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Die Bandstruktur beschreibt die Zustande von Elektronen und Lochern eines kristallinen Festkorpers im Impulsraum und damit die Beschaffenheit dessen elektronischer Struktur Sie ist die Dispersionsrelation von Elektronen unter dem Einfluss des Festkorpergitterpotentials Das Energiebandermodell eines Festkorpers ist im Wesentlichen die im Impulsraum dargestellte Bandstruktur Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Allgemeines 3 Bandubergange 3 1 Interbandubergang 3 1 1 Direkter Bandubergang 3 1 2 Indirekter Bandubergang 3 2 Intrabandubergang 4 Darstellungsarten 5 Theorie von Bandstrukturen 6 Bandstrukturen realer Festkorper 7 Materialdatenbanken 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenDie Bandstruktur zahlt zu den zentralen Konzepten der Festkorperphysik Viele grundlegende Eigenschaften eines Festkorpers konnen mit Hilfe der Bandstruktur verstanden werden beispielsweise elektrische Leitfahigkeit thermische Eigenschaften Warmekapazitat und leitfahigkeit optische Eigenschaften Absorptionsspektrum Emissionsspektrum Grossen wie effektive Masse oder Zustandsdichte Allgemeines BearbeitenFreie Elektronen der Masse m displaystyle m nbsp besitzen eine parabolische Dispersionsrelation d h der Zusammenhang zwischen Wellenvektor k displaystyle vec k nbsp der Betrag des Wellenvektors ist die Kreiswellenzahl k displaystyle k nbsp und Energie E displaystyle E nbsp ist gegeben durch E k ℏ 2 k 2 2 m displaystyle E vec k frac hbar 2 vec k 2 2m nbsp mit dem reduzierten Planckschen Wirkungsquantum ℏ displaystyle hbar nbsp Frei bedeutet dabei dass die Elektronen nicht mit anderen Elektronen wechselwirken und sich in keinem Potential befinden Diese Situation wird durch folgende Hamilton Funktion beschrieben H p 2 2 m displaystyle H frac vec p 2 2m nbsp mit dem Impuls p displaystyle vec p nbsp Elektronen in einem Festkorper auch als Kristallelektronen bezeichnet konnen durch den Einfluss des periodischen Gitterpotentials nicht mehr als freie Teilchen angesehen werden Im einfachsten Fall kann ein Kristallelektron dann als ein Quasiteilchen mit einer von der Masse des freien Elektrons m displaystyle m nbsp abweichenden effektiven Masse m displaystyle m nbsp beschrieben werden was in der Dispersionsrelation zu Parabelkurven abweichender Krummung ℏ 2 m displaystyle hbar 2 m nbsp fuhrt Die vollstandige Dispersionsrelation E k displaystyle E vec k nbsp der Kristallelektronen wird durch die Bandstruktur beschrieben diese stellt die Energie uber dem Wellenvektor k displaystyle vec k nbsp graphisch dar In der direkten Umgebung der Hochsymmetriepunkte wie dem Punkt G displaystyle Gamma nbsp ist die Parabelform der Kurven noch zu erkennen Ein Energieband wie beispielsweise das Leitungs oder Valenzband ergibt sich durch den Energiebereich welchen die zugehorige E k displaystyle E vec k nbsp Kurve uberdeckt fur diese Energien gibt es erlaubte Zustande im Impulsraum Der Bereich der Bandlucke nicht existent bei Metallen ist jedoch frei von Elektronen da es dort keine erlaubten elektronischen Zustande gibt Deshalb wird dieser Bereich auch oft als Energielucke oder auch verbotene Zone bezeichnet Bandubergange BearbeitenInterbandubergang Bearbeiten Interbandubergange erfolgen von einem Band zu einem anderen Das Ereignis der Absorption eines Photons und gegebenenfalls eines zusatzlichen Phonons also einer Interbandanregung stellt ein Beispiel fur einen Interbandubergang dar Direkter Bandubergang Bearbeiten nbsp direkter Bandubergangim vereinfachten BandstrukturdiagrammDirekte Bandubergange erfolgen praktisch ohne Anderung des Impulsvektors k displaystyle vec k nbsp also senkrecht im Diagramm der Impulsubertrag