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Metallografie auch Metallographie oder Gefugelehre ist die Aufklarung sowie qualitative und quantitative Beschreibung des Gefuges metallischer Werkstoffe mit Hilfe mikroskopischer Verfahren Sie stellt damit eine Disziplin der Metallkunde dar Die Tatigkeit wird von einem Metallographen ausgeubt metallografischer Schliff einer Glockenbronze poliert und mit Klemm III geatztAnalyse mit dem AuflichtmikroskopUm das Gefuge im Mikroskop zu erkennen muss das Material prapariert werden Kenntnisse der Eigenschaften und der Verarbeitung eines Metalles sind wichtig um Fehler bei der Praparation und Gefugebeurteilung zu vermeiden Aufgrund der zunehmenden Anzahl von Verbundwerkstoffen sowie des Aufkommens neuer oder weiterentwickelter Werkstoffe Keramik Metall Systeme Metall Kunststoff Systeme etc wird mittlerweile die Bezeichnung Materialografie bevorzugt Eingesetzt wird die Metallografie Materialografie vielfach in Qualitatssicherung und Schadensfallanalytik sowie in Forschung und Entwicklung Inhaltsverzeichnis 1 Praparation 1 1 Probenvorbereitung und Einbetten 1 2 Schleifen und Polieren 1 3 Atzen 1 3 1 Innere Vorgange beim Atzen 1 3 2 Atzmittel 2 Siehe auch 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksPraparation BearbeitenGenauso wie nichtmetallische Kristalle z B der Bergkristall weisen auch die Metalle eine kristalline Struktur auf die sich qualitativ und quantitativ erfassen lasst In der Metallografie geschieht dies ublicherweise durch die Praparation eines Anschliffes der auf Hochglanz poliert und auflichtmikroskopisch untersucht wird siehe z B der Struers Metalog Guide Ein kratzerfreier zur makro und oder mikroskopischen Beobachtung geeigneter Schliff muss eine reprasentative randscharfe ebene Flache des zu untersuchenden Werkstoffes haben die sein Gefuge eindeutig erkennen lasst und die keine bei der Herstellung verursachten Veranderungen wie Verformungen Ausbruche Kratzer und Verschmierungen aufweist Die Herstellung einwandfreier Anschliffe ist grundsatzlich fur alle festen Werkstoffe moglich oft aber sehr aufwendig Direkt nach der Politur sind aufgrund der unterschiedlichen Reflexionseigenschaften von Metallen und Nichtmetallen bereits erste Aussagen uber die Reinheit des Materials machbar Verunreinigungen heben sich dabei ublicherweise dunkel von der metallischen Grundmasse ab Schleifunterlagen sind Papiere und Gewebe auf denen die Kornungen aufgebracht sind Polierunterlagen sind hauptsachlich Tucher Filz Samt Kunstfaser Leinen Zum besseren Abtrag und zur Kontrolle der Schleif und Polierriefen ist die Probe nach jeder Schleif bzw Polierstufe um 90 zu drehen Probenvorbereitung und Einbetten Bearbeiten Die herausgetrennten Proben sollten zunachst entgratet werden Anschliessend empfiehlt sich die Ultraschallreinigung in einem Becherglas mit Ethanol um die Proben zu entfetten Anschliessend werden die Proben mittels Schlifftrockner getrocknet Porose und rissbehaftete Proben sollten langer getrocknet werden damit das Ethanol vollstandig wegtrocknen kann Das weitere Handling der Proben sollte nur noch mit einer Atzzange oder Pinzette erfolgen Wer richtig einbettet spart bei der Probenpraparation viel Zeit Die Einbettung dient dem besseren Handling der Proben sowie zum Abstutzen der Randzone oder der Infiltration von Rissen Poren oder Korrosionsbelagen Einbetthilfen eignen sich zum Fixieren dunner Proben wie Bleche oder CFK Laminate und Fasern damit diese nicht umfallen konnen Es werden zwei verschiedene Einbettmethoden unterschieden Das Warmeinbetten und das Kalteinbetten Warmeinbetten nbsp klare fertige Warmeinbettung mit eingelegtem EtikettBeim Warmeinbetten wird die Probe in einer Einbettpresse unter Temperatur und Druck mit einem Kunststoffgranulat eingebettet Vorteile des Verfahrens sind die hohe Harte der Einbettmittel z B glasfaserverstarkt und die gute Spaltfreiheit Warmeinbettmittel gibt es auf Phenolharzbasis auch glasfaserverstarkt