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Kelainai altgriechisch Kelainai war eine der bedeutendsten antiken Stadte Kleinasiens insbesondere in der Achamenidenzeit An den Quellen des Maander und am Kreuzungspunkt mehrerer wichtiger Strassen gelegen darunter der persischen Konigsstrasse war die phrygische Stadt vermutlich bereits in der Bronzezeit ein regionales Handelszentrum und entwickelte sich nachdem sie unter Antiochos I in Apameia umbenannt worden war bis in romische Zeit neben Ephesos zum grossten Markt Kleinasiens wie Strabon berichtete 1 In byzantinischer Zeit verlor die Stadt an Bedeutung wurde aber vermutlich nie ganz aufgegeben Die heutige Stadt Dinar uberbaut einen Teil des antiken Stadtgebietes archaologische Uberreste sind nur noch wenige zu sehen Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Topographie 2 Mythologie 3 Geschichte 3 1 Fruhgeschichte und Perserzeit 3 2 Hellenistische Zeit 3 3 Romische Zeit 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage und Topographie BearbeitenKelainai lag an den Quellen des Maander heute liegt an ihrer Stelle die Stadt Dinar Provinz Afyon Kelainai war wie heute Dinar ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Grenzgebiet zwischen Lydien und Phrygien und wird von vielen antiken Autoren erwahnt Die Heerzuge von Xerxes I dem jungeren Kyros 2 Alexander dem Grossen 3 sowie dem romischen Konsul Gnaeus Manlius Vulso 4 marschierten hier durch In Kelainai trafen vier wichtige Routen zusammen vermutlich passierte auch die persische Konigsstrasse die Stadt Die schilfreichen Maanderquellen bei Kelainai die durch den nahegelegenen See Aulotrene unterirdisch gespeist werden sind Hintergrund fur eine alte vielschichtige Mythenbildung Der alteste bronzezeitliche Siedlungskern lag auf dem heute weitgehend unbebauten Uclerce Tepe im Nordosten Dinars Von dort breitete sich das Stadtgebiet vermutlich bis in romische Zeit insbesondere nach Westen hin aus weitlaufige Nekropolen mit zum Teil beachtlich grossen Fels und Hugelgrabern geben einen Eindruck seiner ehemaligen Ausdehnung 5 Im Umland fanden sich verstreut weitere grosse Grabhugel die vermutlich im Zusammenhang mit der Stadt stehen Der bekannteste darunter ist der Tumulus von Tatarli Mythologie Bearbeiten nbsp Marsyas Darstellung vom Theater von PergeDie bekannteste Legende die mit Kelainai in Zusammenhang steht ist die des Wettbewerbs zwischen Apollon und Marsyas Marsyas findet sich haufig auf Munzpragungen der Stadt wiedergegeben Der Ort der Marter des Satyrs ist den alteren Uberlieferungen zufolge in Kelainai bei der Quelle des Flusses Marsyas Dieser entspringt nach einer Version dem geschundenen Korper des Marsyas nach einer anderen Version entsteht er durch die Tranen der Satyrn und Nymphen die Marsyas schreckliches Schicksal beweinen Eine weitere Version die von Plinius 6 berichtet und von Solinus 7 ubernommen wird lasst den Wettbewerb im Tal der Aulotrene stattfinden das etwa acht Kilometer von der Stadt entfernt liegt Ein weiterer Legendenkreis der in Kelainai angesiedelt ist steht mit einem anderen beruhmten Phrygier im Zusammenhang dem Konig Midas Mehrere Quellen 8 nennen Kelainai als die Hauptstadt seines Konigreichs und sagen dass Marsyas ursprunglich als Quelle des Midas bezeichnet wurde Sie entsprang auf Wunsch des phrygischen Konigs durch Dionysos Hilfe 9 Kallisthenes gab die zweifellos lokal tradierte Legende wieder nach der Zeus Idaios einen Abgrund in Kelainai sich offnen liess der mehrere Hauser mit ihren Bewohnern verschlang 10 Ein Orakel hatte Midas geweissagt dass sich der Abgrund erst wieder schliesse wenn er sein wertvollstes Gut hineinwerfe Schliesslich sturzte sich sein Sohn Anchurus reitend in den Schlund der sich daraufhin wieder schloss An seiner Stelle liess Midas einen goldenen Altar fur Zeus Idaios