www.wikidata.de-de.nina.az
Die Hethiter waren ein kleinasiatisches Volk des Altertums das im 2 Jahrtausend v Chr auch in Syrien und Kanaan Teile des heutigen Libanon und Israel politisch und militarisch einflussreich war Ihre Hauptstadt war die meiste Zeit Ḫattusa unmittelbar beim heutigen Ort Bogazkale in der nordlichen Zentralturkei Die Hethiter sprachen Hethitisch eine indogermanische Sprache Von den Hethitern werden die Hattier unterschieden die eine nicht indogermanische Sprache verwendeten Allerdings nannten die Hethiter selbst ihr Reich Ḫatti Inhaltsverzeichnis 1 Die Entdeckung der Hethiter 2 Geschichtliche Ubersicht 2 1 Datierung 2 2 Vorgeschichte 2 3 Das hethitische Grossreich 2 4 Spathethitische Kleinkonigtumer 3 Die Struktur des Hethiterreichs 4 Kultur 4 1 Schrift und Sprache 4 2 Mythologie 5 Wirtschaft 5 1 Metallurgie die Erfindung des hartbaren Eisens 5 2 Bewasserung 6 Die Hethiter in der Bibel 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDie Entdeckung der Hethiter BearbeitenDie Existenz der Hethiter war mit Ausnahme einiger verstreuter Bibelstellen bis zum Ende des 19 Jahrhunderts unbekannt Schon in der klassischen Antike gab es keine Erinnerung mehr an sie die Uberreste ihrer Kultur wurden fur agyptisch gehalten Herodot von dem die einzige Uberlieferung der griechisch romischen Antike stammt hielt das hethitische Felsrelief von Karabel fur eine Darstellung des agyptischen Pharaos Sesostris III Nach aktuellem Wissensstand stellt es Tarkasnawa von Mira dar 1 Der erste archaologische Hinweis auf die Hethiter stammt aus den assyrischen Handelskolonien in Kanes dem heutigen Kultepe in dem Aufzeichnungen einen Handel zwischen den Assyrern und einem gewissen Land Hatti belegten Einige Namen in den Aufzeichnungen waren weder hattisch altanatolisch noch assyrisch sondern eindeutig indogermanisch Die Inschrift auf einem 1884 von William Wright bei Bogazkoy gefundenen Denkmal schien zu eigenartigen hieroglyphischen Inschriften in Aleppo und Hamath Nordsyrien zu passen 1887 wurden die Archive von Tell el Amarna gefunden die die diplomatischen Korrespondenzen von Amenophis III und seinem Sohn Echnaton enthielten Zwei der Briefe aus einem Konigreich Cheta in derselben Gegend gelegen wie das Ḫatti Land in den mesopotamischen Texten waren in gangiger akkadischer Keilschrift aber in einer unbekannten Sprache geschrieben Sie konnten von den Wissenschaftlern gelesen aber nicht verstanden werden Kurz danach schlug Archibald Sayce eine Identifizierung des Ḫatti Lands und des Konigreichs Cheta mit dem aus der Bibel bekannten Volksstamm der Hethiter vor Dies konnte sich im fruhen 20 Jahrhundert durchsetzen so dass der biblische Name Hethiter auf die in Bogazkoy gefundene Zivilisation uberging Bei 1905 begonnenen sporadischen Ausgrabungen in Bogazkoy fand der Archaologe Hugo Winckler 1863 1913 ein konigliches Archiv mit 10 000 Tafeln die in Keilschrift und derselben unbekannten Sprache abgefasst waren wie die agyptischen Briefe aus Cheta so dass die Identitat dieses Namens mit den Hethitern bestatigt werden konnte Er bewies dass die Ruinen bei Bogazkoy die Uberreste der Hauptstadt eines machtigen Reichs sind das zeitweilig auch das nordliche Syrien kontrollierte Schliesslich wurde die Sprache dieser Tafeln vom tschechischen Linguisten Bedrich Hrozny 1879 1952 entschlusselt der seine Resultate bei einem Vortrag am 24 November 1915 vorstellte Sein Buch Die Sprache