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Troas altgriechisch Trῳas ist der antike Name einer Landschaft im nordwestlichen Teil Kleinasiens sudostlich der Meerenge der Dardanellen im Altertum Hellespont und nordlich der Insel Lesbos Ein Bergmassiv im Sudosten und Osten trennte sie vom Rest Kleinasiens Die Troas umgab die antike Stadt Troja Nach Stephanos von Byzanz nannte man die Troas auch Teukris Dardania oder Xanthe 1 Landkarte der TroasLandkarte von Kleinasien von 332 v Chr bis 395 n Chr lateinische Beschriftung Inhaltsverzeichnis 1 Topografie 2 Namensherkunft 3 Geschichte 4 Naturlandschaften 5 Landwirtschaft 6 Klima 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseTopografie BearbeitenDas Gebiet der Troas bestand aus dem Einzugsgebiet dreier Flusse des Simois Dumrek Cayi im Norden des Skamander Karamenderes Cayi und des Satnioeis Tuzla Cayi im Suden Im Westen und Suden grenzte sie an das Agaische Meer die Nord und Ostgrenze war schon in der Antike unklar vgl Strabon Geographika 13 Buch 2 Strabon orientierte sich an Homer als er die Nordostgrenze der Troas an den Fluss Aisepos Gonen Cayi und die Sudostgrenze an den Golf von Adramyttion Edremit Korfezi legte 1 Die Troas wurde grosstenteils von den Verzweigungen des bis zu 1774 Metern Hohe steil aufsteigenden waldreichen Idagebirges Kaz Dagi eingenommen zwischen denen sich nur das Tal des Skamander hinzieht der zum Hellespont hinab mehrere breitere Stufenebenen durchfliesst Namensherkunft BearbeitenDie Troas wurde nach ihren Bewohnern den bei Homer genannten Trojanern Trῶes Trōes benannt 1 Das Volk erhielt seinen Namen von einem mythischen Eponymos dem Konig Tros einem Enkel des Dardanos Zur Herkunft der Trojaner und einer Verwandtschaft mit anderen Volkern ist nichts bekannt Reste einer eigenen Sprache sind nicht erhalten Vermutungen gehen in Richtung eines thrakischen oder phrygischen Ursprungs 1 Strabon 13 I 8 bezeichnete die Trojaner Troer als Teil der Thraker 3 nbsp Landschaft der TroasTeile der Troas waren in der griechischen Mythologie der Schauplatz des Trojanischen Krieges Das in der Troas gelegene homerische Ilios ist nach einer bis heute umstrittenen Theorie die der Indogermanist Paul Kretschmer schuf und die aktuell unter anderem vom Altorientalisten Frank Starke und vom Altphilologen Joachim Latacz vertreten wird mit dem in hethitischen Quellen mehrmals genannten Wilusa zu verbinden Demnach war der altgriechische Name von Wilusa in mykenischer Zeit Wilios woraus durch Wegfall des W Digamma bereits in vorhomerischer Zeit Ilios oder Ilion wurde Ferner wird von den Anhangern dieser Forschungsmeinung vertreten dass das in einem hethitischen Text als Teil der Assuwa Koalition des spaten 15 Jahrhunderts v Chr erwahnte Taruisa mit der Troas oder Troja verbunden werden kann So vermutet Latacz dass Hethiter Luwier und Griechen eine zugrundeliegende altere Ortsnamensform zu unterschiedlichen Zeiten in ihre Sprachen ubernahmen Taruwisa Tru w isa Troia 4 Im Gegensatz zu einer von ihm angenommenen Unmoglichkeit einer rein indogermanischen Lautgleichung zwischen den beiden Ortsbezeichnungen halt Ivo Hajnal die Moglichkeit einer relativen formalen Identitat des homerischen Troih Troie mit dem hethitischen Taruisa fur gegeben 5 Geschichte BearbeitenDas Gebiet der Troas war schon in der Jungsteinzeit Neolithikum besiedelt In der Ebene