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Das Pauli Prinzip auch Pauli Verbot oder Paulisches Ausschliessungsprinzip ist ein physikalisches Gesetz das sich in der Quantenphysik auswirkt Es wurde 1925 von Wolfgang Pauli zur quantentheoretischen Erklarung des Aufbaus der Atome formuliert und besagte in seiner ursprunglichen Fassung dass je zwei Elektronen in einem Atom nicht in allen Quantenzahlen ubereinstimmen konnen In der modernen Formulierung besagt das Pauli Prinzip dass die Wellenfunktion eines Quantensystems in Bezug auf Vertauschung von identischen Fermionen antisymmetrisch ist Da auch die Quarks als Bausteine von Protonen und Neutronen zu den Fermionen zahlen gilt das Pauli Prinzip fur die gesamte Materie im allgemein verstandenen Sinne Identische Fermionen schliessen sich gegenseitig aus konnen also nicht zur selben Zeit am selben Ort Raumzeitpunkt existieren Nur so lasst sich der differenzierte Aufbau der Materie mit Atomen und Molekulen verstehen 1 Das Pauli Prinzip bestimmt demnach nicht nur den Aufbau des Atoms z B im Schalenmodell der Atomhulle und des Atomkerns sondern auch den grosserer Strukturen Eine Folge ist der Widerstand den kondensierte Materie weiterer Kompression entgegensetzt 2 Das Pauli Prinzip ist nicht zu verwechseln mit dem Pauli Effekt Inhaltsverzeichnis 1 Vereinfachte Darstellung 2 Allgemeine Form verallgemeinertes Pauli Prinzip 2 1 Formulierung 2 2 Anschauliche Deutung 2 3 Gultigkeit 2 4 Permutations und Drehverhalten 3 Konsequenzen 4 EinzelnachweiseVereinfachte Darstellung BearbeitenIn der Quantenmechanik sind identische Teilchen ununterscheidbar Das bedeutet dass etwa der Verlauf eines Experiments oder ganz allgemein die Entwicklung eines physikalischen Systems sich nicht andern wenn zwei identische Teilchen vertauscht werden In der Quantentheorie hangen die Messwerte die ein System erzeugt vom Betragsquadrat der Gesamt Wellenfunktion des Systems ab Dieses Betragsquadrat muss also nach der Vertauschung zweier identischer Teilchen gleich bleiben was in diesem Fall bedeutet dass sich durch die Vertauschung nur der Phasenanteil der Wellenfunktion andern darf In einer Welt mit drei Raumdimensionen kann dieser Phasenfaktor nur 1 displaystyle 1 nbsp oder 1 displaystyle 1 nbsp sein Teilchen bei denen die Wellenfunktion unter Vertauschung gleich bleibt heissen Bosonen Teilchen mit einem Vorzeichenwechsel in der Wellenfunktion heissen Fermionen Der Vorzeichenwechsel wird als Antisymmetrie der Wellenfunktion bezuglich Teilchenvertauschung bezeichnet 3 In seiner speziellen und zuerst beobachteten Form besagt das Pauli Prinzip dass in einem Atom keine zwei Elektronen in allen vier Quantenzahlen die zu seiner Zustandsbeschreibung im Orbitalmodell notwendig sind ubereinstimmen Wenn zwei Elektronen beispielsweise gleiche Haupt Neben und magnetische Quantenzahlen haben mussen sie sich in der vierten Quantenzahl in diesem Fall der Spin Quantenzahl unterscheiden Da diese nur die Werte 1 2 displaystyle tfrac 1 2 nbsp und 1 2 displaystyle tfrac 1 2 nbsp annehmen kann konnen sich in einem einzigen Atomorbital maximal zwei Elektronen aufhalten Diese Tatsache bestimmt massgeblich den Aufbau der chemischen Elemente siehe Periodensystem Als Berechnungsbeispiel kann die Losung der Schrodingergleichung fur das einfachste vom Pauli Prinzip betroffene Atom das Heliumatom dienen Allgemeine Form verallgemeinertes Pauli Prinzip BearbeitenFormulierung Bearbeiten Die Gesamtwellenfunktion ps r 1 s 1 r 2 s 2 displaystyle psi vec r 1 s 1 vec r 2 s 2 dots nbsp eines Systems von n displaystyle n nbsp identischen Fermionen muss total antisymmetrisch bezuglich jeder Vertauschung P zweier Teilchen sein ps r 1 s 1 r n s n P ps r 1 s 1 r n s n displaystyle psi vec r 1 s 1 ldots vec r n s n P psi vec r 1 s 1 ldots vec r n s n nbsp Dabei ist r i displaystyle vec r i nbsp der Ort s i displaystyle s i nbsp der Spin des i displaystyle i nbsp ten Fermions und P displaystyle P nbsp jeder Permutationsoperator der die Vertauschung jeweils zweier Teilchen bewirkt also z B fur die Vertauschung des ersten Teilchens mit dem zweiten P ps r 1 s 1 r 2 s 2 ps r 2 s 2 r 1 s 1 displaystyle P psi vec r 1 s 1 vec r 2 s 2 dots psi vec r 2 s 2 vec r 1 s 1 dots nbsp Anschauliche Deutung Bearbeiten Betrachtet man ein System aus zwei nichtunterscheidbaren Fermionen so gilt wegen der Antisymmetrie der Gesamtwellenfunktion ps r 1 s 1 r 2 s 2 ps r 2 s 2 r 