronenspektroskopie XPS 3 2 Ultraviolettphotoelektronenspektroskopie UPS 3 3 Zwei Photonen Photoemissions Spektroskopie 2PPE 3 4 Winkelaufgeloste Messungen ARPES 3 4 1 Messprinzip 3 4 2 Qualitative Auswertung der Messung 3 5 Photoelektronenbeugung XPD 3 6 Photoemissionselektronenmikroskopie PEEM 3 7 Koinzidente Photoelektronenspektroskopie 3 8 Messungen in Resonanz ResPES 3 9 Inverse Photoelektronenspektroskopie IPES 3 10 ZEKE Spektroskopie 4 Literatur 5 Weblinks 6 Fussnoten und EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer aussere photoelektrische Effekt wurde experimentell 1887 von Heinrich Hertz 1 und Wilhelm Hallwachs 2 entdeckt und spater von Albert Einstein 3 erklart Physiknobelpreis 1921 Hallwachs erkannte dass nicht die Intensitat des Lichts sondern dessen Frequenz daruber entscheidet ob Elektronen aus der Oberflache einer Photokathode herausgelost werden konnen Einstein fuhrte den Begriff des Lichtquants Photon ein und zeigte dass dessen Energie die sich wie Max Planck fur die Warmestrahlung zuvor entdeckte unmittelbar aus der Lichtfrequenz n ergibt mindestens so gross wie die Austrittsarbeit F der Festkorperoberflache sein muss Seine lichtelektrische Gleichung ergibt die kinetische Energie eines Photoelektrons Ekin das durch ein Photon der Energie EPhoton aus einem Zustand mit der Bindungsenergie EB angeregt wird Die Photoelektronenspektroskopie wurde ab 1960 von Kai Siegbahn in Uppsala systematisch zu einer wichtigen experimentellen Untersuchungsmethode der Oberflachen und Festkorperphysik entwickelt wofur er auch 1981 den Nobelpreis erhielt Die zugrunde liegende Idee bestand darin die Energieverteilung der Elektronen im Festkorper durch Photoemissionsanregung in eine Intensitatsverteilung I Ekin von Photoelektronen einer bestimmten Energie Ekin zu uberfuhren Die kinetische Energie der Photoelektronen lasst sich dann mittels geeigneter magnetischer oder elektrostatischer Analysatoren messen spektroskopieren Zur Anregung der Photoelektronen verwendete er zwei verschiedene Typen von Lichtquellen die auch heute noch im Laborbetrieb ublich sind die Gasentladungslampe und die Rontgenrohre Die in diesen Quellen entstehende und fur die PES genutzte Strahlung liegt im harten Ultraviolett Bereich bzw im weichen Rontgenbereich Entsprechend der Energie der verwendeten Strahlung unterscheidet man bis heute die Photoelektronenspektroskopie in UPS Ultraviolett Photoelektronenspektroskopie und XPS nach der englischen Bezeichnung X ray fur Rontgenstrahlung Die Energieauflosung der ersten eingesetzten Instrumente betrug typischerweise zwischen 1 und 2 eV im XPS und 100 meV oder weniger im UPS Bereich Eine wesentliche Entdeckung von Siegbahn war dass die Spektren der Rumpfelektronen von der chemischen Umgebung des untersuchten Systems abhangen In den XPS Spektren desselben Elementes zeigen sich je nachdem in welcher chemischen Form es vorliegt Unterschiede in der Bindungsenergie eines Rumpfelektrons von bis zu einigen Elektronenvolt und in vielen Fallen kann auch die Form der Spektren Aufschluss uber den Valenzzustand eines Elementes geben Auf diesen Beobachtungen und den daraus resultierenden Anwendungsmoglichkeiten grundet sich der zweite Name von XPS ESCA Electron Spectroscopy for Chemical Analysis Die Methode Molekule in der Gasphase mittels ultravioletten Lichts zu studieren wurde von David W Turner entwickelt und in einer Serie von Veroffentlichungen von 1962 bis 1970 beschrieben Als Lichtquelle verwendete er eine He Gasentladungslampe E 21 22 eV deren Emission im ultravioletten Bereich liegt Mit dieser Quelle