des unteren und dem Tal des oberen Skamander fanden sich Siedlungsspuren der fruhen Bronzezeit 1 nbsp Griechische Siedlungsgebiete an der Agais im 5 Jahrhundert v Chr Ab dem fruhen 1 Jahrtausend v Chr wurde die Troas namentlich an der Kuste vor allem von Aiolern besiedelt Wichtigere Orte aus griechischer Zeit die auch Munzen auspragten sind vor allem Abydos Alexandria Troas Antandros Assos Birytis Dardanos Gargara Gergis Hamaxitos Kebrene Kolone Lamponeia Lampsakos Neandreia und Skepsis nbsp Obol aus Neandreia Troas mit Widder und NEAN um 400 v Chr vgl Szaiert Sear Nr 4091Die Landschaft gehorte in der Diadochenzeit zur Region Mysien Im Romischen Reich war sie Teil der romischen Provinz Asia Unter byzantinischer Herrschaft gehorte die Troas zum Thema der Agaischen Inseln und wahrend des Osmanischen Reichs war sie Teil von Bigha Heute ist die Troas Teil der turkischen Provinz Canakkale und umfasst das Gebiet der Halbinsel von Biga Biga Yarimadasi 6 Am sudwestlichen Kap Bababurun liegt mit Babakale der westlichste Punkt des kleinasiatischen Festlands Naturlandschaften Bearbeiten nbsp Die Karte zeigt die unterschiedlichen Naturraume der Troas entsprechend ihrer geologischen bzw geomorphologischen RelevanzBeiderseits der Dardanellen Wasserstrasse jener 65 km langen bis zu 100 m tiefen und 1 3 bis 6 km breiten Meerenge zwischen Marmarameer und Agais einem aufgrund tektonischer Senkung im Pleistozan unter den Meeresspiegel getauchten Flusstal das traditionell als Grenze zwischen Europa und Asien bezeichnet wird pragen kaum gefaltete weiche tertiare Meeres und Brackwassersedimente aus Sandsteinen Tonen Mergeln und Kalken das Relief Sie bilden mit lang gestreckten flachen Spornen und Riedeln die Basis bauerlichen Regenfeldbaus In steilere Kustenpartien des Uferhugellandes mit deutlichen Uferterrassen eiszeitlicher Meereshochstande sind schmale Strandbuchten eingelassen Im Gegensatz zum eher waldarmen Tertiarhugelland der schmalen Gelibolu Halbinsel auf europaischer Seite bietet die Troas in Kleinasien als westlicher Teil der 100 km breiten Biga Halbinsel vor allem in ihren hoheren Partien ein abwechslungsreiches Landschaftsbild und insgesamt ein vielgestaltiges Relief vom felsigen Hochgebirge bis zum flachen Kustenhof In diesen Waldberglander der Troas dienen tertiare Becken innerhalb der zumeist ackerbaulich genutzten Riedellandschaften als Haupttrager eines intensiveren Feldbaus Dazu zahlen als Senkenzonen mit Alluvialboden unter anderem die Skamander Dumrek Ebene im Umfeld von Troia oder das Becken von Ezine Bayramic am unteren und mittleren Skamander Kara Menderes der mit einer Vielzahl von Zuflussen die Troas als 124 km langer Hauptfluss entwassert Dabei bilden die Kalkberglandschwellen des Cicekligol Dagi und des Figla Dagi mit seinen Basaltaufsatzen Balli Dag zwischen westlicher und innerer Troas einen auffallig trennenden Sperrriegel in den sich der Skamander mit einem engen Durchbruchstal Araplar Bogazi zwischen Ezine und Tastepe eingeschnitten hat Die hoheren Berglander von denen einige erzfuhrende Lagerstatten aufweisen gruppieren sich jeweils gegenuberliegend rings um die Senkenzone des mittleren Skamander zwischen Ezine und Bayramic Im Westen liegt das Granitbergland des 579 m hohen Cigri Dagi mit den Ruinen von Neandria Gegenuber etwa 70 km entfernt im Osten erheben sich die Granitberge der