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Dieser Artikel erlautert das Sintern als technisches Formungsverfahren Fur andere Bedeutungen siehe Sinterung Sintern ist ein Verfahren zur Herstellung oder Veranderung von Werkstoffen Dabei werden feinkornige keramische oder metallische Stoffe oft unter erhohtem Druck erhitzt wobei die Temperaturen jedoch unterhalb der Schmelztemperatur der Hauptkomponenten bleiben so dass die Gestalt Form des Werkstuckes erhalten bleibt Dabei kommt es in der Regel zu einer Schwindung weil sich die Partikel des Ausgangsmaterials verdichten und Porenraume aufgefullt werden Man unterscheidet grundsatzlich das Festphasensintern und das Flussigphasensintern bei dem es auch zu einer Schmelze kommt Sinterprozesse besitzen grosse Bedeutung bei der Keramikherstellung Sinterglaskeramik und in der Metallurgie Sintermetalle und Pulvermetallurgie 1 Durch die Temperaturbehandlung des Sinterns wird aus einem fein oder grobkornigen Grunkorper der in einem vorangegangenen Prozessschritt beispielsweise mittels Extrusion geformt wurde ein festes Werkstuck Das Sintererzeugnis erhalt erst durch die Temperaturbehandlung seine endgultigen Eigenschaften wie Harte Festigkeit oder Temperaturleitfahigkeit die im jeweiligen Einsatz erforderlich sind Gesinterter offenporiger MetallschaumWendeschneidplatte aus Sinterhartmetall mit einer Hartstoffbeschichtung Inhaltsverzeichnis 1 Grundprinzip 2 Geschichte 3 Vor und Nachteile 4 Sintervorgang 5 Wichtige Sinterprodukte 6 Sintern in der Eisen und Stahlmetallurgie 7 Sintern in der Keramik 7 1 Formgebung 7 1 1 Pressen 7 1 1 1 Trockenpressen und Feuchtpressen 7 1 1 2 Uniaxiales Pressen 7 1 1 3 Isostatisches Pressen 7 1 2 Giessen 7 1 3 Plastische Formgebung 7 1 3 1 Lasersintern 7 2 Verdichtung 7 2 1 Festphasensintern 7 2 2 Flussigphasensintern und Reaktionssintern 7 2 3 Sinterstadien 7 3 Gefuge von Sinterzeug 7 4 Chemisch mineralogische Vorgange beim Sintern von Porzellan 8 Andere Werkstoffe 9 Verfahren zur Qualitatssicherung 10 Literatur 11 Weblinks 12 Einzelnachweise 13 Siehe auchGrundprinzip Bearbeiten nbsp Querschnitt durch ein Sinterwerkzeug und das gesinterte TeilBeim Sintern werden zumeist kornige oder pulvrige Stoffe vermischt und dann durch Erwarmung miteinander verbunden oder verdichtet Im Gegensatz zur reinen Schmelze werden hierbei jedoch keine oder zumindest nicht alle Ausgangsstoffe aufgeschmolzen Die Ausgangsstoffe werden also umgangssprachlich formuliert zusammengebacken Es ist deshalb bei den zwei Fertigungsverfahren Urformen und Stoffeigenschaften andern kategorisiert 2 3 Beim Sintern macht man sich zunutze dass Pulver eine grosse Oberflache und damit eine grosse Oberflachenenergie besitzen jedes System jedoch danach strebt einen Zustand geringster freier Enthalpie einzunehmen Beim Sintern vergrossern sich die einzelnen Korner so dass die Oberflachenenergie sinkt Zugleich steigt der Anteil abgesattigter chemischer Bindungen so dass sich der Korper insgesamt verfestigt 2 Die Pulvermassen werden zunachst in die Form des gewunschten Werkstucks gebracht Dies erfolgt dabei entweder durch Verpressen der Pulvermassen Herstellung technischer Produkte oder durch Formung und anschliessendes Trocknen beispielsweise bei der Herstellung von Steinzeug oder Tongut Hierbei muss wenigstens ein minimaler Zusammenhalt der Pulverpartikel gegeben sein Ist dieser Zusammenhalt nicht gegeben muss ein Bindemittel verwendet werden wie z B beim kalten Giessen Dieser sogenannte Grunling oder Grunkorper wird im Anschluss durch Warmebehandlung unterhalb der Schmelztemperatur verdichtet und