erreichte die Gruppe um Turner eine Energieauflosung von ca 0 02 eV und war damit in der Lage die Energie von Molekulorbitalen sehr genau zu bestimmen und mit theoretischen Werten der damals aktuell entwickelten Quantenchemie zu vergleichen Aufgrund der Anregung mittels UV Licht wurde diese Messmethode in Anlehnung an XPS UPS genannt Theoretische Beschreibung Bearbeiten nbsp Vereinfachtes Schema der PES vom Photoeffekt zum gemessenen Spektrum Dargestellt ist im linken Graph die Zustandsdichte engl density of states DOS eines Metalls mit zwei Rumpfniveauzustanden und einem das Fermi Niveau kreuzenden metallischen Band Durch die Messung bei endlicher Temperatur und Gerateauflosung wird die scharfe Fermi Kante und die diskreten Rumpfniveaus verbreitert im rechten Graph als PES Spektrum skizziert nbsp Schematische Darstellung der relevanten Energieniveaus fur die Messungen der Bindungsenergie mittels Rontgenphotoelektronenspektroskopie XPS Die Photoelektronenspektroskopie ist eine Messmethode die auf dem ausseren Photoeffekt beruht Bestrahlt man ein Gas oder einen Festkorper mit Licht der bekannten Energie EPhoton so werden Elektronen der kinetischen Energie Ekin frei Einstein konnte mit seiner lichtelektrischen Gleichung den Zusammenhang zwischen der eingestrahlten Photonenenergie und der kinetischen Energie der Elektronen herstellen E k i n E P h o t o n E B F s p e k t displaystyle E mathrm kin E mathrm Photon E mathrm B Phi mathrm spekt nbsp Uber diese Gleichung konnen bei bekannter Photonenenergie und gemessener Elektronenenergie Aussagen uber die Bindungsverhaltnisse der Elektronen in dem untersuchten Material gemacht werden Die Bindungsenergie EB bezieht sich dabei auf das chemische Potenzial des Festkorpers und die beim Kalibrieren des Spektrometers ermittelte Austrittsarbeit Fspek des Spektrometers Die Austrittsarbeit ist eine charakteristische material bzw oberflachenspezifische Grosse die sich mittels des ausseren Photoeffekts bestimmen lasst siehe Bild 2 In einer Naherung nach Koopmans wird angenommen dass sich die Lage der Energieniveaus eines Atoms oder Molekuls bei seiner Ionisierung nicht andert Dadurch ist die Ionisationsenergie I displaystyle I nbsp fur das hochste besetzte Orbital HOMO highest occupied molecular orbital gleich der negativen Orbitalenergie e displaystyle varepsilon nbsp also der Bindungsenergie Bei genauer Betrachtung dieser Energie bei Rumpfniveauelektronen kann so auf die Atomsorte geschlossen werden und man erhalt aus der quantitativen Analyse die chemische Zusammensetzung Stochiometrie der Probe und bis zu einem gewissen Grad auch die chemischen Bindungsverhaltnisse im untersuchten Festkorper Ausserdem erlaubt die Analyse der Bindungsenergie der Valenzband und Leitungselektronen eine sehr detaillierte Untersuchung des Anregungsspektrums des Elektronensystems kristalliner Festkorper Die zusatzliche Bestimmung des Winkels unter dem die Photoelektronen einen Festkorper verlassen erlaubt eine genauere Untersuchung der Valenzbandstrukturen kristalliner Festkorper wobei man sich die Impulserhaltung beim Photoemissionsprozess zunutze macht Aufgrund des Zusammenhangs zwischen dem Impuls des Photoelektrons und dem Wellenvektor eines Bloch Elektrons ist es dabei moglich aus der Winkelabhangigkeit der Spektren auf die Dispersionsrelationen der Valenzzustande zu schliessen Diese winkelaufgeloste Photoelektronenspektroskopie wird auch kurz ARPES genannt angular resolved photoelectron spectroscopy Bei Metallen beinhalten die elektronischen Dispersionsrelationen die Information uber die Form der