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Das Thomas Fermi Modell TF auch bekannt als statistische Theorie atomarer Systeme bzw des Atoms 1 oder Thomas Fermi Theorie 2 ist ein Atommodell das die Atomhulle als ein Gas von Elektronen behandelt welches durch das elektrostatische Feld des Atomkerns gebunden ist und den Zustand geringstmoglicher Energie einnimmt wobei die durch die Elektronenwolke selbst bewirkte Abschirmung mit berucksichtigt wird Es handelt sich um eine semiklassische Naherung denn die Quantenmechanik wird nur insoweit berucksichtigt als die Elektronen das Paulische Ausschliessungsprinzip befolgen also ein ideales Fermi Gas bilden Das Thomas Fermi Modell wurde unabhangig voneinander 1927 von Llewellyn Thomas 3 und Enrico Fermi 4 entwickelt und macht noch keinen Gebrauch von der 1926 von Erwin Schrodinger entwickelten quantenmechanischen Wellengleichung 1 1930 erweiterte Paul Dirac das Modell durch naherungsweise Einbeziehung der Austauschenergie zum TFD Modell 5 Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau des Modells 2 Umfang und Einschrankungen 3 Erweiterungen 4 EinzelnachweiseAufbau des Modells BearbeitenDie folgenden Rechnungen verwenden das gausssche Einheitensystem Befinden sich in einem Gebiet mit potentieller Energie V displaystyle V nbsp Elektronen die im Grundzustand dieses Vielteilchensystems alle moglichen Zustande mit Energien E V E k i n displaystyle E V E kin nbsp bis zu einer Obergrenze E k i n E F displaystyle E kin E mathrm F nbsp besetzen dann ist nach der Theorie des Fermi Gases die Teilchendichte in diesem Gebiet r 1 3 p 2 2 m ℏ 2 E F 3 2 displaystyle rho frac 1 3 pi 2 left frac 2m hbar 2 E mathrm F right frac 3 2 nbsp Darin ist ℏ displaystyle hbar nbsp das durch 2 p displaystyle 2 pi nbsp geteilte Plancksche Wirkungsquantum und m displaystyle m nbsp die Elektronenmasse Die Elektronen Ladung e displaystyle e nbsp erzeugen ein elektrostatisches Potential F displaystyle Phi nbsp das uber die Poisson Gleichung mit der Ladungsdichte e r displaystyle e rho nbsp zusammenhangt D F r 4 p e r r displaystyle Delta Phi mathbf r 4 pi e rho mathbf r nbsp Aus diesen beiden allgemeingultigen Zusammenhangen entsteht durch drei weitere Gleichungen ein Atommodell Die gesamte potentielle Energie V r displaystyle V mathbf r nbsp eines Elektrons im Atom mit der Kernladung Z e displaystyle Ze nbsp ist V r Z e r e F r displaystyle V mathbf r frac Ze r e Phi mathbf r nbsp Die hochste Energie der besetzten Zustande soll an jedem Ort r displaystyle mathbf r nbsp im Atom dieselbe sein m V r E F r c o n s t displaystyle mu V mathbf r E F mathbf r mathbf const nbsp Die Gesamtzahl der Elektronen wird durch die Normierung festgelegt r r d 3 r Z displaystyle int rho mathbf r d 3 mathbf r Z nbsp Die erste der drei Gleichungen bedeutet dass fur jedes Elektron das gleiche Potential gilt und dass weitere quantenmechanische Effekte die auf Korrelationen zwischen den Elektronen beruhen wie z B die Austauschenergie ignoriert werden Die zweite Gleichung muss fur den Grundzustand erfullt sein damit die Gesamtenergie nicht durch raumliche Verschiebung eines Elektrons noch abgesenkt werden konnte m displaystyle mu nbsp ist das raumlich konstante chemische Potential Damit wird die Fermi Energie ortsabhangig mithin auch die Elektronendichte Die dritte Gleichung legt die Normierung der Teilchendichte fur ein neutrales Atom fest fur positive Ionen ware sie entsprechend abzuandern fur negative Ionen hat das Modell keine stabile Losung Im Thomas Fermi Modell bestimmen sich die raumliche Verteilung der Elektronen und das ortsabhangige Potential gegenseitig so dass alle obigen