ausgehartet 2 Geschichte BearbeitenDas Sintern wird seit Erfindung der Keramik verwendet und das Verfahren wurde seither empirisch verfeinert Das Brennen von Porzellan zahlt hierbei zu den altesten Anwendungen Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurden die ursprunglich kupfernen Geschossfuhrungsringe in Deutschland wegen des Kupfermangels durch Sintereisen SiFe ersetzt Das war der erste Einsatz von Sintermetall in grossem Stil Eine systematische Erforschung des Sintervorgangs setzte jedoch erst in den 1950er Jahren mit der Entwicklung der Pulvermetallurgie ein als man begann Metallbauteile aus Pulverformkorpern herzustellen Die dem Sintern zugrundeliegenden Phanomene konnten wegen der einfacheren chemischen Gegebenheiten bei Metallen leichter erforscht werden Anschliessend wurden die gewonnenen Erkenntnisse auch auf den Umgang mit Hochleistungskeramiken ubertragen Im Bereich der Silikatkeramik wird seither besonders die Kinetik des Sinterns untersucht 4 Vor und Nachteile BearbeitenDer grosste Vorteil des Sinterns ist das Zusammenbringen von Ausgangsstoffen welche sich auf andere Weise nur sehr schwer oder gar nicht zu einem neuen Werkstoff verbinden lassen Gesinterte Stoffe bestehen zumeist chemisch gesehen immer noch teilweise aus mikroskopischen Partikeln der Ausgangsstoffe Sie sind also nicht so homogen wie z B Metalllegierungen Aus diesem Grund konnen sie auch eine Porositat aufweisen welche den Werkstoff fur Flussigkeiten und Gase durchgangig machen kann Von gewissen Ausnahmen z B bei der Herstellung von Filtern und Katalysatorbauteilen sowie Gleitlagern abgesehen ist diese Durchlassigkeit allgemein unerwunscht Daher kommt es bei der Herstellung von Bauteilen zu teilweise erheblichem Ausschuss dessen Anteil dann durch Nachbehandlung wie z B Impragnieren verringert werden muss Ein weiterer Aspekt ist in diesem Zusammenhang ein teilweise erheblicher Volumenschwund Er betragt bei gewohnlichen Grunkorpern meist 15 20 in jeder Raumrichtung Wird der Grunling einfach nur grosser dimensioniert leidet bei ungleichmassiger Schrumpfung schnell die Masshaltigkeit Beim Reaktionssintern kann eine Volumenanderung oft weitgehend verhindert werden 5 Sintervorgang BearbeitenDer Sintervorgang lauft in drei Stadien ab wahrend derer sich die Porositat und das Volumen des Grunlings deutlich verringert Im ersten Stadium erfolgt lediglich eine Verdichtung des Grunlings wohingegen sich im zweiten Stadium die offene Porositat deutlich verringert Die Festigkeit der Sinterkorper beruht auf den im dritten Stadium gebildeten Sinterhalsen die durch Oberflachendiffusion zwischen den Pulverpartikeln entstehen 6 In manchen Fallen erfolgt nach dem letzten Vorgang noch ein Kalibrieren des Werkstuckes meistens dann wenn eine sehr hohe Massgenauigkeit erforderlich ist die durch den nicht exakt berechenbaren Volumenverlust nicht durch reines Sintern erreichbar ist Dabei wird das quasi fertige Werkstuck noch einmal unter hohem Druck in eine Form gepresst Auf diese Weise ist eine hohe Masshaltigkeit oder zum Beispiel die Einhaltung der technischen Toleranzen Form und Lagetoleranz moglich Man wendet das Sintern heute im Bereich der Minerale Keramik technischen Keramik und Metalle Pulvermetallurgie an Es wird auch im Bereich der Nanotechnologie verwendet bei der durch das Einsintern einer Metallschicht Silizidierung mit z B Wolfram Titan oder Tantal sich der Schichtwiderstand von Polysilizium deutlich senken lasst MOS Feldeffektbauelemente Im Bereich der additiven Fertigung verwendet man auch bahngesteuerte Laser die das Verschmelzen lokal herbeifuhren und