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Pontos altgriechisch Pontos Meer lateinisch Pontus ist eine historische Landschaft an der kleinasiatischen Sudkuste des Schwarzen Meeres Pontos Eὔ3einos Pontos Euxeinos im Nordosten Anatoliens in der heutigen Turkei Schwarzes Meer pontische Kuste mit Trapezunt und Gebirge 1856 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Geschichte 3 1 Konigreich Pontos 3 2 Romische Provinz 3 3 Byzantinische Diozese 3 4 Kaiserreich Trapezunt 3 5 Pontos unter den Osmanen 3 6 Republik Pontos 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseName Bearbeiten nbsp Auf dieser Karte Putzger 1901 Kleinasien ist Pontus nordlich von Cappadocia eingetragenDer Name leitet sich vom griechischen Namen des Schwarzen Meeres ab Als Bezeichnung fur das Kustenland vor Kappadokien wurden Wendungen wie Kappadokia he peri ton Euxeinon 1 also der zum Meer hin gelegene Teil Kappadokiens oder he pros tōi Pontōi Kappadokia 2 gebraucht aber auch schon bei Strabon ist Pontos alleinstehend gelaufig 3 Der fruheste Beleg fur Pontos als Name der Region findet sich bei Xenophon 4 Lage BearbeitenAls politisches Gebilde bezeichnet Pontos im Lauf der Geschichte Gebiete stark wechselnder Ausdehnung Zum pontischen Kernland gehort dabei die Kustenregion zwischen Schwarzem Meer bis zum und einschliesslich des Pontischen Gebirges und Teile des dahinter liegenden Gebietes In der antiken Geographie wird es begrenzt von Paphlagonien im Westen wobei der Halys oft als Grenzfluss gilt im Suden durch Galatien Kappadokien und Armenia minor und im Osten durch Kolchis und Armenien mit dem Phasis als Grenzfluss Ein wichtiger Fluss war der nach Westen hin zwischen den Bergen Paryadres im Norden und Ophlimos und Lithros im Suden verlaufende Lykos heute der Kelkit Cayi dessen enges Tal sich zur fruchtbaren Ebene von Phanaroia weitete bevor er bei Eupatoria in den Iris heute Yesilirmak mundete Ein weiterer wichtiger Nebenfluss des Iris war der Skylax heute Cekerek Irmagi Seinen besonderen Charakter erhielt die Landschaft durch die Begegnung autochthoner Bewohner des Binnenlandes die kulturell eher nach Persien hin orientiert waren und der griechischen Kolonien an der Kuste Zu diesen gehorten Amisos Kotyora Pharnakeia und Trapezus Geschichte BearbeitenKonigreich Pontos Bearbeiten Hauptartikel Konigreich Pontos nbsp Reich Mithridates VI zu Beginn der Kriege 90 v Chr Das Gebiet gehorte ursprunglich zur persischen Satrapie Kappadokien Nach dem Zusammenbruch des Perserreiches unter dem Angriff Alexanders entstand ein Machtvakuum in dem eine ursprunglich aus Kios an der Propontis stammende Dynastie ihren Einfluss ausdehnen konnte 281 v Chr nahm Mithridates I Ktistes den Konigstitel an Unter seinen Sohnen dehnte sich das Herrschaftsgebiet auch durch eine dynastische Verbindung mit den Seleukiden weiter aus Die Expansion kam erst unter Pharnakes I im Pontischen Krieg 182 179 zum Stillstand Seinem Nachkommen Mithridates VI gelang es im 1 Jahrhundert v Chr schliesslich das Reich zunachst zu seiner grossten Ausdehnung und dann aber in seine grosste Niederlage zu fuhren In den drei Mithridatischen Kriegen wurde Pontos schliesslich von Rom besiegt und zu einem Klientelstaat gemacht Der westliche Teil von Pontos wurde 63 v Chr durch Gnaeus Pompeius Magnus der neu geschaffenen Provinz Bithynia et Pontus eingegliedert der ostliche Teil bestand als abhangiges Konigreich unter verschiedenen Dynasten weiter wahrend Pharnakes II der Sohn von Mithridates VI erfolglos versuchte vom Bosporanischen Reich aus auch den Westen des Reichs seines Vaters zuruckzuerobern 37 v Chr setzte Marcus Antonius Polemon I einen Burger aus Laodikeia am Lykos als Herrscher in Pontos ein Romische Provinz Bearbeiten Hauptartikel Bithynia et Pontus Nach dem Aussterben der Dynastie Polemons 64 n Chr wurde deren Herrschaftsgebiet von Nero als Pontus Polemoniacus der Provinz Galatia angegliedert Zuvor waren schon 3 2 v Chr das Gebiet von Amaseia und die Karanitis als Pontus Galatica und 34 35 n Chr der Priesterstaat von Komana Pontika ebenfalls Galatia zugeschlagen worden Durch seine Heirat mit Pythodoris von Pontos war Archelaos von Kappadokien deren pontisches