www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Archaometallurgie ist eine Forschungsdisziplin der Archaometrie die sich mit der Metallurgie archaologischer Funde von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit befasst 1 Das Interesse lag ursprunglich vor allem auf der Rekonstruktion der Einfuhrung neuer metallischer Werkstoffe wie des Kupfers der Bronze und des Eisens als grobe Gliederung kultureller Entwicklungen Kupferzeit Bronzezeit Eisenzeit und der Entwicklung einschlagiger Herstellungs und Verarbeitungsverfahren Letzteres ist Teil der Technikgeschichte Erst spater trat dazu die Einsicht dass die Entwicklungen nicht nur beschreibenden Charakter haben sondern integraler Bestandteil allgemeiner Kulturgeschichte sind und in kulturelle Traditionen eingebettet sind und in ihren historischen und sozio okonomischen Zusammenhangen gesehen werden mussen Heute ist allgemein anerkannt dass Technik ein zentraler Teil von Kultur ist und beide sich gegenseitig beeinflussen entsprechend gibt es unterschiedliche theoretische Modelle und Analyseverfahren der Anthropologie die auch und gerade fur die Archaometallurgie relevant sind Die Hauptbetatigungsfelder der Archaometallurgie liegen in der Herkunftsanalyse von Objekten z B Blei Isotopenuntersuchung und Spurenelementanalyse und der Rekonstruktion von zunachst Guteraustausch spater Handel der prahistorischen Werkstoffkunde einschliesslich der Rekonstruktion von Herstellungsprozessen und der kulturellen Bedeutung der Metalle und der zugehorigen Prozesse in ihren Gesellschaften Die Rekonstruktion extraktiver Prozesse wie des Auffindens und Abbaus archaologisch relevanter Erze ihrer Verhuttung und der Verarbeitung der Metalle bilden die Montanarchaologie die sich als Feldwissenschaft einer Kombination von archaologischen und geologischen Methoden bedient Wichtige Aufschlusse geben Untersuchungen zur Typologie und Verbreitung von Metallobjekten ein Gebiet das sich stark an klassische Methoden der archaologischen Fundbearbeitung anlehnt Die instrumentelle Untersuchung von Produktionsabfallen und Fertigprodukten bildet einen weiteren Schwerpunkt oft mit stark ingenieurwissenschaftlichem Einschlag der nahtlos in die Restaurierungsforschung uberleitet Die Untersuchung von Munzen und Schmuck stellen weitere Spezialisierungen innerhalb der Archaometallurgie dar Inhaltsverzeichnis 1 Methoden 2 Geografisch zeitliche Entwicklungen 3 Fruhe Kupfergewinnung 4 Fruhe Eisengewinnung 5 Wissenschaftsgeschichte 5 1 Literatur 6 EinzelnachweiseMethoden BearbeitenArchaometallurgie ist ein klassisch interdisziplinares Forschungsgebiet das seine Methoden aus drei Hauptquellen bezieht Archaologie fur Gelandearbeit und Fundbearbeitung Mineralogie und Chemie fur die Untersuchung von Erzen Schlacken technischer Keramik und anderen Materialien und Metallurgie fur die Untersuchung von Metallobjekten und die Rekonstruktion extraktiver Hochtemperaturprozesse Innerhalb der Archaologie treten Metalle und metallurgische Reste zunachst genauso auf wie andere Materialien und konnen entsprechend bearbeitet werden Spezifische Methoden hingegen sind immer dann anzuwenden wenn normale Ausgrabungsorte verlassen werden und alte Bergbaue oder Schlackenhalden untersucht werden Die Vermessung von alten Grubenbauen stellt besondere Anforderungen nicht nur wegen der oft extremen physischen Bedingungen sondern auch wegen des dreidimensionalen Charakters der Grubenbaue und der beschrankten Sichtlinien die normale Vermessungsverfahren oft unmoglich machen Schlackenhalden sind vielfach in isolierten Regionen anzutreffen und erfordern die Bewaltigung extremer Fundmengen Sowohl alter Bergbau als auch Schlackenhalden konnen problematisch zu datieren sein wenn die normalen archaologischen Methoden der Datierung wie Stratigraphie oder Keramik Typologie nicht anwendbar sind Hier sind physikalische Datierungsverfahren unersetzlich Im Mittelpunkt der Laborverfahren stehen die metallographische Untersuchung aller Funde mit dem Lichtmikroskop