errichten Einem dritten in Kelainai Apameia angesiedelten Mythos entsprechend soll hier der Berg Ararat zu lokalisieren sein auf dem die Arche Noah nach der Sintflut aufgesetzt hat Diese Lokalisierung ist erstmals im Sibyllinischen Orakel 1 261 bezeugt und in der Folge bei Julius Africanus und anderen byzantinischen Autoren 11 Auf verschiedenen Munzen des 3 Jahrhunderts aus Apameia findet sich Noah mit seiner Arche abgebildet 12 Sie zeigen dass es sich vorwiegend um eine lokale Uberlieferung handelt die sicher mit der grossen judischen Gemeinde in Apameia in Zusammenhang steht Geschichte BearbeitenFruhgeschichte und Perserzeit Bearbeiten Aufgrund seiner hervorragenden geographischen Lage gehen die urbanen Wurzeln Kelainais bis in die Bronzezeit zuruck Im 6 Jahrhundert v Chr geriet die Stadt unter lydischen Einfluss und trat mit griechischen und ionischen Stadten in intensiven Handelskontakt In kurzer Zeit avancierte sie zu einem wichtigen Handelszentrum In der ersten literarischen Erwahnung der Stadt ist von dem in Kelainai ansassigen Lyder Pythios die Rede der an Reichtum nur vom Grosskonig Xerxes ubertroffen worden sein soll 13 Er hatte bereits an Dareios I den Vater des Xerxes kostbare Geschenke gesandt und es ist anzunehmen dass sich seine Familie bereits in vorachamenidischer Zeit in Kelainai niedergelassen hatte als die Stadt unter lydischer Herrschaft stand In achamenidischer Zeit wurde Kelainai zur persischen Konigsresidenz wohl der einzigen Kleinasiens Nach Xenophon 14 liess Xerxes unmittelbar nach seiner Niederlage bei Salamis 479 v Chr am Fuss der Oberstadt einen Palast bauen An den Quellen des Maander liess der jungere Kyros eine weitere Palastanlage errichten die von einem grossen paradeisos einem Jagdgarten voll mit Wildtieren umgeben war 15 In seiner Residenzstadt sammelte er im Jahr 401 v Chr seine Armee zum Schlag gegen seinen Bruder Artaxerxes II Die Armee vereinigte sich hier mit 10 000 Griechischen Soldnern die aus Sardeis kamen Anabasis Zug der Zehntausend Xenophon Sicher war Kelainai auch phrygischer Satrapensitz auch wenn hiervon keine Uberlieferungen bekannt sind 16 Bei Kelainai liess der Satrap Pharnabazos Alkibiades ermorden 404 v Chr wahrend dieser als Fluchtling in Phrygien weilte Alkibiades hatte sich nordlich von Kelainai in einem Ort namens Melissa niedergelassen wo auch sein bis in die Kaiserzeit verehrtes Grab errichtet war 17 Im Jahr 333 v Chr erreichte Alexander der Grosse mit seinen Armeen Kelainai und setzte Antigonos als Satrapen von Phrygien ein 18 Die Stadt war sodann seleukidisch Hellenistische Zeit Bearbeiten Antiochos I Soter 324 261 v Chr grundete spater die Stadt neu und gab ihr nach seiner Mutter den Namen Apameia 19 Nach Strabon 20 siedelte Antiochos Bewohner von Kelainai nach Apameia um dennoch wurde der Name Kelainai offenbar nicht ganz aufgegeben Dion Chrysostomos 35 halt z B seine Rede nicht in Apameia sondern in Kelainai Vermutlich wurde daher allenfalls im Rahmen einer Stadterweiterung der Siedlungsschwerpunkt nach Suden hin verschoben Wie Kelainai diente auch Apameia als Residenzstadt mit einer wichtigen seleukidischen Palastanlage Hier residierte Antiochos III zwischen 193 und 188 v Chr und hier wurde 188 v Chr der Friede zwischen der Romischen Republik und dem Seleukidenreich geschlossen 21 Apameia war danach Teil des pergamenischen Konigreichs und wurde im Jahr 133 v Chr zusammen mit den anderen pergamenischen Besitzungen romisch Im Jahr 129 v Chr wurde die Stadt an Mithridates V von Pontos abgetreten und nach dessen Tod 120 v Chr fur frei erklart Romische Zeit Bearbeiten Trotz der offensichtlichen romischen Prasenz in der Stadt wurde sie erst im Jahr 84 v Chr in die Provinz Asia aufgenommen Im Lauf der ersten Halfte des 1 Jahrhunderts v Chr wurde Apameia mehrmals der Provinz Kilikien zugeordnet