Herrschaftsgebiet zugefallen das Gebiet wurde daher kurzzeitig auch als Pontus Cappadocius bezeichnet Byzantinische Diozese Bearbeiten nbsp Dioecesis Pontica um 400Im Rahmen der Reichsreformen des Diokletian am Ende des 3 Jahrhunderts wurde die Dioecesis Pontica unter einem in Amaseia residierenden Vicarius eingerichtet deren Gebiet die gesamte Sudkuste des Schwarzen Meeres und grosse Teile Anatoliens umfasste Der militarische Befehlshaber des Gebietes war der Dux Ponti et Armeniae Die dioecesis war in folgende provinciae gegliedert Bithynia Paphlagonia spater geteilt in Paphlagonia und Honorias Diospontus spater Helenopontus Hauptort Amaseia Cappadocia spater geteilt in Cappadocia I und Cappadocia II Pontus Polemoniacus Hauptort Neokaisareia Armenia minor spater geteilt in Armenia I und Armenia II Galatia spater aufgeteilt in Galatia und Galatia salutaria Pisidia spater aufgeteilt in Pisidia und LycaoniaIm 7 Jahrhundert wurde die dioecesis aufgelost und das Gebiet auf die Themen Armeniakon und Opsikion aufgeteilt Kaiserreich Trapezunt Bearbeiten Hauptartikel Kaiserreich Trapezunt Nach der Eroberung von Konstantinopel im Vierten Kreuzzug im Jahr 1204 bildete sich in vormals byzantinischen Gebieten an der Sudkuste des Schwarzen Meeres als byzantinischer Nachfolgestaat das Kaiserreich Trapezunt das in seinen ersten Jahren von der georgischen Grenze bis nach Amastris reichte Die westlichen Gebietsteile gingen bald an das Kaiserreich Nikaia einen weiteren byzantinischen Nachfolgestaat das Gebiet um die Hafenstadt Sinope im mittleren Bereich an das Sultanat der Rum Seldschuken verloren Der nunmehr territorial von der byzantinischen Welt getrennte Ostteil geriet unter den politischen Einfluss des mongolischen IlKhanats und seiner im nordwestlichen Iran herrschenden Nachfolgestaaten Timuriden Qara Qoyunlu Aq Qoyunlu ihr Reich bluhte aber durch den Handel wirtschaftlich auf 1461 kapitulierte der letzte Herrscher vor dem osmanischen Sultan Mehmed II und sein Reich wurde osmanische Provinz Pontos unter den Osmanen Bearbeiten nbsp Bevolkerungsanteile im Vilayet Trabzon 1914Die Schwarzmeerregion wurde zweimal von den Osmanen erobert zunachst im 14 Jahrhundert durch Sultan Bayezid I dann nach der Niederlage in der Schlacht bei Ankara 1402 gegen Timur und der zeitweisen Auflosung des Reichs 1402 1413 erneut sukzessive im Verlauf des 15 Jahrhunderts wobei turkische Kleinfurstentumer wie die Candarogullari und Genueser Kolonien in den Kustenstadten im osmanischen Reich aufgingen Den Schlusspunkt bildete die Annexion des Reichs von Trapezunt 1462 Die Gebiete gehorten nach der Wiedereroberung zum Eyalet Anadolu bis Anfang des 16 Jahrhunderts in den Gebieten ostlich des Kizilirmak das Eyalet Rum anfanglich mit dem Zentrum Amasya nach 1520 mit dem Zentrum Sivas 5 neu gegrundet wurde Nach der kurzlebigen 1515 1535 Existenz des Eyalets Erzincan 6 bildete sich nach mehreren nur unvollkommen datierbaren Wechseln im Osten des Pontosgebiets folgende Verwaltungsstruktur heraus Der Osten des Kustengebiets vom Westen mit Ordu und Giresun bis hin nach Batum im Osten bildete das Eyalet Trabzon Das Binnenland mit Bayburt und Sebinkarahisar gehorte zum Eyalet Erzurum Gumushane allerdings zum Eyalet Trabzon Der Westen des ostpontischen Bereichs ostlich des Kizilirmak mit Samsun Corum Amasya Niksar und Tokat verblieb beim Eyalet Rum Der Sandschak Dschanik mit dem Hauptort Samsun oder zeitweilig Bafra wurde 1846 in das Eyalet Trabzon umgegliedert 7 Der westpontische Bereich verblieb beim Eyalet Anadolu bis dieses 1841 aufgelost wurde danach fiel das Gebiet an das neugegrundete Eyalet Kastamonu 8 Nach der Vilayetsreform ab 1846 lagen im Pontosgebiet folgende Provinzen Vilayet Kastamonu Vilayet TrabzonAnteil an der Region hatten ferner folgende Provinzen Vilayet Ankara Vilayet Sivas Vilayet ErzurumBis zum Ende des 19 Jahrhunderts war die Bevolkerung ganz uberwiegend moslemisch geworden lediglich um Trabzon hatte sich eine grossere griechisch orthodoxe Minderheit erhalten die allerdings wirtschaftlich bedeutend war Die Muslime waren zumeist Turken bis auf die Bergbevolkerung in Lazistan Republik Pontos Bearbeiten nbsp Alliierter Aufruf von 1917 an die Pontosgriechen