1 s 1 displaystyle psi vec r 1 s 1 vec r 2 s 2 psi vec r 2 s 2 vec r 1 s 1 nbsp Fur r 1 s 1 r 2 s 2 displaystyle vec r 1 s 1 vec r 2 s 2 nbsp ergibt sich daraus ps r 1 s 1 r 1 s 1 ps r 1 s 1 r 1 s 1 displaystyle psi vec r 1 s 1 vec r 1 s 1 psi vec r 1 s 1 vec r 1 s 1 nbsp d h ps r 1 s 1 r 1 s 1 0 displaystyle psi vec r 1 s 1 vec r 1 s 1 0 nbsp Somit muss auch das Betragsquadrat dieser Wellenfunktion also die Wahrscheinlichkeitsdichte dafur dass man bei einer Messung beide Fermionen am selben Ort r 1 displaystyle vec r 1 nbsp mit demselben Spin s 1 displaystyle s 1 nbsp findet null sein In vielen Fallen ein solcher Fall ist z B fur nichtentartete Eigenfunktionen von Hamilton Operatoren ohne Spin Bahn Kopplung stets gegeben ist die Gesamtwellenfunktion ps displaystyle psi nbsp als Produkt von Ortswellenfunktion ϕ displaystyle phi nbsp und Spinwellenfunktion x displaystyle chi nbsp darstellbar also ps r 1 s 1 r 2 s 2 ϕ r 1 r 2 x s 1 s 2 displaystyle psi vec r 1 s 1 vec r 2 s 2 phi vec r 1 vec r 2 chi s 1 s 2 nbsp Wegen der Antisymmetrie ist dann ϕ r 2 r 1 x s 2 s 1 ϕ r 1 r 2 x s 1 s 2 displaystyle phi vec r 2 vec r 1 chi s 2 s 1 phi vec r 1 vec r 2 chi s 1 s 2 nbsp Ist etwa die Spinwellenfunktion symmetrisch also x s 1 s 2 x s 2 s 1 displaystyle chi s 1 s 2 chi s 2 s 1 nbsp so folgt daraus die Antisymmetrie der Ortswellenfunktion ϕ displaystyle phi nbsp Entsprechend gilt allgemein dass die Symmetrie einer der Funktionen ϕ displaystyle phi nbsp oder x displaystyle chi nbsp aquivalent zur Antisymmetrie der jeweils anderen ist Sind also die zwei Fermionen etwa im selben Spinzustand s displaystyle s nbsp dann ist x s 1 s 2 d s s 1 d s s 2 displaystyle chi s 1 s 2 delta ss 1 delta ss 2 nbsp symmetrisch und daher folgt die Antisymmetrie der Ortswellenfunktion Diese Zusammenhange gelten sinngemass auch dann wenn mehr als zwei nichtunterscheidbare Fermionen beteiligt sind Gultigkeit Bearbeiten In der Natur kommen Teilchen mit halbzahligem Spin Fermionen und Teilchen mit ganzzahligem Spin Bosonen vor Das Spin Statistik Theorem liefert die theoretische Begrundung fur den empirischen Befund dass alle Elementarteilchen mit halbzahligem Spin der Fermi Dirac Statistik folgen hingegen alle Teilchen mit ganzzahligem Spin der Bose Einstein Statistik folgen Das Paulische Ausschliessungsprinzip gilt fur alle Teilchen mit halbzahligem Spin und nur fur diese Fur Bosonen gilt das Paulische Ausschliessungsprinzip hingegen nicht Diese Teilchen genugen der Bose Einstein Statistik und konnen gleiche Quantenzustande einnehmen im Extremfall bis hin zum Bose Einstein Kondensat Permutations und Drehverhalten Bearbeiten Das verschiedene Permutationsverhalten von Fermionen und Bosonen passt zum verschiedenen Drehverhalten der jeweiligen Spinoren In beiden Fallen ergibt sich ein Faktor von 1 2 s 1 displaystyle 1 2s mp 1 nbsp mit dem Zeichen fur Bosonen s displaystyle s nbsp ganzzahlig und dem Zeichen fur Fermionen s displaystyle s nbsp halbzahlig entsprechend einer Drehung um 360 Der Zusammenhang liegt unter anderem deshalb nahe weil eine Vertauschung der Teilchen 1 und 2 einer komplementaren Drehung der beiden Teilchen um 180 entspricht zum Beispiel Teilchen 1 zum Ort 2 auf dem oberen Halbkreis Teilchen 2 zum Ort 1 auf dem unteren Halbkreis Konsequenzen BearbeitenDas Pauli Prinzip fuhrt zur Austauschwechselwirkung und erklart die Spinordnung in Atomen Hundsche Regeln und Festkorpern Magnetismus In der Astrophysik wird durch das Pauli Prinzip erklart dass alte Sterne mit Ausnahme der Schwarzen Locher zum Beispiel Weisse Zwerge oder Neutronensterne nicht unter ihrer eigenen Gravitation zusammenbrechen Die Fermionen erzeugen einen Gegendruck den Entartungsdruck der einer weiteren Kontraktion entgegenwirkt Bei Streuprozessen zweier identischer Teilchen ergeben sich fur das Trajektorienpaar durch Vertauschung stets zwei verschiedene aber von aussen nicht unterscheidbare Moglichkeiten Dies muss bei der theoretischen Berechnung von Wirkungsquerschnitt und Streuwellenfunktion berucksichtigt werden Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Pauli Prinzip In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 28 Dezember 2014 Pauli Prinzip In Lexikon der Physik Spektrum de abgerufen am 28 Dezember 2014 Peter W Atkins Quanten Begriffe und Konzepte fur Chemiker VCH ISBN 3 527 28423 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pauli Prinzip amp oldid 234005976