der Hethiter Ihre Struktur und ihre Zugehorigkeit zur indogermanischen Sprachfamilie erschien 1917 in Leipzig In diesem Buch konnte er zeigen dass die bislang geheimnisvolle Sprache der Hethiter zu den indogermanischen Sprachen zahlt und somit deren alteste schriftlich festgehaltene Vertreterin ist Mitarbeiter des Deutschen Archaologischen Instituts graben Ḫattusa seit 1932 mit kriegsbedingten Unterbrechungen systematisch aus Geschichtliche Ubersicht Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der Hethiter Datierung Bearbeiten Eine gesicherte Datierung der Regierungsdauer hethitischer Konige Herrscher ist nicht moglich da hethitische Quellen bislang keine sicheren Nachweise liefern Briefwechsel mit anderen Konigen und Inschriften erlauben deshalb nur punktuelle Datierungsmoglichkeiten die sich zusatzlich an die kurze oder mittlere Chronologie anlehnen siehe dazu Chronologien der Altorientalischen Geschichtsschreibung Ausserdem erwahnt Mursili II fur sein 10 Regierungsjahr eine mogliche Sonnenfinsternis in seiner Regierungszeit traten in kurzen Abstanden aber mehrere Sonnenfinsternisse auf die verschiedene Datierungen ermoglichen wobei eine totale Sonnenfinsternis im Jahre 1312 v Chr derzeit von der Forschung bevorzugt wird s auch Sonnenfinsternis des Mursilis Vorgeschichte Bearbeiten Herkunft und mogliche Einwanderungswege indogermanischer Anatolier konnen bisher nicht eindeutig belegt werden Im 3 Jahrtausend v Chr lebten in Zentral Anatolien die sprachlich isolierten Hattier Indogermanisch anatolische Sprachen dagegen sind erst seit Mitte des zweiten Jahrtausends v Chr in Anatolien belegt einzelne Namen und Lehnworter finden sich in altassyrischen Texten allerdings schon im fruhen 2 Jt Sie sind damit die altesten belegten indogermanischen Sprachen Nahezu gleichzeitig ist das Palaische im Norden das Luwische im Sudwesten belegt erst im 1 Jahrtausend v Chr das Lydische ein weiterer Zweig der anatolischen Sprachen Das Lykische Sidetische und Karische die ebenfalls erst im 1 Jahrtausend v Chr belegt sind zeigen starke Verwandtschaft mit dem Luwischen und werden von diesem hergeleitet Die Hethiter ubernahmen von den Hattiern die Bezeichnung Ḫatti fur das Land Ihre Sprache nannten sie nesili nach der Stadt Kanes Nesa Der erste hethitische Grosskonig der in Ḫattusa Bogazkoy residierte stammte wie Anitta ursprunglich aus Kussara einer Stadt die noch nicht identifiziert worden ist Die folgenden Angaben von Sprachwissenschaftlern beruhen auf individuellen Schatzungen Beispielsweise nimmt Oettinger 2002 indogermanische Sprachtrager im 3 Jahrtausend v Chr an deren Einwanderung spatestens 2300 v Chr erfolgte 2 Melchert 2003 nimmt eine Einwanderung im 4 Jahrtausend v Chr an 3 Der US amerikanische Archaologe David Anthony 2007 passim pladiert aus archaologischen Grunden fur eine Einwanderung uber den Balkan etwa 4000 v Chr 4 Atkinson Gray korrigiert 2013 nehmen die indogermanischen Anatolier gar als Keimzelle der indogermanischen Sprachen um etwa 7579 BP undefiniert entspricht etwa 6580 v Chr an 5 und stimmen zeitlich grob mit Renfrews ursprunglicher Anatolien Hypothese uberein Mit derselben Methodik jedoch einem verbesserten Datensatz berechnete Holm 2017 eine Ausgliederung der Hethiter auf etwa 3000 v Chr womit eine Einwanderung in den folgenden tausend Jahren impliziert wird 6 Das hethitische Grossreich Bearbeiten Das Hethiterreich und seine Nachbarn um 1230 20 v