oder Auflichtmikroskop siehe Metallografie die Bestimmung mechanischer Parameter wie Harte und Dehnbarkeit der Metalle im Mikro Massstab sowie Analyseverfahren zur chemischen Zusammensetzung wie z B das Rasterelektronenmikroskop REM Atomabsorptionsspektrometrie AAS oder Inductively Coupled Plasma Spectrometry ICP Optische und Elektronenmikroskopie letztere meist gekoppelt mit Energiedispersiver Rontgenspektroskopie EDX bzw EDS oder Wellenlangendispersiver Rontgenspektroskopie WDX bzw WDS zur chemischen Analyse im Mikro Bereich gehoren zu den am weitesten verbreiteten Verfahren bei der Untersuchung archaometallurgischer Proben Geografisch zeitliche Entwicklungen BearbeitenDie Erzeugung von Metallen wurde vermutlich an mehreren Orten unabhangig voneinander entwickelt Die altesten Spuren finden sich in Westasien Iran Turkei wo Metallverarbeitung uber 10 000 Jahre zuruckreicht Nur wenig junger sind die Anfange der Metallurgie auf dem Balkan und der Iberischen Halbinsel Sudamerika hat eine vollig eigenstandige Metallurgie die junger ist aber auch mehrere tausend Jahre zuruckreicht So gab es ab dem 1 Jahrhundert eine Parallelentwicklung in der Mochica Kultur die im Bereich der Pazifikkuste des nordlichen Peru siedelte Auf einem schmalen aber rund 600 km langen Streifen in der Kustenwuste betrieben die Mochica einen ertragreichen Bewasserungsfeldbau mit Guanodungung Die Keramik war hoch entwickelt ebenso die Metallverarbeitung Neben Gold und Silber verarbeiteten die Mochica auch Kupfer und stellten Kupferlegierungen her vor allem Tumbago Technologisch bemerkenswert ist uberdies ihr Verfahren Kupfer zu vergolden Ahnliches kann fur Afrika und Ostasien vermutet werden Neben einer unabhangigen Entwicklung kann fur alle Gebiete ausser Sudamerika auch fur eine Ausbreitung der Metallurgie durch Diffusion argumentiert werden die sich auf das Kerngebiet in Westasien zuruckfuhren liesse Fur Eurasien wird generell eine Abfolge angenommen die mit der kalten Verarbeitung gediegener Metalle Gold und Kupfer beginnt und noch keine metallurgischen Kenntnisse voraussetzt Diese Phase kann mehrere Jahrtausende dauern ehe dann die Verhuttung von Kupfererz und das Schmelzen und Giessen von Metall etwa gleichzeitig auftreten Reines Kupfer wird nach diesem Schema dann fur einen mehr oder weniger langen Zeitraum von arsenhaltigem Kupfer abgelost das verbesserte Eigenschaften gegenuber reinem Kupfer aufweist Die Farbe ist heller und das Produkt weniger korrosionsanfallig Patina der Schmelzpunkt ist niedriger was die Verarbeitbarkeit erleichtert und das Metall selbst ist harter was die Werkzeugeigenschaften verbessert Es wird vermutet dass der Arsengehalt aus der Verhuttung arsenhaltiger Erze stammt die bewusst oder zufallig ausgebeutet wurden Eine Kontrolle der Legierungszusammensetzung ist dabei schwer moglich und nur im Nachhinein durch Abschatzung der Metallfarbe machbar Der Gebrauch von Arsenbronze setzt um 4000 v Chr ein ist aber relativ kurzlebig sie wird in vielen Gebieten bald vollstandig von Zinnbronze abgelost vielerorts um 2000 v Chr Zinnbronze typischerweise mit funf bis zwolf Gewichts Prozent Zinn wird durch das Legieren von metallischem Zinn und Kupfer hergestellt was das Herstellen relativ genau definierter Legierungen erleichtert Noch spater in Westasien und Europa etwa 1800 bis 800 v Chr tritt Eisen als kunstlich hergestelltes Metall auf das wegen seiner sehr viel hoheren Verhuttungstemperatur ca 1 250 C eine vollig neue Verarbeitungsweise erfordert Schmieden anstelle von Giessen Der nachste grosse Schritt ist die Einfuhrung des indirekten Eisenschmelzens bei dem Gusseisen produziert wird Die Anfange liegen in Europa um 1200 n Chr Zunachst ungewollt wurde das Gusseisen von den damaligen Huttenleuten haufig als Saueisen bezeichnet da es nicht schmiedbar war Die angegebenen Zeiten sind nur als grobe Richtwerte zu sehen kulturelle Unterschiede sind hier zum Teil ganz erheblich und konnen hier nicht annahernd dargestellt werden So ist in China