Olduren Daglari eingehullt vom gefalteten Palaozoikum des Sakar Dagi Besonders markante Beispiele der granitischen Wollsackverwitterung mit Tafonibildung findet man in den Granit Regionen rund um den Cigri Dagi und sudwestlich davon bei Kocali Yavaslar Kayacik Karakislar Belenobasi bzw Tavakli am Sudostrand des Salihler Plateaus bei Kuscayir sowie am Yanik T zwischen Kocakoy und Gulpinar Im Sudosten ragt der kristalline Schiefergebirgsstock des zum Teil dicht bewaldeten Kaz Dagi Ida Gebirge auf mit den palaozoischen Nordwest und Westabdachungen des Dede Dagi Cal Dagi Dikilidag und Delitepe Gegenuber im Nordwesten steigt das waldreiche Salihler Schieferplateau Buyukhayrettin Tepesi bis auf uber 500 m an Nordostlich anschliessend erreichen Auslaufer andesitisch trachytischer Vulkanberglander mit ausgedehnten Hochwaldern im Kara Dagi Aladag und Gokcedag Hohen von mehr als 750 m Gegenuber in der sudwestlichen Troas bildet die Vulkanlandschaft des Kavak Dagi Karbasti Dagi und Yoyu Dagi ein zumeist baumarmes ausgedehntes Plateau Die uberall auffallig prasenten Vulkanite weisen zusammen mit den Thermalquellen von Kestanbul Kaplica und Tuzla die Troas als latente tektonische Unruhezone aus Schwerere Erdbeben in dieser Region durften unter anderem fur den Niedergang antiker Stadte wie Troia oder Alexandria Troas verantwortlich sein 7 Landwirtschaft BearbeitenNach allem bisherigen Wissen war die Troas im 19 Jahrhundert mit wenigen Ausnahmen ackerbaulich unbebaut und mit Fichten und Eichen bedeckt 8 Obwohl auch heute noch betrachtliche Teile der Troas mit Wald bedeckt sind hat sich das Landschaftsbild vor allem im Umfeld der Dorfer gravierend verandert weniger durch Zunahme des Feldbaus als vielmehr durch die uberstockte Kleintierhaltung der Bauern Innerhalb der Waldberglander ist Ackerbau selten Auf Rodungsinseln wird heute weitgehend Kleinviehwirtschaft betrieben die durch Waldweide auch im weiteren Umfeld der Gehofte die Busch und Waldlandschaften nutzt und schadigt Unkontrollierte Uberweidung vor allem durch Ziegen hat in vielen Teilen der Troas unverwechselbar auffallige Landschafts Charaktere geschaffen an denen sich die Stadien einer langen Landschaftszerstorung ablesen lassen Typisch geworden sind degradierte Wald Busch und Graslandschaften unterschiedlichsten Zerstorungsgrades durch Viehverbiss und Viehtritt Besonders auffallig sind derartige Landschaften vor allem auf den von Wald durchsetzten vulkanischen Hochplateaus im Sudwesten der Troas wo die Voraussetzungen fur okonomisch vertretbaren Ackerbau bescheiden sind und deshalb Kleinviehhaltung vorherrscht In den Hugellandpartien zwischen Ezine und dem Karadag besonders aber in den relativ dicht mit Dorfern besetzten und von vulkanischen Decken gepragten sudwestlichen Berglandbereichen um den Tuzla Cayi sind die Spuren traditioneller Kleinviehhaltung uberall auch ausserhalb der Nahbereiche der Siedlungen offensichtlich Wahrend das hohere Hinterland und die Flanken der Talkerben zwischen Tavakli Ayvacik und Assos durch Aufforstung wieder von zum Teil dichten Waldern bedeckt sind zeigen sich die meeresnahen Partien oft als kahle oder buschbedeckte Hochflachen mit marginalem Wirtschaften auf Kleinviehbasis Hier sind es nicht mehr kleinere Rodungsinseln innerhalb der Waldungen hier breiten sich weitlaufige karge Weideflachen aus Obwohl viele der Tertiar