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Dieser Artikel behandelt Werkstoffe im Sinne der Ingenieurwissenschaften Fur die in der Betriebswirtschaftslehre ublichen Begriffsverwendung siehe Werkstoff Produktion Werkstoffe im engeren Sinne nennt man Materialien im festen Aggregatzustand aus denen Bauteile und Konstruktionen hergestellt werden konnen 1 Derartige Materialien besitzen die besondere Eigenschaft formgeberischer Bildsamkeit in einem weitgefassten Sinne Erst durch diese konnen Bauteile eine im Konstruktionsprozess entwickelte Gestalt spater in der Fertigung tatsachlich annehmen Die Qualitat und die Eigenschaften der Fertigprodukte werden durch die Wahl geeigneter Werkstoffe und der Fertigungsverfahren Urformen Umformen Warmebehandlung etc entscheidend beeinflusst Zur Charakterisierung und Sicherstellung der Qualitat dient die Werkstoffprufung Gummibander Elastomere Werkstoffe mit farbigen AdditivenHolz als KonstruktionswerkstoffFachgebiete die sich mit der Erforschung und Entwicklung von Werkstoffen beschaftigen sind Werkstoffkunde sowie Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Inhaltsverzeichnis 1 Einteilung 2 Bezeichnung von Werkstoffen 3 Geschichte 4 Grossenskalen einer Werkstoffstruktur 4 1 Makrostruktur 4 2 Mikrostruktur 4 3 Nanostruktur 5 Eigenschaften 5 1 Fertigungstechnische Eigenschaften 5 2 Okologische Werkstoffeigenschaften 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEinteilung BearbeitenIn der heutigen Werkstoffkunde unterscheidet man verschiedene Werkstoffgruppen deren Einteilung nicht immer identisch aber ahnlich ist Sie werden beispielsweise 2 folgendermassen eingeteilt Eisenwerkstoffe vor allem Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt unter 2 und Gusseisen mit uber 2 Kohlenstoff Nichteisenmetalle und ihre Legierungen wie Aluminium Kupfer Messing Magnesium Titan etc Halbleiter wie Silicium Germanium oder organische Halbleiter Polymere in den Untergruppen Thermoplaste Duroplaste und Elastomere anorganische nichtmetallische Werkstoffe wie Keramik Glas Mineralische Naturstoffe wie Zeolithe Saponit etc organische Naturstoffe wie Holz Grafit etc Verbreitet sind auch einfachere Einteilungen in 3 4 5 metallische Werkstoffe nichtmetallische anorganische Werkstoffe Keramiken Polymere Kunststoffe Die Verbundwerkstoffe sind Kombinationen aus Werkstoffen mehrerer Werkstoffgruppen Die nichtmetallischen anorganischen Werkstoffe werden auch folgendermassen eingeteilt 6 Kristalle Keramiken Glaser anorganische Bindemittel z B Zement Eine weitere Einteilungsmoglichkeit unterscheidet Struktur bzw Konstruktionswerkstoffe z B Bauwerkstoffe Profilstangen Karosserieteile Funktionswerkstoffe z B Beschichtungen Katalysatoren elektronische Bauteile Werkzeugwerkstoffe z B Leicht oder prazise zu bearbeitende verschleissfeste Materialien Faden und Drahte Bezeichnung von Werkstoffen BearbeitenEin technischer Werkstoff wird eindeutig durch die Werkstoffnummer bezeichnet Neben der Werkstoffnummer gibt es viele kurzgefasste Bezeichnungen nach Norm fur einzelne Metallgruppen DIN EN 10027 fur Stahl DIN EN 1560 fur Gusseisen DIN EN 573 fur Aluminium und legierungen DIN EN 1412 und DIN EN 1173 fur Kupfer und legierungen 7 Fur Stahl gibt es Werkstoffkurznamen die sich uberwiegend nach der Einsatzbestimmung richtet Ausserdem ist es ublich Stahl nach seiner chemischen Zusammensetzung also seinen Legierungsbestandteilen zu klassifizieren Die UNS Nummer ist ein weiteres System das nur fur Metalle gultig ist und im Industriellen Umfeld eingesetzt wird Kunststoffe werden nach der Norm DIN EN ISO 1043 fur Basispolymere oder DIN EN 14598 fur verstarkte hartbare Formmassen bezeichnet Die Bezeichnung setzt sich aus Kennbuchstaben und einem mit Bindestrich angehangtem Zusatzzeichen fur besondere Eigenschaften der Polymere zusammen Fur Polyolefinformmassen gibt es weiterfuhrende ISO Standards Geschichte BearbeitenSiehe auch Metallurgie Geschichte Der Einsatz von Werkstoffen zieht sich bereits durch die gesamte Vorgeschichte der Menschheit Das