Gleichungen erfullt sind Das heisst die raumliche Verteilung der Elektronen hat in der gewahlten semiklassischen Naherung die Eigenschaft dass sie zusammen mit dem Kern gerade das elektrostatische Potential erzeugt aus dem sich an jedem Ort die der Dichte entsprechende Fermienergie ergibt Gesucht ist also eine selbstkonsistente Losung Umfang und Einschrankungen BearbeitenDas Thomas Fermi Modell stellt den einfachsten Weg dar in einem Viel Elektronensystem nicht nur die gegenseitige elektrostatische Abstossung der Elektronen zumindest in pauschaler und klassischer Weise zu berucksichtigen sondern auch das quantenmechanische Pauli Prinzip Ausgangspunkt ist die nur naherungsweise richtige Vorstellung es gabe einen festen Potentialtopf und er sei fur alle Elektronen gleich Das Modell ergibt daher fur alle Atome der Form nach denselben Verlauf der Elektronendichte Die Grosse der Atome wird annahernd richtig wiedergegeben ihre totale Bindungsenergie aber uberschatzt z B bei Hg um 17 6 Genauere Vorstellungen uber die Form der Zustande der einzelnen Elektronen detailliertere Informationen uber den Aufbau der Elektronenhulle z B Atomorbitale oder die stabile Bindung zwischen Atomen kann das Modell nicht liefern 7 2 Im Vergleich zu Methoden die versuchen die Schrodingergleichung zu losen z B nach dem Hartree Fock Verfahren bzw der Self Consistent Field Methode SCF 8 9 approximiert die TF Naherung die Elektronendichte r r displaystyle rho mathbf r nbsp und versucht die Gesamtenergie E r displaystyle E rho nbsp als Funktional der Dichte auszudrucken 10 2 Ca 40 Jahre nach der TF Theorie erbrachten die zwei Theoreme von Hohenberg Kohn 11 sowie dem Kohn Sham Ansatz 12 den Beweis dass der Ansatz gleich von der Elektronendichte anstelle von den Wellenfunktionen auszugehen fur den Grundzustand keine Naherung darstellt sondern geeignet ist zu einer exakten Losung zu fuhren 13 14 Erweiterungen BearbeitenTF Erweiterungen sind die Thomas Fermi Dirac TFD 15 und Thomas Fermi Dirac Weizsacker TFDW Naherung 16 17 18 fur welche jedoch wie im Falle der TF Naherung durch Teller gezeigt werden konnte dass keine stabilen Bindungen moglich sind 7 Slater modifizierte die TFD Naherung weiter Akronym X a displaystyle X alpha nbsp bzw Hartree Fock Slater Methode 19 9 Slaters X a displaystyle X alpha nbsp Methode welche als Vereinfachung der HF Methode entwickelt wurde stellte die erste einfache Form einer Dichtefunktionaltheorie DFT dar 13 20 14 TF bildet die Basis der sog Dichtefunktionaltheorie DFT auch KS DFT 21 22 14 fur die Walter Kohn und John A Pople 1998 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden 10 23 Einzelnachweise Bearbeiten a b P Gombas Das statistische Modell von Thomas und Fermi In Die Statistische Theorie des Atoms und ihre Anwendungen Springer Vienna Vienna 1949 ISBN 3 7091 2101 9 S 30 76 doi 10 1007 978 3 7091 2100 9 3 a b c Elliott H Lieb Barry Simon Thomas Fermi Theory Revisited In Physical Review Letters Band 31 Nr 11 10 September 1973 ISSN 0031 9007 S 681 683 doi 10 1103 PhysRevLett 31 681 L H Thomas The Calculation of Atomic Fields In Mathematical Proceedings of the Cambridge Philosophical Society Band 23 Nr 5 1927 S 542 548 doi 10 1017 S0305004100011683 E Fermi Eine statistische Methode zur Bestimmung einiger Eigenschaften des Atoms und ihre Anwendung auf die Theorie des periodischen Systems der Elemente In Zeitschrift fur Physik Band 48 Nr 1 2 1928 S 73 79 doi 10 1007 BF01351576 Siehe auch italienische Erstveroffentlichung von E Fermi Un metodo statistico per la determinazione di alcune priorieta dell atome In Rendicondi Accademia Nazionale de Lincei Band 6 Nr 32 1927 S 602 