durch das Photon auf das Elektron ist vergleichsweise klein und daher zu vernachlassigen Sie sind hoch wahrscheinlich da neben der Zufuhrung der notigen Sprungenergie z B durch ein Photon keine zusatzliche Bedingung erfullt sein muss Indirekter Bandubergang Bearbeiten nbsp indirekter Bandubergangim vereinfachten BandstrukturdiagrammBei indirekten Bandubergangen andert sich zusatzlich der Impulsvektor k displaystyle vec k nbsp im Diagramm erfolgen sie also schrag Um solche Ubergange auszulosen muss im Falle einer Interbandanregung also nicht nur die Energie zugefuhrt werden sondern auch noch der zusatzliche Impuls Dies kann z B durch ein passendes Phonon erfolgen wie es bei Temperaturen oberhalb des absoluten Nullpunkts durch die thermische Gitterschwingung existieren kann Durch diese Verknupfung zweier Bedingungen sind indirekte Ubergange in der Regel deutlich weniger wahrscheinlich als direkte Ubergange Die Wahrscheinlichkeit indirekter Bandubergange ist zudem temperaturabhangig Bei Halbleitern spricht man je nach dieser Natur ihrer Fundamentalabsorption von direkten oder indirekten Halbleitern Intrabandubergang Bearbeiten Es sind auch Ubergange innerhalb eines Bands moglich sie werden entsprechend Intrabandubergange genannt Dabei andert sich immer der Impulsvektor k displaystyle vec k nbsp meistens auch die Energie Genau wie bei einem indirekten Interbandubergang ist zur Auslosung also die Zufuhrung sowohl der Differenzenergie als auch des zusatzlichen Impulses notwendig Darstellungsarten BearbeitenTragt man in einem Diagramm die Dispersionsrelation E k displaystyle E vec k nbsp also die Energie E displaystyle E nbsp der Elektronen uber deren Wellenvektor k displaystyle vec k nbsp auf so erhalt man bezuglich eines Wellenvektors k displaystyle k nbsp entspricht der Ausbreitungsrichtung und ist proportional zum Impuls p displaystyle vec p nbsp abwechselnd erlaubte Energiebereiche Energiebander und verbotene Energiebereiche Energie oder Bandlucken Ebenso konnen Uberlappungen von Energiebandern auftreten z B bei mehrwertigen Metallen Einen kontinuierlichen Verlauf der Energie E k displaystyle E vec k nbsp in Abhangigkeit vom Wellenvektor erhalt man nur fur einen unendlich ausgedehnten Kristall 1 nbsp Reduziertes Zonenschema von GaAs bei 300 K vereinfacht nbsp Reduziertes Zonenschema von Silicium verbotene Bereiche grau Es gibt drei Varianten derartiger Bandstrukturdiagramme auch als Zonenschemata oder Energie Wellenvektor Diagramme bezeichnet erweitertes Zonenschema Darstellung der verschiedenen Bander in verschiedenen Zonen reduziertes Zonenschema Darstellung aller Bander in der 1 Brillouin Zone periodisches Zonenschema Darstellung aller Bander in jeder ZoneMarkante Punkte in der Bandstruktur sind die Symmetriepunkte wie unter anderem der G Punkt k 0 0 0 displaystyle vec k 0 0 0 nbsp Hier ist der Impuls p ℏ k 0 displaystyle vec p hbar vec k vec 0 nbsp Abhangig von der Kristallstruktur sind bestimmte Ausbreitungsrichtungen energetisch sehr gunstig fur Elektronen An diesen Punkten kann man in der Bandstruktur Minima finden was heisst dass die Ladungstragerdichte entlang dieser Ausbreitungsrichtungen allerdings auch abhangig von der Temperatur tendenziell hoher ist Theorie von Bandstrukturen BearbeitenDie Berechnung von Bandstrukturen realer Materialien erfolgt im Allgemeinen mit Hilfe des Bandermodells Hierbei wird der Kristall lediglich uber eine Einteilchen Schrodingergleichung approximiert und mit Hilfe von Ansatzfunktionen in Form von Blochfunktionen gelost Diese setzen sich zunachst aus einem vollstandigen Satz von unendlich vielen Basisfunktionen zusammen wobei die explizite mathematische Form je nach verwendetem Modell sehr