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Phryger ist die griechische Bezeichnung eines indogermanischen Volkes das spatestens im 8 Jahrhundert v Chr in Anatolien etwa im Zentrum Kleinasiens ein grosses Herrschaftsgebiet besessen hatte Die Hauptstadt des Volkes war Gordion am Sangarios dem heutigen Sakarya etwa 80 km westlich vom heutigen Ankara weitere urbane Zentren waren Midasstadt und Kelainai Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung der Phryger 1 1 Schriftquellen 1 2 Archaologische Erforschung 2 Phrygisches Grossreich 3 Zeit nach 675 v Chr 4 Phrygische Kultur 4 1 Architektur 4 2 Bestattungssitten 4 3 Keramik 4 4 Religion 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUrsprung der Phryger BearbeitenSchriftquellen Bearbeiten nbsp Mann in einem phrygischen Anzug aus der hellenistischen Epoche 3 1 Jh v Chr Fundort ZypernHomer erwahnt in der Ilias um 700 v Chr Phryger als Verbundete der Trojaner Sie lebten ihm zufolge zur Zeit des Trojanischen Kriegs ostlich vom Askania See bis zum Sangarios 1 In Zusammenhang mit der Fruhgeschichte der Phryger sind auch die Muski Muschki zu erwahnen die in den Annalen von Tukulti apil Esarra I ca 1114 1076 v Chr genannt werden Im ersten Jahr seiner Herrschaft kampfte er gegen Muski die unter dem Befehl von funf Konigen standen am oberen Euphrat Bogen Seinen Berichten nach hatten sich die Muski bereits funf Jahrzehnte zuvor in Ostanatolien niedergelassen Ob hier wie in knapp vier Jahrhunderte spateren Quellen s u die Muski mit den Phrygern gleichgesetzt werden konnen ist allerdings sehr strittig In diesem Fall hatten sich phrygische Elemente bereits im 12 Jahrhundert v Chr bis nach Ostanatolien ausgebreitet Die Ilias berichtet dass in Paphlagonien im nordlichen Anatolien nahe dem Schwarzen Meer der Herkunftsort der Enetoi gewesen sei 2 die spateren romischen Quellen zufolge von Antenor nach dem Trojanischen Krieg nach Norditalien gefuhrt wurden und dort der Legende nach die Stadt Padua gegrundet hatten 3 Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Mindestens zwei antike Quellen berichten dass die Phryger vor ihrer Auswanderung aus dem Balkan noch den Namen Bryger gehabt hatten Julius Pokorny etymologisiert dies urindogermanisch als aus den Bergen Hervorbrechende Phryger ware also nur die Grakisierung dieses Eigennamens Fakt ist dass es intensive ionisch thrakische Wechselwirkungen gab in deren Folge europaische Stamme nach Anatolien eingewandert aber auch umgekehrt anatolische Stamme nach Europa eingewandert sind Daraus eine phrygische Invasion herzuleiten ware aber hochgradig spekulativ denn fur rund 400 Jahre schweigen die Quellen Aus dem Gebiet der fruhen Daker stammen auch die Myser auch als Dako Myser in Dakien Rumanien bekannt Archaologische Erforschung Bearbeiten nbsp Phrygische Trachten in einer Illustration von 1894Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Bis vor wenigen Jahrzehnten fehlten Funde aus der Zeit vor 750 v Chr die eindeutig den Phrygern zuzuordnen sind vollig Die Fruhgeschichte dieses Volks lag im Dunkeln Mittlerweile zeichnet sich ein klareres Bild ab so ist Gordion wahrscheinlich bereits im 12 Jahrhundert v Chr nur kurz nach der Aufgabe der hethitisch gepragten Stadt wieder besiedelt worden Die Keramik der neuen