607 P A M Dirac Note on Exchange Phenomena in the Thomas Atom In Mathematical Proceedings of the Cambridge Philosophical Society Band 26 Nr 3 Juli 1930 ISSN 0305 0041 S 376 385 doi 10 1017 S0305004100016108 cambridge org abgerufen am 14 November 2021 Julian Schwinger Thomas Fermi model The leading correction In Phys Rev A Band 22 1980 S 1827 1832 doi 10 1103 PhysRevA 22 1827 a b Edward Teller On the Stability of Molecules in the Thomas Fermi Theory In Reviews of Modern Physics Band 34 Nr 4 1 Oktober 1962 ISSN 0034 6861 S 627 631 doi 10 1103 RevModPhys 34 627 D R Hartree The Wave Mechanics of an Atom with a Non Coulomb Central Field Part II Some Results and Discussion In Mathematical Proceedings of the Cambridge Philosophical Society Band 24 Nr 1 Januar 1928 ISSN 1469 8064 S 111 132 doi 10 1017 S0305004100011920 cambridge org abgerufen am 14 November 2021 a b J C Slater K H Johnson Self Consistent Field Xa Cluster Method for Polyatomic Molecules and Solids In Physical Review B Band 5 Nr 3 1 Februar 1972 ISSN 0556 2805 S 844 853 doi 10 1103 PhysRevB 5 844 a b The Nobel Prize in Chemistry 1998 13 Oktober 1998 abgerufen am 13 November 2021 amerikanisches Englisch P Hohenberg W Kohn Inhomogeneous Electron Gas In Physical Review Band 136 3B 9 November 1964 S B864 B871 doi 10 1103 PhysRev 136 B864 W Kohn L J Sham Self Consistent Equations Including Exchange and Correlation Effects In Physical Review Band 140 4A 15 November 1965 S A1133 A1138 doi 10 1103 PhysRev 140 A1133 a b David C Young Computational chemistry a practical guide for applying techniques to real world problems Wiley New York 2001 ISBN 0 471 33368 9 S 42 ff a b c Axel D Becke Perspective Fifty years of density functional theory in chemical physics In The Journal of Chemical Physics Band 140 Nr 18 14 Mai 2014 ISSN 0021 9606 S 18A301 doi 10 1063 1 4869598 P A M Dirac Note on Exchange Phenomena in the Thomas Atom In Mathematical Proceedings of the Cambridge Philosophical Society Band 26 Nr 3 Juli 1930 ISSN 0305 0041 S 376 385 doi 10 1017 S0305004100016108 cambridge org abgerufen am 14 November 2021 P Gombas Erweiterungen des statistischen Modells In Die Statistische Theorie des Atoms und ihre Anwendungen Springer Vienna 1949 ISBN 3 7091 2100 0 S 76 133 doi 10 1007 978 3 7091 2100 9 4 E K U Gross R M Dreizler Thomas Fermi approach to diatomic systems I Solution of the Thomas Fermi and Thomas Fermi Dirac Weizs acker equations In Physical Review A Band 20 Nr 5 1 November 1979 S 1798 1807 doi 10 1103 PhysRevA 20 1798 A Toepfer E K U Gross R M Dreizler Thomas Fermi approach to diatomic systems II Correlation diagrams for N N and Ne Ne In Physical Review A Band 20 Nr 5 1 November 1979 S 1808 1815 doi 10 1103 PhysRevA 20 1808 H Adachi T Mukoyama Jun Kawai Hartree Fock Slater method for materials science the DV Xa method for design and characterization of materials Springer Berlin 2006 ISBN 3 540 31297 8 Errol Lewars Computational chemistry introduction to the theory and applications of molecular and quantum mechanics Third edition Auflage Switzerland 2016 ISBN 978 3 319 30916 3 Eberhard Engel Reiner M Dreizler Density functional theory an advanced course Springer Berlin 2011 ISBN 978 3 642 14090 7 H O Di Rocco F Lanzini J C Aguiar Thomas Fermi approach to density functional theory binding energy for atomic systems In European Journal of Physics Band 37 Nr 6 19 August 2016 ISSN 0143 0807 S 065402 doi 10 1088 0143 0807 37 6 065402 Nobelpreis fur Chemie 1998 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH 14 Oktober 1998 abgerufen am 14 November 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Fermi Modell amp oldid 238487148