nennt dies Lasersintern Wichtige Sinterprodukte BearbeitenWeichmagnetische Ferrite fur Transformatoren und Drosseln in leistungselektronischen Geraten z B Schaltnetzteilen sowie Filter Ubertrager und Antennen vom Tonfrequenz bis in den MHz Bereich Bauteile wie Schneidkeramik Elektroporzellan oder keramische Magnete Metallische Form und Fertigteile in grossen Serien vor allem in der Automobilindustrie z B Lager und Lagerschalen Gleitlager Bauteile fur Motoren und Getriebe Siebe Filter Dauermagnete Reib und Bremsbelage aber auch Werkzeug Teile oder Wendeschneidplatten aus Hartmetallen die Zahntechnik verwendet Sintern zur Herstellung von Keramikzahnen und Verblendungen Die Entwicklung und Optimierung neuer Metallpulver erweitert standig die Bereiche der Anwendungsmoglichkeiten fur Sinterformteile Automobilbau Haushalts Heimwerker und Buromaschinen Die Herstellung von Hohlkugelstrukturen erfolgt zum Beispiel durch Sintern von mit Metallpulver beschichteten Styroporkugelchen Sintern in der Eisen und Stahlmetallurgie Bearbeiten nbsp Gesintertes EisenerzZiel des Sinterns in der Eisenmetallurgie ist es nicht sofort einsatzfahige Feinerze und Konzentrate zu agglomerieren und damit dem Hochofenprozess zuzufuhren Geschichtlich war die Grunduberlegung dazu die durch das Sieben der Stuckerze anfallenden Feinanteile Feinerz der Verarbeitung zuzufuhren Ziel ist einen moglichst selbstgehenden Moller zu erzeugen Der bekannteste Sinterprozess fur Roherze ist das Dwight Lloyd Verfahren Zum Sintern wird dafur ein Mischgut erzeugt das aus Feinerzen Kreislaufstoffen Brennstoff Koksgrus Kalksandstein und Sintereigenabsiebung besteht Dieses Mischgut wird mit Wasser vermischt und auf ein Endlosrostband geschichtet Der in der Mischung enthaltene Koks wird dann durch Erdgas Gichtgasflammen gezundet Das unter dem Rostband befindliche Saugzuggeblase zieht nun die Brennfront durch die Mischung sodass der Sinterkuchen am Abwurf des Bandes vollstandig durchgebrannt ist Durch die im Prozess entstehende Warme schmelzen die Feinerze oberflachlich auf sodass ihre Korner eine feste Verbindung eingehen Nach dem Brechen des Sinterkuchens wird er gekuhlt und klassifiziert Sogenannter Rostbelag und Sinterruckgut verbleiben in der Sinteranlage der Fertigsinter wird dem Hochofen zugefuhrt Vorteile des Sinterns sind neben der Feinerz und Kreislaufstoffverhuttung die Beseitigung des Gluhverlustes und das Vorreduzieren der Erze Sintern in der Keramik BearbeitenKeramik ist einer der altesten Werkstoffe und wird vielseitig eingesetzt Bereits im Altertum spielten Ton und spater Porzellan eine wichtige Rolle im Alltag Heute sind neben den klassischen vor allem auch die sogenannten technischen Keramiken von grosser Bedeutung Es handelt sich hierbei um keramische Produkte die fur technische Anwendungen hergestellt werden Sie zeichnen sich durch besondere Eigenschaften wie etwa Verschleissfestigkeit Harte Druckfestigkeit Hochtemperaturbestandigkeit gute Warmeleitfahigkeit oder elektrische Isolation aus Manche Keramiken besitzen zudem Halbleitereigenschaften FeO ZnO SiC oder Supraleitfahigkeit YBa2Cu3O7 x Im Allgemeinen sind keramische Werkstoffe anorganisch nichtmetallisch und in der Regel polykristallin Sie sind uberwiegend hart und sprode aufgrund ihrer ionischen und kovalenten Bindungen Keramiken lassen sich den Gruppen Silikat Oxid und Nichtoxid Keramik zuordnen Zu den Silikatkeramiken gehoren beispielsweise technische Porzellane Steatit Cordierit und Mullit Keramiken Hauptbestandteile sind Ton und Kaolin sowie Feldspat und Speckstein als Silikattrager Oxidkeramiken enthalten