Bewohner weist teilweise starke Ahnlichkeiten zur ungefahr gleichzeitigen Buckelkeramik aus Troja Schicht VIIb2 12 11 Jahrhundert v Chr auf Vergleichbare Keramik findet sich haufig im Gebiet von Thrakien Dakien der mittleren Donau und sogar bis nach Mitteleuropa zum Beispiel in der Lausitzer Kultur Da die Hethiter bereits Keramik mit der Topferscheibe herstellten ist der Ursprung dieser handgemachten Keramik vermutlich in Europa zu suchen Die Schicht Troja VIIb1 wird noch durch anatolische Keramik dominiert 4 Wegen ihrer Bestattungsweise in Hugelgrabern wurde als Urheimat der Phryger Thrakien angenommen und die Phryger wurden als thrakische Stamme angesehen Ein anderer Keramik Typus in Gordion aus jener Zeit gilt als Vorlaufer der sogenannten phrygischen polierten Keramik des 8 Jahrhunderts v Chr Ahnliche Befunde scheinen sich mittlerweile auch fur andere Orte Zentralanatoliens zu ergeben zum Beispiel Ḫattusa Kaman Kalehoyuk Damit ist durch Keramikfunde belegt dass sich im 12 Jahrhundert v Chr Menschen in Zentralanatolien vor allem auch in Gordion niederliessen die Keramik in nordwestanatolischer Gebiet von Troja Tradition anfertigten Im Laufe der nachsten Jahrhunderte entwickelte sich wohl auch durch Vermischung mit anatolischen Elementen das was als phrygische Kultur bezeichnet wird deren Trager spatestens im 8 Jahrhundert ein Grossreich beherrschten Die Neuankommlinge errichteten Grubenbauten sowie Gebaude in Fachwerkbauweise Diese ist fur die Architektur Gordions in spaterer Zeit charakteristisch Die eingetieften Bauten und die vergesellschaftete grobe Keramik lassen sich schwer zuordnen Moglicherweise stehen sie in altanatolischer Tradition Da in Gordion zu Beginn der Eisenzeit offenbar kulturell verschiedene Elemente siedelten wird angenommen dass die historisch fassbaren Phryger und deren Kultur aus einer Verschmelzung verschiedener Bevolkerungsgruppen hervorgegangen sind Phrygisches Grossreich BearbeitenNach griechischen und assyrischen Quellen muss das Phrygerreich in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts v Chr von grosser Bedeutung gewesen sein Legendar sind mehrere Konige mit den Namen Gordios und Midas in griechischen Schriften Der historische Midas von Phrygien ist aus griechischen Quellen gut bekannt Er heiratete eine Griechin und spendete in Delphi einen kostbaren Thron In assyrischen Annalen taucht erstmals 738 v Chr ein gewisser Mita von Muschki auf Eine Gleichsetzung mit Midas von Phrygien wird im Gegensatz zu den Muski zur Zeit Tukulti apil Esarra I siehe oben allgemein akzeptiert In den Annalen Sarru kins II ca 722 705 ist Mita an verschiedenen Stellen erwahnt Zwar wurde er letztlich tributpflichtig bemerkenswert ist jedoch die Tatsache dass das Phrygerreich sowohl geographisch Ostanatolien in den Blickpunkt der Assyrer geriet als auch dass Mita als bedeutender Herrscher und Taktierer galt Man kann daher berechtigterweise von einem phrygischen Grossreich sprechen Gegen Ende des 8 Jahrhunderts fielen die Kimmerer aus dem nordostlichen Schwarzmeergebiet uber den Kaukasus in Kleinasien ein Zunachst bedrangten sie das Urartaische Reich Dann wandten sie sich gen Westen und griffen das Phrygerreich an 696 oder 675 674 neuerdings wird in der Forschung das letztere Datum favorisiert fiel Gordion