Fermi Flache die sich auch mit einer Reihe anderer Methoden ermitteln lasst wie z B dem De Haas van Alphen Schubnikow de Haas oder dem anomalen Skineffekt Die genannten Methoden mussen allerdings bei moglichst tiefen Temperaturen an hoch reinen Einkristallen durchgefuhrt werden wohingegen die ARPES auch bei Raumtemperatur und vergleichsweise defektreichen Kristallen angewendet werden kann Messmethoden der Photoelektronenspektroskopie BearbeitenRontgenphotoelektronenspektroskopie XPS Bearbeiten nbsp XP Spektrum von Magnetit Fe3O4 Hauptartikel Rontgenphotoelektronenspektroskopie Rontgenphotoelektronenspektroskopie englisch X ray photoelectron spectroscopy XPS oft auch electron spectroscopy for chemical analysis ESCA ist eine etablierte Methode um die chemische Zusammensetzung vor allem von Festkorpern bzw deren Oberflache zerstorungsfrei zu bestimmen Man erhalt dabei zunachst eine Antwort auf die Frage der qualitativen Elementanalyse also aus welchen chemischen Elementen der Festkorper besteht Lediglich Wasserstoff und Helium konnen aufgrund geringer Wirkungsquerschnitte im Allgemeinen nicht nachgewiesen werden 4 Die Methode nutzt energiereiche Rontgenstrahlung meist aus einer Al Ka oder auch Mg Ka Quelle um Elektronen aus den inneren Orbitalen zu losen Aus der kinetischen Energie der Photoelektronen kann anschliessend deren Bindungsenergie EB bestimmt werden Sie ist charakteristisch fur das Atom genauer sogar fur das Atomorbital aus dem das Elektron stammt Der zur Messung verwendete Analysator meist ein Halbkugelanalysator wird uber elektrostatische Linsen und Gegenspannungen so eingestellt dass ihn nur Elektronen einer bestimmten Energie passieren konnen Fur die XPS Messung werden die Elektronen die am Ende des Analysators noch ankommen uber einen Sekundarelektronenvervielfacher detektiert so dass ein Spektrum entsteht welches meistens in einem Graphen durch die Auftragung der Intensitat Zahlrate uber der kinetischen Energie der Photoelektronen dargestellt wird Die Intensitat ist proportional zur Haufigkeit des Auftretens der verschiedenen Elemente in der Probe Um die chemische Zusammensetzung eines Festkorpers zu bestimmen muss man die Flache unterhalb der beobachteten Linien die charakteristisch fur die Elemente sind auswerten Dabei sind allerdings einige messspezifische Besonderheiten zu beachten siehe Hauptartikel Ultraviolettphotoelektronenspektroskopie UPS Bearbeiten Hauptartikel Ultraviolettphotoelektronenspektroskopie Zweck der UPS ist die Bestimmung der Valenzbandstruktur von Festkorpern Oberflachen und Adsorbaten Bestimmt wird die Zustandsdichte englisch Density of States DOS Zu diesem Zweck wird bei der UPS im Festkorperbereich oft auch als Valenzbandspektroskopie bezeichnet ultraviolettes Licht eingesetzt das nur zum Auslosen von Valenzelektronen fahig ist Diese Energien sind naturlich der XPS Messung ebenfalls zuganglich nur kann durch eine geeignete Wahl der Lichtquelle i A He Gasentladungslampen die kinetische Energie der so ausgelosten Photoelektronen mit extrem hoher Genauigkeit gemessen werden Mit UPS konnen auch minimale Energieunterschiede von Molekulorbitalen oder auch der physikalischen Umgebung z B Adsorption an Oberflachen des spektroskopierten Molekuls aufgelost werden Untersucht werden kann die chemische Struktur von Bindungen Adsorptionsmechanismen an Substraten und Schwingungsenergien verschiedener molekularer Gase Zwei Photonen Photoemissions Spektroskopie 2PPE Bearbeiten Zwei Photonen Photoemissions Spektroskopie kurz 2PPE Spektroskopie ist eine Photoelektronenspektroskopie Technik die