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Dieser Artikel behandelt Korper mit magnetischen Eigenschaften Zu weiteren Bedeutungen siehe Magnet Begriffsklarung Ein Magnet von mittelhochdeutsch magnete Magnet Magneteisenstein 1 ist ein Korper der ein magnetisches Feld in seiner Umgebung erzeugt In diesem Feld werden bestimmte andere Korper magnetisch angezogen oder abgestossen Magnetische Anziehung oder Abstossung ist ein grundlegendes Naturphanomen der Magnetismus Magnetfeldlinien um einen Stabmagneten physikalisch berechnet Eisenspane auf Papier die sich entsprechend dem Feld eines darunter befindlichen Stabmagneten ausgerichtet habenInhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Geschichte 3 Dauermagnet 4 Elektromagnet 4 1 Magnetische Flussdichte 4 2 Supraleitung 5 Anwendungen 5 1 Ablenkmagnet 5 2 Wirkung auf magnetische Datentrager 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundlagen Bearbeiten Hauptartikel Magnetismus Die Richtung und Starke magnetischer Krafte kann man durch Feldlinien anschaulich darstellen Ein Magnet besitzt ein Magnetfeld das durch seine Oberflache hindurch auch in sein Inneres reicht Die Oberflachenbereiche die vom uberwiegenden Teil des Magnetfeldes durchsetzt werden heissen die Pole des Magneten nach gangiger Konvention treten die Feldlinien am Sudpol meist grun dargestellt in den Magneten ein und am Nordpol meist rot dargestellt aus Die Magnetfeldrichtung ist durch die Kraftwirkung auf einen Probemagneten definiert Magnetische Monopole also einzelne Nord oder Sudpole ohne ihren Widerpart sind spekulativer Natur und konnten bisher nicht experimentell nachgewiesen werden Zwar haben Experimente 2 3 monopolahnliche Strukturen in bestimmten Festkorpern nachgewiesen diese treten aber nur paarweise auf und konnen zwar als Quellen der Magnetisierung aber nicht des Magnetfelds selbst angesehen werden siehe Magnetischer Monopol Auch viele Gesteine haben magnetische Eigenschaften Das Erdmagnetfeld nach dem sich Kompassnadeln ausrichten entsteht nur zu einem geringen Teil durch solche magnetisierten Gesteine in der Erdkruste und zum grossen Teil durch tiefer liegende Stromungen von elektrisch leitender Materie also konkreten makroskopischen Stromen Man unterscheidet folgende Arten des Magnetismus Diamagnetismus Paramagnetismus Ferromagnetismus Antiferromagnetismus Ferrimagnetismus nbsp Magnetmineral in russischer Messingfassung 18 Jahrhundert Focke Museum BremenGeschichte BearbeitenBevor der Zusammenhang von Magnetismus und Elektrizitat bekannt wurde waren magnetische Phanomene und Nutzungen nur unter Zuhilfenahme naturlicher Magneteisensteine zu beobachten und zu verwenden Die praktische Anwendung galt vor allem dem Kompass Dessen Prinzip war schon im vorchristlichen China und in der griechischen Antike bekannt Nach dem romischen Dichter Lukrez De rerum natura wurden die Magneteisensteine nach der Landschaft Magnesia in Griechenland benannt wo diese Steine schon sehr fruh gefunden wurden 4 Eine weitere Anwendung war die Entfernung von in den Korper eingedrungenen Eisenspitzen aus einer Wunde Solche Magnetoperationen sind bereits in der altindischen Medizin nachweisbar und wurden spater auch von Wilhelm Fabry beschrieben 5 Bei Augustinus wird das Bild vom Magneten lateinisch lapis magnetis 6 noch allegorisch verwendet 7 Der mittelalterliche englische Theologe und Naturforscher Alexander Neckam veroffentlichte gegen 1200 die fruhesten europaischen Aufzeichnungen uber die Magnetisierung von Kompassnadeln und Petrus Peregrinus de Maricourt beschrieb 1269 erstmals die Polaritat von Magneten Grundlegendes zum Magnetismus z B die Kenntnis von der Magneteigenschaft der Erdkugel trug William Gilbert bei indem er systematisch und experimentierend vorging 8 nach seinem Vorschlag konzentrierte man die Kraftlinien an den Polen der Magnetsteine mit kleinen Eisenkappen Servington Savery magnetisierte 1730 wie zuvor ihm schon William Gilbert Eisenstabe durch Bestreichen mit naturlichen Magneten 9 Die ungebrochene Faszination des auch im 18 Jahrhundert in seinen Ursachen noch unklaren Magnetismus spiegelt der lange Artikel Magnet in der Oekonomischen Encyclopadie von Johann Georg Krunitz 10 1820 entdeckte Hans Christian Orsted die Zusammenhange zwischen elektrischem Strom und Magnetismus Erst dies war die Voraussetzung fur die Entwicklung der Elektrotechnik