Midas starb dabei den Freitod der Uberlieferung nach durch Trinken von Stierblut Das Ende des Phrygischen Grossreichs war besiegelt Zeit nach 675 v Chr Bearbeiten nbsp Relief in MidasstadtNach der Eroberung Gordions existierten sehr wahrscheinlich phrygische Furstentumer Indizien dafur sind zahlreiche phrygische Monumente Felsenreliefs und Heiligtumer aus dem 7 6 Jahrhundert v Chr Beeindruckende Zeugnisse finden sich u a in Midasstadt in der westanatolischen Hochebene Auch die phrygische Kunst lebt ohne erkennbaren Bruch weiter Uber die damaligen machtpolitischen Verhaltnisse in Kleinasien sind wir ausgesprochen schlecht informiert Die Kimmerer waren zwar bis Ende des 7 Jahrhunderts in Kleinasien haben aber vermutlich keinen zusammenhangenden Staat gebildet Ab der zweiten Halfte des siebten Jahrhunderts begann das Reich der Lyder zu expandieren Ob die phrygischen Staaten dabei unter lydische Vorherrschaft kamen oder teilweise autonom blieben ist nicht klar 585 v Chr fiel das ganze Gebiet ostlich des Halys an die Meder und 546 v Chr wurde ganz Phrygien von den Persern erobert was aber nicht das Ende der phrygischen Kultur bedeutet Die phrygische Sprache lasst sich noch bis ins 5 nachchristliche Jahrhundert nachweisen Phrygische Kultur BearbeitenArchitektur Bearbeiten nbsp Terrakottaplatten von PazarliDie teils mehrstockigen Gebaude des 8 7 Jh v Chr in der Oberstadt von Gordion waren zumeist in Megaron Form gebaut Charakteristisch ist eine Standerbauweise der Gebaude sowie der Stadtmauer die als phrygische Fachwerkbauweise bezeichnet wird Die Fassaden waren teilweise oder vollstandig mit bemalten Terrakottaplatten verkleidet von denen einige in Pazarli gefunden wurden und heute im Museum fur anatolische Zivilisationen ausgestellt sind Auffallend ist die haufige Darstellung von Satteldachkonstruktionen mit Firststandern bei phrygischen Felsheiligtumern und Kultnischen sie scheinen eine Besonderheit der phrygischen Haus oder Tempelbauten gewesen zu sein Bestattungssitten Bearbeiten nbsp Felskammergrab AslantasIn der Gegend um Gordion wurden Reste von Tumuli mit Holzgrabkammern gefunden die teils sehr reich ausgestattet waren Der bedeutendste Tumulus gilt als Midas Grab In ihm wurden sterbliche Reste eines 60 bis 70 jahrigen Mannes gefunden Es konnte sich tatsachlich um das Grab des bekanntesten Phrygers handeln Das spateste bautechnisch der phrygischen Tumulus Tradition zuzuweisende Grab fand sich bei Tatarli unweit von Kelainai Es war vollstandig bemalt und zeigt bereits deutliche persische Einflusse in der Ikonographie Viele Metallgegenstande aus den Grabern oft kostbar gearbeitet zeugen einerseits vom Reichtum der Phryger andererseits vom regen Handel mit den Metallzentren vor allem uber das Urartaische Reich In der Kunst entstand aus der Vermengung von urartaischen iranischen und hethitischen Einflussen ein eigener phrygischer Stil Imposant ist eine Reihe reich verzierter Felsendenkmaler siehe Arslankaya oder Maltas darunter auch Kammergraber Aslantas und Yilantas im sogenannten Phrygischen Tal nahe Midasstadt Keramik Bearbeiten Die bemalte Keramik zeigt deutlich griechische Einflusse Neben geometrischen Verzierungen waren Tiermotive sehr beliebt Die Phryger verwendeten in Inschriften ein Alphabet das sehr wahrscheinlich auf