Material fur einen Faustkeil Stein ist ein Werkstoff und ein Charakteristikum der Steinzeit Es gehort mit Holz zu den altesten Naturwerkstoffen die es gibt Um 10 000 v Chr wurde zum ersten Mal Keramik hergestellt Es ist der alteste kunstliche Werkstoff Im 8 Jahrtausend v Chr begann die technische Nutzung von Metallen Zunachst wurde mit gediegenen elementar vorkommenden Metallen wie Gold Silber und Kupfer gearbeitet Der Gebrauchswert dieser Werkstoffe war jedoch noch zu gering was zur Entdeckung und Herstellung der ersten Legierung namlich der Bronze fuhrte Die Herstellung von Bronze setzt bereits einen fortschrittlichen Bergbau zur Bereitstellung von Kupfer und Zinnerzen voraus Ausserdem waren Verhuttungstechniken notig Die immer bessere Beherrschung dieser Technologien fuhrte schliesslich dazu dass auch Eisen verhuttet werden konnte Nach dem Dreiperiodensystem werden die jeweiligen Perioden nach den fortschrittlichsten eingesetzten Werkstoffen bezeichnet siehe auch Archaometallurgie Parallel dazu wuchs mit der Entstehung von Siedlungen und Stadten der Bedarf nach Werkstoffen fur das Bauwesen Stein Holz Hieb und Stichwaffen Munzen Metalle und Haushaltsgegenstanden zum Beispiel Keramikgefasse Glaskunst Grossenskalen einer Werkstoffstruktur BearbeitenKein Werkstoff ist wie der andere weil auch der Aufbau von der Makrostruktur bis hin zur atomaren Struktur sehr unterschiedlich sein kann Die Werkstoffstruktur entscheidet jedoch uber weitere Eigenschaften und das Verhalten Die Grossenskala ist nach dem SI Prafix der Lange benannt jedoch nicht scharf abgegrenzt und uberlappt sich zum Teil Makrostruktur Bearbeiten Die makroskopische Erscheinungsform eines Werkstoffes kann sich sichtbar erstrecken von Bruchteilen von Millimetern bis zu einigen Metern Man denke etwa an Fertigungstexturen eines Werkstoffs Die Makrostruktur ist mit dem blossen Auge sichtbar Mikrostruktur Bearbeiten nbsp Mikrostruktur von laminar perlitischen Stahl im REMDie Mikrostruktur wird in der Werkstoffwissenschaft auch als Gefuge bezeichnet Sie kann in Mikroskopen betrachtet werden und schliesst Strukturgrossen von uber 100 Nanometern bis zu wenigen Millimetern ein Aufgrund der Mikrostruktur findet die Einteilung in die Werkstoffklassen Metall Keramik Polymer oder Komposit statt In dieser Grossenordnung findet ein Grossteil der Werkstoffentwicklung fur Metalle und Keramiken statt weil entscheidende Mechanismen fur die Plastizitat hier ablaufen Poren konnen der Anfang von Rissen sein konnen jedoch gewunscht sein um eine grosse Oberflache zu erzeugen Der Voraussage von Grosse und Verteilung von Phasen widmet sich die Thermodynamik und Kinetik Ein Zusammenhang zwischen der Korngrosse und der mechanischen Festigkeit in metallen ist die Hall Petch Beziehung Nanostruktur Bearbeiten nbsp TEM Aufnahme einer Siliziumdioxid SuspensionNanomaterialien zeichnen sich durch Strukturgrossen von 1 bis 100 Nanometer aus Nanopartikel sind Cluster von einigen Hundert bis Millionen Atomen oder Molekulen deren Verhalten besser durch die Quantenmechanik beschrieben werden kann als durch die klassische Mechanik Hier eroffnen sich viele interessante und neue Potenziale fur mechanische elektrische magnetische und optische Eigenschaften Insbesondere in kristallinen Phasen ist die Art Anzahl und Verhalten von Defekten entscheidend fur diese Eigenschaften Fremdatome im Kristall fuhren z B zu Mischkristallverfestigung oder dotieren Halbleiter Die Nanostruktur ist fur Katalysatoren und Lab on a Chip von Bedeutung weil extrem grosse oder auch hydrophobe Oberflachen hergestellt werden konnen In der Natur sind Nanostrukturen weit verbreitet zum Beispiel an Lotosblumen oder dem Glasflugelfalter Eigenschaften Bearbeiten Hauptartikel Stoffeigenschaft Werkstoffe sind in der Regel Stoffgemische in denen die Synthese und das Fertigungsverfahren eine weit grossere Vielfalt an Eigenschaften erlauben als es in Reinstoffen moglich ist Insbesondere durch Warmebehandlungen werden die Stoffe ge und entmischt um ihre Eigenschaften anzupassen