zur Untersuchung der elektronischen Struktur sowie der Dynamik von unbesetzten Zustanden an Oberflachen eingesetzt wird 5 Dabei werden Femtosekunden bis Pikosekunden Laserpulse verwendet um ein Elektron zu photoaktivieren 6 Nach einer Zeitverzogerung wird das angeregte Elektron durch einen zweiten Puls in einen Zustand freier Elektronen emittiert 6 Das emittierte Elektron wird anschliessend mit speziellen Detektoren nachgewiesen mit denen sowohl die Energie als auch der Emissionswinkel und damit der Impuls des Elektrons parallel zur Oberflache bestimmt werden kann 5 Winkelaufgeloste Messungen ARPES Bearbeiten nbsp Prinzip der winkelaufgelosten MessungMit Hilfe winkelaufgeloster Messungen ARPES engl angle resolved PES bzw ARUPS angle resolved UPS genannt wird nicht nur die Energie der Photoelektronen sondern auch der Winkel unter dem sie die Probe verlassen gemessen Auf diese Weise ist eine Bestimmung der Energie Impulsbeziehung des Elektrons im Festkorper also die Darstellung der Bandstruktur oder auch die Visualisierung von Fermi Flachen moglich Messprinzip Bearbeiten nbsp Energieaufgeloste Detektion von Elektronen aus einem kleinen Winkelbereich Alle bisher aufgefuhrten Methoden der PES detektieren die Photoelektronen unabhangig vom Winkel unter dem sie die Probe verlassen Genau genommen wahlt man bei diesen Messungen im Allgemeinen die Messposition des Analysators derart dass vorwiegend Elektronen mit einem Austrittswinkel senkrecht zur Probenoberflache detektiert werden konnen Die Analysatoreinstellungen genauer die Linsenspannungen der elektrostatischen Linsen die Elektronenoptik werden so eingestellt dass sich ein sehr weiter Winkelakzeptanzbereich von ca 10 ergibt Fur die im Folgenden beschriebene Messmethode werden die Einstellungen des Analysators so verandert dass Photoelektronen nur unter einem deutlich kleineren Winkel detektiert werden Moderne Analysatoren erreichen dabei eine Winkelauflosung von weniger als 0 2 bei gleichzeitiger Energieauflosung von 1 2 meV Ursprunglich wurden hohe Energie und Winkelauflosung nur bei niedrigen Photoelektronenenergien im UV Bereich erreicht woraus sich dann auch der Name ARUPS ableitete Gerade in den Jahren 1990 2000 wurde die Auflosung der PES Analysatoren durch die Kombination von Mikrokanalplatten phosphoreszierender Platte und CCD Kamera derart verbessert dass auch bei weit hoheren Photoelektronenenergien Stand der Technik 2006 Ekin 10 keV eine Bestimmung der Bandstruktur moglich wurde Aufgrund der fur den Analysator bedingten Forderung nach niedrigen Photonenenergien die beispielsweise aus einer He Lampe stammen konnten ARUPS Messungen nur die Bandstruktur der oberflachennahen Bereiche eines Festkorpers bestimmen Zusammen mit der Verbesserung der Auflosung der Analysatoren und der Nutzung von hochenergetischem Ekin gt 500 eV extrem monochromatischem Synchrotronlicht ist es seit ca 2000 moglich die Bandstruktur des Volumens von kristallinen Festkorpern zu bestimmen Dies ist einer der Grunde warum sich die ARPES in unserer Zeit zu einer der wichtigsten spektroskopischen Methoden zur Bestimmung der elektronischen Struktur von Festkorpern entwickelt hat Qualitative Auswertung der Messung Bearbeiten nbsp Impulsbeziehung eines Elektrons im Kristall zu einem durch den Photoeffekt ausgelosten Elektron k und k sind die Impulsvektoren im Kristall bzw im Vakuum kll ist der beim Ubergang des Elektrons von der Probe zum Vakuum erhaltene Impuls Eine wesentliche Voraussetzung fur die Gultigkeit der Aussage dass ARPES die Bandstruktur eines kristallinen Festkorpers bestimmen kann