zumeist uber 90 einphasige oder ein komponentige Metalloxide Die wichtigsten Vertreter sind Aluminiumoxid Al2O3 Magnesiumoxid MgO Zirkoniumoxid ZrO2 Aluminiumtitanat Al2TiO5 und Piezokeramiken Zur Gruppe der Nichtoxid Keramiken gehoren die Carbide Siliciumcarbide mit unterschiedlichen Herstellungsverfahren Borcarbid und Nitride Siliciumnitrid Aluminiumnitrid Siliciumaluminiumoxinitrid Ein hoher Anteil an kovalenten Bindungen verleiht diesen Werkstoffen auch bei hohen Temperaturen sehr gute mechanische Eigenschaften siehe Temperaturbestandigkeit Einzelne Keramikprodukte besitzen sehr vielfaltige Eigenschaften Demzufolge gibt es auch zahlreiche Herstellungsverfahren je nach Anforderungsprofil des Bauteils Art des Materials Preis und Stuckzahl Insgesamt lassen sich die Produktionsprozesse jedoch in zwei grosse Schritte zusammenfassen Formgebung und Verdichtung Formgebung Bearbeiten Bei der Formgebung ist man bestrebt eine homogene Packungsdichte das heisst eine gleichmassige Massenverteilung im gesamten Grunling zu erreichen Daruber hinaus wird die Wahl des Formgebungsverfahrens auch durch Faktoren wie Art des Materials Form des gewunschten Bauteils beabsichtigte Stuckzahl und Kosten beeinflusst Grundsatzlich stehen drei Arten der Formgebung zur Verfugung Pressen Giessen Plastische FormgebungPressen Bearbeiten Trockenpressen und Feuchtpressen Bearbeiten Hinsichtlich der Feuchtigkeit gibt es zwei Moglichkeiten fur die Formgebung durch Pressen Trockenpressen und Feuchtpressen Beim Trockenpressen betragt der Wassergehalt des Rohstoffes weniger als 7 Diese Methode eignet sich insbesondere zur Herstellung grosser Stuckzahlen Die Formwerkzeuge sind sehr kostspielig und lohnen sich zumeist nur bei grossen Serien Eine aufwandige Pulveraufbereitung und Beschrankungen bei der Bauteilgeometrie stellen neben moglichen Dichteunterschieden innere Inhomogenitaten Lunker weitere Nachteile dar Dem stehen allerdings auch Vorteile wie die gute Reproduzierbarkeit eine hohe Massgenauigkeit und ein automatischer Prozessablauf gegenuber Die Alternative zum Trockenpressen ist das Feuchtpressen mit einem Wassergehalt von uber 12 Diese Art der Formgebung ermoglicht komplizierte Geometrien und eine gleichmassigere Dichteverteilung Es ist jedoch eine Trocknung des Grunlings erforderlich Zudem besitzen Pressteile aus feuchtkrumeligem Granulat eine geringere Verdichtung und somit eine geringere Festigkeit als Trockenpressteile Uniaxiales Pressen Bearbeiten Zur Herstellung beispielsweise plattenformiger Korper wendet man haufig die Methode des uniaxialen Pressens an Der Pressdruck wird dabei nur in eine Richtung auf den Korper ausgeubt Die Rieselfahigkeit des Pulvers Kornform Kornverteilungsfunktion ist von grosser Bedeutung da von ihr die Verdichtungseigenschaften abhangen Presshilfsmittel wie Ole und Wachse verbessern die Gleitfahigkeit und Verdichtbarkeit Das Schwindungsverhalten beim Trocknen und Brennen wird hauptsachlich durch die Homogenitat der Verdichtung beeinflusst Unterschiedliche Verdichtungen uber den Probenquerschnitt entstehen oft aufgrund der Reibung der Masse am Formwerkzeug Deshalb benotigt man bei steigendem Verhaltnis L D Scherbendicke L Probendurchmesser D Gegendruck oder den fliegenden Mantel wobei sich die Wande mitbewegen Ein weiteres Problem entsteht bei zu hohem Pressdruck Beim Herauslosen des Presslings konnen lokale Zugspannungen auftreten die nach ihrer Relaxation haufig zu kraterformigen Rissen im Grunling fuhren Dennoch hat sich das uniaxiale Pressen zu einem Grossserien tauglichen Verfahren entwickelt Isostatisches Pressen Bearbeiten