Chr Zu diesem Reich zahlten weite Teile Anatoliens und zeitweise auch die nordliche Halfte des heutigen Syrien Hauptstadt des Reiches war Ḫattusa im Norden von Zentralanatolien etwa 150 Kilometer ostlich von Ankara Ḫattusa wurde vor allem durch ca 30 000 Texttafeln beruhmt die hier Anfang des 20 Jahrhunderts entdeckt wurden Bis dahin kannte man die Hethiter nur aus altorientalischen und agyptischen Texten die entsprechenden Sprachen Schriften waren bereits Anfang des 19 Jahrhunderts entziffert worden Der tschechische Orientalist Bedrich Hrozny entzifferte ab 1915 auch die hethitischen Texte die seitdem als Quellen zu Geschichte Religion und Kultur dieses Volkes zur Verfugung stehen Die Herrscher Agyptens Babyloniens und Assyriens betrachteten den hethitischen Grosskonig weitgehend als gleichrangigen Partner mit dem sie diplomatische Kontakte und Handelsbeziehungen unterhielten aber auch Kriege fuhrten Ein Beispiel fur dieses Spiel der Machte ist die Schlacht bei Kadesch 1274 v Chr und der nachfolgende Friedensvertrag zwischen Ramses II und Ḫattusili III Hierbei handelt es sich um den altesten bekannten Friedensvertrag der Welt von dem als ein Symbol fur den Frieden eine Kopie im UNO Gebaude in New York City zu sehen ist Das hethitische Grossreich umfasste eine ganze Reihe von Vasallen und Nachbarstaaten wie Tarḫuntassa oder Karkemis Von besonderem Interesse in der Forschung der letzten Jahre ist der mogliche hethitische Einfluss auf die Troas Troja sowie die Kontakte mit mykenischen Stadtstaaten insbesondere an der kleinasiatischen Westkuste vor allem mit dem Land Arzawa und der Stadt Milet Millawanda Zu den seltenen Belegen dieser Kontakte gehoren die mykenischen Importgefasse in der hethitischen Provinzstadt Kusakli heth Sarissa in Ostkappadokien Der Untergang des hethitischen Grossreichs ist auf das fruhe 12 Jahrhundert v Chr datiert Die stadtischen Zentren Zentralanatoliens ostlich des Halysbogens wurden durch Brande zerstort oder aufgelassen Die Ursachen fur den Zusammenbruch sind ungeklart Neuere dendrochronologische Daten deuten auf eine verheerende Durrekatastrophe in den Jahren 1198 1196 3 v Chr mindestens als Teilursache hin 7 Als weitere Teilursachen wurden Angriffe der Seevolker erwogen ebenso ein Feldzug der Kaskaer Zunehmend werden auch innere Konflikte oder ein Krieg gegen Tarḫuntassa diskutiert Missernten Kupfermangel und Kriege an mehreren Fronten konnten den Untergang des Grossreichs beschleunigt haben Die Hauptstadt Ḫattusa wurde offenbar aufgegeben und an einen unbekannten Ort verlegt Bald darauf verliessen auch die ubrigen Bewohner Ḫattusa 8 Spathethitische Kleinkonigtumer Bearbeiten Nach dem Ende des Grossreichs hielten sich spathethitische Reiche im Osten Karkemis und Tabal im Suden Tarḫuntassa sowie im Sudosten Meliddu noch mehrere Jahrhunderte ebenso Klein Furstentumer wie Karatepe und Zincirli Sie wurden zum Teil zunehmend aramaisiert und fielen schliesslich unter assyrische Herrschaft Vermutlich sind die Erwahnungen der Hethiter in der Bibel Spuren der Erinnerung an diese Kleinkonigtumer Die Struktur des Hethiterreichs Bearbeiten Lage der Teilbereiche und der umliegenden Reiche Das Reich der Hethiter war ein relativ kompliziertes Gebilde mit deutlichen Anklangen an ein feudales System An der Spitze stand der Grosskonig Labarna spater auch Tabarna der oberster Priester Richter und Feldherr war und uber eine Anzahl nachgeordneter Konige