Dauermagnet Bearbeiten Hauptartikel Dauermagnet nbsp Handmagnet zum Abtrennen magnetischer SchwermineraleDauermagneten auch Permanentmagneten genannt behalten nach einer Magnetisierung diese uber lange Zeit bei Zur Herstellung dienen heute metallische Legierungen aus Eisen Nickel und Aluminium mit Zusatzen aus Cobalt Mangan und Kupfer oder auch keramische Werkstoffe Barium bzw Strontiumhexaferrit Besonders starke Magneten werden im Sinterverfahren aus seltenen Erden hergestellt wie zum Beispiel Samarium Cobalt oder Neodym Eisen Bor Verwendung finden Dauermagneten in Kompassen als Magnetnadel in Elektromotoren in elektrischen Messinstrumenten zum Beispiel Drehspulinstrumenten in Lautsprechern Kopfhorern Mikrofonen und Gitarrentonabnehmern sowie in vielen anderen modernen Geraten wie Druckkopfen von Nadeldruckern Festplattenlaufwerken Aktoren und Sensoren und Metall Abscheidern Die einfachste Anwendung als Haltemagnet auf Eisen halt Mobelturen Handtaschen den Deckel einer extravaganten Kartonverpackung geschlossen Dekoration oder Infotafeln an Blechstreben einer abgehangten Zwischendecke Notizen auf einer Magnettafel eigentlich mittels Magnetknopf auf Blech ein mit Stahlblech versehenes Smartphone auf einer Magnethalterung eine Warn oder Arbeitsleuchte auf Autoblech Pseudopiercings etwa an der Wange Mit Hilfe eines von einem anderen magnetischen Korper oder durch elektrischen Strom erzeugten Magnetfeldes konnen ferromagnetische Stoffe vorubergehend sogenannter induzierter Magnetismus oder dauerhaft durch Ausrichtung der Weiss Bezirke selbst zu Magneten werden Auf diese Weise werden ubliche Dauermagneten hergestellt Elektromagnet Bearbeiten Hauptartikel Elektromagnet Elektromagneten bestehen im Allgemeinen aus einer oder zwei stromdurchflossenen Spulen meistens mit einem Kern aus einem weichmagnetischen Werkstoff im einfachsten Fall aus Weicheisen Diese Anordnung fuhrt zu einem starken Magnetfeld siehe hierzu Elektromagnetismus Man verwendet Elektromagneten fur zahlreiche kleine und grosse technische Einrichtungen z B fremderregte Elektromotoren und Generatoren Relais Schutze Zug Hub und Stossmagneten elektrischer Turoffner Wechselstrom Elektromagneten finden sich in Membranpumpen z B zur Aquarium Beluftung und Schwingforderern Als Sonderfall weisen Ablenkspulen beispielsweise in einer Kathodenstrahlrohre keinen Kern auf und wirken so als Luftspule ebenfalls als Elektromagnet Mit Elektro Magnetfiltern konnen ferromagnetische Feststoffe aus Flussigkeiten abgetrennt werden Diese Feststoffe bestehen uberwiegend aus Eisenoxiden Diese werden beispielsweise aus den Umlaufkondensaten von Kraftwerken und den Umlaufwassern von Fernheiznetzen abfiltriert Magnetische Flussdichte Bearbeiten Ab einer magnetischen Flussdichte von etwa 2 T Sattigungsfeldstarke sind die ublichen ferromagnetischen Werkstoffe fur den Kern eines Elektromagneten in der Sattigung und konnen nicht mehr zur Verstarkung des Feldes beitragen Ohne die Unterstutzung durch den Kern konnen z B wie in einer Luftspule auch bedeutend grossere Flussdichten erreicht werden allerdings mit viel hoherem Energieaufwand Supraleitung Bearbeiten Bei Verwendung von supraleitenden Werkstoffen zur Wicklung eines Elektromagneten ist es moglich magnetische Flussdichten bis ca 20 Tesla im Dauerbetrieb zu erreichen Da die Sprungtemperatur der Supraleitung bei solchen Magnetfeldern und Stromdichten stark absinkt mussen die Spulen dazu in mit flussigem Helium gefullten Kryostaten durch Siedekuhlung bei Unterdruck auf deutlich unter 4 K gekuhlt werden Solche Magneten sind z B fur Kernspinresonanzspektroskopie NMR Kernspintomografen oder kontinuierlich arbeitende Kernfusionsreaktoren erforderlich Im Jahr 2009 besass der starkste kommerziell erhaltliche NMR Magnet eine Flussdichte von 23 5 T Bruker Anwendungen BearbeitenAblenkmagnet Bearbeiten nbsp Ablenkspule einer Kathodenstrahlrohre nbsp Ablenkmagnet in einem Synchrotron TeilchenbeschleunigerEin Ablenkmagnet ist ein Magnet fast immer Elektromagnet der in einem technischen Gerat eingesetzt wird um einen Strahl aus geladenen Teilchen z B Elektronen in eine andere Richtung abzulenken In diesem Fall wird auch eine kernlose Spule als Magnet bezeichnet Ablenkmagneten nutzen die Lorentzkraft die bewegte elektrische Ladungen in einem magnetischen Feld zu einer Richtungsanderung zwingt Ist das Feld homogen durchfliegen