Werkstoffe konnen anhand ihrer Synthese Formbarkeit und Fertigung aber auch unter okologischen Gesichtspunkten weiter charakterisiert werden Um einen Werkstoff bezuglich einer konkreten Anwendung zu charakterisieren werden Werkstoffkenngrossen durch Pruf und Messverfahren quantifiziert Siehe auch Werkstoffkenngrosse Fertigungstechnische Eigenschaften Bearbeiten Jeder Werkstoff ist eng verbunden mit seinem Fertigungsverfahren Metallische Werkstoffe werden grosstenteils geschmolzen um z B Legierungen zu bilden Die Giessbarkeit Urformbarkeit gibt an ob die Schmelze direkt in die endgultige Form gegossen werden kann und ob weitere oder andere Fertigungsprozesse erforderlich sind Haufig wird ein Gussteil subtraktiv weiter bearbeitet woruber die Zerspanbarkeit Trennbarkeit des Werkstoffes Auskunft gibt 7 8 Die additive Fertigung ist nicht fur jeden Werkstoff geeignet ermoglicht jedoch sehr komplexe Geometrien ohne Materialverlust Das Fugen von einzelnen Strukturelementen ist unter anderem abhangig von der Schweisseignung und der Neigung zum Kaltschweissen Insbesondere fur Polymere und Keramiken ist die Klebbarkeit und das Verbundsverhalten mit Klebstoffen von Bedeutung Die Warmebehandlung ist ein zentrales fertigungsorientiertes Verfahren Die Temperatur und Dauer der Behandlung sowie die Auswirkungen auf die Mikrostruktur in Metallen Keramiken und Kunststoffen unterscheiden sich sehr stark Sehr verbreitete Behandlungen Einstellen der Eigenschaften sind bei Metallen das Gluhen bei Keramiken das Sintern zum und bei Kunststoffen das Tempern Die Beschichtbarkeit eines Werkstoffes durch einen anderen ist entscheidend fur die Verbesserung von chemischen und mechanischen Eigenschaften des Verbundes Beispiele sind das Lackieren Galvanisieren Pulverbeschichten Feuerverzinken Okologische Werkstoffeigenschaften Bearbeiten Ein Werkstoff hat keine intrinsische okologische Eigenschaften Diese sind vielmehr von der Art der Gewinnung z B Bergbau Recycling und der Fertigung abhangig In der Fertigung liegt die Materialausnutzung bei Metallen beim Giessen Sintern und Fliesspressen meist uber 85 Das Zerspanen ist hingegen mit Materialverlust von bis zu 60 verbunden Der Energieverbrauch kann fur das Zerspanen in der Grossenordnung von 80 bis 100 MJ kg angenommen werden wohingegen zuvor genannte unter 50 MJ kg liegen Generell sind additive Fertigungsverfahren energie und ressourceneffizienter als subtraktive Verfahren Sintern ist im allgemeinen Vergleich das energieeffizienteste Fertigungsverfahren pro Produktmasse 7 Rohstoffverbrauch bei Herstellung und Verarbeitung Emissionen von z B CO2 bei der Herstellung und Verarbeitung Energieverbrauch bei Herstellung und Verarbeitung Umweltvertraglichkeit oder Toxizitat Recyclingfahigkeit Biologische AbbaubarkeitSiehe auch Bearbeiten nbsp Portal Werkstoffe Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Werkstoffe Nanowerkstoff Werkstoffgruppen metallischer WerkstoffeLiteratur BearbeitenManfred Merkel Karl Heinz Thomas Taschenbuch der Werkstoffe Fachbuchverlag 1994 ISBN 3 343 00845 1 Bundesministerium fur Bildung und Forschung Hrsg Werkstoffwelten Entdeckungen im Kosmos der Stoffe BMBF Referat Publ Internetred 2005 Broschure als PDF Memento vom 9 Februar 2018 im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Werkstoff Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikibooks Werkstoffkunde Metall Lern und Lehrmaterialien Online Materialinformationssystem werkstoffe de Deutsche Gesellschaft fur Materialkunde Werkstoffinnovationen fur Industrie und Gesellschaft WING Skript Physikalische Werkstoffeigenschaften TU Dresden Erzeugungsmengen verschiedener Werkstoffe weltweitEinzelnachweise Bearbeiten Horst Czichos Manfred Hennecke Hrsg HUTTE Das Ingenieurwissen 33 aktualisierte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 71851 2 S D1 Bernhard Ilschner Robert F Singer Werkstoffwissenschaften und Fertigungstechnik 6 Aufl Springer 2016 S 20 Horst Briehl Chemie der Werkstoffe 3 Auflage 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