Riedel der westlichen troadischen Kustenpartien und beiderseits des mittleren Skamander von Getreidekulturen eingenommen werden ist die Troas insgesamt immer noch eher extensiv bewirtschaftet Sieht man einmal davon ab dass weite Landschaftsteile des Salihler Plateaus des Kavak Dagi oder des Kaz Dagi ohnehin mit einem dichten Waldkleid bedeckt sind so findet man selbst in den offeneren Landschaften immer wieder Reste grosserer Kiefern und Eichenbestande wobei unter den letzteren die Walloneneichen auch Gerbereiche Quercus ithaburensis macrolepis als Lieferant fur Gerbstoffe eine historische Sonderstellung hatten 9 Von den 974 000 Hektar der Provinz Canakkale sind knapp 54 Wald und Buschland und nur 34 Kulturlandflachen Baumarme landwirtschaftliche Flachen sind eher selten und die Durchsetzung der Agrarlandschaft mit Schatten spendenden Baumen wie Wildobst oder Weissdorn ist typisch Daruber hinaus bildet die Kohlerei in der Troas eine nicht unerheblich okonomisch erganzende Bedeutung 10 Olbaume und Walloneneichen besetzen als Stockwerkkulturen weit verbreitet die Getreideflachen und in kleinen und grossen Garten kultivierte Obstbaumbestande im Umfeld der Dorfer verleihen manchen Partien der troadischen Kulturlandschaft das abwechslungsreiche Bild einer Gartenbauregion Im Hinterland von Assos erinnern die von Heckenstrauchern umhegten unregelmassigen Blockfluren und Feldwege an eine jener typisch europaischen Hecken und Knicklandschaft wie man sie auch in Schleswig Holstein in den franzosischen Les Landes in Irland oder Grossbritannien findet Besonders in den mit fruchtbaren Alluvionen aufgeschwemmten Binnenbecken und Kustenebenen zeigt die Troas inzwischen ihren intensivsten Nutzungscharakter Noch vor wenigen Jahrzehnten waren derartige Flachen kaum bewassert und weitgehend mit traditionellen Ackerkulturen bewirtschaftet Das war in der Vergangenheit offensichtlich nicht immer so Reste alter aufgelassener Ackerterrassen verweisen an vielen Stellen der Berglandbereiche speziell im Umfeld antiker Siedlungsreste auf eine einst deutlich intensivere Kultivierung des Raumes im Terrassenfeldbau der nach derzeitigem Forschungsstand nicht nur bis in die neugriechische Besiedlung der turkischen Westkusten zuruckreicht sondern zumindest bis in die spatantik byzantinische 11 Die seit Beginn des 20 Jahrhunderts zunehmende Bevolkerungsdichte in der Turkei hatte eine teilweise bis zur Unvernunft gesteigerte Landnahme auch in der Troas zur Folge Sie geschah auch dort auf Kosten von Waldern und Weiden Wegen zu geringer Ertrage versuchten viele Landwirte als Alternative zu intensivieren An die Stelle der ublichen Brachrotation traten zunachst Fruchtrotation und Dungung um eine Ubernutzung der Boden in Grenzen zu halten Alternativen zur Rodung der Berglander oder zur Intensivierung bestehender Ackerflachen standen zunachst kaum zur Verfugung denn Teile des Alluviallandes der Troas wurden noch bis vor wenigen Jahrzehnten zur Hochwasserzeit regelmassig uberschwemmt Partien sind heute trotz Drainage noch versumpft Das gilt vor allem in den unteren Deltaregionen des Skamander und des Tuzla Cayi Dadurch erhohte sich zwar die Fruchtbarkeit der Boden gleichzeitig verscharfte sich aber auch neben der Ausbreitung der Malaria wegen der stark hygroskopischen Boden die Versumpfung und Morastierung die eine Bearbeitung stark