ist die Anwendbarkeit des Bloch Theorems auf die beteiligten elektronischen Zustande das heisst dass sie sich durch einen Wellenzahlvektor k eindeutig charakterisieren lassen und die zugehorige Wellenfunktion die allgemeine Form PS k r u k r exp i k r displaystyle Psi vec k vec r u k vec r exp mbox i vec k vec r nbsp besitzt wobei uk eine gitterperiodische Funktion ist Diese Voraussetzung ist im Experiment nicht erfullbar Aufgrund des Ubergangs von der Oberflache der Probe zum Vakuum ist das System in senkrechter Richtung nicht translationsinvariant und damit der k displaystyle bot nbsp Anteil des gemessenen Wellenzahlvektors keine gute Quantenzahl Allerdings ist der k displaystyle nbsp Anteil erhalten da sowohl das Kristallpotenzial als auch das Vakuum parallel zur Oberflache gitterperiodisch bleiben Folglich kann man den Betrag des Wellenzahlvektors in dieser Richtung direkt angeben k sin 8 2 m E k i n ℏ 2 displaystyle left vec k right sin Theta sqrt 2mE mathrm kin hbar 2 nbsp Bei nicht zu starker Variation der Zustandsdichte Bandstruktur des untersuchten Kristalls senkrecht zur Oberflache ist es also moglich die besetzte Zustandsdichte direkt zu messen Um den Vergleich mit theoretischen Rechnungen zu erlauben wird meistens in bestimmten Hochsymmetrierichtungen der Brillouin Zone gemessen Dazu wird der Kristall oft mittels LEED senkrecht zum Analysator orientiert dann entlang einer der Richtungen gedreht und ein Energiespektrum der Photoelektronen aufgenommen Mittels einer Mikrokanalplatte und einer CCD Kamera konnen sogar gleichzeitig die Energie und der Winkel unter dem die Elektronen die Oberflache verlassen gemessen werden Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt meistens indem man alle winkelabhangigen Spektren in einem Graphen darstellt wobei die Energie und Intensitat auf den Koordinatenachsen aufgetragen werden Um die Winkelabhangigkeit verfolgen zu konnen werden die einzelnen Spektren in der Intensitat verschoben so dass die Dispersion beobachtbar wird Eine alternative Darstellung ist eine Intensitatsverteilung mittels Farbkodierung bei der Winkel und Energie auf den Koordinatenachsen und die Intensitat als Farbabstufung verdeutlicht werden Die nahezu vollstandige Spektroskopie des Halbraumes uber einer metallischen Probe nach der oben genannten Methode erlaubt nun aus den Spektren die Fermi Flache des Elektronensystems des Kristalls zu bestimmen Die Fermi Flache ergibt sich definitionsgemass aus der Aneinanderfugung aller Punkte im Impulsraum bei denen ein elektronisches Band die Fermi Energie kreuzt wie bei der Dispersionsrelation genugt es sich bei der Definition der Fermi Flache auf die erste Brillouin Zone zu beschranken In PES Messungen mit konstanter Photonenenergie entsprechen die Durchtrittspunkte im Allgemeinen Emissionsrichtungen bei denen in den Spektren die Intensitat an der Fermi Energie besonders hoch ist Daher reicht es haufig aus die Intensitatsverteilung bei EF in Abhangigkeit vom Emissionswinkel 8 zu bestimmen ohne dabei den genauen Bandverlauf berucksichtigen zu mussen Photoelektronenbeugung XPD Bearbeiten nbsp Prinzip der Photoelektronenbeugung Hauptartikel Photoelektronenbeugung Die Photoelektronenbeugung oft mit PED PhD oder auch XPD engl X ray photoelectron diffraction abgekurzt ist eine Methode um die Struktur von kristallinen Oberflachen oder die raumliche Lage von Adsorbaten auf Oberflachen zu bestimmen Grundlage des Messverfahrens ist wiederum die Photoelektronenspektroskopie wobei die Intensitat der Photoelektronen abhangig vom Emissionswinkel bestimmt wird Allerdings