herrschte die grosstenteils aus den angestammten Herrscherhausern der Gebiete kamen Diese Vasallenkonige mussten dem Grosskonig einen personlichen Eid ableisten der bei jedem Wechsel auf dem hethitischen Thron erneuert werden musste was auch regelmassig zu Unruhen fuhrte Neben diesen Vasallenkonigen gab es in der Grossreichszeit also ab etwa 1350 v Chr die Vizekonigreiche von Karkemis und Ḫalpa in Nordsyrien die von Mitgliedern der koniglichen Sippe verwaltet wurden und vor allem im militarischen Bereich grosse Selbstandigkeit gegenuber der Zentralgewalt genossen Eine ahnliche Position hatte auch der Konig von Mira der ebenfalls in der Spatzeit fur die westlichen Gebiete Anatoliens zustandig war Neben dem Grosskonig stand die Grosskonigin die Tawananna die sehr selbstandig war und im eigenen Namen Staatsvertrage abschliessen konnte Sie war oberste Priesterin und verlor diese Position auch beim Tod ihres Gemahls nicht Neben dem Konig stand der hethitische Senat Panku der an Gesetzen und Vertragen mitwirkte und sogar das Recht hatte uber den Konig zu richten Dies war in der Verfassung des Telipinu um 1460 v Chr festgelegt Verfassung ist hier eine nicht so weit hergeholte Analogie das Dokument sieht einer modernen Verfassung relativ ahnlich Im Kern ist es eine Nachfolgeregelung fur den Thron des Grosskonigs worin genau festgelegt wird in welcher Reihenfolge die Prinzen thronfolgeberechtigt sind Zum Wachter dieser Bestimmungen wird der Panku eingesetzt der somit die oberste Legalitatsinstanz bildet Der Zweck dieser Verfassung den standigen Thronwirren ein Ende zu setzen wurde allerdings verfehlt auch in der spateren hethitischen Geschichte sind Thronstreitigkeiten und Usurpationen sehr haufig Insgesamt zeigt sich hier aber eine Stellung des Konigs als Primus inter pares wie sie im Alten Orient eher selten ist Die Heere wurden gewohnlich vom Konig selbst angefuhrt Vor der Schlacht wurden meist Orakel nach dem Ausgang befragt Nach hethitischem Glauben eilten die Gotter dem Heer voraus und griffen direkt in die Schlacht ein etwa durch Sturme Donnerkeile oder indem sie den gegnerischen Konig mit Krankheit schlugen Kultur BearbeitenSchrift und Sprache Bearbeiten Hauptartikel Hethitische Sprache Die Sprache der Hethiter zahlt zur anatolischen Gruppe der indogermanischen Sprachen Sie uberschichtete zu Beginn des zweiten Jahrtausends die Sprache der nicht indogermanischen Hattier von denen sie neben vielen anderen Wortern auch die Bezeichnung Ḫatti fur das Land ubernahmen Ihre Sprache nannten die Hethiter selbst dagegen nesili Nesisch nach der Stadt Kanis Nesa Das Hethitische ist die alteste bekannte indogermanische Sprache Im Hethiterreich wurden auch noch verschiedene andere Sprachen wie Luwisch im Westen und Palaisch im Nordwesten gebrauchlich die mit dem Hethitischen verwandt waren und ebenfalls zum anatolischen Zweig der indogermanischen Sprachen gehoren Dieser anatolische Zweig der indogermanischen Sprachfamilie unterscheidet sich teilweise stark vor allem im Wortschatz von den ubrigen Zweigen der indogermanischen Sprachfamilie Das Luwische und auch das vorindogermanisch Hattische spielten fur den Kult eine besondere Rolle Man schrieb auch mit unterschiedlichen Schriftsystemen Wahrend die offizielle diplomatische Korrespondenz und die Palastarchive in der assyrischen akkadischen Keilschrift verfasst wurden benutzte man fur die zahlreichen Felsreliefs und Inschriften die