die Gusseisentechnologie offenbar um 500 v Chr voll entwickelt wahrend in Afrika nur sehr sparliche Hinweise auf eine Kupfermetallurgie vor der Einfuhrung des Eisens vorliegen Als Beispiel fur die sehr viel detailliertere Gliederung die fur einzelne Gebiete heute moglich sind sei Mitteleuropa genannt Die Anfange der Kupfermetallurgie erfolgt hier in mehreren Phasen und gilt als Teil der secondary products revolution Phase 1 4300 3800 v Chr fruhes Jungneolithikum Schussenrieder Kultur fruhe Michelsberger Kultur Hornstaader Gruppe nur wenige Kupferfunde Importe sudost und ostmitteleuropaischer Bereich keine VerarbeitungsspurenPhase 2 3800 3380 v Chr spates Jungneolithikum Altheimer Gruppe Pfyner Kultur spate Michelsberger Kultur Ausbildung eines nordalpinen Formenkreises oxidische Kupfererze aus ostalpinen sowie slowakischen Lagerstatten GusstiegelPhase 3 3380 2750 v Chr fruhes Endneolithikum Horgener Kultur Goldberg III Fazies drastische Abnahme der Kupferfunde und Formverarmung ostliche Kulturbezuge oxidische Kupfererze aus ostalpinen sowie slowakischen Lagerstatten Beginn der Kupfergewinnung in der Westschweiz Phase 4 2750 2200 v Chr jungeres Endneolithikum Schnurkeramik Glockenbecherkultur zunehmende Kupferfunde Grabfunde Sudwestdeutschland bildet Ausnahme weitraumige Kulturbezuge oxidische Kupfererze aus ostalpinen sowie slowakischen Lagerstatten Kupfergewinnung in der Westschweiz Keine Verarbeitungsbelege GoldschmuckFruhe Kupfergewinnung BearbeitenNach und neben dem Auflesen von gediegen Kupfer beginnt die eigentliche metallurgische Gewinnung von Kupfer mit der Verhuttung von oxidischen Erzen wie Malachit Cu2 OH 2 CO3 Hierzu wird das Erz mit Holzkohle in einem Reaktionsgefass Tiegel oder kleinem Ofen gemischt Durch das Verbrennen der Holzkohle wird eine Hitze von 1000 C bis 1200 C und Kohlenstoffmonoxid erzeugt Ab einer Temperatur von 230 C reagiert Malachit unter anderem zu Kupfer II oxid Dieses wird vom Kohlenstoffmonoxid reduziert Das fertige Kupfer fliesst auf den Grund des Reaktionsgefasses und kann nach dem Abkuhlen herausgenommen werden In einem anderen und vermutlich erst spater eingesetzten Verfahren wird sulfidisches Kupfererz verarbeitet Hierzu ist eine Schlackenbildung notig um die Nebenbestandteile meist Eisensulfid Eisenoxid und Kieselsaure als Gangart vom Kupfer abzutrennen Auch der Schwefel muss aus dem Erz entfernt werden um eine Reduktion zu ermoglichen Typische Temperaturen fur die Kupferverhuttung liegen um 1100 bis 1200 C genugend um sowohl die Schlacke als auch das Metall zu schmelzen Die Verwendung von Ofen anstelle von Tiegeln erlaubt es wesentlich grossere Metallmengen zu gewinnen entsprechend ist die Verhuttung im Tiegel meist an die Anfange der Kupfergewinnung gebunden Spatere Tiegel wurden fast ausschliesslich fur den Guss verwendet nbsp Keltischer Rennofen nbsp Zentrum der Abb Der Eisenschwamm Luppen wird manuell verdichtet und das Eisen grob von der Schlacke getrennt Dahinter Das Eisen wird erneut im Schmiedefeuer zum Ausschmieden Reinigen erhitzt Der Prozess wird im Vordergrund durch einen wasser getriebenen Schwanzhammer gezeigt Im Hintergrund Der Rennofen Quelle Agricola De re metallica libri XII Kupferstich 1556 Fruhe Eisengewinnung BearbeitenDie Verhuttung von Eisenerz zu Eisen wird historisch in zwei Verfahren gegliedert Das direkte Verfahren oder Renn feuer Verfahren das von den Anfangen zuerst belegt um 1800 v Chr 2 durch die Hethiter uber Mittelalter Renaissance bis zur industriellen Revolution die dominierende Methode der Eisengewinnung darstellte und das indirekte oder Hochofen Verfahren bei dem flussiges Roheisen hergestellt wird das in einem zweiten Schritt zu schmiedbarem Stahl weiterverarbeitet werden muss ehe es brauchbar ist Das Rennverfahren unterscheidet sich von der Gewinnung der anderen Metalle dadurch dass das erzeugte Eisen zunachst als poroser Eisenschwamm hist Luppen vorliegt und nicht als flussiges Metall Das im gluhenden Zustand halbfeste im Reduktionsprozess gewonnene