Beim isostatischen Pressen ist der Pressdruck in alle Richtungen gleich gross Diese Methode eignet sich gut fur kleine Teile mit hoher Isotropie und gleichmassiger Verdichtung und ist zudem gunstig fur anspruchsvolle Prototypen und Fertigung in Kleinserien Giessen Bearbeiten Neben dem Pressen wird auch das Giessen als Formgebungsverfahren angewendet Dazu benotigt man giessfahige Schlicker mit organischen Zusatzen die einen Wasser beziehungsweise Losungsmittelgehalt von uber 30 aufweisen Per Hohlguss werden Hohlkorper mit gleichmassiger Wandstarke erzeugt Fur massive Bauteile ist der Kernguss beispielsweise in Gipsformen geeignet Fur spezielle Anwendungen werden zudem die Verfahren Druckguss Spritzguss siehe auch Pulverspritzgiessen und Folienguss verwendet mit denen man Werkstucke besonderer Geometrie herstellen kann und ggf mit spezifischen Eigenschaften Plastische Formgebung Bearbeiten Fur Bauteile die eine sehr komplexe Geometrie erhalten sollen ist das plastische Formgebungsverfahren haufig sinnvoll Dazu gehort beispielsweise die Extrusion oder das Pulverspritzgiessen Eine beheizte Schnecke presst dabei Rohmaterial in das formgebende Endstuck oder Negativwerkzeug hinein Das Grundmaterial das fur dieses Verfahren verwendet wird unterscheidet sich jedoch sehr stark von normalem Sinterpulver Lasersintern Bearbeiten Beim Lasersintern erhitzt ein Laserstrahl punktweise das Rohmaterial das in Schichten aufgetragen wird Dadurch ist eine sehr freie Formgebung moglich aber die Produktion ist zeitaufwandig Verdichtung Bearbeiten Ist Formgebung und Trocknung abgeschlossen folgt die Hochtemperaturbehandlung der Grunlinge Bei Silikatkeramiken betragen die Temperaturen 800 C bis 1400 C bei technischen Keramiken bis zu 2500 C Wahrend dieses Vorgangs der als Sintern bezeichnet wird kommt je nach Porositat des Festkorpers 30 bis 60 Vol eine lineare Schwindung um 10 bis 25 zustande Zudem gibt es auch schwindungsfreie Sintermechanismen z B Oberflachendiffusion Dabei nehmen Dichte ausser bei schwindungsfreiem Sintern und Festigkeit zu Man beachte dass die Sinterfahigkeit mit abnehmendem Partikelradius zunimmt Abhangig vom Schmelzphasenanteil im Werkstoff unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten des Sinterns Festphasensintern Bearbeiten Festphasensintern findet bei Temperaturen statt die unterhalb des Schmelzpunktes der am niedrigsten schmelzenden Komponente liegen Dabei sind evtl vorhandene Eutektika zu berucksichtigen die die Liquidustemperatur stark herabsetzen auch diese Temperaturen durfen bei entsprechender Zusammensetzung nicht uberschritten werden Alle Komponenten mussen im festen Zustand vorliegen 7 Flussigphasensintern und Reaktionssintern Bearbeiten Beim Flussigphasensintern sind neben hoherschmelzenden auch niedrigschmelzende Komponenten beteiligt so dass es bei Erhitzung zur Schmelze eines Teils der Ausgangsstoffe kommt Eine andere Moglichkeit bietet das Sintern durch viskoses Fliessen wobei in diesem Fall ein hoher Schmelzanteil vorliegt Anders als metallische Schmelzen weisen silicatische Schmelzen wie sie bei Keramiken vorliegen in der Regel eine hohe Viskositat auf 8 Beim Reaktionssintern wird der Sintervorgang absichtlich von einer chemischen Reaktion uberlagert Es entsteht eine weitere neue Phase 9 Sinterstadien Bearbeiten Im Wesentlichen teilt man den Sintervorgang in drei Sinterstadien ein Anfangsbereich Es kommt hierbei zu einer Teilchenumordnung wobei erste Kontakte gebildet werden Es entstehen Halse Diese erniedrigen die Gesamtenergie durch den Abbau von Oberflache Die Dichteanderung in diesem