unterschiedlich ausfallen kann Die bedeutendsten Ansatze sind der Fourierreihenansatz im Modell der quasifreien Elektronen und die Linearkombination von Atomorbitalen in der Tight Binding Methode Die unendlich langen Summen approximiert man in der Praxis mit einer endlichen Anzahl von Basisfunktionen wobei je nach verwendetem Modell und betrachtetem Material v a Abhangigkeit des Bindungstyp die Zahl der verwendeten Terme bis zur Konvergenz der Energien stark unterschiedlich ausfallen kann Haufig reduziert sich der numerische Aufwand unter Ausnutzung von Symmetrieeigenschaften erheblich Dadurch kann nun mit relativ uberschaubarem numerischem Aufwand die Bandstruktur realer Materialien ermittelt werden Die gebrauchlichsten drei Modelle sind Modell der quasifreien Elektronen mit Fourierreihenansatz Tight Binding Methode mit Atomorbitalansatz k p Methode mit abstrakten darstellungsunabhangigen Ansatz uber die Gruppentheorie genauer der Darstellungstheorie Bandstrukturen realer Festkorper BearbeitenBandstrukturen realer Kristalle konnen sehr komplex sein Beispiel GaAs 2 3 und AlAs 4 Ublicherweise stellt man die Dispersionsrelation in einem eindimensionalen Schema dar wobei die Verbindungslinien zwischen verschiedenen charakteristischen Punkten der Brillouin Zone einfach aneinander gehangt werden In jedem realen Kristall gibt es im Energiebereich der Bandlucke zusatzliche lokalisierte Zustande die von Verunreinigungen Gitterfehlern oder Oberflacheneffekten herruhren Diese Zustande konnen systematisch erzeugt und fur Anwendungen genutzt werden z B beim Dotieren von Halbleitern oder in Farbzentren Materialdatenbanken BearbeitenWeltweit existieren verschiedene Sammlungen an Materialdaten die u a die Bandstruktur als Teil der elektronische Struktur sammeln und fur wissenschaftliche Zwecke anbieten 5 Einige Beispiele sind NSM Archive Ersatz Link bei Ioffe NOMAD Novel Materials Discovery in Verbund mit der FAIR DI Materials Project angeboten vom Lawrence Berkeley National Laboratory 6 7 Fur die Berechnung der Materialparameter wird z B das DFT Verfahren angewandt und gehort mittlerweile zum Standard im Bereich der Computergestutzten Chemie oder Materialwissenschaften 8 9 Einige bekannte Werkzeuge auch kommerzielle die die Bandstrukturen Zustandsdichten DoS usw berechnen sind CASTEP Mike Payne amp Kollegen 10 DFTB 11 vgl Tight Binding Methode QE etc Literatur BearbeitenSiehe auch Festkorperphysik und HalbleiterWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Direkte und indirekte Bandubergange Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Andreas Wacker An Introduction to the Concept of Band Structure 2018 englisch lth se PDF Einzelnachweise Bearbeiten Horst Hansel Werner Neumann Physik Band 4 Molekule und Festkorper Spektrum Akademischer Verlag 2000 ISBN 3 8274 1037 1 S 329 330 mp 2534 GaAs Cubic F 43m 216 In Materials Project Lawrence Berkeley National Laboratory abgerufen am 22 Januar 2023 englisch J S Blakemore Semiconducting and other major properties of gallium arsenide In Journal of Applied Physics Band 53 Nr 10 Oktober 1982 ISSN 0021 8979 S R123 R181 doi 10 1063 1 331665 englisch scitation org abgerufen am 26 Januar 2023 mp 2172 AlAs Cubic F 43m 216 In Materials Project Lawrence Berkeley National Laboratory abgerufen am 22 Januar 2023 englisch M K Horton S Dwaraknath K A Persson Promises and perils of computational materials databases In Nature Computational Science Band 1 Nr 1 Januar 2021 ISSN 2662 8457 S 3 5 doi 10 1038 s43588 020 00016 5 englisch nature com abgerufen am 22 Januar 2023 Materials Project Home Lawrence Berkeley National Laboratory abgerufen am 22 Januar 2023 englisch 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