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Vergutung beschreibt die kombinierte Warmebehandlung von Metallen bestehend aus Harten und anschliessendem Anlassen Im Allgemeinen ist hierbei der Werkstoff Stahl gemeint jedoch auch bei Nichteisenmetallen wie Titanlegierungen ist diese Art von thermischer Gefugebildung und anderung ublich Hier wird der Vergutungsprozess anhand des Beispiels Stahl beschrieben da er in der Praxis am haufigsten anzutreffen ist Inhaltsverzeichnis 1 Harten 2 Abschrecken 3 Anlassen 4 EinzelnachweiseHarten Bearbeiten Hauptartikel Harten Stahl Voraussetzung fur die Vergutung ist die Hartbarkeit eines Werkstoffs also die Fahigkeit unter bestimmten Bedingungen ein stabiles Martensit oder Bainitgefuge zu bilden Fur die klassische Vergutung ist ein Kohlenstoffgehalt von 0 2 0 6 des Stahls notwendig Aufgrund ihrer hervorragenden Eignung werden bestimmte Maschinenbaustahle auch als Vergutungsstahl in der Regel 0 35 0 6 Kohlenstoff bezeichnet Im Gegensatz dazu existieren auch Stahle die aufgrund ihrer schlechten Durchhartbarkeit eher fur das sogenannte Randschichtharten geeignet sind Die Dicke der Randschicht lasst sich hierbei durch geeignete Wahl der Legierungselemente einstellen Auch hat die Korngrosse des Gefuges Einfluss auf die temperaturabhangigen Umwandlungsvorgange und somit auf die Vergutbarkeit Zum Harten ist zunachst ein rasches Aufheizen des Werkstucks gt 4 K min uber die Austenitisierungstemperatur notwendig Ein zu schnelles Erhitzen sorgt fur starke Verzugs und Rissgefahr und sollte vermieden werden 1 Bei untereutektoiden Stahlen werden Temperaturen von 30 50 C uber der in Eisen Kohlenstoff Diagramm definierten Temperatur AC3 bei ubereutektoiden Stahlen Temperaturen knapp uber AC1 vor dem Abschrecken empfohlen Die Haltezeit tH ist abhangig von der Werkstuckdicke s und lasst sich nach folgender Faustformel 2 abschatzen t H min 20 s 2 mm displaystyle frac t H textrm min 20 frac s 2 textrm mm nbsp Hier liegt der Kohlenstoff im Austenit gelost vor Fur eine vollstandige Losung von Carbiden wird eine erhohte Austenitisierungstemperatur benotigt Dies ist jedoch aufgrund der spateren Versprodung des sich bildenden Martensits nicht empfohlen Wird die Austenitisierungstemperatur nicht erreicht kann es zu weichen Ferritkeimen im harten Martensitgefuge auch Weichfleckigkeit genannt kommen Dies beeinflusst massiv die Bearbeitbarkeit des Werkstoffs und damit die Standzeit der eingesetzten Werkzeuge Abschrecken BearbeitenDas Abschrecken also die schnelle Abkuhlung des erhitzten Werkstucks erfolgt durch den Einsatz von Abschreckungsmitteln vorzugsweise Wasser Ol Polymer Bad oder Luft Hierbei beeinflusst die Wahl die zu erzielende Abschreckgeschwindigkeit vK und somit das entstehende Gefuge und die Moglichkeit der Entstehung von Rissen im Material Mittels Luftabkuhlung konnen 5 bis 35 Druckluft K s erreicht werden Bei Mineralolen liegt die maximal erreichbare vK im Bereich von 150 200 K s bei Wasser ist sie ca 3 mal so hoch Im Normalfall ist ein hartes Gefuge aus Martensit Bainit oder einem Gemisch dieser beiden das Ziel der Hartung Anlassen Bearbeiten Hauptartikel Anlassen Nach dem Abschrecken ist eine sofortige Anlassstufe bei ca 150 C von Vorteil Hierbei wird das bei der Hartung entstandene sprode Tetragonalmartensit Nadelmartensit unter Ausscheidung von feinen Carbiden in das kubische Martensitgefuge umgewandelt Dieses besitzt ein geringeres Volumen sorgt daher fur eine Entspannung des Korngitters und beseitigt damit die Glasharte des Werkstoffs Bei weiteren Anlassstufen hoherer Temperatur 200 350 C wird dieser Prozess weiter fortgesetzt Ausserdem wird vorhandener Restaustenit durch Diffusionsvorgange weiter zersetzt und in Martensit umgewandelt Das fuhrt zu einer weiteren Hartesteigerung Bei hochlegierten Stahlen erfolgt in einer weiteren Anlassstufe oberhalb von 500 C eine Umwandlung von Eisencarbid in stabilere hartere Sondercarbide der carbidbildenden Legierungselemente z B V W Mo Cr Diese Ausscheidung noch feinerer Carbide erschwert unter anderem das Abgleiten von Versetzungen aufgrund hoher Belastungen hemmt damit die Rissbildung und fortsetzung und steigert somit Zahigkeit wie auch Harte Sekundarhartemaximum Eine genaue Ubersicht uber die Eigenschaftsanderungen bei der Vergutung lasst sich in einem werkstoffspezifischen Vergutungsdiagramm ableiten Einzelnachweise Bearbeiten Bargel Schulze Werkstoffkunde 10 Auflage 2008 S 154 191 Ruhfus Warmebehandlung von Eisenwerkstoffen 1 Auflage 1958 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verguten Metallbearbeitung amp oldid 220218973