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Kolchis altgriechisch Kolxis latinisiert Colchis lasisch mingrelisch Kolcha georgisch კოლხეთი Kolcheti war eine antike Landschaft zwischen dem Kaukasus und der Ostkuste des Schwarzen Meeres Kaukasus Region 290 v Chr der Staat Kolchis in GrunEs ist auch die Bezeichnung fur ein antikes Konigreich das sein Zentrum in dieser Landschaft hatte Inhaltsverzeichnis 1 Mythologie 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Antike Berichte 2 2 1 Urartaer 2 2 2 Griechen 2 2 3 Herodot 2 2 4 Pindar 2 2 5 Hippokrates 2 3 Selbststandiges Konigreich und griechische Kolonisation 2 4 Teil von Pontos 2 5 Kolchis im romischen Machtbereich 3 Stamme der Kolcher 4 Wirtschaft 5 Kultur 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMythologie BearbeitenIn der Argonautensage war Kolchis die Heimat der Medea und das Ziel Iasons und der Argonauten auf der Suche nach dem Goldenen Vlies Nach der Sage wurden in Kolchis auf dem kirkaischen Feld die verstorbenen Manner in Stierfelle genaht und in Weiden aufgehangt Die Frauen wurden hingegen in der Erde bestattet Die Kolchis der Mythologie soll einen Garten mit Heil und Giftpflanzen gehabt haben Aietes der Konig von Kolchis der Vater der Medea soll ein Magier und Giftkundiger gewesen sein Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die fruchtbare Ebene sudlich des Kaukasus war fruh von Jagern und Sammlern bewohnt 1 Ostlich im nahen Gebirgsmassiv wurde bereits 6000 v Chr Kupfer abgebaut Der Fund von Traubenkernen zeugt vom Weinanbau um 5000 v Chr 2 Ostlich der eigentlichen Kolchis entwickelte sich die nach den Flussen benannte bronzezeitliche Kura Araxes Kultur des 3 Jahrtausends v Chr die Handelsbeziehungen bis nach Mesopotamien unterhielt 3 Archaologisch ist die Kolchiskultur der mittleren Bronzezeit 1700 600 v Chr seit dem 2 Viertel des 2 Jahrtausends v Chr in Westgeorgien nachzuweisen Die Kultur ist durch Blockbauarchitektur spezifische Keramik landwirtschaftliche Bronzegerate und Waffen gekennzeichnet Antike Berichte Bearbeiten Urartaer Bearbeiten Ein Land Qulḫa wurde in urartaischen Quellen im 8 7 Jahrhundert v Chr erwahnt Ob es mit der Kolchis identisch ist ist umstritten 4 Dieser Staat wurde vermutlich Ende des 8 Jahrhunderts von den Skythen und Kimmerern vernichtet Spater sollen kleinere Reiche dieser Volker dort entstanden sein Griechen Bearbeiten In das 8 7 Jh v Chr fallt auch die erste Erwahnung bei den Griechen und es taucht erstmals griechische Keramik auf Eumelos von Korinth nennt das Land Kolchida Auch Silbermunzen nach griechischen Vorbildern aber unbeschriftet wurden in Kolchis gepragt nbsp Hemidrachme aus Kolchis Stierkopf ca 500 300 v Chr gepragtHerodot Bearbeiten Nach Herodot Historien IV 37 leben die Perser bis zum Roten Meer uber ihnen nach Norden die Meder uber diesen die Saspiren und uber diesen die Kolcher Diese leben bis zum nordlichen Meer in das der Fluss Phasis mundet Die Kolcher sind agyptischer Herkunft Soldaten des sagenhaften agyptischen Herrschers Sesostris die dieser am Phasis zuruckliess oder die erschopft von den Feldzugen freiwillig zuruckblieben 5 Herodot kann dies aus eigener Anschauung bestatigen da die Kolcher eine schwarze Hautfarbe und krauses Haar haben und die Manner beschneiden 6 Weiterhin ahnelten Agypter und Kolcher sich in der Art in der sie Leinen herstellen auch Lebensweise und Sprache seien einander ahnlich 7 Es gibt freilich Autoren die bezweifeln dass Herodot jemals selbst das Schwarze Meer erreichte 8 Patrick T English 9 berichtet von Herodot dass