beeintrachtigten Heute sind die Becken und Kustenebenen fast uberall drainiert und es stehen nach Anlage von Kleintalsperren golet verschiedene staatliche Bewasserungsanlagen zur Verfugung Die Erschliessung der Uberschwemmungsareale hatte in der Troas durch angesiedelte Muhacir politische Ruckwanderer aus verlorenen Gebieten des Osmanischen Reiches begonnen Der Auf und Ausbau eines ausgedehnten und wirkungsvollen Be und Entwasserungsnetzes war in der Turkei bereits vor dem Zweiten Weltkrieg durch das DSI Devlet Su Isleri Staatswasserbauamt erfolgt und wurde spater seit Mitte der 1960er Jahre durch das Boden und Wasseramt Topraksu kraftig vorangetrieben Trotz deutlicher Ausweitung des Ackerlandes innerhalb der Troas um mehr als ein Drittel seit den 1970er Jahren gingen dort die Getreidefluren eher zuruck Wahrend der Nachkriegsjahre hatte sich eine weitgehende Mechanisierung der Landwirtschaft auch in der Troas vollzogen die vor allem in den kusten und europanahen Regionen der Troas eher anlief als im troadischen Hinterland Im Gegensatz zu den grossen Kustenebenen der Turkei erfolgte in der Troas keine Ausdehnung der Anbauflachen zugunsten der damals nur vereinzelt kultivierten Baumwolle sondern es wurden zunachst weiter die traditionell ublichen Feldfruchte angebaut Obwohl die Baumwolle zu den sogenannten Cash Crops der turkischen Agrarlandschaft zahlt setzte sich ihre vermehrte Kultivierung in der Troas eher zogerlich durch Baumwollanbau blieb bis in die Gegenwart trotz Ausdehnung des Bewasserungslandes gegenwartig sind nur etwa 42 von moglichen 120 600 ha bewassert eher ohne auffallige Dominanz Baumwollkulturen bedecken dort nur 1 5 der bearbeiteten Ackerflachen Vor etwa 30 Jahren lagen die Durchschnittsertrage von Baumwolle in der Troas bei ca 500 kg ha Heute sind sie etwa dreimal so hoch erreichen damit aber nicht einmal das Landesmittel 3800 kg ha 2004 Mit der Olkrise Ende der 1970er Jahre hatte sich seit Anfang der 1980er Jahre die Anbauflachen fur Baumwolle auch in der Troas verringerten Trotzdem produzieren die Troasbauern heute mehr als doppelt so viel Baumwolle wie 30 Jahre zuvor Aufgrund verschiedenster Intensivierungsmassnahmen erlebte die Baumwolle nach den 1990er Jahren deutliche Steigerungsraten mit spurbarer Zunahme der Hektarertrage Lagen die Durchschnittsertrage von Baumwolle in der Troas vor etwa 30 Jahren noch bei ca 500 kg ha sind sie heute etwa dreimal so hoch erreichen damit aber nicht einmal das Landesmittel 3800 kg ha 2004 Andererseits konnten dank fortschreitender Intensivierung die Gemuseanbauflachen in der Troas auf Kosten der Baumwolle kraftig aufgestockt werden Die Gewinner der Agrarlandausweitung durch Drainage und Bewasserung der Alluvialebenen waren zweifellos nicht die Baumwoll Farmer sondern die Gemuse Bauern der Troas Eine landwirtschaftliche Besonderheit der westanatolischen Kustenlandschaften sind Olbaumkulturen Auch in der Troas ist der Olbaum der wichtigste fruchttragende Baum der partiell in ausgedehnten Monokulturen eine dominante Rolle spielt Seine Fruchte werden vor allem zur Olgewinnung und als Speiseoliven verwendet Eine Intensivierung des Olivenanbaus in der Troas wurde bereits seit Beginn der griechischen Kolonisation in archaischer Zeit verzeichnet Neben der Verwendung als Speiseol diente das Olivenol in der Antike als wichtigster Brennstoff fur die Beleuchtung