Hieroglyphenschrift die wie man heute weiss zum Luwischen gehort Auch das Hurritische war eine wichtige Diplomatensprache die besonders im Kontakt mit dem Mittanireich Verwendung fand Mythologie Bearbeiten Hauptartikel Hethitische Mythologie hethitisches Vogelkopfidol aus Ton 4 8 cm hoch 2000 bis 1500 v Chr Die hethitische Mythologie war einem steten Wandel unterworfen und kannte ein mit uber tausend Gottern ausgesprochen umfangreiches Pantheon Hauptgotter waren der Wettergott Tarḫunna und die Sonnengottin von Arinna Das Gotterbild der Hethiter war wie in vielen antiken Kulturen stark anthropomorph so dass diese insbesondere die menschlichen Schwachen wie Wut Angst Wollust oder Neid kannten Wirtschaft BearbeitenMetallurgie die Erfindung des hartbaren Eisens Bearbeiten Eine in der wissenschaftlichen Reflexion bisher unterschatzte bahnbrechende Erfindung der Hethiter war neben der fruhen Nutzung von weichem Eisen moglicherweise aus Eisenmeteoriten die Verhuttung von Eisenerz zu hartbarem Stahl Aus den Keilschriftaufzeichnungen der Hethiter des 1907 und 1911 12 ergrabenen Archivs von Bogazkale ehemals Bogazkoy nahe der ehemaligen Hauptstadt Ḫattusa in Zentralanatolien geht hervor dass weiches Eisen nicht hartbar bereits zur Zeit von Konig Anitta ca 1800 v Chr bekannt war 9 Aufgrund seiner Seltenheit und schwierigen Herstellung wurde es zunachst zu kultischen Brauchen in Form von winzigen Figurinen und Sonnenscheiben oder zur Grundsteinlegung wichtiger Bauten in Form von Nageln und Pflocken benutzt 10 Weiterhin galt es als Prestigemetall zur Reprasentation Es finden sich im Archiv Bogazkale mehrere Kopien eines gleichen Textes der beschreibt wie der Konig Anitta von seinem letzten Widersacher dem Herrscher von Purusḫanda einen eisernen Thron und Zepter als Anerkennung seiner Oberhoheit bekommt 11 Eisen in diesem Umfang symbolisiert hier nicht nur ein Zeichen unglaublichen Reichtums sondern gleichzeitig Ausdruck von Macht in geradezu mythischen Dimensionen Nur Gottern schrieb man sonst zu dass sie eiserne Sitzgelegenheiten haben 12 Ein Schmieden aus den seltenen Eisenmeteoriten scheint aufgrund der Grossenordnung ausgeschlossen Eine Fundgruppe von sechs eisernen Artefakten aus einem Grab in Alaca Hoyuk darunter ein Dolch mit einem goldenen Griff konnte das belegen Chemische Analysen weisen auf eine menschliche Herstellung hin da der Nickelgehalt mit 2 4 und 2 7 fur eine Herstellung aus Meteoreisen zu gering ist 13 Ein reich verziertes Prunkbeil mit eisernem Blatt auf 1450 bis 1365 v Chr datiert wurde in Ugarit gefunden das zum unmittelbaren hethitischen Einflussgebiet gehorte 14 Die Worte des Herrschers Konigs und Grosskonigs Arnuwanda sind von Eisen nicht zu vernichten nicht zu brechen Archiv von Bogazkale in Brandau Schickert Hethiter Die unbekannte Weltmacht S 233 Spatestens um 1400 v Chr nach Konig Telipinu 15 gelang den Hethitern durch Verhuttung von Eisenerz in einfachsten Rennofen dazu auch Eisenschwamm und nachfolgendes Aufkohlen und Verguten aus dem weichen Eisen hartbaren Stahl zu erzeugen Daraus konnten sie Waffen oder Werkzeuge schmieden die den Waffen aus Bronze haufig uberlegen waren Es ist schriftlich belegt dass auch Eisenwaffen in der Schlacht bei Kadesch 1274 v Chr gegen die Agypter eingesetzt wurden welchen nur Bronzewaffen zur Verfugung standen In den Aufzeichnungen der Hethiter wurde der Stahl als gutes Eisen bezeichnet 15 In deren Sprache nannte