Anfangsstadium betragt etwa 10 was einer Langenschrumpfung ohne zusatzlicher Reaktion von 3 1 entspricht Der Stofftransport erfolgt anhand von Gasdiffusion Oberflachendiffusion Korngrenzendiffusion und Volumendiffusion Es ist anzumerken dass die Oberflachendiffusion wesentlich schneller ist als die Korngrenzendiffusion oder Volumendiffusion Zwischenbereich Es folgt Halswachstum und eine allmahliche Bildung von Korngrenzen Kennzeichnend ist die Entstehung eines Porenkanalsystems durch das die Gase entweichen konnen Damit wird verhindert dass das Werkstuck platzt und es konnen zudem leichter beziehungsweise schneller Atome von aussen nach innen diffundieren Die Dichteanderung macht in diesem Bereich ihren grossten Sprung 30 wahrend die Schrumpfung um etwa 10 voranschreitet Der Stofftransport erfolgt nur noch durch Korngrenzen und Volumendiffusion Endbereich Im Endbereich kommt es zu weiterem Kornwachstum wobei grosse Korner teilweise kleine Korner verschlucken Riesenkorn Wachstum das in der Regel nicht erwunscht ist Poren werden reduziert beziehungsweise eliminiert Der Korper schrumpft dabei um weniger als 3 und die Dichte nimmt um weitere 5 zu Gefuge von Sinterzeug Bearbeiten Die technisch industrielle Bezeichnung fur keramische Werkstoffe ist Sinterzeug Deren fur technische Anwendungen wichtige Basiseigenschaften wie Festigkeit Bruchzahigkeit Verschleiss und Thermoschockfestigkeit sowie Korrosionsbestandigkeit lassen sich auf das Gefuge d h auf den mikrostrukturellen Aufbau des Werkstoffes zuruckfuhren Folgende Faktoren bestimmen das Gefuge Korngrosse Kornform und verteilung Kornorientierung Phasengehalt Porositat Chemisch mineralogische Vorgange beim Sintern von Porzellan Bearbeiten Beim Erhitzen von Ton finden zahlreiche chemische Vorgange statt Aus der Tonsubstanz Al2O3 2 SiO2 2 H2O entsteht durch Abgabe von Wasser Metakaolin Al2O3 2 SiO2 2 H2O woraus sich der schuppenformige Primar Mullit Al2O3 2 SiO2 bildet Ab einer Temperatur von 950 C kommt es zum Aufschmelzen des Feldspates K2O Al2O3 6 SiO2 Na2O Al2O3 6 SiO2 beziehungsweise CaO Al2O3 2 SiO2 Die Alkalioxide die als Flussmittel dienen konnen somit in die Masse gelangen Dadurch bildet sich eine hochviskose Schmelze und der vorhandene Quarz lost sich darin was eine Zunahme der Zahigkeit zur Folge hat Dies bewirkt dass der Scherben auch bei Temperaturerhohung stabil bleibt und nicht in sich zusammensinkt Die Schmelze hat zudem den Vorteil dass sie zum Teil die Poren schliessen kann Beim Abkuhlen dieser Schmelze entsteht eine Glasphase in der sich teilweise Mullit und Cristobalit als Hauptphasen auskristallisieren Andere Werkstoffe BearbeitenIm Bereich der Kunststoffe gibt es auch einige Anwendungen die sich aber nicht immer durchsetzen Die Produktwerbung erzeugt Erwartungen die sich in der Praxis als unzutreffend erweisen konnen So wurden um 1970 bei Einfuhrung der Massenproduktion gesinterte trub durchscheinende Skibelage aus farblosem Polyethylen entwickelt fur die kein Skiwachs mehr erforderlich sein sollte Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt dass Skiwachs je nach den Umgebungsbedingungen eine Anpassung erlaubt die durch den Skibelag allein nicht gegeben ist 10 Polytetrafluorethylen wurde unter der Bezeichnung Teflon fur die Beschichtung von Bratpfannen gepriesen 11 Es wird jedoch durch ein Erhitzen ab etwa 260 C zersetzt wobei giftige Dampfe entstehen 12 Dieser Effekt sorgte fur Verunsicherung bei den Verbrauchern 13 Inzwischen konnen bei der Produktion durch Zusatze Compoundierung bei Sintern die Eigenschaften des Materials verandert werden 14 Verfahren zur