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Luwier ist die moderne wissenschaftliche Bezeichnung einer Bevolkerungsgruppe welche in der Bronzezeit und in der Eisenzeit in Kleinasien und Nordsyrien lebte wobei darunter Sprecher der Luwischen Sprache verstanden werden Als mogliche Indikatoren des luwischen Gebietes dienen epigraphische Zeugnisse in luwischer Hieroglyphenschrift sowie Orts und Personennamen die als luwisch bestimmt werden konnen Ob es jemals eine Ethnie gab die sich uber die luwische Sprache identifizierte ist umstritten Mogliche Verbreitung der Luwier wahrend der spaten BronzezeitDer Volksname wurde in letzter Zeit besonders durch Eberhard Zangger popular der die These aufstellte dass Luwier in Westanatolien lebten und den Trojanischen Krieg der griechischen Heldensage auslosten Diese These wird von der Wissenschaft kaum unterstutzt Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Geschichte 2 1 Ursprung 2 2 Mittlere Bronzezeit 2 3 Hethitische Zeit 2 3 1 Arzawa 2 3 2 Seḫa 2 3 3 Kizzuwatna 2 4 Eisenzeit 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDer Name Luwier entstand als in den hethitischen Archiven die beim Dorf Bogazkoy ausgegraben wurden Texte zum Vorschein kamen die auf luwili geschrieben worden sind Aus dieser Sprachbezeichnung luwisch wurde der Name Luwier gebildet obschon in hethitischen und luwischen Texten nie von einem solchen Volk die Rede ist Wohl aber ist fur die althethitische Zeit der Ortsname Luwiya bezeugt der aber nicht lokalisiert werden kann wobei der Ort jedenfalls westlich des Flusses Kizilirmak gelegen haben muss Obschon das Ethnikon Luwier in der Fachliteratur haufig benutzt wird wird immer wieder auf die Problematik des Begriffs hingewiesen Zudem nimmt man an dass es damals keine Begrifflichkeit von Volk oder Ethnie im heutigen Sinne gab da in hethitischen Texten Volksnamen eher die Ausnahme sind Zu beachten ist noch dass die Sprachbezeichnung luwili ein hethitischer Fremdbegriff ist und die Sprecher des Luwischen ihre Sprache moglicherweise anders benannten Geschichte BearbeitenUrsprung Bearbeiten Dieser Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Uber die Herkunft der Luwier kann nur spekuliert werden Vorschlage der Forschung unterscheiden sich auch heute noch betrachtlich So hangt diese von der angenommenen Lokalisation der urindogermanischsprechenden Bevolkerung ab die spater in Anatolien auftaucht vorgeschlagen werden der Balkan aber auch das Gebiet der unteren Wolga Ebenso wenig kann bestimmt werden ob die Einwanderung entlang der West oder Ostkuste des Schwarzen Meeres erfolgte Erwogen wird zudem die Moglichkeit mehrerer Einwanderungswellen Umstritten ist ebenfalls ob die Trennung der Luwier von den Hethitern und Palaern erst in Anatolien erfolgte Moglicherweise kann die Demircihuyuk Kultur ca 3500 2500 v Chr den indogermanischen Einwanderern zugerechnet werden was zeitlich zu sprachhistorischen Uberlegungen passen wurde wonach sich das Uranatolische spatestens um 3000 v Chr getrennt haben muss 1 Mittlere Bronzezeit Bearbeiten Gewissheit besteht ab etwa 2000 v Chr Personennamen und Lehnworter im Wortschatz der altassyrischen Dokumente aus Kultepe die zwischen 1950 und 1700 v Chr mittlere Chronologie verfasst wurden zeigen dass damals das Hethitische und das Luwische bereits zwei verschiedene Sprachen waren Nach Meinung vieler Forscher siedelten damals die Hethiter am oberen Kizilirmak mit dem politisch wirtschaftlichen Zentrum um Kanis Nesa nach dem die Hethiter ihre Sprache nesili u a nannten Die Luwier werden