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Glaskeramik auch Vitrokeram 1 ist eine Werkstoff Gruppe die aus einer polykristallinen und einer glasigen Phase besteht Typisches GlaskeramikkochfeldGlaskeramik hat eine der Keramik ahnliche Struktur wird jedoch anders hergestellt Charakteristisch fur Glas ist dass dieses beim Abkuhlen erstarrt ohne zu kristallisieren Zur Herstellung von Glaskeramik wird die Bildung von Kristalliten in der Glasschmelze durch Zugabe von Keimbildnern gezielt gefordert Dadurch erfolgt eine gesteuerte teilweise Kristallisation Die Werkstucke werden wie Glas gegossen Anschliessend erfolgt eine Warmebehandlung Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung und Geschichte 2 Eigenschaften und Anwendungen 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksHerstellung und Geschichte BearbeitenEine Glaskeramik entsteht aus einer Glasschmelze in der man Kristallwachstum gezielt fordert Dazu werden verschiedene Oxide oder Carbonate bei hoher Temperatur geschmolzen homogen vermischt Bei Abkuhlung entsteht ein Glas bei dem die Ausbildung von kristallinen Bereichen als storend und Verfahrensfehler eingestuft wurde Zur Weiterverarbeitung zur Glaskeramik werden durch Tempern in einem ersten Schritt kleinste Kristallite sogenannte Keime erzeugt Sie entstehen bei relativ niedrigen Temperaturen und sind nur wenige Nanometer millionstel Millimeter gross Diese gesteuerte Kristallisation gelang erstmals Stanley Donald Stookey in den 1950er Jahren bei den Corning Glaswerken in den USA indem er die Keimbildung durch Zugabe von Titanoxid zu den Rohstoffen forderte In einem zweiten Schritt lasst man bei meist etwas hoherer Temperatur die Kristallite wachsen so dass sie schliesslich 30 bis 95 Prozent der Werkstoffmasse ausmachen der Rest bleibt amorph Dieser Anteil sowie die Grosse und auch die Form der Kristallite lassen sich uber das Temperaturprofil einstellen Durch die chemische Zusammensetzung der Schmelze und in gewissem Masse durch die Temperbehandlung kann sogar die Kristallstruktur vorgegeben werden Somit ist der gesamte mikroskopische Aufbau des Werkstoffs anders als bei Sinterkeramiken unabhangig von Formgebung und Verdichtung steuerbar 2 3 1958 wurden aus dem Material die ersten Kochtopfe aus Glaskeramik hergestellt die ersten Kochfelder aus Glaskeramik bis heute vermarktet unter der Marke Ceran wurden 1972 von Schott auf den Markt gebracht 4 Der ebenfalls von Schott entwickelte Glaskeramikwerkstoff Zerodur der sich durch eine sehr niedrige Warmeausdehnung auszeichnet wurde Ende der 1960er Jahre als Spiegelgrundmaterial fur Grossteleskope entwickelt 1973 wurde dann der erste 3 5 m Spiegel aus dem Material gegossen 5 Eigenschaften und Anwendungen BearbeitenEs existieren viele unterschiedliche glaskeramische Systeme Einige der wichtigsten sind das MgO x Al2O3 x nSiO2 System MAS System das ZnO x Al2O3 x nSiO2 System ZAS System Glaskeramiken aus Lithium Disilikat und Glaskeramiken mit Phlogopit als Grundsystem Fur das mit Abstand bedeutendste System jedoch werden als Hauptbestandteile Lithiumoxid Aluminiumoxid und Siliciumdioxid verwendet Dieses fur die glaskeramische Industrie wichtigste System wird auch als LAS System bezeichnet und existiert in vielen Abwandlungen Als epitaktischer Keimbildner wird meist Zirconium IV oxid in Kombination mit Titan IV oxid zugesetzt Zu den in diesem System anzutreffenden Hauptkristallphasen einem Hochquarz Mischkristall HQMK und einem Keatit Mischkristall KMK haben Hummel 6 und Smoke 7 grundlegende Arbeiten geleistet Glaskeramiken des LAS Systems mit HQMK als Hauptkristallphase besitzen durch ihren geringen Warmeausdehnungskoeffizienten von etwa 0 1 10 6 1 K im Bereich 20 bis 700 C eine sehr gute Thermoschockbestandigkeit Liegt die chemische Zusammensetzung des reinen Li2O x Al2O3 x nSiO2 Systems bei n gt 3 5 wandelt sich der HQMK ab etwa 950 C in Keatit Mischkristall um Die Phasenumwandlung ist irreversibel und