ist hier nicht wie bei der winkelabhangigen PES der Fokus auf dem Impuls des Photoelektrons sondern die Interferenz der Wellenfunktion des Photoelektrons In Abhangigkeit von Emissionsrichtung und kinetischer Energie des Photoelektrons findet man Intensitatsunterschiede Modulationen genannt Diese Intensitatsmodulationen entstehen durch konstruktive und destruktive Interferenz zwischen der Elektronenwelle die den Detektor auf direktem Weg erreicht Referenzwelle und solchen die aus ein oder mehrfach an der Umgebung des emittierenden Atoms elastisch gestreuten Wellen Objektwellen auftreten Die Gangunterschiede und Intensitaten der einzelnen Wellen hangen von der geometrischen Anordnung und der Art der Nachbaratome ab Bei einer ausreichenden Anzahl von gemessenen Intensitaten lasst sich aus den Modulationen die geometrische Struktur bestimmen indem die experimentell gemessenen Modulationen mit entsprechenden Simulationen verglichen werden Die einfachsten Anwendungen beruhen auf der Vorwarts Fokussierung durch Atome oberhalb des photoionisierten Atoms Damit lasst sich bestimmen ob bestimmte Atome unmittelbar an der Oberflache oder tiefer sitzen und bei adsorbierten Molekulen ob oberhalb einer Atomsorte noch andere Atome und in welcher Richtung sitzen Mittels der XPD kann die kristallographische Struktur von Metall und Halbleiteroberflachen bestimmt werden Ausserdem erhalt man Informationen uber die raumliche Lage von Molekulen auf Oberflachen der Bindungslangen und Bindungswinkel Photoemissionselektronenmikroskopie PEEM Bearbeiten Hauptartikel Photoemissionselektronenmikroskopie Eine weitere verbreitete Anwendung der PES ist die Photoemissionselektronenmikroskopie kurz PEEM engl photo emission electron microscopy genannt Hier werden durch den Photoeffekt Elektronen aus der Probe herausgelost allerdings wird bei der Detektion nicht die Anzahl der Elektronen einer durch den Analysator ausgewahlten kinetischen Energie gemessen sondern man interessiert sich vielmehr fur die Intensitatsverteilung der Photoelektronen eines zweidimensionalen Bereiches der Probe Es handelt sich somit charakteristisch fur Mikroskope um eine abbildende Messtechnik Durch den Einbau eines Mikroanalysators in den Strahlengang der die kinetische Energie der Photoelektronen selektiert analog zur normalen PES sowie durch die Verwendung von schmalbandigen und kurzwelligen Anregungslichtquellen wie z B Synchrotronstrahlung ist es moglich auch lateral aufgeloste XPS durchzufuhren XPS Mikroskop Die Bezeichnung m ESCA beschreibt die chemische Analyse eines Mikrometer grossen Bereiches der Probe Damit ist sowohl eine Bestimmung der Elementzusammensetzung der Probe als auch die Untersuchung lokaler Unterschiede der elektronischen Eigenschaften moglich Koinzidente Photoelektronenspektroskopie Bearbeiten Neben der Emission eines einzelnen Elektrons pro einfallendes Photon besteht auch die Moglichkeit dass zwei oder mehr Elektronen ausgelost werden Dies kann einerseits als Teil einer Sekundarelektronen Kaskade geschehen aber auch durch die koharente Emission zweier Elektronen durch ein Photon Durch die koinzidente Messung der emittierten Elektronen kann auf die zugrunde liegenden Kopplungsmechanismen geschlossen werden Fur den experimentellen Nachweis kommen typischerweise keine elektrostatischen Analysatoren zum Einsatz sondern Flugzeit Spektrometer Aufgrund des kleinen Offnungswinkel eines elektrostatischen Analysators lassen sich so nur sehr geringe Koinzidenzraten erreichen Eine wesentlich hohere Nachweiseffizienz ermoglichen Flugzeitprojektionssysteme Hierbei