in Sochumi Neger lebten die nach der lokalen Uberlieferung entweder durch eine georgische Prinzessin oder durch einen turkischen Gutsbesitzer als Sklaven hierher gebracht wurden Er halt sie fur die Nachkommen der alten schwarzen Kolcher 10 Herodot berichtet ferner 11 dass die Kolcher den Persern alle funf Jahre 100 Knaben und 100 Jungfrauen als Tribut bringen Pindar Bearbeiten Auch Pindar beschreibt die Kolcher als schwarzgesichtig 12 Da ihm der Nil und der Phasis als die Enden der Erde galten 13 war dies vielleicht auf die Nahe zur auf und untergehenden Sonne zuruckzufuhren 14 Hippokrates Bearbeiten In der hippokratischen Schrift Von Luft Wasser und Landschaft gibt es eine ausfuhrliche Beschreibung der Kolchis Danach ist die Gegend sumpfig feucht warm und bewaldet Der Fluss Phasis hat nur wenig Gefalle Zu allen Jahreszeiten fallt viel Regen Zwischen den Jahreszeiten gibt es wenig Temperaturunterschiede Das Land ist vor dem Nordwind geschutzt wenn er weht dann nur schwach und sanft Nur der warme Wind cenchron weht manchmal heftig Die Bewohner leben auf Pfahlbauten im Sumpf und benutzten Einbaume als wichtigstes Transportmittel Sie gehen nur selten zu Fuss weder in die Stadt noch auf den Markt sondern benutzen stattdessen die zahlreichen Kanale Sie trinken das stehende Wasser sowohl wenn es im Sommer warm und faulig ist als auch nach Regenfallen Alle Fruchte sind unbekommlich schwach und schlecht gewachsen weil das Land so wasserreich ist und wegen der haufigen Nebel werden sie nicht richtig reif Aus diesen Grunden der Autor glaubt dass die Umwelt den Korperbau der Einwohner bestimme sind die Phaselier gross und so fett dass man keine Gelenke oder Adern erkennen kann Sie haben eine gelbliche Hautfarbe als ob sie an Gelbsucht litten Von allen Menschen haben sie die rauesten Stimmen weil die Luft hier neblig und trub ist 15 Selbststandiges Konigreich und griechische Kolonisation Bearbeiten nbsp Griechische Kolonien am Schwarzen MeerAb dem 6 Jahrhundert v Chr war das Konigreich Kolchis als Sklavenhalterstaat am Schwarzen Meer nachweisbar Das Hauptgebiet des Konigreiches lag zwischen der Hafenstadt Sochumi im Norden und der Mundung des Coruh im Suden Die sudlich des Staates gelegenen Gebiete der Tibarener Mossynoikern Makronern Moschoi und Marern gehorten zwar zu einer persischen Satrapie konnten aber mehrfach die persische Herrschaft abschutteln 16 Im 7 Jahrhundert v Chr entstanden die ersten griechischen Kolonien so Phasis Dioskurias und Gyenos die wohl alle von Milet aus gegrundet wurden Spater kam Pityunt hinzu Die Kolonien nahmen jedoch keinen Einfluss auf die politische Entwicklung Kolchis entwickelte vermutlich schon fruh eine grosse Militarmacht da der Sklavenhandel bluhte und es sich lange Zeit seine Unabhangigkeit bewahren konnte 16 Nachdem Alexander der Grosse das Perserreich erobert hatte soll ein gewisser Ason aus Pontos ganz Georgien erobert haben auch Kolchis und seinen Nachbarstaat Iberien Nachdem Ason unter Fuhrung des Konigs Parnawas von Iberien vertrieben worden war fiel Kolchis in lose Abhangigkeit von dessen Reich und war somit der einzige Teil Georgiens der nun nicht zu Iberien gehorte Nach dem Tod von Parnawas Nachfolger Saurmag wurde Kolchis wieder unabhangig 17 In der Folgezeit kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der dem Staat grossen Reichtum bescherte 17 Im 2 Jahrhundert v Chr verlor es seine Selbststandigkeit an Pontos Teil von Pontos Bearbeiten Ab dem 2 Jahrhundert v Chr war Kolchis Teil des expandierenden Pontos Mithridates VI von Pontos liess