und ging dann wieder an Asia zuruck Auch in romischer Zeit behielt die Stadt ihre wirtschaftliche Bedeutung und war nach Ephesos der grosste Marktort in Kleinasien 22 und der Hauptort eines Conventus 23 Haufige Darstellungen der Arche Noah auf den kaiserzeitlichen Pragungen der Stadt weisen auf einen betrachtlichen judischen Bevolkerungsanteil hin Erst in der byzantinischen Epoche ging die Bedeutung der Stadt deutlich zuruck wenngleich sie bis ins 9 Jahrhundert Bischofssitz blieb Noch heute besteht ein Titularbistum Apamea in Bithynia Literatur BearbeitenF V J Arundell Discoveries in Asia Minor London 1834 I S 172 227 K Belke N Mersich Phrygien und Pisidien Tabula Imperii Byzantini 7 Wien 1990 S 188 189 W H Bucler W M Calder Monuments and Documents from Phrygia and Caria MAMA VI London 1939 XIV XV 64 88 145 148 I A Carradice The Dinar Hoard of Persian Sigloi in Studies in Greek Numismatics in Memory of Martin Jessop Price hrsg von R Ashton S Hurter in Zusammenarbeit mit G Le Rider R Bland London 1998 S 65 81 pl 17 20 J Chamonard Ph E Legrand Inscriptions de Phrygie BCH 17 1893 S 241 293 Michel Christol Th Drew Bear Un castellum romain pres d Apamee de Phrygie TAM Erganzungsbd 12 Wien 1987 P Chuvin Mythographie et geographie dionysiaques recherches sur l œuvre de Nonnos de Panopolis Clermont Ferrand 1991 S 111 125 Th Corsten Th Drew Bear Sur deux inscriptions d Eumeneia et d Apameia en Phrygie EpAnat 20 1992 S 135 142 Th Drew Bear Nouvelles inscriptions de Phrygie Studia Amstelodamensia ad epigraphicam ius antiquum et papyrologicam pertinenta 16 Zutphen 1978 Th Drew Bear W Eck Kaiser Militar und Steinbruchinschriften aus Phrygien Chiron 6 1976 S 289 318 G Hirschfeld Kelainai Apameia Kibotos AbhBerlin 1875 S 1 26 D G Hogarth Notes upon a Visit to Celaenae Apamea JHS 9 1888 S 343 349 D Muller Topographischer Bildkommentar zu den Historien Herodots Kleinasien und angrenzende Gebiete mit Sudostthrakein und Zypern Tubingen 1997 s v Kelainai S 129 148 J Nolle Beitrage zur kleinasiatischen Munzkunde und Geschichte 4 5 Gephyra 3 2006 S 49 131 W M Ramsay The Historical Geography of Asia Minor London 1890 S 403 404 W M Ramsay Cities and Bishoprics of Phrygia being an essay of the local history of Phrygia from the earliest times to the Turkish conquest Band I Teil II West and West Central Phrygia Oxford 1897 S 396 483 S 667 676 R Syme Studies in Strabo Oxford 1995 S 335 339 A Topbas Un sarcophage d Apamee de Phrygie RA 1987 Nr 2 S 361 374 A Topbas Dinar Tiyatro kazisi Muze kurtarma kazilari sonuclari Ankara 1993 S 16 25 G Weber Dinair Gueikler Celenes Apamee Cibotos Besancon 1892 Monographisch Latife Summerer Askold Ivantchik Alexander von Kienlin Hrsg Kelainai Apameia Kibotos Developpement urbain dans le contexte anatolien Stadtentwicklung im anatolischen Kontext Actes du colloque international Kelainai I Ausonius Bordeaux 2011 Askold Ivantchik Latife Summerer Alexander von Kienlin Hrsg Kelainai Apameia Kibotos eine achamenidische hellenistische und romische Metropole Kelainai Apameia Kibotos une metropole achemenide hellenistique et romaine Kelainai II Ausonius Bordeaux 2016 Siehe auch BearbeitenApameia KibotosWeblinks BearbeitenKelainai ProjektEinzelnachweise Bearbeiten Strabon Geographie 12 8 15 Xenophon Anabasis 1 2 7 8 Arrian Anabasis 1 29 1 Quintus Curtius Rufus Historia Alexandri Magni 3 1 Titus Livius Ab urbe condita 38 13 https ausonius u bordeaux montaigne 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19 69 2 Plutarch Demetrios 6 5 Strabon Geographie 12 8 15 Livius Ab urbe condita 38 13 Strabon Geographie 12 8 15 Livius Ab urbe condita 35 15 37 44 38 15 Strabon Geographie 12 8 15 Plinius Naturalis historia 5 105 38 071666666667 30 165555555556 Koordinaten 38 4 N 30 10 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kelainai amp oldid 232852355