rekonstruktiv also mit dem Aufbruch von Bindungen gekoppelt Trotzdem sind sich die beiden Kristallphasen wie Li zeigen konnte in ihren Strukturen sehr ahnlich 8 Nach der Umwandlung steigt der Warmeausdehnungskoeffizient der Glaskeramik aufgrund des hoheren Warmeausdehnungskoeffizient des KMK auf etwa 1 10 6 1 K im Bereich 20 bis 700 C an Charakteristisch fur diese Glaskeramik die als Verbundwerkstoff aus Glas und Kristallen zu verstehen ist ist also ein sehr geringer oder sogar negativer Warmeausdehnungskoeffizient in unterschiedlichen Temperaturbereichen wodurch ein Bruch durch Temperaturschock vermieden wird Es lassen sich daher mit diesen Phasen Glaskeramiken mit hervorragenden Thermoschockeigenschaften bei ebenfalls sehr guter mechanischer Festigkeit realisieren Durch das Mengenverhaltnis der Glasphase zur Kristallphase kann der Warmeausdehnungskoeffizient einer Glaskeramik an verschiedenste Anforderungen angepasst werden Anwendungen ergeben sich in vielfaltiger Weise als Material fur Lasergyroskope oder als Schutzglaser mit hoher Temperaturwechselbestandigkeit sowie im Haushaltsbereich als Kochfeld und Kochgeschirr Spiegeltrager grosser Teleskope werden heute aus Glaskeramiken gefertigt ebenso Hochleistungsreflektoren fur digitale Projektoren In Laboratorien haben Glaskeramikplatten Asbestdrahtnetze als Unterlage beim Erhitzen abgelost Die grossten Hersteller von Glaskeramik Schott Nippon Electric Glass und Corning Eurokera haben sich hauptsachlich auf diese Anwendungen fokussiert Bekannt sind Produktnamen wie zum Beispiel Ceran und KeraBlack im Bereich Kochfelder und Zerodur Cer Vit Astro Sital l auch CO 115M 9 und Clearceram von dem Hersteller Ohara fur Teleskop Spiegeltrager sowie die der transparenten Glaskeramik Robax und Pyroceram fur Kaminsichtscheiben ebenso wie Firelite und Neoceram Ein fruher Hersteller war Owens Illinois mit Cer Vit Zeitweise wurde auch unter den Bezeichnungen V01 und V02 ein derartiger Werkstoff durch die Firma Xinhu in China gefertigt 10 Siehe auch BearbeitenFortadur Faserverstarkung in Glaskeramik MACOR eine spanend bearbeitbare GlaskeramikEinzelnachweise Bearbeiten Armin Petzold Anorganisch nichtmetallische Werkstoffe Springer Verlag Wien 1981 Seite 130f Spektrum der Wissenschaft Neue Werkstoffklasse Glaskeramik Spektrum der Wissenschaft abgerufen am 23 August 2018 Wolfram Holand Glaskeramik vdf Hochschulverlag AG 2006 ISBN 978 3 8252 2813 2 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Fraunhofer IKTS Glaskeramik Wenn Wissenschaftler am Ceranfeld den Kochloffel schwingen Fraunhofer IKTS abgerufen am 23 August 2018 Helmut A Schaeffer Roland Langfeld Werkstoff Glas Alter Werkstoff mit grosser Zukunft Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 642 37231 5 S 74 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hummel F A Thermal expansion properties of some synthetic lithia minerals Journal of the American Ceramic Society 1951 Band 34 8 S 235 239 Smoke E J Ceramic compositions having negative linear thermal expansion Journal or the American Ceramic Society 1951 Band 34 S 87 90 Li C T Transformation mechanism between high quartz and keatite phases of LiAlSi2O6 composition Acta Crystallographica 1971 B27 S 1132 1140 doi 10 1107 S0567740871003649 http www lzos ru products steklokristallicheskie materialy s nizkim koeffitsientom tklr sitall opticheskiy so 115m https books google de books hl de amp lr amp id FDq7CgAAQBAJ amp oi fnd amp pg PA225 amp dq v02 glass ceramic mirror amp ots ve XMhmzi2 amp sig RzYLP ZQx97NjV52hE ScSfEzw0 v onepage amp q v02 20glass 20ceramic 20mirror amp f falseLiteratur BearbeitenP W McMillan The glass phase in glass ceramics Glass Technology 1974 Band 15 1 S 5 15 H Bach Hg Low thermal expansion glass ceramics Springer Verlag 1995 Weblinks BearbeitenKeramik mit Durchblick PDF Datei 228 kB Normdaten Sachbegriff GND 4128683 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glaskeramik amp oldid 237164231