Kolchis von seinem Bruder Mithridates Chrestos regieren der jedoch bald wegen des Verdachts auf Verrat hingerichtet wurde Wahrend des dritten Mithridatischen Kriegs wurde sein Sohn Machares Herrscher uber die Kolchis Als Pontos jedoch 66 v Chr nach drei Kriegen von Rom endgultig besiegt wurde geriet auch Kolchis in den romischen Machtbereich Kolchis im romischen Machtbereich Bearbeiten Gnaeus Pompeius Magnus ubergab nach seinem Sieg uber Pontos die Kolchis 65 v Chr Aristarchus zur Regentschaft Nach dem Fall Pompeius 47 v Chr versuchte Mithridates Sohn Pharnakes II einen Agyptenaufenthalt Caesars ausnutzend das Reich seines Vaters wiederzugewinnen und besetzte dabei u a auch Kolchis Bald wurde er aber von Caesar in der Schlacht bei Zela geschlagen Unter Polemon I gehorte Kolchis zum romischen Vasallenstaat des Bosporanischen Reiches Spater war die Kolchis ein eigenstandiger Vasall Roms Das Innere des Landes unterlag jedoch nur geringem romischen Einfluss Im 1 Jahrhundert n Chr wanderten aus dem Sudosten lasische Stamme in die Kolchis ein und vermischten sich mit der ansassigen Bevolkerung In der zweiten Halfte des Jahrhunderts zerfiel das Konigreich Kolchis in kleinere Reiche Im Suden das Reich der Heniocher und das der Makronern im Zentrum Lasika Lazika der Staat der Lasen und im Norden die Reiche der Abschiler und Abasgen Von diesen wurde Lasika bald das machtigste und entwickelte sich zum Nachfolgestaat von Kolchis Nachdem das Romische Reich und das Partherreich bis an die Grenzen von Kolchis herangewachsen waren wurden die Konflikte zwischen beiden Staaten auch oft in der Kolchis ausgetragen 18 Dort kam es in der ausgehenden Spatantike im 6 Jahrhundert n Chr immer wieder zu heftigen Kampfen zwischen dem Ostromischen Reich und den Sassaniden vor allem zwischen 541 und 562 Heute gehort die Region zu Georgien Stamme der Kolcher BearbeitenIn der Kolchis lebten unter anderem die Stamme der Machelones Heniocher Zydreta Lasen Apschiler Swanen Saniga Geloni Melanchtani Moschoi und Bruchi 19 Wirtschaft BearbeitenDie ersten griechischen Handelsniederlassungen an der Kuste entstanden im 7 Jahrhundert v Chr Sie verbanden Kolchis mit der antiken Welt insbesondere Griechenland und Kleinasien und fuhrten zu einer florierenden Wirtschaft Die griechischen Kolonien nahmen jedoch kaum politisch Einfluss sondern beschrankten sich auf den Handel Die wichtigsten Stadte waren Dioscurias Phasis und Gyenos Handelszentren im Landesinneren waren Dablagomi Wani und Kutaissi Der Handel wird auch durch zahlreiche Munzfunde belegt so fand man Munzen aus Samos und Sinope Es wurde auch eine eigene Munze die sogenannte Kolkhuri Tetri auf Veranlassung des Staates gepragt Diese war in den Handelszentren an der Kuste wie im Landesinneren weit verbreitet 16 und bis ins 2 Jahrhundert v Chr im Umlauf 20 Importiert wurden vor allem Luxuswaren darunter kostbares Geschirr Wein Spezereien und Schmuck Exportguter waren Holz Leinol Harz und Wachs Gold und Eisen sowie Fasane Pferde und Leinen 16 Die Kolchis war bekannt fur die dort gefertigte Leinwand 19 Auch soll in der Kolchis schon fruh Wein angebaut worden sein Zudem wurden Sklaven exportiert 16 Legendar war die antike Goldgewinnung von der schon die Argonautensage zu berichten weiss Tatsachlich wurde in den Flussen Swanetiens Gold wahrscheinlich mit Widderfellen gewaschen Insbesondere zur hellenistischen Zeit unter Konig Saulakis wurden grosse Mengen Gold in Swanetien abgebaut 17 50 km sudwestlich von Tiflis fanden Geologen der Ruhr Universitat Bochum im Jahre 2004 das bisher alteste