dem griechischen Alphabet aufgebaut ist Religion Bearbeiten In der Religion nahm Kybele eine herausragende Stellung ein Wichtigstes Kulturzentrum war Pessinus 130 km sudwestlich von Ankara mit dem Kybele Heiligtum Die Galater ubernahmen im 3 Jahrhundert v Chr die Verwaltung in Pessinus Uber Pergamon gelangte der Kybele Kult durch Uberbringung des schwarzen Meteoriten als Symbol siehe auch Steinkult der Gottin nach Rom Spater wurde Kybele als Magna Mater im Romischen Reich verehrt Manche sprechen von einem phrygischen Ursprung des Adonismythos Siehe auch BearbeitenPhrygische Sprache Phrygische Mutze Phrygischer Helm Phrygischer Modus Kirchentonart Phrygische ArbeitLiteratur BearbeitenEkrem Akurgal Phrygische Kunst Ankara Universitesi Dil ve Tarih Cografya Fakultesi yayimlari Nr 95 Arkeoloji enstitusu Nr 5 ZDB ID 1281508 1 Archaologisches Institut der Universitat Ankara Ankara 1955 Ekrem Akurgal Anadolu uygarliklari 3 Auflage NET Turistik Yayinlar Istanbul 1990 turkisch Dietrich Berndt Midasstadt in Phrygien Eine sagenumwobene Statte im anatolischen Hochland von Zabern Mainz 2002 ISBN 3 8053 2855 9 Claude Brixhe Le Phrygien In Francoise Bader Hrsg Langue Indo Europeennes CNRS editions Paris 1994 ISBN 2 271 05043 X S 165 178 Hans Dieter Kaspar Elke Kaspar Phrygien Ein sagenumwobenes Konigreich in Anatolien Ein Reisehandbuch Korient Verlag Kaspar Hausen 1990 ISBN 3 925696 07 5 Gustav Korte Alfred Korte Gordion Ergebnisse der Ausgrabung im Jahre 1900 Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Erganzungs Heft 5 ISSN 0342 3948 Reimer Berlin 1904 doi 10 11588 diglit 29677 Ellen L Kohler The Inhumations The Gordion Excavations Final Reports Band 2 The Lesser Phrygian Tumuli Teil 1 Museum of Archaeology and Anthropology Museum Monograph 88 University Museum of Archaeology and Anthropology Philadelphia PA 1995 ISBN 0 934718 39 3 Maximilian Rathel Midas und die Konige von Phrygien Untersuchungen zur Geschichte Phrygiens und seiner Herrscher vom 12 bis zum 6 Jahrhundert v Chr Quellen und Forschungen zur Antiken Welt Band 64 utzverlag Munchen 2019 ISBN 978 3 8316 4781 1 zugleich Dissertation Universitat Gottingen 2017 Latife Summerer Alexander von Kienlin Hrsg Tatarli Renklerin donusu The return of colours Ruckkehr der Farben T C Kultur ve Turizm Bakanligi u a Istanbul 2010 ISBN 978 975 08 1819 6 Rodney S Young Three Great Early Tumuli The Gordion Excavations Final Reports Band 1 Museum of Archaeology and Anthropology Museum Monograph 43 ZDB ID 846889 8 University Museum of Archaeology and Anthropology Philadelphia PA 1981 Fast jahrlich gibt es Kurzberichte uber die laufenden Ausgrabungen in Gordion im American Journal of Archaeology AJA ISSN 0002 9114 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Phrygia Album mit Bildern Videos und Audiodateien Eine gordische Affare In zenith Zeitschrift fur den Orient Juli 2010 zum Streit um phrygische Antiken in Deutschland Einzelnachweise Bearbeiten Homer Ilias 2 862 und 3 184 vgl Strabon Geographika 12 4 5 und 12 3 7 Homer Ilias 2 852 Titus Livius Ab urbe condita 1 1 1 3 Vergil Aeneis 1 242 249 Claudius Aelianus De natura animalium 14 8 Pavol Hnila Pottery of Troy VIIB Dissertation Universitat Tubingen 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phryger amp oldid 232312860