die Teilchen dabei einen Kreisbogen quer zur Magnetfeldrichtung Das Magnetfeld kann permanent oder induktiv erzeugt werden Letztere Variante erlaubt schnelle Anderungen der Feldstarke Die Richtungsanderung dient meist der Fokussierung oder Lenkung eines Strahls Zur Ablenkung von Elektronen sind Ablenkmagneten Bestandteile von Kathodenstrahlrohren Oszilloskope Rohren Monitore Elektronenmikroskopen magnetische Linsen im TEM REM Elektronenstrahl SchweissanlagenAuch in Teilchenbeschleunigern und ihren Strahlfuhrungen werden geladene Teilchen mit Dipolmagneten auf bestimmte Bahnen gelenkt Umgekehrt erlaubt der Winkel der Richtungsanderung bei bekannter Ladung Ruckschlusse auf die Masse der abgelenkten Teilchen Dies ist die Grundlage der Massenspektrometrie Wirkung auf magnetische Datentrager Bearbeiten Kommt ein magnetisch aufzeichnender Datentrager Festplatte Magnetstreifen einer Kreditkarte Tonbandspulen o a in die Nahe eines starkeren Magneten kann das einwirkende Magnetfeld zu Datenverlusten durch Uberschreiben der magnetischen Informationen des Datentragers fuhren Ein bekanntes Beispiel dafur sind die Magnethalterungen von Klapptischen in Interregio Zugen der Deutschen Bahn AG die nicht an der Arretierposition Lehne sondern im Tisch angebracht also in der Tischauflageflache eingearbeitet waren Die Festplatten aufliegender Laptops wurden durch diese Magnethalterungen nicht nur geloscht sondern beschadigt die Datenverluste konnten nicht ruckgangig gemacht werden 11 12 Oft kommt es auch an Ladenkassen zur Zerstorung von EC Kreditkarten weil dort manche Waren Diebstahlsicherungen mittels eines starken Magneten entfernt werden Siehe auch BearbeitenSchaltbarer MagnetLiteratur BearbeitenKlaus D Linsmeier Achim Greis Elektromagnetische Aktoren Physikalische Grundlagen Bauarten Anwendungen In Die Bibliothek der Technik Band 197 Verlag Moderne Industrie ISBN 3 478 93224 6 Hans Fischer Werkstoffe in der Elektrotechnik 2 Auflage Carl Hanser Verlag Munchen Wien 1982 ISBN 3 446 13553 7 Horst Stocker Taschenbuch der Physik 4 Auflage Verlag Harry Deutsch Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 8171 1628 4 Das grosse Buch der Technik Verlag fur Wissen und Bildung Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH Gutersloh 1972 Gunter Springer Fachkunde Elektrotechnik 18 Auflage Verlag Europa Lehrmittel Wuppertal 1989 ISBN 3 8085 3018 9 Horst Kuchling Taschenbuch der Physik 4 Auflage Verlag Harry Deutsch Frankfurt am Main 1982 Johannes Cruger Schule der Physik als Anleitung zur Anstellung einfacher Versuche Buch von 1870 Google Books online Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Magnet Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Magneten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Grundlagen des Magnetismus Permanentmagneten Permanentmagnetmaterialien ElektromagnetismusEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Martin Die Ulmer Wundarznei Einleitung Text Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15 Jahrhunderts Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1991 Wurzburger medizinhistorische Forschungen Band 52 ISBN 3 88479 801 4 zugleich Medizinische Dissertation Wurzburg 1990 S 149 magnete dort auch magnetenstain D J P Morris et al Dirac Strings and Magnetic Monopoles in Spin Ice englisch Spiegel Online Forscher entdecken lang gesuchte Magnetismus Exoten 4 September 2009 Lukrez Uber die Natur der Dinge Buch 6 Magnetismus Carl Hans Sasse Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle Bucherei des Augenarztes Heft 18 Ferdinand Enke Stuttgart 1947 S 13 und 56 Vgl etwa Wouter S van den Berg Hrsg Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolai Ms 15624 15641 Kon Bibl te Brussel met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolai Hrsg von Sophie J van den Berg N V Boekhandel en Drukkerij E J Brill Leiden 1917 S 233 Augustinus De civitate Dei XXI Kap 4 Wirksamkeit der Magnetkraft durch ein Silberblech hindurch William Gilbert De magnete London 1600 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 26 Johann Georg Krunitz Oeconomische Encyclopadie Band 82 S 383 431 Magnetischer Kies Loschzug c t 8 1998 Stiftung Warentest Blackout bei Magnetverschluss test de 11 2000 abgerufen am 4 Februar 2013 Normdaten Sachbegriff GND 4131576 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magnet amp oldid 234627172