wie die zahlreich gefundenen tonernen antiken Ollampen belegen Bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts lag die Olivenolproduktion an der kleinasiatischen Kuste uberwiegend in den Handen der griechischen Bevolkerung 12 13 Das nordlichste agaische Olbaumgebiet der Turkei liegt um den Golf von Edremit auf den Sudabhangen des Kaz Dag Idagebirge und an der westlichen Troaskuste mit riesigen Monokulturen uber neun Millionen Baume Viele Flachen sind im Besitz der Verwaltung frommer Stiftungen Vakif und werden in Grossbetrieben bewirtschaftet Das verhilft dem Edremit Gebiet zu dem Ruf die hochwertigsten Ole und Speiseoliven der Turkei zu produzieren In der Troas findet man derartige Olivenkulturen vor allem an der mittleren und ostlichen Edremit Golfkuste zwischen Assos und Edremit an der westlichen Edremit Golfkuste zwischen Suruce und Deveboynu Burnu sowie in der westlichen Troas mit Schwerpunkten um Geyikli Geyikli Iskelesi und Dalyan Bozkoy Kumburun Camoba Mecidiye Darikoy Gokcebayir sowie Kemalli wo sich eine florierende Seifen und Olindustrie entwickelt hat Klima Bearbeiten nbsp Das Klimadiagramm fur Canakkale zeigt die fur die Kustenlage klare Zweiteilung des Mittelmeer Klimas mit kurzem heiss trockenem Sommer und typischem Winterregen Regime Die auffallige Prasenz ausgedehnter Olbaumkulturen von den Kusten bis weit ins Landesinnere signalisieren die Lage der Troas im weitestgehend frostfreien mediterranen Klimabereich Nach Oguz Erol 14 zahlt die Biga Halbinsel und damit auch die Troas zum klimatischen Grossraum der Marmara Region Andererseits wird der Raum von Sirri Erinc 15 und Michael Alex 16 noch zum Mittelmeertyp gerechnet womit er sich als klimatische Ubergangsregion zwischen den Extrema der Agais Region einerseits und der Schwarzmeer Region andererseits offenbart Man sollte sich allerdings nicht von hohen Sommer Temperaturen von bis zu 39 C tauschen lassen Im Sommer haben wir etwas kuhlere und feuchtere Verhaltnisse als in der Agais Wahrend der bekannte Passatwind der Etesien Meltemi von Juni bis September als sommerlich kuhlender Nordwestwind den Windmotor antreibt wird das Klima bisweilen von kalteren Poyraz Winden aus Nordosten bestimmt die bis weit in die Dardanellendepression und die Agais hinein wirksam bleiben was fur kurzere Regenperioden verantwortlich ist nbsp Auch das Klimadiagramm fur Bayramic zeigt die fur die innere Troas deutliche Zweiteilung des Klimas mit kurzem heiss trockenem Sommer und Winterregen Regime allerdings mit etwas mehr Niederschlagen und leicht hoheren Sommer bzw leicht niedrigeren Winter Temperaturen Die Winter sind nicht immer so mild wie es statistische Mittelwerte vorgaukeln Nicht selten weht der Lodos als gefurchteter winterlicher Sudwest bis Sudoststurm von Oktober bis April Dann liegt das Gebiet im Bereich der Zugbahnen von Tiefdruckgebieten die von der Agais zum Schwarzen Meer ziehen auf deren Ruckseite Kaltlufteinbruche mit Schneesturmen von Nordwesten nicht selten sind Trotz moderater Jahresmitteltemperaturen von 15 20 C in Kustennahe und 10 15 C in hoheren Regionen ist der Winter mit Mittelwerten zwischen 0 und 10 C Januar schon recht frisch Auf den Berglandern von Kaz Dagi und Karadag herrscht dann sogar Frost Statistiken vermerken selbst fur die Kustenstadt Canakkale durchschnittlich 26 2 Frost und 3 9 Schneetage im Jahr Als tiefste