Eisen musste zur Trennung von der anhaftenden Schlacke durch die Schmiede zunachst manuell verdichtet und wiederholt durch erneutes Erhitzen im Schmiedefeuer zum Reinigen ausgeschmiedet werden Dieser Arbeitsgang wird auch als Garben bezeichnet Die ausserst bedeutende Erfindung des Stahls der aus dem weichen Eisen durch Harten erzeugt wurde und bis heute wird gelang durch Verguten um 1400 v Chr nach geschichtswissenschaftlichen Erkenntnissen ebenfalls den Hethitern 3 Damit wurde der lange Ubergang von der Bronze zum Eisen eingelautet Wissenschaftsgeschichte BearbeitenDie naturwissenschaftliche Untersuchung archaologischer Metallfunde geht bis in das 18 Jahrhundert zuruck Seither sind immer wieder Chemiker Mineralogen Metallurgen und Bergbau Ingenieure auf diesem Gebiet tatig geworden zumeist unter Anwendung der Methoden und Fragestellungen ihrer Mutterdisziplinen und nur gelegentlich in Zusammenarbeit mit Archaologen Diese Fruhphase der Archaometallurgie ist durch das Fehlen von Kontinuitat und spezifischen wissenschaftlichen Methoden oder Kommunikationswegen gekennzeichnet Eine Institutionalisierung der Archaometallurgie erfolgt erst seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts und ist noch nicht abgeschlossen Der Begriff Archaometallurgie geht vermutlich auf Beno Rothenberg zuruck der 1972 73 Mitbegrunder des Institute for Archaeo Metallurgical Studies IAMS in London war Weitere Institute die sich gezielt und uber das Interesse eines einzelnen Wissenschaftlers hinaus der Archaometallurgie widmen gibt es seit den 1970er Jahren in Peking an der University of Science and Technology und in Harvard am Massachusetts Institute of Technology sowie seit 1990 in Bochum am Deutschen Bergbau Museum DBM Verschiedene Forschungsabteilungen grosser Museen wie z B am Britischen Museum in London der Stiftung Preussischer Kulturbesitz in Berlin die Smithsonian Institution in Washington oder das Metropolitan Museum of Art in New York haben ebenfalls langjahrige Erfahrung auf dem Gebiet der Archaometallurgie ohne jedoch dies formal zum Schwerpunkt ihrer Arbeiten zu machen Die Verankerung der Archaometallurgie in der Universitatslehre ist ebenfalls noch nicht weit fortgeschritten Wahrend mehrere Universitaten in Grossbritannien spezielle Lehrstuhle Arbeitsgruppen und Unterrichtsprogramme zur Archaometallurgie haben z B Bradford Sheffield London und Oxford und andere Universitaten Archaometallurgie als Teil der Archaologie unterrichten Liverpool Nottingham Cambridge etc gibt es in Deutschland nur einen einzigen speziellen Lehrstuhl fur Archaometrie mit Schwerpunkt in Archaometallurgie innerhalb der Archaologie in Tubingen sowie mehrere Nebenfach Angebote an anderen Universitaten z B Bochum in Kooperation mit dem DBM Munster Die Situation ist ahnlich in der Schweiz mit einem Lehrstuhl fur Archaometrie Archaometallurgie in Fribourg innerhalb der Geowissenschaften und mehreren Arbeitsgruppen an regionalen Museen Die Institutionalisierung der Archaometallurgie zeigt sich in dem Erscheinen spezifischer Zeitschriften Historical Metallurgy herausgegeben seit 1966 von der 1962 in London gegrundeten Historical Metallurgy Society daneben auch dem Metal Museum Bulletin herausgegeben vom Metal Museum in Japan 19xx bis 2004 dem iams journal herausgegeben von IAMS in London und Metalla herausgegeben seit 1996 vom Deutschen Bergbau Museum in Bochum Literatur Bearbeiten Irenaus Matuschik Der neue Werkstoff Metall ALManach 2 Stuttgart 1997 Christian Strahm Die Anfange der Metallurgie in Mitteleuropa Helv Arch 25 97 1995 2 39 Paul T Craddock Early Metal Mining and Production Edinburgh 1995Einzelnachweise Bearbeiten Barbara S Ottaway Prahistorische Archaometallurgie Espelkamp Leidorf ISBN 3924734046 Otto Johannsen Geschichte des Eisens 3 Auflage Verlag Stahleisen Dusseldorf 1953 S 44 Friedrich Cornelius Geistesgeschichte der Fruhzeit Band 1 Verlag Brill Archive 1960 S 132 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Archaometallurgie amp oldid 238402533