auf Epoxidharzbasis fur spaltfreie Einbettungen v a von Hartmetallen als Acrylharzeinbettmittel und sogar auf Graphit Phenolharzbasis als elektrisch leitfahiges Warmeinbettmittel fur die Elektronenmikroskopie Warmeinbettmittel werden unter Druck auf 180 C erhitzt Warmeingebettete Proben konnen relativ einfach wieder ausgebettet werden Hierzu mussen die Proben in einem Warmeschrank bei 220 C ca 1 h erwarmt werden Das Einbettmittel quillt auf und die Probe kann in einem Parallelschraubstock einfach herausgedruckt werden Falls 220 C fur die Proben zu hoch ist Einbetttemperatur betragt 180 C kann man das Einbettmittel auf der Mantelflache mittels Handbugelsage einkerben und anschliessend im Schraubstock brechen Kalteinbetten nbsp Kalteingebettete Proben im ExsikkatorDie Einbettformen werden vor dem Befullen eingefettet Fur das Kalteinbetten benotigt man zwei bis drei Komponenten die in einem Anruhrbecher vermischt werden Kalteinbettmittel gibt es auf Methylmethacrylatbasis und als transparentes Epoxidharzeinbettmittel Einbettmittel auf Methylmethacrylatbasis bestehen aus einer Pulverkomponente und einer Harterflussigkeit Nach dem Anruhren wird das Gemisch in die Einbettform gegossen Die Aushartung findet uber eine chemische Reaktion Polymerisation statt Die Polymerisation ist eine exotherme Reaktion es entsteht also Warme beim Ausharten Je nach Probenmasse konnen hier Temperaturen kurzfristig bis 110 C entstehen Epoxidharzeinbettmittel besteht dagegen aus zwei flussigen Komponenten dem Harz und dem Harter und wird ublicherweise zur Vakuuminfiltration verwendet Mithilfe des Vakuums in einem Exsikkator kann das Epoxidharzeinbettmittel in feinste Hohlraume wie Spalten Risse und Poren infiltriert werden Hierdurch wird beim Atzen der Probe vermieden dass sich Atzmittel in den Spalt saugen kann Kapillarwirkung Porose Korrosionsbelage konnen ebenfalls infiltriert werden Bei der Praparation konnen so unerwunschte Ausbruche aus den Korrosionsbelagen minimiert werden Zur besseren Kontrastierung von Rissen und Poren kann es eingefarbt werden Um die Viskositat vor dem Eingiessen der Proben zu verringern kann man es in einem warmen Wasserbad indirekt erwarmen Die Polymerisation beider Kalteinbettmittel kann alternativ in einem Drucktopf erfolgen Hierzu wird der Drucktopf 2 bis 3 Mal auf zwei bar Uberdruck gebracht und wieder vollstandig beluftet Anhaftende Luftblasen konnen beim Druckausgleich so nach oben steigen und platzen Eine Spaltbildung kann speziell bei Einbettmitteln auf Methylmethacrylatbasis sinnvoll unterdruckt werden Fur das Epoxidharzeinbettmittel empfiehlt sich die Kombination von Vakuuminfiltration mit anschliessender Aushartung im Drucktopf Schleifen und Polieren Bearbeiten Nassschleifen auf SiC Papier der Kornung P320 P500 P800 P1000 P1200 Vorpolieren mit Diamantsuspension mit den Kornungen 6 µm 3 µm 1 µm auf Kunstseide oder Baumwolltuch mit alkoholischem Schmiermittel Feinpolieren mit Aluminiumoxidsuspension auf einem Woll oder Samttuch alternativ Feinpolieren mit Siliciumdioxid Korngrosse 0 04 µm verschiedene Chemikalien wie Ammoniak oder Wasserstoffperoxid bei Werkstoffen die sonst zu Verformungen neigen wie Kupfer Titan Nickel auf einem chemikalienbestandigen Poliertuch Eine sehr gute und schnelle Alternative Nassschleifen auf 75 µm Diamantscheibe Polieren mit 9 µm Diamantsuspension auf Wabenscheibe Polieren mit 3 µm Diamantsuspension auf Wabenscheibe Polieren mit 3 µm Diamantsuspension harter glatter Scheibe Polieren mit oxidischer Poliersuspension auf weichem TuchSorgfaltiges Reinigen zwischen den einzelnen Schleif und Polierstufen ist notwendig um ein Mitschleppen von groberen Schneidkornern und Abrieb zu vermeiden Zum Trocknen werden zunachst die schwer verdampfenden Flussigkeiten z B Wasser Ol mit Alkohol von der Probe abgespult Im heissen Luftstrom Fon trocknet diese Flussigkeit rasch und fleckenfrei Atzen Bearbeiten nbsp makrogeatzte reine Kupferscheibe nbsp makrogeatzes