es sich AN BAR SIG5 16 Betreffend das gute Eisen wovon Du mir geschrieben hast Gutes Eisen in Kizzuwatna in meinem Siegelhaus gibt es nicht Ich habe ja geschrieben dass die Zeit schlecht fur die Herstellung von Eisen ist Sie werden Eisen herstellen noch sind sie nicht fertig Sobald sie fertig sind lasse ich es Dir bringen Jetzt nunmehr lasse ich Dir eiserne Schwert klingen senden Auszug aus einem Brief Ḫattusili III an seinen Bruder wahrscheinlich der agyptische Pharao Ramses II Der Brief gibt daruber Auskunft dass zur Herrschaft Ḫattusili III Mitte des 13 Jahrhunderts v Chr in dem kilikischen Eisenerzgebiet eine konigliche Manufaktur mit Verhuttungszentrum bestanden hat und die Schmiede in der Lage waren das gute Eisen zu harten Er bezeichnet auch dass Eisen zu jener Zeit kein Gebrauchsmetall war Aus den hethitischen Texten geht hervor dass das Eisen zu jener Zeit 40 Mal wertvoller war als Silber und somit vom Wert auch weit hoher als Gold Wahrend der Zeit des Hethitischen Grossreichs scheint das Eisen nach und nach den Status des gottergleichen Luxusmaterials verloren zu haben da in den Keilschrifttafeln dann auch Messer Dolche Axte und Schwerter erwahnt werden 16 Die alltaglichen Werkzeuge und auch Waffen bestanden weiterhin aus Bronze Bronze wurde und wird in Formen gegossen und ist daher schnell zu produzieren wahrend damals zur Herstellung von gehartetem Eisen ein aufwendiger Prozess notig war und vor allem viel Erfahrung Vor und zu dieser Zeit blieb die Verhuttung von Eisenerz weitgehend ein Monopol des hethitischen Reichs 15 und war ein Faktor fur dessen Aufstieg 17 Ab 1200 v Chr fand mit dem Untergang der Hethiter und der Verbreitung des entsprechenden Wissens zum Vorderen Orient der lange Ubergang von der Bronzezeit zur Eisenzeit statt Es gibt Thesen dass neben der Materialuberlegenheit des Eisens auch ein Mangel an Zinn das zur Bronzeherstellung benotigt wird und meist uber Handler auf dem Seeweg importiert werden musste vergl Zinninseln und das histor Britannien die Entwicklung und den Ubergang beschleunigte 18 Bewasserung Bearbeiten Hethitisches Gefass aus Ton Aus Alaca Hoyuk in der Provinz Corum ist der hethitische Staudamm von Golpinar bekannt 19 Ein Kanal fuhrte das Wasser von mehreren Quellen im Staubecken zu einem Absetzbecken Der Damm ist 130 Meter lang und 15 Meter breit er besteht aus Andesit Felsen die mit Lehm abgedichtet sind Eine Tafel mit luwischen Hieroglyphen aus dem Absetzbecken berichtet dass Grosskonig Tudḫaliya den Damm zu Ehren der Gottin Ḫebat erbaute Er wurde 1935 entdeckt und 2002 im Rahmen der Ausgrabungen in Alaca Hoyuk freigelegt Das turkische Amt fur Wasserwirtschaft DSI liess den Stausee in Zusammenarbeit mit Archaologen saubern 2007 war der Damm wieder einsatzbereit und konnte zur Bewasserung von 20 Hektar Land genutzt werden 19 Insgesamt wurden als Reaktion auf die Durre von 1240 v Chr zehn Damme erbaut Weitere hethitische Damme sind aus Boget Esmekaya in Aksaray und Orukaya in der Provinz Corum bekannt Sie bestehen ebenfalls aus Felsen die mit Lehm abgedichtet sind Der Damm von Orukaya ist 40 Meter lang 16 Meter hoch und funf Meter breit und besass eine Schleuse mit einem Tor aus Holz Die Hethiter in der Bibel BearbeitenIm Alten Testament werden sowohl das Volk der Hethiter als auch einzelne Mitglieder dieses Volks des Ofteren erwahnt unter anderem in vier der funf Bucher Mose im Buch Josua und im Buch der Richter Urija