werden die durch einen gepulsten Photonenstrahl emittierten Elektronen auf ortsauflosende Detektoren projiziert Aus Flugzeit und Ort konnen so die Anfangsimpulse bzw Winkel und kinetische Energie bestimmt werden Messungen in Resonanz ResPES Bearbeiten Grundsatzlich ist der Verlauf des Photoemissionsspektrums insbesondere das des Valenzbandes abhangig von der zur Anregung verwendeten Photonenenergie Uberstreicht man mit der Photonenenergie den Bereich einer Rontgenabsorptionskante so sind die Anderungen im Allgemeinen besonders stark ausgepragt Grund dafur sind Resonanzeffekte die durch die Wechselwirkung zweier oder mehrerer verschiedener Endzustande genauer von Kontinuumszustanden mit diskreten Niveaus entstehen und so den Gesamtphotoemissionswirkungsquerschnitt beeinflussen Tragt man die Photoemissionsintensitat einer ausgewahlten spektralen Struktur gegen die Photonenenergie auf so erhalt man im Allgemeinen asymmetrische Anregungsprofile so genannte Fano Resonanzen Form und Intensitat dieser Profile konnen Aufschluss uber den elementaren Charakter der spektralen Struktur uber Details der chemischen Bindung und uber die Wechselwirkungen der beteiligten Zustande geben Dies wird bei der resonanten Photoemissionsspektroskopie resonant photoemission spectroscopy ResPES ausgenutzt Inverse Photoelektronenspektroskopie IPES Bearbeiten Hauptartikel Inverse Photoemissionsspektroskopie Im Gegensatz zur PES werden bei der inversen Photoelektronenspektroskopie IPS IPES oft auch inversen Photoemissionsspektroskopie genannt Elektronen bekannter Energie auf die Probe beschleunigt und die dabei emittierten Photonen als Bremsstrahlung detektiert Die beiden Messmethoden PES und IPES konnen sich sehr gut erganzen da sich die IPES gut zur Bestimmung der unbesetzten Zustandsdichte oberhalb der Fermi Energie eignet Genaueres zur Bestimmung der unbesetzten Zustandsdichte mit UPS oben Analog zu den gerade erwahnten winkelintegrierten Messungen ermoglicht die IPES bei winkelaufgelosten Messungen auch die experimentelle Ermittlung der Bandstruktur oberhalb des chemischen Potentials oberhalb der Fermi Energie Analog zu ARUPS erhalt man bei IPES im UV Bereich zur Bestimmung der Bandstruktur die k Information aus der Einfallsrichtung der anregenden Elektronen Apparativ setzt sich ein IPES Spektrometer aus einer einfachen Elektronenkanone und einem Photonendetektor mit Bandpassfilter oder Monochromator zusammen Zumeist wird bei Labormessungen die kinetische Energie Primarenergie der Elektronen variiert und die Photonenenergie bei der Detektion konstant gehalten Man spricht in diesem Fall vom Isochromaten Modus wovon sich auch die Bezeichnung BIS Bremsstrahlungsisochromaten Spektroskopie ableitet Den haufigsten Einsatz finden fur Energien im UV Bereich Bandpassfilter vom Geiger Muller Typ bei dem ein Erdalkalifluoridfenster als Tiefpass z B CaF2 oder SrF2 und ein geeignetes Zahlgas z B I2 oder CS2 als Hochpass kombiniert werden Detektionsenergie und Bandpassbreite ergeben sich aus der Transmissionsschwelle des Fenstermaterials bzw aus der molekularen Photoionisationsschranke des Zahlgases etwa 9 5 eV Die Bandpassbreite bestimmt im Wesentlichen die Spektrometerauflosung Andere Detektortypen kombinieren das Erdalkalifluoridfenster mit einem geeignet beschichten Kanalelektronenvervielfacher z B mit Natriumchlorid oder Kaliumbromid Wegen des geringen Wirkungsquerschnittes des inversen Photoemissionsprozesses ist die typische Zahlrate im Vergleich zur Photoelektronenspektroskopie sehr klein Daher lassen sich bei der IPES auch keine vergleichbaren