Temperatur wurden dort 11 0 C gemessen 17 Die hin und wieder auf weiten Flachen erfrorenen Olivenbestande signalisieren die Nahe der Troas zum gemassigten Klimabereich Mitteleuropas mit unvermittelt auftretenden winterlichen Kaltlufteinbruchen aus dem Norden bis mitunter weit nach Suden zum Golf von Edremit Winter 1986 87 Der Gebirgsstock des Ida Gebirges Kaz Dagi reicht mit seinem 1774 m hohen Hauptgipfel deutlich uber die winterliche Frostgrenze hinaus wirkt als Klimascheide zur Agais grenzt die Landschaft der Troas nach Suden hin markant ab und erlaubt dort im frostgeschutzten trockeneren Suden problemlos ausgedehnte Olivenhaine auf den Gebirgsflanken und den westlichen Auslaufer Dort stellt sich das Fruhjahr auch in etwas hoheren Lagen bereits deutlich fruher ein als auf dem Salihler Plateau oder der Nordseite dieses Gebirges Im hoheren Kaz Dagi liegen die Niederschlage deutlich uber 1000 mm im Jahr Im mediterranen Winter Niederschlagsregime mit Sommertrockenheit konnen mittlere Jahresniederschlage von 600 bis 1000 mm je nach Lage und Hohe schwanken Canakkale max 977 7 mm min 414 0 mm Regenmengen von 500 600 mm die mit 80 prozentiger Sicherheit jedes Jahr mindestens fallen sind aber fur den Regenfeldbau in der landlichen Troas mehr als ausreichend Hier auf den Hohen des Kaz Dagi hat sich zwischen 300 und 1650 m Hohe die Troja Tanne Abies nordmanniana subsp equi trojani Syn Abies equi trojani auch Kleinasiatische Tanne oder Westturkische Tanne genannt als einziges naturliches Vorkommen in einer Art Ruckzugs Domizil erhalten konnen 18 Auch der lateinische Name der Himbeere Rubus idaeus der auf Plinius zuruckgeht ruhrt von diesem Kaz Dagi Ida Gebirge her 19 Literatur BearbeitenHeinrich Schliemann Troja Ergebnisse meiner neuesten Ausgrabungen Auf der Baustelle von Troja in den Heldengrabern Bunarbaschi und anderen Orten der Troas im Jahre 1882 F A Brockhaus Leipzig 1884 Digitalisat abgerufen am 25 Juli 2017 John M Cook The Troad An archaeological and topographical study Clarendon Press Oxford 1973 ISBN 0 19 813165 8 Horst Schafer Schuchardt Antike Metropolen Gotter Mythen und Legenden Die turkische Mittelmeerkuste von Troja bis Ionien Belser Stuttgart 2001 ISBN 3 7630 2385 2 S 55 73 Uberblick zu Alexandreia Troas Neandreia Chryse Ida Gebirge und Assos Catherine Hofmann Die homerische Troas oder Wie lassen sich Epos Terrain und Karte zur Ubereinstimmung bringen In Cartographica Helvetica 25 2002 S 37 46 doi 10 5169 seals 13373 Justus Cobet Die Troas als historische Landschaft In Dagmar Unverhau Hrsg Geschichtsdeutung auf alten Karten Archaologie und Geschichte Harrassowitz Wiesbaden 2003 S 332 377 ISBN 3 447 04813 1 Gunther A Wagner Ernst Pernicka Hans Peter Uerpmann Hrsg Troia and the Troad Scientific approaches Springer Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43711 8 Alexandra Trachsel La Troade Un paysage et son heritage litteraire Les commentaires antiques sur la Troade leur genese et leur influence Schwabe Basel 2007 ISBN 978 3 7965 2254 3 Volker Hohfeld Hrsg Stadt und Landschaft Homers Ein historisch geografischer Fuhrer fur Troia und Umgebung Zabern Mainz 2009 ISBN 3 8053 4076 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Troas Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Elmar Schwertheim Troas In Hubert Cancik Helmuth Schneider Hrsg Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Band 