Uria mit dessen Ehefrau Bathseba Konig David die Ehe brach und den er spater bei einer Schlacht in den Tod schickte war ebenfalls Hethiter Der Bericht daruber findet sich im 2 Buch Samuel 11 1 26 EU Vor den Ausgrabungen in Ḫattusa waren die Hethiter nur aus der Bibel bekannt und man nahm an dass sie ein einheimischer Stamm in Kanaan seien Die Identitat mit den Hethitern Kleinasiens ist nicht erwiesen wie auch ob die biblische Erwahnung von Hethitern aus dem neuassyrischen und neubabylonischen Sprachgebrauch herzuleiten ist in dem die Region Syrien Palastinas uberhaupt Hatti Land genannt wird oder ob die biblischen Hethiter hurritischstammige Kreise bezeichnen die ab dem 2 Jahrtausend v Chr in Palastina ansassig waren und auf Grund ethnischer und kultureller Beziehungen in den zum hethitischen Grossreich gehorenden syrischen Bereich Hethiter genannt wurden Siehe auch BearbeitenHethitologie Hethitische historische Geographie Hethitische Musik Todesstrafe bei den Hethitern Liste der hethitischen Grosskonige Liste der Tawanannas Liste der neo hethitischen KonigeLiteratur BearbeitenOliver R Gurney Die Hethiter VEB Verlag der Kunst Dresden 1969 Fundus Reihe 22 23 2 veranderte Auflage 1980 Ekrem Akurgal Die Kunst der Hethiter Hirmer Munchen 1976 ISBN 3 7774 2770 5 Kurt Bittel Die Hethiter Beck Munchen 1976 ISBN 3 406 03024 6 Gernot Wilhelm Das anatolische Reich der Hethiter erschienen in DAMALS 29 Jg 2 1997 S 13 18 1 Birgit Brandau Hartmut Schickert Hethiter Die unbekannte Weltmacht Piper Munchen 2001 ISBN 3 492 04338 0 Trevor Bryce Warriors of Anatolia A Concise History of the Hittites I B Tauris London New York 2019 Trevor Bryce The Kingdom of the Hittites 2 Auflage Clarendon Press Oxford 2005 ISBN 0 19 927908 X Trevor Bryce Life and Society in the Hittite World Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 927588 2 Meik Gerhards Die biblischen Hethiter In Die Welt des Orients Band 39 2009 S 145 179 Volkert Haas Geschichte der hethitischen Religion Handbuch der Orientalistik Abt 1 Bd 15 Brill Leiden 1994 ISBN 90 04 09799 6 Volkert Haas Die hethitische Literatur Texte Stilistik Motive de Gruyter Berlin 2006 ISBN 3 11 018877 5 Bedrich Hrozny Die Sprache der Hethiter ihr Bau und ihre Zugehorigkeit zum indogermanischen Sprachstamm Ein Entzifferungsversuch Leipzig 1917 Dresden 2002 Repr ISBN 3 86005 319 1 Horst Klengel Geschichte des hethitischen Reiches Handbuch der Orientalistik Abt 1 Bd 34 Brill Leiden 1998 ISBN 90 04 10201 9 Jorg Klinger Die Hethiter Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 53625 0 Yasemin Kuslu Sahin Ustun Water Structures in Anatolia from Past to Present In Journal of Applied Sciences Research Faisalabad 5 2009 S 2109 2116 ISSN 1816 157X Peter Neve Hattusa Stadt der Gotter und Tempel Zaberns Bildbande zur Archaologie 2 Auflage Zabern Mainz 1996 ISBN 3 8053 1478 7 Kaspar K Riemschneider Hethitische Fragmente historischen Inhalts aus der Zeit Hattusilis III In Journal of Cuneiform Studies Bd 16 Nr 4 Boston 1962 S 110 121 ISSN 0022 0256 Helga Willinghofer Red Die Hethiter und ihr Reich Ausstellungskatalog Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1676 2 Weblinks Bearbeiten Commons Hethiter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Hethiter Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Berichte zu den aktuellen Ausgrabungen und Forschungen des DAI in Hattusa Verzeichnis und Beschreibungen der hethitischen