Energieauflosungen erreichen da das Signal mit der Bandpassbreite linear abnimmt Typische Werte fur die Auflosung liegen bei wenigen Hundert Millielektronenvolt sind also zwei Grossenordnungen schlechter als bei UPS Detektoren mit Gittermonochromatoren erreichen prinzipiell deutlich bessere Werte und sind wegen ihrer durchstimmbaren Photonenenergie wesentlich flexibler einsetzbar sind aber sehr viel teurer und grosser als die anderen Detektortypen ZEKE Spektroskopie Bearbeiten Hauptartikel ZEKE Spektroskopie Bei der ZEKE Spektroskopie ZEKE kurz fur englisch zero electron kinetic energy oder auch nur zero kinetic energy werden insbesondere Elektronen an der Ionisationsgrenze detektiert 7 Das zu untersuchende Gas wird mit einem kurzen Laserpuls bestrahlt Nachdem dieser Laserpuls abgeklungen ist wird die Zeit t displaystyle tau nbsp abgewartet In dieser Zeit bewegen sich alle Elektronen mit E gt E c displaystyle E gt E c nbsp aus dem Untersuchungsbereich heraus Mit Hilfe eines elektrischen Feldes werden nach Ablauf von t displaystyle tau nbsp alle restlichen Elektronen abgesaugt und gemessen Literatur BearbeitenJ M Hollas Moderne Methoden in der Spektroskopie Vieweg Braunschweig Wiesbaden 1995 ISBN 3 540 67008 4 D Briggs M P Seah Hrsg Practical Surface Analysis Volume I Auger and X ray photoelectron spectroscopy John Wiley amp Sons Chichester 1990 ISBN 0 471 92081 9 M Henzler W Gopel Oberflachenphysik des Festkorpers Teubner Stuttgart 1991 ISBN 3 519 13047 5 Gerhard Ertl J Kuppers Low Energy Electrons and Surface Chemistry VCH Weinheim 1985 ISBN 0 89573 065 0 Stefan Hufner Photoelectron spectroscopy principles and applications Springer Series in Solid State Sciences 82 Springer Berlin Heidelberg New York 1996 ISBN 3 540 41802 4 K M Schindler Photoelektronenbeugung In Chemie in unserer Zeit 30 Nr 1 1996 S 32 38 doi 10 1002 ciuz 19960300106 T Cremer M Stark A Deyko H P Steinruck F Maier Liquid Solid Interface of Ultrathin Ionic Liquid Films C1C1Im Tf2N and C8C1Im Tf2N on Au 111 In Langmuir Band 27 Nr 7 2011 S 3662 3671 doi 10 1021 la105007c Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Photoelektronenspektroskopie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seite von THERMO Electron France mit Tabellen fur Bindungsenergien usw NIST X ray Photoelectron Spectroscopy Database Handbooks of Monochromatic XPS Spectra PDF 713 kB Fussnoten und Einzelnachweise Bearbeiten H Hertz Uber einen Einfluss des ultravioletten Lichtes auf die electrische Entladung In Annalen der Physik und Chemie 267 Nr 8 1887 S 983 1000 W Hallwachs Uber den Einfluss des Lichtes auf electrostatisch geladene Korper In Annalen der Physik und Chemie 269 Nr 2 1888 S 301 312 A Einstein Uber einen die Erzeugung und Verwandlung des Lichtes betreffenden heuristischen Gesichtspunkt In Annalen der Physik 17 Nr 1 1905 S 132 148 doi 10 1002 andp 19053220607 J J Yeh I Lindau Atomic subshell photoionization cross sections and asymmetry parameters 1 Z 103 In Atomic data and nuclear data tables Band 32 Nr 1 1985 S 1 155 doi 10 1016 0092 640X 85 90016 6 a b armbrusn Zwei Photonen Photoemission Philipps Universitat Marburg Surface Physics Abgerufen am 2 Juni 2018 englisch a b Fauster Thomas Steinmann Wulf Two photon photoemission spectroscopy of image states Universitat Munchen 1994 abgerufen am 12 April 2021 englisch Gerhard Drechsler Photoelektronen Spektroskopie mit Null Energie Elektronen In Nachrichten aus Chemie Technik und Laboratorium 40 Nr 1 1992 S 20 22 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Photoelektronenspektroskopie amp oldid 210864629