plausibel in Sud und Westanatolien lokalisiert mit dem moglichen politischen Zentrum in Purusḫanda Die damals in Anatolien wohnenden assyrischen Handler nannten die einheimische Bevolkerung unterschiedslos nuwaʿum was nach einigen Forschern auf den Luwiernamen zuruckgefuhrt wird wobei der l n Wechsel im Anlaut durch hurritische Vermittlung bedingt ware Doch ist diese Deutung umstritten Hethitische Zeit Bearbeiten Die althethitischen Gesetze aus dem 17 Jahrhundert v Chr behandeln auch Falle die die damals noch unabhangigen Lander Pala und Luwiya betreffen Diese bezogen sich auf Handler und Personen die in ein anderes Land verschleppt wurden und scheinen auf Abmachungen zwischen Ḫatti und Luwiya zu basieren 2 Zu beachten ist dabei dass die Luwier vermutlich keinen luwischen Staat schufen Im Laufe der Zeit bildete sich im Westen allerdings Arzawa mit dem Kerngebiet im Tal des Maiandros Im Suden befand sich der Staat Kizzuwatna der aus einer hurritisch luwischen Mischbevolkerung bestand Erst in der hethitischen Grossreichszeit wurde in Sudanatolien der Staat Tarḫuntassa geschaffen Ob das Land Wilusa das von der vorherrschenden Meinung in der Troas lokalisiert wird was aber unsicher und strittig ist vgl Artikel Wilusa und um 1280 v Chr Vasall des Hethiterreichs wurde zu den luwischen Staaten gehorte kann anhand der Zeugnisse nicht entschieden werden In der Forschung wird diskutiert ob in der Troas Luwisch oder aber eine Fruhform des Lydischen gesprochen wurde 3 Arzawa Bearbeiten Hauptartikel Arzawa Arzawa wird bereits in althethitischer Zeit genannt lag damals aber ausserhalb des Interesses der hethitischen Grosskonige Zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen kam es unter Konig Tudḫaliya I oder Tudḫaliya II Unter anderem Einfalle der pontischen Kaskaer und Ḫajasa Azzi in das hethitische Reich fuhrten zu dessen Schwachung und gleichzeitig zum Erstarken von Arzawa dessen Konig Tarḫuntaradu von Pharao Amenophis III angefragt wurde ihm eine Tochter als Frau zu geben Der hethitische Grosskonig Mursili II zerschlug schliesslich nach mehreren Feldzugen die schon unter seinem Vater Suppiluliuma I begonnen hatten das Arzawareich Vor dem Fall der Hauptstadt Apasa floh der letzte arzawische Herrscher Uḫḫaziti auf eine Agaisinsel wo er bald darauf verstarb Arzawa wurde anschliessend durch die Hethiter in Vasallenstaaten aufgeteilt Mira Kuwalija wahrscheinlich das einstige Kernland Arzawas Seḣa und Ḫapalla 4 Seḫa Bearbeiten Hauptartikel Seḫa Seḫa war wahrscheinlich ungefahr deckungsgleich mit der antiken Landschaft Lydien Es wird erstmals im fruhen 14 Jahrhundert genannt als der hethitische Konig Tudḫaliya I gegen eine Koalition von Assuwa Staten besiegte zu der auch Wilusa gehorte Nach der Unterwerfung von Arzawa durch Mursili II im spaten 14 Jahrhundert v Chr wurde Seḫa als Vasallenstaat des hethitischen Reiches geschaffen das von einem Konig regiert wurde der dem hethitischen Grosskonig unterstellt war Im 13 Jahrhundert v Chr musste Seḫa Uberfalle des vermutlich arzawanischen Rebellen Piyamaradu erdulden der laut einem Brief des Manapa Tarḫunta CTH 191 5 offenbar Seḫa zeitweilig besetzte und die nahegelegene Insel Lazpa vermutlich Lesbos uberfiel Kizzuwatna Bearbeiten Hauptartikel Kizzuwatna Kizzuwatna ist der hethitisch luwische Name des antiken Ebenen Kilikien Das Gebiet wurde im 16 Jahrhundert v Chr von den Hethitern unterworfen Gegen 1500 v Chr loste sich das Land ab und bildete das Konigreich Kizzuwatna dessen Herrscher wie die hethitischen Herrscher den Titel Grosskonig trugen Der