sich gegen die Turken zu erheben Darauf eine Karte des Gebietes welches die geplante Republik Pontos darstellen sollte Hauptartikel Republik Pontos Wahrend des Ersten Weltkrieges hatten zeitweise russische Truppen unter dem Beifall des griechisch orthodoxen Bevolkerungsteils Trabzon und das ostpontische Gebiet besetzt Nach der Oktoberrevolution und dem Friedensvertrag von Brest Litowsk zogen sich die russischen Truppen zuruck und die Osmanen ruckten wieder nach Die Russen hatten allerdings viele Waffen in dem Gebiet hinterlassen Nach dem Waffenstillstand von Moudros 1918 und der darin bestimmten Demobilisierung und Entwaffnung der osmanischen Armee und einer vorubergehenden alliierten Besetzung der Kustenregion regten sich Hoffnungen der nichtislamischen Minderheit auf Unabhangigkeit vom Osmanischen Reich In dieser Stimmung kam es im Mai 1919 zur Proklamation einer pontischen Republik Diese fand aber nicht die Unterstutzung der Alliierten die hier den Zugang eines armenischen Staates zum Meer planten wie es die im Gefolge des Vertrags von Sevres durch den US Prasidenten Woodrow Wilson verfugte Grenzziehung zeigte und wurde auch nicht weiter verfolgt Weil auch die vormalige jungturkische Regierung vor der Kapitulation Waffendepots angelegt hatte kam es zu kriegerischen Zusammenstossen der Bevolkerungsgruppen Im Turkischen Befreiungskrieg drohte nach Planungen und Suggestionen von griechischer Seite eine Landung von Seeseite mit Unterstutzung durch einen Aufstand der lokalen griechischen Bevolkerung Weil es an regularen turkischen Truppen fehlte einer solchen Bedrohung entgegenzutreten kam es zu einem blutigen und grausam gefuhrten Partisanenkrieg in dem die griechischen Freischarler nicht einmal mehr die eigene Bevolkerung schutzen konnten die in grossen Teilen massakriert und ins Landesinnere deportiert wurde Nach grossen Verlusten auch unter der Zivilbevolkerung wurden nach dem 1924 geschlossenen Vertrag von Lausanne und dem darin vereinbarten Bevolkerungsaustausch die Angehorigen der griechisch orthodoxen Minoritat nach Griechenland umgesiedelt Der Name Pontos wurde in der folgenden Zeit in der Turkei zum Unwort soweit nicht das antike Konigreich und die romische Provinz damit bezeichnet wird Das Gebiet entspricht der nunmehr als Karadeniz Bolgesi bezeichneten Region insbesondere deren mittlerem und ostlichem Teil Literatur BearbeitenAnthony Bryer Richard Winfield The Byzantine Monuments and Topography of the Pontos Dumbarton Oaks Washington D C 1985 Christian Marek Pontus et Bithynia Die romischen Provinzen im Norden Kleinasiens Philipp von Zabern Mainz 2003 Eckart Olshausen Pontos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XV Stuttgart 1978 Sp 396 442 Eckart Olshausen Johannes Niehoff Pontos 2 In Der Neue Pauly DNP Band 10 Metzler Stuttgart 2001 ISBN 3 476 01480 0 Sp 142 144 Leonhard Schmitz Pontus In William Smith Dictionary of Greek and Roman Geography London 1854 Karl Strobel Georgios Makris Bithynia et Pontus In Der Neue Pauly DNP Band 2 Metzler Stuttgart 1997 ISBN 3 476 01472 X Sp 698 702 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pontos Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Kappadokia ἡ perὶ tὸn Eὔ3einon Polybios Historiai 5 43 1 ἡ prὸs tῷ Pontῳ Kappadokia Strabon Geographika 12 1 4 3 2 Strabon Geographika 12 1 4 bzw 11 8 4 Xenophon Anabasis 5 6 15 Andreas Birken Die Provinzen des Osmanischen Reiches 1 Auflage Reichert Verlag Wiesbaden 1976 ISBN 978 3 920153 56 8 S 142 Andreas Birken Die Provinzen des Osmanischen Reiches 1 Auflage Reichert Verlag Wiesbaden 1976 ISBN 978 3 920153 56 8 S 146 Andreas Birken Die Provinzen des Osmanischen Reiches 1 Auflage Reichert Verlag Wiesbaden 1976 ISBN 978 3 920153 56 8 S 143 Andreas Birken Die Provinzen des Osmanischen Reiches 1 Auflage Reichert Verlag Wiesbaden 1976 ISBN 978 3 920153 56 8 Antike Landschaften in Kleinasien Aolien Bithynien Galatien Ionien Isaurien Kappadokien Karien Kilikien Kommagene Lydien Lykaonien Lykien Mysien Pamphylien Paphlagonien Phrygien Pisidien Pontos Troas Normdaten Geografikum GND 4103218 4 lobid OGND AKS VIAF 304911126 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pontos Region amp oldid 235783482