reines AluminiumstuckDie mikroskopische Untersuchung erfolgt zunachst bei kleiner Vergrosserung die einen guten Uberblick gestattet Im Allgemeinen zeigt eine fertigpolierte Schliffflache kein Gefuge da das auffallende Licht nahezu gleichmassig reflektiert wird Nach Bedarf werden stufenweise hoher vergrossernde Objektive verwendet Der Schliff sollte im ungeatzten als auch im geatzten Zustand betrachtet werden Am ungeatzten Schliff werden beobachtet Beschichtungen und anodische Schichten Lotungen und Schweissnahte Poren und Gasblasen Mikrolunker Sinterporen Materialtrennungen nichtmetallische Einschlusse Schlacken Zunderschichten an der Oberflache oder in Rissen Schlecht reflektierende Phasen wie beispielsweise Graphit Silicium und deren Verbindungen Sollen Aussagen uber das Gefuge gemacht werden ist es notig den Anschliff anzuatzen hierbei wird mit unterschiedlichsten Losungen Sauren Laugen neutralen Losungen Salzschmelzen usw gearbeitet Am geatzten Schliff wird das eigentliche Gefuge untersucht Das Atzen erfolgt zeitnah zur beendeten Praparation Polieren Ist das Gefuge korrekt kontrastiert lassen sich Aussagen uber den Warmebehandlungszustand und die Gute treffen sowie in vielen Fallen Ruckschlusse auf den Herstellungsprozess und Fehlerursachen bei Schadensfallen ziehen Innere Vorgange beim Atzen Bearbeiten Das Atzen einer metallischen Schliffprobe ist ein chemischer respektive elektrochemischer Vorgang Aufgrund lokaler Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung kommt es zur Bildung von Lokalstromen infolge Potentialdifferenz Die einzelnen Phasen Korner werden dabei unterschiedlich stark abgetragen oder durch eine feine Niederschlagshaut kontrastiert Ein kristallorientierungsbedingter Atzangriff findet ebenfalls statt Aufgrund der unterschiedlichen Abtragsrate der einzelnen Gefugebestandteile entsteht ein Relief Das einfallende Licht erfahrt hierbei eine Reflexionsanderung an den Phasengrenzen Grundsatzlich wird zwischen der Makro und Mikroatzung unterschieden Bis zu ca 30 facher Vergrosserung abgebildete Atzungen bezeichnet man als Makroatzung Hierzu wird ein Makroschliff mit fein geschliffener Nassschliff bzw leicht anpolierter Oberflache benotigt Mittels Makroatzung werden das primare Gussgefuge Schmiede und Walztexturen sowie Seigerungen oder die Kontur von Schweissverbindungen sichtbar gemacht Weitere Verfahrensvarianten der Makroatzung sind neben der allgemeinen Makroatzung die Tiefatzung und das Abdruckverfahren Baumannabdruck MikroatzungZur Sichtbarmachung des Sekundar Gefuges mittels mikroskopischer Abbildungsverfahren ab ca 50 facher Vergrosserung Unterschieden werden zwei Methoden nasschemisch und elektrolytisch Daruber hinaus unterscheidet man zwischen Korngrenzen und Kornflachenatzung Mikroatzungen sind in diversen Techniken durchfuhrbar Die am weitesten verbreitete Methode des nasschemischen Atzens ist die sogenannte Tauchatzung Hierbei wird der Mikroschliff vollstandig in die Atzlosung getaucht Der Schliff sollte in der Atzlosung mit der Atzzange bewegt werden um die entstehenden Wasserstoffblaschen zu zerstoren und entstehende Konzentrationsunterschiede des Atzmittels auszugleichen Manche Tauchatzungen erfordern eine Erwarmung des Atzmittels z B V2A Beize Atzmittel Bearbeiten Die Wahl des Atzmittels erfolgt nach Art des zu atzenden Werkstoffs und nach Grosse der zu untersuchenden Strukturen Werkstoff Makroatzmittel 1 Mikroatzmittel 1 Gusseisen Nital Alkoholische Salpetersaure 95 98 ml Ethanol bis in die 60er Jahre des 20 Jhdt aus Kostengrunden haufig Methanol 2 5 ml konzentrierte SalpetersaureUnlegierte und niedriglegierte Stahle 90 ml Ethanol 10 ml konzentrierte Salpetersaure Atzmittel nach Adler Losung A 3 g Ammoniumchlorocuprat 25 ml destilliertes WasserLosung B 15 g Eisen III chlorid 50 ml konzentrierte SalzsaureNachdem sich alles vollstandig gelost hat Losung B in A gebenHochlegierte Stahle NickelKupfer und Kupferlegierungen 120 ml destilliertes Wasser 