Qualitatssicherung BearbeitenDie Thermogravimetrische Analyse TGA ist ein Verfahren bei der gemessen wird wie sich die Masse einer Probe in Abhangigkeit von der Temperatur andert Dabei wird die Probe in einen Ofen mit eingebauter Waage hineingelegt Gemessen wird mit konstanter oder alternierender Temperatur entsprechend wird von einer statischen oder dynamischen Analyse gesprochen Weiters kann die Messung unter einer definierten Atmosphare stattfinden um Reaktionsverlaufe beispielsweise die Oxidation eines Materials bestimmen zu konnen Ein weiteres Analyseverfahren ist die Dilatometrie Hierbei bestimmt man die Langenanderung einer Probe in Abhangigkeit von der Temperatur Auch die Differentialthermoanalyse sei erwahnt bei der man energetische Anderungen in Abhangigkeit von der Temperatur misst Literatur BearbeitenJa E Geguzin Physik des Sinterns Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1973 H E Exner Grundlagen von Sintervorgangen Borntrager Berlin Stuttgart 1978 H J Oel G Tormandel Das Sintern in der Keramik Institut fur Werkstoffwissenschaften III Erlangen 1978 Randall M German Sintering Theory and Practice John Wiley amp Sons Hoboken 1996 ISBN 0 471 05786 X Suk Joong L Kang Sintering Elsevier Oxford 2005 ISBN 0 7506 6385 5 Werner Schatt Sintervorgange Grundlagen VDI Verlag Dusseldorf 1992 ISBN 3 18 401218 2 Werner Schatt Klaus Peter Wieters Bernd Kieback Pulvermetallurgie Technologien und Werkstoffe In VDI Buch Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2007 ISBN 978 3 540 23652 8 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hermann Salmang Horst Scholze Rainer Telle Hrsg Keramik 7 Auflage Springer Heidelberg 2007 ISBN 978 3 540 63273 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sintern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zur Etymologie von sintern vgl Wiktionary Eintrag zu Sinter Abschnitt Herkunft Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Salmang Horst Scholze Rainer Telle Hrsg Keramik 7 Auflage Heidelberg 2007 S 313 314 a b c Hermann Salmang Horst Scholze Rainer Telle Hrsg Keramik 7 Auflage Heidelberg 2007 S 313 Hans Barthelmes Handbuch Industrial Engineering Vom Markt zum Produkt Verlag Carl Hanser Verlag GmbH Co KG 2013 ISBN 978 3 446 42926 0 1 S 316 Hermann Salmang Horst Scholze Rainer Telle Hrsg Keramik 7 Auflage Heidelberg 2007 S 314 Autor Jurgen Hausselt Volker D Hennige und Hans Joachim Ritzhaupt Kleissl Titel Sintern ohne Schrumpfen Sammelwerk Spektrum der Wissenschaft Nummer 4 Datum 1999 Seiten 95 Online https www spektrum de magazin sintern ohne schrumpfen 825353 Hermann Salmang Horst Scholze Rainer Telle Hrsg Keramik 7 Auflage Heidelberg 2007 S 315 Hermann Salmang Horst Scholze Rainer Telle Hrsg Keramik 7 Auflage Heidelberg 2007 S 317 348 Hermann Salmang Horst Scholze Rainer Telle Hrsg Keramik 7 Auflage Heidelberg 2007 S 351 373 Hermann Salmang Horst Scholze Rainer Telle Hrsg Keramik 7 Auflage Heidelberg 2007 S 376 Skiwachse fur anspruchsvolle Fahrer auf carvingski info Espacenet Recherche Method for coating containers and other articles and coated articles produced thereby FR1137972 Teflon Wie giftig ist nun die beliebte Bratpfannen Beschichtung In gesundheitlicheaufklaerung de 7 Marz 2011 Teflonpfannen setzen Chemikalien frei In Spiegel online 19 Juli 2001 PTFE Compounds Memento des Originals vom 31 Dezember 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hoefert de PDF 531 kB auf hoefert de abgerufen am 19 Marz 2017 Siehe auch BearbeitenImpragnieren von Sinterwerkstoffen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sintern amp oldid 234734583