hethitische Grosskonig Telipinu sah sich gezwungen mit Grosskonig Isputaḫsu einen Vertrag zu schliessen der jeweils von den Nachfolgern erneuert wurde Unter Konig Pilliya verlor Kizzuwatna seine Souveranitat und wurde Vasall von Mitanni Um 1420 v Chr sagte sich Konig Sunassura von Mitanni los und schloss einen Bund mit dem hethitischen Konig Tudḫaliya I doch bald darauf scheint das Land ins hethitische Reich eingegliedert worden zu sein und war seither fester Teil des Reiches bis zu dessen Untergang um 1190 v Chr Eisenzeit Bearbeiten Nach dem Zusammenbruch des hethitischen Grossreichs um 1190 80 v Chr bildeten sich in Nordsyrien und Sudostanatolien mehrere Neo hethitische Staaten deren Herrscher sich teilweise als Grosskonige bezeichneten sich also als legitime Nachfolger der hethitischen Herrscher ansahen oder kleine Furstentumer So entstand im sudostlichen Zentralanatolien Tabal in Kilikien Kawa Que in Nordsyrien Gurgum am Euphrat Melid Kummuḫ Karkamis und ostlich des Flusses Masuwara und am Orontes Unqi Patina und Hamath Die Fursten und z T Handler dieser Staaten benutzten das Hieroglyphenluwische fur ihre Inschriften die bis ins 8 Jahrhundert v Chr datieren Von besonderer Bedeutung ist die Bilingue des Fursten Azza Tiwada in Kilikien Siehe auch BearbeitenLuwische Sprache Luwische ReligionLiteratur BearbeitenHartmut Blum Luwier in der Ilias In Hans Joachim Behr Gerd Biegel Helmut Castritius Hrsg Troia Traum und Wirklichkeit Ein Mythos in Geschichte und Rezeption Tagungsband zum Symposion im Braunschweigischen Landesmuseum am 8 und 9 Juni 2001 im Rahmen der Ausstellung Troia Traum und Wirklichkeit Braunschweigisches Landesmuseum Braunschweig 2003 ISBN 3 927939 57 9 S 40 47 H Craig Melchert Hrsg The Luwians Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 Maciej Popko Volker und Sprachen Altanatoliens Harrassowitz Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 447 05708 0 Luwier S 65 76 Ilya S Yakubovich Sociolinguistics of the Luvian Language Brill Leiden 2010 ISBN 978 90 04 17791 8 Auch in Die Hethiter und ihr Reich Ausstellungskatalog Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1676 2 Alice Mouton Ian Rutherford Iliya Yakubovich Luwian Identities Culture Language and Religion Between Anatolia and the Aegean Brill Leiden 2013 ISBN 978 90 04 25279 0 Fred C Woudhuizen The Luwians of Western Anatolia Their Neighbours and Predecessors Archaeopress Oxford 2018 ISBN 978 1 78491 827 9 Eberhard Zangger Die luwische Kultur Das fehlende Element in der Agaischen Bronzezeit Ege Yayinlari Istanbul 2016 ISBN 978 605 9680 21 9 Eberhard Zangger Die Luwier und der Trojanische Krieg Orell Fussli Zurich 2017 ISBN 978 3 280 05647 9 Weblinks BearbeitenLuwian Studies Urs Willmann Rauberbanden im Mittelmeer In DIE ZEIT Nr 21 2016 Einzelnachweise Bearbeiten H Craig Melchert The Luwians Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 S 23 26 H Craig Melchert The Luwians Leiden 2003 ISBN 90 04 13009 8 S 28 f Peter Hogemann Norbert Oettinger Lydien Ein altanatolischer Staat zwischen Griechenland und dem Vorderen Orient De Gruyter Berlin Boston 2018 S 1 S 86 Anmerkung 83 S 89 mit Belegen in Anmerkung 89 John David Hawkins Tarkasnawa King of Mira Tarkondemos Bogazkoy sealings and Karabel In Anatolian Studies Band 48 1998 S 10 Siehe zu diesem u a Gary M Beckman Trevor R Bryce Eric H Cline The Ahhiyawa Texts Writings from the Ancient World Band 28 Society of Biblical Literature Atlanta 2011 ISBN 978 1 58983 268 8 S 140 144 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luwier amp oldid 236954359