Monumente englisch Hethitologie Portal Mainz Piotr Taracha Hethiter In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart August 2020Einzelnachweise Bearbeiten hierzu ausfuhrlich John David Hawkins Tarkasnawa King of Mira Tarkondemos Bogazkoy sealings and Karabel Anatolian Studies 48 1998 S 1 31 Norbert Oettinger Indogermanische Sprachtrager lebten schon im 3 Jahrtausend v Chr in Kleinasien Die Ausbildung der anatolischen Sprachen In Helga Willinghofer Red Die Hethiter und ihr Reich Das Volk der tausend Gotter Theiss Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1676 2 Harold C Melchert The Luwians Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 Anthony David W 2007 The Horse the Wheel and Language how Bronze Age Riders from the Eurasian Steppes shaped the Modern World Princeton NY Princeton Univ Press Unsigned correction www sciencemag org SCIENCE VOL 342 20 DECEMBER 2013 to R Bouckaert et al Mapping the origins and expansion of the Indo European language family Science 2012 957 Holm Hans J 2017 Steppe Homeland of Indo Europeans Favored by a Bayesian Approach with Revised Data and Processing Updated Bayesian approach with archeological and linguistic parallels Glottometrics 37 54 81 Bochum RAM Verlag 2017 S W Manning C Kocik B Lorentzen et al Severe multi year drought coincident with Hittite collapse around 1198 1196 bc Nature 8 12 23 doi 10 1038 s41586 022 05693 y Trevor R Bryce The World of the Neo Hittite Kingdoms A Political and Military History Oxford University Press 2021 ISBN 978 0 19 921872 1 S 10 ff Otto Johannsen Geschichte des Eisens auf S 44 3 vollig uberarb Auflage Verlag Stahleisen Dusseldorf 1953 621 S ISBN 978 3 514 00002 5 Jana Siegelova Gewinnung und Verarbeitung von Eisen im hethitischen Reich im 2 Jahrtausend v u Z Naprstek Museum 1984 S 71 178 Jens Nieling Die Einfuhrung der Eisentechnologie in Sudkaukasien und Ostanatolien wahrend der Spatbronze und Fruheisenzeit aarhus university press 2009 ISBN 978 87 7934 444 0 auf S 41 Jana Siegelova Metalle in hethitischen Texten in Anatolian Metals III Deutsches Bergbau Museum Bochum 2005 auf S 38 Jens Nieling Die Einfuhrung der Eisentechnologie in Sudkaukasien und Ostanatolien wahrend der Spatbronze und Fruheisenzeit aarhus university press 2009 ISBN 978 87 7934 444 0 auf S 39 f Hans Gunter Buchholz Hrsg Erkennungs Rang und Wurdezeichen Vandenhoeck amp Ruprecht GmbH amp Co KG Gottingen 2012 S 132 Google Books ISBN 978 3 525 25443 1 a b c Friedrich Cornelius Geistesgeschichte der Fruhzeit Verlag Brill Archive Band 1 Erstaufl 1960 S 132 Google Books aktuell 5 unverand Aufl 1992 DNB 456294341 a b Unsal Yalcin Hrsg Symbol der ewigen Herrschaft Metall als Grundlage des hethitischen Reiches Anatolian Metal V Deutschen Bergbau Museum Bochum Nr 180 Bochum 2011 S 82 Google Books ISBN 978 3 937203 54 6 Friedrich Cornelius Grundzuge der Geschichte der Hethiter 5 Auflage WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1992 382 S ISBN 978 3 534 06190 7 Eckhard Siemer Hrsg Der hethitisch mykenische Zinnhandel in Europa und der Untergang ihrer Reiche Liknon vom Stau Verlag Oldenburg 2019 S 3 Google Books ISBN 978 3 9813693 3 5 a b Yasemin Kuslu Sahin Ustun Water Structures in Anatolia from Past to Present In Journal of Applied Sciences Research Faisalabad 5 2009 S 2110 ISSN 1819 544X Normdaten Sachbegriff GND 4072478 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hethiter amp oldid 233081377