12 1 WBG Darmstadt 2012 ISBN 978 3 534 26764 4 Sp 849 Albert Forbiger Hrsg Strabo s Erdbeschreibung Band 6 Krais amp Hoffmann Stuttgart 1859 Digitalisat abgerufen am 23 Juli 2017 Albert Forbiger Hrsg Strabo s Erdbeschreibung Band 6 Krais amp Hoffmann Stuttgart 1859 S 9 Digitalisat abgerufen am 25 Juli 2017 Joachim Latacz Troia und Homer Der Weg zur Losung eines alten Ratsels 6 Auflage Koehler amp Amelang Leipzig 2010 ISBN 978 3 7338 0332 2 Ist Troia Taruwisa Tru w isa S 152 Ivo Hajnal Ṷilusa Taruisa Sprachwissenschaftliche Nachbetrachtungen zum Beitrag von Susanne Heinhold Krahmer In Christoph Ulf Hrsg Der neue Streit um Troja C H Beck Munchen 2003 ISBN 978 3 406 50998 8 S 172 Digitalisat abgerufen am 24 Juli 2017 Elmar Schwertheim Troas In Hubert Cancik Helmuth Schneider Hrsg Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Band 12 1 WBG Darmstadt 2012 ISBN 978 3 534 26764 4 Sp 848 Volker Hohfeld Stadt und Landschaft Homers Ein historisch geografischer Fuhrer fur Troia und Umgebung Hrsg Volker Hohfeld Philipp von Zabern Mainz 2009 ISBN 978 3 8053 4076 2 S 17 36 Heinrich Schliemann Ithaka der Pelopones und Troja Leipzig 1869 S 125 Volker Hohfeld Stadt und Landschaft Homers Ein historisch geografischer Fuhrer fur Troia und Umgebung Hrsg Volker Hohfeld Philipp von Zabern Mainz 2009 ISBN 978 3 8053 4076 2 S 78 ff Stephan W E Blum Volker Hohfeld Rustem Aslan Holzkohlengewinnung und Kohlereibetrieb in der Troas Nordwestturkei In Manfred Korfmann Hrsg Studia Troica Band 15 Philipp von Zabern Mainz 2005 ISBN 3 8053 3480 X S 309 319 Volker Hohfeld Siedlungsprozesse in turkischen Waldberglandern seit der Antike In Rustem Aslan u a Hrsg Mauerschau Festschrift fur Manfred Korfmann Band 3 Bernhard Albert Greiner Remshalden 2002 ISBN 3 935383 10 X S 948 Ernst Fickendey Der Olbaum in Kleinasien Leipzig 1922 S 30 f Suraiya Faroqhi Wealth and Power in the Land of Olives Economic and Political Activities of Muridzade Haci Mehmed Agha Notable of Edremit In C Keyder F Tabak Hrsg Landholding and Commercial Agriculture in the Middle East New York 1991 S 79 f Oguz Erol Die naturraumliche Gliederung der Turkei In Beihefte zum TAVO Reihe A Nr 13 Reichert Wiesbaden 1983 ISBN 3 88226 176 5 S 49 f 71 Sirri Erinc Klimatoloji ve metodlar Istanbul Univers Cogr Enstit Yay Nr 35 Istanbul 1969 Michael Alex Klimadaten ausgewahlter Stationen des Vorderen Orients Beihefte zum TAVO Nr 14 Reichert Wiesbaden 1985 ISBN 3 88226 278 8 S 40 f Michael Alex Klimadaten ausgewahlter Stationen des Vorderen Orients Beihefte zum TAVO Nr 14 Reichert Wiesbaden 1985 ISBN 3 88226 278 8 S 41 Volker Hohfeld Stadt und Landschaft Homers Ein historisch geografischer Fuhrer fur Troia und Umgebung Hrsg Volker Hohfeld Philipp von Zabern Mainz 2009 ISBN 978 3 8053 4076 2 S 85 f Gustav Hegi Herbert Huber Familie Saxifragaceae In Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 2 Auflage Band IV Teil 2 Seite 295 299 Verlag Carl Hanser Munchen 1961 Antike Landschaften in Kleinasien Aolien Bithynien Galatien Ionien Isaurien Kappadokien Karien Kilikien Kommagene Lydien Lykaonien Lykien Mysien Pamphylien Paphlagonien Phrygien Pisidien Pontos Troas 39 9266 26 499 Koordinaten 39 56 N 26 30 O Normdaten Geografikum GND 4330485 0 lobid OGND AKS VIAF 315137480 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Troas amp oldid 231474270