Goldbergwerk der Welt beim Ortchen Sakridissi wo bereits 3000 v Chr Gold unter Tage gefordert wurde Die Siedlung fur 2000 3000 Menschen die sich um das Bergwerk gebildet hatte wird ebenfalls ausgegraben 21 Seit dem 19 Jahrhundert wurden zahlreiche Funde von goldenen Gegenstanden vor allem an der Kuste des Schwarzen Meeres gemacht die die hochstehende Metallkunst der Kolcher belegen Schlafenschmuck mit granulierten Goldperlen Diademe feinziselierte Anhanger in Gazellen oder Schildkrotenform sind heute im Georgischen Nationalmuseum in Tiflis zu bewundern Kultur BearbeitenDie Kultur der Kolchis entwickelte sich aus der bronzezeitlichen Kolchis Kultur uber die Kultur von Qulḫa Die Gebaude in den Stadten waren aus massivem Stein erbaut und mit Dachziegeln bedeckt 16 Siehe auch BearbeitenAiaia Lasen Geschichte Georgiens Hominine Fossilien von DmanisiLiteratur BearbeitenAna Chkonia u a Medeas Gold Neue Funde aus Georgien Altes Museum Berlin Tiflis 2007 Olaf Tarmas Auf den Spuren von Medeas Gold In Epoc Nr 3 Spektrum 2008 ISSN 1865 5718 S 58 ff Heinz Fahnrich Geschichte Georgiens von den Anfangen bis zur Mongolenherrschaft Shaker Aachen 1993 ISBN 3 86111 683 9 O Kimball Armayor Did Herodotus ever go to the Black Sea In Harvard Studies in Classical Philology Cambridge 82 1978 ISSN 0073 0688 S 45 62 O Kimball Armayor Sesostris and Herodotus autopsy of Thrace Colchis inland Asia Minor and the Levant In Harvard Studies in Classical Philology Cambridge 84 1980 ISSN 0073 0688 S 51 74 Gustav Breddin Bedenken gegen Herodot s asiatische Reise Magdeburg 1857 Patrick T English Cushites Colchians and Khazars In Journal of Near Eastern Studies 18 1959 1 S 49 53 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Colchis Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hominidenfund von Dmanisi David Lordkipanidze 2001 Epoc S 65 Epoc S 63f Kemalettin Koroglu The Northern Border of the Urartian Kingdom In Altan Cilingiroǧlu G Darbyshire H French Hrsg Anatolian Iron Ages 5 Proceedings of the 5th Anatolian Iron Ages Colloquium Van 6 10 August 2001 British Institute of Archaeology at Ankara Monograph Bd 3 London Ankara 2005 99 ISBN 1 898249 15 6 Historien II 103 Historien II 104 Historien II 105 Gustav Breddin Bedenken gegen Herodot s asiatische Reise Magdeburg 1857 O Kimball Armayor Did Herodotus ever go to the Black Sea O Kimball Armayor Sesostris and Herodotus autopsy of Thrace Colchis inland Asia Minor and the Levant Patrick T English Cushites Colchians and Khazars Patrick T English Cushites Colchians and Khazars S 50 Historien III 97 Pindar Pythien 4 212 Pindar Pythien 4 45 Isthmien 2 41f O Kimball Armayor Did Herodotus ever go to the Black Sea S 60 Hippokrates On Airs Waters and Places 15 20ff a b c d e f Heinz Fahnrich Geschichte Georgiens von den Anfangen bis zur Mongolenherrschaft S 44ff a b c Heinz Fahnrich Geschichte Georgiens von den Anfangen bis zur Mongolenherrschaft S 48ff Heinz Fahnrich Geschichte Georgiens von den Anfangen bis zur Mongolenherrschaft S 74f a b Kolchis In Heinrich August Pierer Julius Lobe Hrsg Universal Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit 4 Auflage Band 9 Altenburg 1860 S 655 zeno org Heinz Fahnrich Geschichte Georgiens von den Anfangen bis zur Mongolenherrschaft S 58f Die alteste Goldgrube der Menschheit In Weltonline Wissen 10 September 2007 abgerufen am 2 Oktober 2009 42 266666666667 42 Koordinaten 42 16 N 42 0 O Normdaten Geografikum GND 4104455 1 lobid OGND AKS VIAF 234622396 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kolchis amp oldid 236279359