10 g AmmoniumchlorocupratDer Losung tropfenweise Ammoniak zusetzen bis der sich bildende Niederschlag verschwindetAluminium und Aluminiumlegierungen 10 ml destilliertes Wasser 10 ml konzentrierte Salzsaure 10 ml konzentrierte Salpetersaure 2 5 ml Flusssaure 38 40 prozentig nach Kroll 100 ml dest Wasser 2 6 ml konz Salpetersaure 1 3 ml konz Flusssaure Flusssaure 99 5 ml destilliertes Wasser 0 5 ml Flusssaure Natronlauge 90 ml destilliertes Wasser 10 g Natriumhydroxid 10 ige H3PO4 Sehr gut fur sekundare Ausscheidungen 90 ml dest Wasser 10 ml PhosphorsaureHochlegierte Chrom Nickel Stahle V2A Beize nach Goerens 100 ml destilliertes Wasser 100 ml konzentrierte Salzsaure 10 ml konzentrierte Salpetersaure 0 3 ml Vogels SparbeizeNeben der Auflichtmikroskopie kommt auch die Elektronenmikroskopie zur Anwendung bei der nicht nur polierte Schliffe sondern auch Bruchflachen untersucht und durch die Spektroskopie die chemische Zusammensetzung der Gefugebestandteile analysiert werden konnen Siehe auch BearbeitenTechnischer Assistent fur Metallografie und Physikalische Werkstoffanalyse Holger F Struer Struers Chemiske LaboratoriumEinzelnachweise Bearbeiten a b Egon Kauczor Metall unter dem Mikroskop 5 Auflage Springer Berlin Heidelberg New York Tokyo 1985 ISBN 3 540 15611 9 Berlin ISBN 0 387 15611 9 New York Literatur BearbeitenHeinrich Hanemann Angelica Schrader Atlas Metallographicus Eine Lichtbildsammlung fur die technische Metallographie Borntraeger Berlin Band 1 Kohlenstoffstahle langsam gekuhlt und gegluht 1927 1933 Band 2 Gusseisen Teil 1 Grauguss u weitere Teile 1936 1939 Band 3 Aluminium Teil 1 Binare Legierungen des Aluminiums 1941 Ausg 1943 Band 3 Teil 2 Ternare Legierungen des Aluminiums 1952 Angelica Schrader Atzheft Verfahren zur Schliffherstellung und Gefugeentwicklung fur die Metallographie 4 Aufl neu bearbeitet unter Mitwirkung von Werner Schaarwachter Borntraeger Berlin Nikolassee 1957 L Habraken J L de Brouwer De ferri metallographia Alta auctoritas Communitatis Europaeae carbonis ferrique Teil 1 Grundlagen der Metallographie Verlag Stahleisen Dusseldorf 1966 Angelica Schrader Adolf Rose De ferri metallographia Alta auctoritas Communitatis Europaeae carbonis ferrique Teil 2 Gefuge der Stahle Verlag Stahleisen Dusseldorf 1966 Annik Pokorny Jean Pokorny De ferri metallographia Alta auctoritas Communitatis Europaeae carbonis ferrique Teil 3 Erstarrung und Verformung der Stahle Verlag Stahleisen Dusseldorf 1967 Sarkis A Saltykov Stereometrische Metallographie VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1974 Gunter Petzow Metallographisches Keramographisches Plastographisches Atzen Materialkundlich technische Reihe Bd 1 Borntraeger Berlin Stuttgart 2006 ISBN 978 3 443 23016 6 unveranderter Nachdr d Ausg Berlin 1994 Hans Jurgen Bargel Gunter Schulze Hrsg Werkstoffkunde 10 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 79296 3 Hermann Schumann Heinrich Oettel Hrsg Metallographie Mit einer Einfuhrung in die Keramografie 15 Auflage Wiley VCH Weinheim 2011 ISBN 978 3 527 32257 2 Wolfgang Weissbach Werkstoffkunde und Werkstoffprufung 17 Auflage Vieweg Teubner 2010 ISBN 978 3 8348 0739 7 Kay Geels Daniel B Fowler Wolf Ulrich Kopp Michael Ruckert Metallographic and Materialographic Specimen Preparation Light Microscopy Image Analysis and Hardness Testing ASTM International West Conshohocken Pa 2006 ISBN 978 0 8031 4265 7 Heinz Hubert Cloeren Materialographische Praparationstechniken 1 Auflage CTV 2014 ISBN 978 3 9816824 0 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Metallografie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Metallografie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Liste regionaler Arbeitskreise Metallographie Arbeitskreis Aachen Metallographie Ausbildung Video zu makroskopischen metallografischen Verfahren Video zu mikroskopischen metallografischen Verfahren Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Metallografie amp oldid 229424832